Papi, 23.06.2008/19.11.2008 Betrachtet man das Ganze nun
aber einmal etwas anders, dann waren die Menschen wohl noch nie so
oberflächlich, egoistisch und bekloppt wie heute. Sicher, jeder kann schreiben
und lesen, war schon überall auf der Welt und hat schon mal was von Gentechnik,
Quantenmechanik und Atomphysik etc. gehört. Aber da fängt das Problem ja auch
schon an: man hat davon gehört, wissen tut man aber nicht wirklich was. Wo man
früher, viel über wenig gewusst hat, weiss man heute eher wenig über viel. Aber
es ist ja eigentlich auch nicht wirklich wichtig, etwas zu wissen, man muss
bloss gut im Präsentieren sein und die richtigen Designerklamotten dazu tragen,
diese Argumente erschlagen heute jeden noch so klugen Gegner. Nur der Schein ist
wichtig und will man ganz ehrlich sein, wen interessiert denn heute noch, was
sich hinter den Fassaden, Dingen und Menschen verbirgt? Die Dinge ändern sich eh
so schnell, dass es keinen Sinn macht, sich dafür zu interessieren. Man hat
überhaupt nicht mehr die Zeit dafür. Das Wissen, das man sich mühsam aneignet
ist eigentlich schon wieder veraltet, bevor man es irgendwo sinnvoll anwenden
kann. Interessant sind dementsprechend auch nur die Informationen, die einem
einen entscheidenen Vorteil gegenüber den Mitmenschen versprechen oder die die
menschliche Sensationsgier befriedigen. Und sollte man es dann auch mit allen
Informationen, Vorteilen und Aktivitäten nicht schaffen, seine individuellen
Ziele zu erfüllen und will man mit jemandem so gar nicht auf den gleichen Nenner
kommen, kann man ihn ja immer noch verklagen. Sollte auch das das Problem noch
nicht lösen, so kann man es noch immer in einer dieser Nachmittagsshows
endgültig ausdiskutieren. Ich denke, ich kann hier ruhig aussprechen, dass ich
diese Shows für den wahren Höhepunkt unserer Zivilisation halte. Während die
früheren ach so primitiven Zivilisationen ihre Zeit mit Bauwerken, Kunstwerken,
literarischen Meisterwerken und grossen Erfindungen vertrödelt haben, war es uns
möglich uns derat weiter zu entwickeln, dass wir über das frustrierte
Sexualleben unseres Goldhamsters vor einem Millionpublikum diskutieren können.
Zu welchem anderen Zeitpunkt in unserer Geschichte war das möglich?
Der Start ins neue Jahrtausend
kann durchaus einen grossen Boom bringen. Z.B. im Büchermarkt. Die
Untergangspropheten deuten die Prophezeiungen von Nostradamus neu und bringen
überarbeitete Neuauflagen ihrer Bücher heraus. Wahrscheinlich wird die Bücher
jetzt aber niemand mehr lesen wollen. Es wird bestimmt auch viele tragische
Schicksale geben. Man denke da nur an die EDV-Leute, die nach den monatelangen
Verhütungsarbeiten nun plötzlich wieder etwas Produktives arbeiten sollen, das
ist eine brutale Umstellung, viele werden nicht mehr wissen, wie sie mit dieser
Situation umgehen sollen und werden sich aus Verzweiflung in den wüsten Sumpf
der Kaffeesucht stürzen. Ja und was ist denn überhaupt mit den Menschen, die der
Welt endgültig Adieu gesagt und sich mit tausenden Tüten Astronauten-Nahrung und
Taschenlampen-Batterien in ihren Privat-Bunkern eingeschlossen haben? In zwei
drei Jahren werden diese Batterien auslaufen, stellt Euch mal vor, was das für
ein ätzender qualvoller Tod ist. Oder was ist mit den Börsenfreaks die ihr
ganzes Geld in Firmen für Survival-Ausrüstungen, Bunkeranlagen und Jod-Tabletten
gesteckt haben? Ein totaler Flop.
Naja, aber wie auch immer, ich
glaube jedenfalls, dass dieser "Neubeginn", dieses neue, junge Millenium die
Menschen schon bewegen wird, es ist psychologisch extrem wichtig. Eine Last ist
weggefallen, das kann ein grosses Gefühl der Befreiung bedeuten. Bei vielen
Menschen wird sich so eine Art Aufbruchstimmung und die Lust auf Neues
einstellen. Zugleich ist nun aber auch etwas weggefallen, auf das wir
zugearbeitet haben, eine Hürde, ein Checkpoint, wenn man so will. Und das
bedeutet, dass wir uns etwas Neues suchen müssen, etwas das verheissungsvoll am
Horizont steht, etwas auf das wir in langsamen Schritten zu gehen und
hinarbeiten können. Etwas damit wir täglich vor uns hinjammern können "Ach wenn
ich nur diesen .... schon durch hätte, dann wird alles anders ...". Ich denke,
das Finden eines solchen neuen leuchtenden Zieles ist jetzt etwas vom
Wichtigsten. Wenn der Weg das Ziel ist, dann haben wir ein Etappenziel erreicht.
Viele Menschen glauben
Einsamkeit sei lediglich die physische Abwesenheit von Menschen, dies mag
vielleicht ein Aspekt davon sein, ist aber sicher nicht die Hauptsache. Wahre
Einsamkeit findet im Kopf statt. Ob ich gleichzeitig mit hundert Menschen in
einem Raum bin spielt dabei überhaupt keine Rolle. Im Gegenteil,
Menschenaufläufe können dieses Gefühl noch zusätzlich verstärken. Ich denke, ein
Mensch, der über längere Zeit von diesem wahren Gefühl der Einsamkeit in seinem
Kopf beherrscht wurde, kann niemals mehr der Gleiche sein, es ist als verlöre er
etwas, als würde ein Teil seiner Seele für immer zerstört und durch ein Gefühl
unendlicher Kälte und Leere ersetzt. Wer dieses Gefühl nicht kennt, kann das
nicht verstehen. Es ist dieses Gefühl der Kälte und Leere, das andere Menschen
unbewusst spüren und sie noch mehr auf Distanz zu Dir gehen lässt. Dir gibt es
gleichzeitig das Gefühl, dass Du anders als diese Menschen bist, keine
Gemeinsamkeiten hast und nirgends dazu gehörst. Es mag sein, dass man durch
Einsamkeit auch Dinge gewinnt und neue Aspekte von sich selbst entdeckt. Ich bin
mir jedenfalls nicht so schlüssig, ob ich die Einsamkeit von Herzen liebe oder
auf den Tod verabscheue und fürchte. Wahrscheinlich beides. Nennen wir es
einfach eine Hassliebe. Wenn ich allein bin, sehne ich mich nach Gemeinschaft
und wenn ich in Gesellschaft bin sehne ich mich nach Einsamkeit.
Sich einsam zu fühlen, heisst
einen Mangel zu verspüren, etwas zu vermissen, sich nach etwas zu sehnen, was
man zum Leben braucht aber unerreichbar und vielleicht undefinierbar scheint.
Die Frage ist worin dieser fehlende Teil besteht. Manchmal gelingt es, das Loch
für einen Weile zu stopfen, sei es durch Flucht in die Arbeit, in den Sport oder
durch eine sonstige Ersatzdroge aber das ist mehr Selbstbetrug als Heilung und
dementsprechend holt es Dich früher oder später wieder ein und bestraft Dich. Ob
diese Wunde in der Seele überhaupt heilbar ist, kann ich nicht sagen, doch falls
es so ist, kann es vermutlich nur durch die Gegenwart und Liebe eines Menschen
geschehen, der dieses Gefühl auch kennt oder aber Dir soviel von sich selbst
geben kann, dass Du Dich wieder komplett fühlst.
Ist es überhaupt heutzutage noch
möglich das Selbst als etwas Fixes zu sehen oder ist man wirklich, wie es mir
scheint, gezwungen für die unterschiedlichen Menschen, für die man arbeitet, mit
denen man arbeitet, mit denen man befreundet oder verwandt ist oder mit denen
man zusammenlebt jeweils eine eigene Maske zu erzeugen, quasi eine Rolle zu
spielen, um den Masstäben der anderen Personen gerecht zu werden und von ihnen
anerkannt zu werden?
Ein Mensch braucht wohl ein sehr
starkes Ego um in all seinen Lebenssituation sich selbst treu zu bleiben und
sich selbst zu sein, ohne eine Maske oder nennen wir es einfach eine Lüge
gegenüber der Aussenwelt aufzubauen. Der Versuch mit Masken zu leben, ist so
zermürbend. Es ist der Versuch, allen Menschen gleichzeitig alles recht zu
machen, allen Ansprüchen zu genügen, alle Erwartungen zu erfüllen, immer da zu
sein, wenn man gebraucht wird. Gleichzeitig niemandem zur Last zu fallen und
sofort vom Erdboden zu verschwinden, wenn man nicht mehr gebraucht wird. Unter
diesen Umständen gerät man wohl sehr leicht in den Wahn zu glauben, dass man
anderen gegenüber nur noch dann genügen kann, wenn man die positiven
Eigenschaften jedes Menschen ob tot oder lebend, ob real oder erfunden, in sich
vereinigt. Es bedeutet das zum Scheitern verurteilte Streben in unendlich viele
Richtungen. Als ob man einen Ballon aufbläst, wird das was alles zusammenhält
immer dünner und dünner. Ein Ballon explodiert irgendwann, aber was passiert mit
dem Menschen? Vermutlich führt es zum Verlust der eigenen Identität, zum Verlust
der eigenen Pläne und Träume. Und vermutlich am schlimmsten, es führt wohl dazu,
dass man den Glauben an sich selbst verliert, denn unendlich vielen Vorbildern
nachzueifern, unendlich vielen Ansprüchen genügen zu müssen und der Zwang
unendlich viele Sachen gleichzeitig können zu müssen und richtig machen zu
müssen, kann nur damit enden unendlich oft zu scheitern. Wie lange kann ein Ego
dies ertragen ohne zu zerbrechen?
Kann man aus solch einem Gebilde
wohl jemals entkommen und das eigene Selbst wieder entdecken, all das was die
eigene Persönlichkeit, so sie dann überhaupt einmal existierte, wiederfinden?
Der Versuch würde wohl bedeuten alles in seinem Leben abzubrechen, alle Masken
zu zerschlagen, viele Menschen zu enttäuschen. Auf die eine oder andere Weise
wegzugehen und niemals wieder zu kommen .....
Was sind Schwarze Löcher? Ein Schwarzes Loch ist eine astronomische Erscheinung. Ein Gebilde, dass dort
entsteht wo früher Licht und Leben war, die Masse eines lebenden Körpers bricht in sich zusammen, kollabiert
und reisst durch ihr unglaubliches Gewicht ein Loch in den uns bekannten Raum. Es bildet sich ein Loch,
dass eine so starke Anziehungskraft hat, dass es alles in sich hinein zieht, nicht einmal das Licht kann daraus
entkommen. Was immer hinein gerät wird zur Singularität zusammengepresst. Die Schwarzen Löcher begleiteten
mich bis weit in die letzten Jahre hinein, heute sind sie nicht mehr da oder
vielleicht wurde ich irgendwann auch ganz hinein gezogen und nehme sie darum
nicht mehr wahr. Heute bin ich einfach ausgebrannt, innerlich kalt, gleichgültig
und die meiste Zeit emotionslos. Ich nehme diese quälenden Emotionen nicht mehr
wahr, misstraue den Menschen, ihren Motivationen, mir und meinen Gefühlen. Ich
habe aus diesen Schwarzen Löchern aber diese eine wichtige Sache gelernt: Wenn
Deine eigenen Gedanken und Gefühle zu Deinem grössten Feind werden, dann ist
alles, was Dir andere Menschen antun könnten unbedeutend und lächerlich, nichts
ist stärker als die Dinge in Deinem Kopf.
Was es mit den Hunden auf sich
hat? Winston Churchill wurde in seinem Leben von schweren Depressionen geplagt.
Er nannte sie die Schwarzen Hunde, die ihn bissen. Ich denke, ich weiss recht
genau, was er damit gemeint hatte .....
Eine Schwierigkeit sehe ich
darin, dass man als kleiner, unwichtiger, normaler Mensch heute um jeden Preis
seinen eigenen Styl kreieren und auffallen muss, koste es was es wolle. Man muss
sich aus der breiten Masse hervorheben. Diesem wirren Zwang nicht zu folgen
bedeutet langweilig, ja wie von einer furchtbaren Krankheit behaftet zu sein.
Man wird aus einer Gemeinschaft ausgestossen, die alles andere, aber keine
Gemeinschaft ist. Ist das nicht krank?
Manchmal gehe ich so durch die
Strassen und schaue mir die Menschen an. Ich betrachte ihre Kleidung, ihren
Schmuck oder ihre Frisur und überlege mir, wie die Menschen noch vor 10 Jahren
auf gewisse Personen reagiert hätten. Nach manchen von ihnen hätte man sich wohl
umgedreht, man hätte über sie diskutiert oder ihnen vielleicht Beschimpfungen
hinterher gerufen, man hätte sie ausgegrenzt und als Sonderlinge und Aufwiegler
abgestempelt. Nicht so heute. Ein bunter Papagei mag wohl dort auffallen, wo
alle Vögel klein und unscheinbar sind, wo man ihn noch nie gesehen hat, aber
unter seinesgleichen ist er nur einer von vielen und genau so verhält es sich
jetzt mit den Paradiesvögeln unserer Welt. Der Zwang so speziell zu sein und
aufzufallen hat letzten Endes dazu geführt, dass sich nach den Geltungssüchtigen
keiner mehr den Kopf verdreht. Es ist nicht ganz ohne Ironie, dass der Wunsch
der Menschen mit ihrem Aussehen mit ihrer Art und ihren Taten zu shocken dazu
geführt hat, dass in den Strassen überhaupt nichts mehr zu shocken vermag. Um
besonders zu sein und aufzufallen, ist es fast nötig völlig grau und unscheinbar
zu sein. Ich hätte direkt Lust den Triumph der grauen Mäuse zu verkünden.
Vielleicht erweckt dies alles
jetzt den Eindruck, dass ich blinde Konformität für das richtige System halte.
Dies ist aber absolut nicht so, im Gegenteil, jeder Mensch soll unterschiedlich
sein und seine Wünsche und Träume ausleben und sich selbst verwirklichen. Was
ich für falsch und verlogen halte ist die Art und Weise, wie dieser
Persönlichkeitswahn dem einzelnen Menschen aufgezwungen wird, sei es durch
Schule, Kollegenkreis und vorallem durch die Medien. Glaubt man diesen
oberflächlichen Dauersuggestionen, dann reicht es schon Markenjeans zu tragen,
mindestens eine Trendsportart auszuüben und ganz wichtig den gerade gültigen
Idealbildern der Modebranche zu entsprechen um speziell, erfolgreich und hip zu
sein. Was für ein Schwachsinn! Ich nenne diese Art von Speziell-Sein die
"Konformität der Idioten". Es hat nichts mit Individualität und
Selbstverwirklichung zu tun, bestenfalls könnte man es eine Überlebenstaktik
nennen. Nur ein Idiot glaubt, er sei etwas Spezielles, wenn er sich dem Diktat
und den Suggestionen der Konsumgesellschaft beugt und sein Äusseres zufällig
gerade dem entspricht, was als Schön gilt. Die meisten, die sich grosskotzig
etwas auf sich einbilden verdanken ihr Selbstvertrauen weniger ihren Leistungen
oder ihren inneren Werten als vielmehr dem, was ihnen von aussen vorgegaukelt
wird, sie verlangen Respekt und Anerkennung, ohne sie zu verdienen. Das ganze
Leben, die ganze Gesellschaft, ja die ganze Welt mit ihren Werten ist nichts
anderes als ein böser, endloser Alptraum, eine billige Parodie ihrer selbst.
Vielleicht gibt es darum auch immer mehr unzufriedene Menschen, Menschen die
einfach durchdrehen oder gewalttätig werden. Weil die Menschen unbewusst spüren,
dass nicht mehr sie die Kontrolle haben, dass nicht mehr sie ihr Leben selbst
bestimmen, sondern ihr ganzes Leben ein einziger Betrug ist, ihre Träume, Werte,
ihre Vorstellungen, ihre Bedürfnisse und ihr ganzes Bild von sich selbst nur
Teil eine Fassade sind, eine Lüge, die ihnen von anderen vorgegaukelt und
suggeriert wird und nichts mit dem zu tun hat, wonach ihr Inneres verlangt oder
was ihrer Natur entspricht
Ein anderes Problem der oben
erwähnten "Zeitenverschmelzung" sehe ich darin, dass es sehr schwer wird die
Entwicklung der Menschen nachzuvollziehen. All die grossen Zeitepochen wurden
geprägt von ganz speziellen Einstellungen der Menschen, speziellen Stimmungen,
Kleidungen und Künsten, wie z.B. die Gothik, der Barock oder die Romantik mit
ihrer speziellen Literatur und Musik. Diese Zeitalter lassen sich abgrenzen,
sind speziell und es wurden darin Werke geschaffen, die auf immer und ewig mit
ihren Epochen verbunden sind. Und was ist heute in dieser stimmungslosen, leeren
Zeit in der wir leben und die von manchen Menschen als die Spitze der
Entwicklung angesehen wird? Was werden wir den nächsten Jahrhunderten als
Mahnmal, als Geschenk oder als Erinnerung an unsere Zeit übergeben? Was werden
wir sagen, was speziell an unserer Zeit war? Nichts. Was heute geschaffen wird
hat bestenfalls die Identität des Künstlers. Vielleicht liegt da ein Teil des
Problemes. Wir schaffen die Dinge heute aus uns heraus, für uns und für unsere
Selbstverwirklichung, nicht mehr aus der Zeit heraus und für die Menschen
unserer und der kommenden Zeit. Ich empfinde diese Zeit als erschreckend
identitäts- und orientierungslos.
In einigen Jahren, wenn niemand
mehr unsere elektronischen Datenträger zu lesen vermag, unsere Drucksachen aus
modernem, Billigpapier verrotet sind, unsere kurzlebige Architektur zerfallen
und unsere bedeutungslosen Individualkunstwerke auf dem Müll gelandet sind, wird
man sich fragen, was in unserer Zeit passiert ist. Ein dunkler Fleck wird die
Geschichtscharts zieren und nichts als die stinkenden Sondermüll-Deponien und
die Überlieferungen unserer Zerstörungswut, unserer Brutalität und unseres
Hasses wird an unsere Zeit erinnern.
Ich frage mich, ob die fast
schon zwanghafte Zerschlagung der Werte und Tabus heute, die Aufhebung aller
Regeln zum Wohle und zum vermeintlichen Schutz des Einzelnen im Endeffekt nicht
wirklich zur Verarmung des einzelnen Menschen führt oder geführt hat. Im
Idealfall bringt uns diese Situation vielleicht dazu, dass wir aus der
Orientierungslosigkeit heraus wieder anfangen, eine gemeinsame Identität mit
anderen Menschen und unserer Zeit zu suchen. Wir sollten der Zeit wieder
erlauben linear zu laufen und die Zyklen der Erneuerung zulassen.
Die Kunst Illusionen zu
erschaffen und jemanden damit zu täuschen ist längst nicht mehr nur das Business
der Copperfields dieser Welt. Wer übertreibt nicht ein bisschen, wenn es darum
geht einen Job zu kriegen? Wer von uns dehnt nicht da und dort die Wirklichkeit,
um vor anderen ein bisschen besser dazustehen oder um jemandem zu imponieren.
Manche Menschen sind so begabt darin Illusionen aufzubauen und zu verwenden,
dass sie es nicht mal mehr bemerken und manche basieren selbst ihr ganzes Leben
auf Selbstbetrug. Aber was macht die Illusion zur Illusion und was die Wahrheit
zur Wahrheit? Kann eine Illusion nicht für uns die subjektive Wahrheit sein?
Manchmal fühle ich, dass all die Dinge, die ich erschaffe schlecht sind. Für
mich die subjektive Wahrheit und zugleich eine Täuschung derer, die mir sagen,
mein Werk sei gut. Doch wer ist im recht und wer wurde getäuscht? Kann es sein,
dass alle anderen recht haben und nur ich mich täusche oder habe ich recht und
meine Täuschung wurde bloss noch nicht entdeckt?
Manchmal dient die
Selbsttäuschung oder die subjektive Wahrheit wohl auch dem Selbstschutz. Wir
bauen uns eine Welt zusammen, die dem Bild entspricht, das wir von uns haben,
von uns haben wollen oder das uns von anderen eingeredet wird. Diese Welt mag
eine glückliche, erfolgreiche Welt sein, eine Welt voll Schönheit und Erfüllung.
Andere Menschen aber erschaffen sich auf dieselbe Weise eine Welt des Grauens,
sie nützen ihre Sinne, um etwas zu schaffen, was selbst der Hölle das Fürchten
lehren würde. Mit den Illusionen, die ihnen im langen Laufe des Lebens begegnen,
seien es die der Gesellschaft, die der Menschen um sie herum oder den Eigenen,
schmieden sie sich ein Gefängnis für ihre Seele, zu dem nur sie selbst den
Schlüssel haben.
Gibt es so etwas wie Wahrheit und Realität vielleicht am Ende gar nicht? Sind die Dinge,
die wir um uns herum wahrnehmen nicht einfach das, was uns unsere Sinne vorgaukeln, was
wir ihnen gestatten wahrzunehmen? Aber was würde das bedeuten? Hiesse es nicht, dass
alles möglich wäre, wenn es nur gelänge, die eigene
Wahrnehmung zu ändern? Welch ein Potential und welch unendliche Möglichkeiten lägen vor
uns ...
Für mich persönlich sind die
Wunschträume die Essenz des Lebens.
Manche Menschen sagen Träume
wären Schäume und Illusionen, sie wären nicht wahr und man würde das Leben
verschwenden ihnen hinter her zu jagen, stattdessen solle man lieber erwachsen
werden und sich auf die Realität besinnen. Ich glaube das stimmt so nicht, im
Gegenteil, ich vermute, dass es der Sinn des Lebens als solcher ist, seine
Wunschträume zu erkennen und für sie zu leben. Was bleibt schon von einem
Menschen, der all seine Träume verloren hat oder der sich ob der harten realen
Welt, den Sachzwängen und den gültigen Klischees nicht mehr erlaubt Träume zu
haben oder seine Träume als Kinderkram verleugnet, statt sie auszuleben? Nichts,
er ist tot. Vielleicht nicht im klinischen Sinne, aber innerlich. Dieser Mensch
ist wie ein Segelschiff auf hoher See, das seine Masten verloren hat. Nur noch
die Gezeiten treiben es in die eine oder andere Richtung, aber sein Antrieb ist
verloren, und es gibt kein erreichbares Ziel mehr. Es liegt kein Hafen mehr vor
ihm, nichts Neues, nichts Schönes, keine Erfahrungen mehr, nur noch die bange
Ungewissheit und Angst vor der Zukunft. Usere Träume sind ein wesentlicher
Bestandteil unserer Persönlichkeit, sie machen uns zu den einzigartigen
Individuen, die wir sind, sie sind die Motoren für unser Denken und Handeln.
Manche betrachten ihre Träume, als ihre innersten Geheimnisse, andere wenige
Menschen leben sie tagtäglich aus. So hat wohl jeder seine Art mit seinen
Träumen umzugehen, das ist ok. Ich schätze, man muss einen Menschen nicht nach
seinem Können, seinen Referenzen oder seiner Habe, sondern nach seinen Träumen
befragen, um wirklich etwas über diesen Menschen zu erfahren. Und ich glaube
schon gesehen zu haben, wie ich mit dieser Frage einem Menschen, ganz ein
bisschen näher gekommen bin und er seine Deckung, seine Maske und seinen
Schutzschild für einen kurzen Moment hat fallenlassen.
Man muss wohl zuerst entdecken, worin der eigene Wunschtraum besteht, wonach das eigene Innere strebt.
Man muss die Sprache seiner Seele entdecken und verstehen lernen. Es gibt bestimmt Menschen, die
damit kein Problem haben, ich aber finde es sehr schwer über all diese unendlich vielen äusseren
Einflüsse noch zu hören und zu verstehen, was mir meine innere Stimme sagt und zu unterscheiden,
was ich will und was mir aufgezwängt wird. Wie häufig passiert es, dass wir hinter etwas
herjagen, nicht weil wir es wirklich wollen, sondern bloss, weil "man" es haben muss, weil es zum
guten Ton gehört, weil es cool ist, irgend eine Sache zu haben oder eine bestimmte Tätigkeit auszuüben.
Es sind Scheinträume, die uns von aussen eingetrichtert werden. Ich glaube nicht, dass dies die Träume
sind, die unsere innere Sehnsucht befriedigen und uns das Gefühl
geben ein Ziel erreicht zu haben. Unsere inneren Träume sind anders, sie schreien nicht laut, sie
drängen sich nicht auf, sie sind beharrlich und reifen über die Zeit, wir verstehen nicht unbedingt
auf Anhieb worin diese Träume bestehen und wo sie mit uns hin wollen. Sie sind wie sanfte Wellen,
die uns unbemerkt in eine bestimmte Richtung treiben. Eine der wundersamsten Facetten eines
Wunschtraumes ist doch die, dass sich der Traum nicht erfüllen muss, um unsere Sehnsucht zu stillen,
nein der Weg zur Erfüllung ist das Höchste von so manchem Traum und schenkt uns mehr Befriedigung als
die Erfüllung selbst. Der Weg kann so schön sein, dass sich manche Menschen sogar
davor fürchten ihre Träume jemals zu verwirklichen. Unsere Träume können uns
erfüllen und trösten, ohne dass sie sich jemals erfüllen müssen. Wir können uns
in sie hineinflüchten, wenn es uns schlecht geht. Sie sind unser Ansporn
weiterzumachen, wenn wir alles um uns herum so satt haben. Träume helfen uns in
die Zukunft zu blicken, ohne zu verzweifeln, denn so lange wir unsere Träume
haben, gibt es einen Grund zu leben und wir wissen, dass es in der Welt, die vor
uns liegt einen Lichtblick geben wird. Die meiste Zeit lebe ich mit der
Überzeugung, meine Welt sei ein bisschen zu dunkel geraten, ein bisschen zu
kalt, ja und manchmal glaube ich sogar, dass sie nicht nur zu klein ist, sondern
darüberhinaus auch noch ständig am schrumpfen ist und mir die Luft ausgeht. Es
wäre natürlich ziemlich vermessen anzunehmen, dass Eure Welten auch klein,
dunkel und kalt sind. Aber genauso wenig, wie ich Eure Welten erfassen und
erleben kann, genauso wenig könnt Ihr meine Welt jemals wirklich beurteilen oder
die Topographie meiner Welt vollständig ergründen.
Vermutlich finden sich in vielen
Welten unterschiedlichste, einzigartige Geländeformen, natürliche Erscheinungen
und Bauwerke. Traumhafte Strände, grüne Wälder, aufregende Landschaften ebenso
wie monotone Einöden, tiefe Abgründe, unüberwindliche Mauern, seien sie selbst
gebaut oder Hinterlassenschaften, einige dunkle Grabstätten und wer weiss
vielleicht ein paar garstig giftige Müllhalden. Und in jeder Welt herrschen wohl
obendrein auch noch unterschiedliche Wetterverhältnisse. Jede Welt folgt ihren
eigenen sinnvollen oder absurden Regeln, Gesetzen, Gesetzmässigkeiten, obliegt
ihren verschiedenen Zwängen und Auflagen. Wir können darauf nicht immer den
Einfluss nehmen, den wir uns wünschen und nicht immer die Kontrolle ausüben, die
wir gerne hätten und wenn ein Mensch in unserer Umgebung etwas tut, was uns so
völlig unlogisch, so gänzlich unmöglich, unverständlich und schrecklich
erscheint, dann ist es durchaus möglich, dass er einem Zwang, einem Gesetz oder etwas folgt, was in seiner Welt das einzig Logische und das perfekt Normale zu
tun erscheint. Manchmal überfordert uns unsere Welt einfach. Nicht jede Welt hat
die selben Vorzüge und Voraussetzungen und nicht jeder Mensch wünscht sich
wirklich diese seine Welt. Nicht für den jeden ist diese Welt ein Geschenk,
mancher Mensch wünscht sich er könnte dieses Geschenk zurück an den Absender
schicken.
Manchmal geschieht es auch, dass
Welten erobert werden, kollidieren oder verschmelzen. Es mag nach Aussen den
Anschein haben, als ob die Welten zweier Menschen eins werden, doch ich glaube,
dass im Innersten jedes Menschen die Merkmale der eigenen Welt für immer
bestehen bleiben. Die schönsten und die schrecklichsten Plätze, die Verbindungen
dazwischen und wohl auch so der eine oder andere geheime Ort. Besonders die
Orte, mit denen man die innigsten und die schlimmsten Erinnerungen verbindet,
werden wohl zu den Knotenpunkten, zu den roten Kreuzchen auf der Karte eines
Menschen. Es sind die Punkte an denen man immer wieder vorbeikommt oder
vorbeigehen muss, jenachdem wie man es sieht. Es sind die vertrauten,
ausgebauten Wege oder die ausgelatschten Pfade auf denen wir uns am häufigsten
und am sichersten bewegen. So schwierig es ist, eine reale Stadt dem Erdboden
gleich zu machen und die Erinnerung daran für immer auszulöschen, so schwierig
ist es auch, diese roten Kreuzchen in einem Menschen auszulöschen. In meiner
Welt gibt es sehr viele langweilige Einöden, viele unsinnige Gesetze und
selbstgemachte Zwänge, die ich aber leider nicht zu ändern vermag. Es gibt auch
noch viele weisse Flecken, die mich aber entweder nicht interessieren, die ich
aus Angst nicht betrete oder deren Existenz ich schlicht vor mir selbst und
anderen verleugne. Es gibt da aber auch einige geheime Orte. Viele davon sind
selbst mir noch verborgen und sie zu ergründen ist mit einer der Hauptgründe,
warum es diese Page gibt. Andere Orte sind mir bekannt, aber ich erlaube
niemandem sie zu betreten. Ja, wie ich
des Nachts so im Bett lag überlegte ich mir, was es für einen Unterschied machen
würde. Und einmal mehr wie so viele male vorher und wie schon so verdammt lange
kam ich wieder zum Schluss, dass es gar keinen machen würde, nicht den
geringsten. Menschen vergessen so schnell. Nicht bewusst und nicht weil sie es
wollten, sondern einfach weil sie nicht anders können. Weil das Vergessen wohl
der kostenlose Schutzschild der Natur gegen den Wahnsinn ist. Der Strom der Welt
fliesst weiter und man tut gut daran einfach weiterzuschwimmen und sich auf die
Widrigkeiten und Stromstellen dessen zu konzentrieren, das vor einem liegt. Es scheint
mir, dass nur wenige Menschen um mich herum dieses Tun und diese Denkweise
wirklich begreifen können. Manche Besucher erzählen mir, dass sie das Applet auf
der Titelseite und die Fotos sehr hübsch finden und sagen kein Wort über die
Texte. Das ist ok. Dies sind wohl die flüchtigen Surfer, sie scheuen die langen
Texte, suchen nach Highlights wie Junkies nach Stoff und sie haben keinen Bezug
zu mir. Es hat für sie keine Bedeutung was hier steht, darum ist es mir egal ob
sie es lesen oder nicht. Die gleichen Aussagen kommen auch von Leuten, die
schlicht nicht an den Schattenseiten des seelischen Ichs interessiert sind, sie
kennen sie nicht oder nur blosse Fragmente davon. Sie stehen mit beiden Füssen
auf dem Boden von dem, was sie als Realtität verstehen und sind glücklich mit
dem was sie haben, mit dem was sie sind und mit dem was sie sein werden. Sie
glauben, das Leben sei ein Geschenk Gottes (was für ein Hohn ...). Sie
funktionieren im System der Natur innerhalb normaler Parameter, verrichten brav
ihren Dienst an der Evolution und sie suchen keine Antworten auf die Fragen, die
unbeantwortbar und verboten sind. Diese Menschen interessieren mich ihrerseits
eigentlich auch nicht. Wie soll man einem Strichmännchen erklären, dass es
mindestens noch eine dritte Dimension der Dinge gibt? Dann gibt es noch die
Leute, die mich zu kennen glauben, sie sagen mir ich solle doch auch mal was
Fröhliches schreiben und heitere Bilder posten. Diese Menschen haben nichts
verstanden, sie haben niemals den Horror ihrer eigenen Gegenwart gespürt und in
die eisige Kälte ihres eigenen Inneren gelauscht. Es mag seltsam anmuten, aber
ich höre ihr Unverständnis nicht nur aus ihren Worten heraus, es steht in ihren
Augen geschrieben. Es ist sinnlos ihnen mehr erklären zu wollen, wenn sie selbst
das Offensichtliche nicht zu erfassen vermögen.
Ich habe ein
paar interessante Gespräche mit Menschen geführt (nicht zuletzt dank dieser
Page), die vieles von dem hier verstanden haben, manches davon selbst
nachvollziehen können und ihrerseits noch ganz andere Dinge selbst erlebt haben.
Selbst diese Leute können nicht immer verstehen, warum ich meine persönlichen
Dinge ins Internet bringe. Fragen, Fragen, Fragen. Es scheint mir fast, als wäre
das Gefühl, sich ständig schlecht und traurig zu fühlen etwas Schändliches,
Sittenwidriges, Unmoralisches und ein Grund sich verstecken zu müssen, wie ein
Schwerverbrecher. Zugegeben, es ist vielleicht nicht der optimalste Weg zu einem
erfüllten Leben zu kommen, aber hey, ich hab mir das auch nicht ausgesucht und
ich hoffe das auch irgendwann loszuwerden, ok?! Doch was nun das Publizieren
meines "Jammertals und Refugiums der praktizierten
Selbstbemitleidung" betrifft, so kann ich das allenfalls auf diese Weise
etwas näher erklären: Diese Seite wiederspiegelt die Dinge, die ich fühle, die
ich denke und meine eigenen subjektiven Wahrnehmungen dieser Welt. Manchmal sind
es Momentaufnahmen meiner Gefühle, manchmal sind es tiefverwurzelte Gedanken.
Was für Dorian Gray sein Bildnis war, ist für mich ein wenig diese Seite. Gray
hat sein Bildnis vor den Menschen versteckt, weil es das Monster, sein wahres
ich, das aus ihm geworden war offenbarte, während er mit makellosem Antlitz und
reiner Weste durch das Leben ging und alle Menschen um sich herum täuschte.
Dieser Spiegel seiner selbst, der Ekel darvor und der Wahn ihn um jeden Preis
verstecken zu müssen führten ihn schliesslich in die Verzweiflung, in den
Wahnsinn und ins Verderben. Ich möchte die Menschen nicht täuschen, ich kann
mich selbst auch die meiste Zeit nicht ertragen, aber das Schreiben dieser Texte
hat mir geholfen, vieles in mir selbst zu klären und zu verstehen, vielleicht
sogar der Antwort einen Schritt näher zu kommen. Es hat mir aber auch geholfen,
von anderen Menschen zu erfahren, wie sie ihre Schatten und schwarzen Löcher
erlebt haben, bzw. noch erleben. Der unendlich starke Drang zu verstehen, die
Suche und das Bannen meiner Gedanken auf diese Seite hilft mir bei Verstand zu
bleiben und den Alltag zu bestehen. Was habe ich
davon mich mit diesen Dingen zu beschäftigen, ausser der Perspektive dass sobald
diese Dinge erledigt sind neue Pseudopflichten auf mich hereinstürzen und mich
begraben werden. Ich habe all die Dinge, die mit "Du müsstest" und "Du solltest"
anfangen soetwas von satt. Ist es wirklich das, was ich für mich selbst will?
Eigentlich dachte ich dieses Jahr würde einen Neuanfang symbolisieren aber jetzt
begreife ich, dass es für mich niemals wirkliche Neuanfänge gibt. Dieses Jahr
hat sich zu einer völligen Entäuschung auf der ganzen Linie entwickelt. Mein
Jahr ist bereits gänzlichst verplant und nichts aber auch nicht die kleinste
Kleinigkeit in diesem Kalender des Grauens kommt auch nur in die Nähe von etwas,
dass sich mit den Bezeichnungen toll oder lustig assoziieren liesse, nichts aus
dem man irgendwie Kraft oder Motivation schöpfen könnte. Alles was ich gern
getan hätte kann ich schlicht und einfach und aus den verschiedensten Gründen
vergessen. Ich hasse dieses Jahr. Es ist als würde man von einer Klippe
gestossen, alle zehn Meter auf einem Vorsprung aufschlagen und sich einige
weitere Knochen brechen. Das Beste wäre noch, wenn es möglichst schnell zu Ende
wäre, aber das ist nicht, wie dieses Spiel funktioniert.
Liegt es
vielleicht daran, dass nicht ich die Kontrolle über mein Leben habe, dass all
meine "Highlights", von anderen Menschen oder dem System aufdiktiert werden? Ich
sehne mich nach dem Gefühl der Unbeschwertheit, nach innere Frieden und ich
wünschte, ich könnte all den Leuten, die mich nerven oder die mir Dinge
aufdrängen wollen in die Fresse schlagen. Ich brauche Perspektiven, Ziele und
vorallem Hoffnung, sonst geh ich ein. Ich kann ohne diese kleinen
Lächerlichkeiten nicht leben.
Wer sein
Leben selbst kontrolliert wird wohl sagen, dass es nunmal im Leben Dinge gibt,
die man tun muss, aber wenn ein Leben nur aus den Dingen besteht die man tun
muss um es jedermann recht zu machen, wo liegt dann noch der Reiz? Zuerst ein
bisschen Vorgeschichte: Mein Glauben hat sich "klassisch" entwickelt, d.h. ich
habe schon im Religionsunterricht für den armen Irren vor der Klasse nur Mitleid
empfunden, sein blödsinniges Geschwafel vom perfekten, alle liebenden, überall
presenten Gott hat mir niemals eingeleuchtet, es war für mich einfach
"unlogisch", stattdessen fand ich mich in der Wissenschaft in allem bestätigt.
Dort lagen die Enthüllungen, die Erkenntnisse, die Beweise, alles machte Sinn
und konnte belegt werden. Ja mein Glaube zu der Zeit war die Wissenschaft. Ich
habe tonnenweise Daten und Informationen absorbiert, ich war stets fasziniert
von der Vergangenheit und von der Zukunft, die Bücher über Geschichte und
Zukunft wurden stapelweise verheizt. Aber mit dem Älterwerden und dem Studium
der übriggebliebenen Geheimnisse unserer Herkunft kam ich mit meinen Verständnis
an einen Punkt wo ich mir sagte, wow da muss noch etwas anderes sein, irgendwas
Höheres, sonst läuft der Karren einfach nicht, ich fand das Sprichwort
bestätigt, dass da sagt: "Alles was wir wissen, basiert am Ende auf Dingen, die
wir nicht wissen". Also interessierte ich mich ein bisschen für die
Weltreligionen, denn nachdem sich schliesslich die Menschheit über Jahrhunderte
wegen dieser Themen hintersinnt hatte musst ja irgendwann was sinnvolles,
greifbares herausgekommen sein auf das man sich stützen kann. Ich hatte recht
schnell den Eindruck, dass Juden, Moslems und Christen eigentlich an exakt
dasselbe glauben, ausser dass die einen hier noch einen Propheten eingesetzt
haben, während die anderen dort noch einen Messias ins Rennen geschickt haben,
aber das sind in meinem Weltbild unrelevante Kleinlichkeiten, mit denen man
wirklich keine Zeit verschwenden sollte, basically glauben alle dasselbe und ich
scheine einer der wenigen zu sein, dem das bisher aufgefallen ist oder warum
würden sich sonst Menschen dieser Religionen gegenseitig hassen, bekämpfen und
alle paar Jährchen wieder einen neuen Krieg anzetteln? Ein ziemlich einfältiges
Verhalten, wenn man so drüber nachdenkt, was für Nasenbären! Eigentlich ein
Grund mehr keine dieser Glaubensrichtungen zu unterstützen, weil sie scheinbar
nur von intoleranten Fanatisten oder naiv-dümmlichen Schäfchen ausgeübt werden,
denen das Selberdenken von höchster Stelle verboten wurde.
Ein
weiterer Grund warum mir der alte Mann mit Bart seit meiner Hosenscheisser-Zeit
stets etwas suspekt war, lag eigentlich direkt in seinem Leitfaden. Ja die
Bibel. Ein wahrhaft grosses Buch, fantastisch und spannender als die meisten
Bücher auf dem Markt, gute Stories, viele Weisheiten und mit einem tiefen
Verständnis für die wichtigen Dinge im Leben der Menschen und doch es soll
angeblich von einem stets lieben, perfekten, fehlerlosen, alle Menschen
liebenden und alle Sünden verzeihenden Gott handeln. Hmmm, ich glaube wir haben
damit aber dasselbe Problem, wie es die meisten Menschen auch mit
IKEA-Bauanleitungen für Wandschränke haben, die vom schwedischen ins deutsche
übersetzt wurden. Man schaut sie an, man kennt die Buchstaben, erkennt gewisse
Worte und manchmal gibt auch die Reihenfolge der Worte einen Sinn und dennoch
ist man sich nie ganz sicher, was jetzt wirklich gemeint war, jeder versteht sie
anders und so verhält es sich auch mit dieser Bibel. Der Schunken ist zudem
voller Widersprüche und vom Sinnesgehalt der Urtexte dürfte aufgrund der vielen
Übersetzungen und Falschübersetzungen oder der zeitlich und kulturell
motivierten Interpretationen und falsch verstandenen Bedeutungen kaum mehr etwas
erhalten sein. Es sollen die Worte Gottes sein, aber trotzdem hat man ab und zu
mal das Gefühl, dass der Autor da und dort vielleicht mal ein paar eigene
Interessen eingepflegt hat. Naja aber
ehrlich gesagt, ich kann diesen Gott ja nicht wirklich gut kritisieren, denn
alles was so über ihn geredet wird kann auch wirklich ganz ganz anders gewesen
sein und getroffen habe ich ihn persönlich ja auch noch nicht. Aber, und das ist
mein Punkt, getroffen hat ihn wohl auch sonst niemand in jüngster Zeit und
vorallem nicht das schleimig oberfromme Gewürm, das auf dieser Welt
herumkriecht. Also wieso soll man dann irgendwem etwas glauben, der einem etwas
über diesen Gott und seine Heldentaten erzählen will? Selbst wenn sie 1000 Jahre
den Glauben studiert haben, ich werde nie von jemandem akzeptieren "Gott
sagt..." niemals. Es ist einfach nur dumm und es sollte als Blasphemie gelten,
denn ein Bild soll man sich nicht machen, aber jeder Dödel kann Gott beliebige
Worte in den Mund legen und sie herumdrehen, wie es ihm passt. Wenn das der
christliche Gedanke ist, dann nein danke. Ich sage, nur mein eigenes Bild zählt
und solange mich nicht irgendein Erzengel besucht, mir ein paar handfeste
Informationen liefert und mich auf einen Rundflug mitnimmt ist mein eigenes Bild
viel wichtiger und genauso richtig wie das von Leuten, die ihr Leben darauf
verschwenden, irgendeinen Sinn in den Interpretationen anderer weltlicher Leute
zu finden. Was ich also kann, ist die Leute kritisieren, die mir seit Anbeginn
meiner Existenz versuchen, dieses hirnrissige von Wiedersprüchen geprägte Bild
zu verkaufen, ja ein regelrechtes Angstbild wird einem da ja von frühster Jugend
an eingetrichtert "Wenn Du nicht lieb bist und nicht in die Kirche gehst, kommst
Du nicht in den Himmel", hey was soll das!? Die ganze Bibel ist vollgepeppt mit
"Du darfst nicht, Du sollst nicht, Du musst oder.." und anderen Drohungen, mal
ehrlich wen kann man heute noch mit Verboten beeindrucken? In die gleiche
Richtung geht die Sache mit dem jüngsten Gericht oder noch lustiger ist das mit
der Erbsünde. Ab dem Moment wo ich das erste Licht erblicke, bin ich schon an
allem Schuld. Helllllo!! Sind wir noch ganz dicht? Ich glaub die Leute die so
einen Schwachsinn verzapfen haben nicht mehr alle Zahnräder im Getriebe, was für
ein Stuss. Es lässt aber ganz klar das Muster erkennen mit dem die Verbreitung
des christlichen Glaubens vorangetrieben und gepusht wurde: "ANGST UND
SCHRECKEN", nichts anderes. Müsste man diesem Gott in einem Pantheon eine Rolle
zuweisen, so würde er der Gott der Verbotsschilder. Ein
weiteres Problem des christlichen Glaubens ist, dass er hoffnungslos veraltet
ist, die Dogmen auf denen er aufbaut sind älter als Methusalem, die Vertreter
auf Erden nimmt keiner mehr ernst (lebt der Papst eigentlich noch oder wird er
ferngesteuert?) und wo bleibt eigentlich die Fortsetzung der Bibel wie z.B.
"Bibel II" oder "Bibel - die Rückkehr" oder "Bibel - Die Rache von Moses"? Über
ein paar Jahre und Generationen hinweg war da ein Gott hyperaktiv, hat ein
Monopol aufgebaut, hat die ganze Welt verrückt gemacht, Leute durch die Wüste
gehetzt, Menschen zu Millionen vernichtet und dann ist plötzlich Sendepause?
Keine neuen coolen Stories mehr, niemand muss mehr irgendwelche Völker befreien
und keine Nachträge zur Bibel? Soviel besser ist unsere Welt auch nicht, man
könnte z.B. die Computerleute aus der Sklavenschaft der Manager befreien, das
würde bestimmt auch ein tolles Kapitel abgeben. Aber ehrlich, die Story mit Gott, so wie sie bei uns vermarktet wird tönt mehr wie die Story eines Produktes
das auf dem Markt voll ausgequetscht wurde und man dann kein Interesse oder
keine Notwendigkeit mehr sah noch was zu liefern oder als ob der Star im
Rampenlicht die Bühne verlassen hätte. So geht das aber nicht.
Doch
vielleicht sollten wir jetzt mal die Gläubigen der heutigen Zeit etwas näher
betrachten. Da gibt es die breite Masse, die sich nicht gross um den Glauben
schert, sie bezahlen grummelnd ihre Kirchensteuer an eine weltliche Institution,
damit sie irgendwann mal beerdigt werden und zur Sicherheit, falls es doch
irgendwo so eine Himmelstür geben sollte, wo man seine Zahlungsquittungen zum
Einlass vorweisen muss ("proof of purchase"). Aber prinzipiell glaube ich, dass
diese Leute nur noch aus Tradition, nicht mehr aus tiefverwurzeltem Glauben
dabei sind und sie keine schlauere Alternative sehen (Für mich ist eine
Glaubens-Institution, die nicht von den freiwilligen Gaben ihrer Anhänger
sondern von einer staatlich einkassierten Steuer lebt eine verlogene paradoxe
Institution, die ihre Daseinsberechtigung verwirkt hat.)
Dann gibts
scheinbar vorallem in den letzten Jahren wieder die eher stark gläubigen
Menschen, sie rennen wöchentlich in ihre Tempel, huldigen ihrem Gott, glauben
überall die Zeichen Gottes zu sehen. Sie tun so als wären sie die Hüter des
Wissens und die Funkempfänger Gottes. Sie predigen die Toleranz und die Liebe
den Mitmenschen gegenüber und haben eine fast schon widerlich lebensbejahende
Einstellung. Aber was fast all diesen Menschen, die mir persönlich bisher
begegnet sind, gleich ist und mich in völlige Rage versetzt, ist dass sie
regelrecht auf ihren Standpunkten sitzen und nicht stehen, will damit sagen, sie
haben über ihren blinden unantastbaren Glauben eine schier angsteinflössende
Intoleranz allem und jedem gegenüber, was irgendwelche kritische Fragen zu ihrem
Glauben stellt. Kaum stellt man eine solche Frage, gehen die Schutz-Schilde
rauf, wie bei einem roten Alarm auf der Enterprise, dann kommen nur noch
komische Gleichnisse und hinkende Ausreden, nichts mehr konkretes, keinerlei
sinnvolle Argumente, man hat das Gefühl sie hätten eine Gehirnwäsche
unterlaufen. Ich bin überzeugt dass diese Leute, all meine Kritiken weiter oben
mit irgendwelchen haarsträubenden kryptischen Ausreden wegwischen würden. Ich
kann das nicht leiden, wenn die Bibel mal das exakte Wort Gottes sein soll, dann
soll es eine historische Schilderung sein und plötzlich ist es wieder nur ein
Gleichnis, das man relativieren muss. Ich sehe das schlicht so: Wenn irgendwo
steht, jemand wird umgelegt, dann wird er umgelegt, es ist kein Gleichnis, kein
Bildnis und nichts im übertragen Sinn, so einfach und wenn Gott ganze Völker und
Städte vernichtet, ist alles was nachher noch mit Nächstenliebe und
Gerechtigkeit kommt einfach nur verlogen. Sehr erschreckend finde ich die
Haltung dieser obergläubigen Menschen aber vorallem darum, weil diese Leute
selbst nicht sehen wie intolerant sie sind. Ich schätze mal durch die gleiche
Einstellung sind im Mittelalter auch 9 Millionen Menschen irgendwelchen
haarsträubenden Hexenprozessen zum Opfer gefallen. Ganze Kulturen wurden durch
diese Ignoranz ausgelöscht. Alles im Namen Gottes. Das will man aber heute nicht
mehr wahrhaben, "ach das war die Kirche, diese böse Institution, das hat mit
unserem Gott und unserem Glauben üüüberhaupt nichts zu tun unser Gott ist soooo
doll lieb, knuddelt uns jeden Tag und ist immer für uns da..", schwafelschwafel,
blabberblubber, sülz ... das beweist eigentlich nur, dass diese Menschen nicht
verstanden haben, warum ihr Glaube heute existiert und auf welche Art und Weise
Wissen und Konzepte über die Generationen und Institutionen weitergereicht
werden, wie Zivilisationen entstehen, was sie zusammenkittet und wie sie wieder
untergehen, dazu muss man sich eben auch ein bisschen ein umfassenderes Weltbild
zulegen, als das was der Hohepriester im Tempel vor sich hin tröpfelt und seinen
Schäfchen einhämmert. Was wenn dieser Hohepriester mal einen schlechten Tag hat
und predigt seine Anhänger sollen Hexen suchen und sie auf dem Scheiterhaufen
verbrennen? Der Gedanke, dass eine Schar hirntoter Christenzombies auf die
Menschheit losstürzt macht mir sogar noch etwas mehr Angst als ein sechsjähriger
mit einer 44er Magnum, in dessen Kopf war nämlich zumindest noch eine eigene
Idee.
Das Konzept
des Christentums sieht ja vor, dass es eigentlich nur einen Gott gibt, und dass
alle die noch mehr davon haben und gegen die Kirchendogmen aufbegehren üble
Ketzer sind (5. Konzil zu Konstantinopel um 553). Super, nun gibt es also noch
zwei, drei andere Religionen, die ein bisschen ein differenzierteres Götterbild
haben. Soll man die also alle hassen? Wie kann denn so eine Religion tolerant
sein? Es wird schon in den untersten elementarsten Teilen dieses Glaubens
ausgeschlossen. Wenn ich so ein bisschen naiv die 10 Gebote anschaue steht dort
aber eigentlich nur, dass man keinen anderen Gott anbeten soll, es steht da
nirgends, dass es keine anderen Götter gibt. Aha, dann ist es also gemäss Bibel
doch möglich, dass es andere Götter gibt? Die Kirche weiss einfach nicht was sie
will, ehrlich, sie ist sich ja auch noch immer nicht einig, ob es jetzt einen
Teufel gibt oder nicht. Auch so ein tolles Kapitel, wirklich, mal gibt es ihn,
mal wieder nicht, jenachdem welchen Pfaffen man fragt. Dennoch hat der Vatikan
im 1999 oder 1998 wiederum ein Leitfaden über den Exorzismus herausgegeben. Wie
bitte soll man denn solche Kirchenvertreter ernst nehmen? Aber wir können ja mal
eine alternative Version über den Hintergrund des gehörnten Gottes anschauen.
Also hier ein kleiner etwas anderer Nachhilfeunterricht. Bevor die christlichen
Schriften den Menschen durch Drohung und Folter eingeprügelt wurden gab es in
vielen Kulturkreisen gehörnte Gottheiten oder Wesensheiten, welche übrigens bis
zum heutigen Tag immer noch hier und dort verehrt werden. Also, liebe
Leute, der christliche Glaube verbreitete sich definitiv nicht durch Liebe und
Güte sondern durch Folter, rohste Gewalt und nicht immer ganz saubere
Machenschaften. In vielen alten Kirchen sieht man übrigens hier und dort Symbole
der alten Religion, sauber versteckt in Gemälden, Säulen etc., ich schätze man
darf dies als Hintertürchen werten, damit das Volk heimlich seinen alten Glauben
weiterführen konnte. In der Kirche, im Ort wo ich aufwuchs war
interessanterweise bis vor wenigen Jahren ein Pentacle an der Eingangstüre,
jeder minimalst gebildete Mensch weiss, dass es sich dabei um ein heidnisches
Schutzsymbol handelt, mit dem böse Geister ferngehalten werden, aber die
Idioten, die jeden Sonntag in dieser Kirche predigten meinten es wäre ein Symbol
des Teufels und liessen es verschwinden, eine kleine Anekdote aber man sieht
daran wieder, was für Hirntote in dieser Religion unterwegs sind und wie es um
die Toleranz bestellt ist. Aufgrund
der obigen Ausführungen lässt sich mein Glauben vielleicht etwas erahnen. Mein
Weltbild basiert auf der Annahme, dass theoretisch alles möglich ist. Ich habe
zwar die Idee und das Gefühl, dass es höhere Mächte gibt, weiss es aber nicht.
Ich schätze, das ist wohl der Unterschied zwischen Glauben und Wissen. Bloss,
dass ich ungleich den meisten anderen Vertretern von Glaubensrichtungen diese
Idee nicht zum Anlass nehme meinen Glauben als den einzig Wahren, als
gesichertes Wissen zu verkaufen und alle Andersgläubigen ins ewige Fegefeuer zu
wünschen, sondern ich sage mir einfach, hey, wieso soll es nur das geben, woran
ich glaube? Vielleicht gibt es ja den Christengott genauso, wie die Götter der
alten Griechen, Sumerer, Maya, Hawaianer, Nordländer, etc .. Ich lehne dabei
aber jeden ab, der hartnäckig draufbesteht, dass seine eigene persönliche
Meinung die ultimative Wahrheit darstellt, es gibt stets mindestens 3 Ansichten
einer Sache: Die eigene Ansicht, die Ansicht der anderen und die Wahrheit.
Prinzipiell bin ich Wissenschaftsgläubig, aber auch die Leute kochen nur mit
Wasser und versuchen einem häufiger als man es glauben würde haarsträubende
Annahmen als sicheres Wissen zu verkaufen, bloss weil es ihnen gerade in den
historischen Kram passt (siehe das alte Ägypten...). Ich nehme an, dass es noch
andere Wesensheiten in unserer Welt gibt, man muss mir das nicht beweisen, die
Idee, dass es mehr zwischen Himmel und Erde gibt hat allein schon eine magische
Faszination und es fühlt sich richtig an. Ich glaube, dass manche von diesen
Wesensheiten gut sind, manche davon böse, manche mächtig, manche nicht und jeder
mit anderen Eigenschaften, manche manifestieren sich nie andere sind sehr
präsent. Die Glaubenssysteme der alten Hochkulturen haben mich stets fasziniert.
Wieso soll man also nicht Anubis anrufen, wenn man Schutz für sein Haus erbitten
möchte oder Thoth wenns ums Lernen geht oder um Athenas Kraft bitten wenn jemand
einem das Leben im Job schwer macht? Oder man macht sich im Geist die
Eigenschaften, die mit diesen Gottheiten verbunden werden bewusst. Ich glaube an
das alte Sprichwort, das Götter erst dann sterben, wenn niemand mehr an sie
glaubt und ich glaube weiter an die Möglichkeit, dass sich Wesensheiten
manifestieren können, wenn genügend Menschen glauben, dass es sie gibt, weil
Glauben eine ganz eigene Form der Energie ist, die vieles bewegen und erschaffen
kann. Müsste ich eine Annäherung machen, würde ich sagen meine persönlichen
Ideen und Vorstellungen harmonieren am ehesten mit den Systemen der Wicca,
Paganisten oder dem der zeremoniellen Magie. Faszinierende geheimnisvolle
Systeme, in denen die Persönlichkeit und die eigenen Fähigkeiten zählen und
nicht das unwürdige Kriechen im Dreck vor irgendeinem Guru oder einem Gott. Ich
halte absolut nichts von Glaubensgemeinschaften, da der Glaube etwas so
persönliches, inneres ist, dass eine Einordnung in eine Gemeinschaft ohne Diktat
oder Kompromisse niemals möglich sein kann. Als ich zum
ersten mal von der Idee hörte, dass sich ein paar Menschen einschliessen lassen,
um 100 Tage isoliert zu leben, dachte ich noch "hmm lustige Idee" als ich dann
die Leute und die Umgebung sah dachte ich noch "hmm wie langweilig, das ist ja
wie Ferien, zumindest war aber Kerstin doch ziemlich niedlich, also etwas zum
gelegentlich einschalten." Nun ja, also ich gestehe es, ich habe auch hin und
wieder reingezappt, und meine voyeuristischen Triebe zu besänftigen gesucht aber
auch weil einfach nichts anderes kam. Das Problem, das ich mit dieser Sendung
habe liegt eigentlich da drin, dass das Marketing da drum sowas von penetrant
und oberfaul ist, dass einem die Galle hochkommen muss. Ich frage mich echt, wie
es so weit kommen konnte, dass diese paar Figuren, die aus arbeitlosen,
verschuldeten, geistig wirklich unterbelichteten Hohlbirnen und Leuten, die es
einfach brauchen, im Fernsehen gezeigt zu werden, zu solch einem Ruhm kommen.
Wie kann das sein?! Wo liegt denn die Leistung dieser Leute? Wo liegt der
erbrachte Mehrwert? Es ist ja nicht gerade so, dass sie irgendwelche Menschen
vor dem Verhungern gerettet hätten, sie haben auch keine Rätsel der Menschheit
gelöst oder einen Thermonuklear-Sprengkopf in letzter Sekunde entschärft, sie
haben niemanden aus einem brennenden Auto gerettet, keine bahnbrechenden
Lösungen zur Rettung des Regenwaldes oder der Ozonschicht gebracht, nein sie
haben noch nicht einmal irgendwas gearbeitet. Für mich ist einer, der jeden Tag
seiner Arbeit nachgeht ein wesentlich grösser Held und verdient Respekt, weil er
für das was er tut niemals im Rampenlicht steht und trotzdem tut er es in der
Regel über mehr als 40 Jahre durch jedes Hoch und jedes Tief. Der ganze
Verdienst der Big Bekloppten war es 100 Tage lang in einer sehr komfortablen
Wohnung zu sitzen ein bisschen zu diskutieren und die Menschheit an ihrer
Kloreinigung, Selbstbefriedigung und an ihren peinlichen Diskussionen Teil haben
zu lassen, wow, wie uneträglich es sein musste in dieser gemütlichen Vollpension
mit den ganzen Fitnessgeräten am Leben zu bleiben, eine wahre Herausforderung.
Ok, wenn es natürlich als unglaubliche Leistung angesehen wird, 100 Tage mit
anderen Menschen in einem Raum zu sitzen, dann frage ich mich, wieso ich nicht
schon den Nobelpreis für das "Raumsitzen" gekriegt habe. Ich war jetzt
schliesslich zusammengerechnet schon mehr als 14 Monate mit mehreren hundert
wildfremden Menschen zusammengepfercht, wir hatten idiotische, sinnlose Aufgaben
zu lösen, wir mussten hirnrissige Dialoge sprechen und es hatte noch nicht mal
Frauen da und dann wurden wir auch noch angeschrien und musste blöde Gewänder
tragen. Ja ich rede vom Militär und niemand fand es eine tolle Leistung ... hmm
auch sonst sitze ich eigentlich relativ häufig alleine in der Gegend rum, völlig
isoliert von der Aussenwelt. Nach diesem BigBrother Prinzip, müssten mir
eigentlich nach jedem Wochenende eine Menschenmenge vor der Wohnung auflauern
und ich müsste Platten- und Werbeverträge kriegen. Hmm, ein kleiner
Kontrollblick durchs Fenster bestätigt meine Ahnung - Niemand da, keine Fans....
Ich kann es
schlicht nicht verstehen, dass Leute, die nichts tun ausser sich beobachten
lassen und auch noch den Durchschnitt-IQ einer Durchschnitts-Amöbe haben so
gefeiert werden, während andere, die wirklich etwas für uns alle tun völlig leer
ausgehen. Wie viele wirklich gute Bands gibts die alles für einen Plattenvertrag
geben würden, aber nein stattdessen müssen wir jetzt täglich Slatko im Radio
hören. Es ist unerträglich. Ich halte jeden der vor diesem Big Brother Haus sein
Zelt aufgebaut hat und diesen Leuten zugejubelt hat für bedenklich
geistesgestört und einfach mental zurückgeblieben.
Eigentlich
ist es ja offensichtlich, dass das nur mit einer knallhart kalkulierten
Marketingmaschine zu machen war und die eingeschlossenen Nasenbären nur die
lächerlichen Marionetten waren, völlig austauschbar. Aber wie geht es nun
weiter? Schon wollen x-Sender das gleiche machen, aber wie wollen sie die
Zuschauer bei der Stange halten? Der Zuschauer ist in seiner Abstumpfung schnell
gelangweilt, wenn ihm nicht immer etwas neues geboten wird. Medien sind wie
Drogen, es braucht immer höhere, stärkere Dosen, also wird sich wohl die
Medienlandschaft entsprechend entwickeln müssen. Wie lange wird es wohl gehen,
bis wir den ersten Toten in so einer Sendung sehen werden? Das ist übertrieben
glaubt Ihr? Vielleicht jetzt, aber in ein paar Jahren? Man wird vielleicht einen
psychopathischen Serienmörder in so eine Sendung einschleusen und irgendwo ein
paar Hackbeile, Würgeschlingen und Kettensägen verstecken. Jeder weiss, dass er
da ist aber, aber keiner weiss, wer es ist.Whooa, das wär lustig, stellt Euch
die Dialoge dann vor und seht Ihr auch schon wie die Gemeinschschaft in einem
Raum versammelt dasitzt, in panischer Angst, jeder belauert und verdächtigt den
anderen, keiner hat in den letzten fünf Wochen mehr als 1 Stunde geschlafen,
jeder blickt nervös auf die Uhr, weil um 22.00 die Lichter automatisch gelöscht
werden und auf der Nahrungsmittelliste stehen nur noch Kaffee und
Aufputschmittel und Zündhölzer. Der Psychokiller müsste vielleicht gar nicht in
Aktion treten, weil sich die Gemeinschaft aufgrund ihres Verfolgungswahns selber
dezimiert. Man müsste sich auch keine blöden Aufgaben überlegen, die einzige
Aufgabe bestünde darin, am Leben zu bleiben. Ja das wär wirklich lustig, da würd
ich auch zuschauen, 24 Stunden am Tag. Werfen wir
vielleicht noch ein kritisches Auge auf einen Fussball-Match. Die "Fans" hauen
sich vor- und nachher die Nase blutig, das Spiel interessiert gar nicht.
Fussball ist nur die Ausrede dafür. Und warum schauen wir überhaupt die
Nachrichten? Wir hoffen, dass irgendwo etwas passiert ist, irgendwelche Infos
von furchtbaren Katastrophen, Mord- und Totschlag oder vielleicht mal wieder ein
Amokläufern, etwas dass unsere Langeweile unterbricht. Dann können wir nachher
wieder sagen ohjeohje wie konnte das nur passieren, das ist ja furchtbar. Was
würden wir bloss tun, wenn es in den Nachrichten hiesse "heute ist nix passiert,
Wetter gibt auch keins, schönen Abend". Was ich damit sagen will, ist dass ich
davon überzeugt bin, dass wir alle diese Saat in uns tragen, diese Blutlust und
dieses Verlangen das Leid anderer zu beobachten. Der Mensch hat halt noch seine
barbarischen Gene auch wenn wir das sehr gerne leugen. Ja wir haben sich noch,
jedoch mit dem Unterschied, dass man seine Triebe früher ausleben konnte, ja
musste, sei es durch die Jagd oder Krieg oder einfach in der Natur, ja das Leben
als solches war überhaupt so, dass es immer relativ einfach war zu sterben,
deshalb musste man sich gar nicht gross darum kümmern, während heute so
einfältiger Quatsch wie die Extrem-Sportarten oder eben Schlägereien herhalten
müssen um die Triebe der Menschen zu besänftigen. Das schaffen sie aber
natürlich nur bedingt, weil leider die einzige Weiterentwicklung der Psyche des
Menschen in den letzten 5000 Jahren, die war, dass nur sein Ego wichtig ist und
in seinem Hirn nur das zählt was besser, stärker, höher, schneller und schöner
als das vorherige war. Eine Spirale auf der man seine Hemmschwellen und
irgendwann seinen Verstand verliert. Würde man im Fussball-Spiel beispielsweise
ein interaktives Element einbauen, würde das bestimmt schon viel bringen. Es
sollte aber äusserst grausam sein, weil es sonst seinen Zweck nicht erfüllt.
Z.B. könnte das Publikum eine versteckte Fallgrube mit Stahlspitzen bedienen
oder ab und zu den Ball explodieren lassen oder jeder kriegt eine Handgranate,
die er beliebig ins Feld werfen darf. Schon die Maya hatten doch so ein
fantastisches Ballspiel, wo dann anschliessend ein paar Spielern das Herz aus
der Brust geschnitten wurde, das ist die Art Unterhaltung, die garantiert, die
besten Einschaltquoten bringt. Man könnte z.B. auch mit einer Ted-Abstimmung am
Ende eines Spieles Fussballer der Verlierermannschaft ermitteln, die dann
ausgepeitscht würden oder die man sonst irgendwie berufsunfähig machen würde
oder stellt Euch einen elektrischen Stuhl vor, wo die Zuschauer mit ihrer Stimme
die Stromstärke bestimmen könnten. Ihr glaubt, es würde niemand drücken? hmmmm,
ich würde mich jedenfalls nicht der Blutlust des gemeinen Pöbels aussetzen
wollen. Aber es wär doch lustig, da als Zuschauer dabeizusein und stellt Euch
nur vor wie fest sich die Mannschaften anstrengen würden und das auch noch für
weniger Geld. Ich bin überzeugt, die Gewalt auf den Strassen würde extrem
zurückgehen, man hätte es gar nicht mehr nötig.
Ich sage
Euch, das alte Rom ist nahe, bloss dass die noch kluge Philosophen, hübsche
Kunst- und Bauwerke hatten und sie wussten, wie sie das Volk davon abhalten
konnte auf dumme Ideen zu kommen. Unsere Moral ist einfach irgendwie
verschroben, wenn man etwas lange genug tut wird es normal. Nehmen wir die
Hooligangs, sie fahren zu jedem Spiel um sich zu prügeln, es ist für sie normal
geworden, etwa so wie zur Toilette zu gehen und sie denken wohl nicht mehr gross
darüber nach. Gerät jetzt aber einer in so ein Schlachtfest, der noch nie sowas
gesehen oder davon gehört hat, wird er sich im Krieg glauben. Wie soll man aber
von Menschen, die in so eine Normalität gefallen sind, ja die man so lange
gewähren liess, erwarten, dass sie sich ob ihrer Taten schuldig fühlen? Die
Kids, die in den Schulen massenhaft Leute erschossen, wollten auch bloss mal
schauen, wie es ist. Ich glaube kaum, dass man solche Verhaltensmuster
kurzfristig oder überhaupt ändern kann.
Also ich
fasse meine Theorie, bzw. meine Vision so zusammen: Entweder die moralischen
Massstäbe unserer Gesellschaft und derer die uns regieren und über uns bestimmen
werden wieder halbwegs sinnvoll oder in den nächsten paar Jahren werden uns die
grossen Sender reales Blut zeigen müssen um die Masse bei Laune halten zu
können. Und jeder, der ein bisschen eine sadistische Ader hat wird noch sehr
viel Spass haben. Aufgrund
meiner eher grossen Verwandtschaft kommt es leider immer wieder vor, dass sich
solche unvermeidbaren Anlässe in meinen Kalender schleichen, deshalb habe ich
mir auch gewisse Anti-Verwandtschafts-Massnahmen (A.V.M.) zurecht gelegt, die
zumindest oberflächlich das Unausweichliche etwas erträglicher machen. Die
billigste Möglichkeit ist, sich sofort vollaufen zu lassen, so dass einen die
Leute meiden und man eh nicht mehr fähig ist Fragen zu beantworten. Billig und
effizient aber mit Kopfweh verbunden. Dann gibts sicher immer Möglichkeiten den
Diskussionen zu entgehen, indem man selbst den fragenden Part übernimmt, also
direkt in die Offensive geht und die üble Sippschaft mit Belanglosigkeiten
volllabert, bevor sie zum Angriff übergehen kann. Eine höchst bemerkenswerte,
unwahrscheinlich effiziente Taktik, wie ich sagen muss. Es gilt die Formel: Eine
weitere A.V.M. ist selbstverständlich das Ausweichen. Eine ebenfalls billige
aber nichtsdestotrotz eine wirkungsvolle Möglichkeit ("oh kuck mal ist das
Wetter nicht hüüüübsch?.. oh ist das nicht Onkel X da drüben, dem muss ich
gleich hallo sagen ...."). Eine
interessante Technik, die ebenfalls noch wenig erprobt ist, ist die der
gezielten Falschinformation. Wenn man weiss, dass man die selbe Frage an einem
Tag bestimmt 17 mal gestellt kriegt, sollte man sich entsprechend viele völlig
verschiedene Antworten bereitlegen. Warum man noch nicht verheiratet ist, könnte
man so beispielsweise beantworten mit "Nein, ich lag die letzten 20 Jahre im
Koma und hole jetzt gerade die Grundschule nach" oder "ich habe nur noch 5
Monate zu leben und habe deshalb mit meiner Freundin Schluss gemacht, damit sie
ein neues Leben beginnen kann, selbstverständlich ohne sie aufzuklären, damit
sie kein schlechtes Gewissen hat" oder "ja, ich lebe seit 10 Jahren in einer
glückliche Beziehung, leider konnte sie aber heute nicht kommen" oder "nein, ich
überlege noch ob ich schwul werden will" oder "nein, ich habe die Ausbildung zum
Priester angefangen" oder "nein, meine bisherigen Freundinnen haben meine
perversen Sexspiele einfach nicht mehr ertragen" oder "nein, ich war in einem
Sanatorium" oder "nein ich gehöre nicht zur Festgesellschaft, ich suche nur das
Klo". Man sieht, die Auswahl an Ausreden ist schier unerschöpflich und verkauft
man jedem Anwesenden eine andere Antwort, hat man garantiert auf Jahre hinaus
Spass wegen der Missverständnisse und Gerüchte.
Nachdem
das, was ich hier geschrieben habe, vielleicht dem einen oder anderen eher
lustig erscheinen mag, möchte ich jetzt aber dazu erklären, dass mich solche
Anlässe jedesmal völlig fertig machen, mich richtig treffen, mir weh tun und in
meinem Kopf noch Wochen nachhallen. Und zwar einfach dieser blöden Fragerei und
den Pflichtritualen wegen. Am einfachsten zu ertragen sind die Beerdigungen,
weil dann sowieso alle niedergeschlagen tun, statt die Erlösung des Verstorbenen
zu feiern und der Anlass meist eh nicht allzulange dauert. Hochzeiten dagegen
sind völlig unerträglich, weil sie die Fragen bezüglich Ehe, Beziehung, Mann
& Frau jedermann ins Hirn drängen und alle dazu geneigt sind die
parterschaftlichen Erfolgslisten der anderen Leute querzuchecken.
Selbst wenn
ich den Fragen nach Partnerin und Beziehung wie oben beschrieben ausweichen
kann, setzt sich dennoch meine allesvernichtende Gedankenmaschine in Gang. Ich
sehe mich um und erkenne, dass ich mich inmitten normaler Menschen befinde, sie
alle haben Beziehungen, Ehen, Kinder, alles, sie haben die einzige Aufgabe, die
die Natur an jedes Leben stellt erfüllt und dürfen sich nun bis zu ihrem Tode
ihr eigenes Leben noch gestalten, wie sie es wünschen. Ich habe nichts, ich
stehe da mit der Erkenntnis minderwertig zu sein, mein Puls beginnt zu rasen,
die Schweissdrüsen verrichten ihre Aufgabe, der Hemdkragen wird zu eng. Überall
Päarchen und nur ich stehe allein da und man hat mein Geheimnis entdeckt, ich
bin entlarvt und ich kann nicht flüchten. Ich suche meinen Communicator um mich
wegbeamen zu lassen, wünschte mir ich würde aufhören zu existieren oder
zumindest im Erdboden verschwinden. Ich sehe vor meinem geistigen Auge einen
japanischen Manager der sich weinend vor der Presse erniedrigt, weil man ihn bei
einer schlimmen Tat erwischt hat, ich sehe Scheinwerfer, die mich anblenden und
einen grossen blinkenden Pfeil, der auf mich zeigt und wie zu einer auf- und
abschwellenden Sirene das Wort "Versager" erscheint. Ich höre den Hammer des
Richters, wie er aufschlägt und das gefällte Urteil unwiederruflich bestätigt.
Und wieder wird mir bewusst, dass ich nicht dazu und auch nirgends sonst
dazugehöre, dass ich nicht Teil dieser Gesellschaft bin, in der ich mich die
meiste Zeit verstecken kann, nicht Teil der normalen Menschen bin. Ich entdecke,
dass ich allein bin und immer allein sein werde. Ich bin gefangen in meiner Welt
aus inneren Blockaden, Ängsten und meinem verhassten Selbstbild und so sehr ich
mich auch bemühe diese Blockaden und Ängste zu entdecken, sie zu erklären und
ihre Entstehung zu verstehen, so sehr versage ich darin sie zu umgehen oder zu
sprengen. Selbst wenn ich eine Blockade scheinbar erklären und begründen kann,
selbst dann fehlt mir das Wissen und der Mut sie zu brechen - Lethargie und
Handlungsunfähigkeit kommen auf und die Sinnlosigkeit meiner ganzen Existenz
werden einmal mehr present. Es mag eine Sache des Willens und der inneren
Einstellung sein, aber auf meine innere Einstellung ist schon lange kein Verlass
mehr und Wollen kann ich nicht. Sicherlich, es sind nur blöde Fragen von blöden
Leuten, die mir null und nichts bedeuten, an blöden Anlässen aber schliesslich
braucht es für jede noch so grosse Maschine in der Regel auch nur einen winzig
kleinen Knopf - wer den Knopf drückt ist letzten Endes nicht relevant. Fast jeder
Mensch verhält sich doch in verschiedenen Situationen, zu verschiedenen Zeiten,
an verschiedenen Orten oder im Umgang mit verschiedenen Menschen ganz
unterschiedlich. Beobachtet man einen Menschen im Kreis seiner Familie oder mit
seinen Arbeitskollegen oder für sich allein scheint es fast so, als wäre er
nicht eine sondern mehrere Personen, ebenso wenn er in einer Lebenskrise steckt
oder wenn er subjektiv glaubt Herr seines gegenwärtigen Lebens zu sein und jedes
Hindernis meistern zu können. Man ist dann völlig erstaunt, weil man glaubt an
einem Menschen eine neue Seite entdeckt zu haben, oder man ist am Boden
zerstört, wenn ein Mensch plötzlich etwas tut, was man von ihm niemals erwartet
hätte. Es mag sein, dass mir viele Menschen in dieser Ansicht wiedersprechen,
aber ich glaube, dass es kaum einen Menschen gibt, der innerlich eine völlige
Einheit ist, vielmehr glaube ich, dass die meisten Menschen wohl ein bisschen
schizophren sind. Das ist aber nicht abwertend gemeint, im Gegenteil, ich glaube
das ist ein ganz wichtiger unendlich spannender Teil jedes Menschen, vielleicht
ist es ja gerade der Teil, der uns zu Menschen macht.
Ich möchte
diese Idee noch etwas weiter spinnen. Ich glaube, dass in fast jedem Menschen
eine fast unendliche Zahl von Personen wohnen. So stell ich mir vor, dass es in
fast jedem Menschen einen Streber gibt, genauso wie einen Faulpelz, einen
Liebenden, einen Lüstling, ein Rudeltier, einen einsamen Wolf, einen
Intrigantan, einen Verräter, ein Kind, einen alten Mann, einen Narren, einen
Weisen, einen Waghalsigen, einen Angsthasen, einen Selbsthasser, einen Künstler,
einen Anarchisten, einen Beamten, einen Langweiler, ein Tier, einen Gentleman
aber auch ein verabscheuungswürdiges Monster, einen Selbstmörder, einen Realist
wie auch einen Magier und einen Fantasten etc.etc.etc. Was
passiert nun, wenn ein Teil eines Menschen so dominant und so stark ausgeprägt
ist, dass er es vermag einen Menschen allein zu beherrschen? Es mag gegen Aussen
gut erscheinen, wenn diese Persönlichkeit, der Liebende oder der Streber ist und
den Menschen zu einem Gewinner machen und die von der gegenwärtigen Welt gerade
als wünschenswert erachteten Eigenschaften aufweist. Doch was, wenn es sich um
die Persönlichkeit des Hoffnungslosen, des Verängstigten oder des Depressiven
handelt, was dann? Wenn ein Mensch die Teile in sich vergessen hat oder sogar
tot glaubt, die ihm Freude und Erfolg im Leben bescherren könnten, dann führt
dieser Mann ein sehr einsames trauriges Leben voller Selbstvorwürfe, Selbsthass
und Selbstvernichtung. Seine dominanten Persönlichkeiten werden verhindern, dass
alles was ihre Machtstellung gefährden könnte nach Innen vordringt und sie
werden bereit sein alles zu empfangen was sie stärkt und ihnen wohlgesonnen ist.
Wohl spürt der Mensch manchmal die Dinge, die ihm helfen würden, doch er vermag
es nicht sich gegen das Dominante, gegen das Gewohnte in sich aufzulehnen. Es
geht hier auch um Kontrolle, es geht darum die Teile in sich, die hungern mit
der richtigen Nahrung zu füttern.
Meine
Hoffnung ist, dass diese anderen Teile des Menschen, die Erfüllung versprechen,
niemals wirklich sterben können, auch wenn sie noch so sehr unterentwickelt und
verkümmert sein mögen. Dass es einen Weg gibt sie zu befreien, zur Oberfläche zu
bringen und ihnen Stärke zu verleihen. Doch bleibt die Frage, was man mit diesen
Teilen anfängt und wie man ihnen helfen kann die Dominanz der "dunklen Mächte"
zu brechen. Wie auf die meisten Fragen hier, habe ich auch auf diese keine
Antwort. Aber die Anschauung, dass es diese verschiedenen Teile in einem
Menschen gibt, ist für mich eine grosse Hoffnung. Ich glaube, dass es möglich
sein muss, die unterdrückten, blockierten Teile wieder zu beleben. Vielleicht
passiert es durch die Begegnung mit einem speziellen Menschen oder mit dem
Erleben eines speziellen Momentes, mit dem Erleben von Erfolgen. Meine Suche
gilt diesem unbekannten Etwas.
Und was ist
nun mit dem Streben nach der inneren Einheit, das Verlangen nach dem Einssein?
Ich glaube dass dieser Zustand weniger bedeutet eine Persönlichkeit zu sein,
sondern dass es bedeutet seine inneren Persönlichkeiten anzuerkennen, seien sie
noch so dunkel geprägt. Es bedeutet sie zuzulassen und mit ihnen Frieden zu
schliessen. Die Persönlichkeiten zu harmonierenden, schöpferischen Gruppen zu
vereinen, ihnen den Stellenwert zuzuweisen, der ihnen gebührt und der für die
Gesamtheit des Seins der Beste ist und die Kontrolle ausüben zu können, welche
Person in welcher Situation wie zu handeln hat und somit in der Lage zu sein ein
erfülltes, befriedigendes Leben zu führen, ja diese Persönlichkeiten als ein
Werkzeug, eine Quelle der Macht zu nützen. Einen Teil in sich selbst zu
verleugnen oder zu hassen bedeutet wohl am Ende nur sich selbst zu quälen, sich
selbst etwas vorzuenthalten und einen Teil des eigenen Gefühlsspektrums niemals
zuzulassen. Wir schreiben das Jahr 2001. Ort: die Schweiz, das Land wo
Gold und Käse fliesst, oder so ähnlich. Und Standort für das World Economic
Forum in Davos. Eine Treffen der Wirtschaftskapitäne und Mächtigen dieser Welt,
für sie ein Ort der Begegnung und des Austauschs. Was für ein bedeutender Anlass
für unsere kleine Schweiz, schliesslich interessieren sich doch die wenigsten
für unser kleines, viel zu kompliziertes aber dennoch irgendwie liebenswertes
Land und sicherlich glauben einige der teilnehmenden Amerikaner, sie seien
derzeit in Schweden. Nun ja, der Anlass findet seit einigen Jahren statt und
stellt in meinen Augen durchaus eine Bereicherung dar. Sicherlich ist es auch
ein Anlass, der zurecht auch einige kritische Stimmen weckt und sicherlich gibt
es auch zurecht ein Gegenforum. Für mich nicht ganz verständlich in dem
Zusammenhang ist allerdings dass der Anlass als solches, eine Messe für die
Wirtschafter, kritische Stimmen erhebt und offensichtlich nicht die Themen die
dort beredet werden Ziel des Unmutes sind. Vorallem von linker Seite scheint man bemüht, Aufsehen
zu erregen und auf sich aufmerksam zu machen. Dass die Veranstalter Angst vor
Übergriffen und Anschlägen haben und verschiedene Teilnehmer dementsprechend
Schutz verlangen ist in meinen Augen einleuchtend und offensichtlich berechtigt,
dass deshalb Davos zugeschlossen wird wie eine Ebola verseuchte Region dagegen
weniger. Das Tragische und für mich so gänzlich Unverständliche ist indes, dass
die linke Seite, die sich ständig so schleimig scheinheilig bemüht die Liebe auf
Erden zu predigen und für alle Gerechtigkeit, Nahrung, Ausbildung, Arbeit,
Kleider, Handies etc. fordert, so kreuzdämlich ist und diese Anlässe dazu nützt
um in Schweizer Städten für hunderttausende von Franken
Schäden anzurichten, Unschuldigen Leid anzutun, unser Land der
Lächerlichkeit preiszugeben und nebenbei auch noch gleich die eigene
Glaubwürdigkeit in Schutt und Asche zu legen. Jemand der gegen Ausnützung und
für Gleichberechtigung eintritt und seine Interessen mit steinzeitlichen
Methoden vertritt, verdient nicht beachtet oder angehört zu werden, hat sein
Anrecht auf Respekt verloren und hat meine höchste Verachtung. Ich als
pazifistischer Anarchist, Extremistenhasser und Politikerverachter finde es nun
einfach extrem schade, dass ich am Fernsehen nichts von den spannenden
Diskussion mitkriege, die mir vielleicht ein wenig Einblick in die Gedankenwelt
und die Visionen der wahren Regenten dieser Welt verschafft hätten, mir ein Bild
unserer bevorstehenden Zukunft gegeben hätten und ich stattdessen tagtäglich den
Bodensatz der Schweiz am Fernsehen anschauen muss, wie sie vermummt irgendwelche
Scheiben einwerfen, von Polizisten, die nun wirklich auch Besseres zu tun gehabt
hätten mit Wasserwerfern beschossen werden. Nein, Leute so geht das einfach
nicht! Wie will man Probleme lösen, wenn man Dialoge nicht zulässt? Wer Toleranz
predigt, sie aber selbst nicht lebt ist einfach eine Amöbe, man kann es nicht
anders sagen. Ich glaube von mir, dass ich nach dem Prinzip "Know
your enemy" lebe, wenn ich eine Seite nicht verstehe, dann informiere ich mich
darüber, lese Bücher versuche zu verstehen wie sie denkt, wenn mich diese Seite
dann immer noch nervt, dann weiss ich wenigstens warum. Ich habe durchaus meine
Bedenken, was Globalisierung angeht, ich bin absolut gegen die
Shareholder-Strategie der Unternehmen, weil sie kurzsichtig, selbstzerstörerisch
ist und vor den falschen Anspruchsträgern auf die Knie geht. Weil die
Stakeholder Strategie eine viel intelligentere Strategie ist, die die
Ausrichtung der Unternehmensziele in einer wesentlich ganzheitlicheren Strategie
verfolgt, und ganz einfach, weil ich Manager und Politiker einfach prinzipiell
nicht ausstehen kann. Aber man kann gegen dieses System nur etwas tun, wenn man
erkennt und versteht wie es funktioniert, wenn man weiss wie die Verfechter
denken und welche Motivation sie haben. Mit Plakaten vor dem Kongresszentrum rumzulaufen, Scheiben einzuwerfen und die ewig gleichen linken Tiraden herunter
zu chanten nützt indes absolut nichts. Es interessiert doch den Leiter eines
Multinationalen Konzerns keinen feuchten Kehricht was die Linken hier bewegt, es
ist ihm egal, er hat einen Kalender voll Termine mit halbschlauen Managern, die
Last der Shareholder drückt ihm auf den Schultern, er will dass seine Firma
Profite abwirft, er will dass seine Produkte besser verkauft und
billiger produziert werden, als die der Konkurrenten, er kämpft gegen den Jetlag
der Vielfliegerei, er will am Morgen etwas frühstücken, auf seinem Balkon die
Aussicht geniessen, Sex mit seiner Frau oder Freundin haben und gemütlich die
Zeitung auf dem Klo lesen, aber er will kein unqualifiziertes Gejammer
irgenwelcher naiver Weltverbesserer und Proleten hören, er hat keine Zeit dafür
und es bringt ihm nichts. Mann kann diese Leute nur abholen, indem man mit ihnen
an einem Meetingtisch sitzt, ihre Sprache spricht und sie überzeugt, dass sie
auch künftig ihre Kohle verdienen. Mit schlauen Argumenten und sachlichen
Diskussionen wäre es vielleicht möglich diesen Menschen und noch wichtiger den
geldgeilen Shareholdern sogar aufzuzeigen, dass der Stakeholder-Ansatz eine
vernünftigere Strategie wäre. Doch stellt Euch vor, nach Davos werden die
Mächtigen der Welt wohl eher Geld in Bodyguards stecken als in die Verbesserung
der Welt und vielleicht haben sie auch gar keine Lust mehr mit irgendwem zu
diskutieren und schon gar nicht mehr in der Schweiz. Vielen Dank, liebe Linke!
Das habt Ihr einmal mehr ganz toll gemacht. Ihr Typen seid so
Scheisse.
Ich Ehemann und Vater, 05.11.2007
Bobo vs. Christen, 01.04.2007
Zum neuen Jahr, 31.12.2006
Papst vs. Islam, 05.10.2006
Vertrauen, 08.04.2006
Ewigkeit, 22.10.2005
Dienstleistungsrichtlinie, 24.03.2005
Eiszeit, 14.02.2005
2056, 25.09.2004
Erkenntnisse, 22.09.2004
Die Hand im Po, 26.08.2004
Wertlos, 17.07.2004
Wahlschlappe, 16.05.2004
Ausgebrannt, 26.02.2004
Abgehakt, 25.12.2003
Marktwirtschaft, 5.12.2003
Veränderungen, 19.10.2003
Wer bin ich?, 09.09.2003
Rückkehr, 03.09.2003
Gut, 22.07.2003
Nur ein paar Gedanken, 14.06.2003
Die Gilde der IT, 18.05.2003
Älterwerden, 18.05.2003
Krieg, 07.04.2003
Hier und jetzt, 15.03.2003
Selbstvertrauen, 15.03.2003
Vertrauen, 2.2.2003
Das Wort zur Weihnacht 2002, 14.12.2002
God@Earth?, 26.10.2002
Zufriedenheit, 25.10.2002
Möllemann, 16.6.2002
Faszination Technik, 16.6.2002
Die Hand in der Kloschüssel - Meine Neujahrsansprache, 31.12.2001
Sinnlos, 21.11.2001
Portale, 10.11.2001
Gothic - Wenn die Dimensionen verschwimmen, 14.10.2001
WTC - Und das Chaos kam über die Welt, 15.9.2001
Cube - Gefangen im Geist, 29.7.2001
Zurück und müde, 17.7.2001
Nach der grossen Schlacht, 22.4.2001
Vor der grossen Schlacht, 8.4.2001
WEF - oder wie ich glaubte BSE mache wahnsinnig, 28.1.2001
Berührung der Ewigkeit, 31.12.2000
Weihnachten ist tot, 24.12.2000
Hast Du eigentlich eine Freundin?, 10.12.2000
.. und alles zieht vorbei, 18.8.2000
Wir sind ich, 30.7.2000
... und wann heiratest Du?, 22.7.2000
Big bekloppt, 12.6.2000
God@Heaven?, 1.6.2000
3.00 Uhr, 13.5.2000
Frust, 13.5.2000
Erklärungen, 16.4.2000
Nachts, 10.3.2000
Menschenwelten, 7.3.2000
Kerzenlicht, 28.2.2000
A Dream within a Dream, 19.2.2000
Illusion und Wirklichkeit, 6.2.2000
Die Welt im Wandel der Zeit, vor 2.2000
Von Hunden und Löchern, vor 2.2000
Gedanken über das Selbst, vor 2.2000
Über die Einsamkeit, vor 2.2000
Gedanken zum neuen Jahrtausend, vor 2.2000
Der Sinn des Lebens, vor 2.2000
Gedanken über mich, vor 2.2000
Gedanken über die Welt, vor 2.2000
Gedanken über die
Welt
Ich bin davon überzeugt, dass diese Welt
so ziemlich der übelste Ort ist, wo man landen kann und diese Zeit die übelste
Zeit ist, in der man leben kann. Natürlich haben wir heute all diese netten
technischen Errungenschaften, Leistungen, Vorzüge und Gesetze und über die
Grundversorgung braucht man gar nicht erst zu reden. Wir haben die Barbarei
aufgegeben. In der Regel essen wir nicht einfach fremde Leute und wir schlagen
ihnen auch nicht grunzend die Köpfe ein, ausser es wäre unbedingt notwendig.
Alles ist furchtbar sozial, geregelt und genormt, für alles gibt es Gesetze,
jeder kann seinen Wünschen folgen und tun und lassen was er will. Jeder ist sich
selbst der Nächste, das höchste Gut ist der Individualismus und das höchste Ziel
die Selbstverwirklichung. Und wenn man dann auch noch so aussieht wie Barbie und
Ken, das Verlangen, Selbstbewusstsein und den nötigen Zaster hat, allen
Modetrends brav hinterher zu trotten wie des Meisters treuer Bello, dann wird
die heutige Zeit zum Erlebnis.
Dass die Reihenfolge von Fall zu Fall ein bischen verschieden ist, ist ja
klar aber so mehr oder weniger spiegelt dies doch wirklich das Leben der meisten
Menschen wieder. Wie gesagt, irgendwo bewundere ich solch ein Leben, weil es
nach Stabilität klingt, weil es nach Geborgenheit, Zufriedenheit und nach einem
erfüllten Leben klingt. Aber irgendwo ist es auch das, wovon ich in der Nacht
Alpträume habe und schreiend aufwache. Es ist wie eine obligatorische
Checkliste, die um jeden Preis abzuarbeiten und einzuhalten ist. Sobald ein
Punkt nicht erfüllt werden kann, hat man ein Problem, denn nur durch einen
vollständig abgehakten Punkt auf der Liste, kommt man weiter. Da muss man sich
doch vorkommen, als wär man in einem Computerspiel gefangen? Nur durch Lösen
aller Aufgaben, kriegt man den Schlüssel zum nächsten Level. Wenn ich mal einen
Moment länger bei diesem Vergleich bleiben will, würde ich es auf meine
Situation bezogen so ausdrücken: Ich stecke zur Zeit voll im Level "Beruf", ein
wirklich harter Level, viele schwere Gegner, endlose Möglichkeiten, Aufgaben,
Fallen und praktisch keine Lösungstipps. Im Moment habe ich ja echt das Gefühl
ich finde in dem Game den Schlüssel nicht, ich finde nicht heraus und weiss
nicht, wo ich suchen soll .. ja ich weiss nicht mal ob ich für diesen Level den
richtigen Beruf gewählt habe. Ich habe sicherlich einen interessanten Beruf,
doch ist es wirklich der Richtige? Vielleicht muss ich für diesen Level ja
Gärtner-, Atomphysiker oder Widerstandskämpfer in Süd-Andorra sein. Noch
schlimmer wird es, wenn ich auf der Checkliste nachschaue, was noch kommen
sollte: Den Wohnungslevel hab ich ja noch relativ einfach geknackt. Aber dann
siehts langsam völlig aussichtslos aus. Zu dem "Freundin"-Level habe ich mal
eine Grobbeschreibung gelesen, aber die genaue Anleitung konnte ich leider bis
jetzt noch nicht auftreiben, ein völliges Mysterium. Weder finde ich den Zugang,
noch habe ich eine Ahnung wie es funktionieren würde, wenn ich drin wäre. Ich
habe zwar mal für einige Wochen eine Demoversion genossen. Wow, was für
einzigartige, geniale und wundervolle Gefühle, es ist als wäre man plötzlich
"ganz" und man fühlt sich so stark. Ein ähnliches Gefühl muss ET verspürt haben,
als seine Kumpels mit dem Ufo kamen um ihn abzuholen. Tja, leider ist mein Ufo
wieder weggeflogen und ich stand mit dem langen Gesicht da. Das Ende war
ziemlich frustrierend und hat mich nur einmal mehr in meiner ureigensteinen
Meinung über mich und mein Leben bestärkt. Trotzdem spüre ich von Zeit zu Zeit
ein tiefes Verlangen, an diesem Teil des Lebens auch teilnehmen zu dürfen und
ich sehne mich unendlich danach gewisse Gefühle zu spüren, wieder "ganz" zu sein
und zugleich Teil von etwas Grösserem zu sein, die Nähe und die Berührung eines
anderen Menschen zu fühlen, einfach die Worte "ich hab dich lieb" zu hören und
mich als Mensch zu fühlen. Ich denke ohne die Synthese und das Zusammenspiel von
Mann und Frau kann man niemals ein glückliches, erfülltes Leben führen. Ich
glaube, das Leben besteht aus Gegensätzen, Wechselwirkungen und sich ablösenden
Kräften, wie Gut und Böse, Erschaffung und Zerstörung, Leben und Tod, Trauer und
Glück, Schwarz und Weiss, oben und unten, Mann und Frau. Das eine kann ohne das
andere nicht existieren, kann gar nicht erklärt oder definiert werden, darum
kann man Gegensätze im Prinzip auch nicht wirklich als Gut und Schlecht werten,
man muss sie einfach akzeptieren. Ich glaube an die Kraft der Gegensätze und
glaube im Ansatz zu verstehen, wie die Welt funktioniert, aber ich kann einfach
nicht daran glauben, dass der einzige Sinn eines menschlichen Lebens darin
besteht, das Fortbestehen der Menschheit durch rege Vermehrung zu sichern.
Sollte ich auf meiner unendlichen Suche nach dem Sinn des Lebens wirklich zu dem
Schluss kommen, dass dies der einzige Sinn ist, wäre dies sicherlich ein Grund
den Fön mit in die Badewanne zu nehmen. Wonach ich mich sehne, ist echtes Glück
und Zufriedenheit, vorallem die innere Zufriedenheit. Das Gefühl nicht mehr wie
ein Hamster im Laufrad falschen Idealen und den Wünschen anderer Menschen
hinterher rennen zu müssen ohne jemals anzukommen und während diesem
hoffnungslosen Unterfangen auszubrennen, wie ein Feuerwerkskörper. Ich wünsche
mir, irgendwann fähig zu sein, die eigene Art, das eigene Wesen, Aussehen und
Leben so anzunehmen wie es ist und es mit jemandem zu teilen ... Nach meinen
bisherigen Erfahrungen muss ich leider sagen, ein unerreichbares Ziel ...
Geburt
Kindergarten
Schule
Ausbildung
Beruf
Freundin
Wohnung
Frau
Haus
Hund
Kind
Altersheim
Tod
Der Sinn des Lebens
Seit Jahren stelle ich mir unentwegt die Frage nach dem Sinn
des Lebens, nach dem Sinn meines Lebens. Die Frage beherrscht und verfolgt mich.
Sie keimt bei jedem Fehlschlag immer wieder von Neuem auf, die Frage selbst
scheint mir manchmal zu meinem einzigen Motor, zu meiner Lebensmotivation
geworden zu sein. Aber was wenn es keine Antwort darauf gibt? Wenn das Leben
eines Menschen gar keinen Sinn hat, wofür sollte man dann leben wollen? Nur um
des Lebens Willen? Dafür bietet mein Leben zu wenig Reizvolles. Oder ist bloss
der Weg das Ziel? Ist das Ziel selbst vielleicht nur eine leere Illusion, die
Hoffnung des Verzweifelten? Das wäre eine gigantische Enttäuschung! Nein, das
darf einfach nicht sein. Jede Aufgabe muss eine Lösung haben, am Ende jeder
Prüfung muss doch eine Belohnung stehen. Aber vielleicht ist es ja ein Sakrileg
die Frage nach dem Sinn des Lebens überhaupt zu stellen. Eine Herausforderung
des Schicksals, die mit dem Hauptgewinn belohnt wird oder aber mit der Einsicht
bestraft wird, dass das Leben keinen Sinn hat und der ewigen inneren Leere und
Dunkelheit, die mit dieser Einsicht verbunden ist.
Gedanken zum neuen
Jahrtausend
Wow, nun haben wir den Sprung in das Jahr mit der Zwei am Anfang geschafft. Nirgends scheint was Gröberes
passiert zu sein. Das ist sicher eine Erleichterung, irgendwo aber auch eine Enttäuschung. Warum
eine Enttäuschung? Nach all dem Hype um all die Probleme, die auftreten können und nachdem ich selbst
in den letzten Wochen nur noch für die Wahnvorstellungen von paranoiden Managern gearbeitet habe, hätte
ich mir gewünscht, dass es wenigstens irgendwo in der Welt knallt, meine Endzeitstimmung ein bisschen
Bestätigung erlebt und meine Sensationsgier ein bisschen befriedigt wird. Naja das war ja dann wohl nix.
Weder ist irgendwo eine Kernschmelze in einem AKW eingetreten, noch irgend ein Flieger vom Himmel gefallen,
die 4 apokalyptischen Reiter haben ihren Ausritt verschoben, es hat keine Frösche geregnet, meine Vorladung
fürs jüngste Gericht lag nicht im Briefkasten und selbst Uriellas UFOs haben sich entweder verflogen oder hatten
ein Y2K-Problem mit ihren Bordinstrumenten. Ich komme noch immer ins Internet und meine Küchenmaschinen,
die ja noch ganz deutlich aus dem letzten Millenium stammen, erfüllen hartnäckig ihren Dienst.
So und nun stehe ich
also hier, bin ein bisschen frustriert über all die fehlgeschlagenen
Weltuntergänge, die wir in der letzten Zeit ja eben nicht erlebt haben und frag
mich nun was genau ich denn jetzt mit den nächsten 1000 Jahren anstellen soll.
Eigentlich hatte ich ja immer so das Gefühl, dass das letzte Millenium nicht so
das Meine war und so hoffe ich natürlich, dass dieses besser wird. Wir werden
sehen ... aber eins kann ich Euch sagen, wenn dieses Millenium auch wieder
Scheisse wird, dann bleib ich bis zum nächsten, jawohl!!
Über die Einsamkeit
Ein wichtiges Thema in meinem Leben ist die Einsamkeit, sie
verfolgt mich auf Schritt und Tritt, wie ein böser Schatten. Das Gedicht "Alone"
von Poe, welches auch die Titelseite meiner Page ziert, bedeutet für mich
entsprechend weit mehr als einfach schöne Worte.
Gedanken über das
Selbst
Was ist das Selbst? Was ist es, das
einen Menschen zu dem macht was er ist? Ist es das was die anderen Menschen in
einem sehen, was sie von einem verlangen oder das was man selbst in sich sieht?
Ist es das was man tut, das was man denkt oder das was man fühlt? Wie schwierig
es doch ist, das Selbst zu definieren, die Frage "Was bin ich und wer bin ich?"
zu beantworten und wie ungleich schwieriger es dann erst ist, das Selbst zu
leben.
Von Löchern und
Hunden
Vor vielen Jahren, es muss so während
der Zeit im Progymnasium gewesen sein, veränderte sich vieles für mich und es
änderte sich vieles in mir. Eine wichtige Zeit, wenn ich so zurückdenke. Viele
meiner Gedanken- und Gefühlsstrukturen entwickelten sich dort. Damals bekam ich
das gar nicht so richtig mit, aber in den letzten Jahren wurde mir sehr vieles
bewusst. Es war jene Zeit, als ich gewisse Grenzen kennenlernte, Erwartungen
nicht erfüllen konnte, das Gefühl des Scheiterns erfuhr und viele Illusionen für
immer verlor. Es war jene Zeit, in der sich mir erstmals die Schwarzen Löcher
auftaten ...
Ich habe den Begriff schwarzes Loch
für einen Gefühlszustand gewählt, der mich für eine lange Zeit begleitet hat.
Ein Gefühlszustand der ganz langsam heranreifte und wuchs wie ein Geschwür.
Zuerst kam er selten und war schwach, aber über die Jahre kam er häufiger, wurde
immer stärker und es wurde immer schwerer mich davon zu befreien. Es waren ganz
schlimme Gefühle, ich fühlte mich schlecht, traurig, enttäuscht, verbittert,
frustriert, einsam, kalt, melancholisch, als würde mir das Dach auf den Kopf
fallen, einfach nur schlecht. Manchmal gab es dafür Gründe, manchmal nicht, in
der Schule waren es schlechte Noten, später war es der Anblick eines Päarchens,
glückliche Menschen, schönes Wetter, irgendwelche Äusserungen von Leuten, Dinge
im Fernsehen, fast alles um mich herum konnte das Loch öffnen. Es war immer als
ob ich in einen Strudel geriet, der mich in dieses tiefe Schwarze Loch hinein
zog und aus dem es kein Entkommen zu geben schien. Einmal drin wurde alles
dunkel und sinnlos. Angst, Resignation, Schuldgefühle, Gefühle der
Unzulänglichkeit, des Selbstmitleids und tiefschwarzer Pessimismus übernahmen
die Kontrolle über meine Gedanken und über meine Gefühle und lähmten alle
Tätigkeiten und machten Entscheidungen zur Qual ... Als würde das Gewicht der
Gefühle und des Seins als Solches so schwer, dass alles zu kollabieren schien.
Es war die Zeit, als ich beschloss, dass das Leben nichts zu bieten hatte ausser
Enttäuschungen und Lügen, dass die Beweggründe der meisten Menschen nur aus
Egoismus bestanden. Dass mir Positives nur begegnet um weit grösseres Negatives
anzukünden, dass nichts Schönes ewig besteht und dass auf Sonnenschein immer
Regen folgt und ich glaube am schlimmsten, dass ich zu der Überzeugung gelangt
bin, dass Gefühle nur schlecht sind und da sind um mich zu verletzen und mir weh
zu tun.
Die Welt im Wandel der
Zeit
Jedes Zeitalter hat seine eigenen Regeln, Vorstellungen, Trends und Ziele. Diese Merkmale spiegeln
sich in den Menschen, Bauwerken und Taten dieses Zeitalters wieder und verleihen ihm das, was die
nachfolgenden Generationen für immer im Geiste mit dieser Zeit verbinden. Vielleicht ist es eine
subjektive Einschätzung von mir, aber ich glaube früher dauerten die jeweiligen Zeitalter länger
und ich glaube sie waren von einer breiteren Konformität und Einstimmigkeit geprägt. Die Zeitalter
wurden abgelöst, wenn die Zeit und die Menschen reif dafür waren, wenn der Entwicklungsprozess
abgeschlossen oder ein wichtiges Ereignis das Ende eines Zeitalters forderte.
Heute scheint es mir, als wären
alle Barrieren gefallen und die Zeit würde in manchen Belangen nicht mehr linear
ablaufen, sondern sich an einem Punkt bewegen. Einem Pendel gleich, dass in
immer kleiner werdenden Kreisen schwingt, bis es schliesslich über einem Punkt
stehen bleibt. Ein Punkt an dem alles gleichzeitig gilt, Zeit und Raum
verschmolzen sind. Und ist es nicht so, dass heute fast alle Vorstellungen
gleichzeitig erlaubt sind, alle Trends gültig sind, alles möglich ist und es
scheint, als würde die Konformität der Menschen nunmehr in der Einigkeit
bestehen auf gar keinen Fall Konform zu sein. So wie ich die Welt betrachte hat
sie sich geändert, ob wir als Menschen mit dieser Entwicklung leben können und
wie lange wir damit leben können ist eine andere Frage.
Illusion und
Wirklichkeit
Was ist Wahrheit? Was ist
Lüge? Was ist Illusion und was Wirklichkeit? Scheint das Leben nicht manchmal
wie ein Traum und die Träume nicht wie die Wahrheit? Nicht immer sind die Dinge
was sie scheinen und machmal verbirgt sich hinter einer Sache oder hinter einem
Menschen weit mehr, als der erste flüchtige Blick vermuten lässt. Wie häufig
lassen wir uns von diesem ersten Blick etwas vorgaukeln oder bilden uns damit
eine Meinung über etwas was nicht ist und akzeptieren die Illusion einfach ohne
weiter nachzuforschen. Wer kann mir beweisen, dass ich das hier wirklich
schreibe und nicht nur träume, dass ich es tue? Wer kann mir beweisen, dass
nicht mein ganzes Leben ein Traum ist? Vielleicht bin selbst ich nur Teil eines
Traumes ....
6.2.2000
A Dream within a Dream
Edgar Allen Poe schreibt in seinem Gedicht
A Dream within a
Dream...
Wie wahr und wie traurig zugleich doch diese Betrachtung der Welt ist.
Für mich handelt dieses wunderschöne Gedicht von einem Menschen, der all seine
Wunschträume verliert, einen nach dem anderen. Es handelt von der tiefen
Verzweiflung und Trauer, die dieser Mensch darüber empfindet. Besonders schön
kommt dies in der folgenden Passage zum Ausdruck ...
"All that we see or seem
Is but a dream within a dream"
Es
ist so schrecklich, all seine Träume und Illusionen zu verlieren. Diese Leere,
diese Angst. Seltsam, dass der Verlust von "Gedanken", von Daten aus unserem
Gedächtnisspeicher manchmal mehr Leid über uns bringen kann als der Verlust
unserer materiellen Güter. Aber vielleicht brauchen wir solche Erlebnisse, um
den wirklichen Wert und die Kraft unseres Inneren schätzen zu lernen, um die
Relativität und Vergänglichkeit all dessen wonach wir normalerweise streben
wieder richtig beurteilen zu können. Doch wenn der Verlust der Träume uns lehrt
die Wirklichkeit neu zu beurteilen, worin besteht dann das Geheimnis und die
Macht unserer Wunschträume als solches? Wieso sind wir wohl von diesen
Wunschträumen so erfüllt und sehnen uns nach ihnen? Sind sie ein Merkmal unserer
Menschlichkeit oder sind sie ein Trick der Natur, den Menschen, der nicht mehr
tagtäglich um sein Überleben kämpfen muss, dazu zu bringen, den Plan der Natur
einzuhalten und zu erfüllen? Sind sie eine Hilfe, um in dieser Welt bei Verstand
zu bleiben und uns selbst immer weiter zu treiben? Wofür sind sie da diese
Träume?
"And I hold within my hand
Grains of the golden sand -
How few! yet how they creep
Through my fingers to the deep,
While I weep - while I weep!
O God! can I not grasp
them with a tighter clasp?
O God! can I not save
One from the pitiless wave?
Träumen hat viel mit Hoffen zu tun. Seine Träume zu
verlieren heisst die Hoffnung zu verlieren. Ob ein Traum zu verwirklichen ist
oder ob es bloss Fantasie ist absolut unwichtig nur dass man träumt ist
wichtig
19.2.2000
Kerzenlicht
Ich habe diese drei Kerzenständer. Sie sind unterschiedlich
geschmiedet und enden in kleinen Steinsockeln. Obwohl sie so unterschiedlich
sind gehören sie doch zusammen. In diesen drei Kerzenständern stecken Kerzen in
unterschiedlichen Farben, die Eine blau, die Eine rot und die Dritte grün. Warum
diese Farben? Ich weiss nicht, eigentlich mag ich rot nicht speziell, aber seit
ich die drei Kerzenständer habe ist es nunmal so und ich werde es wohl nicht
ändern.
Ich habe diese Kerzenständer auf einer kleinen
Shoppingtour gekauft, auf der ich mit der einzigen Frau unterwegs war, die mir
jemals gesagt hat, dass sie mich lieb hat. Die Frau ist Vergangenheit, doch die
Kerzenständer sind noch immer da. Sie und der Schein der Kerzen wecken in mir
Erinnerungen und Gefühle.
Manchmal, wenn ich ein
bisschen traurig bin, sitze ich da, schaue in das Kerzenlicht und lasse meinen
Gedanken freien Lauf. Was war, was ist und was wird sein. Die Realität
verschwimmt und der Schein der Kerzen wird zum Portal der Zeit. Seltsam, wie
leicht doch die Gedanken die Grenzen der Zeit überwinden, uns einmal in die
Vergangenheit führen nur um uns schon einen Augenblick später eine Zukunft zu
zeigen.
Manchmal sehe ich in die Vergangenheit und sehe
die Dinge, die ich falsch gemacht habe, die verpassten Gelegenheiten, die Punkte
wo ich versagt habe und die Türen, die mir dadurch verschlossen blieben.
Manchmal blicke ich auf die Gegenwart und frage mich warum alles so ist wie es
ist, wieso sich mein Leben so völlig falsch anfühlt und wieso ich mit den
Dingen, die ich habe nicht glücklich sein kann. Wieso ich anderen Menschen
gegenüber stehts diese Unsicherheit spüre und warum alles in meinen Sinnen von
dieser pechschwarzen Dunkelheit erfüllt ist. Manchmal sehe ich in die Zukunft
und sehe was aus meinem Leben werden wird, wenn alles so weiter geht, wie es
ist. Ich sehe wo mich der Strom der Zeit hinführen wird und ich weiss, dass ich
dort nicht hin will. Ich habe Angst darvor. Doch genauso wenig, wie ich vermag
die Vergangenheit zu ändern, genau so wenig kann ich Einfluss auf die Zukunft
nehmen. Treibgut im Strom der Zeit. So wie der Wachs der Kerzen dahinschmelzt,
so schmelzen auch Hoffnung und Glaube, dieses Leben, diese Existenz jemals
akzeptieren zu können und aus der Dunkelheit in das Licht zu treten. Und wenn
die Kerzen verlöschen bleibt nichts weiter als Rauch und Erinnerung.
28.2.2000
Menschenwelten
Mir scheint, das Wesen eines jeden Menschen gleicht im Grunde
einer eigenen kleinen Welt. Sicher, es gibt gewisse physikalische
Gesetzmässigkeiten, denen die Welten gemeinsam unterliegen und es gibt auch
gewisse Prinzipien mit denen sich Eigenheiten jeder Welt allgemein erklären
lassen und doch unterscheidet sich am Ende jede Welt von jeder anderen. Um zu
verstehen, was ich damit meine, stelle man sich einfach vor, man würde die Seele
und die Psyche eines Menschen kartographieren. Wie würde die Karte wohl
aussehen? Ich glaube, tief in meinem Inneren steckt das Verlangen, diese Karte
zu zeichnen, meine eigene Welt zu erkunden und zu verstehen.
Mag sein, dass sich in einer Welt die Regeln ändern, die
Welt gelegentlich von einem anderen Ort aus regiert wird oder man selbst Wert
darauf legt, einem Ort mehr Beachtung zu schenken, ihn zu kultivieren und zu
verschönern, während andere Orte vergessen werden oder bewusst dem Untergang
geweiht werden, dennoch verschwinden die Einträge in Karten und
Geschichtsbüchern nur selten wirklich für immer. Manche Einflüsse von Aussen
hinterlassen tiefe Furchen in unseren Welten und bleiben für immer als Mahnmal
dort. Manchmal bauen wir wegen diesen Furchen oder aus der blossen Angst vor
ihnen und vor den Dingen in und ausserhalb unserer Welt unüberwindliche
Schutzwälle um uns auf.
Manchmal betrachte ich mein
Leben als eine Odyssee durch die Wüsten meiner eigenen Welt. Immer auf der Suche
nach der nächsten kleinen Oase um mich auszuruhen und wieder weiterzuziehen in
der Hoffnung irgendwann an einem Ort anzukommen, der diese Welt ein bisschen
lebens- und liebenswert macht.
7.3.2000
Nachts
Des Nachts, wie ich so im Bett lag, machten sich meine
Gedanken selbständig. Ich mag solche Nächte nicht wirklich. Ich liege wach,
wälze mich herum, kämpfe mit dem Kissen und grüble. Es sind ziemlich mühsame
Gedanken, die da auftauchen, wie die dunklen Vorboten eines Gewitters. Meist
weiss ich, dass diese Gedanken nicht gesund sind und dass ich sie nicht denken
sollte, nicht denken dürfte. Aber manchmal ist es fast, als stünde ich nur als
Beobachter am Rande und blickte fasziniert darauf was als nächstes passiert, aus
purer Sensationslust und um zu schauen, wie weit es wohl diesmal geht, wie weit
sich der Schrecken der Nacht diesmal vorwagen und von mir Besitz ergreifen
würde. Und ich lasse es einfach geschehen, füge mich und lasse mich von diesen
dunklen Wellen tragen, wo immer sie mit mir hinwollen. Ich habe dieser Macht
nichts entgegenzusetzen, längst sind mir die Argumente ausgegangen und die der
Gegenseite sind so stark, wirken so überzeugend, erklären so viel, wirken
manchmal sonderbarerweise wie Streicheleinheiten, sie bieten Lösungen und
Vergessen an.
10.3.2000
Erklärungen
Ich suche nach Erklärungen, ich suche nach Antworten und ich
suche nach den richtigen Fragen für die Antworten mit denen ich ich mich täglich
konfrontiert sehe. Manchmal suche ich selbst nach Antworten auf Fragen, die ich
noch nicht einmal kenne. Es ist diese ewige Suche, diese Sehnsucht nach
Aufklärung, die mein Handeln, mein Denken, mein Fühlen und mein Wünschen
beherrschen und mich so oft an allem um mich herum und in mir drin zweifeln
lassen. Man könnte diese ganze Page als die Suche nach einer Antwort auf die
Frage nach mir selbst verstehen.
16.4.2000
Frust
Es ist Samstag und ich hätte tausend Dinge zu erledigen.
Aber wie soll ich es sagen? Ich habe keinen Bock.. Ja ich habe keine Lust für
meine Prüfung zu lernen, keine Lust Hausaufgaben zu machen und die Webpage, die
ich für meinen Kursus updaten sollte kann mir im Moment auch gestohlen bleiben,
ich hab auch keine Lust meine Rumpelkammer aufzuräumen oder auszugehen, ich habe
keine Lust mehr auf gar nix und heute ist mal wieder einer dieser Tage an dem
ich froh wäre, wenn ich nicht existieren müsste. Und warum habe ich keinen Bock
mehr auf all das? Weil ich das Gefühl habe zu ersticken, weil ich das Gefühl
habe völlig ausgebrannt zu sein, weil ich einfach nur noch müde bin und weil ich
es satt habe, dass mir seit Monaten jedes einzelne Gottverdammte Wochenende das
schlechte Gewissen irgendwelche Pflichten erfüllen zu müssen, nachläuft und mich
terrorisiert und weil ich einfach nicht mehr sehe, was das alles für einen Sinn
machen sollte.
13.5.2000
3.00
Uhr
Drei Uhr Morgens, ich
fahre auf der Autobahn. Die Strasse ist leer, ich bin allein, allein auf der
Strasse, allein im Auto, allein im Kopf. Ich fahre mit 100, wo ich nur 80
sollte, aber was spielt das schon für eine Rolle, in der Nacht gelten andere
Gesetze. Ich fahre auf eine Kreuzung zu, die Autobahnen teilen sich. Es ist
seltsam, aber Dinge wie Kreuzungen, Abzweigungen, Portale, Durchgänge sind für
mich Orte der Magie. Was passiert, wenn ich nicht diesen sondern jenen Weg
nehme, was passiert wenn ich durch diese Türe gehe und die Türe hinter mir
schliesse? Wird sich vor mir eine Neue öffnen? oder ist es eine Sackgasse?
Diesmal erscheint mir diese Kreuzung aber anders. Ich fahre jetzt mit 110 wo ich
nur 80 sollte und meine Gedanken werden plötzlich so klar, wie nur selten,
dieser Schleier, der meine Gedanken ständig zu umgeben scheint ist plötzlich wie
weg. Alles ist logisch, alles ergibt in diesem Moment einen Sinn, ich sehe
diesen Betonpfeiler, wo sich die Bahnen trennen, wo sich die Welten teilen, ich
fahre auf der mittleren Spur und beschleunige weiter, das ist die Lösung, das
ist der Weg zum Frieden, der Weg zum Vergessen, die Abkürzung zu einem neuen
Weg, zu einer neuen Chance oder auch nicht, dann spielt es auch keine Rolle.
Plötzlich verschwimmen meine Gedanken, ich sehe es nicht mehr, wie das Erwachen
aus dem Schlaf oder ist es eher die Rückkehr in einen Traum? Ich weiss es nicht,
ich bin mir nicht mehr sicher was Realität ist. Ich fahre nach Hause und gehe
ins Bett, aber ich erinnere mich noch immer an diesen Gedanken der absoluten
Klarheit, wie an eine Offenbarung.
13.5.2000,
entstanden 9.4.2000
God@Heaven?
Nach dem ich mich nun seitenweise über Verschiedenes
ausgelassen habe, ist mir aufgefallen, dass ich eigentlich noch nichts über
meinen Glauben als solches geschrieben habe und eigentlich ist ja das der Titel
der Rubrik. Vielleicht habe ich das noch nicht getan, weil es ein heikles Thema
ist, mit dem man garantiert irgendwem auf die Füsse tritt oder vielleicht weil
ich mir selbst nicht so sicher bin, was ich eigentlich glaube. Aber eigentlich
ist es mir völlig egal ob ich damit irgendwem auf die Füsse trete, denn diese
Page ist mein Reich, mein Wille geschieht hier .... und wer Kritik an seinem
Glauben nicht verträgt soll einfach diesen Teil auslassen, ok ...
Vielleicht zwei drei
Beispiele für Dinge, die mir ganz persönlich einfach nicht einleuchten wollen:
Wie kann Gott seine Eigenkonstruktionen aus dem
Paradies werfen, bloss weil sie ein bisschen Obst gemampft haben? Es ist doch
offensichtlich, dass sich da jemand auf den Schlips getreten fühlt. Sowas
hartherziges! Ist Gott etwa ein bisschen rachsüchtig und launisch? Lässt so ein
gnädiger Gott seine ganze Menschheit ersaufen bloss weil sie ein bisschen Spass
hatten, das hätte er doch vorher wissen müssen, also ist er entweder nicht
allwissend oder aber etwas sadistisch veranlagt? Und macht er Städte mit
unschuldigen Menschen nieder, nur damit sein heiliges Volk in die leeren
Wohnungen einziehen kann? Wo bleibt denn da der Sozialgedanke und die Liebe für
die ganze Menschheit? Also ist er parteiisch und unterstützt nur seine eigenen
Fans? Was ist mit Sodom und Gomorrha? Vielleicht gingen dort die Menschen
verabschäungswürdigen, gotteslästerlichlen Tätigkeiten nach, aber bestimmt gab
es dort auch Handwerker, Zulieferer und Durchreisende, die wurden einfach gleich
mit pulverisiert. Sorry Ihr wart zur falschen Zeit am falschen Ort. Und was
hatte Gott bloss gegen die Ägypter? Ein Volk, das die Kunst und die Weisheit
verehrte plagte er angeblich mit Umweltkatastrophen, super, also setzt er seine
göttlichen Kräfte in unfairem Mass und zu erpresserischen Zwecken gegen
Schwächere ein. Ja Leute, Microsoft wird im Moment wegen ähnlicher Praktiken
unter ähnlichen Vorwürfen der Prozess gemacht. Wo bleibt denn da die Fairness?
Und warum, warum nur musste jedesmal wenn er auftauchte irgendwas kaputt gehen?
Er kam als brennender Busch oder als Feuersäule oder wie auch immer, was soll
dieses Machogetue?... und warum muss dafür so ein armer Busch verbrennen?
Neinneinnein, die Sache hinkt an jedem Ende und ich hab ja nur das gerade
Offensichtliche genannt, also entweder war Gott nicht so lieb, wie alle sagen
oder er hatte keinen Einfluss auf die Dinge, war also nicht allmächtig, oder in
der Bibel stehen Dinge die so nicht stimmen oder nicht passiert sind, entweder
oder, es gibt keine Mittellösung. Wer was anderes behauptet ist ein ignoranter
Einfaltspinsel. Wer noch andere biblische Widersprüche nachlesen will, soll mir
doch bitte eine E-Mail schicken, dann kriegt er 'ne Liste mit Bibelverweisen.
Ich
glaube nicht, dass irgendjemand seinen geliebten Pantheon, bestehend aus
"Fachgöttern" gegen einen einzelnen Gott eintauschen würde, dessen einzige
Eigenschaft zu sein scheint, dass er furchtbar lieb ist und sich dass dann bei
näherer Betrachtung nicht mal als wahr herausstellt. Es kommt darauf an,
wieviele Leute einem wie drohen, damit man gegen Aussen seinen Glauben ändert.
So und nur so wurde der christliche Glauben in die Welt getragen. Ach ja, ab
Jesus' Kreuzigung kam dann auch noch das Heuchler-Element dazu "Christus ist für
Euch und Eure Erlösung gestorben, und jetzt lasst Ihr ihn hängen? Ihr seid so
gemein.." Genau, macht doch einen auf die Mitleidstour. Ich hab echt kein
Verständnis dafür.. Wenn jemand für mich sterben will, dann soll er mich
gefälligst vorher fragen, ob das ok ist oder er soll mich in Ruhe lassen. Ich
hab niemanden gebeten sich irgendwohin nageln zu lassen, aber hätte er es getan,
hätt ich ihm gleich gesagt er soll den Quatsch lassen weil es eh nix bringt und
lieber mit mir ein kaltes Bier trinken gehen. Aber bitte, wenn jemand lieber
seinen perversen Neigungen nachgeht, solls mir recht sein solange er mich aussen
vor lässt. Vielleicht hätt ich ihm noch Sekundenkleber mitgegeben, der tut nicht
so weh und hält genau so gut. Überhaupt, wer ist eigentlich dieser Jesus? Ist
Jesus jetzt Gott oder ist Gott Jesus und wer ist dann der heilige Geist? Ist
Gott schizophren oder haben die Katholiken allesamt einen an der Waffel? Ich
konnte nachlesen, dass mit dem 1. ökumenischen Konzil zu Nicäa im Jahr 325
n.Chr. Gott und Jesus offiziell fusionierten. Um 380 wurde dann am 2.
ökumenischen Konzil in Konstantinopel noch der heilige Geist dazugemerged und
damit war die Dreieinigkeit perfekt. (Mit dem 4. ökumenischen Konzil in
Chalkedon um 451 n.Chr. wurde dann der Papst offiziell zum göttlichen Vertreter
auf Erden.) Jaja Meetings brachten wohl zu keiner Zeit der Menschengeschichte
jemals irgendwas Sinnvolles hervor.
Ich dachte zuerst
die Bibel wär das Buch einer gütigen von Nächstenliebe geprägten Religion, aber
was für ein bodenloser Unsinn. Ich glaube der Bodycount der Bibel dürfte weit
über dem von "Natural Born Killers" (dem schlechtesten je gedrehten Film)
liegen. Habt Ihr eigentlich schon mal in dieses Buch geschaut? Von der ersten
bis zur letzten Seite werden Menschen auf die haarsträubendsten Arten umgelegt.
Also lasst mich bitte in Ruhe mit diesem Liebe-Quatsch, ich kaufs einfach nicht.
Die ältesten Hinweise auf den gehörnten Zweibeiner finden
sich auf Höhlenmalereien, die 25000 Jahre alt sind. Er war u.a. Schutzpatron für
die Jagd. Es ist ja klar, dass es so einen geben musste, schliesslich gab es für
jedes Element und für jede Erscheinung in der Natur eine Gottheit und eine
Verkörperung. Diese Menschen lebten in Angst vor ihrer Umwelt, die Anrufung der
Götter und Wesensheiten half ihnen diese Angst zu bezwingen, sie liessen sich
mit Dingen des Lebens asoziieren, sie standen für etwas. Damals entstanden auch
die Rituale in denen man um Schutz vor Krankheit, Tieren, Wetter etc. bat oder
um Erfolg in der Jagd. Über die Jahre wurden diese Element-Götter "befördert".
Der gehörnte Gott wurde in vielen Kulturen zum eigentlichen Naturgott und die
Fruchtbarkeitsgöttin wurde zur Mutter Erde oder Mutter Natur (es gibt übrigens
viele Kulturkreise und Religionen, wo die Frau seit eh und je eine wesentlich
bessere Stellung besass, als im Christentum, die Idee des männlichen Gottes
wurde erst im christlichen Glauben so richtig ausgenutzt). Die Zyklen des
Jahres, die Gezeiten, der Mond all das wurde angebetet und gefeiert, weil es für
die Leute auch Merkmale waren, wann sie ihr Getreide auszusähen hatten, wann
geerntet werden konnte. Die Zeichen der Natur zeigten, wann Regen kommen würde
etc. etc. Lebten die Menschen im Einklang mit der Natur, war alles in Butter,
taten sie es nicht klappte es einfach nicht, die Götter waren erzürnt. Mit dem
Christentum wurden all diese Schutzgötter, all diese Zeichen natürlich zu einem
Problem, die Gottheiten waren überall in der Natur um die Menschen herum. Das
konnte und durfte für einen übertollen, multifunktionalen Megagott nicht
stimmen, der musste irgendwo unerreichbar für den Strassenpöbel thronen und
konnte nur von wichtigen Leuten auf der Erde vertreten werden. Mal überlegen,
ist es nicht furchtbar praktisch, wenn man sich als direkter Mittelsmann zum
einzig wahren Gott verkaufen kann? Steigert doch das Ansehen ungemein, oder? Die
Menschen glaubten nichtsdestotrotz aber an diese gütigen Götter die nichts
anderes als die Natur representierten und sich darin manifestierten, sie waren
im Einklang mit der Natur und erfüllten wichtige alltägliche Aufgaben. Die Feste
markierten wichtige Abschnitte im Zyklus des Jahres. Es war schlicht ein Glaube,
der die Natur mit all ihren Belangen im Zentrum hatte, nicht die Anbetung eines
Gottes und der Heiligen. Es gibt ein Sprichwort das sagt "Die Götter einer alten
Religion werden zu den Teufeln der neuen". Die Taktik diese alten Götter
loszuwerden war ganz einfach, man "verteufelte" sie im wahrsten Sinne des
Wortes. Hiess es zu dieser Zeit ein Land wäre jetzt christlich bedeutete das
nur, dass der gerade regierende Monarch an diesen Gott glaubte, das Volk war
damit aber nicht gemeint. Man ging dann einfach hin, liess die Tempel der alten
Götter schleifen, baute genau an diesen Orten die Tempel des neuen Gottes, man
liess die Priester töten und man machte den Menschen Angst, man beschuldigte die
alten Götter der grässlichsten Schandtaten. Eine Praktik die dann während den
grossen Hexenprozesse im Mittelalter wiederum bestens funktionierte. Ein
lustiges Detail der Geschichte ist auch die Sache mit den Tempelrittern. Der
Templerorden, gegründet so um ~1100 bestand im wesentlichen aus adeligen
Europäern und ihren Gefolgsleuten, die ihr Leben, ihre Ländereien und Mittel in
den Dienst des Kreuzes stellten. Der Orden erfand quasi den Zahlungsverkehr und
erschuf ein System von dem der Scherzartikel EU nur träumen kann, der Orden
verbreitete das Christentum wie keine zweite Institution. Der Orden suchte nach
dem heiligen Gral, führte brutale Kreuzzüge ins heilige Land und wurde nach
übelsten Intrigen, Prozessen und Folter der Ordensritter 1312 mit dem Konzil von
Vienne aufgelöst. Dem Orden wurden die haarsträubendensten Taten vorgeworfen
unter anderem sollen sie, die Ritter Gottes einem gehörnten Götzenbild Namens
Baphomet gehuldigt haben (dieser Punkt hat sich inzwischen als ziemlich sicher
herausgestellt, niemand weiss jedoch ganz genau, wer Baphomet war, aber zu der
Zeit war es für die Gegner des Ordens ganz klar Luzifer Morgenstern, der
gefallene Engel, der Lichtbringer, Satan oder ganz einfach der Teufel). Cool
oder?!
Es gibt ja auch Menschen,
die sich heute mit Kraftlinien und Kraftorten beschäftigen, interessanterweise
führen die meistens durch Orte wo die alten Tempel und heiligen Plätze zu finden
waren. Diese Linien führen um die ganze Welt und lassen sich zu einem Netz
verbinden. Es ist noch nicht ganz erwiesen was es damit auf sich hat, sprich man
weiss es nicht mehr und ich frage mich wirklich, wieviel Wissen um die Natur
noch verloren ging dieser christlichen Ignoranten wegen. Viele alte Hochkulturen
verfügten über gigantische Kenntnisse der Naturwissenschaften, Kenntnisse die
Dank der Christianisierung der Welt für Jahrhunderte, Jahrtausende oder
vielleicht für immer wieder verloren gingen. Ja unsere ganze Welt ist ein
einziger Trümmerhaufen, bloss weil in der Bibel steht, dass der Mensch der
tollste und beste ist und sich die ganze Welt Untertan und zu seinem
persönlichen Einkaufszentrum machen soll. Ich spekuliere jetzt einfach mal, dass
unsere Welt wesentlich anders aussehen würde, wenn die christliche Religion in
ihrem Zentrum Mutter Natur und die Verbindung zu ihr gehabt hätte. Aus alledem
sieht man, dass die christliche Religion mehr zur Wissensbeseitigung und
Zerstörung der Erde als zur Entwicklung der Menschheit beigetragen hat und weil
sie damit das was mir am heiligsten ist, betrogen, zurückgeworfen, unterdrückt
und verhindert hat verachte ich sie. Ich betrachte jede Glaubensrichtung, die
dem Menschen mit Drohungen etwas aufzwingt, ihn seines freien Willens beraubt
und seinen Anhängern den Glauben als Wissen andrehen will als Sekte. Über Sekten
will ich hier gar nicht erst herfallen, sie sind einfach zu lächerlich, alle
zusammen. Bloss eins, wer so ein einfältig, blödes Fischchen an seinem Auto
kleben hat und natürlich die Leute, die nicht müde werden, mich in der Steinen
anzuquatschen und mir die haarsträubenden Geschichten eines wirklich schlechten
Sci-Fi-Autors verkaufen wollen, sollen mir doch bitte auf der Strasse und im
Rest des Lebens einfach aus dem Weg gehen, ok!? Ihr sollt wissen, dass ich Euch
schlicht nicht leiden kann.
Ich glaube
an andere Welten, andere Dimensionen und die Verbindungen zu ihnen. Ich glaube
an die Seelenwanderung und den Übergang in etwas Neues nach dem Tod. Ich glaube
daran, das alles in Zyklen abläuft, ich verehre die Prinzipien von Chaos und
Ordnung, gut und böse, alt und neu, Liebe und Hass, Erschaffung und Zerstörung
im Kreislauf von allem was ist, nicht ist, war, sein wird, nicht war und nicht
sein wird und ...
... ich glaube an Magie.
1.6.2000
Big
bekloppt
Eigentlich
wollte ich es nicht, ich wollte es wirklich nicht, ich wollte es einfach
ignorieren, so tun als würde ich darüber stehen und es einfach an mir
vorbeigehen lassen, aber ich schaffe es nicht, nein es geht nicht, so sehr ich
es auch versuche, also schreibe ich halt auch darüber. Die Rede ist von Big
Brother. Ich sass gestern vor dem Fernseher und wollte irgendwas blutiges sehen,
irgendwas mit Raumschiffen, dreiköpfigen Invasoren, die die Erde in Schutt und
Asche legen, die Menschheit versklaven und dem Helden eine Kugel in den Kopf
verpassen, ja etwas wo am Ende das Böse gewinnt. Aber wer denkt, dass einem
heutzutage solch einfache Unterhaltungswünsche noch erfüllt werden irrt
gewaltig. Ich zappte den ganzen Abend vor mich hin nur um auf jedem verfluchten
Kanal etwas über die "Helden" von Big Brother zu sehen. Wie kann das nur sein?
Alles zu
utopisch? Nachdem ich gestern in der Sonntagszeitung gelesen habe, dass
offensichtlich ein paar Reiseanbieter über Adventure-Ferien in Krisengebiete
nachdenken, finde ich meine Idee gar nicht so abwegig und wenn man auch sieht,
was es in Japan für Sendungen gibt. Ich frage mich echt, wie weit wir noch vom
alten Rom entfernt sind. Vor einigen Jahren lernte man noch in der Schule, dass
es eine unmenschliche Zeit gewesen war, weil da Menchen im Zirkus den Löwen oder
Gladiatoren vorgeworfen wurden und manchmal durfte die Masse darüber bestimmen
ob die Unterlegenen leben oder sterben mussten, was für eine blutrünstige
Gesellschaft. Es leuchtete uns irgendwo ein, dass es unmenschlich war, es
verstiess einfach gegen moralische Werte. Aber heute? Dank der Überbevölkerung,
der Globalisierung, der Medien und der kapitalistischen Gesellschaft in der nur
die finanziellen Kennzahlen bestimmen, was und wer einen Wert hat, liegt der
Wert eines Menschen ca. bei dem Materialwert seiner Bestandteile und das waren
glaub' ich knapp 100 Franken (Kalk, Wasser etc ..). Tja und leider, leider kann
man mit 100 Franken heute auch nicht mehr viel kaufen. Und was machts schon, wir
sind schliesslich so viele, was bedeutet da schon einer mehr oder weniger. Klar,
wenn man das Opfer kennt, ist es vielleicht schon anders, man kann dann noch
herumprahlen, das man mit ihn gekannt hatte und hat somit die Chance in einer
Nachmittags-Talk-Show aufzutreten.
12.6.2000
... und wann
heiratest Du?
wer kennt
sie nicht, diese obligaten Verwandtentreffen, wie Geburtstage, Hochzeiten oder
Todesfälle? Man durchläuft dort in der Regel irgend ein Pflichtprogramm und
kriegt was Leckeres zu essen. Aber wie bei allem im Leben ist es auch hier so,
dass es diese Leckereien und Animationsprogramme selbstverständlich nicht
umsonst gibt. Der Preis, den man zu zahlen hat ist, dass man Menschen trifft.
Ja, man trifft Menschen wieder, die man schon Jahre nicht mehr gesehen hat, was
aber natürlich kein Unglück war, sondern einem das gute aber trügerische Gefühl
gab, dass manche einen endlich vergessen hätten oder man sich zu einem Meister
der Tarnung und des Abtauchens entwickelt hätte. Doch eben, an diesen Anlässen
scheitern die besten Tarnvorrichtungen und es gibt kein Entrinnen vor ihnen,
darum fürchte ich mich jeweils auch schon Wochen vorher. Ist der Tag
schliesslich gekommen, sieht man sich plötzlich wieder diesen Tanten und Onkels
gegenüber, die einen hartnäckig mit den Brüdern verwechseln, diejenigen, die
darüber staunen, wie gross man geworden ist, obwohl man nun schon seit 15 Jahren
keine nennenswerten Wachstumsschübe mehr erfahren hat. Man trifft die, die
finden, man hätte enorm abgenommen obwohl man gerade wieder voll im Frust über
das eigene Übergewicht ist. Und schliesslich trifft man auf die ganz
inquisitorischen Verwandten und Bekannten, die nicht müde werden einen über den
eigenen Zivilstand auszufragen. Dies ist meine absolute Lieblingskategorie,
ehrlich. Solche fragen wie "Und wann heiratest Du?" oder "Bist Du immer noch
alleine?" oder "Wann legst Du Dir eine Freundin zu?" sind das Salz in meinem
Schokopudding, wirklich.
Je langweiliger die Themen desto kürzer die Gesprächsdauer.
Und mit einer ausserordentlich langweiligen Diskussion, kann man zudem einen
viele Jahre anhaltenden Abwehrschutz aufbauen.
Noch wenig erprobt aber
sicherlich hoch effizient ist es, die Personen, die einen eh verwechseln in
ihrem Glauben zu lassen und bereitwillig Auskunft über den Gesundsheitzustand
der Ehegattin und der Kinder zu geben. Zudem erspart es die Peinlichlikeit ihnen
zu sagen, dass sie einen verwechselt haben und sie sparen das Gespräch mit einer
Person, also ein effektiver Zeitgewinn für den Gesprächspartner.
Leider schaffen es aber immer wieder Leute die
Abwehrmassnahmen auszutricksen und einem diese vermaledeiten Fragen zu stellen,
die man auf gar keinen Fall hören wollte. Hier hilft es nur noch die geübten
Gesichtsmuskel zu animieren, ein cooles Lächeln aufzusetzen und ähnlich einer
Aikido-Abwehr dem Gegner die Kraft abzunehmen und ihn ins Nichts laufen zu
lassen. Was dann in der Praxis so aussieht, dass man einige Statistiken
hervorzaubert, die ganz klar beweisen, dass aufgrund der Altersdifferenzen zu
den Geschwistern die nächste Ehe erst in 3 Jahren, 11 Monaten und 25 Tagen
anliegen würde, man selbst also durchaus noch innerhalb der Zeitparamenter liegt
und das Fortbestehen des familiären Gen-Stammes aufgrund der bereits vorhanden
Stammhalter sowieso keineswegs gefährdet sei. Oder man behauptet, dass man das
eigene Leben in den Dienst einer höheren Aufgabe wie der Erlangung des
definitiven Wissens oder der Suche nach dem heiligen Gral oder der Frage nach
"life, the universe and everything" gestellt hat und man somit keine Zeit für
die tierischen Urinstikte der rituellen Paarung mit einer weiblichen humanoiden
Lebensform habe. Wichtig dabei ist, dass man dies in einem Ton sagt, als hätte
man den Nobelpreis für diese Aufgabe schon in der Tasche oder dass es sich
zumindest um um eine Aufgabe handle, die das Fortbestehen der Menschheit als
solches garantiere. Auf jeden Fall sollte die Antwort dem Fragenden
unmissverständlich das Gefühl geben, er hätte eine wirklich peinliche, dumme
Frage gestellt, sonst wird man ihn niemals los und es folgen weitere Fragen.
22.7.2000
Wir sind
ich
Das Durchleben eines
inneren Konfliktes und des Gefühls, der inneren Gespaltenheit ist ein
wundersames Erlebnis. Das Gefühl, dass der Kopf etwas vorschreibt, aber das Herz
etwas ganz anderes begehrt. Dass man etwas unbedingt tun will, tun muss, aber
einen etwas tief im Inneren, eine grosse Angst davon abhält, ja einen geradezu
lähmt. Oder dass man etwas tut, obwohl es der blanke Irrsinn ist.
Diese Konflikte und inneren Kämpfe empfinde ich meist als
sehr unangenehm, sie hinterlassen stets das Gefühl, dass die Sache für die man
sich letztenendes entscheidet möglicherweise doch die Falsche gewesen sein
könnte, oder dass man mit seinem Entscheid sich selbst oder jemand anders
enttäuscht oder zurückstellt. Wie man es auch macht, man macht es falsch. Man
müsste dementsprechend doch annehmen, dass das innere Zerwürfnis etwas
Schlechtes darstellt und das Einssein, die innere Harmonie das Höchste ist. Aber
ist das wirklich so?
Geprägt durch die Aussenwelt, das Aussehen, das
Sozialgeflecht, die subjektive Wahrnehmung, die Erlebnisse, die Bildung, das
Verständnis von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft etc. werden während des
Aufwachsens verschiedene Persönlichkeiten stärker gefördert und geprägt, während
sich andere fast gar nicht entwickeln, schlafen oder verleugnet werden.
Verschiedene Einflüsse oder Erlebnisse können ganz unterschiedlich auf die
Persönlichkeiten wirken und provozieren, vielleicht sogar die Schlafenden
wecken. In einer Situation wie einem Krieg sieht man sehr offensichtlich, welche
Geschöpfe in einem Menschen plötzlich wach werden können. Es wird auch deutlich,
wenn man Menschen über ihre Ex-Partner reden hört. Seltsam, wieviele "wahre
Lieben" sich plötzlich zu den grössten Irrtümern, Enttäuschungen und A..löchern
entwickelt haben. Ich behaupte diese hassenswerten, falschen Seiten waren immer
da, bloss musste erst der richtige Knopf gedrückt werden, um die Käfigtüren der
Monster zu öffnen.
Manchmal entscheidet nicht ein
einziger Charakter allein, sondern verschiedene zusammen, während sich viele
andere dagegen wehren. So scheint es mir beispielsweise, dass ich nur schreiben
kann, wenn ich mich elend fühle, also will mein kreativer Teil nur mit meinem
selbstmitleidigen Trauerkloss zusammenarbeiten.
Ich
glaube, dass es diese unterschiedlich ausgeprägten Persönlichkeiten in einem
Menschen, diese Synergien zwischen diesen Persönlichkeiten sind, die einen
Menschen schliesslich zu dem machen, was er in seiner Gesamtheit ist. Er ist
nicht das, was er einzelnen Menschen, Freunden, Verwandten Partnern oder sich
selbst zu sein scheint, sondern die Gesamtheit aller seiner Charaktere.
Dementsprechend halte ich es für so gut wie ausgeschlossen, dass ein Mensch sich
selbst jemals in seinem gesamten Spektrum in seiner ganzen Wesensheit vollkommen
und objektiv zu erfassen und zu verstehen vermag und noch weniger kann dies
einem Aussenstehenden gelingen.
30.7.2000
.. und alles
zieht vorbei
Du bleibst
stehen im Strom des Lebens, bleibst stehen und siehst für einmal nicht Dich
sondern all das was um Dich herum passiert und Du siehst, wie alles an Dir
vorbeizieht auf der niemals enden wollenden Strasse vom Nichts ins Nichts. Die
Welt zieht an Dir vorbei, Deine Freunde, Verwandten, Dein Beruf, Deine Wünsche,
Deine Interessen, Deine Welt, Deine Existenz und Du hast Angst. Verzweifelt
eilst Du erst hinterher, doch nur um zu scheitern. Du bist allein, fühlst Dich
kalt und leer und Du erkennst, dass alles egal geworden ist. Du lachst über all
die Menschen, die im Strom gefangen sind, Dir weh tun wollen oder Dir in den
Belanglosigkeiten des Lebens überlegen sind und auf Dich herabsehen. Du hast
verstanden woher die Dinge kommen und hast verstanden wohin die Dinge gehen. Nur
was dazwischen passiert, ist Dir fremd geworden und im Moment in dem Du das
erkannt hast, wird es Dir nur noch fremder. Du begreifst, dass Du von nun an
allein unterwegs bist, Dir niemand seine Hand reichen wird und dass ein Teil
Deiner Seele als Preis für das Wissen sterben musste. Du beneidest die Menschen,
die ihre Erfüllung im Strom gefunden haben und sehnst Dich nach dem Vergessen.
Du bist stehengeblieben weil es sich falsch anfühlte, weil es für Dich keinen
Sinn mehr machte. Alles zieht an Dir vorbei und Du weisst, dass Dein Leben nie
wieder so sein kann, wie zuvor und dass es niemals wieder einen Sinn haben wird.
Du hast es gesehen und verstehst nicht, warum Du dennoch mit den anderen
weiterziehen sollst. Doch Du bist Mensch, Deine Seele ist im Menschen gefangen
und der Schatten Deines früheren Ichs wird vom Strom mitgerissen wie sehr Du
Dich auch wehrst. Du bist Mensch und musst all die Dinge tun, die Mensch tun
muss, doch alles andere bleibt Dir fortan versagt, so will es die Natur und im
Strom ist ihr Wille Gesetz. Du hast verstanden woher alles kommt und wohin alles
geht und Deine Sehnsucht nach dem Ziel und dem Vergessen ist alles was Dich noch
antreibt.
18.8.2000
24.12.2000
Berührung der
Ewigkeit
Eine Idee
verfolgt mich seit einiger Zeit, schwierig zu umschreiben, aber ich versuche es.
An manchen Tagen gehe ich durchs Leben und empfinde meinen Geist und meinen
Körper als eine Einheit. Eine gewisse Harmonie scheint vorhanden zu sein
und die Dinge scheinen zu funktionieren. Doch an anderen Tagen kommt es mir vor
als wäre mein Geist nahe und mein Körper fern, dann erscheint es mir, als würde
ich durch die Augen eines Fremden in die Welt blicken, ich fühle mich unwohl und
meist bedrückt. Meine Hülle scheint mir so fremd, so unbedeutend und fern, ich
kann keinen Bezug und keine Verbindung dazu herstellen. Dann gibt es noch diese
anderen Tage an denen es mir scheint als könnte ich meine Empfindungen
wesentlich vergrössern, es scheint mir als würde alles in meiner Umgebung dazu
gehören, ich fahre im Auto und es kommt mir vor als würde ich mit dem Auto eine
Einheit bilden, als könnte ich die Berührung der Räder mit dem Boden spüren, als
könnte ich das Fahrzeug steuern wie einen Arm oder ein Bein. Blicke ich an
diesen Tagen in das Gesicht von Menschen habe ich das Gefühl als wäre es
mir ein leichtes mich in ihre Situation zu versetzen. Stehe ich beispielsweise
neben einem Lastwagen habe ich das Gefühl, ich könnte wahrnehmen wie das Leben
eines Lastwagenfahrers verläuft, wie es ist den Tag hindurch über die Strassen
zu donnern, die Lust auf die Freiheit der Landstrasse und den Kummer mit dem
Verkehr. An diesen Tagen kann ich mich viel leichter in andere Menschen
versetzen, ihre Situation und ihre Empfindungen nachvollziehen und verstehen wie
sie denken und fühlen, schlicht eine sensiblere Wahrnehmung. Ein
seltsames Gefühl und ich frage mich, was das genau für ein Sinn ist, der
manchmal so schwach ist, dass er meinen Körper kaum zu erfassen vermag und an
anderen Tagen so stark ist, dass er sich über meinen Körper hinaus
zu erstrecken scheint. Vielleicht wäre es möglich diesen Sinn zu
trainieren so dass er stabil bleibt oder vielleicht wäre es gar möglich
diesen Sinn zu stärken. Vielleicht ist es dieser Sinn, der manche Menschen zu
Hellsehern macht, vielleicht ist es aber auch einfach der Sinn, der manche
Staubsaugervertreter mehr Ware absetzen lässt als ihre Kollegen. Ich weiss
es nicht und trotzdem habe ich die Idee, dass es sich bei diesem Sinn um etwas
grosses, wichtiges handelt. Ich möchte die Idee also noch etwas weiterspinnen
auch auf die Gefahr hin in die Nähe des Wahnsinns zu kommen. Angenommen man
könnte diesen Sinn schir unendlich erweitern. Wäre es dann möglich die Ewigkeit
zu berühren und sie zu verstehen oder würde man den Verstand verlieren? Würde
man Fühlen wie alles zusammenhängt und funktioniert. Vielleicht ist es der Sinn,
der bei Propheten ausgeprägt ist und sie glauben sie erhielten Wissen von ihrem
Gott oder vielleicht ist es das was Rupert Sheldrake mit seinen
"morphogenetischen Feldern" und der "morphischen Resonanz" zu umschreiben
versucht. Auf jeden Fall ist es ein Geheimnis, dass mich nicht mehr loslässt.
31.12.2000
WEF - oder wie
ich glaubte BSE mache wahnsinnig
Seit einem Jahr bereite ich mich nun auf die Prüfung zum Informatiker vor. Ein langes Jahr und doch ist die Zeit so schnell vorbeigegangen. Ich weiss nicht, wo meine Zeit geblieben ist. Ich habe das Ende herbeigesehnt und doch habe ich jetzt ein wenig Angst darvor. Mir scheint ich habe viel versäumt in diesem Jahr und doch, wäre ich ehrlich, müsste ich mir eingestehen, dass ich doch eh nichts mit meiner Zeit anzufangen gewusst hätte. In einer Woche wird alles vorbei sein. Es endet auf die eine oder andere Weise ... oh, das tönt doch wie aus einem Spaghetti-Western, wo der Held dem Bösewicht auf offener Strasse gegenüber treten muss, die Bewohner schliessen ihre Läden, die Mütter tragen ihre Kinder rein und ein dürrer Busch rollt durch die staubige Strasse ... nun ja, eine Konfrontation ist es natürlich schon und wenn ich so genau überlege, wäre es mir auch irgendwie recht, wenn ich einfach hinstehen könnte, Auge in Auge mit dem Experten und es darauf ankäme, wer schneller zieht. Aber, herrje, die Dinge sind leider nicht mehr so einfach und so ist mein Gegner kein staubiger, verschlagener nach Pferdeschweiss stinkender, billige Zigarren rauchender Gauner sondern ein angsteinflössender Stapel Papier, über staubigig trockene Materie, bestehend aus verschlagenen Fragen von nach Management riechenden Experten erstellt, denen jeglicher Sinn für Logik, klare Ausdrucksweise und Sinn für Rechtschreibung fehlt. Diese Tage vor den Prüfungen sind immer die Tage an denen ich mich Frage, ob ich eigentlich das richtige tue, ob ich nicht vielleicht etwas ganz anderes tun sollte, wie ich überhaupt auf die Idee komme, mir solche Dinge immer wieder anzutun. Es liegt vermutlich daran, dass ich den Wert meiner Existenz einzig und allein über meinen Beruf bewerte. In meinem Beruf zu versagen, bedeutet im Leben zu versagen. So wie mein Leben verläuft glaube ich auch irgendwo, dass meine einzigen Fähigkeiten im Beruf liegen und dann scheint es mir wieder, als wären sie nicht mal dort vorhanden. Natürlich frage ich mich jetzt, ob ich den Anforderungen gerecht werde und ich zweifle daran, dass ich genügend vorbereitet bin. Ich weiss, wenn ich bestehe, werde ich ein paar Tage lang ziemlich stolz sein, doch dann wird wieder die Normalität einkehren. Ich werde mich fragen, was als nächtes kommt, was ich tun kann, um meine Gedanken zu beschäftigen und zu verhindern, dass sie sich um die Bereiche in mir zu drehen beginnen, die das Tor zur Dunkelheit öffnen und meine Gefühle in den Abgrund zerren. Diese Gefühle sind jetzt nicht da, jetzt ist da dieses ganz kleine Flackern von Aufbruchstimmung. Die Idee nach so einer überstandenen Prüfung endlich ein Leben anfangen zu können, endlich so etwas, wie ein Privatleben zu entwickeln, Dinge zu erleben, die Welt zu sehen, einfach zu sein und glücklich zu werden. Doch dieses Aufflackern war schon oft da und jedesmal war es eine Enttäuschung, ja wirklich, die Hoffnung auf das Licht hat sich in meine Leben immer nur als Enttäuschung erwiesen, niemals war Erfüllung da. Vielleicht hat das dazu beigetragen, dass ich mich nach der Dunkelheit sehne, dass Schwarz das Symbol für mein Leben, mein Denken und mein Sinnen geworden ist. Vielleicht kommen daher auch die seltsamen Ideen, dass die eigentliche Chance nicht im Bestehen sondern im Scheitern von Prüfungen besteht. Wo das Überstehen zum Normalen, zur Ordnung führt, führt doch das Scheitern zur Veränderung, zum Chaos. Vielleicht will ich ja gar nicht Erfolg haben, vielleicht ist es ja der Misserfolg, der mich anzieht, die Chance zu scheitern und mir zu beweisen, dass meine Meinung über mich stimmt. Eine interessante Theorie, nicht wahr? Sicher, ich bin zu feige, um bewusst zu scheitern und die Theorie zu beweisen. Nur, es ist einfach so, dass ich vor der Zeit nachher Angst habe. Es ist dieses Gefühl, ohne Ziel dahinzutreiben, hiflos den Unwettern und Hindernissen da draussen ausgeliefert zu sein und bloss dorthin zu treiben wo es mich hinzwingt, nicht dort wo ich hin möchte. Und so zeigt es sich mir, dass meine wahre bevorstehende Prüfung nicht darin besteht 3 Tage lang stumpfsinnige Aufgaben zu lösen, sondern den Rest meines Lebens vor einer Aufgabe zu sitzen, die nicht gelöst werden kann.
Die Schlacht ist geschlagen, wie der Krieg ausgegangen ist
verbleibt noch für eine Weile im Dunkeln. Es war ziemlich hart und ich merke
erst jetzt wie diese Zeit des Lernens und das schlechte Gewissen, etwas lernen
zu müssen, an mir und meinen Kräften gezerrt haben. Ich habe an dieser Webmaster
und Wirtschaftsinformatiker-Prüfung aber gemerkt, dass meine Nerven äusserst
stark sind, doch habe ich vor den Prüfungen und vorallem jetzt danach, einmal
mehr gemerkt, dass meine emotionale Seite sehr sehr schwach ist. Es hat eine
Weile gedauert, bis ich mich vom Druck und Drang lösen konnte, in meiner freien
Zeit ein Buch über Projektmanagement oder Systemengineering hervorzuzerren. Die
Erleichterung am Tag nach der Prüfung war gross doch nun merke ich, wie sich
über meinem Geist und meiner Seele langsam wieder dieser Schleier senkt, die
Hoffnung in mir wieder verblasst und ich fühle, wie mein Leben wieder eine
unkontrollierte, ziellose Odyssee ins Nichts beginnt. Es ist die Freiheit, die
mir zu schaffen macht. In mein Bewusstsein dringt wieder die Einsicht, dass ich
allein bin, dass ich in meinem Leben noch nichts wirkliches erreicht habe, auf
das ich stolz sein könnte aber auch nichts wofür ich mich schämen könnte.
Vielleicht ist es ja diese Normalität und Langweiligkeit, die diese Gefühle in
mir produzieren. Die vergangene Woche war dementsprechend eine einzige
emotionale Katastrophe, ein Wechselbad der dunklen Gefühle und inneren Leere.
Jedenfalls stehe ich nun da mit dem Rest meines Lebens
und weiss einfach nicht was ich damit anfangen könnte. Ich empfinde eine grosse
Angst vor diesem gewaltigen Nichts, vor diesem grossen Abgrund, vor dem ich so
ratlos stehe. Was soll ich tun, was soll ich denken? Was soll ich bloss tun,
damit die schwarzen Löcher nicht wieder zurückkommen. Habe ich den Mut
vielleicht einfach vorwärts zu schreiten in das Nichts und zu schauen was
passiert? Oder werde ich mir eine weitere Alibi-Tätigkeit suchen, die mir als
Brücke dient, um ein paar weitere Meter durch das Nichts in der schützenden
Gewissheit einer Verpflichtung zu überwinden? Etwas das meinem Leben eine Bahn,
einen Kurs gibt, nur um das eigentliche Problem ein wenig weiter hinaus zu
schieben. Vielleicht tigere ich auch einfach am Abgrund hin und her und tue aus
lauter Angst einfach nichts während ich immer älter werde und meine Chancen
etwas zu ändern immer kleiner werden. Nun, während ich mir immer gewünscht habe,
dass jemand in mein Leben tritt, der mir die Hand reicht und mir hilft das
Nichts zu beschreiten, sehe ich langsam ein, dass ich in dieser Beziehung allein
bin, dass ich diese Reise nur allein tun kann. Aber worin besteht die Reise?
Wohin soll ich wie gehen und warum? Wo fange ich an? Ist es die Suche nach
Antworten? Oder ist es die Suche nach Fragen? Ich glaube, ich habe schon viele
Antworten in meinem Leben gefunden, aber wahrscheinlich wusste ich nie was die
Frage war oder aber es waren Antworten auf die Fragen anderer Menschen.
Vielleicht sollte ich wirklich zuerst die Fragen in meinem Leben finden, bevor
ich die Antworten suche. Meine Gedanken gehen aber auch in eine andere Richtung.
Vielleicht beruht mein Suchen, die Rastlosigkeit meines Geistes und diese
unendliche Dunkelheit, Kälte und Hoffnungslosigkeit in meiner Gefühlswelt
darauf, dass ich mich darvor fürchte, mir selbst gegenüber zu treten und
herauszufinden, was ich bin. Die Angst mich selbst mit mir zu beschäftigen und
mich mit mir zu konfrontieren. Ich hatte ständig Mühe in mir selbst irgendetwas
zu erkennen, was Wert hätte und was vielleicht von anderen Menschen geschätzt
und anerkannt werden könnte, so habe ich mich ständig auf Dinge gestürzt, die
mir vielleicht von aussen etwas geben könnten. Doch kaum sind diese Dinge
erreicht, kommt die Unzufriedenheit, Rastlosigkeit und die Verachtung gegenüber
meinem Leben zurück. Dies lässt doch wirklich nur den Schluss zu, dass all das
was ich tue, einfach der falsche Ansatz ist und war und dass ich darüber mein
Leben verschwendet habe. Ich glaube, dass viele Menschen heute nur in den
Scheinwelten leben, die ihnen die Gesellschaft, Medien und all die anderen
äusseren Einflüsse vorgaukeln. Diese Menschen vermögen sich selbst niemals zu
erkennen, glauben sie seien das, was man ihnen weismacht oder ihnen aufzwingt,
doch über sich selbst wissen sie nichts, haben Bedürfnisse, die gar nicht die
ihren sind, sie folgen Idealen, die es nicht gibt oder die so künstlich und
übertrieben sind, dass die Menschen in ihrem Streben sie zu erfüllen einfach nur
zerbrechen. Doch es fragt sich nun, was einfacher zu ertragen ist, die
glückliche Dummheit in dieser SoapOpera des Lebens mitzuspielen und das nicht zu
erkennen oder die Trugwelt zu entdecken und sich damit von ihr und den Menschen
darin zu trennen.
Die Dinge nach denen ich mich sehne, sind im Prinzip
sehr rudimentär. Sicherheit, Liebe, Glück und Sinnhaftigkeit sind nur einige
Begriffe. Doch ich sehe nicht, was ich tun muss, um zu diesen Dingen zu finden.
Ich sehe in diese Welt und die Gesellschaft und sehe sie und auf der anderen
Seite mich. Zwei Dinge, die ich nicht zu vereinbaren vermag und ehrlich gesagt
weiss ich nicht, wie lange ich dieses Leben emotional ertragen kann.
Lange habe ich hier nichts mehr von mir hören lassen.
Warum? Ich weiss es nicht genau. Es gab Momente in denen ich dachte, es hätte
sich etwas geändert, es gab Momente in denen ich dachte, dass alles gesagt wurde
und dass alles, was ich noch schriebe nur das wiederholen würde, was schon
früher gesagt worden war. Und doch, meine Seite hier, ist das was ich zu einer
Zeit dachte und fühlte und somit ein Teil von mir. Aus
dieser Sicht möchte ich hier weitermachen. Viel Zeit ist vergangen seit meine
Gedanken rotierten und es liegen einige Wochen hinter mir, in denen ich keine
Zeit zum Denken erhielt. Vielleicht war das gut, vielleicht auch nicht, meine
Zeit ohne meine Gedanken hat mir gefehlt, doch nun, da ich die Zeit wieder habe
und meine Gedanken in den alten Trott zurück finden ist es auch Zeit, das was
gewesen ist weiterzuführen.
Cube ist eine kleine Perle unter den Filmen der letzten Jahre. Eine Gruppe von unterschiedlichen, normalen Menschen erwacht in einem Labyrinth. Gefangen und ohne Erinnerung, wie sie hier her kamen und warum sie hier sein könnten, versuchen sich die Menschen ihr Schicksal zu erklären. Das Labyrinth besteht aus quadratischen Räumen mit Ausgängen zu allen Seiten, sowie oben und unten. Doch jeder Durchgang scheint nur wieder in einen anderen Raum zu führen. Manche Räume enthalten Fallen, die mit absolut fatalen Folgen jeden Fehltritt bestrafen und so schrumpft die Gruppe so nach und nach.
Auf den ersten Blick scheinbar bunt zusammengewürfelt, entpuppen sich die Charaktere nach und nach als Personen mit speziellen Fähigkeiten, Stärken aber auch Schwächen. Die Gruppe sucht nach einem Ausweg, sie suchen nach einem Grund und einem Sinn, warum es gerade sie getroffen hat. Die Suche nach dem Ausgang gerät immer mehr zur persönlichen Konfrontation mit sich selbst und dem persönlichen Alptraum jedes Charakters mit sich und den Schwächen der anderen.
Warum mir dieser Film aber auch gefällt, ist weil darin diese kleine feine Ironie mitschwingt. Der Gipfel davon ist, dass nur dieser eine Mensch überlebt, der in seinen Gedanken in einem Gefängnis sitzt, der einzige Mensch, für den der Aufenthalt im Gefängnis keinen Unterschied zum Aufenthalt in der Freiheit macht, dem es nichts nützt herauszukommen.
Dienstag, der 11.9.2001, Nachmittag: Seit einer Stunde sitze ich an einem Meeting, ich weiss nicht mehr worüber, scheint demnach auch nicht so wichtig zu sein. Ich komme heraus und höre von einem Kollegen, dass irgendwas mit dem World-Trade-Center los ist.... keine Zeit, muss ans nächste Meeting. Es geht um Entlassungen in unserer Firma. Mühsam, viel Phrasendrescherei, einziger interessanter Punkt, wir werden nicht entlassen - noch nicht, meine Loyalität ist auf dem Tiefstpunkt. Ich komme aus diesem Meeting und versuche im Internet Informationen zu finden. Was die Leute um mich herum erzählen, tönt zu unglaublich. Keine Chance, alle Kanäle verstopft, keine News-Seite scheint mehr erreichbar. Es muss schlimm sein. Wir hören das Ausmass im Radio. Das World Trace Center von zwei Flugzeugen gerammt, ein anderer Flieger ist auf das Pentagon abgestürzt, eine vierte Maschine ist in Pennsylvania abgestürzt. Ich kann es nicht glauben, was wird als nächstes passieren? ich brauche Bilder. Warum funktioniert dieses Sch..-Internet nicht. Ich mache Feierabend und hetze nach Hause. Werfe mich aufs Sofa, noch im Sprung CNN aktivierend und tauche in das Chaos ein. Diese Bilder sind unfassbar. Ich kann nicht sagen, was mich mehr erschreckt, wie das zweite Flugzeug auf den zweiten Turm zufliegt und gleich darauf ein Flammenmeer aus dem Turm herausschiesst, ähnlich dem Blut einer zerfetzten Arterie oder wie die Türme des World Trade Centers eine Stunde später in sich zusammenfallen. Tausende von Menschen werden in einem Moment ausgelöscht, Existenzen zerstört, Pläne, Wünsche, Karrieren für immer vernichtet. Wo lebendige Menschen sich wegen belangloser Kleinigkeiten das Leben schwer machten, wegen Geld stritten und glaubten, sie würden untergehen, wenn sie Jobs nicht erledigen könnten, wo Menschen gelacht haben, plauderten oder zornig waren, ist jetzt nur noch Tod. Ob die Himmel so viele Seelen in einem Moment aufnehmen können?
Das World Trade Center, die Grundfeste des Kapitalismus, das Symbol der Unzerstörbarkeit und der absoluten Macht des westlichen Systems wurde für immer ausgelöscht.
Ein schrecklicher Tag für Amerika, ein schrecklicher Tag für die ganze westliche Welt. Wie lange wird es wohl dauern, bis man weiss wieviele Opfer diese eiskalte Tat gefordert hat? Ich schaue den ganzen Abend Fernsehen, immer und immer wieder die gleichen Bilder. Mir wird klar, dass irgendwer für diese Tat büssen wird, irgendein Land, irgendein Volk wird bezahlen. Die westliche Welt schreit nach Rache. Dort wo die Täter herkommen, wird bald die Erde mit Blut getränkt sein und nichts wird dort jemals wieder wachsen. Auch ich spüre Hass in mir und möchte die Bilder der Vergeltung am Fersehen sehen, so wie ich nun die Bilder des Grauens sehe.
Einen Tag später im Büro gibt es nur ein Thema. Niemand kann das Geschehene begreifen, niemand kann sich ausmalen, was das für die Welt bedeuten wird. Ich denke darüber nach und versuche mir vorzustellen, wie die Bilder der Vergeltung wohl aussehen werden. Satelliten-Filme von rauchenden, zerbombten Gebäuden, Infrarot-Aufnahmen von Raketen, wie sie Gebäude dem Erdboden gleich machen. Generäle in sauberen Uniformen und glänzender Lametta, die auf irgendwelchen Karten die Bewegung ihrer Truppen zeigen und nüchtern über Operationen reden, als ginge es ums Brotbacken. Vielleicht sollte man sich trotz der ganzen Wut fragen, was diese Gegenschläge nützen werden? Die Opfer werden zwar fanatische Idioten sein, aber es werden auch unzählige normale Menschen sein, die niemals jemandem was getan haben. Menschen die schon in früheren Kriegen grosses Leid erfahren haben. Ob sie wohl wissen, was bald über sie kommen wird? Dass ihre Träume und Pläne ausgelöscht werden, wie die der unschuldigen Opfer in New York? Ich frage mich wirklich, ob die richtige Antwort auf den Tod so vieler unschuldiger Menschen, der Tod weiterer unschuldiger Menschen sein kann. Kann das eine das andere rechtfertigen oder sogar wieder gut machen? Nein, bestimmt nicht. Aber wenn nicht, was ist die richtige Reaktion auf solch eine Tat? Reagieren die Amis nicht, wird es weiter gehen, werden weitere Hirntote weitere Menschenleben zerstören. Soll man reden? Soll man diplomatische Kanäle auftun? Nein, hier haben zwei Kulturen ein Problem miteinander, die auch in 1000 Jahren niemals miteinander klar kommen werden, weil sie all das, wofür die andere Kultur einsteht von Grund auf verachten. Die eine Kultur, oberflächlich, dem Kapitalismus hoffnungslos verfallen, dekadent und arrogant, nur den Kapitalismus, ihre eigene Kultur und ihre abstossende Doppelmoral verehrend und an ihre überlege Allmacht glaubend. Die andere Kultur, vom religiösen Fanatismus verblendet, eine Steinzeit-Kultur praktizierend, ehrenhafte islamische Lehren pervertierend und für ihre eigenen Wahngelüste missbrauchend. Arme Irre halten das Geschick eines unterdrückten, armen, schlecht gebildeten Volkes in ihrer einen und ein Waffenarsenal in der anderen Hand. Wie wollen diese Kulturen miteinander reden? Der einzige Weg für sie wäre, sich zu ignorieren, ihre Schnittstellen aufs nötigste zu beschränken. Zu schade, dass beide Kulturen diesen einfachen Punkt nicht erfasst haben und sich gegenseitig ins Gehege treten. Sie sind einen Schritt zu weit gegangen und nun müssen sie den Preis bezahlen. Vielleicht wäre eine Möglichkeit, die fanatischen Fadenzieher in ihren eigenen Ländern zu diskreditieren. Vielleicht sollten Bomber über diesen Ländern Fotos der Opfer und ihren Familien abwerfen. Würde dies den Leuten nicht zeigen, dass die Opfer unschuldige kleine Menschen, wie sie selbst waren, dass es nicht der böse grosse Dämon Amerika war, der getroffen wurde, sondern nur Menschen und würde es nicht auch zeigen, dass die Bomber auch hätten Bomben abwerfen können? Würde nicht die Welt davon profitieren, wenn die Menschen begreifen würden, wie sinnlos Gewalt ist und dass die, die sie predigen nicht die richtigen Lehrmeister sind?
Wir mussten mit Schrecken erleben, wie Geschichte geschrieben wurde und mehr davon wird folgen. Doch liegt es nur selten in der Macht der Ordnung Geschichte zu schreiben. Einmal mehr sind es die Herren des Chaos, die die Feder schwingen und ihren Tribut fordern. Es wird grosse Zerstörung folgen, viel Blut wird fliessen, viel Leid wird heraufbeschworen, Vernunft wird zu Wahnsinn, bevor die Ordnung wieder die Oberhand gewinnen wird. Dies ist der unendliche Zyklus, dies ist der Preis. Es wird unmöglich sein, zu sagen, wie hoch er sein wird und welchen Lauf dieses Kapitel nehmen wird. Einmal heraufbeschworen, lassen sich die entfesselten Mächte des Chaos nicht mehr kontrollieren. Dies sind die Regeln. Doch vergessen wird nicht, dass im Chaos nicht nur der Keim des Hasses und und der Zerstörung gedeiht, sondern darin auch das Potential für Neues, Kreativität, das Aussergewöhnliche, Liebe und Hoffnung lebt. Chaos und Ordnung sind nicht gut oder schlecht, sie sind einfach. Nicht mehr und nicht weniger. Die Wertung der Dinge ist in den Köpfen der Menschen.
Mögen uns die Herren des Chaos gnädig sein. Möge Göttin und Gott die verlorenen Seelen geleiten und denen, die zurückbleiben beistehen.
Ein dunkler Raum, erfüllt von Rauchschwaden, umhertanzendem Licht rastloser Scheinwerfer und den Klängen zeitloser Musik. Ich stehe in der Mitte des Raumes und bewege mich zu den Rhythmen der Musik mit ihren dunklen Bässen. Mal stampfen sie die monotonen Lieder kalter, bedrohlicher Maschinen, dann hallen sie, wie Echos aus längst vergessenen Zeiten und dann brechen sie über mich herein, wie gewaltige Gewitterstürme. Die Stimmen der Sänger und Sängerinnen berichten von vergangenen Zeiten, preisen längst verblasste Reiche und Götter, klagen von unerträglichem Leid, erzählen von verlorenen Liebschaften, vergöttern die Ästhetik des Anderseins, des Augestossenseins und der Hässlichkeit, protestieren gegen die Falschheit und Doppelmoral dieser Welt und beschwören das Chaos, sie preisen die Schönheit der Melancholie, erzählen vom Ende der Zeit, von fantastischen Welten und entführen den Geist zur Grenze von allem, zum Nexus von der Existenz zum Nichts.
Ich bewege mich zu Klängen, die auf so wundersame Weise mein Inneres berühren, meine Seele streicheln und in mir unausgesprochene Wünsche und Sehnsüchte zu erfüllen scheinen. Tiefe Gefühle des Glückes und der Zufriedenheit durchströmen mich und speisen die Lebensenergien meiner hungrigen Seele. Meine Augen sind geschlossen. Es ist, als wäre die Zeit aufgehoben, als hörte die Welt mit all ihren Problemen und Forderungen auf zu existieren. Nichts, was um mich herum passiert ist wichtig, nichts kann das Gefühl der Verbundenheit mit etwas Höherem stören. Nicht ich bewege mich, sondern es bewegt mich.
Ich öffne die Augen und nehme im Nebel schemenhaft die dunklen Gestalten um mich herum wahr, Schönheiten mit langen schwarzen Kleidern wirbeln durch die Dunkelheit, als huldigten sie Göttern früherer Zeiten, als gehörten sie zum Feenvolk des Midsommernachtstraums, als wären sie Hexen, die ein Ritual vollziehen. Andere scheinen einem End-Zeit-Film entsprungen, tragen zerrissene Kleider, schwere Stiefel und bewegen sich, als wären sie mit den Maschinen verschmolzen, deren Klänge durch den Raum donnern. In manchen Momenten erscheint es mir, als befänden wir uns in "Die Maske des roten Totes", als wirbelten wir herum im ekstatischen Tanz der das Ende bedeutet.
Irgendwann ist alles zu Ende, das Zeitgefüge wird wieder hergestellt, der Geist wird zurückkatapultiert in die Begrenzung der Existenz und es wird Zeit zu gehen.
Es war am vergangenen Wochenende, als in meinem Kopf mal wieder Fragen auftauchten, die mir vorkamen, wie der Besuch eines alten Bekannten. Ein Bekannter, der zwar durchaus ein Teil meines Lebens ist, aber nicht wirklich ein Bekannter, über dessen Besuch ich mich freuen würde. Ein Bekannter, der schon immer völlig unangemeldet erschien. Es waren wieder einmal diese Fragen nach dem Sinn meines Lebens, nach dem Sinn hinter meiner Existenz. Es sind diese Fragen, auf die ich keine Antwort finde, die mich immer wieder überfallen, wie ein Poltergeist, der einfach keine Ruhe geben will und meinen Geist in eine dunkle Welt reissen. Sie beherrschen mein Denken und mein Fühlen. Wieso existiere ich? Wieso? Wieso empfinde ich nichts? Wieso bin ich unfähig mich gut zu fühlen? Immer wieder diese Frage, auf die ich keine Antwort finde, es scheint einfach keinen Sinn für mich zu geben, es gibt kaum etwas, was mich interessiert, nichts was mich erfüllt, kaum etwas, woran ich glaube, ich habe nichts von Wert geschaffen, bin in allen lebensbelangen ersetzlich und es gibt keine Frau, die auf mich wartet oder die in mir etwas erkennen könnte, was es zu lieben lohnte.
Obwohl ich an diesem Wochenende viele Menschen gesehen habe, habe ich mich sehr einsam gefühlt. Einsam mit meinen Gedanken, die ich trotz der langen Zeit, in der sie mich begleiten, noch immer nicht zu erklären vermag. Die meisten Menschen um mich haben mich praktisch nur genervt.
Wie soll das alles weitergehen, frage ich mich immer wieder. Wie alt soll ich werden mit diesen Gefühlen, mit diesen Stimmungen? Es ist unerträglich sich immer nur schlecht oder gar nicht zu fühlen, einfach unerträglich. Ich frage mich, ist es die Mühe wert, zu warten und es herauszufinden, wenn das Warten zur Qual wird, wenn der Preis für das Warten so gering und ungewiss erscheint? Könnte es da draussen irgendjemanden oder irgendetwas geben, was jemals die Gedanken in mir verändern könnte, jemals igendwelche Begeisterung für dieses Leben wecken könnten? Etwas, dass diesen Schalter in mir umschaltet? Darf man sich überhaupt der Hoffnung hingeben, dass jemand oder etwas kommt und einen von dem befreit, was einen peinigt? Ich bin schon so lange allein, ich glaube es ist ein Fehler auf andere Menschen zu hoffen. Damit andere Menschen für einen da sind braucht es Eigenschaften, die ich nicht habe.
Ich glaube, diese Welt ist ein dunkler Ort, in der Hoffnung nur dazu dient, die Menschen zum weitermachen anzutreiben, aber was weitermachen? Was ist der Plan, der Sinn? Man müsste sich aus eigener Kraft von den dunklen Schatten befreien können, die sich wie eine eisige Kralle um den Geist und das Herz legen und das Leben zu einer nicht enden wollenden Verkettung aus schmerzhaften Gefühlen, Entäuschungen und Lethargie werden lassen. Doch wie soll das möglich sein, wenn man in dem Strudel gefangen und von den Gefühlen beherrscht wird? Wenn die Wahrnehmung auf das Dunkel reduziert wird. Nein, mir fehlt der Glaube, dass ich mich von gewissen Gefühlen jemals befreien kann. Sie werden immer da sein, sie werden immer ein Teil von mir sein und immer wieder die Kontrolle an sich reissen. Immer wenn ich etwas sehe, an das ich glauben möchte, erweist es sich als Enttäuschung. Inzwischen habe ich es auch aufgegeben, an diese lockenden Fatamorganas zu glauben. Ich misstraue den kleinen Lichtblicken im Leben. Ich misstraue den meisten Menschen und ihren Motiven. Wahrscheinlich bin ich ein Narr, ich suche nach etwas, von dem ich nicht weiss, was es ist und verzweifle daran, dass ich es niemals finden werde. Währenddessen werde ich nur älter, aber nicht klüger.
Ich frage mich, was ist das Leben? Ist es eine Abfolge biologischer Reaktionen? Ist es vielleicht nichts weiter als eine Zustandsform der Existenz? Gibt es vielleicht andere Zustände, so ähnlich wie Stoffe flüssig, gasförmig, fest etc. sein können. Vielleicht ist das Leben also nur ein Zustand der vorbeigeht, einer von vielen. Doch wie mögen dann die anderen Zustände der Existenz sein? Und welche Rolle spielt der Tod? Ist der Tod ein anderer Zustand dieser Existenz oder ist er der Stillstand, das Ende? Ist der Tod vielleicht gar der für Menschen wahrnehmbare Übergang, das Portal zu einem anderen Zustand? Wie reizvoll erscheint dann der Gedanke, dass es vielleicht nicht nur dieses eine Portal gibt, dass es vielleicht andere Übergänge zu anderen Formen der Existenz geben könnte. Vielleicht ist ja beispielsweise der Glaube ein solches Portal. Möglicherweise würde es sich lohnen, all diese Gedanken weiterzuspinnen, auszuziehen und nach den Portalen des Daseins zu forschen.
Ich weiss eins, die Art und Weise, wie ich mich in den letzten Monaten fühle erscheint mir, wie das Equilibrium zwischen Existenz und Nicht-Existenz. Beide Zustände ziehen mich an und stossen mich ab zugleich, ich fühle mich bewegungsunfähig im Zentrum, unfähig und ohne Motivation mich in die eine oder andere Richtung zu bewegen. Es fällt mir sehr schwer, anderen Menschen zu erklären, weshalb sich meine Motivation, meine Begeisterungsfähigkeit zu was auch immer in Grenzen hält, wieso mir bei allem was ich tue, der letzte Rest Begeisterung fehlt, warum ich manchmal regelrecht in Lethargie verfalle und zu keinen Gefühlen fähig bin, warum Ehrgeiz etwas ist zu dem ich nicht fähig bin, weil Ehrgeiz ein Ziel braucht, um zu erblühen. Es ist der Zweifel an allem, es ist das Gefühl der absoluten Bedeutungslosigkeit im Vergleich zur Grösse von allem und die Gewissheit des Scheiterns im Wettstreit mit jedem. Es scheint mir wie ein schlechter Witz, dass man durch das Chaos in sich, durch extreme Gefühlsschwankungen, durch schwarze Löcher an einen Punkt gelangen kann, an dem man zu einer Konstante im Universum wird.
Gelegentlich, wenn es mir nicht sehr gut geht, besuche ich ein Internetforum über Depressionen. Ich geh dorthin, weil es dort Menschen gibt, die wie ich fühlen, also nur negatives oder eben gar nichts mehr. Ich habe in den letzten Wochen häufiger reingeschaut, denn es tut irgendwo gut, die Gedanken von diesen Menschen zu lesen und das Gefühl zu haben, nicht allein zu sein, wenigstens ab und zu nicht allein zu sein. Es tut gut, die eigene Hoffnungslosigkeit einen Moment bei Seite zu legen und nicht der Einzelgänger zu sein. Es tut gut, vielleicht jemandem zu erzählen, dass er oder sie nicht allein ist und ihr vielleicht so etwas, wie Hoffnung zu geben.
Diese Woche hat sich eine 15 jährige Person anonym in dem Forum eingetragen und von ihren Gefühlen erzählt, von Gefühlen der Verzweiflung, von Gefühlen der Angst, der Ohmacht und völligen Trauer. Sie hat davon erzählt, welche Gedanken ihr immer und immer wieder durch den Kopf gehen, der Wunsch nicht mehr zu existieren, die Fantasien darüber, wie wohl die eigene Beerdigung aussähe, wer wohl kommen würde und wie sich die Menschen verhalten würden. Diese Person klang so verängstigt, sie sagte, sie wisse nicht, was sie tun solle. Ich glaube, sie hatte diese Gefühle, diese kreisenden Gedanken schon eine Weile, aber noch nicht lange genug, um sie verstehen zu können, um verstehen zu können, was sie in ihrem Kopf bald anrichten werden. Es war wie ein Hilfeschrei auf dem Forum, aber ohne dass sie wirklich um Hilfe bat, es schien ihr zu genügen, diese Gedanken aus sich herauszulassen und sie hat sich nicht mehr gemeldet, obwohl doch einige Betroffene ihr ihren Rat anboten und von ihren Erfahrungen erzählten. Es hat mir zu denken gegeben, denn es war, als würde ich in meine eigenen Gefühle blicken, als hätte ich diese Worte in meiner Jugend geschrieben. Mein Gedächtnis arbeitet sehr langsam und sehr schlecht, ich kann mich quasi an überhaupt nichts von meiner Kindheit erinnern und meine Jugend verblasst zunehmends, nur an schlechtes kann ich mich erinnern, nur bruchstückhaft, wie sich diese Gedanken und Gefühle in meinem Kopf langsam manifestierten, immer stärker wurden, immer häufiger kamen, diese ersten Gefühle des Versagens, des Alleinseins, des anderseins als ich noch im Progym war, so mit 11, 12... Ich kann mich erinnern, wie ich immer häufiger und immer länger in der Nacht wach in meinem Bett lag und nicht wusste, was ich da fühlte, wie diese Gedanken immer stärker in meinem Kopf rotierten. Ich weiss noch, wie allein ich mich in meiner Jugend gefühlt habe, Tag und Nacht, egal wieviele Menschen um mich herum waren.. längst hatten sich in diesem Alter diese Gedanken manifestiert, gefestigt, waren zu meinem ständigen Begleiter geworden. Es gab eine Zeit, als es normal war, dass ich ins Bett stieg und mir wünschte, niemals wieder aufzuwachen, alles was nicht auf Anhieb klappte in meinem Leben, alles was auch nur Ansatzweise nach Ablehnung, nach Versagen aussah, genügte, um mich über die Klippe zu werfen. Es mag für einen normalen Menschen absurd klingen, aber diese Gefühle wurden damals zu so etwas wie Streicheleinheiten, ich konnte mich darauf verlassen, dass wenn ich allein war, dass wenn etwas nicht klappte, dass wenn ich versagt hatte, dass wenn ich jemanden enttäuscht hatte, dass wenn niemand da war, der mich verstehen konnte, dass dann diese Gedanken da waren, ich sie einfach herunterspulen konnte wie ein Tape und alles damit erklärt wurde. Alles konnte erklärt werden, wenn ich in meinen Gedanken nur immer wieder all meine Schwächen, all meine Fehler, all meine Mängel vor mir herunterleierte, mich schuldig fühlte und mir damit selbst weh tat.
Es gab diese Woche noch einen anderen Menschen auf diesem Forum - ich weiss schon nicht mehr, ob es ein er oder eine sie war... verdammtes Gedächtnis .. - aber die Person ist 45 Jahre alt und schrieb über ihr kaltes Inneres, ihre Gefühlslosigkeit über die Art, wie sie ihre Gefühle wahrnimmt, so als wären sie unter 5 Meter Watte begraben. Warum kommt mir auch das nur so bekannt vor?! Diese Person schrieb, dass sich diese Empfindungen auch in ihrem jugendlichen Alter entwickelten. Sie erzählte von ihrem Weg über Pillen, Therapien etc. bis zum heutigen Tag. Normalerweise kann ich aus diesem Forum wirklich positive Dinge mitnehmen, meine Stimmung normalisieren, aber diese zwei Postings waren für mich sehr schlimm, denn sie zeigen mir, dass es niemals anders sein wird. Dass ich immer allein sein werde. Es gibt keine Flucht von diesen Gefühlen. Es gibt keine Chance für mich, jemals innerlich zu einem Glücksgefühl fähig zu sein, einen Sinn hinter diesem Leben zu sehen. Ich stehe quasi zwischen diesen beiden Menschen, hatte plötzlich einen Flashback auf Gefühle, die ich fast vergessen hatte und ich habe eine Vision, wohin es geht, wo ich in ein paar Jahren sein werde. Ich habe Angst und ich weiss im Moment einfach nicht was ich tun soll, ich sehe nichts was ich tun kann. Mit welcher Motivation soll ich am Morgen aufstehen, wenn alles nichts bringt, wenn dieses Leben keinen Sinn hat? Ich frage mich jeden Morgen, wie ich den Tag möglichst schnell hinter mich bringe. Diese Lethargie, dieses lähmende Gefühl der Hoffnungslosigkeit blockiert alles in mir, ich fühle mich kaum noch irgendwie produktiv, alles macht Mühe, alles! Wie lange kann die Kulisse für andere aufrecht erhalten? Ich kann mich zu nichts entscheiden, ich kann diese Passivität nicht abschütteln. Ich weiss nicht, wie ich mein Leben planen soll.. interessiert es mich überhaupt? Oder habe ich dieses Leben innerlich nicht schon längst gekündet? Wie einen langweilig gewordenen Partner verlassen und im Stich gelassen? Ist es nicht das, was man heute mit allem tut, das einen abstösst, einem unsympathisch ist, womit man nicht weiterkommt, was nicht genehm ist, vielleicht von Mängeln behaftet? Einfach aufgeben? Davonlaufen? Wieso kann ich das nicht?
Schon wieder stehen wir am Ende eines Jahres und vor dem Beginn eines Neuen. Mir scheint, das
ablaufende Jahr 2001 war ein Jahr grosser Unruhe, Hektik, der Veränderungen, der Abschiede
und Neubeginne.
Eigentlich blöde aber doch nicht weiter verwunderlich, dass man immer erst zum Ende eines Jahres
dazu kommt, ein wenig darüber zu reflektieren, wohin sich die Welt weitergedreht hat. Wohin hat
sich meine gedreht? Gerade war doch noch Frühling, ich musste mich auf Prüfungen vorbereiten, dann
war Militärdienst, Ferien, dazwischen einige stressige, nervenaufreibende Projekte, die mich
ausgesaugt haben, wie es eine zwei-Meter Monster Mücke tun würde und schon ist das Jahr vorbei.
Läuft die Zeit tatsächlich immer schneller oder scheint es nur mir so?
Wurde nicht eben in Amerika die grösste menschliche Katastrophe zum Präsidenten gewählt?
War nicht eben noch die Rede von einer BSE-Krise? Sind nicht gerade eben die WTC-Türme zusammengstürzt,
ist nicht die nationale Schweizer Airline bankrott gegangen und wurde nicht gerade eben Afghanistan zerbombt? Schon beginnen diese Erinnerungen in unseren
Köpfen wieder zu verblassen, verlieren ihre Relevanz und Bedeutung. Man möchte sich ein wenig dagegen
wehren. Der Ratio sagt, dass einen diese Situationen doch prägen, verändern und in einem etwas bewegen
sollten, aber nur für Momente, denn die Welt hält nicht an und so verblasst auch das schlechte Gewissen.
Auch im nächsten Jahr werden uns Katastrophen begegnen. Vielleicht ist es Abstumpfung, vielleicht
einfach ein Schutzmechanismus im Kopf, der uns davor schützt zu lange an den Widrigkeiten der Welt
herumzustudieren und sie uns zu nahe gehen zu lassen. Vielleicht ist es auch die blosse Menge der
Informationen, mit denen wir zugebombt werden, die es uns verunmöglicht uns längere Zeit mit einem
Thema zu befassen. Wir werden wohl die Geschichten dieses Jahres so hinter uns lassen, wie man ein zu
Ende gelesenes Buch zuklappt und ins Regal stellt. Ich schätze, es ist wichtig mit diesen Ereignissen
abzuschliessen, eine kleine Feier zu Ehren des Jahres abzuhalten und somit die innere Bereitschaft für
einen Neubeginn zu schaffen. Dazu gehören wohl auch ein paar kleine Rituale. Ich meinerseits habe
heute meine Bude geschruppt, Lebensmittel entsorgt, bevor sie den nächsten Evolutionssprung vollziehen,
den Müll weggetragen und mal wieder einen genaueren Blick ins Klo gewagt und festgestellt, dass sich
dort, wie auch in meinem Leben ein paar Ablagerungen gebildet haben, die etwas Aufmerksamkeit bedürfen.
Nicht gerade angenehm, aber es scheint wohl nötig zu sein, ab und zu diesen Ablagerungen ein wenig
mehr Augenmerk zu schenken, statt immer nur weiterzurennen und vielleicht sollte man dies auch nicht
nur zum Abschluss eines Jahres tun, sondern einfach mal stehenbleiben und mal schauen, was man da so
alles hat. Ja und da sind sie doch auch schon wieder, die berühmten Vorsätze,
die sich jeder macht und niemand hält.
Rückwirkend betrachtet gab es in diesem Jahr doch auch viel Erfreuliches. Ich habe Menschen kennengelernt,
die mir heute sehr viel bedeuten. Ich habe ein paar Grenzen in mir gefunden. Ich habe durch Begegnungen
mit Menschen Dinge über mich herausgefunden, auch wenn am Ende einige dieser Begegnungen nicht so
herauskamen, wie ich es mir gewünscht hätte. Wertvoll waren sie allemal. Auch viele kleine wunderschöne
Dinge gab es in diesem Jahr, ich denke da an ein paar grossartige neue CDs, Filme, Bücher,
Partybesuche und Konzerte, die das Leben lebenswerter machten. Nicht zu vergessen, die Ferien in Irland,
ein Familientreffen der besonderen Art, der Besuch einer Hackermesse in Enschede oder das M'era Luna
Gothic Festival in Hildesheim.
Was wird wohl das nächste Jahr bringen? Vermutlich weitere Kriege, Krisen, Katastrophen, lügende
Politiker, Fusions-Wahnsinn grössenwahnsinniger Manager, Angst und Schrecken. Doch im Moment mag
ich mich dafür nicht interessieren. Ich hoffe für mich, dass ich meine Gedanken- und Gefühlswelt
in den Griff kriege, ich hoffe, dass ich die nötige Motivation für mein Leben finde, dass ich
beruflich Erfüllung finde. Dass ich die eine oder andere Weiterbildung schaffe. Dass die Menschen
um mich herum, meine Launen ertragen, dass ich mit den Menschen, die ich mag eine gute Zeit habe,
gaaanz viele Gothic-Parties besuchen kann und dass das neue Jahr vielleicht nicht ganz so schnell
vorbeihuscht.
Ich wünsche all meinen Besuchern einen guten Rutsch hoffe, dass all Eure innigsten Wünsche
Wahrheit werden und vergesst nicht, ab und zu in Eure Kloschüssel zu schauen.
In der vergangenen Woche besuchte ich wieder einmal eine meiner liebsten Konsumstätten, einen Tempel
der Elektronik, der Innovation, die Spielwaren-Abteilung für den erwachsenen Mann - ich besuchte
den Mediamarkt. Ich liebe es, durch die Regale zu streifen, all die nützlichen und weniger
nützlichen Entwicklungen anzuschauen und zu versuchen in mich hereinzuhören, ob mein inneres
Verlangen beim einen oder anderen Produkt so stark wird, dass ich es kaufen muss. In dieser Woche
schaffte es ein ganz spezielles Produkt meine Begeisterung zu entfachen: Ein selbständiger
automatischer Roboter-Staubsauger. Ein wahrhafter Meilenstein in der menschlichen Entwicklung.
Dieses Gerät rauscht tapfer und unablässig durch die Wohnung, findet jedes Stäubchen und saugt
es dorthin, wo es hin gehört. Falls sich die Batterleistung dem Ende zu neigt, kein Problem, das
tapfere Roboterlein kennt den Weg zur energiespendenden Ladestation, dockt an und holt sich das,
was er zum Leben braucht. Ja, ich gebe es zu, ich bin begeistert und würde das Teil kaufen, wenn
es nicht so viel kosten würde, wie 20 Billigstaubsauger oder 2 Jahre Putzfrau.
In seinem Buch "Age of Access" beschreibt Jeremy Rifkin die Entwicklung des Besitztums in den
nächsten Jahren. Er ist überzeugt, dass der einzelne Mensch immer weniger Eigentum haben wird und
man sich statt Produkte immer mehr einfach die Benutzung, die Leistung kauft. Sprich, man besitzt
ein Auto nicht mehr, sondern bezahlt einfach für die Benützung des Solchen. Solche Dinge regen meine
Fantasie an. Irgendwann kommt man wohl Abends in die Wohnung, für deren Benützung man bezahlt. Man
zieht sich müde die Schuhe aus, die man bei einer Beanspruchung von weniger als 5 Kilometern im Monat
zu einem Schnäppchen-Preis benutzen darf. Man legt sich in die Badewanne, die man mit einem
Basisangebot bestellt hat, in welchem 3 Bäder vorgesehen sind und die ersten 10 Liter Wasserfüllung
gratis sind. Anschliessend geht man zum Kühlschrank, der natürlich nur zu öffnen ist, wenn die
monatlichen Gebühren pünktlich bezahlt wurden und nimmt ein Yoghurt heraus, welches auch hier noch
aus dem Grundangebot übriggeblieben ist. Danach hat man Sex mit der Frau, mit der man einen
5-Jahres-Vertrag abgeschlossen hat. Während dem Sex wird vermutlich die Tür aufgehen und der
Mediamarkt Staubsauger wird mit lautem Getöse durchs Zimmer kreuzen. Jaja herrliche neue Welt. Aber
vielleicht wird man ja selbst als Mensch mehr oder Minderung nur noch eine Leistung sein, die sich
jemand für einen bestimmten Zweck bestellt hat. Ein Prostituierter des Fortschritts? Es gibt ja auch
heute schon diese Freelancer, die nach diesem Prinzip arbeiten. Nun, natürlich ist eine Prozess- und
Zweckorientierte Welt eine hochgradig effiziente Welt. Nix zu viel, nix zu wenig, alles hat seinen
Preis und wird entsprechend verrechnet. Aber ich frage mich, ob Menschen, die eine Entwicklung in
diese Richtung für erstrebenswert halten und dafür arbeiten, wirklich nicht eine winzige Kleinigkeit
vergessen haben. Den Menschen und dass er sich in keine Schublade reinquetschen lässt?
Mit wechselndem Mass an Interesse habe ich in den letzten Tagen die Diskussion um Möllemann im
deutschen Fernsehen verfolgt. Wenn ich das so richtig verstanden habe, ging es bei dem ganzen
Debakel darum, dass Möllemann den Vize des jüdischen Zentralrat einen arroganten Fatzke nannte,
der mit seiner Art selbst Vorurteile gegen die Anhänger seiner Religion schüre. In der Folge
geriet die FDP und ihre Führung in eine Krise und Menschen verschiedenster politischer Lager,
Ansichten und religiöser Zugehörigkeiten stiegen auf die Barrikaden. Irgendwie habe ich auch nach
Tagen der dauernden Beschallung mit News zu diesem Thema das Gefühl, irgendwas verpasst zu haben.
Ich konnte eigentlich keine antisemitischen Aussagen in Möllemanns Äusserungen hören. Ich habe
eigentlich nur die Äusserung einer Kritik eines Menschen an einem anderen Menschen gehört. Es
erstaunt mich eigentlich schon ein wenig, wie sehr bei dieser Diskussion die Emotionen hochkochen.
Sicherlich ist der Genozid im letzten Jahrhundert, die vielen Verfolgungen im letzten Jahrtausend
unverzeihbar, darf nicht vergessen, nicht geschmälert und vorallem niemals wieder wiederholt werden,
aber gibt das den Menschen einer Glaubensgemeinschaft oder Menschen bestimmter Herkunft, Menschen
bestimmter Gesinnung, Geschlecht oder Meinung das Recht, sich auf alle Ewigkeit jeglicher Kritik
von aussen zu entziehen und alles um ihre eigene Existenz herum zu einem unantastbaren Tabu werden
zu lassen? Sich selbst Privilegien gegenüber anderen Menschen zuzugestehen? Was ich im Fernsehen
gesehen habe, war doch eigentlich nur, dass jemand einen anderen einen Pisser nannte und dieser
daraus eine Staatskrise werden liess. Ich hatte in vielen Interviews auch das Gefühl, dass dieser
Mann ein arroganter, aufgeblasener Ballon ist, muss ich wegen dieses Eindrucks nun mit einer Ächtung
rechnen?
In den ganzen Diskussionen der letzten Jahre frage ich mich, ob das Thema WW II korrekt aufgearbeitet
wird. Wurde es überhaupt aufgearbeitet? Sicher, man schwafelt unablässig darüber, stellt tolle
Grundsätze und moralische Thesen auf, man eröffnet eine Gedenkstätte nach dem anderen und überweist
Geld, an wen ist gar nicht so wichtig, Hauptsache man überweist es. Und doch, es gibt noch immer
Kriege, Menschen werden noch immer verfolgt, in Klassen aufgeteilt und unterschiedlich behandelt.
Sollte uns das nicht lernen, dass der Mensch generell ein unbelehrbares, blödes Vieh ist, dass dazu
verdammt ist, alles zu wiederholen? Ich glaube, man tut den Nachkommen verfolgter Gruppen keinen
wirklichen Gefallen, wenn man sie bis in alle Ewigkeit wie rohe Eier behandelt und ihnen in der
Gesellschaft für immer einen Sonderstatus einräumt und gar versucht Schuldgefühle finanziell aus der
Welt zu schaffen. Ein solches Verhalten beschwört doch nur wieder den Hass und die Missgunst der
Menschen herauf, denen es in der heutigen Zeit gerade nicht so gut geht und die heute verfolgt
werden, die nicht das schlechte Gewissen der Menschheit für alle Zeit gepachtet haben und keine
Lobby hinter sich wissen. Ich glaube, die Aufarbeitung müsste auf einer anderen Basis stattfinden. Bis
jetzt hat die Politik auf jeden Fall versagt.
Wo Menschen unterschiedlich behandelt werden, wird es stets Hass und Neid geben, daran sollte man
arbeiten.
Dass um diese Angelegenheit so ein Drama gemacht wird, finde ich als solches mehr beänstigend. Ich
frage mich wirklich, will ich in einer Demokratie leben, in der ich einen anderen Menschen nicht
spontan, im Affekt, aus Verägerung oder reiner Lust heraus einen Pisser, eine Amöbe, einen
Armleuchter, eine Penntüte, einen Nasenbären, einen Blöddödel oder einen Tschumpelhund nennen darf?
Muss ich die Worte wirklich so umformulieren, dass sie immer noch das gleiche aussagen, mein Gegenüber das aber einfach nicht merkt? Ich nenne das pure Verlogenheit und schleimiges Geheuchel.
Für Möllemann und Friedmann hätte ich die perfekte Lösung: Am besten treffen sie sich bei
Sonnenaufgang unter einer alten Eiche und duellieren sie sich. Das hat Styl, es löst das Problem und
die Ehre von beiden bleibt erhalten.
Zufriedenheit ist ein einfaches kleines Wort. Doch wenn man es zu umschreiben versucht, wenn man auszudrücken versucht, was alles damit zusammenhängt und was es alles braucht, um diesen Zustand zu erreichen, dann wird es plötzlich extrem schwer. Das finde ich zumindest.
Ich musste erkennen, dass Zufriedenheit etwas ist, was ich eigentlich niemals bewusst gesucht und vermutlich darum auch nie wirklich gefunden habe. Das ist im Grunde genommen seltsam, denn im Prinzip war mir immer vollends bewusst, dass ich ein zutiefst unzufriedener Mensch bin.
Doch wie lässt sich der Begriff Zufriedenheit eigentlich erklären? Man könnte wohl sagen, es bedeutet soviel, wie mit sich im Reinen sein, mit dem was man hat und noch wichtiger mit dem was man ist einverstanden zu sein, es zu schätzen und gar nicht so sehr nach mehr zu streben und vorallem, es nicht zu hinterfragen.
Für mich drückt der Begriff aber auch irgendsowas wie Stillstand aus. Man anerkennt das, was einen ausmacht und sucht gar nicht so arg nach Veränderung, nach Verbesserung und nach etwas höherem. Oder wenn man dem ganzen noch einen negativeren Touch geben will, dann wäre es wohl so, dass man sich schlicht mit dem abfindet, was man ist. Ich schätze diese Akzeptanz des Ist-Zustandes ist für mich eine zu bittere Pille, um sie wirklich zu schlucken, denn sie bedeutet eine 180 Grad Kehrung all dessen, woran ich glaubte. In meinem Denken sind Begriffe wie Veränderung, Selbsthinterfragung und der Wunsch mehr zu sein und weiterzukommen sehr idealisierte Begriffe. Ich vermute mal, dass ich da auch nicht so ganz allein bin in der Welt, ich meine, darf man sich denn heute eigentlich mit so etwas wie Zufriedenheit zufrieden geben?
Es sind schlechte Zeiten, ehe man sich versieht, wird einem der Stuhl und dem Hinterteil wegrationalisiert und man muss dafür nicht mal was negatives getan haben. Wir sind eine Leistungsgesellschaft mit Leistungslöhnen und sogar im Privatleben scheint Leistung immer wichtiger zu sein. Heute wird schliesslich alles operationalisiert, alles ist messbar. Was nicht dem 08:15 Massstab entspricht ist schlecht. Ist man in so einer Welt nicht automatisch verpflichtet, danach zu streben, all das was man ist weiterzutreiben und sich innerhalb der Parameter zu bewegen, die einem die Gesellschaft aufzwingt?
Wenn ich es mir richtig überlege, dann ist es wohl auch hier, wie überall, wieder eine Frage des richtigen Masses.
Der Begriff ‚weitertreiben' verführt im Grunde ja auch zu der Frage, wohin man strebt und was man genau weitertreiben will.
Vielleicht könnte man daraus den Begriff Zufriedenheit so ableiten, dass man mit sich im Reinen darüber ist, was man,
wohin und wie weitertreiben will. Ja ich schätze, das wäre für mich eine akzeptable Form der Zufriedenheit und ich glaube
die Erkenntnis ist eine gute Basis für weitere Überlegungen. Ich glaube weiter, dass wohl auch das Zermürben darüber, was
in der Gesellschaft gerade die gültigen Parameter sind, im Grunde genommen zu nichts weiter führt als die Feststellung wie
weit man selbst von dieser Norm abweicht. Und diese Norm kann ja eigentlich auch nichts weiter sein als ein abstraktes Gebilde,
eine Ausgeburt purer Fantasie, pervertiert durch Medien und künstliche Zwänge. Vermutlich fängt die wahre Individualität
an einem ganz anderen Ort an, nämlich an dem Punkt wo man sich einen Teufel darum schert, was einem die Gesellschaft,
die Welt, die Medien und die ganzen anderen Stakeholder als Requirements für die endgültige Zufriedenheit aufzwingen wollen
und einzureden versuchen.
Vor einer Weile schrieb ich aus einer Laune heraus einen Text über die Christenheit dieser Welt. Seit damals ergab es sich, dass ich durch einen guten Freund auf ein christliches Forum aufmerksam wurde und dort ein wenig reinschaute. Ich wollte herausfinden, was sich dort für Menschen rumtreiben und was sie zu sagen haben. Ich war offen, wollte Toleranz zeigen und etwas über die Motivation der Christen herausfinden. Der Suchtfaktor dieses Boards erwies sich als phänomenal. Einerseits war das Board aus technischer Sicht ganz hervorragend umgesetzt, andererseits bestand die Schar der Besucher aus einem kunterbunten Haufen unterschiedlichster Leute.
Wiedereinmal neigt sich ein mühsames Jahr dem Ende zu und die Phase der künstlichen Fröhlichkeit
hat begonnen.
An Orten der Begegnung treffen sich die Menschen - damit meine ich vorallem Einkaufszentren,
wo man die Pflicht-Geschenke auf die Schnelle beschafft und all die anderen Leute verflucht,
die einem im Weg stehen. Die Feststimmung wird auf die Strasse getragen, d.h. im Berufsverkehr
wünscht man jeden Tag Dutzende von Menschen auf einen anderen Planeten. Die Tannenwäldchen werden leergeholzt, damit man auch im kommenden Jahr überall Tannenadeln im Teppich findet und man das eigene Allergieverhalten gegen die neusten Pflanzenspritzmittel direkt in der kitschbestückten Stube überprüfen kann. Überall platziert man herrlich romantische Kerzlein, denn nichts erhöht den Nervenkitzel eines möglichen Wohnungsbrandes so sehr, wie Kerzlein.
Vermutlich wird sich just in diesem Moment ein Faltblatt von einer nächstenliebenden, selbstlosen Organisation in meinem Briefkasten befinden. Wenn ich es später überfliege, werde ich plötzlich ein völlig schlechtes Gewissen haben. Man wird mir all das Elend der Welt vor Augen führen, an mein Gewissen appelieren und mir versichern, dass ich mit nur 5 Franken die Welt in einen optimal geleverageten Ort der allgemeinen Fröhlichkeit verwandeln kann. Nun, ich spende oftmals etwas an Tier- und Umweltorganisationen. Ich spende aber nie für Menschen-Belange. Menschen sind doof, Menschen lernen nie etwas dazu und Menschen verhalten sich wie Parasiten in dieser Welt, sie sind es nicht wert, dass man dafür etwas spendet. Tiere und Pflanzen hingegen tut mir unendlich leid. Ich finde es überhaupt tragisch, dass wir soviel Geld und Energie dafür aufwenden diese Welt systematisch zu zerstören und den Aufwisch danach ein paar wenigen Organisationen und Menschen überlassen. Aus den Augen aus dem Sinn - Sorge zur Welt ist höchstens alle paar Jahre ein Theman, wenn das verlogene Politikerpack mal wieder eine Wahl gewinnen muss.
Ich habe mir schon oft überlegt, wie die Werte waren, als ich zur Schule ging, ob ich damals auch schon so völlig gefühls-immun gegenüber gewissen Themen war. Die 80er waren eine sehr innovative Zeit, aber es waren Zeiten mit grossem Angstpotential. Wir haben noch voll den kalten Krieg erlebt, die Balance-of-Power zwischen den grossen Atom-Mächten. Man stelle sich nur vor, ich habe tatsächlich mal gedacht, dass es einen Sinn hätte, dass die Schweiz eine Armee hat - was für ein absurder Gedanke, wenn ich zurückblicke. In den 80er Jahren stiegen die Erkenntnisse über die fortschreitende Zerstörung der Natur - die Wissenschaft behauptete noch mit Händen und Füssen, dass die Klimaerwärmung nur Panikmache wirrer Umweltschützer sei. Wir haben das Ende des Glaubens an das Unaufhaltsame Fortschreiten der Weltraumfahrt erlebt, als 1986 die Challenger explodierte. Im gleichen Jahr ging Chernobyl hoch und als die Strahlenwolken auch Richtung Europa wehten, wurde mir erstmals bewusst, was Globalisierung bedeutet - ich kann mich noch erinnern, wie wir zuhause darüber sprachen, ob es ratsam wäre, überhaupt das Haus zu verlassen.
Hoffnung war in meinem Schulunterricht leider nie ein Thema. Und so verfolgt mich auch heute stets das ungute Gefühl, dass irgendwann jemand dahinterkommt, dass ich ganz allein für die Weltkriege im letzten Jahrhundert verantwortlich bin, für die Hungersnöte in Afrika, die Vulkanausbrüche, Heuschreckenschwärme, Grippe-Epidemien, Sturmfluten, die Zündung der ersten Atombombe und die verstopften Klo-Schüsseln der letzten 1000 Jahre. So trifft mich auch die momentane Werbekampane für die Patenschaft für irgendwelche Kinder irgendwo in der Welt sehr hart, denn dass sie von ihren hungrigen, kriegsführenden, schlecht gebildeten Eltern, während ihren Dauerrammeleien gezüchtet wurden ist einzig und allein meine Schuld. Ich fühle mich wirklich schlecht deswegen und ich schwöre, wenn ich nicht dafür geradestehen müsste, dass ich in den letzten Jahrzehnten den Regenwald in Brasilien systematisch zerstört habe, für die fortschreitende Ausbreitung der Wüste in Afrika, die Polareis-Schmelze verantwortlich bin und persönlich die Vergrösserung des Ozonlochs steuere, dann würde ich mich jetzt gerade um diese Kinder kümmern, ehrlich.
Ich wünsche fröhliche Festtage und ein schlechtes Gewissen, wofür auch immer.
Wisst Ihr was das Hauptproblem ist? Vertrauen, ja Vertrauen. Worauf ich das genau beziehe? Auf alles.
Es mangelt überall in dieser Welt an Vertrauen. Mir scheint, dass alles da draussen auf Vermutungen,
Verdächtigungen und Befürchtungen basiert.
Nehmen wir die Wirtschaft: Jetzt mal ehrlich, wer von uns hat auch nur noch einen Funken von Vertrauen
in den Arbeitgeber? Noch hat man irgendwie das Echo von "der Mitarbeiter ist unsers höchstes Gut"
im Kopf und schon wurde es durch Wellen von Entlassungen, dem ewigen Mantra der Kosteneinsparungen, dem Einfrieren
der Löhne und der Kürzungen von Goodies zum Schweigen gebracht. Die Topmanager der Wirtschaft gehören für mich
auf eine Liste der potentiellen Verbrecher. Ein Arbeitnehmer, der heute glaubt, seinem Arbeitgeber
vertrauen zu können ist gleich naiv, wie ein Arbeitgeber, der darauf zählt, dass er auf so etwas wie
Loyalität hoffen darf. Die Arbeitgebergilde hat zu viele Verbrechen am kleinen Fussvolk begangen, als
dass sie noch einen Anspruch auf Loyalität hätte. Dieser Bruch wird in der nächsten Konjunktur teuer
bezahlt werden.
Solche Entwicklungen tun weh, ja wirklich. Ich z.B. bin ein höchst loyaler Arbeitnehmer.
Schafft man mir ein Umfeld mit Luft zum atmen, wird man mich vor lauter Loyalität und Verbundenheit
nicht mehr los. Aber was ist das heute wert? Nichts, absolut nichts. Eigentlich ist doch ein
Arbeitsverhältnis heute soetwas wie ein gegenseitiges Belaueren, Tarnen, in der Masse untertauchen,
sich ruhig verhalten, den richtigen Moment abwarten. Man lässt den Arbeitgeber bluten, wenn man die
Gelegenheit dazu hat, man verhält sich still, wenn es nötig ist. Und der Arbeitgeber? Tja er entlässt,
wenn er kalte Füsse kriegt. Kürzt, wenn ihm nichts schlaueres einfällt und schleimt den Arbeitnehmer ein,
wenn er mal wieder etwas will. Eigentlich müsste man das heute wohl so akzeptieren, aber mir missfallen
diese Dinge. Ich hasse diese verlogenen Spielchen und Intrigen.
Die Politik: Beweist mir, dass auch nur ein einziger Politiker ehrenwerte Beweggründe hat und seinem
Namen als Volksvertreter gerecht wird. Ich halte jeden einzelnen von ihn für einen dreckigen Lügner,
der für nichts anderes als seine eigene Tasche und seine Profilierungssucht arbeitet.
Die "Volksvertreter" von heute sind der beste Beweis dafür, dass die Tage der Demokratie gezählt sind.
Die Kirchen: Lächerliche, überholte Institutionen, die glauben, sie könnten ihre Schäfchen immer noch
mit so drittklassigen Marketingmassnahmen wie der Erbsünde kontrollieren und ihnen vom lieben Gott
erzählen. Sie sind wie böse Dämonen, die von der Angst der Menschen leben. Wie lange wollen diese
Witzfiguren noch von der Rückkehr ihres Messiahs erzählen und denen, die den Glauben längst verloren
haben mit dem Fegefeuer drohen?
Der Liebespartner: Sex wird heute als Leistungssport praktiziert, Liebe wird vom Ego kontrolliert,
der Partner ist austauschbar, die Hälfte aller Ehen wird geschieden und jedes 10te Kind stammt nicht
von dem Mann, der ihm als Vater verkauft wird.
Die Leute um einen herum: Es ist schön Freunde zu haben, doch auch Freunde sind für gewöhnlich nur
Begleiter auf einem Teil des Weges durch das Leben. Wie weit kann man ihnen vertrauen, wenn man weiss,
dass sie irgendwann nicht mehr den gleichen Weg gehen? Ich bin mir nicht sicher. Wahrscheinlich ist
der Anspruch auf ewiges Vertrauen wohl ein unrealistisches Fantasiegebilde.
Was bleibt ist man selbst. Vorallem in diesen schlechter werdenden Zeiten ist die eigene Person wohl
noch das einzige worauf man vertrauen kann. Ich weiss nicht, wie es Euch geht, aber mir fällt gerade
das manchmal extrem schwer. Wie bringt man die Sonne dazu, dass sie sich um einen dreht? Wie vertraut
man dem, was nicht statisch und manchmal so schwer zu begreifen ist? Eine knifflige Aufgabe. Vermutlich
hat es wohl auch mit dem Grundverständnis für das Leben zu tun. Man könnte das Leben als Film sehen,
der an dem statisch plazierten Zuschauer vorbeizieht. Man könnte das Leben aber auch als statisches
Band von Ereignissen sehen in denen der Zuschauen als Akteur unterwegs ist und von Szene zu Szene hüpft.
Oder ist vielleicht gar nichts flexibel, ist alles vorgeschrieben und läuft nach einem fixen Drehbuch?
Ist das Leben und wir selbst nichts anderes als Teil eines ablaufenden Programmes?
Man könnte die eigene Existenz aber auch als etwas höchst Veränderliches innerhalb eines höchst
veränderlichen Ablaufes verstehen. Nichts ist statisch, alles kann sich verändern, auch man selbst.
Im Moment glaube ich, dass die letzte Variante die Wahrscheinlichste ist. Sie ist aber wohl auch die
Anspruchsvollste. Sie verlangt Aktivität auf unbekanntem, sich veränderndem Terrain. Ein Spiel aus
lauter Unbekannten. Um in dieser Welt zu bestehen, braucht es das Vetrauen auf die eigene Fähigkeit
sich zu verändern. Es braucht den Mut und die Kraft Veränderungen einzuleiten, die Fähigkeit sich
abzeichnende Veränderungen zu erkennen und das Gespür welches die richtige Reaktion darauf ist.
Ich wünschte, ich hätte den Mut und die Fähigkeiten das Spiel unter diesen Bedingungen zu spielen, ich
wünschte, ich müsste dieses Spiel nicht alleine spielen.
Fähigkeiten, Wissen, Werte, Überzeugungen, Qualitäten und Eigenschaften sind wie eine unendlich wertvolle
Ressource in einem grossen Tank. Selbstvertrauen ist wie der Hahn, um die Ressource zu nutzen.
Ich fürchte, es gibt heute zu viele Menschen, die ihren Hahn den ganzen Tag offen stehen haben und
keine Ressourcen in ihrem Tank haben und ich fürchte es gibt ebenso viele Menschen, die den Hahn zu ihrem Tank niemals finden werden.
Die Magie der Zeit ist ein wundersames Rätsel. Die Materie in der sich meine Existenz manifestiert lebt im hier
und jetzt. Fest verankert und untrennbar verbunden mit der Welt und den Gesetzen der Physik unterworfen. Doch
mein Geist ist Lichtjahre entfernt. Nicht im heute, aber im Gestern und Morgen daheim. Stetig im Fluss, niemals
ruhig, niemals zufrieden, niemals dort, wo er sein sollte. Nur für die Dauer eines Lidschlages in der Gegenwart,
um die dunklen Wolken der Zeit zu blicken, die eigenen Schwächen zu bestätigen und sogleich in der Vergangenheit
die Gründe zu suchen und das Scheitern in der Zukunft zu heraufzubeschwören. Ich frage mich, wann das Band zwischen
Geist und Körper getrennt wurde, wann die beiden beschlossen nicht am gleichen Ort und zur gleichen Zeit zu existieren,
nicht miteinander klar zu kommen und nicht gemeinsam die wichtigen Dinge des Lebens zu fokussieren. Wie kann die Seele
Frieden finden, wenn die Gegenwart für sie nicht zählt oder nur die Quelle von Schrecken und Furcht ist? Das was vorbei
ist, kann nicht verändert werden, das was erst kommt kann nicht in der Zukunft korrigiert werden. Jetzt ist der Zeitpunkt
zu vergessen, jetzt ist der Ort, wo die Weichen gestellt werden müssen, doch jetzt ist auch der Ort wo Sinn, Hoffnung,
Mut und Selbstvertrauen fehlen, wo Angst, Schwäche, Agonie und Lethargie das Ruder übernommen haben. All die Hindernisse
und Sorgen stehen wie unbezwingbare Giganten vor mir. Der Versuch all das zu verstehen hat Jahre aufgezehrt und doch
keine Antworten gezeugt, nur Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit geschürt. Wie weiter, wie weiter, wie weiter, ewig nur
diese Frage, die mich beherrscht und nirgends eine Antwort, nirgends ein Signal. Ist nicht die Wahrheit, dass es zu spät ist für alles?
Man könnte sich fragen, wieso hier noch nichts über den Krieg im Irak steht. Der Krieg hat mich zuerst mal einfach sprachlos gemacht
und die Menschen haben schon so viel darüber gesagt. Aus allen möglichen Löchern kriechen dieser Tage die Experten und beurteilen die
Ereignisse, wie sie sonst das Wetter oder die Börsen bewerten. Man täuscht Betroffenheit vor und hat ja eh alles schon immer gewusst.
Was könnte ich da hinzufügen? Vielleicht ein paar Überlegungen, die man im Moment zu übersehen scheint?
Ich glaube, dass niemand die Wahrheit über diesen Krieg weiss und ich glaube, dass wir uns wohl erst in 20 Jahren - wenn wir in den
Geschichtsbüchern lesen - wirklich ein Bild über die Dinge machen können, die da passiert sind. Doch ich fürchte bis dahin wird es
noch andere Kriege gegeben haben und die Fakten, die uns schockieren sollten, werden uns längst nicht mehr berühren. Meine Gedanken
zu diesem Kriegen gehen weg von den Propaganda-Geschichten der Kriegsparteien. Ich überlege mir, was dieser Krieg in dieser Welt
anrichten wird oder schon angerichtet hat. Waren die Amerikaner nicht einst die Guten? Die freiste Nation dieser Welt? Das Land
in dem die Träume wahr werden? Das Land, aus dem die Trends kamen und alles von dort einfach cool war? Für mich jedenfalls ist
das alles Geschichte. Amerika hat die Gerechtigkeit mit Füssen getreten, sich über die Entscheidung der Welt hinweggesetzt und
ein schlimmes Paradigma geschaffen. Ein Paradigma, welches wir - wie die Poken-Bakterien - für ausgestorben hielten. Der
Angriffskrieg auf ein Land ohne vorherige Aggression. In meiner Naivität dachte ich, dass unter den zivilisierten Nationen
diese Praxis geächtet und längst aus den Handbüchern der Kriegsherren gestrichen worden war. Vielleicht waren wir Menschen
der "zivilisierten Welt" wirklich zu naiv, zu bequem und haben unsere Augen vor der Wahrheit verschlossen. Wir dachten, dass die Menschheit einen Evolutionssprung gemacht hätte und sich langsam auf einen immerwährenden Frieden hinbewegen würden, eine Welt in der alle Konflikte friedlich gelöst werden können, die Friedenstauben fliegen und sich alle lieb haben. Verflucht seien wir. Ich habe es wohl in anderem Zusammenhang schon erwähnt und ich bedauere, dass ich offensichtlich recht habe, aber die Menschheit ist eben noch immer genau so dämlich, wie in der Steinzeit. Man möge mir wiedersprechen, aber ich sage, wenn noch immer Angst, Paranoia, Rachsucht und Habgier ausreichen um Krieg, Tod und Vernichtung über die Ozeane hinaus zu tragen, dann haben wir das noch nicht erreicht, was auf einen Sprung in der Evolution hinweisen könnte.
Und was tut der Rest der Welt während Menschen sterben? Sie schauen weg oder diskutieren. Die UNO hört man überhaupt nicht mehr. Die Europäischen Nationen streiten untereinander, und die nationalen Politiker streiten untereinander, aber gestritten wird nur darüber, wie man an Aufträge zum Wiederaufbau des Iraks kommen könnten und man streitet darüber, wie man diesen Krieg möglichst wirkungsvoll gegen die Partei-Konkurrenz einsetzen könnte. Und man streitet darüber, wie man das Verhältnis zu Amerika wieder normalisieren könnte. Es ist schlicht unglaublich, wie sehr man den Schrecken des Krieges ignorieren kann, indem man unablässig darüber redet.
Ich überlege gerade, was eigentlich die richtige Reaktion auf diesen Krieg sein müsste und sie gefällt mir nicht. Ich vermute, die
Uno müsste die Vereinigten Staaten ächten, Embargos gegen sie erlassen. Die Nato müsste die USA aus ihren Reihen ausschliessen und
ihnen ein Ultimatum zur Beendigung dieses Krieges setzen und danach .... Angriff - Krieg ... Es ist klar, ein Weltkrieg wäre die Folge.
Wir Menschen haben also die Wahl zwischen Vernichtung oder einem Leben ohne Ehre. Das Leben ohne Ehre? Die Entwertung, all dessen was
in den letzten Jahren zur Sicherung des Friedens aufgebaut wurde. All das hat sich als nutzloser Beamten-Apparat herausgestellt. Das
Eingeständnis, dass die UNO wertlos ist und die europäischen Nationen von schwachen Politikern geführt werden und keinen Einfluss mehr
auf das Weltgeschehen haben. Ich frage mich, ob nicht all dies zwangsläufig in ein paar Jahren auch zu Kriegen führen muss.
Fast ein Jahrhundert hat man Amerika als grossen Bruder verstanden, zu dem man heulend rennen konnte, wenn man bedroht wurde und der
grosse Bruder war da. Aber der grosse Bruder hat sich langsam zu einem psychopathischen, verlogenen, paranoiden,
grössenwahnsinnigen Monster entwickelt. Während die Welt unter dem Schutz Amerikas ihre eigenen Armeen abgebaut haben, hat
Amerika immer weitergerüstet. Die Sowjetunion hat aufgehört zu existieren, die verbliebenen Nationen haben Ihr Vernichtungspotential
zerstört. Amerika hat weitergerüstet. Die Welt hat ABC-Waffen geächtet. Amerika hat sie weitergebaut. Und als die ebenbürtigen Gegner
verschwunden waren - und damit die Rechtfertigung zum Weiterrüsten - da mussten neue Bedrohungen her. Und nun trennen sich die Wege
des grossen Bruders und der kleinen Schützlinge und sie drohen sich auf dem Schlachtfeld als Feinde wieder zu begegnen. Wir haben
ihnen zu lange blind vertraut. Wir haben das getan was richtig war, wurden borniert, überheblich und dekadent. Und wir haben die
Rechnung ohne die Realität und ohne Einsicht über die menschliche Natur gemacht. Was soll man dem Moloch Amerika - dem Monster, das
wir mitschufen - noch entgegenhalten?
Was passiert, wenn man so gross, allmächtig und unbesiegbar wurde, dass niemand mehr eine Gefahr darstellt? Man wird paranoid, arrogant,
bricht alte Bündnisse, herrscht über die Schwächeren, sieht überall Feuer, wo es noch nicht einmal funkt, man lässt keine Kritik zu und
formt die Wahrheit, wie es gerade gefällt. Es gilt nur noch das halten der Position um jeden Preis.
Ich sehe das so: Entweder rüsten die europäischen Nationen auf und streben nach wirtschaftlicher und militärischer Loslösung von
Amerika oder sie werden bedingungslos unter dem Diktat von Amerika weiter existieren, vielleicht irgendwann verschluckt. Doch
würde Amerika eine Loslösung akzeptieren? Würden die europäischen Nationen das wirtschaftlich in den Griff kriegen? Würden die
europäischen Nationen überhaupt untereinander einen entsprechenden Konsens finden? Nein, nein und nein, ich glaube nicht. Müssten die
europäischen Nationen wieder alleine funktionieren, würden wir rasch wieder Krieg untereinander haben, die Totgeburt Globalisierung würde
wie ein Kartenhaus nur noch schneller in sich zusammenfallen.
Oh ja, ich glaube Amerika erreicht seine Ziele. Die Hoheit über die weltweite Ölförderung garantiert Reichtum in der Zukunft. Die Schwächung der UNO und Europa garantiert die absolute politische Macht. Der Schlag mit der eisernen Faust in das Wespennest der arabischen Welt, sichert auf die nächsten Jahrzehnte hinaus den Hass gegen Amerika und bietet somit die Rechtfertigung für die Weiterrüstung.
Wäre ich ein Kriegsgott, würde ich mir unter diesen Vorgaben hämisch die Hände reiben und den Geruch des Todes gierig in mich aufziehen. Wir Menschen sind nicht dafür bestimmt in Frieden zu leben. Was wuchert, wie ein Krebsgeschwür, muss töten, um zu überleben.
Über 30 Jahre alt sein ist wirklich seltsam. Gedacht habe ich sowas Ähnliches natürlich auch schon,
als ich über 20 Jahre alt war. Aber irgendwie war das trotzdem anders. Seien wir mal ehrlich: Als
Teenager läuft man mehr oder weniger verwirrt durch die Welt. Man glaubt, die Zukunft gehöre einem,
aber eigentlich weiss man noch nicht so genau, was das alles soll. In den 20ern hat man irgendwas
gelernt, eine bestimmte Richtung eingeschlagen, ein paar Weichen gestellt, man hält sich irgendwie
für unsterblich und glaubt, man hätte eine grossartige Zukunft vor sich. Man glaubt man hätte das
Zeug alles zu ändern und dieser Welt den eigenen Stempel aufzudrücken... irgendwann, irgendwie ....
Ja.. ich glaube, es ist dieses unkonkrete irgendwann, irgendwie, dass das eigentliche Geheimnis der
Jugend darstellt.
Und dann wird man 30 und es fangen neue Überlegungen an. Jetzt geht es plötzlich um Sicherheit,
Beständigkeit, Stabilität. Man hält es für ein untragbares Risiko, keine Lebensversicherung zu haben.
Viele haben sich schon längst eine schicke Hypothek angelacht, die sie mit 70 auch schon wieder abgezahlt
haben werden. Plötzlich dauert es nur noch 35 Jahre bis man sich zum letzten mal über ein betriebliches
Zeiterfassungssystem ärgert. Noch mal 20 Jährchen drauf und man ist statistisch gesehen Mause-Tod. Jaja,
ich weiss 55 Jahre sind eine lange Zeit, alles kann sich ändern. Irgendwelche naiven Zeitgenossen
glauben sogar, man hätte immer noch alle Möglichkeiten etc.etc.
Oh goldige Zeiten, wieso mussten sie nur dieses unrühmliche Ende finden? Die allmächtige, allgegenwärtige
und grossartige IT! Vor nicht zu geraumer Zeit war ich mir so sicher, dass dies meine Bestimmung, meine
Berufung, meine Zukunft sei. Ich war überzeugt, mein Job wäre sicher, so lange es auch nur einen
einzigen Knopf, einen Knopfbenutzer und regelmässige Knopf-Updates gäbe. Doch nun liegt alles im Staube
darnieder. Welch Bitterkeit doch nur in der Erkenntnis der Wahrheit liegt.
Die Zeiten haben sich geändert. Ich - einst stolzer Priester der unheimlichen, geheimnisvollen,
omnipotenten, omnipräsenten IT-Kaste - komme mir vor, wie der Anhänger einer sterbenden Religion.
Trauer und Verzweiflung. Noch vor kurzer Zeit hätten wir Götter sein können, wir hätten die Welt
beherrschen können. Hätten wir uns weltweit vereinigt, hätten wir den Mächtigen dieser Welt den
Fehde-Power-Glove ins Gesicht geschlagen, ihnen unsere Regeln aufgezwungen und sie auf unseren
elektronischen Schlachtfeldern in die Knie gezwungen. Wir hätten das kontrollieren und sie dessen
berauben können, nach dem sie am meisten lechzen - Information und Vernetzung. Wir sind es schliesslich,
die heute Energie, Finanzen, Sicherheit, Kommunikation, Medien und Wissen kontrollieren und den Wichtigtuern
erst zur Verfügung stellen. Dennoch haben wir zugelassen, dass
Politiker, Manager, Berater, Organisatoren, Prozessoptimierer und Qualitätsmanager wie wuchernde
Krankheiten in unser Heiligstes eingedrungen sind und sich breit gemacht haben. Sie schreiben uns vor,
was wir zu tun haben, langweilen uns mit ihren stupiden Kostensenkungs-Mantras, quälen uns mit ihren
sinnlosen Visionen und Strategien, schwafeln nutzlosen Unfug über Kundenorientierung und Kernkompetenzen
- und wir in unserer blinden Liebe zur Technik lassen sie gewähren. Natürlich hören wir ihrem Unsinn
nicht zu, aber wir haben auch nichts gegen sie unternommen.
Zu viele unserer Gilde mussten in jüngster Zeit ihre Stätten räumen, wurden Opfer des wahnsinnigen
Jobozids der Geld- & Prestigesüchtigen, der menschenverachtenden Wirtschaftsopportunisten und wir haben
uns nicht gewehrt. Ich glaube, mehr als in anderen Jobs sind wir Anhänger der IT mit unserem Job
verbunden, viele von uns sehen unseren Job mehr als Berufung, denn als Arbeit. Mehr als in anderen Jobs
wurde das Hobby zum Beruf und der Beruf zum Hobby. Uns unserer Jobs zu berauben ist mehr als uns zu
entlassen. Die Augen der Brüder und Schwestern haben im Angesicht des Schreck-Gespenstes der Rezession
aufgehört zu funkeln. Ihre Kreativität ist der Angst gewichen. Man hat uns unserer Ränge beraubt und uns
zum Wartungspersonal der Maschinenräume degradiert - eine unbedeutende Funktion in einer bedeutungslosen
Hierarchie eines nebensächlichen Unterstützungsprozesses.
Was wird uns die Zukunft bringen? Werden wir auferstehen oder wird man die vergangenen 20 Jahre dereinst
in den Geschichtsbüchern finden? Vergessen wir nicht: Die Macht liegt noch immer vor uns, wir müssten sie
nur ergreifen ....
(Hinweis für Erstbesucher: Nein, dies ist kein Aufruf an IT-Fachleute, die Weltherrschaft an sich zu
reissen und durch unkonventionelle Massnahmen, die Weltwirtschaft und Politik zum Erliegen zu bringen,
selbst wenn die Idee die Fantasie beflügelt und die Umsetzung sicherlich einen interessanten Effekt auf die
Weiterentwicklung der Welt hätte)
Es ist sonnig, es ist heiss, es ist Samstag und ich sitze hier am Beginn vom Rest meines Lebens.
Ich sitze drinnen, weil der WaveLan-Anschluss meines Laptops auf dem Balkon versagt, also hab ich nichts
von der Sonne, aber das ist ja auch egal, denn von der Sonne kriegt man eh Hautkrebs und sie lässt die
Haut vorzeitig altern.
Es war mal wieder eine absolut berauschende Woche. Die Leute im Büro hingen apathisch und lethargisch
an ihren Pulten, gebeutelt von der Hitze und erschöpft vom Weg zum Wasserspender und zurück. Wären Mitte
Woche nicht ein paar meiner Kollegen entlassen worden, dann wäre es wohl wieder eine relativ ereignislose
Woche gewesen.
Was ist gut? Das Ziel meines Lebens ist es gut zu werden, gut zu sein und gut zu bleiben. Aber was ist gut? Wie definiert man diese Eigenschaft, wie erlangt man diese Fähigkeit? Und wie weiss man, wenn es soweit ist?
Knifflige Sache. Frage 1000 Leute und die Chance ist gross, dass Du 2000 Antworten kriegst.
Seit ein paar Wochen sind die Schatten wieder da. Kaum aus den Ferien zurück, hatte ich eine Zeit der Motivation, eine Zeit der
Hoffnung. Doch nun ist alles wieder beim Alten. Gewisse Gedanken und Gefühle kamen, wie der unerwartete Anruf eines alten Verwandten.
Völlige Hoffnungslosigkeit, Sinnesleere, das Gefühl, dass meine Seele zu Granit geworden ist. Kalt und Schwer. Die ganze Last der
Existenz, diese verdammte Existenz, dieser unendliche Weg ohne Abkürzung. Die Enttäuschung über all die verpassten Gelegenheiten
der Vergangenheit und die Angst vor der langen Zukunft. Dieses Unverständnis für die Gegenwart. All das ist zurück und ich weiss noch
nicht einmal warum. Was habe ich getan, dass das alles wieder da ist?
Wer bin ich? Ich bin André, aber das ist ja nur ein Name. Die Frage ist, wer ich bin. Der Sohn meiner Eltern? Ja schon,
aber das ist ja nur, von wem ich abstamme. Wer ich bin, ist die Frage, die mich interessiert. Ich bin Wirtschaftsinformatiker
und arbeite für einen Computerkonzern. Aber auch das ist nicht relevant, denn es ist nur ein Titel und eine Aussage darüber,
wer mich bezahlt. Wie sehr man doch geneigt ist, sich selbst über die kleinen Kästchen zu definieren, in die man während des
Lebens hineingeworfen wird. Faszinierend, wirklich, aber das beantwortet meine Frage nicht. Ich weiss immer noch nicht wer ich bin.
Eine einfache Frage und doch starre ich aufs Keyboard und den leeren Bildschirm. Ich weiss nicht, wer ich bin. Über 30 Jahre
latsche ich nun durch die Welt und hab immer noch keine Ahnung, wer ich bin. Wisst Ihr vielleicht, wer Ihr wirklich seid?
Lustig, gerade diese Woche habe ich wiedermal den Spruch gehört "Sei nur Du selbst, dann klappt das schon..." Wie oft mir
doch diese Worte schon begegnet sind. Sei Du selbst - aber wie ist man das und wann ist man das? Und muss man dazu nicht ganz genau
wissen, wer man eigentlich ist? Es hängt wohl von den Leuten ab, mit denen man gerade zusammen ist. Ich weiss natürlich, dass ich
nicht für alle 8 Milliarden Leute dieser Welt sprechen kann, aber ich glaube, dass niemand sich gleich verhält, wenn er oder sie
mit den Eltern zusammen ist oder mit den Freunden, mit seiner grossen Liebe oder bei der Arbeit oder wenn die Person kopfüber,
nackt aus einem Flugzeug ohne Fallschirm in eine mit Fangspiessen bestückte Fallgrube fällt. Ich glaube, man passt sich schlicht
den Umständen an, in denen man sich befindet und ist jedesmal ein anderes "selbst". Vielleicht lässt sich das "Selbst" also nicht
als einzelnes beschreiben, sondern hängt immer mit der aktuellen Situation zusammen. Man übernimmt eine Rolle und hätte somit
viele "selbst".
Oder ist es vielleicht nochmal anders? Es treten in jeder neuen Situation, in die man gerät, neue Seiten vom Selbst zu Tage.
Wie die Seiten einer Münze. Und all die Eigenschaften bilden vereint das, was das Selbst am Schluss ausmacht. Das würde es
allerdings auch nicht erleichtern, sich selbst zu sein. Wie wollte man schliesslich in einer Situation alle Seiten der Münze
gleichzeitig aktivieren, um wirklich sich selbst zu sein? Und könnte man überhaupt den "Zustand" des "sich selbst sein" jemals
erreichen, solange man nicht alle möglichen Situation und somit alle eigenen Seiten jemals erfahren hat?
Ich spüre die Veränderungen um mich herum und sie erfüllen mich mit Angst. Zukunftsangst, Sorgen vor
jedem neuen Schritt. Manchmal komme ich mir vor, wie das Reh, das in die Scheinwerfer des ankommenden
Lastwagens schaut und nichts kann die lähmende Angst lösen. Aber das ist nicht die einzige Reaktion.
Manchmal möchte ich mir selbst ins Gesicht schlagen, wenn ich merke, dass ich auf Themen reagiere, wie
ein angeschossenes Raubtier und um ich beisse.
Wir sind zu teuer, wir arbeiten zu wenig, unsere Sozialabgaben sind zu hoch, unsere Gesetze sind
marktfeindlich, wir sind zu bürokratisch, überaltert, unflexibel und unsere Strukturen sind zu starr.
Das Einzigste was die Firmen noch an Europa schätzen, sind die unverschämt hohen Preise, die man hier
für die Produkte zusammenfantasieren und von den Leuten abzocken kann. Alles andere scheint nur noch
schlecht zu sein. Die Konsequenzen davon sind jetzt überall zu sehen. Wir stecken in einer
Wirtschaftskrise, aber noch schlimmer, wir stecken in einer Krise der Menschlichkeit.
Meiner Meinung nach befinden wir uns an einem Scheideweg. Werden wir zu einer Gesellschaft werden,
in der die Menschen sich gegenseitig mit Respekt behandeln, in der es Wärme, Kompromissbereitschaft,
ein gemeinsames Streben nach Weiterentwicklung gibt oder werden wir zu einer Gesellschaft, die von
Firmen regiert wird und in der die Menschen nichts anderes als Manövriermasse und Leibeigene sind? So
wie es jetzt aussieht, geht die Menschheit zum Teufel und alles wofür man in den letzten Jahrhunderten
gearbeitet hat, war für nichts und wieder nichts. Wiedereinmal haben sich Macht und Gier durchgesetzt
und nichts als Dominanz zählt. In wenigen Jahren wird nichts mehr von den Menschenrechten und
Sozialinstitutionen übrig sein. Man wird sich als einzelner Mensch von Job zu Job hangeln, vielleicht
mehrere Jobs gleichzeitig haben und dies nur, um sich irgendwie über Wasser zu halten. So etwas wie
Festanstellung und Kündigungsfristen wird es nicht mehr geben. Erst wenn Europa zur Dritten Welt
herunter-ökonomisiert und kaputt-globalisiert wurde, wird man wohl erwachen. Unsere Politiker sind
zu sehr mit sich selbst beschäftigt und es gibt keine Leitfiguren und Idole mehr, die für die Menschen
eintreten und sie auf den Weg zu einem gemeinsamen Ziel einen und antreiben.
Mein eigener Arbeitgeber - einst Gallionsfigur für die Art und Weise, wie Arbeitnehmer fair behandelt
werden - hat sich zu einem menschenverachtenden Monster entwickelt. Die Chefetage besteht nur noch aus
diesen Habicht-äugigen, Gier-getriebenen Kreaturen in deren Adern nicht Blut sondern ätzende Säure zu
fliessen scheint. Alle hehren Ziele wurden weggewischt, die Masken sind gefallen und man hat die wahren
Gesichter gezeigt. Wo man einst kühne Strategen vermutete, haben sich Zahlenfetischisten ohne Spur von
Weitsicht oder Menschlichkeit aber meiner Meinung nach mit deutlichen Defiziten in gewissen Hirnregionen
manifestiert.
Alles was heute in den Firmen abläuft ist nur noch darauf ausgerichtet Jobs systematisch zu vernichten.
Aber wen wunderts, wenn man sich mal ansieht, was die Führer von Morgen auf ihren Stundenplänen zu stehen
haben. Ich betrachte beispielsweise Prozessorientierung als das grösste Verbrechen an der Menschheit.
Man schafft es damit elegant, alles was eine Firma ausmacht ohne irgendeinen Menschen darzustellen. Nur
das Produkt und der Weg zur Erstellung der Leistung zählt. Dass nach der schönen Darstellung auf Papier
im Hintergrund noch ein paar Menschlein nötig sind, die wirklich etwas arbeiten und erschaffen, ist
eine unbedeutende Nebensache. Aber das sehen die
Ökonomen nicht. Für sie sind doch Menschen primär Kostenfaktoren. Sie glauben den Zusammenhang zwischen allen möglichen Faktoren zu kennen und in Zahlen
fassen zu können, aber dass sie den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen, das erkennen sie nicht. Sie
interessieren nur die wirtschaftlichen Zusammenhänge aber über die wahre Natur der Menschen wissen sie
gar nichts.
Selbst die Sache mit dem Produkt ist doch hoffnungslos verlogen, denn die meisten Firmen existieren doch
nur noch zum Zwecke des Geldvermehrens. Es ist den Leuten in den Führungsetagen doch sowas von
scheissegal, was sie eigentlich herstellen und für wen. Hauptsache am Ende des Jahres ist man ein
bisschen reicher und man kann sich von den Shareholders bejubeln lassen.
Heute ist der 25.12.2003. Das Fest der Heuchler und des schnöden Mammons. Schon wieder ist ein Jahr praktisch vergangen.
Zurückblickenderweise schnell, wie es scheint. Doch reflektiert man darüber und zählt die Schatten zusammen, dann war dieses
Jahr eine Verkettung von nicht enden wollenden Unannehmlichkeiten. Mühsam und doch vorbei. Das weckt irgendwo den tröstlichen
Gedanken, dass selbst die übelste Pein ein Ende hat.
Natürlich ist das nur so, wenn man ein Kalenderdatum wie den 31.12. auch tatsächlich als Abschluss von etwas ansieht. Wenn man
glaubt, dass sei die Ziellinie, mit jubelnden Menschen, den süssen Mädels und der güldnen Medaille.
Wie ausgebrannt muss man eigentlich sein, um wirklich endgültig ausgebrannt zu sein? Die letzten Monate waren
eine einzige Katastrophe. Ich stehe am morgen auf, bin erschöpft, gehe zur Arbeit und spüre wie sich
vor der Eingangstüre mein Magen verkrampft und jede Faser in mir zu schreien scheint "ich will da
nicht rein". Dann verbringe ich für gewöhnlich einen Tag in Hektik, kümmere mich alle zwei Minuten um
ein gänzlich anders gelagertes Problem, scheinbar ohne jemals wirklich etwas hin- oder fertigzukriegen. Ich quäle mich durch Meetings, von denen jedes Einzelne, wie eine endlose Tortur erscheint. Ich muss mit Leuten diskutieren, denen ich am liebsten die Eingeweide durch die Nasenlöcher herausreissen und sie damit strangulieren würde.
Irgendwann fahre ich wieder nach Hause, werfe mich völlig erledigt auf mein Sofa, warte bis Zeit fürs Bett und der Tag endlich zu Ende ist.
Ich glaube, ich kann wirklich sagen, dass mich mein Job über die Jahre gänzlich ausgebrannt hat. Er hat
mich völlig vereinnahmt, kontrolliert alles in meinem Leben und nimmt mir jede Luft zum Atmen. Ich
habe schlicht keine Ideen mehr, was ich mit mir selbst anfangen kann, wenn ich mal nicht arbeite. Aber es
ist nicht allein die Schuld des Jobs, ich habe es zugelassen. Ich habe den Job als Zuflucht benutzt,
um mich
nicht mit meinen seelischen Defiziten befassen zu müssen.
Wiedereinmal wurden wir Eidgenossen an die Wahlurne gerufen, um unsere Meinung kundzutun. Wir folgten dem Ruf und
bescherrten unseren Volksvertretern eine verherrende Schlappe, eine Ohrfeige mit dem Vorschlaghammer, um es anders zu
sagen. Vorlagen zu Steuern, Mehrwersteuer und AHV wurden gleich durch Volk und Stände deutlich zerschmettert.
Besonders brisant ist dabei, dass es sich ja
nicht um Initiativen sondern Behördenvorlagen handelte. Diese hatten zumindest in der Vergangenheit manchmal noch
einen kleinen Bonus, weil sie ja schon durch das Parlament gingen. Diesmal nicht. Die Debatten, die diesem Massaker
vorangingen, waren wieder einmal typisch für unsere glorreiche Demokratie. Es wurde typisch parlamentarisch hin und
her gezündet, man versuchte es mit Angst und Beschuldigungen. Es ging um Themen, die ewig und drei Tage von unserem
Parlament zerredet, verwässert, relativiert und am Schluss zu ohnmächtigen, undurchschaubaren Gesetzespaketen
zusammengeschnürrt wurden. Es ist für mich ganz offensichtlich, dass die Pausenclowns in Bern schon längst keine
Ahnung mehr von den eigentlichen Problemen und Anliegen des Volkes haben. Dass ein Bundesrat gleich zweimal
hintereinander mit einer Reihe von Vorlagen am Volk scheitert ist ein Armutszeugnis und ein Beweis für die
Unfähigkeit dieser Instanz. Ich fordere daher den Rücktritt des Bundesrates und die Auflösung des Parlaments. Oh, ich
vergass, dieses Instrument ist in unserer Demokratie nicht vorgesehen, aber vielleicht wäre es mal eine Überlegung
wert, ob man nicht ein Gesetz schaffen will, dass es erlaubt die parlamentarischen Versager aus dem Bundehaus zu
prügeln oder vielleicht könnte man ja ihre Sitzungsgelder direkt von ihren politischen Erfolgen abhängig machen.
Muss ein Land wirklich eine Regierung erdulden, die nichts Produktives mehr hervorbringt und schon gar nichts, was
auch noch den Grundanliegen der Bevölkerung entspricht? Wo bleiben die Konsequenzen?
Ich schätze, dass die Vorlagen diesmal so deutlich zum Teufel geschickt wurden, begründet sich auf einer Mischung
aus Trotz, Angst, Unverständnis und natürlich einem zusammengebündelten Gesetzespaket, was es so einfach nicht
geben darf. Trotz, weil so nach und nach auch die langsamsten Schweizer draufkommen, dass unsere Regierung nur
noch aus profilierungsgeilen Industriemarionetten und verklärten, weltfremden Birkenstockträgern besteht. Angst,
weil AHV und Steuern bei uns natürlich traditionell die Themen sind, die auch die Abstimmungs-Faulsten zum denken
bringen. Unverständnis, weil sich ein historischer Text in verwaschenem Sanskrit, verschlüsselt mit einem 4096 Bit
Schlüssel inzwischen leichter lesen und verstehen lässt, als unser Steuergesetz.
Ich bin 33 und erfülle in jedem einzelnen Depressions-Selbsttest das Resultat "Suchen Sie umgehend Ihren Hausarzt auf". Wenigstens ein Bereich im Leben, wo ich mächtig Punkte sammle und mir keiner so schnell etwas vormacht.
Wie konnte es soweit kommen, dass der Gedanke, dass jemand etwas für mich empfinden könnte so dermassen falsch und
unwahrscheinlich wirkt? Was bin ich? Ein Monster? Ein Verbrecher? Ich habe kein Selbstvertrauen, das ist ein
entscheidender Punkt. Aber es ist auch Erfahrung. Gerade erst hatte ich so ein Blinddate. Ein unglaublicher Kraftakt
für mich. Eine Verzweiflungstat. Hätte ich die Wahl in einen Vulkan zu springen oder zu einem Date zu gehen, ich würde
den Vulkan wählen. So ein Anlass saugt aus mir die letzte Energie heraus. Natürlich war das Date nichts als ein netter
Abend. Ich bin keiner Frau ihr Traumtyp. Und es gibt ja auch nichts hinter meiner lausigen Fassade. Ich habe keine
wirklichen Qualitäten. Meine Ausstrahlung ist die eines schwarzen Lochs, aber ohne dessen Anziehungskraft. Ich bin
die schlechte Nachricht ohne das Aber. Ich bin die Münze mit nur einer Seite. Ich bin der Anti-Mensch.
Was würde ich für ein paar Eigenschaften, ein bisschen Selbstvertrauen nicht alles tun? Was würde ich nicht für das Gefühl geben, jemandes Interesse geweckt zu haben, einen Blick auf mir zu spüren oder einen Blick erwidert zu kriegen. Ich habe das Gefühl, dass sich meine Seele auflöst.
Woher wissen wir eigentlich, dass wir das, was wir tun richtig tun?
- Weil es irgendwo steht
Aber tun wir tagtäglich nicht so vieles ohne darüber nachzudenken, warum wir es genau so machen und nicht anders?
Es ist mir ja auch klar, dass das eine absolut blödsinnige Frage und ein noch dümmeres Beispiel ist, aber im Ernst:
Als wir das gelernt haben, war das vermutlich eine relativ kurze Instruktion unserer Mutter in sehr frühen Jahren
"Das nächste mal nimmst Du aber Papier" oder "oh nein, dafür haben wir doch ein Klo". Könnt Ihr Euch an den genauen
Wortlaut Eures Trainings erinnern oder habt Ihr damals eine Broschüre mit Fotos erhalten? Es gab im Kindergarten auch
kein lustiges Märchen über die Klo-Prinzessin oder so. Also ich zumindest habe keine solche
Erinnerung. Nur, dass ich irgendwann auf mich selbst gestellt war, jawohl: Einsam im Klo, der Druck ist weg, was nun?
Das tragische oder das Gute daran ist, dass man genau bei diesem Beispiel wohl niemals im ganzen Leben herauskriegen
wird, ob man es falsch oder richtig gemacht hat. Ja, es sei denn, man hätte es so unglaublich falsch gemacht, dass es
(das Hinterteil) zum Himmel stinkt oder dass das Papier aus den Hosenbeinen baumelt. Ich denke, ich überlasse es dem
Leser diese Ausführungen jetzt auf andere Bereiche des Lebens zu übertragen, die Symbolik dahinter zu erkennen und
über die Tragweite für das eigene Leben nachzudenken. Sie ist da, ehrlich.
Ich lebe nicht um zu leben, sondern um zu sterben.
Zehn Worte, ein Komma und ein Punkt beschreiben all das, was ich eigentlich auf
dieser Page schon all die Jahre schreibe und noch längere Jahre fühle. Es erklärt
alles. Mein Desinteresse an den Menschen, das Desinteresse der Menschen an mir, mein
Unvermögen, am blossen Dasein Gefallen zu finden oder die kleinen Momente zu
geniessen. Das fortschreitende Unvermögen Gefühle und Lust zu empfinden.
Die ständige Müdigkeit und Resignation. Die Empfindung,
dass alles bedeutungslos, nur Last und Qual ist. Nur das,
was mich aufhält und mir im Weg steht ist von Bedeutung. Es behindert mich auf
meinem Weg zum Ziel. Es sind klar die negativen Aspekte des Lebens. Alles andere
ist ausgeblendet. Das Leben ist
ein Hürdenlauf und jede Hürde bedeutet Sturz, Schmerz, Scheitern und Verzweiflung.
Ich verstehe das Leben nicht als Herausforderung. Ich wünsche mir einfach
wegzugehen und nicht zurückzukommen. Ich steige jede Nacht ins Bett und wünsche mir
nicht mehr wieder zu erwachen. Ich stelle mir vor, wie es ist und es fühlt sich so gut an. Als
sähe man sich über die ultimative Ziellinie laufen, am Ende des Films ankommen.
Das Ende des Alleinseins, das Vestummen der Gedanken, der Sorgen und aller
Unzulänglichkeiten. Es ist das Nichts. Welchen vergleichbaren Reiz und Sinn hat da
das Leben? Ich sehe ihn nicht.
Das Leben hat wohl einfach irgendwann aufgehört mich zu interessieren. Nicht weil es
keine Herausforderung böte, nein, sondern weil ich nicht besonders gut darin bin,
die Herausforderungen zu meistern. Die meisten Dinge überfordern mich schon, bevor
ich sie überhaupt anpacke. Alles was ich dieser Tage tue, tue ich in der tiefsten
Überzeugung dabei kläglich zu scheitern. Die kleinste Kleinigkeit kommt mir wie ein
gewaltiger Kraftakt vor. Und es gibt so verdammt viele Kleinigkeiten, die ich
letzthin erledigen soll. Ich empfinde dieses dauernde Gefühl der Überforderung und
Ohnmacht. Es ist ein wenig, wie ein Schiff, was im Sturm auf einer Klippe gelandet
ist und jetzt gegen die Felsen geworfen wird. Mit jedem Schlag bricht es mehr
ausseinander, bis es endgültig sinkt. Ich sehe nur noch diese übermächtigen Felsen
und weiss nicht, was ich tun soll.
Wenn ich so überlege .... vielleicht hat das Leben gar nicht aufgehört mich zu
interessieren, vielleicht enttäuscht es mich einfach nur dauernd und ich habe eine
regelrechte Abneigung und Furcht davor entwickelt. Ja, vermutlich ist es das. Das
Leben ist ein Spiel an dem ich nicht teilnehmen möchte. Ich verstehe die Regeln
nicht und ich bin nicht gut genug, um mit den anderen Spielern mithalten zu können.
So ähnlich, wie im Sportunterricht in der Schule. Etwas nicht zu beherrschen war für
mich immer mehr als Grund genug, es einfach zu lassen und Angst davor zu entwickeln.
Ich mag einfach nicht immer nur verlieren. Ich will nicht der sein, der am Rand
sitzt und zusieht, weil er nicht gut genug ist. Ich mag nicht der sein, der anderen
das Spiel versaut und böse Blicke erntet oder anderen im Weg steht. Meine Wahl in
dieser Situation ist immer schlicht nicht da zu sein, unsichtbar zu sein.
Und doch, wenn ich das lese, sehe ich im Grunde selbst, dass es längst nicht mehr um
das Spiel geht, sondern nur um all das, was mich davon abhält. All das, was zwischen mir
und dem Leben steht. Ja, ich habe längst die
Fähigkeit verloren, das Leben als solches und ohne Wertung zu sehen.
Was nützt mir diese Erkenntnis? Nichts, ausser dass ich weiss, dass ich nicht lebe um zu
leben.
Das Jahr 2056. Mit 85 Jahren begebe ich mich endlich in den Ruhestand. Vorzeitig
natürlich. Oh mein Körper hätte es noch länger gemacht, dank der verjüngenden
Medikamente, den diversen nanotechnologischen Implantaten und den künstlichen
Organen. Die künstliche Niere, die dem Urin gleich einen Zitronenduft und einen
Kloreiniger hinzufügt war 2047 der Renner. Aber eben .. der Ruhestand... die Seele
und der Arbeitsmarkt habens ausgemacht. Beide spielen nicht mit. Der ganze Markt für
organische Betriebssysteme wurde auf den Mond ausgelagert. Die Kosten sagten sie. Wer
hätte gedacht, dass Indien den Mond aufkauft und darauf das "Luna Support- &
Entwicklungszenter" eröffnet. Naja, ist ja auch egal, Manager waren schon vor 40
Jahren verdammte Blutsauger und Lügner. Und sie sind es auch heute noch, auch wenn
die meisten von ihnen durch Management-Systeme der Firma Cravatine Inc. ersetzt
wurden.
Ich drifte ab, wo war ich? Ach ja die Seele, trotz implantierten Serotonin
Nano-Steuerelementen hat sich nicht viel geändert. Diese Neuro-Interpreten, alles
Quaksalber. Sie werden nie begreifen, was Depression wirklich ist. Sie glauben, es
reiche ein Analysegerät ans Neurointerface hängen und dann wüssten sie alles.
Ich hab ein bisschen Angst, wie ich es in den nächsten Jahren schaffen soll. Immer
noch Zukunftsangst, ist das nicht lustig? Längst ist die Zukunft von früher
Vergangenheit geworden und noch immer beschäftigt mich nichts anderes. Aber was soll
man sagen, seit die Lohngelder direkt an die Steuerämter bezahlt werden und man
aufgrund der inviduell berechneten Bedürfnis-Kurve Rück-Zahlungen erhält, ist das
haushalten ziemlich schwierig geworden. Ich weiss auch noch nicht, wie ich die nächste
Schutzgeldzahlung an die Krankenkasse bezahlen soll.
Morgen muss ich zum regionalen Partneramt. Ja, so ist das, seit es auf einen
arbeitenden Menschen 5 Rentner gibt. Zum Glück hat man angefangen, auch für
Künstliche Intelligenzen Rentenabgaben von den Firmen zu verlangen, aber natürlich
verstecken und vertuschen sie das oder machen von gesetzlichen Schlupflöchern
Gebrauch, wie sie es immer taten. Wo war ich noch gleich? Ah ja beim Partneramt. Bin
ja immer noch Single, verdammtes Leben, ich habe jede Minute davon gehasst, ich
wollte nie allein sein, aber ich habe es nicht geschafft, ich bin das ganze Leben
noch nicht einmal nahe dran gekommen. Oh ja, ich wollte, glaube ich zumindest. Die
Sehnsucht war da, ich habe an nichts anderes gedacht. Da war diese Frau, wenn ich
jemals wirklich für jemanden etwas empfunden habe, dann für sie, aber ich hatte ihr
nichts zu bieten. Es hätte nichts gebracht. Sie verdiente jemanden, der ihr so viel mehr
geben konnte, als ich es jemals vermocht hätte. Liebe, hmmmm, was ist die Ewigkeit wert ohne das Gefühl geliebt zu
werden? Nichts.
Ja eben, das Partneramt. Vor 15 Jahren wurde das Gesetz eingeführt, dass man als
alleinstehender Ruheständler jeden Monat 15 Bestätigungen für Treffen mit potentiellen Partnern vorweisen muss, sonst erhält man nur noch eine winzige Rente.
Weiss der Teufel, was das bringen soll. Es hatte irgendwas mit dem Pflegeaufwand und
den Wohnquadrametern zu tun.
In gewissen Ländern, gibt es ja diese Befruchtungslager. Haben wir nicht immer
gesagt, dieser Elektrosmog killt unser Mojo? Geglaubt haben sie es nicht und jetzt
müssen die, bei denen noch was geht im Akkord für den Erhalt der bedrohten Rassen
sorgen. Es tue angeblich ziemlich weh - in den ersten Monaten. Gewisse Parteien
wollen das auch bei uns. Verdammte Liberale, jeden Mist von Eurasien wollen sie bei
uns einführen.
Vielleicht hätte ich vor einigen Jahren doch nach MS Land Corp. auswandern sollen.
Kann mich noch erinnern, als beschlossen wurde den Weltkonzernen das Recht Staaten
zu gründen zugesprochen wurden. Die Vereinte Nationen AG, bestand ja sowieso nur
noch aus diesen Pseudo-Aristokratischen Konzern-Lobbyisten. Ich weiss noch, der
amerikanische Präsident, Graf Bush der 7te, begann damals seine Rede vor den
Vereinten Nationen AG mit einer Werbenachricht für eine Ölfirma und endete sie mit
dem Hinweis, dass er von seinem Amt zurücktrete und neu CIO derselben Firma sei. Was
für ein Trottel. Schon zwei Jahre später gabs kein Öl mehr und der Begriff "Exodus
aus Exxonien" war in aller Munde.
Aber sonst war die Entscheidung wohl richtig. Wenn wir ehrlich sein wollen,
regierten die Konzerne die Staaten doch schon die letzten 60 Jahre. Neinein, so ist
es ehrlicher. Es war halt eine Umstellung, als die Weltkarten neu gezeichnet wurden
und Panasony-Land, das Siemensmanische Reich, Neunovartien, Aldistan, die Kikomanische
Volksrepublik, Ikeanien und all die anderen Staaten ausgerufen wurden. Und natürlich
kam der darauffolgende Atomschlag von Novartien auf Rocheitzien nicht ganz
unerwartet. Ja der Begriff "feindliche Übernahme" stand früher mal für etwas
anderes. Aber das dumme Geschwafel der früheren Politiker hat zumindest nahezu
ein Ende gefunden. Ausser bei uns natürlich. Die Genossenschaft "Eidgenössisches Helvetien" blieb
ja nahezu unangetastet. Der Kurs für den Partizipationsschein steht aber schon lange
verdammt schlecht.
Gerade gestern habe ich über mein kostenpflichtiges Neuro-News-Implantant den
Gedanken-Flash erhalten, dass wohl in gewissen Ländern laut über ein Alterslimit
diskutiert wird. Man stellt sich vor, dass bei 100 Schluss sein soll und wenn das
nichts bringt, gedenke man die Grenze weiter zu senken. Ich hab dann den
Gedanken-Channel gewechselt. Ist ja eigentlich illegal, aber in unserer Branche hat
man seine Möglichkeiten. Ja diese verfluchte Werbung. Früher musste man sie nur
sehen, aber heute riecht man sie, hört sie, schmeckt sie. So, ich muss mich bei meiner
anderen Arbeit einloggen. Schliesslich kann man nicht bei allen 3 Jobs gleichzeitig in Rente,
aber die 5 Jahre schaff ich doch auch noch und nur noch 40 Stunden pro Woche
ist doch eine Erleichterung.
Ich wurde kürzlich gefragt, welche Ziele ich denn für die nächsten zwei Jahre hätte.
Es war eine Frage, die ich nicht zu beantworten vermochte. Ich überlegte wohl einen
Moment, aber ich konnte die Antwort nicht sehen. Ich habe seither ein paar mal
überlegt, was die Antwort sein müsste, doch auch jetzt fällt mir dazu nichts ein.
Mein Job erlaubt mir nicht, irgendetwas zu planen, irgendeine mittelfristige
Perspektive zu entwickeln. Doch so gern ich diesen Grund auch nach vorne schiebe, so
ist es doch nicht der Einzige. Es ist dieser absolute Stillstand in meinem Leben. Ich
irre verloren in einem Labyrinth herum und finde nicht mehr heraus. Ich finde die
Antworten nicht, die ich bräuchte und ich bin nahezu sicher, dass ich sie alleine
nicht finden kann. Ich verzweifle daran und ich bin so unglaublich müde. Ich habe die
Hoffnung verloren. Die Hoffnung in alles, in die Menschen und am meisten in mich
selbst.
Und ist Hoffnung nicht der Treibstoff der Seele?
Was ist in zwei Jahren? Vermutlich das gleiche, was in den letzten 33 Jahren war. Ich
werde immer noch allein sein, werde es noch weniger ertragen. Ich werde versuchen
meinen Lebensinhalt in einem Job zu sehen, der mich völlig überfordert, der es aber
auch nicht wert ist. Ich werde auch weiterhin keinen Glauben an diese Welt noch
Vertrauen in sie gefunden haben.
Ich kann einfach keinen Gefallen in den Banalitäten finden, denen die normalen
Menschen so gerne nachhängen. Das Leben der meisten Menschen ist nichts anderes als
Selbstbetrug, als Ablenkung von den Tatsachen. Ich möchte sie allesamt schütteln und
ihnen ins Gesicht schreien, ob sie denn nicht sehen, wie das alles wirklich ist, dass
nichts einen Sinn hat.
Ich spüre ständig diese Sehnsucht in mir nicht zu existieren. Dieser Wunsch ist so
stark, dass alles um mich herum bedeutungslos ist. Und diese Sehnsucht ist schon so
lange da. Ehrlich gesagt, ich glaube nicht, dass irgendwas jemals dieses Gefühl
wieder auflösen kann. Ich weiss selbst nur zu gut, was ständige Enttäuschung über
sich selbst und der Wunsch keine Gefühle mehr zu empfinden in einem zerstören kann.
Vielleicht ist der Wunsch nach dem Ende der Existenz nur die logische Konsequenz. Es
scheint so viel besser zu sein, als die nächsten 50 Jahre allein zu sein, sich jeden
Tag schlecht zu fühlen, ungreifbare Ängste zu haben. Wie lange muss man es sich
wünschen, bis es in Erfüllung geht?
Hinter diesem schönen Ausdruck verbirgt sich wieder mal etwas, was mir die Galle aus sämtlichen Körperöffnungen drückt.
Die EU-Staats- und Regierungschefs haben doch tatsächlich in Erwägung gezogen, dass Dienstleister ihre Arbeit im
EU-Ausland nach den Vorschriften ihres Heimatlandes anbieten dürften. Ich mag ja politisch nicht der Überstratege
sein, aber jetzt mal ehrlich: Wie kann man über so einen Unsinn auch nur eine Sekunde nachdenken. Was ist mit diesen
EU-Träumern bloss los? Wollen sie ums Verrecken jeden der in Europa einen Job hat oder ein Geschäft betreibt in
Arbeitslosigkeit und Konkurs treiben? Und alles nur um des vermeintlichen Wachtsums Willen? Denken die Leute überhaupt
nicht über ihre Handlungen nach? Glauben die denn tatsächlich, dass wenn auch die letzte Firma nach Asien gezogen ist
und wenn auch der letzte qualifizierte Mensch hier seinen Job verloren hat, dass dann noch irgendetwas Profit
erwirtschaftet, dass dann noch irgendwas irgendwohin wächst? Dass es dann noch eine Zukunft für Europa gibt? Nein,
wir steuern geradewegs darauf zu unseren Weg als untergegangene Hochkultur in die Geschichtsbücher zu finden.
Oh, wir haben nochmal Glück gehabt, das Gesetz wurde abgelehnt. Und warum? Nein, es wurde nicht abgelehnt, weil es
schwachsinnig und ruinös ist. Es wurde abgelehnt, weil Chirac Angst hat, dass sein Volk die Europa-Verfassung ablehnen
würde und Schröder, dass er dann die nächsten Wiederwahlen garantiert vergessen kann. Es ist einfach nur widerlich, von
was für Gesindel die Welt regiert wird.
Es wär ja wirklich nett, wenn die ganze Welt offen wär und man überall Arbeit und Produkte zu ähnlichen Konditionen
finden könnte, wenn überall die Standards und Lebensgrundlagen gleich wären. Aber soweit sind wir noch nicht. Und es
kann doch nicht sein, dass man die Lebensgrundlage der Einwohner eines Landes systematisch zerstört, um sich
Billiglohnländern anzugleichen, in denen die Rechte der Menschen mit Füssen getreten werden. Statt diesen
Osterweiterungsblödsinn durchzuziehen hätte Europa besser zuerst versucht ein einheitliches Preisniveau herzustellen. Und
dann hätte man über eine Erweiterung diskutieren können. Natürlich sind wir hier zu teuer und natürlich könnte man uns hier
die Löhne streichen und ich hätte nicht mal etwas dagegen, aber nur wenn auch unsere Lebenshaltungskosten im gleichen Masse
sinken. Alles andere ist nicht akzeptabel. Man kann nicht alle Jobs killen, alles ins Ausland verlagern und die Produkte
hier zu Höchstpreisen verkaufen wollen und dann jammern, dass der Konsum zurückgeht. Wie blöd oder ökonomisch-studiert
muss man eigentlich sein, dass man das nicht begreift?
Und dann blickt man nach Kirgisien, wo sie just heute ihren Präsidenten zum Teufel gejagt haben und man wünscht sich ganz
still und heimlich, dass auch die Schröders, Chiracs, Blairs, Bushs etc. dieser Welt bei Nacht und Nebel aus ihren Häusern
flüchten müssen, weil der Mob nicht länger gewillt ist, ihre Spielchen hinzunehmen.
In dieser herbstlichen Zeit sieht man überall den Wandel der Zeit, man sieht die Vergänglichkeit von allem und spürt die
Ewigkeit. Vielleicht ist es die Jahreszeit, vielleicht ist es mein Alter, vielleicht sind es die Veränderungen in meinem
Leben, aber ich bin im Moment in einer sehr seltsamen Stimmung. Ich nehme Dinge anders wahr. Ich fahre durch das Dorf, wo
ich aufgewachsen bin und ich nehme Veränderungen wahr. Ich sehe neue Gebäude entstehen, Leben einziehen. Ich sehe am anderen
Ende Häuser, wie sie abegrissen werden, wo vor Kurzem noch das Leben blühte. Ich sehe die Veränderungen in der Natur. Und im
Geiste verschmelzen diese Bilder und es wird alles zu Einem. Entstehung, Zerstörung, Altes weicht neuem, Leben und Tod und das
alles wird zu einem Abbild der Ewigkeit. Das ist, was alles ist.
Was wäre, wenn wir diese Veränderung, diesen ewigen Zyklus nicht wahrnehmen könnten, wenn alles statisch wäre? Würde dann die
Zeit als solches aufhören zu existieren? Wie würde unser Geist auf diese Realtität reagieren? Angenommen, wir könnten ewig leben,
würden wir mit dem Wandel zu recht kommen? Würden wir daran verzweifeln, weil wir irgendwann die Fähigkeit zur Adaption, oder
auch nur die Lust oder das Interesse an der Adaption verlören? Würde nicht alles gleichgültig? Oder würde uns gerade der
andauernde Wandel am Leben erhalten und uns zum Weitermachen bewegen? Welchen Stellenwert hätten noch Besitztümer und
Statussymbole? Was würden uns Gefühle und Emotionen bedeuten? Ewigkeit und Wandel, sind das Begriffe, die sich ausschliessen oder
sich brauchen und die Grundlage für die Existenz des jeweils anderen erst begründen?
Als junger Mensch fehlen einem die Konzepte zur Ewigkeit und doch vermittelt doch gerade das Bild der Jugend und die kaum
objektiv erfassbare lange Zeitdauer das Bild der Ewigkeit. Und ist es nicht so, dass man als junger Mensch das Gefühl hat man
könnte ewig leben? Aber diese Perspektive für die Ewigkeit ist sicherlich die Falsche, weil man sich in der Ewigkeit als
unveränderlich sieht. Man glaubt, der derzeitige Standpunkt, das Aussehen, der Glauben, die Kraft und Dynamik, ja die ganze
Welt um einen herum bleibt statisch und es fehlt einem die Erkenntnis und die Erfahrung zu sehen, was Leben ist. Ja, es fehlt
das Verständnis, dass Ewigkeit Wandel bedeutet. Währenddessen haben die Alten eine kleine Ewigkeit hinter sich. Sie haben wohl
Wandel gesehen und erlebt. Wie sie diese wohl verstehen? Haben sie gesehen, dass schon eine kleine Ewigkeit den Menschen
aufzehrt und am Ende nur durch die Endlichkeit im Kleinen, die Ewigkeit im Grossen möglich ist? Vielleicht verstehen sie durch
ihre kleine Ewigkeit ihre eigene Endlichkeit und Vergänglichkeit. Ob ihre Warnehmung von Zeit und Wandel denn die Richtige ist?
Man sollte es meinen und doch stell ich mir vor, dass auch sie wiederum verzehrt ist von der kurzen verbleibenden Dauer, von Ängsten
und von den Erinnerungen an die Vergangenheit geprägt ist.
Nun ich jedenfalls stehe scheinbar irgendwo in der Mitte dieser verschiedenen Wahrnehmungen. Ich sehne mich nach der Fähigkeit
zur Ewigkeit mit dem Verständnis und Erfahrung von langem Leben. Was den ewigen Wandel angeht, bin ich unschlüssig. Die Sehnsucht
nach Statik wird vom Wunsch nach Abwechslung verdrängt, um sofort danach in die Angst vor Veränderung überzugehen und den
Wunsch zum Stillstand heraufzubeschwören. Auch das ein ewiger Zyklus, statisch und veränderlich zugleich.
Ich habe letzthin wiedermal angefangen meinen Lebenslauf auf Vordermann zu bringen. Jaja, ich spiele schon seit Jahren mit dem Gedanken aus meiner Unzufriedenheit auszubrechen und meine Dienste einem anderen Blutsauger anzubidern. Nun ja, allein der Akt den Lebenslauf zu öffnen und darin herumzuklicken stellt schon eine kleine Rebellion dar, einen Beweis der Absicht und es tut wirklich gut. Wahrscheinlich wird wie immer nichts weiter damit passieren. Jedenfalls stecke ich grade mal wieder in einer tiefen Krise, was meinen Job angeht. Ich glaube, um derzeit nicht an dieser Aufgabe zu verzweifeln, bräuchte es ein sehr gefühlloses Zombie.
Was ist denn schon so schlimm daran? Es ist ein Job. Manche wären froh, einen Job zu haben und mir fällt nichts anderes dazu ein, als Tag für Tag darüber zu schimpfen. Ich weiss und dennoch gehöre ich zu der Gattung Menschen, die glauben, dass ein Job mehr ist als ein Job. Arbeit soll befriedigen, soll einem das Gefühl geben gebraucht zu werden und etwas bewirken zu können. Man sollte in seiner Arbeit die Möglichkeit haben zu wachsen und dazuzulernen. Man verbringt doch so viel Zeit an diesem Ort, dass die Kollegen so etwas wie Familie, der Arbeitgeber sowas wie Eltern und der Arbeitsort so etwas wie Heimat sein sollte. Das ist natürlich sehr übertrieben ausgedrückt und dennoch sollte es nicht wirklich zumindest ein bisschen so sein?
Wer identifiziert sich nicht so stark mit seiner Arbeit, dass er sich nicht schlecht fühlt, wenn es auf der Arbeit mal wieder so richtig zum Kotzen lief? Mir geht es so und darum geht es mir besonders schlecht, wenn ich in einem Job stecke, der mich nicht weiterbringt. Wenn ich mich dauernd überfordert fühle, wenn ich von keiner Seite die Hilfe kriege, die ich brauche. Wenn ich für einen Arbeitgeber arbeite, der seiner Workforce die Loyalität gekündigt hat, die Notwendigkeit von Perspektiven und Weiterbildung negiert und Menschen nur noch als Kostenfaktoren sieht. Sobald jemand in einem Projekt nicht mehr genügend Stunden rapportiert, wird er einfach entlassen. Manchmal werden die Leute auch einfach entlassen, weil halt grade von oben her angeordnet im Giesskannenprinzip überall 10 % entlassen werden müssen. Sinnigerweise ist es in diesen Fällen egal, ob man gute Qualifikationen hat, in Arbeit schwimmt oder ob man ein langjähriger Mitarbeiter ist. Interessant, in unserer Firma hatten die Entlassungsprogramme in den letzten 5 Jahren stehts hochtrabende Projektnamen und jetzt ist man doch tatsächlich dazu übergegangen sie nur noch zu numerieren. Ich schätze, sie haben den Typen entlassen, der für die Namen verantwortlich war oder vielleicht waren die Namen zu teuer.
Ich weiss meine Branche steckt in einer tiefen Krise. Der Preisdruck ist gewaltig. Die Kundenanforderungen sind noch grösser. Wir müssen unsere Jobs im alten Europa killen und sie in Billiglohn-Ländern erledigen lassen, weil sonst gewisse Aufträge überhaupt nicht zu kriegen sind. Ich weiss, dass wir unter Problemen leiden, die vorher andere Branchenzweige mit der Automatisation erlebt haben. Ich weiss es, aber ich will nicht dass es so ist. Ich will nicht dass knopf-äugige, geiergesichtige, erbsenzählende, schleimige Managerparasiten all das Schöne in meinem Job und in meiner kleinen Welt kontrollieren und zerstören. Ich will nicht, dass unsere interessanten Jobs in billige Ländern abwandern, wo andere Werte und Ansichten zu Menschenrechten gelten. Ich will nicht, dass wir hier über die Kosten von einem Menschen streiten müssen, aber in Indien Tausende eingestellt werden. Ich will nicht, dass die Menschen nicht verstehen, dass die ökonomischen Prinzipien nur ein kleines Spektrum der Welt erklären und somit einfach nur falsch und verhängnisvoll für die Welt, für die Menschen, für unsere Zukunft sind. Ich will nicht, dass wir von globalisierungsverblendeten Naivlingen regiert werden.
Jedenfalls haben die letzten Jahre, in denen ich unter den oben beschrieben Problemen gelitten habe, ihre Spuren hinterlassen. Es fällt mir wirklich extrem schwer jemandem zu vertrauen. In meinem Kopf hat es sich festgesetzt, dass es so etwas wie Loyalität und ethische Werte von seiten Arbeitgeber nicht mehr gibt. Ich traue niemandem mehr. Entweder man wird belogen oder hat es mit schlecht informierten Zeitgenossen zu tun. Ich schätze, auch das macht einen Neuanfang schwer. Was, wenn ich mich irgendwo vorstelle und die erzählen mir in bester neunziger Manier, dass die Mitarbeiter das höchste Gut seien und das grosser Wert auf Sozialkompetenz und SoftSkills gelegt wird. Würde ich diese Person mit seiner eigenen Kravatte strangulieren, ihn auslachen oder einfach anfangen zu heulen. Ich weiss nicht. Es wäre schön, eine ehrliche Arbeit zu tun, in einem Umfeld, dass noch nicht von diesem Globalisierungsgeschwür zerfressen ist. In einem Umfeld, wo nicht die eigentliche Arbeit durch Beiwohnen in Meetings und Telefonkonferenzen und regulatorischem Unsinn ersetzt wurde. Ich sehne mich danach, dass Vernunft, Einsicht und Werte in diese Welt zurückkommen. Ich sehne mich danach, Hoffnung und Perspektiven haben zu dürfen, den Menschen glauben zu können und nicht ständig nur in Sorge zu leben.
Am Thema Islam kommt man ja dieser Tage nicht vorbei und das geht nicht nur mir
so, auch dem Papst scheint das Thema ganz schön auf Agenda und Magen zu liegen. Naja, der Gute sollte
sich wahrscheinlich auch eher damit beschäftigen, als ich.
Aber wie auch immer, man wirft dem katholisch konfigurierten Voice-Interface
Gottes vor, er sei arrogant gewesen und würde anderen Glaubensrichtungen nicht
die Wertschätzung entgegen bringen, die man in unserer so liebenswerten und
politisch korrekten Gesellschaft heute aufbringen sollte.
Der Punkt ist, dass doch schliesslich auch die Christen und ihre diversen
Schattierungen, genau wie jede andere Glaubensrichtung felsenfest davon
überzeugt sind, dass sie die einzig korrekt ausgeleuchteten sind oder schöner
ausgedrückt: Sie haben einen Exklusivitätsanspruch. Den Anspruch der absoluten Wahrheit.
Sie posaunen das nur nicht ganz so offen heraus wie die Muslime.
In den grossen monotheistischen Religionen ist doch seit 2000 Jahren keine neue Erkenntnis mehr
irgendwohin geflossen, nichts hat sich irgendwohin entwickelt. Sie befinden sich
in einer geistig und geschichtlich zementierten Starre und würden am liebsten immer noch
in Sandalen durch die Wüste latschen und mit brennenden Dornenbüschen reden. Hätten es in dieser Region
der Welt nicht ein paar Individuen durch Nachdenken (das schreibt sich N-A-C-H-D-E-N-K-E-N) und handfeste Beweise geschafft, die
Welt wissenschaftlich zu erklären, dann würden auch
heute noch Hexen verbrannt, bzw. ich wäre längst abgefakelt worden (Ich sage nur 2. Mose 22,17. Selbst Luther
fand diese Stelle so klasse, dass er sie in seine Cover-Version der Bibel übernommen hat).
Gerade diese Woche sah ich im Fernsehen Bilder von diesen "Jesus-Camps" in
Amerika, wo die hellst-erleuchteten Superchristen kleinen Kindern mit
Hirnwäschen die unendliche Liebe zu ihrem Gott in den Kopf gehämmert wird. Es
hat mich angewidert, diese weltfremde Dummheit, diese Arroganz, diese Ignoranz,
diese ekelerregende, abartige, degenierte Heuchlerei. Doch zumindest bekennen
sie Farbe. Zumindest stellen sie sich endlich auf die gleiche Ebene, wie die
extremen Kreise im Islam. Sie lassen die künstlichen Fassaden der Gefühle der Nächstenliebe fallen
und machen die Fronten klar. Ja, eigentlich müsste es mir eine Freude sein
zuzuschauen, wie sie sich gegenseitig immer mehr aufstacheln, sich für den
grossen Endkampf bereit machen. Und wenn sie dann ihre heiligen Legionen auf die
Schlachtfelder führen und gegeneinander im Namen ihrer Götter streiten,
dann sollte ich mir einen Logenplatz sichern und zuschauen. Zuschauen,
wie sich wegen der dummen kleinen Differenzchen in der 2000 Jahre alten
Auslegung ihres Glaubens gegenseitig den Garaus machen "mein Prophet ist der
richtige, deiner ist blöd" "stimmt gar nicht, mein Prophet kann übers Wasser
gehen, Deiner nicht" ... ich könnte mich am Boden rollen vor lachen. Ein
grandioses Schauspiel, von göttlicher Qualität. Eines Loki würdig.
Vielleicht finden sich für die religiösen Wirren auch andere Lösungen,
vielleicht kommt ja die Zeit, wo der Vatikan die Ökonomie entdeckt und zur
Aktiengesellschaft wird. Dann werden auch feindliche Übernahmen an der Börse
möglich sein. "Börsenbericht 2053: Die Vatikan AG hat heute die Idiotology
Empire AG übernommen und so einen Marktanteil von 47 % erreicht. In der Folge
haben die Aktien der Jerusalem Jews AG deutlich an Terrain verloren. Gerüchte
über ein Merger von Urinella Badewasser GmbH mit den Zeugen Yoghurts konnten
derzeit nicht bestätigt werden. Die Vorletzen der übernächsten Tage der Kirche
Hormon prüfen, ob sie eine Wettbewerbsklage einreichen wollen. Traditionell
heidnische Einzelunternehmer rechnen nach ersten Umfragen nicht mit Einbussen.
Kunden sollten jedoch von günstigen Tauf- und Ablassangeboten profitieren können. Die EU
Wettbewerbsbehörde verklagt die Microsoft Church und verlangt, dass sämtliche
religiösen Symbole aus Windows 3000 entfernt werden, sowie die bisher geheimen Schnittstellen
zu Gott offengelegt werden, da sich Open-Source Religionen benachteiligt fühlen"
Ja, lacht mich aus, aber die Zeit wird kommen.
Was wollte ich eigentlich sagen? Ja eben, mein Punkt ist: Was soll die
künstliche Entrüstung und das Geheuchel wenn der Papst sein Produkt an den Mann
und an die Frau bringen will. Der Markt ist derzeit 7.5 Millarden Menschen.
Davon sind mehr als 2 Mrd christlich, 1.3 Mrd islamisch und der Rest verteilt
sich sonst wie. Also ist durchaus einiges an Potential zum Guten, wie zu Schlechten da. Wer am Ende gewinnt,
tja das wissen die Götter ...
Diesen Text habe ich zum Ende von 2006 an meine Freunde gesandt und möchte ihn auch den gelegentlichen Besuchern auf
meiner Homepage nicht vorenthalten:
Die Tage von 2006 sind gezählt. Die Erde eiert auf ihren Bahnen mal wieder im verkehrten Winkel zur Sonne. Es ist trüb
und kalt. Der Geist von Weihnachten fordert seinen Tribut an Nerven, Geld und Toleranz. Es ist mal wieder Zeit für
Andre's Jahresend-Grüsse.
Die (h)eilige Zeit hat dieses ganz seltsame Potential des zwiespältigen Eindrucks. Sicherlich bedingt durch einen Urinstikt.
Irgendwelche Synapsen im frühmenschlichen Teil meines Hirns signalisieren, dass die Mammutschenkel im Gefrierteil der Höhle
einsortiert sind, dass die Lagerbestände an Beeren und Nüssen bis Frühling reichen und wir uns eigentlich gemütlich
grunzend mit der Liebsten auf dem Bärenfell vor dem Lagerfeuer zusammenrollen dürften.
Doch, oh Fluch, die Zeiten haben sich geändert und so sind meine modernen Gedanken erfüllt von diesem ständigen diffusen,
schlechten Gewissen des Getriebenseins. Ich hätte noch Leute besuchen, anrufen oder schreiben sollen, ich hätte noch Geschenke
kaufen und Arbeiten in Wohnung und Geschäft beenden sollen. Ich hätte noch dies, müsste noch das und sollte noch anderes und
jenes. Und so verflüchtigt sich die ersehnte Besinnlichkeit und die mentale Verfassung ähnelt der eines angeschossenen Wolfes
auf der Flucht vor einer Meute blutlechzender, heulender Hunde.
Ja, an manchen dieser heiligen Tagen wünscht man sich in die Gummizelle mit der "ich-hab-mich-lieb-Weste" und ein paar Medis,
die einem ein bisschen Qualitäts-Zeit im Lala-Land bescheren. Statt Weihnachtswünsche möchte man Notsignale verschicken. Aber
nächstes Jahr wird ja alles anders, nicht wahr? Nächstes Jahr machen wir uns nicht mehr diesen Stress, NICHT WAHR?!
Woran liegt das bloss? Was ist falsch, was fehlt? Warum ist alles zu diesem surrealen Einerlei geworden? Schlafen, arbeiten,
schlafen, arbeiten und alles links und rechts geht verloren und vergessen. Die Batterien sind leer und das ganze Leben wird im
Panikmodus gefahren. Freunde und Familie werden vernachlässigt, Leidenschaften und Rituale gehen verloren. Ja zu oft fehlt
selbst die Zeit zum Notwendigsten und wir hängen uns an ein paar schöne Erinnerungen aus vergangenen Zeiten, träumen davon
was war und was sein sollte.
Was genau wollen wir damit eigentlich erreichen? Haben wir uns durch diese ständige Rennerei nicht längst verrannt? Haben wir
nach dem ewigen Streben nach irgendwas nicht längst vergessen, was es überhaupt war was wir wollten? Worin liegt noch wahre
Qualität in dieser Zeit, in der alles in Bedeutungslosigkeit abgedriftet zu sein scheint? Ein Zeichen der Zeit oder ein Zeichen
des Älterwerdens? Geht es nur mir so?
Wenn ich mir zu Weihnachten eine Sache wünschen könnte, dann wäre es Zeit. Sie ist ständig knapp und scheint dieser Tage das
kostbarste Gut zu sein.
Darum wünsche ich Euch für das neue Jahr nebst genügend Mammutschenkeln vorallem viel Zeit für Euch und die wichtigen Dinge des
Lebens.
Dieser Tage gibt es wieder einmal Grund zur Erheiterung. Verursacher dieser Störung meiner emotionalen Gleichgültigkeit sind
christliche Fraktionen in der Schweiz. Unsere monotheistischen Freunde haben es diesmal auf unseren guten alten DJ Bobo
abgesehen. Als Freund und Verehrer gothischer Klangeskunst kann ich Angriffe auf Bobo natürlich verstehen. Er ist ja wirklich
nicht gut und selbst dem hartnäckigsten Fan sollte doch irgendwann auffallen, dass jeder Song einfach genau gleich klingt.
Sein selbst kreiertes Bühnen-Gezappel lässt einen anfänglich zuschauen, animiert aber schon einen Lidschlag später bestenfalls
noch die Gesichtsmuskeln zur Faltenwerfung.
Bei aller Abneigung gegen seine Musik und sein Getanze scheint er trotzdem ein ganz netter Kerl und tut sicher keiner Fliege was
zu leide. Nein, Gegenstand dieses Geschreibes hier sollen seine neusten Gegner sein, die selbsterhobenen Vertreter christlicher
Moralwerte auf Erden.
"Führe den Flucher hinaus vor das Lager, und lass’ alle, die es gehört haben, ihre Hände auf sein Haupt legen, und lass die
ganze Gemeinde ihn steinigen ..." (3. Mose 24, 14)
Vieles hat sich verändert, vieles ist gleich geblieben. Seit meinem letzten Update habe ich mich verlobt, habe geheiratet, wir werden Eltern.
Es geschehen so viele Ereignisse, die wichtig scheinen, Dinge die einem von anderen Leuten als oberste Prioriät eingeredet werden. Doch wie oft passiert in einem Menschleben etwas, was wirklich eine Weiche stellt? Für mich geschieht es jetzt gerade. Und es ist auch im Frühling 2007 geschehen, als ich meine Freundin gebeten habe, meine Frau zu werden. Und es ist passiert als ich mit Ihr zum Standesamt und zur Kirche ging und wir zu unserer Liebe und unserem gemeinsamen Weg ja gesagt haben.
So viele Gedanken gehen mir durch den Kopf, die Vorstellung, wie die Zukunft verlaufen wird. Wie werden wir es schaffen, dem eigenen Kind einen guten Start zu ermöglichen? Was müssen wir tun, um ihm alle Optionen offen zu halten, seine Fähigkeiten zu erkennen und zu fördern? Wie können wir ihm all das zeigen, was es noch nicht kennt und uns so selbstverständlich erscheint? Welche Werte können wir ihm mitgeben? Wie schaffen wir, dass das Kind einen offenen Geist haben wird und ohne Angst ins Leben geht, sich auf die Herausforderungen freut und sich nicht von Vorurteilen ablenken lässt? Wie wird das Kind wohl als Mensch werden? Welche Eigenschaften hat es von meiner Frau, welche von mir? Wie wird das Kind seine Kindheit und uns als Eltern erleben und welche Eindrücke und Rituale wird es in sein Leben übernehmen und sich daran erinnern?
Wie wird unsere Beziehung verlaufen? Wird sich unsere Zuneigung und Liebe füreinander verändern? Wird sie vielleicht irgendwann zur Routine? Werden wir uns an die kleinen Zärtlichkeiten erinnern, die Nähe und die gemeinsamen Stunden, die unsere Beziehung jetzt zu so etwas besonderem machen? Was müssen wir tun, damit wir immer als Team funktionieren? Wie kommen wir mit unserer Rollenteilung klar? Wie schafft es meine Frau trotz Mutterrolle weiter am Leben und an der Welt aktiv teilzunehmen ohne zuhause zur unglücklichen Zimmerpflanze zu vereinsamen? Wird sie damit klar kommen, wenn die Kinder einmal selbständig sind und nicht mehr unsere volle Aufmerksamkeit brauchen? Wird sie sich die - früher oder später kommende - wachsende Lücke in ihrem Leben mit einer anderen wachsenden Aufgabe füllen können? Ich wünsche mir, dass sie für sich ihre neue Rolle geniessen und darin aufgehen kann und trotzdem mit einem Fuss im Arbeitsleben bleiben wird oder in nicht zu ferner Zukunft dahin zurückkehrt. Meine Angst ist sehr gross, dass wir uns vielleicht irgendwann nichts mehr zu sagen haben, weil ich aus meinem Arbeitsleben wenig teilen kann und sie in ihrem Haushalts-Alltag nichts als die Routine erlebt. Auch dies eine Aufgabe, an der wir arbeiten werden müssen.
Und nun kommen all diese neuen Rollen auf mich zu. Ehemann, Vater. Werde ich dem gerecht werden können? Gerade zu Beginn der Schwangerschaft sind in mir sehr viele Sorgen hochgekommen. Schon wieder umziehen, noch mehr Miete zahlen. Alleinverdiener, wie soll das gehen? Die Ausgaben und Kosten der Frau und des Kindes auch noch tragen. Ja, es gibt Menschen, die schlechter verdienen als ich, doch der Wechsel von "Alles mein" zu "Kein Geld für gar nix" ist dennoch ein heftiger. Werde ich statt wöchentlich ins Kino und Ausgang gehen, nun nur noch Tütensuppe vom Aldi essen? Werde ich nun niemals mehr meine Sehnsüchte nach einsamen Gegenden in fernen Ländern befriedigen können und mir keine elektronischen Spielerein mehr leisten können? Was passiert, wenn ich meinen Job verliere? Ich merke, dass ich es nun mit ganz anderen Verpflichtungen zu tun habe. Ich bin nicht mehr nur mir selbst gegenüber verantwortlich, ich trage Verantwortung für eine Familie. Ich erkenne, dass ich damit extrem viel aufgebe. Dinge, die ich getan habe und noch hätte tun können, sind nun nahezu unmöglich geworden und erhalten in meinenm Kopf und meinem Herz eine neue Qualität. Ich sehe aber auch, dass ich wahnsinnig viel - vielleicht noch mehr - gewinne. Was ist mehr wert, etwas was man noch hätte tun können, eine unerfüllte Option im Kopf oder eine tatsächliche neue Entwicklung, die viele neue Türen aufstösst? Diese unterschiedlichen Leben auf eine Waage zu legen und sie zu vergleichen ist praktisch unmöglich. Es ist schlicht eine Gabelung auf dem Weg des Lebens. Alles ohne Einschränkung zu haben, ist definitiv unmöglich. Mit Sehnsüchten klar zu kommen, deren Verwirklichung in die Ferne gerückt ist und sie nicht über alles neu gewonnene zu stellen, das sehe ich als Teil der neuen Aufgabe.
Glücklicherweise ist die Vaterolle eine Aufgabe in die man reinwächst - glaube ich zumindest. Mit der ersten Gewissheit der Schwangerschaft, über den ersten Ultraschall mit dem winzigen Zellhaufen, über die Bilder des wachsenden Babies. Dem süssen wachsenden Babybauch meiner Frau und den sachten stärkerwerdenden Tretern und Boxern des Kindes. Es passiert ständig etwas und Stück für Stück wächst die Nähe, Verbundenheit und Gewissheit. All das passiert und es ist unglaublich. Ein Kinderzimmer wird eingerichtet und man macht sich all die Gedanken, wie es sein wird. Ich bin froh, dass mir diese Zeit gegeben wird. Rückblickend muss ich sagen, die Information, dass meine Frau schwanger ist, ist zwar durchaus von der ersten Minute bei mir angekommen, aber primär war es erstmal eine Information und die volle Tragweite und Grösse dieses Ereignisses war bei mir sicherlich nicht ganz durchgesickert. Mein Hirn musste da wohl noch ein paar neue Synapsen bilden. So ein Schwangerschaftstest ist ja erstmal so ein Plastikteil mit einem lustigen blauen Kreuz drauf und auch das erste Ultraschall lässt sich eher als das Radarbild einer Sturmwarnung über Florida interpretieren, als das Zeugnis neuen Lebens. Die neue Funktion Vater scheint mir überhaupt so ein Mikromilieu zu sein, dem ich nun angehöre. Man beschäftigt sich mit Dingen, die einen nie interessiert haben, erkennt Gegenstände und Inhalte, die man zu vor komplett ignoriert hat. Einfaches Beispiel: Wann jemals zuvor hätten mich Sonderangebote von Windeln interessiert? Ich kann nun die sechs grössten Hersteller von Babybetten nennen und rege mich darüber auf, dass der Vater in allen Schwangerschaftslektüren immer erst auf Seite 790 auftaucht und ich habe eine Interesse daran, mich für die gerechte Sache des Vaters und seiner Stellung einzusetzen.
Nun ja, jetzt jedenfalls sorgen wir uns erstmal darüber, dass unser Kind zur rechten Zeit und gesund zur Welt kommt. Und ich habe so den Verdacht, dass einem so ein kleiner Mensch auch nach der Geburt stets irgendwelche Sorgen in den Kopf setzen wird. Zumindest in den ersten 30 Jahren, denke ich.
Ich stell mir vor, wie wir viel später mal durchs Familienalbum bättern werden und die Momente unseres Lebens betrachten, Erinnerungen wieder aufleben lassen. Unsere Ausflüge, unsere Hochzeit, unser Baby. Die Schnappschüsse unserers Lebens.
Ich stelle mir vor, wie wir unser Baby-Album anlegen und unser Kind es dereinst von uns einverlangt, wenn es selbst herausfinden will, wie das alles damals war. So viele Gedanken.
Es gibt nun Dinge in meiner Zukunft, die eine andere Qualität haben, als alles worüber ich bis anhin geschrieben habe. Ich glaube, es ist für mich als Mensch eine neue Stufe. Ein neuer Level im Spiel des Lebens. Ich frage mich, ob all diese Ereignisse mich als Menschen verändert haben. Ich denke, dass sich meine Prioriäten verschoben haben, dass sich meine Möglichkeiten zu grübeln verändert haben. Dass Dinge, die ich nicht für möglich gehalten habe, nun eingetroffen sind und dass ich eine Liebe gefunden habe, die meine erwiedert und auf einer Stufe mit mir steht. Dennoch spüre ich in mir das Schattenland nach wie vor. Es ist da, es kennt mich, ich kenn es, es steht mir offen und in mir ist manchmal diese bizarre Sehnsucht wieder darin zu wandern und mich dahin zurückzuziehen, wo ich mich auskenne. Ich habe mir gewünscht, nicht allein zu sein und doch wusste ich immer, dass die Erfüllung dieses Wunsches nicht die eine Lösung ist, die alles auflöst, was mich belastet und mir gefehlt hat. Auch die ständige Gemeinschaft kann nicht komplett das Gefühl der Einsamkeit in mir aufheben. Ich spüre oftmals diese komplette Leere und auch innere Einsamkeit, die ich hier so oft beschrieben habe. Es gibt diese Abgründe noch immer und es gibt viele Dinge, über die ich mir Sorgen mache und die an mir nagen. Es ist so, wie ich es immer wieder geschrieben habe, wenn man gewisse Abgründe in sich gesehen hat und gewisse Gefühle erlebt hat, dann bleiben sie für immer Teil von einem selbst.
Doch jetzt freue ich mich darauf diesen kleinen Menschen kennenzulernen und mit meiner Frau dieses neue Leben gemeinsam zu entdecken.
Am 6.12.2007 wurde ich Papa des wunderschönsten kleinen Mädchens. Sie war gerade mal 2130 gramm schwer und 44 cm gross. Nicht mehr als eine Handvoll, aber sicher das süsseste kleine Mädchen, was ich jemals gesehen habe. Es ist wohl, wie so häufig im Leben, wenn man es nicht erlebt hat, dann kann man es nur schwerlich nachvollziehen. All die Monate des bangen Wartens, die Angst, dass etwas schief gehen könnte und die Sorge ob es wohl gesund ist. Dann die plötzliche Notfallgeburt. Und endlich dieser Moment, als mir das Baby entgegen gehoben wurde. Der Moment, als ich das zarte kleine Baby in meine Arme schliessen durfte und nie mehr loslassen wollte. Es war überwältigend. Man schaut in diese kleinen erschöpften Augen und weiss, dass da ein Teil von einem selbst drinsteckt. Es ist wirklich ein Wunder. Ich werde die Zeit, als ich auf der Intensivstation neben meinem Baby gesessen habe niemals vergessen. Ich hatte und habe noch immer dieses Gefühl, dass ich für einmal etwas richtig gemacht habe und es einfach nur grossartig ist. Ja, ich bin sehr stolz auf mein Mädchen und liebe es wahnsinnig. Es war eine schwierige und schöne Zeit und die Geburt markiert den Beginn eines völlig neuen Abschnitts. In den ersten Tagen im Spital, wenn man dem Baby langsam näher kommt und sich kennen lernt. Wenn man es stets überängstlich in die Arme nimmt, aus Sorge, man könnte es verletzen. Und dann darf man es mit nach Hause nehmen. Auf einmal sind keine Krankenschwestern und Ärzte mehr da und man fragt sich, ob man wohl auch alles richtig macht. Man wird sich plötzlich bewusst, dass da ein kleiner Mensch ins Leben getreten ist und für viele Jahre bei einem bleibt.
Inzwischen ist über ein halbes Jahr vergangen (Juni 2008) und ich bin sehr froh, dass das Vatersein eine Aufgabe ist, in die man hineinwächst. Aus dem kleinen Häufchen Baby wurde ein properes, aufmerksames Mädchen mit riesigen, hübschen Augen und einer herzensbrechenden, niedlichen Babystimme.
Seit ich den letzten Absatz geschrieben habe, ist schon wieder einige Zeit vergangen und bald ist mein kleines Mädchen ein Jahr alt. Sie krabbelt wie ein Weltmeister, zieht sich überall hoch. Und hin und wieder fällt sie hin und das tut dann meiner Frau und mir meist mehr weh als dem Kind. Sie entdeckt die Welt und all die Gegenstände, die die Grossen benützen und eigentlich in Baby-Händchen nichts verloren haben. Es ist so schön, wenn ich Abends heimkomme und sie mir schon entgegen krabbelt und mich anstrahlt.
Ich liebe meinen kleinen Schatz von ganzem Herzen und möchte sie einfach nur beschützen vor dieser Welt. Ich wünsch mir so sehr, dass sie bei uns eine glückliche Kindheit erleben und zu einem gesunden, fröhlichen, neugierigen, selbstständigen und selbstbewussten Menschen aufwachsen darf.
Ich freue mich auf meine kleine Familie.
© by Andre Iseli, 2000 - 2008
Zurück und müde
Ich durchlebe im Moment eine Phase, in der ich mir noch
weiter entfernt scheine als früher. Es ist als hätte sich ein weiterer Teil meines Menschseins aufgelöst. Der Inhalt
dieses Lebens hat sich weiter in etwas mehr und mehr
fremdes und sinnlos scheinendes verwandelt. Selten hatte ich so sehr das Gefühl,
dass mein Geist etwas so völlig fremdes und unbekanntes
wie diesen Körper bewohnt, diese Kälte und Gefühlslosigkeit ist so entsetzlich belastend. Es ist lange her, dass
ich am Morgen aufgestanden bin und derart wenig Sinn darin sah dorthin zu gehen,
wo ich arbeite und wo die Menschen sind, mit denen ich
noch die grössten Gemeinsamkeiten habe, ich fühle mich an diesem Ort fremder als früher und ständig umgibt mich das Gefühl,
meine Pflichten nicht erfüllen zu können, den Aufgaben
nicht gewachsen zu sein. Ich bin so müde, nicht, weil ich eh ständig zu wenig
schlafe, nein, ich bin tief in meinem Inneren all das
müde, was mich umgibt, was mein Leben bestimmt und die Leute, die mein Leben bestimmen. Vielleicht ist es, weil ich den Punkt
meines Lebens bedroht sehe, der mir bisjetzt am meisten
bedeutete, vielleicht ist es, weil mir klar wurde, dass ich nicht dafür geboren
wurde, für die parasitären Kunden zu arbeiten, die nicht
das Material wert sind, dass ich in meinem Lieblingslesezimmer
zu entsorgen pflege. Oh, ich kenne diese Müdigkeit und Lethargie zur
Genüge und ich weiss inzwischen, wenn meine Gefühlswelt
in das graue Reich abdriftet. Jedesmal, wenn ich am Morgen aufwache und mein
erster Gedanke gilt der Arbeit und der letzte Gedanke am
Abend gilt der Arbeit und das ganze Wochenende ist mein Kopf derart mit dem beschäftigt, was ich nicht zum fliegen bringe,
dass ich bei der Arbeit selbst, dann an alles andere denke,
nur nicht mehr an die Arbeit... spassig nicht wahr? Ja es ist so, im Moment
saugt dieser Job an mir, wie eine bakterienverseuchte 3
Meter Monster-Zecke aus einem Genlabor. Ständig überlege ich, wie ich diese Dinge geregelt kriege, aber ich scheine damit allein
dazusitzen. Ich fühle mich alleingelassen. Zu den wenigen Menschen, mit denen ich reden
konnte, weiss ich im Moment nicht was ich sagen soll, komm mir blöd in deren
Gegenwart vor und habe das Gefühl, sie zu langweilen und
zu enttäuschen. Ich wünschte mir so sehr einfach wegzugehen, irgendwohin für immer ... doch wo kann man schon hingehen, wohin
einem die Gedanken nicht folgen? Wohin ist bloss die Energie, mit der ich es
bisher geschafft habe, den Dingen zu begegnen? Ich dachte, ein paar Tage Ferien könnten vielleicht den Energie-Haushalt wieder
auffrischen, aber nicht diesmal, die letzten Jahre waren
vermutlich einfach zu viel. Ich ertrage diese Welt nicht, in der man niemandem
vertrauen kann, nichts sicher ist, alles im Wandel ist
und es nichts zu geben scheint, an dem man sich festhalten kann. Konstanten verwandeln sich in Variablen, Werte in Unbekannte. Nicht
zu existieren wäre die Lösung, die Sehnsucht nach dem
ewigen Vergessen ist so stark.
17.07.2001
Wo am Anfang noch Hoffnung auf einen Ausweg und auf eine Erklärung besteht, schwindet diese bald der totalen Hoffnungslosigkeit, es scheint kein Entrinnen zu geben. Wo der Glaube war, dass dies ein perverses Experiment der Regierung oder eines exzentrischen Reichen sein könnte, wird irgendwann zur Gewissheit, dass niemand zuschaut, dass es niemand interessiert. Völlige Resignation entsteht, scheinbar normale, rational denkende Menschen beginnen zu brechen. Nicht nur scheint kein System hinter den Räumen und der Anordnung der Fallen zu sein, nein auch jede Hypothese, die dieses grauenvolle System erklären könnte, entpuppt sich als falsch. Die Menschen durchleben eine schleichende Veränderung und bald scheint die Gefährlichkeit nicht mehr primär vom Gefängnis auszugehen, sondern von dem was im Kopf der Menschen geschieht.
Am Ende entrinnt nur eine Person. Ein authistischer Mann mit einer Gabe für Mathematik schafft es, das Gefängnis hinter sich zu lassen, während die normalen Menschen entweder durch die Fallen oder durch den Wahnsinn von Gruppenmitgliedern ums Leben kommen.
Warum mich dieser Film so beindruckt? Nun, für mich entlarvt dieser Film gnadenlos, wie der Mensch als Individuum und in der Gruppe funktioniert. Eine faszinierende Studie der Abgründe des Menschen. Er zeigt, wie sich Menschen selbst beurteilen und wie sie von anderen gesehen werden. Er deutet daraufhin, dass jeder Mensch eine Funktion hat, selbst wenn ihm diese nicht bewusst ist. Man stellt sich während dieses Films wohl die Frage, wie man selbst reagieren würde in solch einer Situation, was man selbst ob der absoluten Hoffnungslosigkeit tun würde. Würde man versuchen weiterzugehen, würde man sitzen bleiben, wäre man der Anführer oder wäre man wie ein verängstigtes Kind, dass sich von der Gruppe leiten liesse. Wäre man der, der Spekulationen losliesse und versuchte man andere zu überzeugen oder liesse man sich von noch so abstrusen Behauptungen anderer leiten?
Er entkommt, dem es nichts nützt, während all diese anderen normalen Menschen, für die die körperliche Freiheit das einzige Ziel ist, durch ihre Konfrontation mit den eigenen Gedanken, durch ihren eigenen Kopf, ums Leben kommen und für immer im Gefängnis bleiben. Was für eine herrlich bitterböse Idee, all die Menschen am Ende zu töten, die die finsteren Orte in ihrem Kopf nicht zu verkraften vermögen. Vielleicht soll es auch eine Einladung sein, sich diesen Orten zu stellen, bevor sie sich zu einem schlechten Zeitpunkt selbst offenbaren und die Kontrolle übernehmen?
29.07.2001
WTC - Und das Chaos kam über die Welt
15.09.2001
Gothic - Wenn die Dimensionen verschwimmen
14.10.2001
Portale
10.11.2001
Sinnlos
Wieso ging es so lange, bis ich auch nur ansatzweise begriff, dass diese Gefühle nicht normal waren, bevor ich auch nur den Ansatz einer Idee hatte, was diese Gedanken, diese Gefühle sein könnten? Wieso musste ich so alt werden, bevor ich es verstehen konnte? Vielleicht weil ich immer in meinem Leben von anderen abhängig war, immer auf Hilfe wartete, immer dachte, dass jemand kommt, der alles schon vor mir gemacht hat und mir hilft und weil es all die Menschen, um mich herum irgendwie geschafft haben und weil ich dachte, das sei nur eine Phase? Wie dumm ich war, wie dumm ich immer noch bin. An meiner Abhängigkeit von anderen hat sich noch immer nichts geändert. Irgendwo in mir gibt es dieses etwas immer noch, das denkt, es kämme irgendwann jemand, der mir alles erklärt und mir zeigt, wo es lang geht und mir erklärt, was ich tun muss, um glücklich zu sein. Wie dumm allein dieser Gedanke ist. Wie absurd, das alles überhaupt ist. Ich spüre diese Passivität, ich lebe sie und ich kann nichts gegen sie tun. Ich hasse sie, sie verhindert alles. Ich bringe nichts zu stande, wenn mir nicht jemand einen Tritt gibt und mir ab und zu ein paar Entscheidungen abnimmt. Aber ich habe auch irgendwie keine Kraft mehr übrig, um etwas zu tun, ich schaue um mich herum, wofür sich all meine Kollegen, Freunde und Bekannte interessieren und ich kann an nichts Gefallen finden, nichts interessiert mich, nichts gefällt mir, nichts reizt mich, nichts scheint mir einen Ansporn zu geben.
In manchen Momenten glaube ich, dass ich irgendwann ausbrechen und diese Gefühle durchbrechen kann. Es gab in diesem Jahr ein-zwei Dinge, die ich versucht habe, versucht habe, um weiterzukommen, nicht mehr allein zu sein ... nun ja Versuche, die für mich wohl enorm waren und an meinen Kräften zerrten, aber für andere Menschen wohl nichts besonderes gewesen wären. Die Anstrengungen haben sich nicht gelohnt, ich habe versagt, das Erreichte oder eben nicht Erreichte hat nur alte Gefühle heraufbeschworen, nichts gebracht, altes Wissen bestätigt und der Hoffnungslosigkeit beigetragen.
21.11.2001
Die Hand in der Kloschüssel - Meine Neujahrsansprache
31.12.2001
Faszination Technik
Ich bin überzeugt, ein leidender Single-Computerfach-Mann hat dieses Gerät entwickelt. Des
Staubwischens müde und weil sich selbst die Milben schon über den Schmutz und den ewig gleichen
Dosenfrass beschwert haben, hat er es wohl in endlosen Nächten konstruiert. Vermutlich hat er dem
Gerät sogar einen Namen gegeben, wie HAL oder Deepthought oder Saugi.
Ich nehme an, dass dieses Gerät noch nicht den Höhepunkt und die Spitze der Entwicklung darstellt
und wohl noch den einen oder anderen Bug hat, aber was solls. Rom wurde auch nicht an einem Tag
niedergebrannt, wie ich immer sage. Viele der Bugs mögen sogar sehr interessant zu beobachten sein.
Ich stelle mir vor, wie sich das Gerät wohl verhält, wenn man ihm Dinge in den Weg stellt. Wird es
seinen Weg finden? Kann es sich vielleicht Dinge merken? Könnte es einem raffinierten Labyrinth
entfliehen. Wie lange würde es wohl dauern? Hat es wohl überhaupt so etwas wie Intelligenz? Was
passiert, wenn ich nach einem langen Arbeitstag müde und schweissig heimkomme, unterwegs vielleicht
noch in ein Hundehäufchen trete. Wird sich der Staubsauger wohl auf mich stürzen? Wird er mich als
Dreck identifizieren und durch die ganze Wohnung verfolgen? Vielleicht würde er mich in der Nacht
hinterrücks angreifen und einzusaugen versuchen. Man kann sich ja denken, wohin sich solche Dinge
entwickeln: Ehe man sich versieht, ist die ganze Welt versklavt, die Menschen werden von agressiven
Monsterstaubsaugern unterjocht. Muckt man auf, wird auch schon abgesaugt. Jaja diese Dinge passieren
jeden Tag.
16.06.2002
Möllemann
Kritik an ungeschickten Formulierungen oder eine paranoide Überreaktion auf Andeutungen hin, sehe ich
indes als nichts weiter als Primadonnen-Gehabe aus verletztem egoistischem Stolz heraus, eine
Alibi-Übung, die nichts mit Hautfarbe und nichts mit Religion zu tun hat.
16.06.2002
Zufriedenheit
25.10.2002
God@earth?
Über die nächsten Tage und Nächte zog es mich immer wieder auf das Board, die Themen waren spannend, die Meinungen der Menschen reichten über das ganze Spektrum, von lustig, sachlich, über paranoid, bis zu psychopathisch und vom religiösen Wahn verblendet. Nach einer Weile gelegentlicher Besuche und der einen oder anderen hitzigen Diskussion, denke ich, dass die Zeit für ein Fazit gekommen ist:
Mein erster Text über die Christen war zu sehr verallgemeinert, zu wenig differenziert. Betrachtete ich die Christen mehr oder weniger
stets als Einheitsbrei, wurde mir klar, dass es sich wirklich um eine ziemlich heterogene Masse von Menschen und Typen von Christen
handelt - jedoch bleibt mein Urteil über die Christen als solches unterm Strich noch immer das Gleiche. Warum das so ist? Nun, das
Bild das ich über Christen habe, ist vermutlich ein bisschen breiter und ein bisschen tiefer geworden. So ist mir aufgefallen,
dass es einige Kategorien von Christen zu geben scheint. Da waren zuerst die, die einfach generell an Glaubensfragen interessiert waren,
irgendwelche Fragen in ihrem Glaubensgebilde geklärt haben wollten. Sachliche Antworten auf ganz alltägliche Fragen wurden gesucht.
Dann gab es die Christen, die ein normales Leben zu führen schienen, der Glaube war jedoch ein fester Bestandteil davon. Dann gab
es die Katholiken, die zu meinem grössten Erstaunen auf dem Board etwas verpöhnt schienen. Erst hier wurde mir bewusst, wie sehr sich
manche modernen Christen von den Katholiken in Rom und dem alten scheinbar fernstgesteuerten Mann mit den lustigen Hüten, distanzierten.
Warum das? Ich glaube, man schämte sich offensichtlich für all die Dinge, die die Katholiken über die letzten 2000 Jahre anrichteten.
Selbstverständlich gab das niemand zu, aber es war offensichtlich und wann immer man die Hexenverfolgung, Inquisition oder solch geschichtliche Heldentaten, wie die Missionierung von Südamerika erwähnte, brach das Gewitter über einen los.
Manche Aussagen gläubiger Zeitgenossen liess mich fast schon vermuten, dass die katholische Kirche vom Antichristen persönlich geleitet würde. in diesen Situationen konnte ich mir ein gewisses hämisches Grinsen wirklich nicht verkneifen und ich fragte mich wirklich, ob ich diese lustigen Leute für ernst nehmen sollte - immer wieder beschloss ich, dass die Antwort nur "Nein" sein kann.
Ich wagte es ein zwei mal die Frage in den Raum zu stellen, ob sie denn wirklich glaubten, dass es den christlichen Glauben heute geben würde, wenn die katholische Kirche nicht existieren würde. Sinnvolle Antworten bekam ich darauf nicht wirklich. Und ich meinte diese Frage wirklich ernst, denn wenn man sich die Entwicklung des Glaubens anschaut, ist es denn nicht so, dass der christliche Glaube den dummen kleinen Menschlein von ihrem jeweiligen Herrscher aufgezwungen wurde? Und ist es nicht so, dass es eine Zeit gab, in der man als Sohn aus adligem Hause entweder der Thronfolger, bzw. Stammhalter wurde oder aber einen Job in der Kirche übernahm? Und sich daraus ein ganz praktischer Filz aus Adel und Kirche ergab? Und ist es nicht auch so, dass die Kirche wohlweislich überall present war und den Leuten durch Drohungen und Angstmacherei vor dem bösen Teufel und dem grossen Gott den Glauben einhämmerte? Und man könnte auch böswillig unterstellen, dass die frommen Brüder die kleinen Menschlein künstlich dumm gehalten haben, während sie hinter verschlossenen Mauern ihr Wissen um die Schrift kultivierten - aber das wäre eine wirklich böse Unterstellung.
Ich habe wirklich so den leisen Verdacht, dass heute kein Hahn nach der Bibel krähen würde, wenn die katholische Kirche niemals existiert hätte. Vermutlich würden wir heute alle regelmässig unseren Gebetsteppich ausrollen und gen Mekka beten oder wir würden die Götter des alten Weges des Mithras Kults oder irgendwelcher alter Mythologien anbeten. Ich glaub wirklich, dass die Existenz des Christentums heute nur dem katholischen Netz aus Korruption und Unterdrückung zu verdanken ist, das wohl in der Geschichte der letzten 2000 Jahre einzigartig ist.
Nun ja, doch zurück zum Board. Besonderes Interesse, bzw. besondere Abneigung entwickelte ich, was die ganz bibeltreuen Christen anging.
Im Gespräch mit diesen Leuten hatte ich oft den Eindruck, ich hätte einen dieser Amish-People vor mir, wie sie heute noch in Ohio, Amerika
leben. Einen derartig abschreckenden, ekelerregenden Fanatismus hatte ich bei den islamistischen Selbstmördern vom 11. September 2001
vermutet, aber doch nicht bei den Anhängern der selbsternannten Religion der Nächstenliebe - was ich übrigens für nichts anderes als Heuchlerei halte.
Mehr als einmal kriegte ich auf eine Frage oder auf ein Argument hin keine persönliche Meinung mehr, sondern nur noch ein automisch
heruntergeleiertes, auswendig gelerntes Bibelzitat. Wenn ich jeweils selbst auf die Frage hin, ob mein Gegenüber denn keine eigene
Meinung hätte, nur ein dahinrezitiertes Bibelzitat zur Antwort erhielt gab ich die Diskussion kopfschüttelnd auf. Sagt selbst, wie
soll man mit einem Menschen diskutieren, wenn er keine eigene Meinung hat sondern nur Zeugs herunterleiert, als hätte man ihm die
Scheuklappen mit hunderter-Nägel an die Schläfen geschlagen? Dafür war mir meine Zeit wirklich zu schade.
Es mag für einige meiner Leser seltsam, ja unglaublich wirken, aber es ist wirklich so, dass dort draussen Leute existieren,
die strikte nach der Bibel leben. Ich sag nicht, dass das prinzipiell schlecht sein muss, aber womit ich ein Problem habe, ist,
dass alles was ausserhalb der Bibel in dieser Welt existiert, was nicht ihren ganz persönlichen subjektiven Bibelvorstellungen
entspricht, ganz offensichtlich das Werk des Teufels ist und eigentlich nur da ist, um die treuen Schäfchen in Versuchung zu führen.
Was mir auch irgendwie die Galle hochtrieb, war das regelmässige Geheuchel, das von diesen Leuten ausging, wenn sie nicht müde wurden,
sich gegenseitig auf die Schulter zu klopfen und sich ihres tollen Glaubens zu versichern. So brauchte nur einer ein Bibelzitat zitieren und schon dankten ihm links und recht die Schleimer dafür, dass man sie wieder einmal an die Güte Gottes oder die Fehler des Menschen aufmerksam machte und die leidige Lobpreiserei ging wieder los. In diesem Momenten versicherte ich mich stets, dass mein Firewall uptodate ist und hoffentlich nichts von dem Schleim auf meinem PC kleben bleibt.
Oh ja und da gab es von dieser Gruppierung noch eine Steigerung - nein, das ist nicht das richtige Wort - nennen wir es eher eine Wucherung oder Mutation, nämlich die charismatischen Christen. Also die Typen, die Gott und Jesus als ihre Superstars verstehen und ihren Gott feiern und über ihn reden, als wär er ein Popstar. Gute Güte sind diese Leute peinlich. Wo die bibeltreuen aggressiv, rechthaberisch, fanatisch schienen, kam bei dieser Gattung das Attribut lächerlich und dämlich hinzu.
Es gab da aber auch noch eine andere Gruppe von Christen, nämlich die, die unabhängig von Bibel und katholischer Kirche an einen Gott glaubten, also irgendwie wurzellose Christen, die durch ihr Leben und ihre Erlebnisse zu Gott gefunden haben. Sie brauchen scheinbar für ihren Glauben kein Buch und keine kriechenden Schulterklopfer, keine Priester, die mit dem Zeigfinger die biblischen Verbote rezitieren. Und nun das Interessante: Mit diesen Menschen konnte man argumentieren, diskutieren und Ansichten austauschen. Die die auf einem "alternativen" Weg zu Gott gefunden hatten, schienen sinnigerweise die einzigen, die die christliche Toleranz zu verstehen und zu leben schienen. Das bewies wiedermal, dass Hirntätigkeit nicht prinzipiell falsch sein muss. Das spannende für mich war, dass vorallem diese Gruppe von Christen auf dem Board von ihren christlichen Brüdern und Schwestern in Grund und Boden gestampft wurden, denn es war Blasphemie an Gott zu glauben, ohne das Handbuch dafür zu lesen.
Jaja und so lagen die, sich so liebenden Christen, im Dauerstreit untereinander. Es war ein Fest, zu beobachten, wie sie
sich gegenseitig zerfleischten. Ich fragte mich einmal mehr, wie ich diese Kreaturen und vorallem ihren Glauben wohl jemals
für ernst nehmen könnte, wenn sie es schon untereinander nicht schaffen, einen gemeinsamen Nenner zu finden und den
rudimentärsten ihrer ach so idealisierten Gebote nachzuleben. Und so bleibt mein Fazit über die heutige Christenheit leider
nach wie vor das Gleiche: NEIN DANKE!!! Ich werde in einer meiner nächsten Reinkarnationen wiedermal genauer hinschauen, sagen
wir so in 2 oder 3 tausend Jahren?
26.10.2002
Das Wort zur Weihnacht 2002
Ja die bedrohlichen Zeichen der bevorstehenden Festtage sind unverkennbar.
Es ist interessant: Wenn ich in der Zeitung lese, dass irgendwo ein paar hundert Menschen umgekommen sind, spüre ich in mir überhaupt nichts, auch die grossen Kulleraugen hungernder Menschen in Afrika prallen an mir ab und fördern keinerlei Regungen zu Tage, abgesehen vom Zucken meines Zeigefingers auf der Fernbedienung. Doch wenn ich mal wieder an einem zerquetschten Igel auf der Strasse vorbeifahren muss, könnte ich losheulen, bin absolut traurig, am Boden zerstört, ich bitte die Götter, um Geleit für diese Seele und eine glücklichere Existenz im kommenden Leben, dieses unschuldigen kleinen Wesens.
Im Schulunterricht wurden wir mit den Sorgen der Welt und dem Impact auf die Zukunft konfrontiert und zugeschüttet. Ja wir hatten eine Gewissen, naja ich zumindest. Ich glaube es war diese Zeit, als ich meinen Pessimismus entwickelte. Die Welt war einfach zu schlecht, um es noch in die nächste Woche zu schaffen - ich staune jetzt noch manchmal wieso es uns immer nocht gibt. Vermutlich erwuchs aus dieser Vorstellung auch die Null-Bock-Generation. Eine Generation die sich sorgte, aber vor dieser Welt resigniert und den Glauben daran verloren hatte. Im Gegensatz zur gegenwärtigen Generation, die sich nicht mal mehr interessiert und fortlaufend verblödet.
Ja, ich fühle mich wirklich schlecht, dass ich soviel Unglück über die Welt gebracht habe und wenn man mir Einzahlungsscheine schickt, dann bin ich nur zu glücklich ein Teil meiner Schuld zumindest finanziell zurückzuzahlen - allerdings wär ich froh, wenn ich das alles im nächsten Jahr bezahlen dürfte, denn die lokalen Steuerbehörden wollen gerade meinen ganzen flüssigen Zaster haben.14.12.2002
Vertrauen
02.02.2003
Selbstvertrauen
15.03.2003
Hier und jetzt
15.03.2003
Krieg
06.04.2003
Älterwerden
Aber der Punkt ist, dass man sich mit dem Thema des Älterwerdens überhaupt beschäftigt, nicht wirklich
dass es noch so lange dauert. Ja und das ist auch der Punkt wo meine Probleme anfangen ... ok ich bin
nicht ganz ehrlich, ich müsste wohl sagen, das ist der Punkt, wo meine Probleme weitergehen. Wisst Ihr
Leute, ich habe diese wirklich kitschige, angestaubte Sehnsucht nach Harmonie, Sicherheit und
Geborgehenheit und dieses Alter macht mir wirklich zu schaffen, weil mir all diese Dinge fehlen.
In diesem Alter weicht die Unsterblichkeit, die vermeintliche Fähigkeit irgendwann die Welt zu verändern
der Realität, dem Erkennen der eigenen Fähigkeiten und der eigenen Grenzen. Ja, vermutlich ist das
Älterwerden das Kryptonit, dass dem Superman in uns die Strumphosen endgültig runterrollt.
Vieles wird mühsamer, man nimmt Dinge schwerer. Man denkt eher über Folgen nach und die Jahre des
Ausprobierens und des Entdeckens sind irgendwie gezählt. Man darf jetzt nicht mehr entdecken, man muss
jetzt können und anwenden.
Ich glaube auch hier ist mal wieder die Frage aller Fragen, wie man mit dieser Problematik umgeht.
Offensichtlich gibt es verschiedene Ansätze dafür:
Man kann alles ignorieren und quasi den Analphabeten gegenüber den Zeichen der Zeit spielen. Das sind
die Leute, die auch heute immer noch herumlaufen, als wären sie in den 80ern eingefroren worden.
Andererseits kann man sich aber auch hoffnungsloser Frustration hingeben, mit seinem Leben abschliessen
und in Standby Position bis zum letzten Atemzug gehen. Mit dieser Einstellung ist man quasi schon tod
und ich glaube, ich habe gewisse Tendenzen in diese Richtung.
Möglich ist auch, dass man die Krise erkennt, alles was man bisher aufgebaut hat und mit dem man sich
identifiziert hat als Irrweg sieht, alles hinwirft und ein ganz neues Leben anfängt. Das scheint
diesertags die bevorzugte Vorgehensweise zu sein. Plötzlich und aus heiterem Himmel verlässt man alle,
die einen lieb haben, schmeisst seinen Job hin, wandert an einen haarsträubenden Ort aus. Man glaubt,
dass einen eine neue Frisur und ein abrupter Modewechsel auch innerlich zu neuen Ufern führt.
Und letztens kann man versuchen, all das, was man hat, all das was man ist, all das was man kann
weiterzuentwickeln. Das alles mit sich reifen zu lassen und auf eine neue Ebene zu bringen. Ich schätze,
das wäre der richtige Ansatz.
Ich glaube einfach nicht, dass man sich plötzlich in eine ganz neue Person verwandeln kann. Ich glaube auch nicht, dass man ewig an der Vergangenheit hängen bleiben kann. Das dumme an der Vergangenheit ist, dass sie nicht mehr existiert.
Für mich ist an der Sache natürlich wiedermal die Knacknuss, wie ich diese Dinge alleine gebacken kriege.
Ich komme mir häufig vor, als wäre ich in einer Zeitanomalie gefangen und ich kämpfe etwas damit, wirklich genau einzukreisen, was ich habe, wer ich bin und was ich kann, darum klappt das mit dem Weiterentwicklen auch nicht so richtig. Der chronische Mangel an Selbstbewusstsein ist auch nur bedingt eine Stütze in dieser Sache. Vermutlich werde ich bis Mitte 40 brauchen, bis ich mir im Klaren darüber bin, was ich mit Anfang 30 wirklich alles hätte machen müssen.
Aber generell vermute ich einfach, dass den meisten Menschen heute schlicht die Fähigkeit zur Beständigkeit und Weiterentwicklung abgeht. Und mit Beständigkeit meine ich nicht das Stehenbleiben, sondern vielmehr das Durchhalten, selbst in einer Situation, die einem ganz und gar nicht beliebt. Und mit Weiterentwicklung meine ich nicht, alle Trendsportarten, alle Modetrends, Reisedestination und alle Sexualpraktiken einmal ausgetestet zu haben sondern sich basierend auf der eigenen Persönlichkeit qualitativ zu verbessern und sich selbst auf eine neue Ebene zu hiefen.
Das Thema bleibt ungelöst aber interessant - ich schätze ich werde Mitte 40 darauf zurück kommen.
18.05.2003
Die Gilde der IT
18.05.2003
Nur ein paar Gedanken
Logisch, dass mich im Moment mal wieder Zukunftsängste plagen. Verdammte Zukunft. Ich
schätze, ich werde diese Eigenheit wohl immer mit mir rumtragen. Das Positive daran ist, dass die Zeit,
wegen der man sich so sorgt mit den Jahren immer weniger wird. Ok, ich schätze, es ist ein wenig seltsam,
aber ich bin wohl einer der wenigen Menschen, der bei einer globalen Katastrophe eine gewisse Freude
empfinden würde und den Pferden der apokalyptischen Reiter ein paar Zückerchen hinhalten würde.
Diese Entlassungen haben mir zu denken gegeben. Vermutlich geht es in so einer Situation jedem
genau gleich. Man fragt sich automatisch, wann man selbst dran ist und man fragt sich, wie man sich
verhalten wird, wenn es soweit ist. Wie soll man nach so einem Erlebnis normal zur Arbeit kommen? Soll man so
tun, als wäre es gar nicht passiert oder soll man sich betroffen und nachdenklich geben? Wie wird es
wohl weitergehen? Werden weitere folgen? Ich frage mich, ob es richtig ist, sich so an einen Arbeitgeber
zu binden. Wieviel Loyalität kann man einem Arbeitgeber gegenüber aufbringen, der innert 2 Stunden ein
Meeting anberaumt und eine Anzahl Mitarbeiter nach Hause schickt? Ist es überhaupt noch ein Anliegen
eines Arbeitgebers, dass die Mitarbeiter loyal sind oder beschränkt sich das Verhältnis auf das Erbringen
einer Leistung und die Bezahlung dafür? Wofür braucht dann eine Firma noch Arbeitnehmer? Der Arbeitgeber
könnte doch einfach jeden Morgen mit einem Lastwagen zu einer Sammelstelle fahren und die Leute, die er
gerade braucht aufladen. Am Abend wäre das Jobverhältnis wieder aufgelöst, keine langen Ansprachen, kein
Geheuchel von Betroffenheit.
Es ist schon erstaunlich was in den letzten Jahren alles auf der Strecke geblieben ist. Vielleicht wäre
die jetztige Situation einfacher zu verarbeiten, wenn ich in schlechten Zeiten in diesen Job gekommen
wäre. Aber so war es nicht, ich habe die Höhe, die Dekadenz, die hohen Werte von Ehre, Moral und
Loyalität erlebt und sehe jetzt, wie das alles zerfällt, wie wenig die schönen Sprüche der Manager in
den guten Zeiten wert waren. Es scheint einfach zu sein, in guten Zeiten hohe moralische Vorstellungen
zu haben. Ich schätze es ist gut, jetzt zu sehen woran man genau ist. Ich schätze wir werden uns daran
erinnern, wenn die Zeiten wieder besser werden.
Aber werden die Zeiten wieder besser? Der Boom der IT war praktisch ohne Vergleich. Die Aufbruchstimmung,
die rasante Entwicklung, die Goldgräberstimmung. Das Gefühl, sich in einer elitären Umgebung zu bewegen
und sich unaufhaltsam auf den Olymp zu zu bewegen. Eigentlich ein einfaches Muster: Niemand hatte IT,
alle wollten IT, jetzt haben alle IT. Was jetzt noch folgt, ist die gelegentliche Erneuerung der IT,
aber das ist nicht wirklich dasselbe oder? Es fehlt der nächste Quantensprung. Ich habe keine Angst,
dass dieser Quantensprung kommen wird, aber wann kommt er und werden wir Teil davon sein? Oder werden
die Hohepriester der IT von der neuen Religion überrollt werden, wenn es soweit ist? Ich
fürchte so wird es sein und ich fürchte, wir werden nur noch die Scotties in den Maschinen-Räumen sein.
Sicher, die IT hätte eigentlich immer das Mittel zum Zweck sein sollen und nicht der Zweck als solches.
War es falsch sich der süssen Illusion hin zu geben?
14.06.2003
Gut
Ist gut, wenn man gut aussieht? Ist gut, wenn man klug ist? Ist gut, wenn man in Sachen Nächstenliebe
Mutter Theresa blass aussehen lässt? Ist gut, wenn man die 100 Meter so schnell läuft, als hätte man einen Ort-zu-Ort-Teleporter benützt? Ist gut, wenn man im Bett abgeht, als hätte man eine Familienpackung Viagra weggeknabbert und das mit einer Schusskadenz, wie ein Comanche-Bordgeschütz? Oder ist gut wenn einem im Job ständig mit dem Nobelpreis gedroht wird?
Ja das ist eben so die Frage. Ich weiss es nicht und jeder sieht das anders. Die Chance ist gross, dass wenn ich mich auf einen Bereich versteife, dass ich dann den Respekt der Menschheit auf anderen Gebieten verliere. Und schon steht es wieder vor einem - gross, wie das Matterhorn - das Problem, dass man es nicht allen recht machen kann und wenn man es doch versucht, das man dann darüber in tiefsten Frust und Kummer gerät und zum Scheitern verdammt ist.
Ich für meinen Teil habe versucht über die Anhäufung von Wissen gut zu werden. Eine Weiterbildung nach der anderen und stets mit dem Versprechen, dass danach die Welt ein besserer Ort sein würde und ich dann etwas mit Wert in der Tasche hätte, aber nein. Jede Weiterbildung öffnet nur wieder die Türe zu einem Korridor mit vielen neuen Türen. Es ist auch wie verhext, kaum hat man die ultimative Ausbildung abgeschlossen, wird einem sofort bewusst, dass man mit dieser Ausbildung eigentlich nur wieder eine Basis hat und dass diese Ausbildung ja eigentlich doch nicht so der Weisheit letzter Schluss ist. Nun steh ich also wieder mal hier, bin immer noch nicht gut, meine Aura hat noch immer keinen goldenen Schimmer und es ärgert mich.
Gut an der ganzen Sache ist aber, dass so ein Abschluss immer wieder ein Moment ist, an dem man überlegen muss, ob alles, was man tut das Richtige ist und ob man überhaupt am richtigen Ort ist.
Ideal wäre ja eigentlich, wenn alles vorher bestimmt wäre und einem schon bei der Geburt der genaue Ablaufplan ins Outlook eigentragen würde. Aber nein, der grosse Plan offenbart sich als eine nicht enden wollende Odyssee durch ein Labyrinth mit vielen Abzweigungen und Sackgassen.
Betrachtet man aus dieser Überlegung heraus das Leben als Ganzes, dann frage ich mich, wie ein normales Leben denn eigentlich aussieht oder aussehen soll. Muss man zu irgendeinem Zeitpunkt den richtigen Weg durch das Labyrinth gefunden haben oder kann man über die ganze Lebensspanne hinweg herumirren und Richtungsänderungen wie ein flüchtender Hase durchführen? Und welches wäre denn überhaupt die bessere Variante?
Vermutlich kann man den Lebensweg vor sich sehen, wie die Beleuchtung eines Flugfeldes. Man kann diesem Weg diszipliniert folgen und am Ende seines Lebens plötzlich herausfinden, dass man das ganze Leben auf dem falschen Pfad gewandert ist. Man kann aber wohl auch das ganze Leben frustriert herumirren und am Ende zur Einsicht gelangen, dass man ausser Zufriedenheit alles andere gefunden hat. Naja, wenn man nicht ein völliger Ignorant ist, hat man zumindest in beiden Fällen die Chance einen Moment der Erleuchtung zu erfahren. Aber es scheint, als laufe alles wieder darauf hinaus, dass man nur weiss, dass man nichts weiss und das ganze Leben kompliziert und undurchschaubar bleibt.
Und mein Ziel, irgendwann gut zu werden? Ich schätze, es bleibt nach meinen Masstäben unerreichbar. Aber ich denke, dass ich zur Einsicht gelange, dass man nicht gut werden kann, wenn man seinen Fokus zu sehr in eine Richtung beschränkt und darüber allem anderen keinen Wert mehr beimisst. Zu schnell kann das, was heute wertvoll erscheint im Kurs sinken. Und zu schnell verschwinden die Leute aus dem eigenen Leben, die einem als Vorbild für den einzig wahren Weg dienen.
22.07.2003
Rückkehr
Die Einsamkeit in mir quält mich. Ich kann nicht ohne sie leben und mit ihr schon gar nicht. Ich wünschte, ich könnte jemandem für
all das die Schuld geben, aber es ist niemand da ausser mir selbst.
Ich könnte das Schicksal oder den höheren Plan beschuldigen. Was sind wir Menschen schliesslich schon? Hundert Kilo Staub
vergangener Sonnen? Welcher einfältige Gott, welche einfältige Laune der Natur hat sich erlaubt aus diesem Sonnendreck etwas
Lebendiges hervorzurufen und ihm eine Seele zu geben?! Wunder des Lebens, nennen sie es gelegentlich, für mich ist es nichts als
ein Albtraum, tagtäglich. Ich stehe am Morgen auf, tue alles, was ich tun muss, was man von mir verlangt. Ich tue das ganze Jahr
hindurch, das was irgendwer von mir verlangt. Ich tue es mein ganzes Leben lang und was kriege ich dafür? Nichts. Ich habe meine
Schulzeit gemacht, ich habe meine Lehre gemacht, ich habe meinen Militärdienst gemacht, einen Beruf erlernt und ich habe meine
Steuern bezahlt. Eigentlich war es das doch oder? Darf ich jetzt endlich gehen oder braucht noch jemand etwas von mir? Dieses
Scheissleben hat nichts für mich übrig, ausser den Anforderungen anderer Leute und Institutionen. Aber nein, es kann nicht
einfach zu Ende sein, aus irgendeinem Grund läuft das verdammte Spiel noch ein paar Jahrzehnte. Vermutlich habe ich einfach noch
nicht alle getroffen, die auch noch Ihren Obulus von mir einfordern .... Ich erinnere mich an all das, was man von mir verlangte,
aber ich kann mich nicht daran erinnern, was ich jemals gewählt hätte, was ich jemals für mich gewollt hätte. Vielleicht weil ich
niemals etwas für mich wollte? Vielleicht ist das das ganze Problem. Ich bin nicht ich, ich bin bloss die Summe all dessen, was
andere an Ansprüchen und Erwartungen an mich hatten. Wie soll das genügen für alles was kommt? Ich habe Angst an alle dem zu
zerbrechen, all die Anforderungen nicht erfüllen zu können.
Vorallem habe ich dieses Alleinsein so satt, diese Wochenenden an denen ich mit keinem Menschen spreche, diese Nächte allein mit
meinen Gedanken. Was würde ich nicht tun, für die Berührung eines anderen Menschen, für diesen Blick, den nur verliebte Frauen einem schenken können, für Worte der Zuneigung und für das Gefühl vereint und Teil von jemandem zu sein? Aber warum sollte ich
glauben, dass ich jetzt oder später noch das erfahre, auf das ich schon so viele Jahre warte? Lächerlich, nein der Glaube ist dahin,
die Illusion geschwunden, der Selbstbetrug alles längst vergangen. Diese Einsamkeit wird den Rest meiner Existenz dauern und das,
was ich vielleicht zu einem Zeitpunkt hätte geben können ist längst verkümmert. Neid auf andere Leute und die Verbitterung über mein
Anderssein ist alles zu dem ich fähig bin. Schüchterne Blicke auf das, was ich niemals haben kann sind alles, was bleibt. Zu lange
ist die Seele in mir verkümmert, als dass ich noch die Fähigkeit besässe, die Anforderungen einer Partnerin zu erkennen und ihren
Ansprüchen gerecht zu werden. Nichts von alledem, was ich zu geben hätte wäre gut genug, um von jemandem gewollt zu werden. Ich verstehe
dieses verdammte Leben einfach nicht. Was muss ich denn tun??
Ich bin traurig, müde und enttäuscht. Ich schätze, diese Seele war eh nie dafür gedacht, soweit zu kommen.
03.09.2003
Wer bin ich?
Nein ich glaube, man spielt einfach seine Rollen je nachdem wo man grad drin steckt und das Selbst und die eigene Kenntnis
darüber sind nichts weiter als Selbstbetrug und Illusion, Wunschdenken.
Ich glaube, das Maximum an "ich selbst" bin ich, wenn ich gerade vor meinem Bildschirm sitze und über solches Zeug nachdenke.
Schweigend, allein, melancholisch. In allen anderen Fällen spiele ich wohl Rollen.
Also wer bin ich? Ich überlege immer noch - und es ist kaum zu fassen, wie lange ich jetzt schon darüber sinniere. Ich komme
so zum Schluss, dass ich diese Frage für mich selbst gar nicht beantworten kann. Aber wie soll ich dann jemals herausfinden, wer
ich bin und wie ich bin, wenn ich ich selbst bin? Kann man es gar nicht selbst wissen, einfach weil man zu sehr ein eigenes Bild
von sich selbst hat? Dann müsste man andere fragen. Aber würde ich 10 Leute fragen, würde ich 10 Antworten kriegen. Und überhaupt, was
wissen denn andere schon über mich?
Oder ist diese Frage am Ende gar die völlig falsche Frage? Muss die Frage gar nicht heissen "Wer bin ich?" sondern
"Wer will ich sein?". Die Antwort auf diese Frage wäre aber nurmehr ein Wunschgebilde. Man will etwas sein, was man niemals
sein kann, weil einem wichtige Attribute fehlen. Also wer ist man? Der der man ist oder der der man sein will?
09.09.2003
Veränderungen
Doch sind das sind nicht uralte Instinkte, die da plötzlich aus dem Schlaf gerissen werden? Instinkte, von denen ich mich vielleicht sogar leiten lassen sollte? Wieso sollte ich mich nicht wehren, wenn die
Dinge, an denen ich hänge in Gefahr sind? Wieso sollte ich mich nicht gegen die erheben, die das wenige
zerstören, das für mich von Bedeutung ist. Wenn sie mich dessen berauben wollen, woran ich mich
festhalten konnte. Wenn sich in einem Widerstand regt, sollte man doch versuchen dessen Wurzeln zu
ergründen und nicht versuchen den inneren Aufschrei zu unterdrücken, oder?
Alles um mich herum verändert sich und wiedereinmal habe ich das Gefühl, dass ich die letzte Konstante
im Universum bin. Wo einst Loyalität sich selbst und anderen gegenüber, Vertrauen in die Zukunft,
Solidarität, Selbstsicherheit und Optimismus zuhause waren, findet sich jetzt nur noch Resignation,
die Erinnerung an das Gewesene, Frustration, Ohnmacht und purer Hass über die Versager, die die
Änderungen über uns gebracht haben, wie die Plagen über Ägypten. Die Leute, die das zerstören, für
das wir uns eingesetzt haben.
Aber müsste ich mich nicht selbst dafür hassen, dass ich so Mühe habe mit den Veränderungen um mich
herum umzugehen? Ja, natürlich. Und ich tue es ja auch, aber ich hasse mich schon für so vieles. Viel
wichtiger scheint mir die Frage, ob man sich wirklich mit jeder Veränderung einfach stillschweigend
abfinden muss? Muss man wirklich zuschauen, wie all das, worauf man vertrauen konnte und all die
Werte von einst von dummen, kleinen, kurzfristig gedachten Absurditäten unter dem Deckmantel der
Neuorientierung und Reorganisation ausgelöscht werden? Sind es brillante Strategen, die da am Werk
sind und alles falsch nennen, was bisher richtig war oder sind es einfach dumme Emporkömmlinge mit
Machtgelüsten und Profilierungsdrang? Wird heute nicht all zu leicht von Flexibilität gesprochen, wenn
man eigentlich blinden Gehorsam und Ja-Sagerei vom dummen kleinen Fussvolk haben will?
Ich halte Veränderungen an sich für positiv. Veränderungen bergen das Potential für Verbesserungen,
sie geben die Chance mit starrem, altem zu brechen und neues herbeizuführen. Sie öffnen die Türe zu
neuem, zu Evolution und Fortschritt. Aber das, was ich heute um mich herum erlebe, hat mit all diesen
hehren Zielen nichts, aber auch gar nichts zu tun. Die Veränderungen, die jetzt vor sich gehen bestehen
aus Zerfall, Rückschritt, Verrohung, Angst und Ausbeutung. Geier, die um die sterbenden Goldesel von
einst kreisen und sich einen kleinen Happen davon sichern wollen. Wie soll man damit umgehen? Ich könnte
mit Flucht reagieren. Aber wohin flüchten? Die ganze Welt macht die gleichen Änderungen durch. Die
letzten Hafen der Zuflucht sind dabei unterzugehen.
Möglicherweise ist es auch hier wieder eine Frage des Vertrauens. Vertrauen wir wirklich noch den
Leuten, die uns führen? Haben wir es jemals getan oder war man in den guten Zeiten zufälligerweise
Weggefährten mit ähnlichen Zielen und Vertrauen war niemals nötig, noch Teil der Überlegungen. Nun, da
nichts nötiger wäre als Vertrauen wird dessen Absenz erst offensichtlich und die die führen sollten
können auf nichts weiter zurückgreifen als auf die Organigramme in ihren Schubladen und ihre Titel. Wie
sollte sich mit diesem minderen Rüstzeug der Weg aus der Krise finden lassen?
Ja, eigentlich bin ich davon überzeugt, dass der ganzen westlichen Welt einmal mehr ein dunkles Zeitalter
bevorsteht. Wir stehen einfach da und sehen zu, wie Dinge achtlos weggeworfen werden, für die frühere
Generationen gekämpft haben. Sicher, Chaos und Anarchie üben eine nicht mindere Faszination auf mich aus,
aber wenn wir sie schon durchleben müssen, dann wäre es mir bedeutend lieber, wenn sie einfach über uns
hereinbrechen würden und sich nicht in unsere Leben schleichen, wie ein tödliches Krebsgeschwür. Aber
vielleicht besteht ja darin Hoffnung, dass sich Menschen nur ungern längerfristig in eine Ecke drängen
lassen.
19.10.2003
Marktwirtschaft
Vermutlich hat jeder, der das liest in seinem Job auch schon mal hören müssen, dass der Dienst am
Kunden das Wichtigste ist. Ich sage, dass das nur Geheuchel und leeres Geschwafel ist. Seit man diesen
Satz in den Betrieben hört, ist es doch in Tat und Wahrheit mit dem Kundendienst nur noch bachab
gegangen. Man glaubt auch hier, dass man menschliche Nähe und eine Atmosphäre des Vertrauens durch
Tooleinsatz und automatisierte Auswertung und Bewirtschaftung von Kundenstämmen dem Kunden einen
Mehrwert bringt. Was für einen Unsinn. Alles was man als Kunde noch erhält, ist automatisiert,
kostenpflichtig oder darauf ausgerichtet einem noch mehr Geld aus der Tasche zu ziehen. Ehrlich ist
daran gar nichts. Die Unternehmen sind nicht an Kunden interessiert, sondern am Geld der Kunden, das
ist ein wesentlicher Unterschied.
Also fassen wir das nochmals zusammen: Den Firmen sind die Mitarbeiter, die Produkte und die Kunden
egal. Der Fokus ist Geld und Macht. Ich sage das ist falsch und ich sage, dass wir uns mit dieser
Strategie demnächst wieder in der Steinzeit befinden werden.
Was können wir dagegen tun? Fragt Ihr. Nichts, absolut nichts. Die richtige Reaktion wäre wohl, dass
die Megakonzerne zerschlagen werden, dass die Globalisierung verboten wird. Dass das Gesindel der
Chefetagen aus ihren Sesseln geprügelt wird, auf öffentlichen Plätzen an die Pranger gestellt und mit
faulem Gemüse beworfen wird. Dass man die Bücher der Wirtschafts-Experten auf den Index setzt und dass
man so Orte wie eine St. Galler Wirtschaftsuniversität schliesst und zu einem Museum für Irrlehren
umfunktioniert und den hochnäsigen Besserwisser-Professoren dieser menschenverachtenden Institutionen
den Prozess macht. Ja, das wäre wohl ein Weg, aber bleiben wir realistisch. Wir haben keine Chance, die
Weichen sind längst gestellt. Bevor es mit der Menschheit wieder aufwärts gehen kann, muss sie zuerst in
Chaos und Leid versinken.
5.12.2003
Abgehakt
Aber ist ein Jahresende wirklich ein Abschluss? Eigentlich nicht. Die meisten Menschen beschäftigen sich ja kaum mit der Bewegung
der Erde um die Sonne und sie richten ihr Leben auch kaum mehr auf die Wintersonnenwende und den Einfluss der Jahreszeiten aus.
Bei meinem Arbeitgeber endet das Jahr schon Ende Oktober. Auch die wirtschaftliche Situation lässt es schwerlich zu, dass man einen Abschluss findet, abschaltet, sich Gedanken macht und
etwas neu beginnt. Die meisten von uns quält doch übergangsfrei die Frage, wie es nächstes Jahr weitergehen soll und ob man auch am Ende dieses
Jahres dann noch einen Job haben wird.
Nein, ein Abschluss ist am wolkenverhangenen Horizont nirgends zu erkennen. Es geht weiter und die Hamster rennen im Rad, einfach
noch ein bisschen ängstlicher als sonst.
Mich irritiert, dass sich die meisten Menschen trotz dieser Einsicht hartnäckig nicht erschiessen, nicht ein einzges mal. Ja, es
gibt sie gar immer noch, diese Typen, die so gänzlich umgekehrt, wie ich funktionieren. Die, die das alles sehr schön finden, die
täglichen Herausforderungen als solche brauchen und stets aufs neue geniessen. Haben diese Leute einen Antikörper gegen die Realität?
Oder sind diese Leute einfach blöd, Ignoranten oder schlicht Lebenskünstler?
Für mich kristallisiert sich aber immer mehr heraus, dass mich nur Enden wirklich reizen, die meisten Tätigkeiten per se geben
mir kaum jemals etwas positives von bleibendem Wert. Ja, eigentlich ist es so, dass die meisten Tätigkeiten an meiner Batterie
zerren, mich innerlich auffressen und zermürben. Aber nichts lädt die Dinger je auf. Etwas was vorbei ist hingegen, kann man
abhaken und sich etwas anderem zu wenden.
Man könnte entgegenhalten, dass ich wohl das Falsche tue oder die falschen Erwartungen habe oder zu hohe Erwartungen habe. Aber
wenn ich genau drüber nachdenke, dann muss ich sagen, dass ich noch nicht mal mehr Erwartungen habe. Ja wirklich. Wir Menschen sind
eh nichts weiter als mutierte Resten explodierter Sterne, mit dem Ziel sich zu vermehren und dann wieder zu vergehen. Sternenstaub
zu Sternenstaub, nicht einmal ein Wimpernschlag in der Ewigkeit. Woher sollte da ein legitimer Anspruch auf Sinn und Perspektiven
kommen? Wer sind wir, dass wir glauben, wir wären etwas Spezielles? Und so lasse ich mich die meiste Zeit treiben. Jemand will, dass
ich irgendwas tue, also tue ich es, jemand will, dass ich etwas nicht tue, also tue ich es nicht. Ein Sklave der äusseren Zwänge und
Pseudo-Pflichten. Ja, ich habe es wirklich erfolgreich geschafft, die Lust an allem zu verlieren, jegliche Sehnsucht zu unterdrücken,
alles nur mühsam zu finden und frei von Wünschen und Illusionen zu werden. Mein eigener Wille ist verschwunden.
Und so hätte ich auch mein Leben lieber heute als morgen
abgehakt. Kann man sich mit diesem seelischen Zustand eigentlich noch Mensch nennen?
Zu schaffen macht mir besonders, dass ich in dieser Existenz keine Inseln vor mir sehe, auf die ich mich freuen kann, auf die ich
mich retten könnte und auf denen meine Seele wieder einmal atmen könnte. Ich sehe einfach keine Etappen-Ziele mehr. Ich sehe nur noch,
dass ich bis zum Herzinfarkt oder bis 75 arbeite und in all den Jahren Resignation und Hoffnungslosigkeit meine einzigen Begleiter
sein werden. Ich wünschte, ich wüsste was ich tun soll, wie ich damit umgehen oder es ändern könnte. Es geht einfach nicht. Der Weg ist die Qual. Das Ziel ist das Ziel und die Befreiung. Aber es ist ja schon wieder Abend und somit ein Tag weniger .....
25.12.2003
Ausgebrannt
Und nun?
Wenn ich zuhause bin,
liege ich rum, stehe ich rum, fahre zum Einkaufen oder wälze irgendwelche IT-Literatur, weil ich in
der dauernden Panik lebe, nicht uptodate zu sein. Ich habe keine Hobbies, kaum Freunde
(dafür zumindest gute), keine Pläne,
keine Perspektive, keine Hoffnung, dass sich jemals etwas ändern wird und keine Ideen, wie ich irgendwas
ändern könnte. Wann habe ich eigentlich das letzte mal einen neuen Menschen kennengelernt, mit dem ich
heute noch Kontakt habe? Das muss vor sechs oder sieben oder acht Jahren gewesen sein.
Ich weiss, wenn sich etwas ändern soll, muss es von mir kommen. Aber wo soll ich beginnen, wenn es
keine Illusionen mehr gibt, nichts mehr erstrebenswert scheint und das, was erreichbar ist, keine Lust
oder Befriedigung verspricht? Die kleinen Versuche immer nur scheitern? Meine Welt ist extrem klein
geworden. Mein Sinn des Lebens ist ein einziges grosses Vakuum. Ich existiere nur noch, um das zu tun,
was von mir verlangt wird und selbst dafür bringe ich einfach keine Energie mehr auf. Ich will so nicht
die nächsten 50 Jahre verbringen und ich sehe einfach keine Optionen, so sehr ich auch darüber nachgrüble.
Wie schafft man es, auf Dinge Lust zu haben? Wie schafft man es, irgendetwas mit Freude zu tun, was
einem keinen persönlichen Vorteil verschafft, einen nicht weiterbringt und nicht das Überleben sichert?
Wie schafft man es, sich selber etwas Gutes zu tun, diesen Akt zu geniessen und kein schlechtes
Gewissen dabei zu haben? Wie schafft man es, die Vergangenheit nicht zu hassen, die Zukunft nicht zu
fürchten und von der Gegenwart nicht angewidert zu sein? Wann war ich das letzte mal glücklich? Ich
weiss es nicht.
Ich schätze, ich werde auch heute Abend auf dem Sofa rumliegen, irgendwann ins Bett steigen und mir wie in jeder Nacht bis zum Einschlafen wünschen, nicht mehr aufzuwachen.
26.02.2004
Wahlschlappe
Was soll man sagen? Heute hat das
Volk gesiegt.
16.05.2004
Wertlos
Meine Gefühlswelt sieht aus, wie die Mars-Oberfläche, nur dass keiner dieser Nasa-Roboter hartnäckig versucht, Leben zu finden. Ich mache mir immer mal wieder Gedanken darüber, was der Begriff Liebe für mich bedeutet und ende jedesmal mit dem Resultat, dass ich in mir eine stille kleine Sehnsucht nach dieser abstrakten Worthülse habe. Aber ich traue diesem Wunsch überhaupt nicht. Ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich Liebe möchte oder ob es nur der Wunsch ist so zu sein, wie alle anderen.
Gerade hatte ich einen seltsamen Gedanken. Ich habe mir versucht vorzustellen, dass mich eine Frau lieben würde und der Gedanke hat sich angefühlt, wie das Absurdeste, was ich je gehört habe und ich höre schon von Berufswegen verdammt viel albernes Zeug. Aber diese Empfindung tut mir jetzt gerade ziemlich weh und löst in mir den Wunsch aus nicht zu existieren. Vielleicht habe ich es ja darauf abgesehen mir selbst weh zu tun. Mich zu verletzen und schlecht zu fühlen hilft ein bisschen meine Unzulänglichkeiten und mein dauerndes Versagen zu entschuldigen.
17.07.2004
Die Hand im Po
- weil man es uns gesagt hat
- weil es alle so tun
- Intuition
- ein Lichtwesen ist uns des Nachts erschienen und hat uns geheissen, es zu tun
- oder weil jemand explodiert ist, der es falsch gemacht hat und der wurde zufällig beobachtet
Ich glaube, das ultimative Beispiel ist die Art und Weise, wie wir unseren A.. nach dem Sch.. sauber machen. Woher
wissen wir, dass wir genau diesen Akt absolut korrekt vollziehen? wieviel Papier muss man nehmen? Okok, zu wenig
hinterlässt Stinkefinger und zu viel führt vermutlich zu unagenehmen Erweiterungen oder aber zu Verstopfungen. Ja
aber woher wissen wir, ob wir beim Saubermachen mit der/dem Hand/Faust/Finger/Fuss/Taschenmesser kreisen, rubbeln oder greifen
müssen. Ja und wie weit fasst man überhaupt hinein, ohne dass man lebenswichtige Organe beschädigt. Und müsste man
nicht vielleicht beide Hände nehmen? Im Stehen oder im Sitzen? Und dann ist da immer diese ominöse Bürste in den Klos. Ich
will gar nicht wissen, wieviele Missverständnisse und Verstümmelungen dieses Teil schon verursacht hat.
Und es ist ja nun auch nicht so, dass man diese Fragen einfach so jemandem stellen könnte oder habt Ihr im Klo schon
mal erlebt, dass Euch jemand gefragt hat? "Tschuldige Nachbar, wie war das noch gleich: Rubbeln oder kreisen?". Ja
und just als man glaubte, man hätten den Bogen (äh die Scheisse) raus, dann kam Hakle und erfand irgendwelche nassen,
glibbrigen Feuchtpapiere und die ganze Konfusion fing wieder von vorne an (vorher oder nachher, auffalten oder ganz
hineinschieben? Drin lassen oder rausnehmen?)26.08.2004
Erkenntnisse
22.09.2004
2056
22.09.2004
Eiszeit
14.02.2004
Dienstleistungsrichtlinie
24.03.2005
Ewigkeit
22.10.2005
Vertrauen
08.04.2006
Papst vs. Islam
Da lässt er in einer Rede so nebenbei einen vermeintlich unbedachten Spruch fallen und die halbe
islamische Welt ist ausser sich und fühlt sich auf die eigene Heiligkeit getrampelt.
Sie drohen dem heiligen Vater mit Gewalt, weil er eine Diskussion aus längst vergangener
Zeit zitiert, wo einer meinte, dass der Islam mit dem Schwert verbreitet würde. Man droht
ihm also in der Art: Wenn Du nicht aufhörst zu behaupten, ich sei gewalttätig, dann hau ich Dir aufs Maul.
Tja, was soll man dazu sagen?
Sehr amüsant, doch mitnichten unerwartet, kommen diese Drohungen aus der Windrichtung, aus
der sonst Hetztiraden dröhnen, Rauch von verbrannten Fahnen herüberqualmt und Steine geflogen
kommen. Geradezu dramatisch mutet dieser vorgetragene
Akt dieses Gefühls des Verletzseins im eigenen Glauben und dieses kollektive Tränendrüsen-Gedrücke schon an.
Man könnte auch sagen, es sei ziemlich vermessen angesichts deren Umgang mit anderen Konfessionen. Man ereifert sich zwar,
dass da wieder Islam und Islamismus in einen Topf geworfen wird, aber wo bleiben denn eigentlich die Aktionen der islamischen
Glaubensführer, ihre extremen Kreise in Zaum zu halten, sie auszugrenzen und ihnen Einhalt zu gebieten?? Ich lese davon nichts.
Ich meine, man muss das aus einer anderen Richtung sehen: Was ist denn ein Glauben anderes als ein Produkt? Ja, ein
Produkt und der Papst ist der CEO der Firma, die das Recht drauf hat. Für jeden
Geschmack gibts irgendwelche Produkte und jede Firma versucht ihre Zielgruppe
bei der Stange zu halten und mit geschickten Marketingmassnahmen im Markt
Anteile zu gewinnen. The Sky oder hier eher the Heaven is the limit. Dass da der
Firmenpräsident halt hin und wieder auch mal den einen oder anderen verbalen
Hieb auf die Konkurrenz loslässt kann doch wirklich nicht erstaunen. Ich würde
das sogar erwarten und noch weiter gehen. Die katholische Kirche und ihre
pro-Thesen behaftete Light-Version - die Protestanten - sollten vielleicht
mal wieder die Hosen runterlassen und ihre Botschaften, ihre Ansichten und
vorallem ihre Ziele klar offenlegen. Die Protestanten können sie von mir aus
auch an irgendwens Haustür nageln.
Dass die Christenheit die Sache mit der
Nächstenliebe seit der Existenz ihrer weltlichen Machtinstanzen noch niemals im
Griff hatte, braucht man hier auch wirklich nicht mit Beispielen zu unterlegen.
Und dass sämtliche monotheistischen Religionen in ihrem Pflichtenheft die
Missionierung (Kundenaquisition) stehen haben, ist ebenfalls zur Genüge bekannt.
Was man dann bei den Muslimen anprangert, vertuschen wir in unserer Gesellschaft sehr
gern mit geheuchelter Nächstenliebe, vorgegaukeltem Verständnis und Versuchen
der Annäherung. Und was soll Annhäherung bringen? Was soll Ökumene bringen? Das
soll doch nichts anderes sein, als eine Chance zu schaffen, vielleicht dem
anderen ein paar Kunden, sorry Anhänger abzuluchsen und ihnen auf dem Herausweg
ein paar Heilsbotschaften auf den Rücken zu heften ... "Okily-dokily Nachbar".
Verschiedene Glaubensrichtungen können einfach nicht miteinander, das geht vom
Inhalt schlicht nicht. Also wieso tun sie so, als wollten sie es probieren, als
wäre es ihnen tatsächlich ein Anliegen? Sollte man wirklich glauben, dass nach
einer Annäherung die obersten Instanzen hingehen und den Kern ihrer Religion
modifizieren, weil sie im gemeinsamen Gespräch erleuchtet wurden? "whoooa, der Muslim
hatte eine fantastische Idee, wie wir die Offenbarung auslegen sollten, lass uns das ganze nochmal überdenken" ...
Ihr könnt dann wieder an meiner Haustür klingeln, wenn Ihr mit jedem Menschen dieser Welt geredet habt, wenn Ihr
jedes Buch dieser Welt gelesen habt, jedes Objekt und jedes Wesen dieser Welt gesehen habt, jede Frage gestellt und jede davon beantwortet
bekommen habt. Vorher ist alles, was zwischen Euren verblendeten Scheuklappen steckt Glaube, nicht Wissen, nicht Weisheit und nicht
Wahrheit und ihr habt keinerlei Grundlage, so zu tun als wäre es irgendwie anders. Und Ihr habt auch kein Recht anderen Leuten
damit das Leben schwer zu machen oder ihnen Euren Glauben aufzudrängen.
Also, wie weiter oben gesagt, es wär mir lieber, wenn die Religionen ihren Anspruch auf
einzige Wahrheit klipp und klar deklarieren müssten. Genauso wie auf dem Fleisch die
Herkunft steht "Schweineschnitzel, aus Bulgarien", "Mein Glaube toll, Dein Glaube
doof." "Warnung, dieser Glaube ist nicht kompatibel zu anderen Glauben" "Wir
sind die einzigen, ihr anderen seid Ketzer und gehört verbrannt".
Auf so einer Ebene kann man dann arbeiten, beziehungsweise ehrlich und
konsequent gegeneinander arbeiten. Im besten Fall erreicht man einen Konsens,
der es erlaubt, dass man sich nicht gegenseitig die Schädel einschlägt und das
nervige herummissionieren einfach mal sein lässt.
Vielleicht sollte die UNO oder sonst wer ein paar Gebiete in der Welt zu
DeSpiritualisierten Zonen (DSZs) erklären. So könnten Leute, wie ich, die dieses infantile
Getue einfach nur satt haben, in Ruhe leben.
05.10.2006
Zum neuen Jahr
Und falls Euch - wie mir - manchmal die Fähigkeit fehlt die richtigen Prioritäten zu sehen, dann schaut Euch einfach dieses
Bild an und fragt Euch wie gross und dringend das Problem wirklich sein kann.
Frohe Festage, einen guten Rutsch, viel Erfolg und ein spannendes neues Jahr.
31.12.2006
Bobo vs. Christen
Aber mal von ganz vorne: Unser Bobo gewinnt also die Ausscheidung für die Eurovision und darf unsere Flagge nach Helsinki
tragen, voll Hoffnung in die haarigen Monsterstapfen von Lordi zu treten. Ach, was hab ich hämisch gelacht, als Lordi letztes
Jahr gewonnen haben. Nun, statt sich für unseren Bobo zu freuen, nimmt die hiesige Christenheit Anstoss am Inhalt seines
Songs "Vampires are alive". In den Medien muss ich lesen, dass der Song eine - Zitat -
"Verniedlichung von Vampiren, Teufel und Hölle" ist.
"Der Spass höre auf, wenn es um Satanismus und Okkultismus gehe".
"Der Vampir-Song ermutige die Hörer ihre Seele zu verkaufen und das Leben aufzugeben."
"Wer dem Teufel die Seele verkauft, verspielt sein ewiges Leben".
Es gibt gar eine Petition gegen Bobo. 50'000 christliche Stimmen wurden von der EDU gesammelt und nun muss sich der
Bundesrat damit beschäftigen. Man sagt, der European Song Contest werde immer mehr zu einem Tummelfeld von Okkultisten und
Satanisten. Sapperlot aber auch, sag ich da.
Ich meine, diese neuerliche christliche Ungeheuerlichkeit schlägt dem Weihwasser-Fass den Boden raus. Es ist ein Affront gegen
die freie Meinungsäusserung, Religionsfreiheit und Trennung von Kirche & Staat in unserem Land. Was masst sich diese
heuchlerische Bande eigentlich an, uns vorzuschreiben, was wir hören und sehen dürfen? Die EDU fühlt sich in ihrem Glauben verletzt?!
Ich fühle mich durch diesen Quatsch in meinem Intellekt verletzt. Reiche ich deswegen eine Petition ein?
Wir dürfen uns das nicht gefallen lassen und ich kann nur zu meinen Entitäten beten, dass im Bundeshaus noch
ein paar Mauern der Vernuft stehen, die dem albernen Getröte dieser Jericho-Trompeten trotzen können.
Es ist schon unglaublich, wie es christliche Organisationen immer wieder schaffen, sich der kompletten Lächerlichkeit
preiszugeben. Anschliessend ist natürlich das Geheule gross, wenn die Kirchen leer sind und man die Botschaft nirgends
mehr los wird. Man jammert dafür umso mehr über die wertefreie Zeit und die Abkehr vom christlichen Geist. Vielleicht
müsste man statt auf den Verfall von Wertesystemen, mal auf den Verfall von Leichtgläubgikeit und blindem Schäfchentum
als Ursache für den kirchlichen Exodus prüfen.
Offensichtlich haben diese Organisationen überhaupt nichts aus der Schreckensherrschaft der Kirche der letzten paar tausend Jahre,
der Entstehung und Verbreitung des Christentums gelernt. Sie glauben immer noch, dass sie Menschen einschüchtern und ihnen das Denken
abnehmen müssen und erhoffen sich wohl, dass sie dadurch die Machtinstitutionen der Kirche wieder installieren können.
Es ist mir wirklich und wahrhaftig ein Rätsel woher diese christlichen Redelsführer den Anspruch nehmen, dass ihr Wertesystem
das Mass aller Dinge ist. Muss ich wirklich einmal mehr auf das endlose Blutbad in der Bibel hinweisen? Statt Liebe und
Werte zieht sich eine Blutspur von Kapitel zu Kapitel. Nix da von Liebe, wer aufmuckt wird platt gemacht, das ist die
einzige Botschaft, die konsistent vorallem im alten Testament vorhanden ist. Die restlichen Stories hätte man sich im Grunde genommen
sparen können. Fortwährend werden Völker ausgelöscht, Leute erschlagen und Menschen wegen anderer Meinungen gestraft. Das
ganze Wertesystem der Bibel besteht aus Angstmacherei und Drohungen: "Entweder Du glaubst ODER!!". Diese Masche zieht doch
einfach nicht mehr.
Um es nochmal deutlich zu machen:
Als vor ein paar Jahren in Jugoslawien Krieg war und die ethnischen Säuberungen durchgeführt wurden, war man in aller Welt
schockiert über diese unglaublichen Grausamkeiten. Nun, blicken wir ein wenig zurück:
Gehen wir zu Freund Mose, Wüstenpfadfinder mit einer Standleitung zu Gott und Führer der 4M - "Moses Marodierende Meuchel Mörder" . Lesen wir doch bei 5. Mose 7:
"Wenn dich der Herr, dein Gott, ins Land bringt, in das du kommen wirst, es einzunehmen, und er ausrottet viele Völker vor dir
her, die Hetiter, Girgaschiter, Amoriter, Kanaaniter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter, sieben Völker, die grösser und stärker
sind als du, und wenn sie der Herr, dein Gott vor dir dahingibt, dass du sie schlägst, so sollst du an ihnen den Bann vollstrecken.
Du sollst keinen Bund mit ihnen schliessen und keine Gande gegen sie üben und sollst dich mit ihnen nicht
verschwärgern; eure Töchter sollt ihr nicht geben ihren Söhnen und ihre Töchter sollt ihr nicht nehmen für eure Söhne.
Denn sie werden eure Söhne mir abtrünnig machen, dass sie andern Göttern dienen; so wird dann des Herrn Zorn entbrennen über
euch und euch bald vertilgen. Sondern so sollt ihr mit ihnen tun: Ihre Altäre sollt ihr einreissen, ihre Steinmale zerbrechen,
ihre heiligen Pfähle abhauen und ihre Götzenbilder mit Feuer verbrennen" ... blabla ihr seid die Tollsten und Besten blablabla
ausserwählt, laberlaber .... "und vergilt ins Angesicht denen, die ihn hassen, und bringt sie um und säumt nicht, zu vergelten
ins Angesicht denen, die ihn hassen"
Anderes Beispiel: die Babylonier. Meiner Meinung nach eine phantastische Hochkultur. Andere mochten sie
nicht ganz so arg gern: Psalm 137.8: "Tochter Babel, du Verwüsterin, wohl dem, der dir vergilt, was du uns angetan hast!
Wohl dem, der deine jungen Kinder nimmt und sie am Felsen zerschmettert"
Ok, anderes Beispiel: die Midianiter. Kennt irgendwer die Midianiter? Ich nicht, egal. Hier was unsere auserwählten Freunde
in ihrer unendlichen Nächstenliebe mit ihnen anfangen:
4. Mose 25.17: "Und der Herr redete mit Mose und sprach: Tut den Midianitern Schaden und schlagt sie".
Mose scheint da noch ein wenig mehr detaillierte Instruktionen zu brauchen, darum meint der Herr in 4. Mose 31.2 "Übe Rache
für die Israeliten an den Midianitern, und danach sollst Du versammelt werden zu deinen Vätern. Da redete Mose mit dem Volk
und sprach: Rüstet unter euch Leute zum Kampf gegen die Midaniter, die die Rache des Herrn an den Midianitern vollstrecken
"... .."Und sie zogen aus zum Kampfe gegen die Midianiter, wie der Herr es Mose geboten hatte, und töteten alles, was männlich
war. Samt diesen Erschlagenen töteten sie auch die Könige der Midianiter ...." ".. und die Israeliten nahmen gefangen die Frauen
der Midianiter und ihre Kinder, all ihr Vieh, alle ihre Güter raubten sie und verbrannten mit Feuer alle ihre Städte, wo sie
wohnten und alle ihre Zeltdörfer..." ..."Und Mose wurde zornig über die Hauptleute des Heeres, die Hauptleute über tausend und
über hundert, die aus dem Feldzug kamen und sprach zu ihnen: Warum habt ihr alle Frauen leben lassen?" .... " So tötet nun
alles, was männlich ist unter den Kindern, und alle Frauen, die nicht mehr Jungfrauen sind, aber alle Mädchen, die unberührt
sind, die lasst für Euch leben".
Ok, wir sehen auch hier die unendliche Gnade Gottes, wir schlachten nicht nur alles darnieder, sondern wir kennen auch keine
Gnade und gönnen uns dann für die Strapazen noch ein paar Sklaven.
Warum haben sie das bloss getan? Lesen wir ein paar Zeilen vorher:
4. Mose 25.1: "Und Israel lagerte in Schittim. Da fing das Volk an zu huren mit den Töchtern der Moabiter; die luden das Volk
zu den Opfern ihrer Götter. Und das Volk ass und betete ihre Götter an. Und Israel hängte sich an den Baal-Peor. Da entbrannte
des Herrn Zorn über Israel und er sprach zu Mose: Nimm alle Oberen des Volks und hänge sie vor dem Herrn auf im Angesicht der
Sonne, damit sich der grimmige Zorn des Herrn von Israel wende"
4. Mose 25.6: "Und siehe, ein Mann aus Israel kam und brachte
unter seine Brüder eine Midianiterin vor den Augen des Mose und der ganzen Gemeinde der Israeliten, die da weinten vor der Tür
der Stiftshütte. Als das Pinhas sah, der Sohn Eleasars, des Sohnes des Priesters Aaron, stand er auf aus der Gemeinde und nahm
einen Spiess in seine Hand und ging dem israelitischen Mann nach in die Kammer und durchstach sie beide, den israelitischen Mann
und die Frau, durch ihren Leib."
Ok, also hier nochmal in Kurzform: Unsere Wüstenlatscher machen Päuschen in Schittim. Das Volk da veranstaltet zu ihren Ehren
eine Begrüssungsparty, mit Wein, Weib und Gesang. Am nächsten Morgen ist der Kater gross und der Chef macht nicht nur einen
Aufstand, nein er ordnet auch gleich das grosse Köpferollen an. Und so ein armes Schwein, was sein Herz grad an eine
Ortsansässige verloren hat, wird mit samt seinem Schatz durchbohrt.
Also nicht nur ethnische Säuberung, sondern auch heimtückischer Mord Unschuldiger. War das Motiv Fremdenhass? War Moses sauer,
weil seine Freunde sich nach dem Gelatsche im Sand eine Auszeit gönnten oder interkulturellen Austausch pflegten? Aber aber,
Nächstenliebe und Toleranz sind doch die Grundfesten des christlichen Glaubens oder?
Ah, hier noch ein anderes Thema: Gott mag ja nicht, dass die Gene seines herzallerliebsten Volkes irgendwie vom Matsch des
nicht-auserwählten Strassenpöbels beschmutzt wird, darum: 4. Mose 36.6.: "Dies ist's was der Herr gebietet über die Töchter
Zelofhads: Lass sie heiraten, wie es ihnen gefällt, nur sollen sie heiraten in ein Geschlecht aus dem Stamm ihres Vaters
".... "Wie der Herr es Mose geboten hatte, so taten die Töchter Zelofhads, Machla, Tirza, Hogla, Milka und Noa, und heirateten
die Söhne ihre Oheime" ... ich bin ja kein Genetiker oder Anwalt, aber das mit dem Inzest ist so eine Sache ....
Der Beispiele viele gäbe es noch, eigentlich kann man ja jede beliebige Seite aufschlagen und findet Gemetzel, Geschlage,
Getöte, Genozid, Rassismus, Intoleranz, Willkür, Menschenhass, Quälerei und andere Monstrositäten. Wieso hört man davon
eigentlich nichts im Wort zum Sonntag, in der Kirche und in der Petition der EDU?
Wie auch immer, ich überlege also, welche dieser herausragenden Werte ich an meine Nachkommen weitergeben möchte ...
hmhm-hmmmm .... gar nichts! Bei Star Trek habe ich mehr über Ehre, Moral und Ethik gelernt.
Mir ist schon klar, wieso Christen an ihrem Erbschuld-Trauma leiden. Einerseits
eine geschickte Marketingstrategie ihrer weltlichen Organe, andererseits schwimmt ihre ganze Religion auf dem Blut Unschuldiger. Oh man kann natürlich sagen, dass die Typen, die durch die Wüste gelatscht waren ja nicht die
Christen waren. Sorry Freunde, die Bibel ist eine Einheit, Ihr könnt Euch nicht damit rausreden, dass das was Euch nicht in den
Kram passt nicht so gemeint war. Freund Mose hat Euch Eure Steintafeln mitgebracht, und die ganze Bibel reitet ständig auf
Ahnenlinien rum und alles was Ihr glaubt, hat seinen Ursprung im AT. It's a simple as that ...
Meiner Meinung nach kann die Christenheit ihre Glaubwürdigkeit einzig dadurch rehabilitieren, indem sie sich deutlich von
ganzen Teilen der Bibel und ihrer weltlichen Institutionen distanziert, andere Teile der Schrift revidiert, sowie ihre Grundregeln auf die
Gegenwart ausrichtet (Oh und natürlich Gutes tun, statt blöd rummissionieren und moralieren). Jedenfalls würden diese Änderungen
bedeuten, dass die Unfehlbarkeit von Gott nicht mehr gegeben wäre, denn man darf ja dem Buch
nichts hinzufügen oder wegnehmen, nicht wahr? Ist ja alles von Gott, gel. Und somit beisst sich die Schlange in den Schwanz und
die Christenheit bleibt in ihrem Blutbad und auf ihrer geschichtlichen Erbschuld sitzen. Göttliche Fügung oder eine geschickte List des Teufels?
Ja und um dem ganzen noch eins draufzusetzen und den Dreh zu Bobo zu kriegen, sag ich jetzt was ganz ketzerisches: Ich finde
beim Geblätter viele Hinweise über die unendliche Grausamkeit Gottes, aber wo stehen eigentlich die Schandtaten des Teufels,
der Vampire und der Hölle? Jaja der Teufel verführt, aber dem göttlichen Gesetze getreu erschlagen und steinigen, metzeln und
schlachten tun mehrheitlich die "Guten". Ich lese nichts davon, dass der Teufel ganze Völker ausgelöscht hätte.
Aber zu Bobo: Ehrlich gesagt kotzt mich die künstliche Entrüstung über diesen Bobo Song an. Ich bin die Sprachrohre dieser Zeigefinger-Religion
so etwas von leid und kann das Moralingesäusel dieser Gnadenheuchler nicht mehr ertragen. Kirche und Christentum
haben ihre moralischen Ansprüche schon in ihrer Gründungszeit verloren. Zum Glück fand ihre Schreckensherrschaft durch die Trennung von Kirche und Staat endlich
ein Ende. Nun wittern sie wieder Morgenluft. In einer Kultur der zunehmenden Verdummung, Terror-Angst, Ignoranz und Einsamkeit
ist der Nährboden für religiösen Wahn und neuerliche kirchliche Unterdrückung fruchtbar. Sie kommen aus ihren Löchern gekrochen und
machen sich über die führerlosen Seelen daher. Was nützen die grössten Erkenntnisse über unsere Erde und unsere Abhängigkeit
im Zyklus des Lebens von den kleinsten Dingen? Was nützt das Wissen um den grossen Zusammenhang von allem zu allem, von der Notwendigkeit dies alles
zu bewahren, wenn die Menschen in ihrer unendlichen Ignoranz und ihrem religiösen Wahn sich selbst immer noch für die Spitze
der Schöpfung halten und sich Halleluja singend die Augen zu halten, während die westlichen, christlichen Staaten die "Schöpfung"
zerstören.
Fast hätt ich es vergessen, die parteilich organisierten Christen fürchten sich ja auch noch vor Vampirismus und Okkultismus. Darum auch hierzu noch ein paar Worte. Ich habe
mich auch hier bemüht und in der Bibel gelesen. Ich kann Entwarnung geben. Ich fand keinen Hinweis auf die Gefahren von
Vampiren, Vampirismus, Untoten oder Blutsaugern.
Lediglich in der Offenbarung giesst ein Engel im Rahmen der letzten Party eine Schüssel ins Wasser aus. Alles wird zu Blut.
Natürlich trinkt der eine oder andere davon und segnet das Zeitliche.
In den Chroniken las ich etwas von Davids Helden und dem Trinken von Blut. Ich kann aber auch nach mehrmaligem Lesen nicht sagen,
ob jetzt irgendwer irgendjemandes Blut getrunken hat oder ob das alles eher metaphorisch gemeint ist.
Ich kann mich daran entsinnen, dass man ja zu Abendmal Brot futtert, was aber der Leib Jesu sein soll. Aber selbst in dieser
Passage wird nicht gesagt, dass es grundsätzlich schlecht wäre anderer Leute Leib zu essen. Also - wie soll ich es sagen - die
ganze Sache mit der Hetzerei gegen Vampire scheint mir ziemlich haltlos und unfundiert.
Vielleicht geht es ja im Allgemeinen um die historische Figur des Vlad Tepes. Der soll ja dokumentierterweise kein Philanthrop
gewesen sein. Ich meine aber, es scheint einigermassen klar, das Bobo nicht Bezug darauf nimmt, sondern eher auf den
romantischen Frauenliebling aus Bram Stokers Dracula. In der Eingangsszene entzweit sich ja Dracula mit der Kirche. Er zog
für die Kirche in die Schlacht und seine Geliebte glaubte ihn Tod und nahm sich das Leben, woraufhin die Kirche ihr das
christliche Begräbnis verwehrte. Also ich kann nicht sagen, dass der Vampir da im Unrecht wäre. Ich würde mir echt auch
verarscht vorkommen, schliesslich bezahlt man weiss Gott genug Kirchensteuern.
Nun, bleibt die Frage, was soll die Kirche mit dem gefallenen Bobo tun: Ich überlasse für einmal der Bibel das letzte Wort:01.04.2007
Ich Ehemann und Vater
Habe ich auf meiner Webseite eigentlich jemals von "wir" geredet? Ich glaube nicht.
So viel neues in wenigen Sätzen ausgedrückt. Hätte man mir das vor 3 Jahren gesagt, hätte ich es für eine Wahnvorstellung gehalten. Bestenfalls zu einer Option für mein Ich aus einem Parallel-Universum erklärt.
Viele meiner Prioritäten haben sich geändert. Das Wissen, dass ein Mensch an meiner Seite ist und mich liebt, ist eine wunderbare Erfahrung. Etwas, was ich noch immer nicht richtig erfassen kann. Und dass ein kleiner Mensch unterwegs ist, ist zweifellos mit das Grösste, was in meinem Leben jemals passiert ist und passieren wird. Ich bin mir bewusst, dass da etwas in meinem Leben vor sich geht, was wirklich von Bedeutung ist, etwas was mich prägen und verändern wird.
Wie werde ich selbst damit klar kommen, dass nun immer jemand um mich herum ist und es für mich keinen Rückzugsort mehr gibt, an dem ich ein paar Stunden alleine sein kann? Ich habe meine Einsamkeit immer gleich gehasst, wie geliebt. Ich kann nicht mit ihr und nicht ohne sie.
Nun, ich weiss nicht, ob ich diesen Job gut machen werde, ob mein Nervenkostüm mit all dem klar kommt. Diese Überlegungen haben mich im wahrsten Sinne des Wortes einige schlaflose Nächte gekostet und ich weiss noch immer nicht, ob wir das hinkriegen. Das "Wir" in diesem Satz ist zweifellos mitentscheidend. Miteinander Dinge zu tun und sich gegenseitig aufzufangen, das ist eine grosse Bereicherung. Es ist so schön zu wissen, dass jemand da ist und auf mich wartet.
Wie waren all diese Ereignisse für unsere eigenen Eltern, haben sie sich dieselben Sorgen gemacht, hatten sie dieselben Fragen, Ängste und Hoffnungen? Wie werden unsere Kinder uns sehen? Auch dies eine komplett neue zusätzliche Betrachtungsweise und Erkenntnis.
05.11.2007
Papi
Es ist wunderschön, wenn ich am Morgen (viel zu früh) aufwache, weil das Baby im Nebenzimmer fröhlich vor sich hinbrabelt. Es ist unbeschreiblich, wenn ich mich über das Bett beuge und mich dieses wunderhübsche Gesicht anstrahlt. Ein Lachen, was so völlig unschuldig, ehrlich und völlig frei von irgendwelchen Hintergedanken ist. Jeden Tag sehen wir Neues am Baby und in seinem Verhalten und immer mehr zeigt sich ihr ganz eigener Charakter. Mit einem Kind darf man wieder so viele "Erste Male" erleben, wie seit der eigenen Kindheit nicht mehr. Ein Kind, wie es die Welt entdeckt und noch nichts ahnt von all den Herausforderungen und Widrigkeiten in dieser Welt. Ich wünschte mir, dass ich die Welt noch einmal so auf diese Art betrachten dürfte. Ich weiss, dass nun etwas von mir weiterbestehen wird und dass sich später mal jemand an mich erinnern wird. Ich freue mich darauf, mitzuerleben, wie sie heranwächst und was aus ihr wird. Und ich bin froh, dass ich eine Frau an meiner Seite habe, die mit so viel Liebe, Geduld (und Schlafmangel) die meisten Fragen beantworten und Probleme lösen kann. Wie geht das mit dem ins Bett bringen, ab wann soll das Baby was und wie essen und was kriegt es angezogen etc.etc. Überhaupt frage ich mich bei allen möglichen Gelegenheiten, wie denn das früher bei mir war und wie das meine Eltern gemacht haben.
Aus dem kleinen Baby wurde über die Monate schon ein kleines Mädchen, ihr Gesicht verändert sich, die Zähne wachsen. Sie brabelt fröhliche Kombinationen aus den Buchstaben A und D, wie ADA-ADA oder DADAAAAADA. Man kriegt es selbst kaum mit, wie schnell so ein Kind wächst, wäre da nicht die Tatsache, das Kleider die man zwei Wochen zuvor gekauft hatte schon wieder zu klein waren. Oder dass die Füsse, die aus dem Maxi-Cosi heraushingen klares Indiz für einen Kindersitz waren. Und schon bringt meine Frau auch schon das erste Klassenfoto mit heim, auch wenn es halt einfach aus der Krabbel-Gruppe ist.
Von Fläschen-Nahrung zu Brei in tausend Varianten und plötzlich sieht man die Kleine mit richtiger Nahrung in der Hand neben einem sitzen. Ja, so ein kleines Kind entwickelt sich auf so vielfältige Weise in so kurzer Zeit, dass man sich jeden Morgen fragt, was sie wohl bis am Abend wieder dazu lernt. So stellt man plötzlich fest, dass das Kind Becher aufeinander stapeln kann, wo sie vorher nur die Abriss-Birne gespielt hat. Jaja, das klingt banal aber in den Augen des stolzen Papi ist das einfach nur wunderschön. Es ist eine spannende Reise, die Zeit läuft dreimal so schnell und man möchte keinen Moment verpassen. Nun, das stimmt vielleicht nicht ganz, denn vorallem Nachts wäre man manchmal froh, wenn man einige Wachphasen des Babies verpassen und stattdessen weiterschlafen dürfte. Aber so in 20 Jahren können wir bestimmt wieder durch- und ausschlafen.
Dann gibt es die Zeiten, wo es dem Kind nicht so gut geht. Wenn die Kleine mit Schnupfen-Nase vor einem sitzt oder wegen der wachsenden Zähne weint. Dann blutet uns Eltern so richtig das Herz.
23.06.2008/19.11.2008