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Im Sarganserland stirbt sich's früher
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Sarganserland mit hoher Sterberate
Das Sarganserland weist eine sehr erhöhte Sterberate im Vergleich zum Schweizer Mittel auf. Besonders die Mortalitätsrate der Frauen in unserer Region gehört zu den höchsten der Schweiz.
Sarganserland * Eine Publikation in der aktuellen Ausgabe der Schweizerischen Medizinischen Wochenschrift (MW) vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Zürich befasste sich mit der Entwicklung der Mortalität (Sterblichkeit) in der Schweiz seit 1950. Die Verfasser dieser Publikation sind Dr. Matthias Bopp und Prof. Felix Gutzwiller. Sie stellten die Sterberaten der Jahre 1989 bis 1992 denen der Jahren 1949 bis 1952 gegenüber. Dabei berücksichtigten sie die 15 bis 79jährigen Frauen und Männer und verglichen diese in Altersgruppen, Regionen und mit dem Ausland.
St. Gallen top, Sarganserland flop
Eine Grafik über die Gesamtsterblichkeit in der Schweiz 89/92 gibt auch die Verhältnisse, resp. die Abweichung zum Schweizer Durschnitt, im Sarganserland wieder. Die Frauen des Sarganserlandes liegen mit mehr als 25 Prozent Differenz über dem Landesmittel. Im Sarganserland finden sich also die höchsten Sterberaten für 15 bis 79jährige Frauen in der Schweiz. Einzig in der Westschweiz fällt eine ähnlich gelagerte Region auf. Bemerkenswert ist, dass in unserem Kanton nur auch der Bezirk Werdenberg stark über dem Schweizer Mittel liegt, während die Region um und mit der St. Gallen sogar unterdurchschnittliche Werte aufweist.
Die Situation der Sarganserländer Männer ist weniger drastisch. Sie weichen zwar auch mit über 15 Prozent vom Landesmittel ab und gelten damit auch statisch als signifikant, d.h. als markanter Unterschied. Doch präsentiert sich hier das Werdenberg mit mehr als 25 Prozent Abweichung vom Landesmittel als eine der Regionen mit höchster Sterblichkeit. Auch bei den Männer sterben weniger Leute im Alter zwischen 15 und 79 Jahre in der Region um die Stadt St. Gallen.
Hochrisikozone: Sarganserland
Obschon die Publikation von einem Verschwinden des Peripherie-Zentrums-Gefälle berichtet, sprich auf dem Land (Peripherie) sterben mehr Leute als in der Stadt (Zentrum), kann sich dies für das Sarganserland und die Stadt St. Gallen gar nicht bestätigen. Bei einem weiteren Punkt weicht das Sarganserland auch von einem Schweizerischen Trend ab: Während in den 50er Jahren der relative arme Voralpengürtel, wozu auch das Sarganserland gehört, als Hochrisikozone für die Mortalität galt, so löste sich heute diese Hochrisikozone bis auf wenige Regionen auf. Das Sarganserland muss aber immer noch angesichts der hohen Sterberaten weiter als Hochrisikozone betrachtet werden. Das frühere Vorliegen einer ausgeprägten Hochrisikozone im Voralpengürtel ging auf die schlechte medizinische Versorgung zurück.
Einige interessante Punkte des Artikels sind weiter: Die Kindersterblichkeit (jünger als 15 Jahre) nahm von 49/52 zu 89/92 von 7.7 Prozent auf 1.3 Prozent ab, während die Alterssterblichkeit (älter als 80 Jahre) von 19.3 Prozent auf heutige 46.4 Prozent anstieg. Vergleicht man die 20 bis 29jährigen mit früher und heute, so sterben in unserer Zeit mehr Leute dieser Alterskategorie als früher. Bei den Altersgruppen 15-19 Jahre, 30-39 Jahre (mit Ausnahme von Zürich) und 40-49 Jahre kann dieser Trend - glücklicherweise - nicht bestätigt werden. Grund für die erhöhte Sterblichkeit in jungen Jahren sind vor allem Gewalteinwirkung und Unfälle (Suizid u.a.).
Je älter, desto besser
Im Vergleich zum Ausland weist die Schweiz immer noch eine hohe Sterberate bei den 15 bis 44jährigen auf. Das Wallis mit den höchsten Schweizerischen Sterberate bei den 15-24jährigen Männern übertrifft das österreichische Landesmittel um das 1.5fache, das schwedische um das 2.3fache und das japanische sogar um das 2.5fache. Jedoch je älter die Schweizer Bevölkerung wird, desto besser schneidet sie im Vergleich zum Ausland ab. Bei den 65-75jährigen Frauen liegen selbst die Landesteile mit den höchsten Sterberaten, also auch das Sarganserland, weit unter den Landesmitteln Österreichs und Deutschland.
-kü-
Text: Andreas Kühne, Albertstr. 3, 8005 Zürich, Tel./Fax: 271 24 63