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Viele philippinische Migranten-Ehepaare mussten ihre Kinder in den Philippinen zurücklassen, als sie eine Arbeit hier in Europa annahmen. Das Gleiche ist wahr für viele Filipinas mit Kindern, die später einen Schweizer geheiratet haben. Als die Situation es erlaubte, holten sie ihre Kinder hierher. Der Wunsch, die eigenen Kinder endlich bei sich zu haben, ist ganz normal für alle Eltern. Nur, diese Eltern übersehen oft die Tatsache, dass sie zum Teil ihre Kinder schon seit Jahren nicht mehr gesehen, und deshalb kaum oder keine Beziehung mehr mit ihnen haben - dass sie einander gar nicht mehr kennen. Sie wünschen sich sehr, in der Beziehung mit ihren Kinder dort weiter zu fahren, wo sie damals aufhören mussten - nämlich als die Kinder noch jünger waren. Aber Kinder bleiben nun mal nicht ewig jung. Und irgendwann lernen sie, ohne ihre Eltern zu leben. Die Geschenke, das Geld, das sie regelmässig erhielten, trösteten sie zwar ein bisschen, konnten aber nie das Verlangen, die Eltern bei sich zu haben wenn sie sie brauchten, stillen. Viele dieser Kinder finden es deshalb schwierig, eine Beziehung mit ihren Eltern aufzubauen, sogar mit ihnen auf einmal zusammen zu leben. Oder, sie verlangen allerhand von ihnen. Haben die Eltern sich nicht lange nicht um die Kinder gekümmert ? Jetzt sollen sie das gefälligst nachholen. Oft beschuldigen diese Jugendlichen ihre Eltern für Dinge, für die ihre Eltern gar nicht verantwortlich sind. Erleben sie Diskriminierungen oder Benachteiligung in der Schule ? Ist der Lernstoff schwierig ? Haben sie keine Freunde ? Bekommen sie keine Lehrstelle ? Daran sind die Eltern schuld, sagen die Jugendlichen. Sie hätte ihre Kinder gar nicht hierher bringen sollen, damit sie diese Sachen nicht erleben müssen. Für die Kinder von Filipinas, die mit Schweizern verheiratet sind, ist es noch schwieriger, ein neues Leben hier zu führen. Sie müssen nicht nur eine fremde Sprache erlernen, einen völlig anderen Schulstoff studieren, und sich an ein anderes Klima gewöhnen. Sie müssen auch noch mit dem ihnen fremden Ehemann ihrer Mutter auskommen. Es kommt nicht selten vor, dass sie auf ihren neuen Halbgeschwister sehr eifersüchtig sind. Sie haben doch ihre Mutter schon lange nicht mehr gehabt - dürfen sie nicht endlich ihre Aufmerksamkeit für sich alleine haben ? Andere Kinder erleben es anders. Sie fühlen, dass ihr Stiefvater eifersüchtig auf sie ist, weil sich ihre Mutter mit ihnen abgibt. Auch gibt es Fälle, wo die Mutter Angst hat, die Gunst ihres Mannes zu verlieren, wenn sie sich zu sehr um ihre eigenen Kinder kümmern würde. Deshalb werden ihre eigenen Kinder zurückgestellt und den gemeinsamen Kindern den Vorrang gegeben. Für die Kinder dieser Frauen ist es noch schmerzhafter, hier mit ihrer Mutter zusammen zu sein, als damals, als sie noch ohne Mutter in den Philippinen waren.
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Eskuwelahang Munti ist ein Versuch, die Zusammenhänge zu verstehen und damit Wege zu finden, um die Situation zu verbessern. Eskuwelahang Munti ist ein Kulturschule für die sogenannte "zweite Generation" Kinder. Diesen Kindern wird eine Gelegenheit geboten, die philippinische Kultur kennen zu lernen, die Migrationsgründe ihrer Eltern zu verstehen, und ihre eigene Identität zu finden. Die Schule unterstützt auch die "zweite Generation" Kinder, sich in ihrer jetzigen Situation zurecht zu finden.
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