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				Quelle: www.sport-magazin.ch/  
				
					
					
						 
						Kein zweiter Klub vereint 
						Schönheit und Erfolg so perfekt in seinem Spiel wie der 
						FC Barcelona. Sie haben Ronaldinho. Sie haben Deco. Sie 
						haben die beste Nachwuchsförderung der Welt. Und sie 
						haben einen neuen Messias. Eine Reportagereise zum 
						aufregendsten Verein unserer Zeit. 
						Text: Oliver Lück  Fotos: Sebastian Vollmert Hoch oben, auf den obersten Rängen des mächtigen Estadi 
						del Futbol Club Barcelona, dem Camp Nou, wo die 
						Zuschauer zu Vögeln werden, knallt der Reporter von 
						Radio Catalunya mit der flachen Hand auf den Tisch. Tief 
						unten auf dem Rasen, wo Fussballspieler zu Göttern 
						werden, ist gerade ein Wunder passiert. «Uno, dos, tres, 
						cuatro, cinco, seis», zählt er vorsichtshalber noch 
						einmal nach. Doch sein Blick verrät: Er traut seinen 
						eigenen Worten und Augen nicht.
 An diesem Abend ist das grösste 
						Stadion Europas etwa zur Hälfte gefüllt. Nur 54 000 
						Zuschauer wollen das Halbfinalhinspiel der Copa del Rey, 
						des spanischen Pokals, zwischen dem FC Barcelona und dem 
						Madrider Vorstadtklub FC Getafe sehen. 54 000, die nun 
						um Fassung ringen. Denn sie sehen viel mehr als nur ein 
						Fussballspiel, sie sehen, wie ein 19-jähriger 
						Argentinier, 1,69 Meter, keine 70 Kilo schwer, eines der 
						unglaublichsten Tore der Geschichte schiesst. Es gibt 
						Fussballer, die muss man nur einmal spielen sehen und 
						wird sie nie wieder vergessen. Lionel Messi ist so 
						einer. Dann bricht es aus dem Radiomann heraus: «Dieser 
						Junge ist nicht echt. Er ist ein Ausserirdischer!»   Messi, der Galaktische Man muss nichts vom Fussball 
						verstehen, um zu begreifen: Dieser Junge stammt nicht 
						bloss von einem anderen Planeten. Er muss von weiter her 
						kommen, aus einem anderen Sonnensystem. Es läuft die 29. 
						Minute, als Messi in der eigenen Hälfte den Ball bekommt 
						und die ersten beiden Gegenspieler aussteigen lässt. 
						«Uno, dos!» Selbst mit Ball ist er schneller als die 
						anderen. Seine langen Haare wehen wie ein 
						Kometenschweif, als er unaufhaltbar in Richtung Tor 
						stürmt. Zwei Tage zuvor hält der Klub tief 
						unten im Bauch des Camp Nou die tägliche Pressekonferenz 
						ab. Meist zwei der Spieler setzen sich aufs Podium und 
						beantworten die Fragen. Heute warten 60 Journalisten und 
						ein Dutzend Kameras. Sie wissen nicht, welche Spieler 
						kommen werden. Einige schliessen Wetten ab, wer es heute 
						sein wird. Ronaldinho bestimmt nicht. Er hat nicht 
						mittrainiert. Fieber, heisst es offiziell. Der Reporter 
						der täglichen Sportzeitung «Marca» will nachgezählt 
						haben, dass Barças Nummer zehn in dieser Saison zum 81. 
						Mal das Training ausfallen liess. «Hat geregnet», 
						scherzt ein anderer. Es wird schlagartig ruhig. Juliano 
						Belletti, der brasilianische Rechtsverteidiger, kommt 
						herein, setzt sich an das Mikrofon und guckt in die 
						Runde. Er ist dreimal zu sehen, der echte Belletti auf 
						dem Podium und der Fernseh-Belletti, vergrössert auf 
						zwei Monitoren. «Fragen?», raunzt der Pressesprecher. 
						«Wie geht es Ronaldinho? Wird er spielen können?» 
						Belletti verdreht die Augen: «Fragen Sie ihn doch 
						selbst! Woher soll ich das wissen?» Oft müssen die Spieler mehr Fragen zu 
						Ronaldinho beantworten als zu anderen Dingen. Sie müssen 
						sich vorkommen wie Statisten. Selbst wenn Ronaldinho 
						nicht da ist, ist er allgegenwärtig, dominiert die 
						Titelseiten der grossen Sportzeitungen. «Més que un club», 
						steht in geschwungener Schrift hinter Belletti an der 
						Wand. Das Motto des FC Barcelona mit seinen über 150 000 
						Mitgliedern und über 1600 Fanklubs könnte kaum 
						treffender sein: Barça ist «mehr als ein Klub», es ist 
						ein einziges Spektakel. Übergrosse Spieler Am nächsten Tag ist um elf Uhr 
						Training. La Masía, der Übungsplatz am Stadion, liegt 
						etwas erhöht, so dass man hinter dem Maschendrahtzaun 
						die Übungen auf Höhe der Grasnarbe verfolgen muss. Fans 
						und Journalisten werden zu Fröschen. Die Spieler wirken 
						noch grösser, noch stärker, noch unantastbarer. Selbst 
						ein Messi ist nun 2,40 Meter gross. Der Isländer Eidur 
						Gudjohnsen, der Spanier Xavi und der Brasilianer 
						Edmilson sind an diesem Tag die Ersten. Als hätten sie 
						sich abgesprochen, verziehen sie die Gesichter, strecken 
						die Hände nach vorne, den Blick zum Himmel. Es nieselt. Nach und nach trudeln die Spieler aus 
						den Katakomben ein. Deco, Lionel Messi, Andrés Iniesta, 
						Gianluca Zambrotta, Lilian Thuram, Carles Puyol, Rafael 
						Márquez, Javier Saviola. Dann Trainer Frank Rijkaard und 
						sein Assistent Johan Neeskens. Es folgt das Ritual, das 
						es auf jedem Fussballplatz der Welt zu Beginn eines 
						Trainings gibt, ob in den Schweizer Amateurligen oder in 
						der Primera División beim FC Barcelona. Ein Kreis von 
						Spielern passt sich auf engstem Raum den Ball zu, jeder 
						hat nur einen Kontakt. Zwei Spieler in der Mitte sind 
						die Dummen, die den Ball kriegen müssen. Bei uns heisst 
						das Spiel «5 gegen 2», in Barcelona nennen sie es 
						«Rondo». Es ist der Moment, wenn Fussballprofis zu 
						Kindern werden. Gejohle wie auf einem Schulhof, jede der 
						Ballberührungen wird laut mitgezählt. Der Franzose 
						Ludovic Giuly tunnelt den Portugiesen Deco. Wildes 
						Geschrei. Samuel Eto’o, der Kameruner, kommt 15 Minuten 
						zu spät. Ronaldinho kommt gar nicht. «Der Regen», ruft 
						einer der Journalisten. Andere lachen.   Lächeln und schweigen Nach einer knappen Stunde ist das 
						Training vorbei. Am Rande des Übungsplatzes warten rund 
						300 Fans und Touristen. Sie rufen die Namen der Spieler, 
						halten Autogrammhefte und Poster in den Händen, haben 
						die Filzstifte bereits aufgeschraubt. Das Autogramm ist 
						die Verbindung zwischen Star und Fan. Auch wenn diese 
						Begegnung nur Sekunden dauert, hütet so mancher das 
						Stück Papier für den Rest seines Lebens. Der Italiener Gianluca Zambrotta malt 
						ein Gewirr aus Bögen und Strichen. Der Holländer 
						Giovanni van Bronckhorst schreibt einfach «Gio» und die 
						Nummer 20, seine Rückennummer, wie es viele Spieler 
						mittlerweile tun. «Geht schneller», sagt er und ist in 
						der Kabine verschwunden. Zwei junge Fans strahlen und 
						pusten die Schrift trocken. Auch Lionel Messi erfüllt 
						geduldig jeden Autogrammwunsch, lächelt brav in jedes 
						Fotohandy. Ein Interview mag er nicht geben. Er redet 
						nicht gerne. Der sprechende Messi wirkt lange nicht so 
						atemberaubend wie der stürmende. Er spricht derart 
						leise, als wäre jedes seiner Worte voll von 
						Geheimnissen, die nicht von Dritten gehört werden 
						dürfen. «Mir ist kalt, bitte nur eine Frage.» Auf dem 
						kurzen Weg vom Trainingsplatz zur Umkleidekabine bleibt 
						nicht viel Zeit. Nur eine Frage. «Wann wollen Sie ein 
						Interview geben?» Ein Lächeln wie für die Fotohandys. 
						Keine Antwort. Weg ist er. In den Katakomben. Am Haupteingang des Camp Nou 
						wiederholen sich Tag für Tag die Ereignisse. Täglich 
						bildet sich eine Schlange, die bis zum Abend in Bewegung 
						bleibt. 1,5 Millionen Besucher im Jahr lassen sich für 
						elf Euro durch das Stadion führen. Im Vereinsmuseum 
						bestaunen sie die Trophäen, die in Vitrinen unter 
						Designerleuchten lagern, wie Bilder von Dalí oder Miró. Draussen vor dem Stadion stellen 
						Wachleute in blauen Uniformen gegen Mittag gelbe 
						Absperrgitter auf. Das Zeichen für die Fans, dass ihre 
						Idole nun bald in ihren noblen Karossen nach Hause 
						fahren werden. Eine italienische Familie aus Turin deckt 
						sich an einem der Fanartikelstände mit blau-granatrot 
						gestreiften Trikots ein. Vater, Mutter und Tochter haben 
						sich bereits ein Ronaldinho-Shirt übergezogen. Die Söhne 
						streiten darum, wer von beiden Messi sein darf. «Nimm du 
						auch Ronaldinho.» – «Nein du!» Am Ende sind sie beide 
						Messi. Und alle fünf tragen das Unicef-Logo auf ihren 
						neuen Jerseys. Seit der Klub im vergangenen Jahr 
						erstmals in der 108-jährigen Klubgeschichte mit einer 
						eisernen Tradition gebrochen und die bis dato blanke 
						Trikotbrust mit Werbung versehen hat, kommen täglich 
						viele Hunderte humanitäre Botschafter hinzu. Barça 
						verzichtet damit nicht nur auf einen Millionendeal, da 
						es für diese Werbezwecke keinen Cent verlangt; im 
						Gegenteil: Der Verein spendet Unicef auf fünf Jahre 
						gesehen sogar 1,5 Millionen Euro jährlich dafür. Mittlerweile haben sich rund 500 
						Schaulustige versammelt, die den Spielern beim 
						Nachhausefahren zusehen wollen. Sie stehen Spalier, 
						Fotoapparate griffbereit. Jedes Mal Aufregung, wenn 
						wieder ein Auto die Tiefgarage verlässt. Auch wenn die 
						Fussballergesichter hinter dunkel getönten Scheiben alle 
						gleich aussehen, glaubt jeder Ronaldinho erkannt zu 
						haben.   Verfolgung von Messi Als Messi in seinem wuchtigen 
						Geländewagen das Stadiongelände verlässt, kommt das Taxi 
						gerade recht. «Folgen Sie dem Wagen bitte!» Dem 
						Taxifahrer scheint dies schon häufiger passiert zu sein: 
						«Welcher Spieler ist es denn?» – «Messi.» – «Oooooh 
						Messi!», ruft er, «unser Juwel!» Messi fährt langsam. 
						Wir können dranbleiben. «Was wollen Sie von ihm? Ein 
						Autogramm?» – «Ein Interview.» Der Taxifahrer nickt, 
						«das wollen viele». Nach nur wenigen Minuten aber ist 
						der Plan fehlgeschlagen. Messi fährt bei dunkelgelb über 
						eine Ampel. Unser Taxi bleibt bei rot stehen. Der Mann 
						am Steuer zuckt mit den Achseln. So müssen sich Messis 
						Gegenspieler fühlen, wenn er sie wieder einmal 
						ausgetrickst und einfach stehen gelassen hat. Nimmt man die breite Ausfallstrasse 
						nach Nordwesten, vorbei an der Universität und 
						Bürogebäuden, tauchen nach fünf Kilometern über 20 
						Flutlichtmasten den Vorort Sant Joan Despí in ein kaltes 
						Licht. Gleich neben der Autobahn nach Saragossa, in der 
						Peripherie der 1,6-Millionen-Stadt, hat sich der Klub 
						für 68 Millionen Euro das neue Ausbildungszentrum La 
						Ciudad Deportiva gebaut. Fünf Rasen- und vier 
						Kunstrasenplätze. Das Gebäude, das neben einer 
						Sporthalle auch Umkleide- und Fitnessräume sowie Büros 
						beherbergt, sieht aus, als hätten es 
						Architekturstudenten für ihresgleichen entworfen. Viel 
						Stahl, viel Beton, viel Glas. Das ist nicht schön, aber 
						funktional. Unbefugten und Hunden ist der Zutritt 
						verboten. Hier implantieren 40 Trainer dem Nachwuchs, 
						über 200 Kindern und Jugendlichen, seit knapp einem Jahr 
						das Barça-Gen: endloser Kombinationsfussball, betontes 
						Flügelspiel, frühzeitiges Pressing. Schon die Kleinsten spielen im stets 
						offensiv ausgerichteten System der Profis mit 
						Viererabwehrkette, drei Mittelfeldspielern und drei 
						Angreifern. Kaum eine Übung ohne Ball. Der Klub, 18-mal 
						spanischer Meister und 24-mal Pokalsieger, vermittelt 
						seinem Nachwuchs in jedem Moment das Gefühl, besonders 
						zu sein. Jeder Spieler hat sein eigenes Fach, in dem 
						frisch gewaschene Trainingskluft bereit liegt. Auch 
						Spiele der Elf- bis Zwölfjährigen werden live für die 55 
						000 Abonnenten des Vereinssenders Barça-TV übertragen. 
						Das überschwängliche Umarmen nach Toren, das lässige 
						Winken ins Publikum, die Interviews danach gehören auch 
						in der D-Jugend zum Alltag.  Den vollständigen Artikel finden 
						Sie im Sportmagazin Juli/August 2007
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				"Der 
				kleine Finger Gottes" 
    			 
					
						|  | Quelle: Das Magazin Ohne ihn ist 
						die Champions League nur eine Liga: Barcelonas Lionel 
						Messi, 20 Jahre jung, 1,69 Meter klein, überragt sie 
						alle. Über sich redet er nicht gern. Hier tut er es 
						trotzdem. 25.04.2008 von
						Oliver Lück    |  
					
						
						Es gibt nur wenige Momente, in denen Lionel Messi seine 
						Füsse still halten kann. Auch jetzt nicht, als er in 
						Jeans, dunkelblauer Trainingsjacke und schwarzen 
						Badelatschen in einer VIP-Loge des ehrwürdigen Camp Nou, 
						dem Stadion des FC Barcelona, in einem braunen 
						Ledersessel sitzt. Während sein Oberkörper fast 
						bewegungslos verharrt und er mit ruhiger Stimme 
						antwortet, scheint seine untere Hälfte einem anderen 
						Menschen zu gehören. Er schlägt die Beine übereinander. 
						Zunächst das rechte über das linke, dann das linke über 
						das rechte. Und wieder das rechte über das linke. Immer 
						wieder zieht er die Badelatschen an und aus. So geht es 
						das ganze Interview. Während er oben redet, er Sätze 
						sagt wie «Nichts ist schrecklicher, als zu verlieren», 
						erzählen seine Füsse unten eine andere Geschichte. 
						Latschen an und wieder aus. 
						Es ist die Geschichte der Zweiteilung des Lionel Messi. 
						Oben die Gelassenheit eines erfahrenen Profis, unten die 
						nervöse Spielfreude eines Schuljungen. Die Wahrheit ist, 
						dass er beides ist: ein Profi mit dem Spieltrieb eines 
						Kindes. Und in Zeiten, da die Grenzen zwischen 
						Sportheld, Popstar und Sexsymbol verschwimmen, bleibt 
						Lionel Messi das, was er am liebsten ist: ein 
						Fussballer. Nicht irgendeiner, da ist sich die 
						Fussballwelt längst einig. Lionel Messi ist der neue 
						Fussballgott. 
						In der Mannschaft des FC Barcelona, die mit Ronaldinho, 
						Deco, Samuel Eto’o oder Thierry Henry einen Überschuss 
						an Strahlkraft besitzt, bringt Messi es fertig, dass ihm 
						die grösste Aufmerksamkeit gebührt. Er ist das 
						Erfrischendste, was der Fussball zurzeit zu bieten hat. 
						«Wir haben einen neuen Maradona», singen argentinische 
						Journalisten regelmässig Lobeshymnen, wenn Lionel Messi 
						wieder einmal in der argentinischen Nationalelf 
						brilliert. «Ich habe einen Erben», sagt der einst beste 
						Fussballer der Welt, Diego Maradona, es sei nicht 
						normal, dass ein Spieler in diesem Alter auf einem 
						derart hohen Niveau spiele. Niemand auf der Welt zeige 
						eine solche Entwicklung. Und Messis Trainer, der 
						Holländer Frank Rijkaard, schwärmt: «Einen Spieler mit 
						derartigen Fähigkeiten habe ich noch nie gesehen. Er ist 
						nicht der neue Maradona. Er ist einzigartig. Er ist 
						Messi.» 
						Seine plötzlichen Richtungswechsel in höchstem Tempo. 
						Seine fast magisch erscheinende enge Ballführung. Sein 
						präzises Passspiel, als hätten seine Füsse Finger, die 
						jeden seiner Pässe dirigierten. Sein explosiver Antritt. 
						Bei Lionel Messi geht alles nicht schnell, es geht 
						furchtbar schnell. Er spielt in Übergeschwindigkeit. Wo 
						andere einen Schritt machen, macht er drei. Bewegungen, 
						die regelmässig auch seine Gegenspieler überfordern, die 
						ihn meist nur mit Fouls zu bremsen wissen. «Es ist okay, 
						wenn sie mich foulen», sagt er, und es klingt fast so, 
						als hätte er Mitleid mit seinen Widersachern. Das 
						HimmelstorEs gibt ein Video, das den fünfjährigen Leo auf einem 
						Bolzplatz seiner Heimatstadt Rosario zeigt. Er ist der 
						Kleinste unter den Kleinen, läuft aber dennoch allen mit 
						dem Ball am Fuss davon und erzielt Tor um Tor. «Keiner 
						konnte ihn stoppen», sagt sein Vater Jorge, «im Grunde 
						spielt er heute noch wie damals: immer Richtung Tor. 
						Manchmal», gesteht er und schüttelt ungläubig den Kopf, 
						«habe ich geglaubt, mein Sohn ist ein Ausserirdischer.»Was an jenem kühlen Aprilabend im vergangenen Jahr 
						gewiss viele gedacht haben müssen, die das 
						Halbfinalhinspiel der Copa del Rey, des spanischen 
						Pokals, zwischen dem FC Barcelona und dem Madrider 
						Vorstadtklub FC Getafe sahen. 54 000 offene Münder. 54 
						000, die um Fassung rangen. Sie sahen, wie ein 
						19-Jähriger eines der unglaublichsten Tore der 
						Geschichte schoss. Es gibt Fussballer, die muss man nur 
						einmal spielen sehen und wird sie nie wieder vergessen. 
						Lionel Messi ist so einer der ganz wenigen, die mit 
						ihrer atemberaubenden Spielweise dem Fussball etwas 
						Neues, noch nie Dagewesenes geben.
 Wie an jenem Abend im April: Es läuft die 29. Minute, 
						als Messi in der eigenen Hälfte den Ball bekommt und die 
						ersten beiden Gegenspieler aussteigen lässt. Selbst mit 
						Ball ist er schneller als die anderen. Seine langen 
						Haare wehen wie ein Kometenschweif, als er mit 
						unfassbarem Tempo in Richtung Tor stürmt. Die nächsten 
						beiden Statisten warten an der Strafraumgrenze, er sieht 
						sie nur flüchtig, als sie an ihm vorbei ins Leere 
						grätschen oder umfallen, weil sie die Balance verlieren. 
						Auch den Goalie umkurvt er und lupft den Ball über den 
						sechsten Verteidiger aus spitzem Winkel ins Tor zum 2:0. 
						Ein Tor wie eine Erleuchtung. Dreizehn Ballberührungen, 
						über welche die Welt auch in Jahrzehnten noch reden 
						wird. Man muss nichts von Fussball verstehen, um zu 
						begreifen: Dieser Junge stammt nicht bloss von einem 
						anderen Fussballplaneten. Er muss von weiter her kommen, 
						aus einem eigenen Sonnensystem.
 Lionel Messi, woran erinnern Sie sich, wenn 
						Sie an dieses Tor denken?Es war ein wunderschönes Tor, und ich weiss nicht, ob 
						mir so etwas noch ein zweites Mal gelingen wird. Davon 
						zehre ich noch immer, denn so etwas vergisst man sein 
						ganzes Leben nicht mehr. Als ich die ersten beiden 
						Gegenspieler hinter mir gelassen hatte, sah ich, dass 
						ich eine Menge Platz im Mittelfeld hatte. Also rannte 
						ich mit dem Ball einfach weiter, so wie ich es immer 
						tue. Ich dachte an nichts, ausser an ein Tor natürlich.
 Das klingt einfach.So war es aber. Auf dem Platz denke ich nie, ich spiele. 
						Zum Denken habe ich gar keine Zeit. Ich entscheide alles 
						von Moment zu Moment.
 Das Tor ähnelt verblüffend dem Sololauf von 
						Diego Armando Maradona beim Viertelfinaltriumph 
						Argentiniens gegen England bei der Weltmeisterschaft 
						1986.Erst nach dem Spiel, als mich Reporter und 
						Mannschaftskollegen darauf ansprachen, wurde mir die 
						Ähnlichkeit bewusst. Ich hatte es aber sicher nicht 
						darauf angelegt, das Solo von Maradona zu kopieren. Tore 
						kann man nicht kopieren.
 Seit Jahren werden Sie mit Maradona 
						verglichen. Stört Sie das?Nein, natürlich nicht, das ist eine grosse Ehre für 
						mich. In Argentinien ist er für jeden Fussballer das 
						Vorbild schlechthin. Ich habe ihn oft getroffen und viel 
						von ihm gelernt. Er ist der Grösste.
 Messi redet nicht gern. Er spricht derart leise, als 
						wäre jedes seiner Worte voll von Geheimnissen, die nicht 
						von Dritten gehört werden dürfen. Er nuschelt und 
						verschluckt dabei die Hälfte seiner eh schon kurzen 
						Sätze. Dennoch beantwortet er höflich jede Frage. Er 
						erzählt, wie er mit 13 Jahren gemeinsam mit seinen drei 
						Geschwistern und den Eltern vor der argentinischen 
						Wirtschaftskrise flüchtete und nach Barcelona zog. Wie 
						fremd und verloren er sich ohne seine Freunde fühlte. 
						«Meine Eltern wollten in Spanien arbeiten», sagt er, 
						«und ich war krank.» Eine hormonell bedingte Krankheit 
						behinderte sein Wachstum, er mass gerade mal 1,46 Meter. 
						Die Medizin kostete 900 Dollar im Monat, doch seine 
						Familie hatte das Geld nicht. Und kein argentinischer 
						Klub wollte für die ärztliche Behandlung aufkommen. 
						«Also versuchten wir unser Glück in Barcelona.» In nur 
						einem Probetraining überzeugte er die Trainer und 
						erhielt einen Vertrag. Lionel Messi zog in die 
						Jugendakademie des Klubs. Und das Medikament, das er 
						sich zwei Jahre lang jede Nacht injizierte, wirkte. Er 
						wuchs, jeden Monat einen Zentimeter. Fortan sollte es 
						rasant nach oben gehen für den Teenager.In einer Vierzimmerwohnung in Barcelonas Vorort 
						Esplugues de Llobregat schiebt Rodolf Borrell Gläser und 
						Wasserflaschen auf dem Wohnzimmertisch hin und her. Er 
						erklärt Spielzüge und Laufwege, spricht dabei viel mit 
						seinen riesigen Händen. Jedes seiner Worte klingt wie 
						fett gedruckt, als halte er gerade die Teamansprache vor 
						dem wichtigsten Spiel der Karriere. Seit dreizehn Jahren 
						ist Borrell Nachwuchstrainer beim FC Barcelona. «Ein 
						Traumjob», sagt der 37-Jährige und zwinkert mit dem 
						Auge, «nur vier Stunden am Tag arbeiten.» Er hat sie 
						alle gross werden sehen, die heutigen Superstars: Andrés 
						Iniesta, Xavi, Oleguer, Víctor Valdés, Carles Puyol und 
						auch Messi. Borrell war sein erster Trainer bei Barça. 
						Da war Messi 13. Was er dachte, als er ihn das erste Mal 
						spielen sah? Borrell zeigt den kleinen Finger seiner 
						rechten Hand. «Ich dachte, oh ist der dünn, ist der 
						klein!»
 Schaut ihm in die Augen Aus einem Schuhkarton kramt er einen Stapel Fotos 
						hervor. Auf einem hält Messi einen riesigen Pokal in den 
						Händen. Auf einem anderen steht er Arm in Arm mit Cesc 
						Fàbregas und Gerard Piqué, beide heute Profis beim FC 
						Arsenal und bei Manchester United. Auf den vielen 
						Mannschaftsfotos kniet oder sitzt der Argentinier immer 
						ganz vorn in der ersten Reihe. Das ist heute noch so. So 
						fällt es weniger auf, dass er viel kleiner ist als die 
						anderen. «Seine fehlende Grösse hat er durch seine 
						brillante Technik und seinen Willen wettgemacht», weiss 
						Rodolf Borrell, «er hatte schon immer diese 
						Entschlossenheit, es schaffen zu wollen. Ich habe es in 
						seinen Augen gesehen.»Am nächsten Tag spielt Barças Reserveteam in der vierten 
						spanischen Liga gegen den AEC Manlleu im Mini Estadi, 
						dem kleinen Stadion des FC Barcelona gleich neben dem 
						Camp Nou. Regelmässig, wenn die Profis hier trainieren, 
						treffen sich auf den Balkonen der benachbarten 
						Hochhäuser die Bewohner, um Ronaldinho, Messi und den 
						anderen Stars bei der Arbeit zuzusehen. Einer der 
						exklusivsten Blicke der Stadt im Mietpreis inbegriffen.
 Heute steht niemand auf den Balkons. Im 15 000 Zuschauer 
						fassenden Rund verlieren sich gerade mal fünfhundert 
						Interessierte. Unter ihnen Víctor Vázquez: drei Tage 
						nicht rasiert, sicher 1,90 Meter gross, das Gel glänzt 
						in seinen schwarzen Haaren. Eigentlich sollte der 
						21-Jährige auch auf dem Platz sein, wo seine 
						Teamkollegen heute 4:2 gewinnen werden. Doch er ist 
						verletzt, Muskelzerrung, er hat es sich auf einem der 
						klapprigen Plastiksitze gemütlich gemacht. Drei Jahre 
						spielten sie Seite an Seite in Barças Jugendteam. Víctor 
						Vázquez zentral, Leo Messi links im Angriff. Zu Beginn, 
						erinnert sich Vázquez, habe Leo kein Wort gesprochen. Er 
						kam in die Umkleidekabine, setzte sich schüchtern in 
						eine Ecke, zog sich um und lief zum Trainingsplatz. Das 
						ging Monate so. Zwar habe man sich später gut 
						verstanden, «doch wenn wir anderen abends ausgingen oder 
						ins Kino wollten, blieb Leo lieber zu Hause. Der 
						interessierte sich nur für Fussball, und der Ball 
						gehorchte ihm schon damals wie ein Hund.» Einmal, sie 
						spielten im spanischen Pokalfinale gegen den 
						Stadtrivalen Espanyol, musste Messi eine Gesichtsmaske 
						tragen, da er sich das Jochbein gebrochen hatte. «Nach 
						wenigen Minuten lief Leo zur Aussenlinie und bat unseren 
						Trainer, die Maske für zehn Minuten absetzen zu dürfen, 
						er konnte nichts sehen», erinnert sich Vázquez, «zehn 
						Minuten später hatte er zwei Tore geschossen, und der 
						Trainer konnte ihn auswechseln.» Barça gewann 3:0.
 «Leo ist der Wahnsinn», sagt Víctor Vázquez, «seine 
						Leistungen sind damals explodiert. In nur einem Jahr hat 
						er drei Mannschaften übersprungen.» Was bloss drei Jahre 
						zurückliegt, klingt bei Fussballern oft wie eine 
						Erinnerung an eine fremde Zeit. «Wir waren die besten 
						Freunde im Team», spricht Víctor Vázquez auf der Tribüne 
						mehr zu sich selbst. Leo habe ihn nicht vergessen, 
						betont er. So oft er könne, besuche der neue Weltstar, 
						der einst sein Mitspieler war, die Spiele der B-Elf. Und 
						sie nennen ihn heute noch «Enano», den Zwerg, verrät 
						Vázquez, «Leo ruft dann immer: ‹Ich warte auf euch im 
						grossen Stadion.›»
 Der FC Barcelona hatte immer gewusst, dass er einen 
						kommenden Star in seinen Reihen hat. Wie gut Messi 
						wirklich ist, hatte bis zum Sommer 2005 allerdings 
						niemand geahnt. Bei der WM der unter 20-Jährigen in den 
						Niederlanden entschied er alleine das Finale gegen 
						Nigeria. Mit zwei Penaltys schoss er Argentinien zum 2:1 
						und zum WM-Titel. Er wurde bester Torschütze und zum 
						besten Spieler des Turniers gewählt. Mit 18. Barças 
						Sportdirektor Txiki Beguiristain reiste noch während des 
						Turniers nach Holland, um den Vertrag aufzubessern, 
						bevor andere Vereine lukrativere Offerten machen 
						konnten. Nun haben die Katalanen den Argentinier, der 
						inzwischen auch einen spanischen Pass besitzt, bis 2014 
						an sich gebunden und die Ablösesumme auf ein Mass wie 
						bei Ronaldinho festgeschrieben: 150 Millionen Euro. Sein 
						Jahressalär wurde von 150 000 Euro auf angebliche 4,4 
						Millionen korrigiert.
 Nach dem Training warten am Rand des Platzes Fans und 
						Touristen. Kinder rufen die Namen der Spieler und 
						möchten Autogramme. Junge Frauen kreischen und möchten 
						Kinder von den Spielern. Lionel Messi erfüllt geduldig 
						jeden Wunsch der Autogrammsammler, lächelt brav in jedes 
						Fotohandy, nimmt Kinder in den Arm. Ronaldinho kommt 
						vorbei, nimmt Messi in den Arm und zeigt sein 
						Hasenlächeln. Fotoapparate klicken. «Ronaldinho, eine 
						Frage bitte: Ist Messi ein Ausserirdischer?» Der 
						Brasilianer: «Auf dem Fussballplatz ist er ein Monster. 
						Ich bin glücklich, mit ihm in einem Team zu sein. Er ist 
						mein kleiner Bruder.» Ronaldinho verschwindet in den 
						Katakomben. Anfangs, als sein kleiner Bruder noch keinen 
						Führerschein hatte, holte er ihn manchmal zum Training 
						ab oder ging mit ihm zum Coiffeur. Er sorgte auch dafür, 
						dass er in der Umkleidekabine von Beginn an neben ihm 
						sass. Etwas, das sonst nur Spielern vorbehalten ist, die 
						schon länger im Team sind.
 Lionel Messi, Sie bekommen viele Angebote von 
						anderen Spitzenklubs. Wann verlassen Sie den FC 
						Barcelona?Daran denke ich wirklich nicht. Dem FC Barcelona 
						verdanke ich alles, ich werde noch lange lange bei Barça 
						spielen, vielleicht sogar meine Karriere hier beenden. 
						Der Klub und die Stadt sind mein Zuhause. Ich bin 
						glücklich, so, wie es ist.
 Sie sind erst 20, haben Sie manchmal Angst, 
						dass alles zu schnell für Sie geht?Manchmal habe ich mich auf dem Trainingsplatz 
						umgeschaut, all die Stars gesehen und gedacht, ich bin 
						im Märchen. Wirklich Gedanken habe ich mir darüber aber 
						nie gemacht. Nein, Angst habe ich keine. Das ist aber 
						schon immer so gewesen: Je grösser der Druck, umso 
						besser habe ich gespielt. Und das ist es, was ich 
						möchte: einfach Fussball spielen und jeden Augenblick 
						geniessen, den ich mit den anderen auf dem Platz stehen 
						darf.
 Ronaldinho hat Sie von Beginn an gefördert.Ja, ich nehme jeden seiner Ratschläge sehr ernst. Er und 
						Deco unterstützen mich, wo sie können. Ronaldinho ist 
						mehr als bloss ein Mannschaftskollege, er ist ein echter 
						Freund. Seit einiger Zeit sind wir auch Nachbarn. Wir 
						verbringen häufig unsere Freizeit zusammen.
 Gibt es etwas, das Sie seit Ihrem Ruhm 
						vermissen?Ich möchte mehr schlafen können. Früher habe ich sicher 
						zehn Stunden jede Nacht geschlafen und noch eine am Tag. 
						Das geht heute nicht mehr, da ich neben dem Training 
						viel mehr Termine mit den Medien und den Sponsoren habe.
 Vorn am Haupteingang zum Stadion deckt sich eine 
						italienische Familie aus Turin an einem der 
						Fanartikelstände mit blau-granatrot gestreiften Trikots 
						ein. Vater, Mutter und Tochter haben sich bereits ein 
						Ronaldinho-Shirt übergezogen. Die Söhne streiten darum, 
						wer von beiden Messi sein darf. «Nimm du auch 
						Ronaldinho.» – «Nein du!» Am Ende sind sie beide Messi. 
						Auch im Fanartikelstore am Camp Nou, gross wie ein 
						Kaufhaus, wo sich die Fans die Namen der Spieler auf ein 
						Trikot ihrer Wahl drucken lassen können, ist das Jersey 
						mit der Nummer 19 der absolute Renner. «Messi führt vor 
						Ronaldinho und Henry», sagt einer der Verkäufer. «Er 
						liegt mit grossem Abstand auf Platz eins.» Lionel Messi 
						gehört längst zu den wenigen Fussballprofis der Welt, 
						die nicht selten zwei Trikots pro Spiel benötigen. Denn 
						auch die Akteure des Gegners haben sein Jersey als 
						Hauptgewinn ausgemacht. Eines tauscht er in der 
						Halbzeitpause, das andere nach dem Schlusspfiff. Es 
						kommt auch vor, dass Spieler sich sein Trikot bereits 
						vor dem Anpfiff sichern wollen. Ob ihm das peinlich ist? 
						«Manchmal schon», sagt er, «ich muss zugeben, dass der 
						ganze Rummel um meine Person nicht mein Fall ist. Es 
						gibt ja sogar schon eine Biografie über mich.» Das Buch 
						heisst «Barças Schatz» und ist in ganz Barcelona 
						ausverkauft.Dennoch ist Lionel Messi bescheiden geblieben. Bis vor 
						eineinhalb Jahren wohnte er in derselben kleinen 
						Wohnung, in die er zu Beginn mit seiner Familie gezogen 
						war. Sie liegt keine hundert Meter vom Stadion und den 
						Trainingsplätzen entfernt. Doch irgendwann wurden die 
						Fans zu aufdringlich. «Ich konnte nicht mehr vor die Tür 
						gehen», erzählt Messi. Nun lebt er in einer Villa in 
						Castelldefels, einem Badeort dreissig Kilometer südlich 
						der Stadt. Ronaldinho ist sein Nachbar. Oft verbringen 
						sie die freien Nachmittage zusammen am Swimmingpool oder 
						am Strand. Am liebsten aber spielen sie gemeinsam 
						Fussball – mit der Playstation. Er spiele immer den FC 
						Barcelona und sich selbst, sagt Messi. Immer? Nein, 
						manchmal tauschen sie die Rollen. Er spielt Ronaldinho 
						und Ronaldinho spielt Messi. Und wie ist es, Ronaldinho 
						zu sein? «Lustig», sagt er und streicht seine langen 
						Haare hinter die Ohren, wie er es in jedem Spiel 
						Dutzende Male tut, «ich spiele aber lieber mich selbst. 
						Das kann ich am besten.» Leo Messi blickt durch das 
						grosse Panoramafenster der Loge in das menschenleere 
						Stadion. 100 000 freie Plätze. «Ohne Zuschauer könnte 
						ich nicht spielen. Das wäre viel zu langweilig.» Seine 
						Füsse schubbern heftig über den edlen Teppichboden, als 
						er das sagt.
 
 
 
 5. Juli 2007, Neue Zürcher Zeitung 
							 Erfolgreiches Geschäftsmodell des FC Barcelona
							
							Von Helmut Dietl und Egon Franck*Der FC 
							Barcelona ist einer der bekanntesten und 
							traditionsreichsten Fussballklubs der Welt. 1992 und 
							2006 gewannen die Spanier die Champions League, 
							insgesamt 18 Mal die nationale Meisterschaft. Der 
							Klub ist nicht nur im Fussball, sondern auch in 
							anderen Sportarten wie etwa im Basketball und vor 
							allem im Handball Weltspitze. Mit über 150 000 
							Mitgliedern ist der FC Barcelona zudem einer der 
							grössten Vereine überhaupt. Seine Anhänger sind 
							weltweit in über 1800 Fanklubs organisiert. 
							Erstaunlicherweise konnte der FC Barcelona in nur 
							drei Jahren von 2002/2003 bis 2005/2006 seine 
							Einnahmen von 123 auf 259 Millionen Euro mehr als 
							verdoppeln, derweil das Flaggschiff des englischen 
							Fussballs, Manchester United, im selben Zeitraum 
							eine leichte Verschlechterung von 251 auf 242 
							Millionen Euro hinzunehmen hatte.  Der Schlüssel zu dieser Entwicklung des FC 
							Barcelona liegt in seinem Geschäftsmodell, das im 
							internationalen Profisport einmalig ist. Das Motto 
							«Mehr als ein Klub» hat eine vielfältige Bedeutung. 
							Für Katalonien symbolisiert der Verein Heimat und 
							Freiheit, für viele spanische Intellektuelle steht 
							er für Demokratie und Solidarität. Im globalen 
							Wettbewerb versucht der Sportverein dieses Image 
							durch soziales Engagement auszuweiten und zu 
							vertiefen. Beispielsweise hat sich der Klub 
							verpflichtet, in den nächsten fünf Jahren jährlich 
							1,5 Millionen Euro an das Kinderhilfswerk Unicef zu 
							überweisen. Unter dem Motto «Mehr als ein Klub: eine 
							neue Hoffnung für Kinder weltweit» stellen die 
							Spanier zudem die Werbefläche auf ihren Trikots 
							Unicef kostenfrei zur Verfügung, statt sie wie ihre 
							Konkurrenten an den meistbietenden Sponsor zu 
							verkaufen. Auch auf sportlicher Ebene hat das 
							Geschäftsmodell klare Konturen. Der FC Barcelona 
							steht für attraktiven Angriffsfussball auf höchstem 
							technischem Niveau. Selbst wenn das Team in Führung 
							liegt, setzt es nie auf Defensivtaktik. In der 
							Personalpolitik verfolgt man das Ziel, die besten 
							Angriffsfussballer der Welt in jungen Jahren zu 
							verpflichten und nie wieder abzugeben.  In den vergangenen Jahrzehnten hat sich der 
							Profifussball zu einer globalen Unterhaltungsbranche 
							entwickelt. In diesem Wettbewerbsumfeld können sich 
							maximal sechs bis zehn Klubs als globale Marken 
							durchsetzen. Da die europäischen Märkte weitgehend 
							gesättigt sind, kämpfen die Fussballvereine derzeit 
							vor allem um die asiatischen und amerikanischen 
							Märkte. Für viele junge Asiaten und Amerikaner ist 
							das besondere Geschäftsmodell des FC Barcelona 
							attraktiv. Sie können sich nämlich mit 
							Offensivfussball, weltbekannten Starangreifern, 
							Demokratie, Solidarität und Unicef auch über 
							räumliche Grenzen hinweg bestens identifizieren. 
							Ganz entscheidend für diese Identifikation ist dabei 
							die Glaubwürdigkeit des Geschäftsmodells. In diesem 
							Zusammenhang kommt der Rechtsform besondere 
							Bedeutung zu. Der FC Barcelona ist noch immer als 
							gemeinnütziger Verein organisiert. Der Klub gehört 
							den Mitgliedern, den Fans. In einer Zeit, in der 
							viele Klubs in Kapitalgesellschaften umgewandelt und 
							von Milliardären übernommen werden, bietet die 
							Rechtsform des gemeinnützigen Vereins einen 
							wichtigen strategischen Wettbewerbsvorteil. Anders 
							als bei Kapitalgesellschaften gibt es nämlich 
							innerhalb eines Vereins keine Gewinnaneignungs- und 
							Veräusserungsrechte. Oberste Maxime eines 
							Sportvereins ist nicht die Gewinnerzielung, sondern 
							die Verfolgung sportlicher Ziele. Mitglieder, Fans 
							und Sponsoren des FC Barcelona können also sicher 
							sein, dass alle erzielten Erträge dem Sport zugute 
							kommen. Demgegenüber müssen etwa die Anhänger und 
							Sponsoren von Manchester United befürchten, dass die 
							Eigentümer in erster Linie Profitziele verfolgen. 
							Das rasante Umsatzwachstum des FC Barcelona an 
							seinen englischen Konkurrenten vorbei deutet darauf 
							hin, dass Fans und Sponsoren vielleicht doch lieber 
							den Fussball und Unicef unterstützen als 
							US-amerikanische Milliardäre. Anhänger und Sponsoren 
							des FC Barcelona müssen auch nicht befürchten, dass 
							ihr Klub und damit ihre Träume, Leidenschaften und 
							Investitionen verkauft oder gar umgesiedelt werden. 
							Vereine sind weder börsennotiert noch anderweitig 
							käuflich erwerbbar. Sie werden nach demokratischen 
							Prinzipien und nicht nach kapitalistischen 
							Interessen geführt.  
								* Helmut Dietl und Egon Franck sind ordentliche 
								Professoren an der wirtschaftswissenschaftlichen 
								Fakultät der Universität Zürich. Beide 
								beschäftigen sich seit Jahren unter anderem mit 
								ökonomischen Fragen des Sports.  Diesen Artikel finden Sie auf NZZ Online 
						unter:
						
						http://www.nzz.ch/hintergrund/dossiers/sport_oekonomie_und_medizin/sport_und_oekonomie/erfolgreiches_geschaeftsmodell_des_fc_barcelona_1.517758.html   
			
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			Der FC 
			Barcelona entthront Manchester United
  
 
				Im einseitigen Champions-League-Final von Rom besiegte der 
				spanische Meister Barcelona den chancenlosen englischen 
				Titelhalter Manchester United.  
 
				smw / Quelle: Si  
				/ Mittwoch, 27. Mai 2009 / 22:40 h 
 
				Samuel Eto´o (10.) nach einem Dribbling und Lionel Messi (70.) 
				mit einem Kopfball verlängerten mit ihren Treffern die 
				spanischen Festivitäten auf der internationalen Bühne. Ein Jahr 
				nach dem EM-Titel stemmte Captain Carles Puyol die nächste 
				Trophäe in die Höhe. Minuten vor ihm empfing der fehlerlose 
				Schweizer Top-Schiedsrichter Massimo Busacca eine Medaille der 
				UEFA. Der Tessiner empfahl sich mit seiner Leistung für einen 
				weiteren Höhepunkt seiner Referee-Laufbahn -- für den WM-Final. 
				Auf dem Rasen fehlte (fast) keine Grösse der europäischen 
				Fussball-Glamourszene. Vom Gipfeltreffen der womöglich weltweit 
				teuersten Equipen erhofften sich die Gourmets viel. Ein 
				gigantisches Spektakel bekam das Römer Publikum nicht geboten. 
				Der astronomisch hohe Druck schränkte vor allem die Stars von 
				Manchester zu sehr ein. Nach 25 Champions-League-Spielen ohne 
				Niederlage riss die fabelhafte Serie der United. Ausgerechnet im 
				bedeutendsten Moment der brillanten Saison erfüllte sie ihre 
				eigenen hohen Ansprüche nicht mehr. In seiner Verzeiflung liess 
				Alex Ferguson ab der 66. Minute mit vier Stürmern angreifen. 
				Aber auch der letzte Schachzug des «Sirs» bewirkte nichts. Im 
				Gegenteil: Ausgerechnet Lionel Messi, der mit 1,69 m kleinste 
				Akteur auf dem Feld, verwertete eine Flanke von Xavi per Kopf 
				zum 2:0. Mit seinem neunten Treffer raubte der Topskorer der 
				Champions League Manchester endgültig die Chance, als erste 
				Mannschaft den Titel erfolgreich zu verteidigen. Barça hat die 
				Prominenz aus England im Klassiker gedemütigt. Die spielstärkste 
				und defensiv am besten organisierte Mannschaft aller Top-Ligen 
				führte Manchester an die Grenzen. Mit dem Team der katalanischen 
				Ikone Pep Guardiola (38), die erst vor einem Jahr die B-Auswahl 
				des FCB zum Aufstieg geführt hatte, kann momentan kein anderes 
				Schwergewicht mithalten. 
				 Vidic und ManU ausgetrickst 
				Barças Abwehr war wegen Sperren und Verletzungen diverser 
				Titulare kaum mehr erkennbar -- zumindest auf dem Papier. 
				Orientierungsprobleme bekundete die Reihe um Captain Carles 
				Puyol nur in den ersten zehn Minuten. Cristiano Ronaldo sorgte 
				mit einem scharfen Freistoss für Unruhe. Mit zwei weiteren 
				Schüssen verfehlte der Portugiese das Ziel nur um Zentimeter. 
				Den ersten kapitalen Fehler leistete sich aber nicht die 
				umformierte Defensive der Katalanen, sondern ManU-Verteidiger 
				Nemanja Vidic. Der Serbe liess sich von Eto´o klassisch 
				austricksen und verschuldete den Rückstand erheblich mit. Vor 
				seinem 33. Saisontor traf der Kameruner auf allzu geringen 
				Widerstand. Eine einzige starke Aktion genügte den Spaniern 
				bereits zum kursweisenden Vorteil. Die Briten hingegen liessen 
				sich vom ersten Rückschlag völlig verunsichern. Künstler 
				Cristiano Ronaldo verlegte den Zauberstab nach zwei, drei 
				Highlights früh -- und fand ihn nicht mehr. Andere Leaderfiguren 
				der Mancunians gestikulierten schon in der ersten Hälfte nur 
				noch. 
				 Matte Engländer 
				Teuflisch rot sind die Original-Shirts von Manchester. Im Final 
				traten die Engländer wegen der blau-roten Farbe des FCB in Weiss 
				an. Sie strahlten nicht im ungewohnten Dress, die Engländer 
				wirkten eher matt. Ihre Qualitäten, ihr möglicher Speed kam 
				nicht zur Geltung. Zu smart gruppierte sich Barça, das vor dem 
				phasenweise ratlosen Titelhalter ein regelrechtes Netz 
				aufspannte. In der Pause reagierte Alex Ferguson. Der 
				schottische Chef-Stratege ersetzte den zu defensiven Anderson 
				durch Carlos Tevez. 
				    Mit 
				dem wilden Gaucho wollte er das Offensivspiel befeuern. Es blieb 
				bei der Absichtserklärung. ManU kam in Rom nie auf Touren. 
				Ausgerechnet im wichtigsten Spiel der Saison erreichte kaum ein 
				Akteur sein normales Level. Nach 53 Minuten beanspruchte das mit 
				Abstand beste Team der Premier League gar grosses Glück, nicht 
				früher noch deutlicher in Rückstand zu geraten. Xavi setzte 
				einen Freistossball an den Pfosten. Im Vorfeld hatten weltweit 
				fast alle Experten darüber spekuliert, ob Messi oder Cristiano 
				Ronaldo die letzte relevante Frage im Klub-Fussball würde. Die 
				Nummer 10 der Katalanen beantwortete sie 20 Minuten vor dem Ende 
				mit seinem herrlichen Kopfball. An der FIFA-Gala im letzten 
				Januar musste der legitime Nachfolger Maradonas dem 
				extravaganten Portugiesen den Vortritt überlassen, nun stellte 
				er im Olimpico den «Weltfussballer des Jahres» in den Schatten.
				 FC Barcelona - Manchester United 2:0 (1:0) 
				Olimpico, Rom. -- 67'000 Zuschauer (ausverkauft). -- SR Busacca. 
				-- Tore: 10. Eto'o 1:0. 70. Messi 2:0. FC Barcelona: Valdes; 
				Puyol, Yaya Touré, Piqué, Sylvinho; Xavi, Busquets, Iniesta (93. 
				Rodriguez); Messi, Eto'o, Henry (72. Keita). Manchester United: 
				Van der Sar; O'Shea, Ferdinand, Vidic, Evra; Anderson (46. Tevez), 
				Carrick, Giggs (75. Scholes); Park (66. Berbatov), Ronaldo, 
				Rooney. Bemerkungen: FC Barcelona ohne Alves, Abidal (beide 
				gesperrt), Marquez, Milito (beide verletzt), Manchester United 
				ohne Fletcher (gesperrt), Brown, Hargreaves (beide verletzt). 
				53. Freistoss von Xavi an den Pfosten. Verwarnungen: 16. Piqué 
				(Foul), 78. Ronaldo (Unsportlichkeit), 80. Scholes, 93. Vidic 
				(beide Foul).   |  
			| «Eine 
			Mannschaft für die Geschichte» 
  
 
				fest / Quelle: Si  
				/ Donnerstag, 28. Mai 2009 / 16:02 h 
 
				Für die englischen Zeitungen kam die Niederlage von Manchester 
				United einer Schmach gleich, die Anerkennung für die starke 
				Leistung des siegreichen FC Barcelona blieb aber nicht aus. 
				«Barcelona hat jede Diskussion um die derzeit beste Mannschaft 
				der Welt sehr überzeugend beendet», schrieb die «Times» 
				stellvertretend. 
				 Spanien Marca (Madrid): 
				«Diese Mannschaft ist ein Kunstwerk. Der ganze Planet verneigt 
				sich vor der besten Mannschaft der Welt. Perfect Team! Dieses 
				Barça ist eine der besten Mannschaften der Geschichte.» 
				 AS (Madrid): 
				«Triple! Der spanische Fussball bestätigt seine Übermacht. Ja, 
				die Perfektion existiert. Platz da für Leo Messi, den neuen 
				König.» 
				 El Mundo Deportivo (Barcelona): 
				«Die Kaiser von Europa. Die Ewige Stadt war die perfekte Bühne, 
				um Barça als Kaiser von Europa zu krönen. König Messi berührt 
				den Himmel von Rom.» 
				 Sport (Barcelona): 
				«Der Traum vom Triple ist wahr geworden. Barça, Barça, Barça!!! 
				Veni, Barça, vici. Dies ist eine legendäre Mannschaft. In 20 
				Jahren, in einem halben Jahrhundert, wird man immer noch von ihr 
				sprechen.» 
				 El Mundo: 
				«Eine Mannschaft für die Geschichte. Ein legendärer Meister. 
				Dieses Barça ist das Allergrösste!»
 				 El Pais: 
				«Barça erobert den Gipfel. Guardiolas Team krönt seine beste 
				Saison und entthront Manchester mit elegantem Fussball.»
 				 England The Sun: 
				«United wurde vom spanischen Giganten niedergemetzelt, Messi 
				gewann das Duell gegen Ronaldo. Der kleine Messi hat Uniteds 
				Champions-League-Traum zerstört - per Kopf! Messi eroberte Rom 
				dank einer taktischen Meisterleistung von Guardiola. Daumen 
				runter für Fergies Flops. Barça liess United wie leblose Statuen 
				an der Strasse zum Olympia-Stadion aussehen. Heil dir, Xavi! 
				Heil dir, kleiner Cäsar! Heil dir, Barcelona!» 
				 The Times: 
				«Ein niedergeschlagenes United verlässt Rom in Trümmern. Ronaldo 
				und Co. werden auf schockierende Art blossgestellt. Es war eines 
				der einseitigsten Endspiele, an die man sich erinnern kann. 
				Barcelona hat jede Diskussion um die derzeit beste Mannschaft 
				der Welt sehr überzeugend beendet.» 
				 The Guardian: 
				«United bricht ohne einen Kampf zusammen. Messi geht aus dem 
				Zusammentreffen der Gladiatoren als Champion hervor. Messi, der 
				in seiner Jugend noch Wachstumshormone benötigt hatte, gab 
				United den Gnadenstoss. Und Fergusons Elend wird noch schlimmer, 
				weil Ronaldo seine Zukunft im Unklaren lässt.» 
				 The Independent: 
				«United steht der Mittelfeld-Herrschaft von Iniesta atemlos 
				gegenüber. Barcelona Europas Champions zu nennen wird ihnen 
				nicht gerecht: Sie sind die Champions des Fussballs. Die Krone 
				gehört Guardiola. Und die neutrale Fussball-Welt muss hoffen, 
				dass das noch eine Weile so bleibt. Der englische Meister wurde 
				nicht geschlagen, er wurde ausgezogen und deklassiert vom 
				schönsten Team des Fussballs.» 
				 Daily Mail: 
				«Erniedrigt! Der kleine Messi erhebt sich über das trostlose 
				United. Nennt es einfach den Kopf Gottes! Barça verspottet 
				Fergies Männer. 
				  
				Es gibt nur einen Klub, der sich derzeit zu Recht der beste der 
				Welt nennen darf, und nur einen Spieler, der das Prädikat ´der 
				Beste der Welt´ verdient: Barcelona und Lionel Messi sind auf 
				dem Gipfel. Manchester kommt da leider nicht mit.»
				 Daily Mirror: 
				«United wird von Barça deklassiert. Manchester hat verloren, und 
				das auch verdient. United wurde nicht geschlagen, sondern 
				verhauen. Zu Brei geprügelt, besinnungslos geschlagen, so 
				verdroschen, dass der Schmerz und die Qual nie vergessen werden. 
				Es tat beim blossen Zuschauen weh. Und selbst Fergie konnte sich 
				dem Schicksal dieses Mal nicht mehr in den Weg stellen.» 
				 Daily Telegraph: 
				«Guardiola ist der neue ´Special One´. Er hat sicher genug 
				getan, um José Mourinhos Krone zu erben. Die taktische 
				Meisterleistung von Guardiola und Messis sensationelles 
				Kopfballtor bringen den Katalanen den Sieg. United hat Messi das 
				erlaubt, was er am besten kann: Abwehrreihen terrorisieren. 
				Ronaldo macht die Taktik für die Niederlage verantwortlich.» 
				 Italien Gazzetta dello Sport: 
				«Fantabarca, Barcelona der Wunder. Mit dem schnellen Spiel 
				dominiert Barça das Mittelfeld - und das ist das Geheimnis 
				seines Erfolges. Messi und Iniesta sind wahre Giganten. Nach dem 
				1:0 bleibt Guardiolas Mannschaft einzige Herrscherin des 
				Spielfelds. Manchester ist im Vergleich zum vergangenen Jahr 
				nicht wiederzuerkennen. Die ´Roten Teufel´ sind zu Engeln 
				geworden, die schon zu Spielbeginn zu gutmütig sind, um die 
				Gegner zu besiegen.» 
				 Schweiz Blick: 
				«Barça ist nicht nur Messi. Das Tiki-Taka-Trio von Barcelona um 
				den Superzwirbel zerlegt Manchester in seine Einzelteile. Messi, 
				Iniesta und Xavi - das beste Mittelfeld der Welt - macht mit den 
				Briten, was es will. Ja, die Zwerge treiben die Engländer 
				richtiggehend zur Weissglut. (...) ManU hätte wohl auch nur eine 
				Audienz bei Gottes Stellvertreter helfen können.» 
				 NZZ: 
				«Schön bis zuallerletzt. Der FC Barcelona prägt den 
				Champions-League-Final mit Kunst und Leichtigkeit. (...) Im 
				Zentrum hatte Xavi hundert Einfälle, einem Gegner den Ball 
				abzuluchsen, und diesen danach auf eine Reise zu schicken, die 
				lange, sehr lange dauern konnte. Man wünschte sich, die 
				Champions League 2008/09 nähme nie ein Ende.» 
				 Tages-Anzeiger: 
				«Es war ein grossartiger Final. Der Match nahm Fahrt auf wie 
				vorgestellt in den schönen Träumen. (...) Mit der Führung war 
				der FC Barcelona eine neue Mannschaft. Er lancierte sein 
				aufsässiges, unangenehmes, effizientes Pressing. Er hatte im 
				Spiel nach vorne mehr Überraschung, mehr Tempo, mehr 
				Unberechenbarkeit, mehr Finesse.» 
				 Neue Luzerner Zeitung: 
				«Guardiola krönt sich in Rom zum Fussball-König. Er hat Sir Alex 
				Ferguson, einer lebenden Legende, den Meister gezeigt. Und er 
				hat ihn davon abgehalten, mit Bob Paisley gleichzuziehen. (...) 
				Barcelona hatte nun (nach dem 1:0) das nötige Selbstvertrauen, 
				um sein Kurzpassspiel aufziehen zu können. (...) Sie feierten 
				einen Triumph, der auch ein Sieg der Ästhetik war.»   |  
			| Guardiola - 
			der majestätische Manager 
  
 
				Gleich in seinem ersten Trainerjahr machte sich 
				Barcelona-Trainer Josep Guardiola (38) am Mittwochabend im Römer 
				Olimpico unsterblich. Erstmals gewann ein spanischer Verein im 
				gleichen Jahr das nationale Double und Europas Königsklasse.  
 
				smw / Quelle: Si  
				/ Donnerstag, 28. Mai 2009 / 21:53 h 
 
				Doch der zurückhaltende Katalane blieb auch im absoluten Triumph 
				bescheiden: «Wir sind nicht das beste Team der Geschichte, aber 
				wir haben die beste Saison der Geschichte gespielt.» Der 
				drittjüngste Meistercup-Gewinner in der 54-jährigen Historie des 
				Wettbewerbs war sich Minuten nach dem grossen Erfolg aber noch 
				nicht bewusst, was er mit dem souveränen 2:0-Sieg über 
				Titelverteidiger Manchester United gleich bei seinem 
				Trainerdebüt erreicht hatte. «Was soll ich sagen? Ich bin sehr 
				glücklich. Ich muss das hier alles noch verarbeiten.» Für die 
				Wertung der aussergewöhnlichen Leistung seines Jungtrainers war 
				dann am späten Abend aber Barça-Präsident Joan Laporta 
				zuständig: «Pep hat in dem einen Jahr ein geniales Team geformt. 
				Der Spielstil hat Wurzeln in der Philosophie von Johan Cruyff, 
				aber genauso hat er etwas Neues geschaffen.» Laporta ist 
				glücklich, bei der Verpflichtung des Nachfolgers von Frank 
				Rijkaard vor einem Jahr offensichtlich den richtigen Entscheid 
				getroffen zu haben: «Wir haben einen Trainer, der das Team 
				majestätisch managt, mit grosser Qualität und viel Talent.» 
				 Zum Musterprofi geformt 
				Von Cruyff war Guardiola als 19-Jähriger zum intelligenten 
				Spielgestalter vor der Abwehr und zum Musterprofi geformt 
				worden. Der Holländer freute sich am Mittwoch nun aber auch, 
				dass sein ehemaliger Schüler seine Spielideologie adaptiert hat. 
				Cruyff dämpfte dann aber die allseits herrschende Euphorie, 
				indem er bereits in die Zukunft blickte. Nun kämpfe Barcelona 
				gegen den Fluch des Titelverteidigers. Sowohl in der Primera 
				Division und im Cup, als auch in der Champions League, wo es 
				noch keine Mannschaft geschafft hat, zweimal in Folge zu 
				gewinnen. «Diese Barça-Mannschaft entzückt jeden, der sie sieht. 
				Aber nächstes Jahr startet wieder jeder bei Null und der gesamte 
				Mechanismus beginnt von vorne. Es wird ein schwieriges Jahr.» 
				 Ideologie von Cruyff 
				Guardiola hat seiner Mannschaft einen Stil verpasst, der die 
				ganze Welt begeistert und am Mittwoch mit Sir Alex Ferguson 
				selbst den erfolgreichsten Klubtrainer weltweit vor unlösbare 
				Rätsel stellte. 
				  
				Die Ideologie des schönen Fussballs setzte sich durch, wie schon 
				vor einem Jahr, als Spanien in Wien den EM-Titel mit 
				Zauberfussball gewann. Barça exerzierte das, was Cruyff 
				Guardiola vor vielen Jahren noch und noch gepredigt hatte. «Wenn 
				du den Ball einmal berührst, spielst du sehr gut. Wenn du ihn 
				zweimal berührst, spielst du mittelmässig. Wenn du ihn dreimal 
				berührst, spielst du schlecht.» Barcelona gewann seinen dritten 
				Titel in der Königsklasse in jenem Stadion, wo sein Trainer bis 
				2003 als Spieler der AS Roma tätig war. «Es freut mich enorm, 
				die Champions League hier in Rom zu feiern. In Rom und in 
				Brescia habe ich als Fussballer eine wunderbare Zeit erlebt. Die 
				Erfahrung in Italien war fantastisch.»
				 Widmung für Maldini 
				Dennoch überraschte am Mittwoch Guardiolas euphorisierte 
				Antwort, wem er diesen Sieg widmen möchte: «Ich widme ihn Paolo 
				Maldini. Er verdient es, weil er für uns alle ein Beispiel ist. 
				Maldini ist der beste europäische Spieler der letzten 20 Jahre. 
				Ganz Europa mag ihn. Ich hoffe, dass Maldini seine Karriere doch 
				noch fortsetzt und zu uns nach Barcelona wechselt.» 
				 
					
						| 
							Wenn Lionel Messi seine 
							Geschichte zeichnet, dann malt er sich als Kind in 
							einem Dickicht voller langer Beine. Dass er den 
							athletisch gewordenen Fussball dominieren kann, ist 
							erstaunlich.fcl. ⋅ «Ich rede durch den Ball», hat Lionel 
							Messi in einem Interview einmal gesagt. Und was 
							Messi am Dienstag im Camp Nou auf seine eigene Weise 
							zu erzählen hatte, war so etwas wie ein Manifest des 
							Fussballs. Er erzielte gegen Arsenal vier Tore und 
							raste wie ein tiefergelegtes Sportauto über den 
							Rasen, ganz nahe am Boden. Aber seine Füsse müssen 
							nicht nur schnell, sondern auch sensibel sein, sonst 
							kann man nicht solche Treffer erzielen. Ein spezielles RöntgenbildDas Publikum erhob sich von den Sitzen, sang 
							seinen Namen und staunte, obwohl es Messi schon so 
							oft für den FC Barcelona hat spielen sehen. Immer 
							gehorchte der Ball seinen Füssen. Der ehemalige 
							argentinische Nationalcoach Carlos Bilardo hatte 
							einmal gesagt, wenn man Messi röntgen würde, könne 
							man auf der Aufnahme vermutlich ein rundes Ding 
							erkennen, das an seinem linken Fuss befestigt sei. 
							Ein medizinisches Phänomen ist Messi tatsächlich. 
							Messi ist bald 23 Jahre alt und offiziell 1 Meter 69 
							gross, aber er sieht eher noch kleiner aus. Und es 
							war ein langer Kampf um jeden einzelnen Zentimeter. Messi wuchs in Rosario auf, einer Industriestadt 
							250 Kilometer nördlich von Buenos Aires. Seine 
							Grossmutter hatte ihn im Alter von fünf Jahren zum 
							lokalen Klub Grandoli gebracht, und der dortige 
							Trainer hatte Angst, ihn spielen zu lassen, weil er 
							so zerbrechlich aussah. Der Coach stellte Messi nahe 
							der Seitenlinie auf, damit sich die Grossmutter um 
							ihn hätte kümmern können, falls ihm etwas 
							zugestossen wäre und er zu weinen begonnen hätte. 
							Das geschah nie. Doch im Alter von etwa zehn Jahren 
							hörte Messi auf, grösser zu werden, die 
							Wachstumshormone versagten. Messi benötigte eine Hormonbehandlung, doch die 
							war teuer. 500 Euro kostete eine Spritze, und Messi 
							brauchte sie am Anfang jeden Tag. Die Eltern konnten 
							sich diese Heilbehandlung nicht leisten. Der Vater 
							war Fabrikarbeiter, die Mutter putzte in 
							Teilzeitarbeit. Messi war 13 Jahre alt, als sich die 
							Familie entschloss, der Wirtschaftskrise 
							Argentiniens zu entfliehen und nach Barcelona 
							überzusiedeln. 1 Meter 40 war Messi damals gross. 
							Eine Papierserviette veränderte sein Leben. Fünfzehn 
							Tage war er im Trainingslager Barcelonas, dann soll 
							Messi seinen Namen auf diese Serviette geschrieben 
							haben. Das mag eine Legende sein, aber fortan 
							spielte er für Barça, das die Kosten seiner 
							Behandlung übernahm. Als 17-Jähriger debütierte er 
							im A-Team. Es gibt diese Zeichnung, die eine Agentur Messi 
							für eine Werbung einmal malen liess. Sie sollte 
							seine Geschichte zeigen. Und Messi zeichnete sich 
							als kleines Kind in einem Dickicht voller langer 
							Beine. So sieht sich Messi immer noch, er ist ein 
							Floh, so nennen sie ihn. Und das Erstaunlichste ist, 
							dass er sich in dieser athletischen Fussballwelt mit 
							dem kindlichen Körperbau durchsetzen kann. Einmal 
							hat Messi eine perfekte Kopie jenes Tores erzielt, 
							das Maradona an der WM 1986 gelang, als dieser über 
							das halbe Feld lief und die gesamte englische Abwehr 
							ausdribbelte. Das war schon damals aussergewöhnlich, 
							Maradonas Treffer wurde zum «Tor des Jahrhunderts» 
							gewählt. Aber dass eine solche Selbstinszenierung in 
							der Neuzeit des Fussballs immer noch möglich ist, 
							überrascht fast noch mehr. Kein Pop-Star, aber steinreichDie Geschichte ist voller Menschen, die ihre 
							Kleinwüchsigkeit mit übergrossen Egos kompensieren. 
							Messi gehört nicht dazu. Er lieferte dem Boulevard 
							keine Negativschlagzeilen, er ist kein Pop-Star und 
							fast erschreckend diskret. Das mögen sie bei Barça, 
							auf gutes Benehmen legen sie in der 
							Nachwuchs-Akademie La Masia Wert. «France Football» 
							hat Messi zum bestverdienenden Fussballer des Jahres 
							2009 ausgerufen: 33 Millionen Euro soll er verdient 
							haben. Sein Vertrag mit Barcelona wurde bis 2016 
							verlängert; dort ist eine Ablösesumme von 250 
							Millionen Euro festgeschrieben. Damit ist er 
							faktisch unverkäuflich. 
								
								 Fussballgott, Messias und eiliger Geist
Von Ian Hawkey, Barcelona* Aktualisiert am 
								11.06.2010 Lionel Messi ist die 
								Dreifaltigkeit auf dem Rasen, der ab heute die 
								Welt bedeutet. Der Stürmerstar von Barcelona 
								soll Argentinien zum Weltmeister machen. Ein Frühlingsabend im Stadion Camp Nou: Die 
								Flutlichter lassen den Halbfinal der Copa del 
								Rey zwischen Barcelona und Getafe erstrahlen. In 
								einer der Kommentatorenboxen verfolgt Joaquim 
								Maria Puyal das Spiel für Radio Catalunya. Seine 
								Augen verschieben sich zur Mittellinie, als 
								Barcelona den Ball zurückgewinnt: «Deco zu Xavi, 
								Xavi zu Messi. Messi, Messi, Messi und weiter 
								Messi, Messi, Messi.» Bis Puyal begeistert «Goal 
								– Goal – Goal!» skandiert, hat er 18-mal 
								ununterbrochen «Messi» gesagt, um das 
								Vorpreschen von Lionel «Leo» Messi über 60 Meter 
								Rasen hinweg und an sechs gegnerischen Spielern 
								vorbei zu beschreiben. Messi - Arsenal 4:1 Das Goal – «das Goal des Jahrhunderts», wie 
								es die Zeitungen in Barcelona nennen – ist 
								wahrscheinlich das meistbewunderte auf Youtube 
								von den insgesamt 127 Goals, die Messi für den
								
								
								FC Barcelona geschossen hat. Manchmal 
								glichen seine Tore schon fast Echos. Der Slalom, 
								den er in der eigenen Spielhälfte begann und in 
								den Strafraum von Getafe führte, auf eine 
								Position knapp neben der rechten Seitenlinie, 
								erinnerte an ein noch berühmteres Goal, das sein 
								Landsmann Diego Maradona im WM-Viertelfinal 
								gegen England vor 24 Jahren in Mexiko geschossen 
								hatte. Darum wurde sein Goal zum Beweis 
								genommen, dass der Fussball einen modernen 
								Maradona gefunden hat, einen Spieler, der so gut 
								ist, wie Maradona es in den 80er-Jahren war, so 
								gut wie Johan Cruyff und Franz Beckenbauer in 
								den 70ern und vergleichbar mit dem, was Pelé für 
								den Fussball in den 60er-Jahren war und Alfredo 
								di Stefano in den 50ern. Messi war 19, als er das viel gepriesene Solo 
								gegen Getafe zeigte. Er wird 23, wenn er jetzt 
								mit der argentinischen Nationalmannschaft, die 
								von Maradona gecoacht wird, an seiner zweiten 
								Weltmeisterschaft teilnimmt. Er gilt als der 
								herausragendste Spielers der letzten zwei Jahre. 
								Vergangenes Jahr gewann er mit Barcelona die 
								Champions League und wurde Weltfussballer des 
								Jahres. Und seit Januar hat er für Barcelona 
								mehrere Goals geschossen, die fast so 
								hinreissend waren wie jenes gegen Getafe. Die 
								Saison beendete er mit 34 Toren – in 35 Spielen 
								– und dem Sieg seiner Mannschaft in Spaniens 
								Primera División. Dreimal erzielte er Hattricks, 
								drei Tore in einem Spiel, und in einem Match 
								gegen Arsenal in der Champions League schoss er 
								gleich vier Goals. Die abschliessenden Pässe, 
								die er Teamkollegen in vielversprechender 
								Position zuspielte, führten stets zum Tor. Messi 
								war nie einfach ein Torjäger. Seine enge 
								Ballkontrolle und seine Dribblings waren nie 
								selbstverliebt oder prahlerisch. Er ist kein 
								egoistischer Spieler. Star ohne Allüren Er zeigt auch keine Symptome persönlicher 
								Eitelkeit. Messi ändert seinen Haarschnitt 
								selten, und wenn er es tut, wählt er Schnitte, 
								die seinen offenbar kaum zu bändigenden Schopf 
								aus den Augen halten. Er hat ein nettes, mildes 
								Gesicht, das schwach an den jungen Dustin 
								Hoffman erinnert, aber er ist nicht attraktiv im 
								klassischen Sinn. Sein Barcelona-Kollege Gerard 
								Pique sagt: «Er mag auf den ersten Blick nicht 
								der glamouröseste Kerl sein oder der 
								charismatischste, aber wenn er den Ball am Fuss 
								hat, ist er einzigartig. Das sieht man sofort. 
								Was ich am meisten an ihm schätze, ist, dass er 
								im Verlauf der Jahre, in denen er zum besten 
								Spieler der Welt aufgestiegen ist, genau 
								dieselbe Person geblieben ist, die ich schon als 
								Junge kannte.» Dieser Junge wurde in Rosario, Argentinien, 
								am 24. Juni 1987 geboren. Sein Vater Jorge 
								arbeitete in einer Fabrik, die Bestandteile für 
								Autos herstellte; seine Mutter Celia kümmerte 
								sich um dem Haushalt und jobbte Teilzeit als 
								Putzkraft. Lionel, klein schon als Fünfjähriger 
								für sein Alter, verliebte sich in den Fussball. 
								Strassenspiele, Schüsse gegen die Gartenmauer – 
								ständig stand er im Wettkampf mit seinem 
								ältesten Bruder, Rodrigo, weniger mit seinem 
								anderen Bruder, Matias, einem weniger 
								sportlichen Jungen. Da Lionels Begeisterung ein 
								bemerkenswertes Talent offenbarte, ermunterte 
								Vater Jorge ihn auch. Und das tut Messi senior 
								noch immer. Jorge verfolgt in Barcelona 
								regelmässig das Morgentraining, ein Mann, der 
								leicht als Messi zu erkennen ist am Kiefer und 
								der prominenten Nase. Jorge Messi war von allem 
								Anfang an so selbstlos wie fordernd, was die 
								Fussballkarriere seines jüngsten Sohnes 
								anbelangt: Einmal wurde er sogar von der 
								Seitenlinie des Spielfelds entfernt, weil er 
								seine Anweisungen zu laut gebrüllt hatte. «Floh» unter grossen Tieren Zu jenem Zeitpunkt hatte
								
								
								Lionel Messi bereits gelernt, für 
								sich selbst einzustehen. An seinem ersten 
								Schultag, so geht die Geschichte, wurde er von 
								den anderen Kickern auf dem Sportplatz 
								ausgeschlossen wegen seiner Grösse. Empört begab 
								er sich trotzdem aufs Feld und dribbelte da so 
								brillant, dass er von da an erste Wahl war für 
								die Captains auf dem Platz. Sein Bruder Rodrigo 
								verpasste ihm den Übernamen «Floh». Der Name 
								blieb haften – und er fand schon bald Platz 
								unter grösseren Tieren, in Mannschaften älterer 
								Jungen, obwohl er sogar unter den Gleichaltrigen 
								das kleinste Teammitglied gewesen war. Die 
								Grösse blieb zwar eine Hürde, dennoch fielen 
								seine Dribbelkünste professionellen 
								Talentsuchern auf. Er kam zu den Junioren von 
								Newell's Old Boys, jenem Verein, in dem Maradona 
								seine Karriere beendet hatte. Sein Vater Jorge 
								vermittelte ihm Zahlen und Fakten des Fussballs, 
								sodass er schon bald die Aufstellungen wichtiger 
								Spiele und die Statistiken grosser Spieler 
								auswendig kannte. Als ein Rekrutierer des berühmten Klubs River 
								Plate aus Buenos Aires an der Taufe seiner 
								Schwester, Marisol, auftauchte, spürte die 
								Familie Messi, dass der Durchbruch bevorstand. 
								Der elfjährige Leo reiste in die Hauptstadt für 
								medizinische Tests. Eine Woche später wurde 
								Vater Jorge im Hauptquartier von River Plate 
								erklärt: «Ihr Sohn ist ein ausgezeichneter 
								Spieler mit unglaublichem Talent. Aber es gibt 
								ein Problem. Er leidet unter einem hormonellen 
								Mangel und wird unseren Analysen zufolge nicht 
								grösser als 1,40 m werden. Er hat schon fast zu 
								wachsen aufgehört.» Nur 1,32 m gross – mit elf Es gebe dagegen eine Behandlung, sagten die 
								Fussballfunktionäre Messi senior. Doch sie 
								kostete 900 Dollar im Monat, Unkosten, die weder 
								River Plate noch Newell's übernehmen wollten. 
								Jorge und Celia Messi kämpften aber bereits 
								damit, den Unterhalt ihrer sechsköpfigen Familie 
								bestreiten zu können. Und die argentinische 
								Wirtschaft befand sich zu jenem Zeitpunkt im 
								freien Fall. Ein Albtraum. «Ich benötigte eine 
								ärztliche Behandlung, die nicht warten konnte», 
								erinnert sich Messi. «Ich war mit elf nur 1,32 m 
								gross. Es musste etwas unternommen werden.» Der Plan sah so aus: Die Familienersparnisse 
								in Spritzen für Lionel umwandeln und Kontakte zu 
								europäischen Klubs suchen, die vielleicht bereit 
								wären, die Extrakosten für ein junges 
								Ausnahmetalent zu übernehmen. Die Messis hatten 
								Verwandte in Katalonien, so reisten Jorge und 
								Leo hin und erreichten, dass er für ein 
								Testspiel beim FC Barcelona empfohlen wurde. Brillant und ausgesprochen mutig Der Rest ist Geschichte. Bei seinem ersten 
								Auftritt in einem viel zu grossen Barça-Shirt 
								schoss er fünf Tore. «Dieser kleine Kerl mit 
								langem Haar betrat die Garderobe und setzte sich 
								neben mich», erinnert sich Cesc Fabregas, der 
								heute für Spanien und Arsenal spielt, aber mit 
								Messi und Pique zusammen im Juniorenteam von 
								Barça gross geworden ist. «Er war sehr ruhig, 
								aber schloss sich uns schon bald bei 
								Computerspielen und dergleichen an. Auf dem Feld 
								war er brillant und ausgesprochen mutig. Zu 
								einem Cupfinalspiel bei den Junioren trat er mit 
								einer Maske an, die ihn vor Gesichtsverletzungen 
								schützen sollte. Aber die Maske störte ihn so 
								sehr, dass er sie einfach abnahm, auf die Seite 
								warf und zwei Goals machte.» Die Wachstumshormone wirkten, auch wenn Messi 
								mit 1,69 m noch immer ungewöhnlich klein ist für 
								einen erfolgreichen Fussballprofi. Seit er in 
								der ersten Mannschaft von Barcelona spielt – 
								sein Debüt hatte er mit 16 –, hat er mit viel 
								Arbeit die Muskulatur des Oberkörpers aufgebaut. 
								Er scheint über die Muskelzerrungen hinweg zu 
								sein, die ihn als Teenager regelmässig plagten. 
								In der katalonischen Kapitale wird er auch 
								psychologisch gut betreut. Für Paparazzi ist er 
								ein frustrierendes Objekt, ein Vollprofi, der 
								meist zu Hause bleibt und früh ins Bett geht. 
								Für die Klatschmedien ist seine kindliche 
								Hingabe an den Fussball, neben der wenig anderes 
								Platz hat, ein uninteressantes Thema. Der Stille und das Grossmaul In Argentinien aber wird er als seltsam 
								entrückter Superstar gesehen. Weil er die Heimat 
								schon als Junge Richtung Spanien verlassen hat, 
								ist seine Laufbahn von seinen Landsleuten nicht 
								auf den Fussballplätzen von Buenos Aires, 
								sondern im Fernsehen verfolgt und bewundert 
								worden. Er war in der Nationalmannschaft bisher 
								weit weniger effektiv als beim FC Barcelona. Und 
								das bedeutet, dass er von einigen Argentiniern 
								mit einem gewissen Argwohn betrachtet wird. Den 
								Messi des Klubfussballs, Kataloniens kleinen 
								Messias, in einen WM-Sieger zu verwandeln, ist 
								eine Herausforderung für Messi selber wie für 
								Maradona. Die beiden Männer mögen einander 
								ähneln in der Art, Goals zu schiessen, aber von 
								der Art her sind sie grundverschieden. Der eine 
								ist zurückhaltend und scheu, der andere ein 
								Grossmaul und nach Aufmerksamkeit heischend. 
								Keine andere Beziehung wird in den kommenden 
								Wochen schärfer beobachtet werden. Übersetzung: mak * Ian Hawkey ist Fussballkorrespondent der 
								britischen «Sunday Times» in Spanien.   
								El Clasico : FC 
								Barcelona beweist Einzigartigkeit30.11.2010, Ronald Reng Barcelona. Der 
								FC Barcelona beweist beim berauschenden 
								5:0-Triumph im Klassiker gegen den Erzrivalen 
								Real Madrid seine Einzigartigkeit. Zum Tor sind es über 50 Meter, als Lionel 
								Messi im kalten Nieselregen mit dem Fuß ausholt 
								und sein Publikum daran erinnert, dass die 
								Perfektion doch existiert.  Mit einem einzigen effetvollen 
								40-Meter-Pass hebelt Messi die gesamte 
								Real-Abwehr aus, David Villa nimmt das Zuspiel 
								auf, es wird das vierte Tor des FC Barcelona. Am 
								Ende strecken Barças Spieler fünf Finger in der 
								Luft. Una manita, ein Händchen, heißt in Spanien 
								so ein Sieg. Barças 5:0-Sieg am Montag im 
								Clasico, dem historischen Duell gegen Real 
								Madrid, war so überwältigend schön, dass nur 
								über Fußball geredet werden kann. Es war der 
								Sieg des Wie: „Heute hat die Welt gesehen, wie 
								wir gewinnen“, sagte Barças Trainer Pep 
								Guardiola. Kein anderer Klub nimmt das Wie – 
								seine Art zu spielen – so ernst. Gegen Real gab 
								Barça seinem legendären endlosen Passspiel ein 
								wahnwitziges Tempo. All die Tore von Xavi, 
								Pedro, zweimal Villa und Jeffren hatten eines 
								gemeinsam: ihre Entstehung, die Pässe, waren 
								noch schöner als der Torschuss. Xavi spielte 120 
								Pässe. 115 kamen an.  Unbeweglich wie eine Wachsfigur saß derweil 
								Reals Trainer José Mourinho auf der Bank. Seine 
								Spieler rannten nur hinterher, die 
								Nationalspieler Mesut Özil und Sami Khedira 
								waren zwei beliebige Einzelschicksale in einem 
								ohnmächtigen Verbund.  In seinen ersten vier Monaten in 
								Madrid hat Mourinho die Elf mit dem besten 
								Zeitgeistfußball geschaffen: im Grunde ist es 
								Konterfußball, aber wenn es so technisch sauber 
								wie bis Montag bei Real vorgetragen wird, wirkt 
								es geradezu elegant. In 19 Pflichtspielen war 
								Real ungeschlagen geblieben, sie haben weiterhin 
								die Klasse, diese Saison jede Trophäe zu 
								gewinnen. Doch das 0:5 wird eine grundsätzliche 
								Niederlage bleiben. Real musste erkennen, dass 
								sein ewiger Rivale über etwas verfügt, was es 
								auch mit allen Siegen diese Saison nicht 
								gewinnen wird: Einzigartigkeit. „Barças Stil ist der schlechteste der Welt“, 
								sagt Ricardo Moar, der Sportdirektor von 
								Deportivo La Coruña und einst in Hannover tätig. 
								Es ist das größte Kompliment: Praktisch keine 
								Elf der Welt könnte mit diesem ewigen 
								Pass-Spiel, mit dieser extremoffensiven Taktik 
								Erfolg haben.  Nur Barça selbst. Diese Elf zeigte unzählige 
								große Spiele, 6:2 in Madrid, 4:0 gegen Bayern 
								München, 8:0 in Almería, und doch war das 5:0 
								vom Montag etwas Neues; etwas, von dem man 
								dachte, es gebe es nicht. Das perfekte Spiel. 
								Perfektion ist ein Zustand, der sich nicht 
								verbessern lässt.    |  
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								Der FC Barcelona hat die beste 
								Nachwuchsschule der Welt, am Montag erhält ein 
								Absolvent den Goldenen Ball
								 
								
								Ein Riese und seine vielen Zwerge 
								
								
								Von Oliver Lück (8.1.2011)
 
								
								
								Barcelona. 
								
								Wenn Männer wie Albert Benaiges Trainingsanzüge 
								tragen, sieht das nicht sportlich aus – es sieht 
								gemütlich aus. Seiner ist himmelblau. Benaiges 
								wiegt sicher 120 Kilogramm, Schuhgröße 47, er 
								hat riesige Hände und einen Handschlag, den man 
								nie wieder vergisst.  
								
								Der Klingelton seines Mobiltelefons passt zu 
								ihm, es ist die Hupe eines Lastwagens. Der Mann 
								mit den silbergrauen Haaren trägt einen 
								wuchtigen Bauch vor sich her. Albert Benaiges 
								ist eine Respektsperson, kein Zweifel. Und er 
								ist eine Art Vaterfigur beim FC Barcelona, dem 
								derzeit besten Klub der Welt. 
								
								Dort leitet er die Ausbildung der jüngeren 
								Talente, der Sieben- bis 15-Jährigen. Bei 14 
								Mannschaften sind das über 200 Kinder und 
								Jugendliche. Und jeder der Spieler begrüßt ihn 
								persönlich, jeden Tag muss der 54-Jährige viele 
								Hände schütteln. 
								
								Seit mittlerweile 18 Jahren ist Albert Benaiges 
								als einer von drei Koordinatoren für die Jugend 
								Barças verantwortlich. Er hat sie alle 
								aufwachsen sehen, die heutigen Superstars: 
								Andrés Iniesta, Xavi Hernández, Gerard Piqué, 
								Víctor Valdés, Carles Puyol, Sergi Busquets, 
								Bojan Krkic, Lionel Messi und auch den aktuellen 
								Trainer der ersten Mannschaft, Josep Guardiola. 
								Im derzeitigen Aufgebot des spanischen Meisters 
								stehen nicht weniger als zehn Spieler, die in 
								den eigenen Jugendteams ausgebildet wurden. Das 
								ist die Hälfte des Kaders. "Manch einer glaubt, 
								wir haben die beste Nachwuchsförderung der 
								Welt", sagt Benaiges. Dann grinst er und freut 
								sich wie ein Kind: "Ich glaube das auch." 
								
								Albert Benaiges zeigt den kleinen Finger seiner 
								rechten Hand. "Die sind ja alle nur so klein." 
								Jetzt spricht er von den besten Fußballern der 
								Welt: Xavi Hernández (1,70 Meter), Andrés 
								Iniesta (1,70) und Lionel Messi (1,69). "Alles 
								Zwerge", sagt Benaiges, "doch es spielt ja gar 
								keine Rolle, wie groß oder klein einer ist. 
								Wichtig sind nur seine Fähigkeiten auf dem 
								Platz." Wenn die drei kleinen Männer am Montag 
								gemeinsam zur Vergabe des Goldenen Balls nach 
								Zürich fliegen, wird nicht bloß der beste 
								Spieler des Jahres 2010, sondern vor allem das 
								beste Ausbildungssystem geehrt. "Ein großer Tag 
								für unseren Klub", weiß Benaiges, "wir scheinen 
								vieles richtig zu machen." 
								
								
								Höchste Präzision
								beim Kurzpassspiel 
								
								Weder Messi, Iniesta noch Xavi haben jemals bei 
								einem anderen Verein als Profi gespielt. Xavi 
								ist seit Mittwoch sogar alleiniger 
								Vereins-Rekordhalter mit 550 Pflichspielen für 
								Barcelona. Die drei stehen stellvertretend für 
								den aufregendsten Fußball der vergangenen 
								Jahren. Lange hohe Bälle gibt es nicht, 
								sämtliche Angriffe laufen mit hoher 
								Passgenauigkeit durch das Mittelfeld. Der Gegner 
								wird einfach überspielt. Und Xavi, Iniesta und 
								Messi sind die Chefentwickler der zum Teil 
								irrsinnigen Kurzpasskombinationen des FC 
								Barcelona. 
								
								"Messi war schon immer der Beste, auch damals, 
								als er als 13-Jähriger zu uns kam", erinnert 
								sich Albert Benaiges, "niemand konnte ihn 
								stoppen. Im Grunde spielt er heute noch wie 
								damals – immer Richtung Tor." Seine fehlende 
								Größe habe er schon immer durch seine brillante 
								Technik und seinen Willen wettgemacht. 
								
								"Vor allen anderen Eigenschaften, die einen 
								guten Fußballer auszeichnen sollten, fördern wir 
								aber vor allem seine Kreativität", sagt Albert 
								Benaiges, "unsere Philosophie ist es, auf junge 
								Spieler zu bauen und ihnen früh Verantwortung zu 
								geben." Wie konsequent der Klub diesen Weg 
								verfolgt, demonstriert Jahr für Jahr die zweite 
								Mannschaft, die in der zweiten spanischen Liga 
								spielt. Bei Barça B herrscht ein Überfluss an 
								Talenten mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Mit 
								dem 19-jährigen Thiago Alcántara und den drei 
								18-jährigen Sergi Robert, Marc Muniesa und Sergi 
								Gómez spielen dort schon jetzt vier weitere 
								Talente, denen der Sprung in die erste 
								Mannschaft bald zugetraut wird. 
								
								
								Am Rande der Stadt trainieren die Talente 
								
								Wer die Zukunft des FC Barcelona sehen will, 
								muss an den Stadtrand fahren. Nimmt man eine der 
								breiten Ausfallstraße nach Nordwesten, vorbei an 
								der Universität und den Bürogebäuden, tauchen 
								nach fünf Kilometern über 20 Flutlichtmasten den 
								Vorort Sant Joan Despí in ein kaltes Licht. 
								Gleich neben der Autobahn nach Saragossa, in der 
								Peripherie der 1,6-Millionen-Stadt, hat sich der 
								Klub für 68 Millionen Euro ein 
								Ausbildungszentrum bauen lassen. 
								
								Eine kleine Sportstadt mit fünf Rasen- und vier 
								Kunstrasenplätzen. Viel Stahl, viel Beton, viel 
								Glas. Das Gebäude, das neben einer Sporthalle 
								auch Umkleide- und Fitnessräume beherbergt, ist 
								nicht schön, aber funktionell. Unbefugten und 
								Hunden ist der Zutritt verboten. Denn hier 
								implantieren 40 Trainer dem Nachwuchs das 
								Barça-Gen: endloser Kombinationsfußball, 
								betontes Flügelspiel, frühzeitiges Pressing. 
								
								
								Der Fußball ist bei
								jeder Übung dabei 
								
								Schon die Kleinsten spielen im stets offensiv 
								ausgerichteten System der Profis mit 
								Viererabwehrkette, drei Mittelfeldspielern und 
								drei Angreifern. Kein Krafttraining oder 
								Ausdauerläufe. "Alle Übungen immer mit Ball", 
								sagt Albert Benaiges. Dann schiebt er 
								Wasserflaschen und Kaffeebecher auf einem Tisch 
								hin und her. Er erklärt Spielzüge und Laufwege. 
								Jedes seiner Worte klingt wie fett gedruckt, als 
								halte er gerade die Teamansprache vor einem 
								wichtigen Spiel. "Doch wir trainieren hier nicht 
								bloß Fußballer, sondern vor allem Menschen", 
								betont er und hebt den Zeigefinger, "wenn sich 
								einer schlecht benimmt oder die Schule schwänzt, 
								spielt er nicht. Bei uns hebt keiner ab." 
								
								Diese Einstellung würden auch Messi, Iniesta und 
								Xavi mit ihrer stets zurückhaltenden Art 
								repräsentieren. "Das sind die besten der Welt, 
								aber Stars wollen die gar nicht sein", meint 
								Benaiges. Alle drei seien trotz der Erfolge 
								bescheiden geblieben. "Das sind klare Köpfe, die 
								auch nicht vergessen werden, wo sie groß 
								geworden sind." Heute noch schaut Andrés Iniesta 
								regelmäßig im Nachwuchszentrum vorbei oder fragt 
								telefonisch bei seinem früheren Trainern nach 
								dem Befinden. Auch zu Xavi hat Albert Benaiges 
								nach wie vor Kontakt, manchmal gehen sie 
								gemeinsam essen. "Einmal", erzählt er, "sie 
								werden es mir vielleicht nicht glauben, habe ich 
								dabei einen dunkelblauen Abendanzug und braune 
								Lackschuhe getragen." Dann winkt der Riese ab 
								und zeigt sein breites Grinsen: "Ich weiß, mein 
								Trainingsanzug steht mir besser." 
								
								Wissen: Fifa Ballon D’Or 
								
								Der Goldene Ball wurde erstmals 1956 für 
								den besten Spieler Europas durch die 
								französische Fußballzeitschrift "France 
								Football" vergeben. Erster Preisträger, gewählt 
								von einer Journalisten-Jury, war Stanley 
								Matthews. 
								
								Erst seit 1991 vergibt auch der Weltverband Fifa 
								eine entsprechende Auszeichnung und ließ 
								Teamchefs aus aller Welt den Weltfußballer 
								des Jahres küren. Allerdings erreichte diese 
								Ehrung nie den Stellenwert des "Ballon D’Or", 
								des Goldenen Balls. 
								
								Vor 15 Jahren wurde der Preis auch für in Europa 
								spielende Nicht-Europäer geöffnet, im selben 
								Jahr siegte George Weah aus Liberia. Aktueller 
								Titelträger ist Lionel Messi. 
								
								Obwohl die Fifa-Ehrung offener war, gewann doch 
								nie ein Spieler, der nicht in Europa spielte, 
								vor einem Jahr wurde ebenfalls Messi 
								ausgezeichnet. Nach jahrelangen Streitigkeiten 
								einigten sich in diesem Jahr Fifa und "France 
								Football" darauf, künftig nur einen Preis zu 
								vergeben: den Fifa Ballon D’Or. Schliesslich war es wieder Messi, welcher die 
								Trophäe etwas überrascht entgegennehmen konnte. 
								Wir gratulieren ihm, natürlich aber auch Xavi 
								und Iniesta, die auch einen grossen Anteil für 
								den Erfolg von Messi beanspruchen können. 
								 
								 Lionel MessiGeboren 24. 6. 1987 in Rosario (Arg).  Grösste Erfolge: Nationalteam Argentinien: 
								U-20-Weltmeister 2005, Olympiasieger 2008.  FC Barcelona: Sieger Champions League 2006, 
								2009. – Spanischer Meister 2005, 2006, 2009, 
								2010. – 
								Klubweltmeister 2009.  Weitere Auszeichnungen: Bester Spieler und 
								Torschützenkönig U-20-WM 2005 (6 Tore). – 
								Europas Fussballer des Jahres 2009. – 
								Weltfussballer des Jahres 2009,2010. – 
								Torschützenkönig Champions League 2009 (9 Tore / 
								in der laufenden Champions League bisher 8 
								Tore). 
 Barça hat die MachtVon
								Peter Ahrens - Spiegel    
								04.05.2011
  Der FC Barcelona 
								zieht ins Endspiel ein, Real ist wieder einmal 
								am großen Ziel gescheitert: Das Halbfinale der 
								Champions League hat die Kräfteverhältnisse im 
								spanischen Fußball gnadenlos klargemacht. Die 
								Madrilenen zeigten sich erneut als schlechter 
								Verlierer.  Für Real-Trainer José Mourinho ist es sicher 
								schwer einzusehen, aber: Am Schiedsrichter lag 
								es diesmal wirklich nicht, dass Real Madrid in 
								der Champions League gescheitert ist. Der 
								belgische Referee Frank de Bleeckere tat im 
								Halbfinal-Rückspiel der europäischen 
								Königsklasse zwischen den spanischen Rivalen FC 
								Barcelona und Real Madrid sein Mögliches, um 
								jeglichen Verdacht der Parteinahme zugunsten der 
								Katalanen zu zerstreuen. Mehrfach wandelten 
								Real-Spieler am Rande des Platzverweises, aber 
								de Bleeckere war gnädig. Madrid ist nach dem 1:1 
								(0:0), 
								
								gleichbedeutend mit dem Ausscheiden, 
								gestraft genug. Mourinho, der noch nach dem Hinspiel Gott, 
								die Uefa und die Welt für die hochverdiente
								
								
								0:2-Heimniederlage seines Teams 
								verantwortlich gemacht hatte, gab sich diesmal 
								mucksmäuschenstill. Mehr noch: Der Portugiese, 
								nach den 
								
								Vorfällen aus dem Hinspiel ohnehin 
								gesperrt, war überhaupt nicht im Stadion, 
								sondern schaute sich die Partie vor dem 
								hoteleigenen Fernseher an. Mourinhos Rolle übernahm dafür nahtlos sein 
								Landsmann, Real-Stürmerstar Cristiano Ronaldo: 
								"Barcelona wird gut geschützt. Im nächsten Jahr 
								sollten sie ihnen den Pokal direkt geben", übte 
								er sich nach der Partie ebenfalls in der Kunst 
								der Verschwörungstheorie. Er hatte dabei eine 
								Szene vor Augen, als der Schiedsrichter ein Tor 
								Reals wegen eines angeblichen Foulspiels 
								vorzeitig abpfiff. Das war aber nicht mehr als 
								ein schwacher Versuch Ronaldos, die eigene 
								dürftige Vorstellung in diesen zwei Halbfinals 
								zu bemänteln. Machtverhältnisse im spanischen Fußball 
								demonstriert Viermal haben Madrid und Barcelona in den 
								vergangenen 17 Tagen gegeneinander gespielt, 
								zweimal in der Champions League, je einmal in 
								Liga und Pokal. Zweimal ging es Unentschieden 
								aus, einmal 
								
								siegte Real, einmal Barcelona. Die 
								nackte Statistik gaukelt ein Duell zweier 
								gleichwertiger Teams vor. Aber der Abschluss 
								dieser Serie, das Aufeinandertreffen an diesem 
								regnerischen Dienstagabend im Stadion Camp Nou, 
								zeigte die aktuellen Machtverhältnisse im 
								spanischen Fußball noch einmal ganz deutlich 
								auf. Barcelona ist die Nummer eins, dann kommt 
								lange nichts, dann Real Madrid. Schon nach der ersten Halbzeit stand das 
								Torschussverhältnis der beiden Rivalen bei 8:0 
								zugunsten Barcelonas. Lediglich Real-Keeper Iker 
								Casillas in Manuel-Neuer-Gedächtnis-Form sorgte 
								dafür, dass es zum Erstaunen aller Beobachter 
								zur Halbzeit noch 0:0 stand. Nach etwa 20 
								Minuten Aufwärmzeit hatte Barcelona den Turbo 
								angeworfen und Torgelegenheiten im Minutentakt 
								kreiert. Belohnt wurde dieses Anrennen 
								allerdings erst in der 55. Minute durch Pedros 
								Führungstreffer. Marcelo nutzte in der 65. 
								Minute Reals erste echte Torchance zum 
								1:1-Endstand. Wer den FC Barcelona nicht mag, bringt dafür 
								gerne zwei Argumente. Zum einen heißt es dann 
								gewöhnlich, das Kurzpassspiel der Elf von 
								Trainer Josep Guardiola erfülle den Tatbestand 
								der Langeweile. Gefühlt minutenlang schieben 
								sich die Blau-Roten den Ball in den eigenen 
								Reihen zu, ohne dass ein gegnerisches Team die 
								Gelegenheit bekommt, einzugreifen. Das mag man 
								langweilig nennen. Perfektion ist eben 
								langweilig. Messi ist viel, aber er ist nicht alles
								 Das zweite Argument: Barcelona ist nichts 
								ohne Lionel Messi. Es ist sicher kein 
								Wettbewerbsnachteil, den besten Fußballer der 
								Welt in seinen Reihen zu haben. Aber wer Barça 
								auf Messi verengt, ignoriert letztlich das 
								System Barcelona. Ein System, das die einmaligen 
								Fähigkeiten des Argentiniers in seine Struktur 
								einbaut, ohne sich allein auf sie zu verlassen.
								 Real Madrid hatte in 180 Minuten 
								Champions-League-Duell mit Barcelona generös 
								geschätzt insgesamt zwei Tormöglichkeiten - und 
								das, obwohl im Rückspiel mit Gonzalo Higuaín, 
								Kaká und Cristiano Ronaldo drei der besten 
								Angreifer der Welt bei Real auf dem Platz 
								standen. Das ist nicht das Verdienst Messis, 
								sondern einer überragenden Defensive der beiden 
								ungleichen Verteidiger-Hünen Gerard Piqué und 
								Carles Puyol. Dazu kommt der wuchtige Außenverteidiger Dani 
								Alves, der spielintelligente Schlussmann Victor 
								Valdes und der dynamische Abräumer Sergio 
								Busquets. Davor ziehen Xavi und Iniesta im 
								Mittelfeld das Spiel auf, im Angriff rochieren 
								Jungstar Pedro und David Villa. Eine solche 
								Mannschaft hätte auch ohne Messi alle Chancen, 
								die Champions League zu gewinnen. Für Mourinho wird es unangenehm  Barcelona steht jetzt zum dritten Mal 
								innerhalb von sechs Jahren im Endspiel der 
								Königsklasse. Real dagegen wartet jetzt seit 
								neun Jahren darauf, in ein solch großes 
								europäisches Finale einzuziehen. Mourinho ist 
								damals vor allem geholt worden, um Real endlich 
								wieder an die Spitze Europas zu bringen - dahin, 
								wohin der Club nach seinem Selbstverständnis 
								gehört. Nun wird der mächtige Präsident und 
								Bau-Multimillionär Florentino Pérez zusehen 
								müssen, wie trotz aller Investitionen, die er in 
								den Verein gepumpt hat, doch der verhasste FC 
								Barcelona die Chance erhält, die Trophäe zu 
								gewinnen. In der Meisterschaft liegt Real zudem 
								acht Punkte hinter Barça - das ist kurz vor 
								Saisonende uneinholbar.Beim FC Chelsea hat es einst dem mächtigen 
								Geldgeber Roman Abramowitsch irgendwann 
								gereicht, nachdem Mourinho es nicht gelungen 
								war, all die russischen Öl-Millionen des 
								Sponsors für einen Champions-League-Sieg des 
								Vereins zu nutzen. Der Trainer musste gehen. 
								Pérez ist nicht dafür bekannt, sehr viel 
								geduldiger zu sein als Abramowitsch. Zudem 
								mehrten sich zuletzt die Anzeichen, dass 
								Mourinho selbst nicht mehr die große Lust 
								ausstrahlt, noch lange in Madrid zu wirken. So 
								freigiebig wie Abramowitsch und Pérez in den 
								vergangenen Jahren ist derzeit nur Mansur Bin 
								Sajid. Der Scheich aus Abu Dhabi hat Manchester 
								City bislang mit geschätzten 450 Millionen Euro 
								gemästet. Manchester City ist der reichste Club 
								der Welt und liegt dennoch in der Tabelle der 
								Premier League nur auf Platz vier. Der Verein 
								dürstet nach Erfolg.  Ein Club wie geschaffen für José Mourinho. 
 
								 Messi über das Geheimnis seines Erfolgs
									 Von Oscar Rodriguez, Barcelona. 
									Erstellt: 17.05.2011, 10:54 UhrLionel Messi ist der beste 
								Fussballer der Welt. Er steht nach dem 5. 
								Meistertitel mit Barcelona vor dem 3. 
								Champions-League-Final. Und erklärt, warum er 
								zurzeit so viele Tore schiesst.  
								Messi und der Ball: In 54 Wettbewerbsspielen 
								dieser Saison erzielte der 23-jährige 
								Argentinier für den FC Barcelona 52 Tore.Bild: Keystone
 
									Lionel MessiGeboren am 24. Juni 1987 im 
									argentinischen Rosario, zog Lionel Messi 
									zusammen mit seiner Familie als 13-Jähriger 
									nach Spanien. Der Stürmer litt an 
									Wachstumsstörungen, der FC Barcelona war von 
									seinem Talent so angetan, dass er sich im 
									Gegensatz zu argentinischen Grossklubs 
									bereit erklärte, die Kosten für die nötige 
									Hormontherapie zu übernehmen. Messi wurde 
									trotzdem nicht grösser als 1,69 m, 
									debütierte aber mit 17 in der Primera 
									División, gewann seither fünf Meistertitel 
									und zweimal die Champions League. In den 
									vergangenen zwei Jahren wurde er ausserdem 
									mit dem Ballon d’Or für den weltbesten 
									Spieler ausgezeichnet. 
								
								Lionel Messi, Sie haben mit dem FC 
								Barcelona vorzeitig die spanische Meisterschaft 
								gewonnen. Sind Sie erleichtert, dass Sie sich 
								nun auf den Champions-League-Final vom 28. Mai 
								konzentrieren können?Es ist immer gut, vor der letzten Runde Meister 
								zu sein, ob nun noch ein Champions-League-Final 
								folgt oder nicht. Du willst nicht nervös sein, 
								auf den letzten Match warten und möglicherweise 
								auch noch von anderen Resultaten abhängig sein. 
								Dass wir erneut und zwei Runden vor Schluss 
								Meister wurden, beweist unsere Stärke. Doch 
								natürlich ist es auch schön, an diesen Final zu 
								denken, auf den wir jetzt alle blicken.
 Einige Leute finden, der Halbfinal 
								zwischen Barcelona und Real Madrid sei das 
								eigentliche Endspiel gewesen. Hätten Sie im 
								Final lieber gegen Real gespielt?Der Gegner ist für mich gar nicht so wichtig. 
								Trotzdem finde ich, dass es eine Art Traumfinal 
								ist, wenn wir auf Manchester United treffen. Die 
								United ist das einzige Team, das derzeit unser 
								Niveau erreichen kann. Sie ist stark, und sie 
								wird nicht versuchen, unser Spiel zu zerstören, 
								wie das Real getan hat. Manchester will sein 
								eigenes Spiel machen, und ich bin überzeugt 
								davon, dass es deshalb einen vorzüglichen Final 
								geben wird.
 Ist es für die United ein Vorteil, dass 
								der Final in London stattfindet?Sie wird vielleicht ein paar Fans mehr haben, 
								weil das eigentlich neutrale Publikum eher für 
								Manchester sein wird, doch das wird keinen 
								grossen Einfluss auf den Ausgang der Partie 
								haben. Wir richten unser System nicht darauf 
								aus, ob wir zu Hause oder auswärts spielen.
 Sie haben schon in vielen Ländern Tore 
								erzielt, aber noch nie auf englischem Boden. Ist 
								der Final eine Chance für Sie?Stimmt es wirklich, dass ich in England noch nie 
								getroffen habe? Lassen Sie mich darüber 
								nachdenken … Ja, Sie liegen richtig. Ich habe 
								bisher nie darüber nachgedacht und glaube auch, 
								dass es Zufall ist. Ich werde im Wembley alles 
								dafür unternehmen, ein Tor zu erzielen. Aber Sie 
								kennen mich: Wenn wir den Pokal gewinnen, 
								interessiert es mich nicht, wer die Tore erzielt 
								hat.
 Es ist Ihr dritter Champions-League-Final. 
								Ist er so speziell wie der erste?Ich glaube schon. Die Champions League ist der 
								wichtigste Wettbewerb neben der WM. Es sind die 
								weltweit besten Spieler dabei. Ich habe grosse 
								Erwartungen an diesen Final, weil ich glaube, 
								dass beide Teams ohne taktische Fesseln spielen.
 Wie schätzen Sie Manchester ein?Ich sehe viel Potenzial in dieser Mannschaft. 
								Sie war stark in der Premier League und gewann 
								den Titel. Ich habe in der Champions League ein 
								paar Spiele von ihr gesehen, es war sehr 
								überzeugend, wie sie im Halbfinal Schalke 
								besiegte (mit einem 2:0 auswärts und einem 4:1 
								im Rückspiel). Du musst dabei im Kopf haben, 
								dass sich Schalke gegen Valencia und Inter für 
								den Halbfinal qualifizierte, dann aber gegen 
								Manchester United nicht den Hauch einer Chance 
								hatte. Das sagt viel über die Kraft dieses 
								Teams, über die Qualität der Spieler.
 Wer gefällt Ihnen am besten?Wer gefällt mir nicht? Manchester ist wie wir 
								auf jeder Position gut besetzt.
 Javier «Chicharito» Hernandez wechselte 
								für weniger als 10 Millionen Euro aus Mexiko zu 
								Manchester. Er hat in seiner ersten Saison 13 
								Tore in der Liga und 4 in der Champions League 
								erzielt. Sind Sie von seiner Entwicklung 
								überrascht?Er ist sicher einer der Gründe, weshalb es der 
								United in dieser Saison so gut läuft. Ich muss 
								gestehen, dass ich vorher nicht viel über ihn 
								gewusst habe, also kann man wohl sagen, dass ihm 
								nun der Durchbruch gelungen ist. Er hat grosses 
								Potenzial, und es könnte sich lohnen, seinen Weg 
								zu verfolgen.
 Gibt es Spieler bei Manchester, die es 
								auch beim FC Barcelona in die Mannschaft 
								schaffen würden?Hernandez könnte zu uns passen. Er spricht 
								Spanisch und hat einen grossartigen Stil. Es ist 
								schwierig vorauszusehen, was er im Zweikampf als 
								Nächstes tut, und gerade das sehen wir als 
								Stärke unserer Mannschaft. Ich bin sicher, dass 
								sowohl unser Management wie auch die Führung von 
								Real Madrid solche Spieler beobachtet. Wayne 
								Rooney wäre ebenfalls denkbar. Er spielt seit 
								jüngsten Jahren auf höchstem Niveau (der 
								25-jährige Rooney debütierte für Everton mit 16 
								in der Premier League und ist nun seit 7 Jahren 
								bei der United). Ich bin sicher, dass er seinen 
								Stil innert kürzester Zeit den spanischen 
								Verhältnissen anpassen könnte.
 Wie schätzen Sie Trainer Alex Ferguson 
								ein, der seit 1986 unter anderem 12 Meistertitel 
								und zweimal die Champions League gewonnen hat?Ich habe grössten Respekt vor seiner Arbeit. Du 
								musst ein grossartiger Coach und eine 
								aussergewöhnliche Person sein, wenn es dir 
								gelingt, in demselben Klub immer wieder Titel zu 
								gewinnen, Spieler und auch Spielstile 
								weiterzuentwickeln. Für mich ist Josep Guardiola 
								der beste junge Fussballtrainer, und Ferguson 
								ist zweifellos der beste der älteren Generation. 
								(Barça-Trainer Guardiola ist 40-jährig, Ferguson 
								wird Ende Jahr 70.)
 Sie sind 23-jährig, haben fünfmal die 
								spanische Meisterschaft gewonnen und können 
								jetzt den dritten Champions-League-Sieg holen. 
								Wie viele Titel sollen es in Ihrer Karriere 
								überhaupt werden?Die einfache Antwort ist: so viele wie möglich. 
								Es ist allerdings nicht so, dass ich zu Hause 
								sitzen und die Jahre zählen würde, die mir noch 
								bleiben als Profi, und wie viele Titel ich bis 
								dahin gewinnen sollte. Ich schaue gar nicht so 
								weit in die Zukunft, sondern geniesse es nur, in 
								diesem wunderbaren Team meines Lieblingsvereins 
								zu sein.
 Sie haben vor zwei Jahren 38, dann 47 und 
								nun erstmals über 50 Tore in einer Saison 
								erzielt. Was haben Sie an Ihrem Spiel verändert, 
								um auf so viele Treffer zu kommen?Ich bin älter und erfahrener geworden. Viele 
								Situationen auf dem Rasen habe ich schon einmal 
								erlebt, und davon profitiere ich: Ich treffe 
								klügere Entscheidungen. Ich weiss, wozu ich 
								fähig bin, und das macht eine Menge aus. Dazu 
								spiele ich mit einem riesigen Selbstvertrauen. 
								Während eines Spiels habe ich verrückte Ideen im 
								Kopf und bin mutig genug, diese Ideen auch 
								umzusetzen.
 Haben Sie eine Meinung, wer der Beste ist 
								in der Geschichte: Pelé, Maradona oder Sie?Ich weiss nicht, ob ich schon so weit oben stehe 
								wie Pelé und Maradona. Beide waren grossartige 
								Spieler und haben auch mit der 
								Nationalmannschaft so viel gewonnen, das fehlt 
								mir. Dazu kommt, dass es kaum möglich ist, 
								Spieler aus den verschiedenen Zeitaltern des 
								Fussballs miteinander zu vergleichen. Ich habe 
								nicht die Ambition, die Leute einmal sagen zu 
								hören: «Lionel Messi war der Beste der 
								Geschichte.» Wenn ich in 50 Jahren in Erinnerung 
								bin als wichtiger Spieler dieser fantastischen 
								Barça-Mannschaft, bin ich sehr stolz.
 Sind Sie überrascht, dass es nicht nur 
								Ihnen, sondern auch Cristiano Ronaldo gelungen 
								ist, so viele Tore zu erzielen in Meisterschaft 
								und Cupwettbewerben dieser Saison?Ich bin äusserst beeindruckt von Ronaldos 
								Leistungen. Er hat Real Madrid an der Spitze der 
								Liga gehalten und hätte es verdient gehabt, in 
								einem offensiver ausgerichteten Team die 
								Clásicos gegen uns zu spielen. Sein Endspurt mit 
								zuletzt sieben Toren innert vier Tagen hat mich 
								verblüfft, weil ich dachte, ich könnte den 
								Pichichi gewinnen (so heisst die Trophäe für den 
								Torschützenkönig der Primera División). Aber mit 
								so vielen Toren verdient er den Titel. (Ronaldo 
								hat eine Runde vor Schluss 39 Ligatore erzielt, 
								Messi 31.)
 Ist das aktuelle Barça-Team das stärkste, 
								in dem Sie je gespielt haben?Ja, ganz sicher. Viele Spieler sind zwar schon 
								seit Jahren dabei, aber wir sind alle älter und 
								erfahrener. Wir haben den besten Trainer, weil 
								Guardiola so loyal zum Klub ist wie die Spieler 
								aus der Nachwuchsakademie. Er tut immer das, was 
								am besten für den Verein ist und nicht für ihn 
								selbst. Er steht als Symbol dafür, wie Barcelona 
								spielen und sich benehmen will.
 Wird es für diese Mannschaft jemals 
								Rückschläge ohne Titelgewinne in einer Saison 
								geben?Es ist unmöglich, eine Zukunftsprognose zu 
								stellen. Beachten Sie aber bitte, dass der FC 
								Barcelona seinen Erfolg sorgfältig aufgebaut 
								hat. Was wir jetzt haben, ist das Resultat 
								jahrelanger harter Arbeit in der 
								Nachwuchsakademie, aber auch auf dem 
								Transfermarkt mit den richtigen Zuzügen. Ich 
								glaube, dass unsere Titelgewinne höchst verdient 
								sind, und denke auch, dass dieses Team auf Jahre 
								hinaus keine Rückschläge erleiden wird.
 
 
								 30. Mai 2011 Der mysteriöse Barça-CodeManchester United kann Barcelonas Spiel 
								nicht entschlüsseln und verliert den 
								Champions-League-Final 1:3Der FC Barcelona ist das Team des 21. 
								Jahrhunderts. Barça hat das Spiel revolutioniert 
								und seit 2006 drei Champions-League-Titel 
								gewonnen. Gibt es solche Vorbilder, kann die 
								Zukunft des Fussballs nicht schlecht sein.Flurin Clalüna, London Es ist kein Betriebsgeheimnis, wie der FC 
								Barcelona spielt, Barça ist eine gläserne 
								Mannschaft, aber wie man sie aufhalten kann, 
								versteht dennoch niemand. Selbst Sir Alex 
								Ferguson nicht, der Manager von Manchester 
								United, der seit mehr als drei Jahrzehnten im 
								Geschäft ist und sich nächtelang den Kopf 
								zerbrochen hatte. Er hätte eine 
								Dechiffrier-Maschine gebraucht, um den Code zu 
								entschlüsseln, aber Barça ist ein 
								Pass-Karussell, das jeden Gegner abwirft. 5 Fouls, 772 Pässe«Der FC Barcelona ist das beste Team, dem ich 
								mich als Trainer je gegenübersah», sagte 
								Ferguson nach dem 1:3 im Champions-League-Final, 
								«keine Mannschaft hat uns je mehr den Hintern 
								versohlt als Barcelona an diesem Samstag.» Barça 
								habe den Sieg verdient, weil dieses Team in der 
								«richtigen Art und Weise» Fussball spiele. 
								Ferguson sagte es ohne Scham und Missgunst. Es war ein Abend voller Anstand und Respekt 
								im Wembley-Stadion, ganz anders als der 
								Halbfinal gegen Real Madrid, als dem Trainer 
								José Mourinho nichts anderes eingefallen war, 
								als zu provozieren wie ein Fussball-Rowdy und 
								Barça in einen Hinterhalt zu locken. Mit Inter 
								war Mourinho das im letzten Jahr gelungen, aber 
								er hatte damit das Spiel sinnentleert.  Selbst United-Fans applaudierten am Samstag 
								am Ende; dieses Barça-Team kann man nicht 
								auspfeifen, ohne die Bewunderung zum Fussball zu 
								verraten. Nur 5 Fouls beging der FC Barcelona in 
								der ganzen Partie, er spielte 772 Pässe an 
								diesem Abend, fast doppelt so viele wie ManU, 
								und 86 Prozent seiner Zuspiele kamen an. Bei 
								Xavi, dem Regisseur, waren es 91 Prozent, obwohl 
								niemand mehr Pässe spielte als er. Barça hat 
								diesen unwiderstehlichen Instinkt, immer zu 
								wissen, wo der Mitspieler steht. Wie sich der FC Barcelona verhält, ist ein 
								Plädoyer für den Kurzpass, es lässt den langen 
								Ball und das reine Kampfspiel so altmodisch 
								aussehen, als dürfe sich gar niemand mehr 
								erlauben, so verstaubt zu spielen. Es ist das 
								Spiel des 21. Jahrhunderts, die Katalanen haben 
								es revolutioniert, und nur schon deshalb gehört 
								Barça zu den inspirierendsten Teams, die es je 
								gegeben hat. Die drei Champions-League-Titel in 
								den letzten fünf Jahren sind nur der 
								offensichtlichste Beweis dafür. Für den Barcelona-Trainer Josep Guardiola 
								zählt anderes. Er sagte: «Die Art und Weise, wie 
								wir am Samstag gewonnen haben, macht mich am 
								meisten stolz.» Barça unterscheidet sich von 
								anderen sinnstiftenden Mannschaften der 
								Fussballgeschichte dadurch, dass sich der 
								Einfluss nicht auf den eigenen Klub beschränkt. 
								Der FC Barcelona färbte auf das spanische 
								Nationalteam ab, und das macht das Barça-System 
								so besonders. Manchester United hatte ein paar wenige 
								Momente des Widerstands, Wayne Rooney traf zum 
								1:1, aber am Ende lag eine Felsenschlucht 
								zwischen den beiden Mannschaften, die viel 
								grösser war, als ManU befürchtet hatte. Und wenn 
								sogar ein grosses Team wie Manchester United, 
								das mehr als ein Jahr in Europa ungeschlagen 
								war, kein Antiserum gegen den FC Barcelona hat, 
								wer soll dann sonst ein taugliches Gegenmittel 
								finden können? Messis weltfremde ZukunftDer FC Barcelona hat sich fast unantastbar 
								gemacht, er war noch besser als 2009 im Final 
								von Rom gegen den gleichen Gegner, als er 2:0 
								gewann. Und er hat eine selber ausgebildete 
								Spielergeneration, die noch lange nicht am 
								Karrierenende ist. Carles Puyol und Xavi sind 
								über 30 Jahre alt, aber Lionel Messi ist erst 
								23; er kann noch besser werden, obwohl das 
								weltfremd erscheint, nur schon weil seine 53 
								Tore in dieser Saison so eindrücklich sind und 
								seine Auftritte sowieso. Am Samstag traf er 
								wieder, genauso wie die Stürmerkollegen Pedro 
								und David Villa. Wie Barça eigene Spieler erzeugt, ist 
								beeindruckend, aber diese Generation ist 
								vermutlich einzigartig, weil selbst eine 
								Talentfabrik wie das Ausbildungszentrum La Masía 
								nicht immer solche Fussballer wie Messi, Xavi 
								oder Andres Iniesta reproduzieren kann. In der Trainerbranche gibt es jetzt immer 
								mehr «Guardiolistas», Ausbildner, die sich von 
								Guardiolas Arbeit einnehmen lassen. Und dabei 
								ist der 40-jährige Chefcoach nur der 
								erfolgreichste Trainer einer jungen Generation, 
								die dem Fussball die Richtung weist. In 
								Deutschland wurde Borussia Dortmund mit dem 
								43-jährigen Jürgen Klopp Meister. Die AC Milan 
								gewann den Titel mit Massimiliano Allegri, der 
								gleich alt ist. André Villas-Boas, der mit dem FC Porto in 
								der Meisterschaft ungeschlagen blieb und die 
								Europa League gewann, ist noch zehn Jahre 
								jünger. Und der 41-jährige Holländer Frank de 
								Boer wurde mit Ajax nach sieben Jahren wieder 
								Champion und sagte kürzlich: «An Guardiola habe 
								ich mich orientiert, an ihm habe ich mir ein 
								Beispiel genommen.» Die Zukunft des Fussballs 
								kann nicht schlecht sein, wenn es solche 
								Vorbilder gibt. 
 
  Mittwoch, 
									17.08.11 La Masia - Philisophie und Nachwuchsarbeit
  
									Fabricada en casa 
									La Masia: Bewegungskünstler und 
									Ball-Artisten - hausgemacht 
									 La Masia, dieses eine alte Bauernhaus, 
									das als „Spezialität des Hauses“ 
									Europameister, Champions-League-Sieger und 
									Weltmeister auf dem grünen Rasen serviert, 
									ist die hauseigene Nachwuchsakademie von 
									Barça. Seit 1979 trainieren die Nachwuchstalente 
									der Jugendmannschaften des FC Barcelona in 
									dem historischen Gebäude in der Nähe von 
									Camp Nou. Dort erhalten die liebevoll 
									aufgezogenen „Eigengewächse“ als Gütesiegel 
									den „Barça-Stempel“.  Ausschließlich für das Spiel mit dem 
									runden Ball wird in La Masia trainiert, nach 
									dem Motto „immer mit der Kugel.“ Anders als 
									in vielen High-Tech-Trainingscentern geht es 
									hier um Spiel-Intelligenz statt Körperkraft, 
									um „Hirn statt Muskeln“, um Ideenreichtum, 
									Beweglichkeit und Überblick. Als Beispiel 
									gilt die Chaos-Übung, bei der jeder Spieler 
									seinen eigenen Ball erhält, ohne Dauerlauf 
									und Zirkeltraining verbessern die Jungen so 
									„spielerisch“ Schnelligkeit, Kraft und 
									Ausdauer.  „Von La Masia zu kommen, heißt: Barça zu 
									sein.“Barça geht mit kreativen, wendigen, 
									geschickten Ballkünstlern in die Offensive 
									und läuft - anders als andere Clubs – sogar 
									in der Champions League mit bis zu acht 
									„hausgemachten“ Spitzenspielern ein. Die 
									Fußball-Philosophie, die der FC Barcelona 
									lehrt: „Von La Masia zu kommen, 
									heißt: Barça zu sein.“ (José Ramón 
									Alexanco). La Masia bietet mehr als eine nahezu 
									perfekte Fußballausbildung, das alte 
									Bauernhaus soll aus jungen Talenten 
									zukünftige Idole machen, wird aber für die 
									Jugendlichen auch zur neuen Heimat. Mehr als 
									60 Spieler teilen hier Fußballfeld, Alltag 
									und Speisesaal. Wer von klein auf im 
									Barcelona-Trikot gespielt hat, der 
									identifiziert sich dauerhaft mit den Werten 
									des Vereins, auch Nicht-Spanier, wie der 
									Argentinier Lionel Messi, werden in La Masia 
									zu stolzen Katalanen, zu echten Barça-Kids. 
									So betrachtet ein Spieler, der den La 
									Masia-Weg gegangen ist, Barça als sein 
									Zuhause, als seine Familie, eben als „Més 
									que un club.“  FC „La Masia“ Barcelona: 11 
									Eigengewächse im aktuellen KaderDurch die Rückkehr von Cesc Fabregas zum 
									FC Barcelona und die Beförderung von Thiago 
									Alcantara und Andreu Fontas von Barça B 
									stehen nicht weniger als elf Eigengewächse 
									aus der eigenen Jugendabteilung im Kader der 
									Saison 2011/2012. Die große Anzahl der „La 
									Masia“ Absolventen in Barças Kader zeigt 
									einmal mehr die hervorragende Jugendarbeit 
									der Katalanen. Barcelona könnte eine 
									komplette Startaufstellung mit ehemaligen 
									Jugendspielern aufstellen, und das Team wäre 
									in dieser Zusammenstellung auch ohne 
									„externe“ Spieler ein Titelkandidat für 
									Primera División und Champions League. So könnte die „La Masia“ Startelf 
									aussehen:Valdés - Puyol, Piqué,  Busquets, 
									Fontas - Fabregas, Xavi, Iniesta - Thiago, 
									Messi, Pedro
 412 Millionen Euro MarkwertAddiert man die Spielerwerte der „La 
									Masia“ Startelf auf Grundlage der Marktwerte 
									von
									
									transfermarkt.de dann kommen 
									unglaubliche  412 Millionen Euro Marktwert 
									dabei heraus. Der  Marktwert des gesamten 
									Kaders beträgt 604 Millionen Euro. 
 
								
								Tumulte im "Clásico" Mourinho vergiftet den spanischen Fußball
19.08.2011, 10:21 Von Javier Cáceres Trainer José Mourinho 
								wird nach dem Supercup gegen Barcelona zum 
								Augenstecher und steckt mit seiner militanten 
								Siegermentalität den edlen Klub Real Madrid an. 
								Die Milliarden-Truppe mutiert zur marodierenden 
								Bande und selbst Bundestrainer Joachim Löw muss 
								sich Sorgen machen.  Es war in
								Barcelona noch um kurz vor ein Uhr morgens 
								33 Grad heiß, auch sonst waren wenig geeignete 
								Umstände gegeben, um hitzige Gemüter zu 
								beruhigen. Nur ein Mann schien in sich selbst zu 
								ruhen, genau wissend, was er tun wollte und was 
								er tat, als alle um ihn herum nach einem erst 
								Mittwochabend um elf Uhr angepfiffenen Spiel 
								verrückt zu spielen schienen: José Mourinho. 
								
								  Marcelo, Linksverteidiger bei
								Real Madrid, war Barcelonas Cesc Fàbregas im 
								Stile eines Schlächters in die Knöchel gefahren 
								und hatte dafür die rote Karte gesehen. Es 
								folgte ein Handgemenge, das bei jeder kleineren 
								Studentendemo den Einsatz eines 
								Sondereinsatzkommandos mit Tränengas und 
								Wasserwerfern zur Folge gehabt hätte: Spieler, 
								Trainer, Assistenten, alle rauften sie wie in 
								einem Saloon. Dann also trat Mourinho auf den 
								Plan, der Trainer von Real Madrid. Er ging 
								gemessenen Schrittes auf Barcelonas 
								Trainerassistenten Tito Vilanova zu und fuhr 
								seinen Arm aus. Die einen sagen seither, Mourinho habe 
								Vilanova bloß die Kontaktlinse unters Lid 
								schieben wollen. Die anderen, Mourinho sei vom 
								Film "Kill Bill" inspiriert gewesen und habe 
								versucht, Vilanovas Augapfel herauszureißen. 
								Mourinho trug später nichts zur Wahrheitsfindung 
								bei: "Vilanova? Kenne ich nicht." Es war ein Eklat, der so manche unumstößliche 
								Wahrheit fast noch verdeckt hätte, die der 
								3:2-Sieg Barcelonas im Rückspiel um den 
								spanischen Supercup bereithielt (Hinspiel 2:2). 
								Erstens: Lionel Messi, der das 1:0 durch Andrés 
								Iniesta vorbereitete und die anderen beiden 
								Treffer nicht minder genial selbst erzielte, ist 
								selbst dann noch der beste Spieler der Welt, 
								wenn er mit einem Bein im Urlaub steht. "Der ist 
								hier in Flipflops angekommen und macht zwei 
								Tore", sagte Barças Verteidiger Piqué. Zweitens: Selbst eine gute, zeitweise 
								hervorragende Milliardentruppe von Real Madrid 
								muss von nun an mit dem Frust leben, nicht mal 
								die Trainingslager-Version des
								FC Barcelona bezwingen zu können. Und 
								drittens: Real wird zusehends seiner einst 
								weltweit als edel und gut etikettierten 
								Wesensart beraubt. Von Mourinho. Seit 
								José Mourinho bei Real 
								die Geschäfte führt, erleidet Spaniens 
								Rekordmeister von Woche zu Woche aufs Neue einen 
								Imageschaden. Und wird immer mehr zu einer 
								marodierenden Bande. Mourinhos Tätlichkeit ist 
								nur die Klimax eines zunehmend militanten 
								Verständnisses seiner Arbeit, die gravierende 
								Folgen für die Psyche seiner Spieler zu haben 
								scheint und das Umfeld ansteckt. 
								José Mourinho: Der Verschwörer 
								Die Opfer des José  Ein (Mourinho-naher) Kommentator der (Real-nahen) 
								Zeitung Marca fand, der Stich mit dem 
								Finger sei insgesamt korrekt, habe aber auf die 
								falsche Körperöffnung gezielt. Gewiss: Real
								Madrid bestach in der ersten Halbzeit durch 
								aggressive Spielführung, grandioses Pressing, 
								der permanenten Suche nach dem umstandslosesten 
								Weg zum Abschluss. Dass Real viele Chancen 
								vergab, hat übrigens genau mit dieser 
								Dringlichkeit zu tun, im Zweifelsfall auch 
								überstürzt aufs Tor zu schießen. Aber: Manche Szenen lassen sich nur so 
								deuten, dass Mourinho nicht nur taktische 
								Finesse lehrt, sondern auch die physische 
								Vernichtung des Gegners predigt. Marcelos 
								hinterhältiger Angriff auf Cesc (Real-Kapitän 
								Casillas: "Der hat sich fallen lassen") war 
								nicht dessen erste schwerwiegende Aggression der 
								Partie; er hätte für einen Tritt gegen Messi 
								schon vorher vom Platz gehört. 
								
								  Dass Reals Verteidiger Pepe 180 Minuten 
								Supercup ohne rote Karte überstehen durfte, ist 
								zudem wohl nur dem Druck geschuldet, den 
								Mourinho mit seinen monatelangen und 
								systematischen Attacken gegen die Schiedsrichter 
								erfolgreich geschürt hat. Allmählich muss sich auch Bundestrainer
								Joachim Löw Sorgen machen: Man hat das 
								Gefühl, dass noble Seelen wie Sami Khedira und 
								Mesut Özil unter Mourinhos Handlungsanweisungen 
								von sich selbst entfremdet werden, ohne es zu 
								merken. Özil flog beim Handgemenge vom Platz, 
								weil er, völlig außer sich, versucht hatte, sich 
								mit der halben Barcelona-Bank zu prügeln; unter 
								anderem mit Barça-Stürmer David Villa, der ihn 
								provoziert hatte und ebenfalls Rot sah. Der vorher ausgewechselte Khedira konnte Özil 
								nur mit Mühe bändigen. Mourinho selbst focht das 
								alles nicht an - er versteckt sich unterm 
								Macho-Mantel. "Ich bin in einer Kultur groß 
								geworden, in der
								Fußball eine Männersache ist und bei der man 
								nicht nach dem ersten Hauch umfällt", sagte er. Die Sorgen, die aus dem Lager
								Barcelonas kamen, sind durchaus ernsthaft 
								gemeint. "Mourinho macht den spanischen Fußball 
								kaputt", befand Gerard Piqué. Barcelonas Trainer 
								Josep Guardiola erklärte: "Wir müssen aufpassen, 
								denn sonst wird irgendwann etwas passieren, was 
								wir alle bereuen werden." Auch das Gesicht des Weltmeistertrainers 
								Vicente del Bosque ist allmählich zerfurcht. Das 
								Klima im Nationalteam, vergangenen Sommer noch 
								als mustergültig besungen, hat so sehr unter dem 
								Special-One-Gift gelitten, dass einstige 
								Freundschaften zerbrochen sind. Spieler erkennen 
								einander nicht wieder. "Ich weiß nicht, ob es 
								eine Lösung gibt", sagte der besonnene Iniesta. Hinter vorgehaltener Hand wird von kleineren 
								und größeren Demütigungen berichtet. "Wie? Ihr 
								geht schon?", blaffte ein Real-Profi einen 
								Nationalmannschaftskollegen aus Barcelona an, 
								als
								Real Madrid im Mai in Valencia den Pokal 
								geholt hatte - und sich Barcelonas Mannschaft 
								wieder auf dem Weg in die Kabine machte, nachdem 
								sie den Siegern Spalier gestanden hatten. In der 
								Nacht zum Donnerstag gratulierte nicht ein 
								einziger Spieler von Real Madrid seinem Gegner. Die famose Zeile aus Reals Klubhymne, in der 
								es heißt, dass der madridista "... in der 
								Niederlage die Hand reicht...", sie ist längst 
								ad absurdum geführt. Als die Partie vorüber war, 
								ging Vereinschef Florentino Pérez in die 
								Real-Kabine und gratulierte seinen Mannen zu 
								ihrer grandiosen Darbietung. Javier Cáceres, geboren 1970 in 
								Santiago de Chile, ist Spanien-Korrespondent der
								Süddeutschen Zeitung. 
								 
									
									
									
										 19.08.2011 23:46:00Von Falko Blöding Real Madrid: Ex-Manager Jorge Valdano 
									kritisiert Jose MourinhoJorge Valdano hält das Verhalten Jose 
									Mourinhos beim Spiel gegen Barcelona für 
									bedenklich. „Mou“ müsse sich im Klaren sein, 
									dass er seinen Verein repräsentiere, so 
									Valdano. 
									
    Madrid. Nach den Vorkommnissen beim Rückspiel um die 
									spanische
									
									Supercopa zwischen dem
									
									FC Barcelona und
									
									Real Madrid (3:2) 
									ist in Spanien eine Debatte um Real-Coach
									
									Jose Mourinho im Gange. Der Portugiese 
									war an den tumultartigen Szenen kurz vor dem 
									Abpfiff im „Camp Nou“ nicht ganz unschuldig 
									und hatte unter anderem Barcas 
									Assistenztrainer Tito Vilanova mit seinem 
									Finger im Auge getroffen.
 „Mourinho repräsentiert Real“
 
 Jorge Valdano, ehemaliger Manager der „Blancos“, 
									hat das Verhalten Mourinhos kritisiert. Er 
									sagte gegenüber ADN Deportes: 
									„Sagen wir es so: Was passiert ist, wirft 
									nicht unbedingt ein gutes Licht auf Real 
									Madrid und Jose Mourinho. Ich bin überzeugt 
									davon, dass niemand auf das stolz ist, was 
									wir dort gesehen haben. Mourinho ist bei 
									einem Verein mit einer 109-jährigen 
									Geschichte und er repräsentiert einen Klub 
									mit einer sehr soliden Kultur. Im Moment 
									sind die Spannungen zwischen Real und 
									Barcelona so stark, dass sich jeder von 
									seinen Emotionen überwältigen lässt.“
 
 Lob für Alexis Sanchez
 
 Valdano äußerte sich außerdem zu Barcelonas 
									Neuzugängen Alexis Sanchez und Cesc Fabregas. 
									Gerade beim Chilenen ist der ehemalige 
									Weltklasse-Stürmer davon überzeugt, dass 
									„perfekt“ in das Spiel des spanischen 
									Meisters passe: „Er ist ungemein schnell und 
									erobert die Bälle mit einer Leichtigkeit, 
									wie es für einen Spieler seines Typs 
									ungewöhnlich ist. Er hat das in seinem 
									ersten Spiel bewiesen und dies, obwohl er 
									praktisch noch nicht mit seinen neuen 
									Mannschaftskameraden trainiert hatte. Er 
									kann die Gegner aus dem Gleichgewicht 
									bringen und das ist für Barca sehr wichtig. 
									Die Verpflichtung von Fabregas ist für 
									Sanchez genauso wichtig, wie für Lionel 
									Messi.“
   
									
								 08. März 2012 
									
									Messis Tor-Gala - Gott zerstört Leverkusen Aus Barcelona berichtet
									Rafael Buschmann Es war eine Demütigung, 
									exekutiert vom besten Fußballer der Welt: 
									Gegen einen überirdischen Lionel Messi 
									war Bayer in der Champions League völlig 
									überfordert. Für Leverkusen kann es nach der 
									7:1-Lehrstunde von Barcelona nur noch darum 
									gehen, kein dauerhaftes Trauma 
									davonzutragen. Lionel Messi trippelte 
									direkt nach dem Abpfiff wie in den 90 
									Minuten zuvor an allen Gegenspielern vorbei, bückte sich kurz und 
									sammelte den Ball auf. Das Spielgerät dieses 
									Abends war selbst für den Superstar des 
									Weltfußballs noch ein besonderes Souvenir. 
									Niemand, nicht einmal der Schiedsrichter, mochte 
									diesem Wunsch widersprechen. Zu groß war die 
									Anerkennung vor Messis Leistung beim 7:1 (2:0)-Spektakel 
									seines FC 
									Barcelona gegen Bayer Leverkusen. Erstmals 
									in der Historie der Champions 
									League schaffte es ein Spieler, in einer 
									Partie fünf Tore zu erzielen. "Messi ist auf einer Stufe 
									mit Cruyff, Maradona und Pelé. Er gehört zu 
									den besten Fußballern aller Zeiten", sagte Bayers 
									Manager Rudi Völler. Leverkusens Trainer 
									Robin Dutt sprach von einem "Außerirdischen", Barças 
									Trainer Pep Guardiola nannte Messi "ein 
									Geschenk". Dass der 169-Zentimeter 
									kleine Wirbelwind als der beste Fußballer 
									auf dem Globus gilt, war auch schon vor seinem Galaabend 
									gegen die Rheinländer hinlänglich bekannt. 
									Auf Vereinsebene hat er schließlich bereits alle 
									möglichen Titel mit den Katalanen errungen, 
									er ist aktuell zum dritten Mal zum Weltfußballer gewählt
									worden. 
									Doch dieser Fünferpack gegen Bayer lässt die 
									Fußballwelt noch einmal staunend, 
									kopfschüttelnd und sich verbeugend zurück. 
									"Er ist ein Fußballgott", sagt Carles Puyol, Messis 
									Mitspieler, der am Mittwoch 
									verletzungsbedingt passen musste. Maradona empfiehlt das 
									"Studienfach Messi" Der Fußballgott Messi hat 
									tatsächlich kaum fassbare Fähigkeiten. Sein 
									Dribbling, sein präziser Torschuss, sein Antritt und 
									sein Instinkt sind unvergleichbar. Diego 
									Maradona hat einmal empfohlen, ein "Studienfach 
									Messi" einzurichten, um dem Phänomen auf die 
									Schliche zu kommen. Doch bei allem Lobgesang für 
									den erst 24-Jährigen, muss auch erwähnt 
									werden, dass der Argentinier mit Bayer noch 
									nicht einmal einen unterklassigen 
									Sparringspartner vorgesetzt bekommen hat. Die Werkself,
									die in den vergangenen Wochen einen klaren 
									Aufwärtstrend erkennen ließ, wirkte gegen 
									Barcelona wie eine Ansammlung von 
									Freizeitkickern, die sich der weltbesten Mannschaft 
									entgegenzustellen versuchte. "So wie heute 
									darf man einfach nicht verlieren", sagte Völler. Bayers taktisches Konzept 
									war darauf ausgerichtet, Barcelona früh zu 
									pressen und zu versuchen, die 1:3-Hinspielniederlage 
									irgendwie zu 
									reparieren. "Aber wenn man ehrlich ist: 
									Gegen eine solche Mannschaft darf man 
									erst gar nicht versuchen mitzuspielen. Man 
									muss sich wohl eher hinten reinstellen und 
									mauern", sagte Bayer-Kapitän Simon Rolfes. 
									Jedes Aufrücken des Tabellenfünften der 
									Bundesliga wurde direkt von den Spaniern 
									bestraft, der 0:2-Halbzeitrückstand war noch mehr als 
									schmeichelhaft. "Wir haben uns eigentlich 
									vorgenommen, es im zweiten Durchgang allen zu zeigen. 
									Aber das ist gründlich nach hinten 
									losgegangen", sagte Daniel Schwaab. Der Abwehrmann musste 
									nämlich auch in den zweiten 45 Minuten 
									zuschauen, wie Messi sich in den Fußballolymp spielte. 
									Nach seinen zwei Treffern aus dem ersten 
									Durchgang, setzte der Argentinier nach der Pause 
									drei weitere drauf. "Der ist kaum zu 
									verteidigen. Man muss höllisch aufpassen, dass man nicht zu 
									ungestüm ist, denn dann dreht er sich so 
									komisch in einen hinein und lässt einen völlig ins 
									Leere laufen", sagte Schwaab. Bayers Spieler trauten sich 
									nicht einmal, Messi zu foulen Vielleicht ist das der 
									Grund, warum die Bayer-Akteure Messi nicht 
									ein einziges Mal während des Spiels gefoult haben. 
									Vielleicht ist dieses körperlose Spielen 
									aber auch nur das Sinnbild für den völlig desolaten, mut- und 
									kampflosen Auftritt Bayers. Anders lässt 
									sich auch kaum erklären, warum Leverkusen sich im Nou 
									Camp-Stadion lediglich 23, 2 Prozent 
									Ballbesitz erspielte und nur 280 Pässe zustande brachte. 
									Barcelona hatte insgesamt satte 960 Pässe 
									bei 76, 8 Prozent Ballbesitz (Quelle: Opta 
									Sports). "Das war heute eine Laufeinheit", 
									fasste es Stefan Reinartz sarkastisch aber prägnant 
									zusammen. "Natürlich hat man Angst, 
									dass die Leistung ein bisschen in den Köpfen 
									hängen bleibt", sagte Bayers Geschäftsführer 
									Wolfgang Holzhäuser beim mitternächtlichen 
									Bankett. Doch dies wäre für die Ziele Bayers fatal, denn 
									auf Leverkusen warten in den Märzwochen mit 
									dem VfL Wolfsburg, Borussia Mönchengladbach und 
									dem FC Schalke 04 ganz schwere 
									Bundesliga-Brocken. Es wird spannend sein zu beobachten, 
									wie Trainer Dutt diese Demontage aus den 
									Bayer-Köpfen heraus bekommen will. Messi hingegen mag das 
									völlig egal sein. Er befindet sich einmal 
									mehr auf dem Höhepunkt seines Schaffens. Mit seinen zwölf 
									Treffern aus sieben Spielen hat er seinen 
									eigenen Saison-Torerekord in der Königsklasse bereits 
									nach dem Achtelfinale eingestellt. Und auch 
									die Torjägerkanone in diesem Wettbewerb sollte er 
									nun zum vierten Mal in Folge gewinnen 
									können. Trotzdem bleibt er bescheiden: "Wichtig ist, 
									wie wir es als Team gemacht haben und dass 
									wir die Runde überstanden haben. Wir wollen die 
									Champions League gewinnen." Der Fußballgott hat noch 
									lange nicht genug 
									
									http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,820019,00.html
									 
									  Guardiolas Abschied
									
								 27.04.2012Mehr als ein TrainerVon
									Lukas 
									Rilke  Es ist das 
									Ende einer Ära: Trainer-Genie Josep 
									Guardiola verlässt den FC Barcelona. 
									Innerhalb von vier Jahren hatte er die beste 
									Vereinsmannschaft der Welt geformt, führte 
									die Katalanen zu 13 Titeln. Doch seine 
									Entscheidung ist konsequent, denn mit seinem 
									Rücktritt bleibt sich der Coach treu.   
									
									 
									
									«Genau so spielte ich schon als Kind» 
									
									Von Ramón Besa, Luis Martín: Copyright El 
									Pais .  
									
									
									Barças Star Lionel Messi über seinen 
									Widerstand gegen alle Korrekturen an seinem 
									Spiel, sein baldiges Vaterwerden und sein 
									Verhältnis zu Titeln und Toren.  
									
									Die meisten sehen ihn als besten Fussballer 
									der Welt. Doch viel wichtiger sei ihm, sagt 
									Lionel Messi, dass er als guter Mensch 
									wahrgenommen werde.Bild: Keystone
 
 
									
									Im Sportzentrum von Barça, 9 Uhr früh.
									
									
									
									Lionel Messi kommt pünktlich. 
									Die Sonne ist lau, und da Messi dazu neigt, 
									sich schnell zu erkälten, bringen ihm Leute 
									vom Staff einen Pullover, den er aber 
									zurückweist: «Ich fühle mich wohl.» Mit 25 
									Jahren wird der Argentinier aus Rosario zum 
									ersten Mal Vater. In einigen Wochen soll es 
									so weit sein, der Junge wird Thiago heissen. 
									Man sieht Messi das Glück an. Die 
									vereinbarte Stunde ist schnell vorbei, doch 
									er macht keine Anstalten, das Interview 
									beenden zu wollen. 
									
									
									Lionel Messi, man sagt von Ihnen, Sie würden 
									gerne schlafen. Doch hier waren Sie schon um 
									8.30 Uhr. Bereiten Sie sich darauf vor, bald 
									weniger schlafen zu können, wenn Thiago erst 
									einmal da ist?Ich habe immer sehr gerne geschlafen. Und 
									ich liebe die Siesta. Aber auf die Geburt 
									von Thiago bin ich vorbereitet. Ich schlafe 
									schon mal ein bisschen weniger – wegen der 
									Vorfreude.
 
									
									
									Die Siesta haben Sie natürlich hier, in 
									Barcelona, gelernt ...... alles habe ich hier gelernt! Als ich 
									nach Barcelona kam, da war ich ja erst 13 
									Jahre alt. Ich bin hier aufgewachsen, hab 
									hier die Schule gemacht. Ich habe immer 
									schon gesagt, dass ich sehr dankbar bin 
									dafür, weil ich das wirklich so empfinde.
 
									
									
									Haben Sie nicht das Gefühl, dass Sie 
									Barcelona mit Zinsen das zurückgegeben 
									haben, was man Ihnen gegeben hat?Nein, ach, ich weiss nicht ... Mir war es 
									immer wichtig, mein ganzes Engagement für 
									den Club zu zeigen. Vielleicht war das zu 
									Beginn besser sichtbar. Heute scheint es 
									einfach normal. Das ist mein Zuhause, mein 
									Verein. Ich verdanke Barça alles. Und 
									nochmals, ich habe es immer schon gesagt: 
									Ich bin einfach sehr glücklich hier.
 
									
									
									Der Jugendtrainer von damals und drei 
									Spieler aus Ihrer Jugendzeit bilden heute 
									die Pfeiler der ersten Mannschaft: Tito 
									Vilanova, Sie, Cesc Fàbregas und Gerard 
									Piqué. Was zeigt das?Das illustriert nur, wie der
									
									
									
									FC Barcelona arbeitet. Man 
									spürte schon damals, dass jenes Team wohl 
									eine der besten Generationen des 
									Nachwuchsfussballs war. Es gibt auch noch 
									andere aus jenem Jahrgang, die es ebenfalls 
									geschafft haben. Man wusste schon, dass die 
									meisten von uns ihren Lebensunterhalt einmal 
									mit Fussball in einem grossen Verein 
									bestreiten würden.
 
									
									
									Sie sagen, es interessiere Sie nicht, wie 
									viele Tore Sie schiessen, sondern wie viele 
									Titel Sie gewinnen.Ja, ich ziehe Titel mit dem Verein meinen 
									individuellen Auszeichnungen vor. Es ist mir 
									nicht wichtig, mehr Tore zu schiessen als 
									alle anderen. Mich kümmert viel mehr, dass 
									man mich als guten Menschen sieht denn als 
									besten Fussballer der Welt. Denn ja, am 
									Ende, wenn das alles mal fertig sein wird, 
									was bleibt dir? Mein Ziel ist es, dass man 
									mich als guten Typ in Erinnerung hält, wenn 
									ich zurücktrete.
 
									
									
									Dann interessiert es Sie auch nicht, einen 
									vierten Ballon d’Or zu gewinnen?Diese Ehrungen sind okay, und klar, ich 
									schätze sie. Aber mal ehrlich, diese Dinge 
									interessieren Sie Journalisten mehr als 
									mich. Sie müssen sich offenbar immer fragen, 
									wer nun der Beste von allen sei. Xavi oder 
									Iniesta? Wer weiss das schon? Mein Glück war 
									es, in den Schoss dieses Barça zu fallen, 
									mit diesen grossartigen Spielern. Der Verein 
									hat mit alles gegeben: die Auszeichnungen, 
									die Titel, die Tore, einfach alles. Der 
									Verein macht mich erst stark, da gibt es 
									doch keine Zweifel dran. Ohne die Hilfe 
									meiner Kollegen wäre ich nichts, würde ich 
									nichts gewinnen. Weder Titel noch Ehrungen, 
									nichts.
 
									
									
									Was ärgert Sie?Im Leben? Im Leben macht mir die Armut zu 
									schaffen. Ich komme aus einem Land, in dem 
									man der Armut überall begegnet. Da gibt es 
									viele kleine Kinder, denen nichts anderes 
									übrig bleibt, als in den Strassen zu betteln 
									oder irgendetwas zu arbeiten – ganz kleine 
									Kinder schon.
 
									
									
									Sie leben doch als Fussballer in einer 
									Blase. Bekommen Sie diese Dinge aus der 
									normalen Welt überhaupt mit?Was soll denn das heissen? Nein, wir sind 
									nicht entrückt! Natürlich leben wir ein 
									überprivilegiertes Leben. Mir hat nie etwas 
									gefehlt, ausser vielleicht damals, als ich 
									alleine mit meinem Vater nach Barcelona kam: 
									Da fehlten mir meine Geschwister und meine 
									Mutter sehr. Doch ich kriege die Realität 
									der Welt sehr wohl mit.
 
									
									
									Sie werden bald Vater. Hat sich Ihr Fokus 
									schon verändert?Ja, plötzlich siehst du alles ganz anders. 
									Du denkst nicht mehr nur an dich. Du denkst 
									an das Kind, dass ihm auch nichts fehlt, 
									nie, gar nichts. Oh ja, das verändert alles.
 
									
									
									Wie steht es ums Windelwechseln?Da hab ich schon mit meinen Neffen üben 
									können, kein Problem.
 
									
									
									Sie unterhalten eine Stiftung, die 
									bedürftigen Kindern hilft.Wir konzentrieren uns darauf, die Kinder von 
									der Strasse zu holen, sie einzuschulen, sie 
									in den Sport zu integrieren. Wir arbeiten 
									mit Unicef, mit Spitälern, Schulen ... Es 
									ist schön, helfen zu können.
 
									
									
									Selten leuchten Ihre Augen so sehr, wie wenn 
									Kinder sich Ihnen nähern und Sie grüssen.Es gibt nichts Gesünderes als Kinder, vor 
									allem wenn sie noch klein sind, frei von 
									jeder List. Sie sehen mich und sind geniert, 
									wie versteinert. Sie bringen keinen Ton 
									heraus, verstehen nicht, dass ich neben 
									ihnen stehe und mit ihnen rede, weil sie es 
									gewohnt sind, mich nur im Fernsehen zu 
									sehen. Ein Kind glücklich zu machen – es 
									gibt nichts, was mich mehr erfüllt.
 
									
									
									Es kommen aber auch grössere Kinder auf Sie 
									zu. Ihre Berühmtheit setzt Sie einer 
									ständigen Beobachtung aus. Belastet Sie das 
									nicht?Nein, weil ich nie geschauspielert habe. Ich 
									bin so, wie ich bin, auf und neben dem 
									Fussballplatz. Man muss mich so nehmen, wie 
									ich bin. Auch die Anfangsscham legst du mit 
									der Zeit ab.
 
									
									
									Sie sagten einmal, es sei schwieriger, so zu 
									spielen wie Xavi und Iniesta, als so wie 
									Sie. Ist Ihr Spiel denn einfach?Was die beiden machen, könnte ich nicht. Das 
									sind ganz andere Rollen. Ich sehe mich als 
									Werkzeug für den Sieg. Dafür gehe ich auf 
									den Platz: allein für den Sieg. Wie viele 
									Tore ich dabei schiesse, ist mir egal.
 
									
									
									Lässt sich Ihre Spielweise erarbeiten und 
									antrainieren?Das weiss ich nicht, ich glaube nicht. Genau 
									so habe ich schon als Kind gespielt.
 
									
									
									Das sagt auch Ihr Trainer, Tito Vilanova.Was sagt er genau?
 
									
									
									Er sagt, zu seiner grossen Verwunderung 
									würden Sie noch genau so spielen wie als 
									Kind – mit dem einzigen Unterschied, dass 
									Sie jetzt nicht mehr gegen 14-jährige Bengel 
									spielen, sondern gegen die besten Fussballer 
									der Welt.Es stimmt schon, meine Spielweise hat sich 
									nicht stark verändert, obschon ich natürlich 
									einiges dazugelernt habe über den Sport. Mir 
									hat es viel gebracht, nach Barcelona zu 
									kommen, in die Cantera (die 
									Nachwuchsakademie, Red.). Ich war erst 
									gestern wieder dort und habe zugeschaut, wie 
									die siebenjährigen Jungs trainieren. Diese 
									Art, wie sie gecoacht werden, wie man ihnen 
									das Verständnis für das Spiel und für den 
									Ball beibringt, ist einzigartig in der Welt. 
									Schon als Kinder spielen die so wie wir!
 
									
									
									Von Ihnen heisst es, Sie seien im Nachwuchs 
									der Einzige gewesen, an dessen Spielweise 
									nichts korrigiert worden sei, dass man die 
									Eigenheiten Ihres Spiels immer respektiert 
									habe.Ab und zu korrigierten sie mich, aber ich 
									kann mich nicht mehr an die Korrekturen 
									erinnern. Ja, sie haben meine Spielart 
									hingenommen. Obschon hier ja die Philosophie 
									gilt: «Stoppen und direkt passen», gab ich 
									den Ball früher niemandem. Man sagte mir 
									dauernd: «Spiel den Ball früher ab.» Bis sie 
									merkten, dass mir das einfach nicht gelingen 
									wollte, dann liessen sie mich in Ruhe. 
									Natürlich habe ich dann immer mehr zu passen 
									begonnen. Doch zu Beginn, als ich hier 
									ankam, da gab ich den Ball wirklich nie ab!
 
									
									
									Noch etwas überrascht: Warum ist es so 
									schwierig, Sie von den Beinen zu holen? Sie 
									fallen fast nie hin.Ja, und auch das war schon als Kind so: Ich 
									habe immer schon versucht, die Spielaktionen 
									zu vollenden, auf den Beinen zu bleiben. Ich 
									will einfach nicht hinfallen, ich suche das 
									Foul nicht.
 
									
									
									Als der Mannschaft mitgeteilt wurde, dass 
									Vilanova Nachfolger von Pep Guardiola würde, 
									sollen Sie nichts gesagt haben: Nur 
									gelächelt haben Sie. Und dieses Lächeln habe 
									den ganzen Verein beruhigt.Gut möglich, dass ich gelächelt habe. Ich 
									kenne Tito, seit ich ein Kind bin. Er war 
									es, der mich in der Jugend zum Stammspieler 
									machte, bis dahin sass ich ja meist auf der 
									Bank. Er ist eine umgängliche, offene 
									Person. Er sagt einem die Dinge direkt und 
									gerade ins Gesicht. Ich mag das sehr.
 
									
									
									Ein bisschen Ärger gab es ab und zu aber 
									schon damals, wie man hört.(er lacht) Daran erinnere ich mich nicht 
									mehr.
 
									
									
									Ist es wahr, dass Piqué Sie immer 
									beschützte, als man Ihnen auf die Knochen 
									stieg?Ja, er war damals schon der Grösste von uns 
									allen, der Rest der Mannschaft war viel 
									kleiner gewachsen: «Papa» verteidigte uns 
									immer.
 
									
									
									Reden Sie viel auf dem Platz?Nein, ich rede nicht viel.
 
									
									
									Das sehen Ihre Gegner und die Schiedsrichter 
									aber anders!Ah, ja, mit denen rede ich mehr. Bei den 
									Kollegen aber reicht ein Blick, um sich zu 
									verstehen. Wir spielen schon so lange 
									zusammen.
 
									
									
									Nun ja, kürzlich gab es auf dem Rasen Ärger 
									zwischen Ihnen und David Villa (Messi 
									herrschte den Sturmkollegen ungewohnt hitzig 
									an, weil der mit einem Zuspiel einen Tick zu 
									lange gewartet hatte, Red.). Wo ist da die 
									Idylle geblieben?Suchen Sie bitte keine Probleme, wo keine 
									sind. Suchen Sie anderswo. Dieses Team 
									funktioniert weit über das Sportliche 
									hinaus. Einfach wunderbar, vor allem 
									menschlich. Nach so vielen Jahren ist das 
									gar nicht so selbstverständlich. Von 
									draussen macht man sich keine Vorstellung 
									davon, wie gut wir uns verstehen.
 
									
									
									Ist das die grosse Stärke Barças?Nein, das Beste an dieser Mannschaft ist es, 
									dass wir seit fünf Jahren mit derselben 
									Ambition und derselben Lust jeden Sieg 
									suchen – überall. Guardiolas Verdienst?
 Ja, er impfte uns diese Attitüde ein, diese 
									Selbstsicherheit, dass wir immer die 
									Initiative übernehmen und gewinnen können. 
									Er war ein grossartiger Analysator von 
									Spielen.
 
									
									
									Was halten Sie von José Mourinho, dem 
									Trainer von Real Madrid?Ich kenne ihn nicht, habe nie mit ihm 
									gesprochen. Und wenn ich jemanden persönlich 
									nicht kenne, rede ich nicht über ihn.
 
									
									
									Mourinho sagt, Barças Fussball sei 
									langweilig, und die spanische 
									Nationalmannschaft spiele nur defensiv.Ach ja, sagt er das? Spanien spielt ja wie 
									wir bei Barça. Denen kannst du den Ball 
									nicht wegnehmen. Für einen Spieler ist das 
									grossartig, sofern du auf der Seite jener 
									stehst, die den Ball verwalten. Ich habe mit 
									Argentinien gegen Spanien gespielt und bin 
									dem Ball fast immer hinterhergerannt, ohne 
									ihn je zu erwischen. Ich kann mich nicht 
									erinnern, je so viel ohne Ball gerannt zu 
									sein wie bei unseren Spielen gegen Spanien.
 
									
									
									Und wie ist es denn, gegen Madrid zu 
									spielen? Gibt es etwas, was sie an Mourinhos 
									Real bewundern?Ihr Konterspiel ist tödlich. Die haben 
									wahnsinnig schnelle Stürmer. Die 
									Überbrückung zwischen Verteidigung und Sturm 
									dauert keine fünf Sekunden, dann fällt schon 
									das Tor. Real muss nicht gut spielen, um 
									drei Tore zu schiessen. Die machen Tore aus 
									dem Nichts. Wie läuft es in der 
									argentinischen Nationalmannschaft?
 Alejandro Sabella hat genaue Vorstellungen 
									und kann die auch vermitteln. Ich denke, wir 
									sind auf einem guten Weg.
 
									
									
									Ihr Traum ist es, in zwei Jahren Weltmeister 
									zu werden – ausgerechnet in Brasilien.Natürlich, das wäre fantastisch. Für 
									Argentinien wäre das das Grösste überhaupt.
 
									
									
									Kann es sein, dass Sie einmal mit dem 
									Fussball aufhören, ohne je das Trikot der 
									Newell’s Old Boys aus Ihrer Heimatstadt 
									Rosario getragen zu haben?Oh, keine Ahnung! Ich hab immer gesagt, dass 
									ich gerne einmal in Argentinien spielen 
									würde. Als Kind war die Primera mein ganz 
									grosser Traum. Bis ich hierherkam. Der Traum 
									ist also noch pendent. Mal sehen, es ist ja 
									noch viel Zeit.
 
									
									Übersetzung aus dem Spanischen: Oliver 
									Meiler. © «El País» (Tages-Anzeiger) 
									
									Erstellt: 11.10.2012, 13:07 Uhr 
 
									
 Vierter "Ballon d'Or" für Messi
 Montag, 7. Januar 2013
 
									Lionel Messi sorgt für 
									weitere Rekorde. An der FIFA-Gala im Zürcher 
									Kongresshaus wird der Argentinier zum 
									vierten Mal in Folge mit dem "Ballon d'Or" 
									ausgezeichnet.
 Im Jahr 2012 sorgte Messi für manche 
									Rekordmarke. Für Barcelona und das 
									argentinische Nationalteam erzielte der 
									Superstar sagenhafte 91 Tore, die 40 Jahre 
									währende Bestmarke von Gerd Müller (85) 
									übertraf der "Floh aus Rosario" mit einer 
									beeindruckenden Leichtigkeit. Was fehlte, 
									waren die grossen Titel mit seinem 
									Arbeitgeber Barcelona. Dafür bestimmten die 
									Captains und Nationaltrainer der 209 
									FIFA-Mitgliederstaaten - unter ihnen auch 
									Gökhan Inler und Ottmar Hitzfeld - Messi zum 
									besten Spieler des letzten Jahres.
 
 Die rund 1000 geladenen Gäste 
									spendeten Messi beim Überreichen des 
									goldenen Balls sekundenlangen Applaus, dem 
									Geehrten waren die Sympathiebekundungen 
									nicht recht. Der Goleador wirkte wie immer, 
									scheu und nicht sehr redselig. Er erachtet 
									die Geburt seines Sohns als "das Beste, was 
									mir je passiert ist". Die vierte 
									Auszeichnung als bester Spieler des Jahres 
									hievt Messi - ob er es will oder nicht - in 
									eine eigene Liga.
 
 Leer gingen die zwei weiteren 
									Nominierte aus der Primera Division aus. 
									Cristiano Ronaldo, mit Real Madrid 
									spanischer Meister und zweitbester 
									Torschütze hinter Messi geworden, wurde zum 
									dritten Mal bei vier Nominierungen nicht als 
									Weltbester gewählt. Messis Teamkollege 
									Andres Iniesta blieb mit grossem Abstand 
									Rang 3 und die Genugtuung, bereits als 
									"Europas Fussballer der Saison 2011/12" 
									geehrt worden zu sein.
 
 Bei den Frauen wurde Amerikanerin 
									Abby Wambach ausgezeichnet. Die zweifache 
									Olympiasiegerin gewann die Wahl vor der 
									fünffachen Siegerin Marta (Br) und ihrer 
									Teamkollegin Alex Morgan.
 
 Männer: 1. Lionel Messi (Arg, FC 
									Barcelona) 41,60 Prozent der Stimmen. 2. 
									Cristiano Ronaldo (Por, Real Madrid) 23,68. 
									Andres Iniesta (Sp, FC Barcelona) 10,91.
 
 Frauen: 1. Abby Wambach (USA, 
									MagicJack Boca Raton) 20,67. 2. Marta (Br, 
									Tyresö/Sd) 13,50. 3. Alex Morgan (USA, 
									Seattle Sounders) 10,87.
 
 Trainer des Jahres: 1. Vicente del 
									Bosque (Sp, Nationalteam Spanien) 34,51. 2. 
									José Mourinho (Por, Real Madrid) 20,49. 3. 
									Pep Guardiola (Sp, FC Barcelona, bis Juni 
									2012) 12,91.
 
 Trainer des Jahres im Frauenfussball: 
									Pia Sundhage (Sd, Nationalteam USA, bis 
									Anfang Dezember 2012).
 
 Weitere Auszeichnungen. 
									Fairplay-Award: Usbekischer Verband. - 
									Puskas-Award (Schönstes Tor): Miroslav Stoch 
									(Slk, Fenerbahçe Istanbul). - Presidential 
									Award: Franz Beckenbauer (De).
 
 FIFPro World XI (Team des Jahres). 
									Tor: Iker Casillas (Sp, Real Madrid). - 
									Verteidigung: Dani Alves (Br, FC Barcelona), 
									Gerard Piqué (Sp, FC Barcelona), Sergio 
									Ramos (Sp, Real Madrid), Marcelo (Br, Real 
									Madrid). - Mittelfeld: Xabi Alonso (Sp, Real 
									Madrid), Xavi Hernandez (Sp, FC Barcelona), 
									Iniesta. - Sturm: Messi, Radamel Falcao (Kol, 
									Atletico Madrid), Ronaldo.
 
 
									
									 dpa 17. Februar 2013
 "Leo, der Allmächtige" - 301 Tore von Messi 
									für Barça
 
									 
 Ein Treffer hätte Lionel Messi 
									genügt, um die Marke von 300 
									Pflichtspieltoren zu erreichen. Dies schien 
									dem Argentinier jedoch zu leicht gewesen zu 
									sein, und so schoss der viermalige 
									Weltfußballer auch noch sein Tor Nummer 301 
									für den FC Barcelona.
 
									Mit dem Doppelpack 
									sicherte Messi den Katalanen einen 2:1-Sieg 
									beim FC Granada. Zugleich baute er seine 
									eigene Rekordserie aus: Der Torjäger traf 
									nun in 14 Punktspielen in Folge jeweils 
									wenigstens einmal.
 "Leo, der Allmächtige", titelte das 
									Sportblatt "El Mundo Deportivo". Mit dem 
									Erfolg in Granada, wo der Titelverteidiger 
									Real Madrid vor zwei Wochen 0:1 verloren 
									hatte, behauptete Barça seine souveräne 
									Position an der Spitze der Primera División.
 
 Wenn eine runde Trefferzahl in 
									Reichweite ist, scheint Messi besonders 
									motiviert zu sein. Das Erreichen der Marke 
									von 100 Toren hatte er ebenfalls mit einem 
									Doppelpack gefeiert, beim Überschreiten der 
									Zahl von 200 Treffern war es gar ein 
									Dreierpack. Dabei hatte der Argentinier es 
									in Granada keineswegs nur darauf angelegt, 
									seine Trefferbilanz zu erhöhen. Im 
									Gegenteil: Messi zog sich ins Mittelfeld 
									zurück und agierte als Spielmacher. Er 
									arbeitete für Alexis Sánchez mehrere 
									hochkarätige Torchancen heraus, die der 
									Chilene aber vergab.
 
 Als Odion Ighalo (26. Minute) die 
									Andalusier in Führung brachte, wurde Messi & 
									Co klar, dass sie in Granada kein leichtes 
									Spiel haben würden. Barça-Trainer Jordi 
									Roura wechselte Jordi Alba und Andrés 
									Iniesta ein, die eigentlich für das 
									Champions-League-Spiel am Mittwoch beim AC 
									Mailand geschont werden sollten. Messi (50.) 
									nutzte einen Abpraller zum Ausgleich und 
									erzielte per Freistoß (73.) das Siegtor. "In 
									Granada gewann Messi im Alleingang", 
									resümierte die Zeitung "El País".
 
 Von seinen 301 Toren erzielte der 
									25-Jährige 243 mit dem linken und 44 mit dem 
									rechten Fuß, zwölf mit dem Kopf und je eins 
									mit der Brust und der Hand. Fast keine 
									Abwehrreihe der Liga kann den Torjäger 
									stoppen. Messi gelang in dieser Saison gegen 
									alle Mannschaften - mit Ausnahme des FC 
									Sevilla und Celta de Vigo - wenigstens ein 
									Tor.
 
 Cristiano Ronaldo hatte es in der 
									vorigen Saison fertiggebracht, ins Tor von 
									allen 19 gegnerischen Teams der Liga zu 
									treffen. Vor zwei Wochen ging der Torjäger 
									von Real Madrid sogar einen Schritt weiter 
									und beförderte den Ball ins eigene Tor. "Wer 
									weiß, vielleicht wird auch Messi eines Tages 
									seinen Torwart Víctor Valdés überwinden, nur 
									damit der Portugiese mit diesem Kunststück 
									nicht allein dasteht", witzelte die Zeitung 
									"El Periódico de Catalunya".
 
 Barcelonas Anhänger sind 
									selten ausgelassen. Manchmal aber reisst es 
									auch die gesetzten Katalanen aus ihren 
									Sitzen – wie beim 3:0 im Hinspiel gegen die 
									Bayern am 6. Mai 2015 
									Oliver 
									Meiler, 
									Barcelona (Quelle: Der Bund) Natürlich ist jetzt wieder 
									alles viel zu gross. Messi ist Messias, 
									Messi ist Gott. Messi ist Künstler, König, 
									Kaiser. Und «Herr Messi». Messi ist «Meeesssiii, 
									Meeessssi, Meeessssi», und man muss sich zum 
									Chor ein Stadion voller Anhänger vorstellen, 
									die zur Huldigung ihre Arme weit von sich 
									strecken und sich verbiegen in der warmen 
									Abendluft von Barcelona. Messi ist der 
									Erlöser mit links und mit rechts, der 
									Problemlöser mit Heber. Messi ist Fussball 
									kombiniert mit Kino. «La Vanguardia», die 
									grösste Zeitung in der Stadt, schreibt nach 
									dem Sieg Barças über die Bayern: «Das Camp 
									Nou wurde zur Kathedrale der Emotionen, zum 
									Kolosseum der Passionen.» Wegen Messi, dank 
									Messi. Die Überzeichnungen sind ihm 
									hoffentlich ungeheuer. Doch erwehren kann er 
									sich ihrer nicht, nun schon gar nicht mehr. 
									Ach, Messi. Wenn ein stilles, gesetztes Volk 
									wie das katalanische laut wird, sich so 
									euphorisieren lässt, dann darf man schon 
									einmal hinhören. Es steht nicht leicht auf, 
									seine Begeisterung will üppig genährt sein. 
									Jedes Mal neu. Der Ansager, seit 50 Jahren Auch vor diesem Spiel, das 
									in der übermütigen Vorfreude zum «Spiel des 
									Jahrhunderts » hochgeschrieben worden war, 
									blieb das Stadion bis fünf Minuten vor 
									Beginn halb leer. So ist das immer. Man 
									kommt in letzter Minute, drängt sich durch 
									die labyrinthischen Gänge des Camp Nou, 
									durch die «Bocas», die vielen Zugangstore zu 
									den Rängen, hinaus in die Arena, füllt sie 
									in letzter Sekunde, diesmal waren es 95 369. 
									Man könnte schon früher da sein, singen, 
									grölen. Aber das tut man hier nicht. Man 
									kommt mit Sandwichs in Aluminiumpapier, die 
									man dann in der Pause isst, und mit «Pipas», 
									Sonnenblumenkernen, die man während des 
									Spiels verzehrt. Immer, mehr Ritual geht gar 
									nicht. Zur Nüchternheit passt der 
									Tonfall von Manel Vich, seit über 50 Jahren 
									Speaker im Camp Nou. Er ist jetzt 78. Seine 
									Einsilbigkeit ist legendär. Er verkündet nur 
									Startaufstellungen und Auswechslungen. Die 
									Torschützen nennt er nicht, animiert also 
									nicht zur öffentlichen Hosiannierung der 
									Heroen, wie das die Ansager anderswo mit dem 
									Impetus von Marktschreiern tun. Zur Nüchternheit passt die 
									Hymne Barças: kein Vergleich etwa mit der 
									Arie von Real Madrid, dem dramatischen 
									beschwingten «Hala Madrid». Barças Hymne ist 
									blechern und kantig, eigentliche 
									Marschmusik. Die Fans singen sie mechanisch 
									mit, zack, zack, zack, fertig, setzen sich 
									und bleiben dann in der Regel verhaftet in 
									stiller Aufmerksamkeit. Zuschauer im engeren 
									Wortsinn. Dankbar für gehobene Unterhaltung, 
									aber kaum je ermutigt zu Gefühlsausbrüchen. 
									Oft ist es so, dass einige Hundert Anhänger 
									des gegnerischen Teams, untergebracht auf 
									den billigen Plätzen im obersten Ring des 
									Stadions, mehr Lärm veranstalten als 90 000 
									Barça-Fans. Man hat eben schon viele 
									Enttäuschungen erlebt. Die Geschichte des 
									Vereins, und die Fussballwelt neigt da zum 
									Vergessen, war nicht immer reich an Erfolgen 
									und Trophäen. Die Konstanz ist neu. Barças 
									Anhänger quittieren die Konstanz mit der 
									inneren Überzeugung, dass man schnell wieder 
									zurückfallen kann in die alte 
									Mittelmässigkeit. Man wäre überhaupt nicht 
									überrascht, eher im Gegenteil. Schnell weg, zum Nachspiel Doch dann kommt meistens 
									Messi und zerstreut die bösen Gedanken. Er 
									bricht das Ritual, die Nüchternheit. Seit 
									vielen Jahren schon. Reisst die Blasierten 
									aus ihren Sitzen, mischt etwas Kunst ins 
									Spiel, etwas Kino in den Fussball. Vom Genre 
									her war es diesmal ein Thriller, alles kam 
									zum Ende. Und die Stimmung im Camp Nou war 
									eine Viertelstunde lang so ausgelassen, wie 
									sie es nur sehr selten ist. Laut und 
									leidenschaftlich. Wie, nun ja, zuletzt zu 
									Zeiten Pep Guardiolas, der da unselig am 
									Spielfeldrand stand, auf der falschen Seite. 
									Er sollte erfahren, dass es auch ohne ihn 
									ganz gut geht, so unmöglich das vielen auch 
									vorgekommen sein mag, damals, als er 
									wegging. Messi blieb. Als das Spiel fertig war, 
									und auch das gehört zum Ritual, leerte sich 
									das Stadion in wenigen Minuten. Fertig und 
									weg. Man hüpft nicht mehr freudig herum. Man 
									hofft nur, möglichst schnell wegzukommen, 
									durch die «Bocas», die Gänge, die Treppen 
									hinunter, hinaus. Vielleicht leert sich kein 
									grosses Stadion der Welt so schnell wie das 
									Camp Nou. Selbst nach dem 
									«Jahrhundertspiel». Wenn man das zum ersten 
									Mal erlebt, wirkt es etwas befremdlich. 
									Spätestens nach dem dritten Mal rennt man 
									mit, hinaus, die blecherne Musik der Hymne 
									im Rücken, zack, zack, zack. Dann beginnt das lange 
									Nachspiel, die Debatten in der Bar, die 
									Überhöhung der Stars, die Fortschreibung an 
									der Glorifizierung von Lionel Messi. 
 Glückseliger Dreizack Lionel Messi, Neymar und 
									Luis Suárez: Barças Sturm ist Drang und 
									Spektakel und verängstigt alle – am Mittwoch 
									auch Bayern München Oliver Meiler, Quelle: 
									Sonntagszeitung 5.5.2015 Barcelona Vieles braucht ja drei, um wirklich rund zu 
									sein. Die heilige Dreifaltigkeit zum 
									Beispiel, oder die unheilige Ménage-à-trois. 
									Die Könige waren drei, die grossen Tenöre 
									auch. In jedem Triumvirat stecken drei 
									Männer, ohne dass die Feministinnen darüber 
									zu erzürnen brauchen. Ganz zu schweigen vom 
									Trio, der Parade-Drei. Im 4-3-3, einer recht 
									offensiven Spielanlage im Fussball, fällt 
									das meiste Licht auf die letzte 3, auf die 
									dreifaltige Abteilung Sturm und Drang, auf 
									die oftmals sündhaft teuren Stars mit dem 
									eingebauten Torjubelmechanismus. In Spanien macht gerade ein 
									südamerikanisches Männerbündnis mit 
									schnellen Beinen und gelenkigen Füssen 
									Furore, dem sie in den Medien «Tridente» 
									sagen, Dreizack also, wie die altertümliche 
									Stichwaffe der Jäger. Und wahrscheinlich 
									trifft es das ganz gut. Lionel Messi aus 
									Argentinien, Neymar Junior aus Brasilien und 
									Luis Suárez aus Uruguay beleben den Sturm 
									des FC Barcelona so, dass es dem Gegner 
									vorkommen muss, als stünde er ausgeliefert 
									vor einem Dreizack, bedroht von allen 
									Seiten. Es sei hier mal ganz kühn 
									verheissen, dass diese drei Herrschaften der 
									Welt des Fussballs bald den einen und wohlauch gleich noch den anderen schier 
									unschlagbaren Rekord zufügen werden. Und 
									Spektakel, viel Spektakel. Und Freude am 
									Spektakel, viel Freude in Form von 
									zahnreichem Lächeln. Nicht unmöglich, dass 
									da der beste Sturm aller Zeiten aufkommt. 
									Barças «Tridente» hat in dieser Saison 
									bereits 108 Tore erzielt, alle Wettbewerbe 
									gerechnet. Wenn man bedenkt, dass einer der 
									dreien, «Beisser» Suárez, nach langer Sperre 
									erst im Spätherbst dazustiess, ist die Zahl 
									noch verwunderlicher. Nie zuvor in der 
									Geschichte des FC Barcelona gelangen einer 
									Offensive mehr Tore, nicht einmal im Jahr 
									des Triples mit Pep Guardiola, als Messi mit 
									Samuel Eto’o und Thierry Henry stürmte, auch 
									nicht eben unbegabte Kollegen. Noch bleiben 
									drei Spieltage in der Liga, mindestens zwei 
									Begegnungen in der Champions League, gegen 
									den FC Bayern, und ein Final im nationalen 
									Pokal, der Copa del Rey, gegen Athletic 
									Bilbao. Vielleicht reichen die Gelegenheiten 
									sogar aus, den Allzeitrekord eines 
									Sturmtrios von Real Madrid zu schlagen, was 
									dem Triumph natürlich eine zusätzliche Süsse 
									beimischen würde: Cristiano Ronaldo, Gonzalo 
									Higuain und Karim Benzema brachten es vor 
									einigen Jahren einmal auf sagenhafte 118 
									Tore. Die Effizienz des «Tridente» 
									aus Barcelona ist derart erstaunlich, dass 
									die Statistiker mit allen möglichen Daten 
									die spielerische Harmonie zu erklären 
									versuchen. Auf kolorierten Karten werden die 
									Wirkungsräume der drei Männer definiert. Sie 
									variieren, überschneiden sich, fliessen 
									spielerisch ineinander. Es ist, als habe 
									Barça den idealen Sturm gefunden. Die wortlosen Launen der 
									PrimadonnaVor gar nicht so langer Zeit war das noch 
									alles andere als absehbar gewesen. Wegen 
									Messi, wegen des Mittelzacks. Seit Barça 
									gross ist, seit 2008, dreht der Verein um 
									diesen kleinen, stillen, introvertierten 
									Mann aus Rosario mit diesem unerhört wachen, 
									hellen Geist für das Spiel, für den Ball, 
									für Räume. So scheu er selber auch immer 
									wirkte: Er mochte sich nie hinter starken 
									Egos zu verstecken, er duldete sie
									
									
									nicht. Über die Jahre schieden nach und nach 
									Eto’o, Zlatan Ibrahimovic und David Villa 
									aus dem Verein, die als Zudiener des 
									Argentiniers auflaufen sollten, aber mehr 
									sein wollten als nur Sidekicks. Leo mochte 
									bald nicht mehr mit ihnen spielen. Und Leos 
									Launen entscheiden über das Wohlbefinden des 
									Vereins, der Stadt, ganz Kataloniens. Da 
									fackelt man nicht lange. Als im Sommer 2013 für wohl 
									etwa 90 Millionen Euro und mit kuriosen 
									Methoden Neymar verpflichtet wurde, drohte 
									wieder Ungemach. «Ney» war ein Popstar mit 
									dem Lächeln eines Welteroberers. Er liess 
									sich mit einem halben Dutzend Freunden im 
									Privatjet von Brasilien nach Barcelona 
									bringen, führte Frisuren vor, als wären es 
									Trophäen, trug lustige Mode. Als dann 
									ruchbar wurde, dass der Neue schon bei 
									Ankunft fast so viel verdiente wie Messi, 
									war der mal eine Weile eingeschnappt. Die 
									Verstimmung war schier greifbar, von den 
									Rängen. Der Brasilianer gab sich zwar alle 
									Mühe, die fussballerische Klasse des 
									Argentiniers zu rühmen, was ihn durchaus 
									etwas gekostet haben dürfte, damit der Floh 
									keinen Juckreiz kriegt. Doch das 
									Zusammenspiel der beiden funktionierte im 
									ersten Jahr nur leidlich. Kein Titel schaute 
									heraus. Das Duo war ein Flop. Dann holte Barça für 81 
									Millionen Euro Luis Suárez vom FC Liverpool 
									dazu. Das Duo sollte sich zum Trio wandeln. 
									Der Transfer war wie gehobenes Gambling, wie 
									riskantes Spekulieren an der Börse. Und 
									wieder schüttelte man allenthalben den Kopf. 
									Wie nur sollte dieser ungehobelte Bursche, 
									der im stilfreien englischen Fussball gross 
									wurde, ins Team der Feintechniker passen? 
									Doch dann passierte, was man in Barcelona 
									nun gemeinhin für eine Fügung hält. Während seiner Sperre liess 
									sich Suárez von Psychologen helfen. Sie 
									rieten ihm, Verantwortung abzugeben, 
									lockerer zu werden. Früher, so steht es in 
									seiner Autobiografie, litt er darunter, dass 
									immer alle Erwartung auf ihm lastete, auf 
									seiner Leistung und seinen Toren. Alle drei 
									Beissattacken gegen gegnerische Spieler 
									passierten in solchen Stresssituationen. Nun 
									kam er in ein gelassenes Team voller 
									sieggewohnter Stars, in dem er «uno más» 
									war, einer mehr. Und er freundete sich schon 
									am ersten Tag mit Messi an, und zwar 
									nachhaltig – bei Mate, dem koffeinhaltigen 
									Aufgussgetränk, das sie in der Heimat 
									trinken. Es gibt Bilder der beiden, wie sie 
									glückselig an den silbernen Röhrchen ziehen, 
									den «Bombillas», mit denen man die 
									dunkelgrüne Infusion aus der Kalebasse 
									schlürft. Früher rauchte man 
									Friedenspfeifen. Dann kam die Prüfung auf dem 
									Rasen. Suárez’ erste Auftritte waren konfus. 
									Er wirkte schwer, irrlichterte auf der 
									rechten Aussenbahn, die man ihm zugewiesen 
									hatte, und bemühte sich schier besessen um 
									seine sportliche Rehabilitierung. Runde für 
									Runde vergab er erstklassige Torchancen, 
									verzweifelte schier. Doch statt Häme 
									spendete ihm Barças sonst so ungeduldige 
									Anhängerschaft viel Geduld und, ja, 
									Mitgefühl. Als wäre der arme Mann auf 
									Bewährung. Dann wechselte Suárez auf jene 
									Position, die immer schon besser zu ihm 
									gepasst hatte: ins Zentrum des Sturms, in 
									die Rolle einer echten Neun. Und Messi, der 
									Zehner im Gewand des falschen Neuners, wich 
									auf den rechten Flügel aus, dahin, wo er 
									einst unter Frank Rijkaard debütiert hatte. 
									Ohne merklichen Unmut, gereift. Man muss gar 
									annehmen, dass die Rochade seine Idee war. 
									Mit Luis Enrique, dem Trainer, spricht der 
									Sturm nämlich nur das Nötigste, wenn 
									überhaupt. Neymar kam unverändert über 
									links, als Rechtsfuss, führte seine 
									süffisanten Nummern vor, seine Beinschüsse 
									und Übersteiger. Auch er schien Suárez wie 
									eine Befreiung zu erleben.Die gelebte Aufopferung, der inkarnierte 
									Altruismus 
									Der Uruguayer bewährt sich seither als 
									Maulwurf in der Spitze. Er gräbt sich 
									regelrecht ein in die Abwehrreihen, mit 
									gesenktem Kopf. Er beschäftigt immer mehrere 
									Verteidiger gleichzeitig und schafft so 
									Räume, wo früher keine waren. Suárez ist ein 
									Kanalarbeiter, die gelebte Aufopferung, der 
									inkarnierte Altruismus. Messi wiederum lässt sich 
									nun öfter mal ganz nach rechts und ein 
									ganzes Stück nach hinten abdrängen oder 
									zurückfallen, worauf die Gegner leicht die 
									Balance verlieren. Dann gibt Messi «den Xavi»,schlägt lange, gut getimte Querpässe mit 
									offensivem Bananeneffekt ins Wirkungsfeld 
									von Neymar, der da mit hohem Tempo auf der 
									verlassenen Gegenbahn zugange ist und in die 
									Mitte drängt. Wenn mal weniger Raum zur 
									Verfügung steht, dann kombinieren sich die 
									Herren mit schnellem Kurzpassspiel durch die 
									Verteidigung, wechseln die Positionen, 
									verwirren die Gegner, helfen einander. Und 
									schiessen Tor um Tor um Tor. Es gibt genügend Tore für 
									das Glück aller, am meisten aber immer noch 
									für die Primadonna, für Messi, 51 schon in 
									dieser Saison. Der Neid an «Ney» ist weg. 
									Und das liegt nicht nur daran, dass Barça 
									Messis Gehalt erhöht hat, wie es das jedes 
									Jahr tut. Aber wahrscheinlich auch daran. Es 
									ist, als verteilten die drei im Verein die 
									Lasten aufeinander, was sie in ihren 
									respektiven Nationalmannschaften ja nicht 
									tun können. Da müssen Messi, Neymar und 
									Suárez die alleinigen Leader geben, die 
									Landesheiligen. Bei Barça sieht man sie in 
									jüngerer Vergangenheit oft lachen. Im Jubel 
									suchen sie sich, zeigen aufeinander, küssen 
									den letzten Passgeber am Ausgiebigsten, 
									entschuldigen sich beieinander, wenn sie mal 
									egoistisch waren, teilen die Erfolgsgefühle. Sie sind nun dreifaltig 
									eins. Plötzlich harmonisch. Dank des 
									Beissers, ausgerechnet. 
									  Tiki-Taka ist 
									Geschichte – es lebe Rucki-Zucki Angeführt von Lionel Messi, demonstrierte 
									der FC Barcelona beim 3:1 im 
									Champions-League-Final gegen Juventus seinen 
									neuen Spielstil. Cristof Kneer, 
									Berlin / Quelle: Der Bund 8.6.2015 Xavi Hernández wollte 
									höflich sein, aber das war jetzt schwer. 
									Wohin sollte er mit Michel Platinis Hand? 
									Der Präsident der Uefa ist ein stolzer und 
									auch eitler Mann, er hat die Siegerehrungen 
									ja extra so uminszenieren lassen, dass die 
									Sportler nicht mehr unten auf dem Rasen ihr 
									Podest hingestellt bekommen, wo der 
									Zuschauer sie am besten sieht. Die 
									Fussballer müssen jetzt Treppen 
									hochklettern, wenn sie ihren Pokal sehen 
									wollen, sie müssen hoch zu ihm, zu Michel 
									Platini. Herr Präsident geben sich die Ehre, 
									seinen Untergebenen eine kleine Anerkennung 
									zu verteilen, so sieht das aus. Und jetzt stand Xavi 
									Hernández also vor dem hohen Herrn und hatte 
									keine Hand frei. In den Händen trug er 
									Grösseres: den Ball dieses Spiels, das 
									Barcelona gegen Juventus 3:1 gewonnen hatte. 
									Und dieses Spiels, das tatsächlich und 
									unwiderruflich sein letztes für Barça war. Xavi Hernández (35) ist 
									der Fussballer, der für alles eine Lösung 
									hat. Er hat 17 Jahre lang Räume gefunden, 
									die selbst davon überrascht waren, dass sie 
									existierten. Manchmal hat er Räume auch 
									komplett erfunden, er hat sie selbst 
									definiert. Mit einer kleinen Drehung seines 
									Körpers oder einer winzigen Bewegung seines 
									Fusses konnte er die Welt verändern. Und für 
									einen sanften Revolutionär wie Xavi war 
									natürlich auch das Platini-Problem schnell 
									gelöst: Er steckte sich den Ball unters 
									Trikot und hatte danach beide Hände frei um 
									sie schütteln zu lassen von jenem 
									Präsidenten, der auch mal ein grosser 
									Fussballer war. Eines hat Monsieur aber 
									nicht geschafft: wie Xavi für den Stil einer 
									Ära zu stehen. Barça kreiselt jetzt geradeaus Jetzt geht Xavi und wird 
									in Katar auslaufen, bei einem Verein, in 
									dessen Mittelfeld vielleicht auch der Katar -affine 
									Platini (59) noch ein paar Minütchen 
									mithalten könnte. Xavi hat in 
									unnachahmlicher Manier selbst das passende 
									Abschlussbild für seine Karriere im 
									Spitzenfussball gefunden, die er nicht nur 
									mit seinem vierten Champions -League -Titel, 
									sondern auch mit einem Rekord beendete: 151 
									Champions -League -Spiele 
									– mehr machte keiner. Xavi mit dem Ball unterm 
									Trikot: Das sah aus wie schwanger. Und seine 
									Nachfolger hat er ja tatsächlich inzwischen 
									hervorgebracht. Dieses hochwertige Endspiel 
									wurde von einem Team geprägt, das seinen 
									grossen Inspirator nur noch symbolisch 
									braucht. Trainer Luis Enrique kann es sich 
									längst erlauben, Xavi nur noch einzuwechseln 
									wie am Samstag in der 77. Minute.  Der FC Barcelona hat den 
									Xavi-Fussball auf eine Art überwunden, die 
									Xavi nicht schmerzen wird. Xavi war der 
									Hohepriester des Tiki -Taka, 
									jenes Klein -Klein-Fussballs, 
									der darauf abzielt, den Gegner mit 
									irrsinnigen Passkombinationen in den 
									Wahnsinn zu treiben. Xavi war der 
									Tausendfüssler in diesem Spiel, der 
									Psychoterrorist, der dem schnaufenden Gegner 
									stets das Gefühl gab, er würde gleich den 
									Ball erobern – bevor er mit einem tac! die 
									Richtung änderte. Zuletzt waren Xavi und 
									sein Tiki -Taka 
									müde geworden. In Berlin zeigte Barcelona 
									der Welt den neuen Stil, der für die 
									Konkurrenz keine gute Nachricht enthält. 
									Nein, der FC Barcelona ist nicht müde, er 
									hat sich nicht zu Tode gekreiselt. Wer die 
									Tore sah, begriff: Die Katalanen haben den 
									Xavi -Style 
									nicht aufgegeben, er bleibt die Grundlage 
									jeder Entscheidung. Aber sie haben den Stil 
									vitalisiert, ihm eine neue Richtung gegeben. Die Mannschaft kreiselt 
									jetzt geradeaus. Sie hat beim Passspiel 
									zuerst das Tor im Kopf, nicht mehr das 
									Passen. Aus dem Tiki -Taka -Fussball 
									ist also ein Rucki -zucki-Fussball 
									geworden, der auch Mittel enthält, die Barça 
									vor ein paar Jahren für unter seiner Würde 
									hielt oder vielleicht auch gar nicht nötig 
									hatte: Das 2:1 und 3:1 waren reinrassige 
									Konter. Beim 2:1 raste Lionel Messi unter 
									Missachtung sämtlicher in Berlin geltender 
									Tempolimits durch die Turiner Hälfte, sein 
									Schuss endete noch an den Fäusten von 
									Gianluigi Buffon, aber Luis Suárez war auch 
									deshalb der Erste beim Nachschuss, weil 
									Juves Verteidiger damit ausgelastet waren, 
									über das Tempo des Konters zu staunen. Beim 
									3:1 sauste Neymar in die Lücken. Wenn Messi die Gegner frisst Das unverschämt 
									kunstvolle 1:0 war am ehesten dem 
									klassischen Tiki -Taka 
									verwandt, nach Messis Flügelwechsel 
									tricksten und passten sich Alba, Neymar und 
									Iniesta durch, dass die abgebrühten Juve -Verteidiger 
									hilflos vor einer neuen Sportart standen und 
									der frühere Basler Ivan Rakitic gar nicht 
									anders konnte, als die Vorlage ins Tor zu 
									schiessen. Wahrscheinlich ist das 
									Dialektik: Die Welt hatte zuletzt auf Barças 
									früheres Spiel reagiert und eine Antithese 
									entwickelt, und jetzt hat Barça auf die 
									Reaktion der Gegner seinerseits wieder 
									reagiert. Seine neue These ist eine Mixtur 
									aus Ballbesitz und gelegentlichen 
									Konterattacken, bei denen dann der 
									Ballbesitz wunderbar wurscht ist. Vor allem 
									Messi hat eine Piranha -Mentalität 
									entwickelt, die den Gegner frisst: Er hat 
									ein unfassbares Gefühl für jenes Spiel, das 
									er beherrscht wie keiner sonst. Er erspürt 
									magisch jene Momente, in denen der Gegner 
									zerstreut oder unsortiert ist: Im Halbfinal -Hinspiel 
									gegen den FC Bayern setzte er die 
									entscheidende Aktion, als die Bayern wegen 
									einer vermeintlichen Schwalbe diskutierten, 
									auch das 2:1 im Finale folgte auf eine 
									Debatte, die Juve-Profi Paul Pogba 
									angezettelt hatte. Zwischendrin schlendert 
									Messi auch einmal durch die Gegend und 
									schaut sich die Stadionarchitektur an. Aber 
									wenn er die Chance riecht, bricht er seinen 
									Spaziergang halt mal kurz ab. Dann muss er 
									kurz das Spiel entscheiden. Ob Messi Barças neuen 
									Stil beschlossen oder ob doch Trainer 
									Enrique ihn entworfen hat: Darüber ist 
									Barcelona uneinig. Xavi ist das wurscht. Er 
									kann in Ruhe gehen. Juventus - FC Barcelona 1:3 (0:1) 
									Olympiastadion, Berlin. – 70 500 Zuschauer. 
									– SR: Cakir (Tür). – Tore: 4. Rakitic 0:1. 
									55. Morata 1:1. 68. Suárez 1:2. 97. Neymar 
									1:3. – Juventus: Buffon; Lichtsteiner, 
									Barzagli, Bonucci, Evra (89. Coman); 
									Marchisio, Pirlo, Pogba; Vidal (79. Pereyra); 
									Morata (85. Llorente), Tevez. – 
									
									FC Barcelona: Ter Stegen; Alves, 
									Piqué, Mascherano, Alba; Rakitic (91. 
									Mathieu), Busquets, Iniesta (78. Xavi 
									Hernandez); Messi, Suárez (95. Pedro 
									Rodriguez), Neymar. – 
									
									Bem. Verwarnungen: 11. Vidal. 41. 
									Pogba. 70. Suárez (alle Foul). 
									  
 
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