Familienhomepage Bonomi-Razanasoa

 

Glaube

Ich bin als Katholik geboren und getauft worden und habe bis heute noch keinen triftigen Grund entdeckt, dieser Konfession den Rücken zu kehren (meine Ortsgemeinde ist das von Pfr. Dr. A. Fugel geleitete Pfarramt St. Peter und Paul, Utzenstorf). Von der familären Situation her besuche ich jedoch, nach Möglichkeit, jeden Sonntag die Pfingstgemeinde in Bern und engagiere mich auch in deren Rahmen. Das gibt natürlich von Zeit zu Zeit spannende Auseinandersetzungen über das richtige Verständnis der Bibel.

An erster Stelle möchte ich hier, nach dem Motto "Die Freude über Weihnachten, die Geburt von Jesus, Menschwerdung unseres Erlösers, währt das ganze Jahr" die Weihnachts- und Neujahrsbotschaft an alle (auch auf französisch oder englisch) plazieren. Ich taste mich so langsam an Maria heran, die Mutter von Jesus und in diesem Sinne vielleicht auch die Mutter, die die Chrisen und ihre Gemeinden hier auf Erden zusammenhält.

An vorderster Front in meinem geistlichen Leben zwischen Katholik und Pfimi steht aber natürlich die Frage der Taufe. Ist es biblisch die Kleinkinder bereits zu taufen oder muss man für die Taufe bis zur eigenen, bewussten Entscheidung für Gott zuwarten? Dazu habe ich am 8. April 1998 einen Brief an Max Schläpfer, dem Leiter der Pfimi Bern und Präsident der Schweizerischen Pfingst-Mission (SPM), mit nachfolgendem Inhalt gerichtet. Leider hatte er nicht die Zeit, auf meine Argumente im Einzelnen einzutreten. Ich warte bis heute noch auf jemand, der dies aus der Sicht der "Erwachsenentäufer" zu tun bereit ist.

 

Lieber Max

Als ich dieses Unterfangen, Dir einen Rückmeldung auf eine Predigt zu geben, am 9. März 1998 in Angriff nahm, war ich unterwegs in Nizza für die 3. internationale Konferenz über Sicherheit in Strassen- und Bahntunnels. Ich wusste noch nicht, dass dies (den Mitteilungen folgend, siehe unten) längere Zeit in Anspruch nehmen wird. So erledigte ich den Rest dann jeweils im Ruheabteil der RBS (eine wirklich gute Erfindung) im Zug zwischen Bätterkinden und Bern. Begleitet wurde ich (von Gott, selbstverständlich und) von der Bibel sowie den Suchergebnissen mit "tauf" und "getauft" aus der Lutherbibel der ETHZ per Internet (http://nobi.ethz.ch/bibel/suchen.html) und von dem praktische technische Unterstützung gewährleistenden Laptop des BUWAL. Das macht das Schreiben viel leichter und man kann so einen Brief wie diesen schön wachsen und reifen lassen, bevor man ihn abschickt. Der Brief bleibt leserlich und als Kopie auf der Festplatte allzeit verfügbar.

Deine Predigt am Sonntag den 8. März 1998 war einmal mehr sehr begnadet, inspirierend und packend. Ich musste am Ende nach vorne gehen und mich ausweinen, da ich mich wie Petrus fühlte, der seinem Vorbild Jesus entsprechend über's Wasser gehen wollte aber dazu einen zu kleinen Glaube hatte. Oder, um es mit Deinem Gleichnis zu sagen: das Radio ist da, der Code sitzt, es ist auf Empfang geschaltet, aber die Mitteilungen werden von mir (selbst oder aufgrund negativer Anregungen Dritter) teilweise einfach überhört oder so uminterpretiert, dass es nichts zu tun gibt. Dies zu verhindern braucht Schulung in Demut und Gehorsam, letzteren hast Du in Deiner Predigt ja auch angesprochen. Sobald man in dieser Schulung einen Schritt weiter gekommen ist, werden jedoch auch die Mitteilungen schwieriger. Dann muss man den nächsten Schritt machen ... und so weiter.

Deine Stichworte "Salz der Erde" (Mk 9,50b?) und "Herausforderung" haben mich angeregt, Dir einmal auf Deine Predigt eine Replik zu schreiben, vor allem weil mir da ein ganz spezieller, Dir bereits bekannter Punkt, auf dem Herzen liegt; die Taufe.

Dein Gleichnis mit dem Autoradio finde ich sehr treffend. Durch Adam ist der Code verloren gegangen, ist das Radio nicht mehr betriebsbereit, Jesus hat uns den Code wieder gebracht. In diesem Sinne muss bei jedem Menschen der Code einmal eingegeben werden. Ich bin ganz Deiner Meinung, dass es wegen Adam die Erbsünde gibt und deshalb die Neugeborenen sündig zur Welt kommen. Das Radio andrehen und den richtigen Sender anpeilen (z.B. 1. Thes 5,21), um die Mitteilungen zu hören, das muss jeder Mensch selber machen. Wenn er dann auch die Mitteilungen befolgt, was vermutlich das Schwierigste ist, dann ist es wunderbar.

Den Bezug zur Kindstaufe in Deinem Gleichnis sehe ich darin, dass eben auch bei Kindern die Erbsünde abgewaschen und der Code für das Radio eingegeben werden soll. Das Radio ist jetzt für den Empfang bereit. Wenn rings um das Kind alles von Gott spricht, so wird es von selbst "gwundrig" und probiert sein Radio auch zwischendurch aus. Und sie hören ja auch die Mitteilungen, was ich aus meinen Erfahrungen mit Kindern behaupten würde. Was sagt Anni dazu? Die Kinder können die Mitteilungen hören, aber sie nehmen es noch nicht so ernst, diese auch zu befolgen (so wie sie die Eltern ja auch nicht immer ernst nehmen). Irgend wann mal beim Erwachsenwerden sollte dann die Erkenntnis kommen, dass diese Mitteilungen gut sind. Dann wird sich der junge Mensch dazu bekennen, dass er das Radio immer auf Empfang stellen und sich im Gehorsam den Mitteilungen zu folgen üben will.

Den Code eingestellt zu bekommen, das muss doch eine Gnadengabe Gottes die "gratis" ist. Da sollte man nicht vorerst eine Leistung erbringen müssen, um diese zu erhalten. Dürfen wir nicht in diesem Sinne die Taufe verstehen? Ganz extrem ausgedrückt kann man doch sagen, dass wir Christen jedem und jeder der / die in unserem Einflussbereich lebt, diese Gnadengabe im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes weitergeben können. Ist dieses Bild falsch, unbiblisch? Um dieser Frage noch mal genau und bibeltreu nachzugehen habe ich per Internet zur Suchroutine der ETH Bibel und zu meiner eigenen Bibel gegriffen. Es ist natürlich nicht einfach, dazu eine stichfeste, logische Abhandlung zu schreiben, aber ich versuchte es als Laie einfach mal und nahm mir die erforderliche Zeit. Es war vor allem mal eine Herausforderung für mich.

In der Bibel werden insgesamt drei verschiedene Taufen unterschieden: die Wassertaufe des Johannes, die Geistes- oder Feuertaufe und die Blutstaufe (Mk 10,38). Vollständigkeitshalber muss ich auch noch die Taufe auf Moses durch die Wolke und das Meer in 1. Kor 10,2 erwähnen, aber die ist mir noch völlig schleierhaft. Ich will mich hier nun auf die Wassertaufe konzentrieren, denn dies ist die Taufe, welche von allen Christen praktiziert wird und Anlass für einen Graben zwischen den Christen gegeben hat.

Die Wassertaufe wird von Johannes eingeführt, aber erst durch Jesus richtig vollendet, denn erst durch ihn kann sie ja "auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes" (Mt 28,19) erfolgen und die volle Wirkung "Mit ihm begraben werden durch die Taufe" (Kol 2,12) entfalten. Da steckt zwar noch eine Differenz zwischen der Wassertaufe des Johannes und der Tauf im Namen des Herrn Jesus, aber da fehlt mir der Durchblick, alles richtig zu verstehen.

Die Wassertaufe an jemandem vorzunehmen, bedarf der Vollmacht des Himmels (Mt 21,25). Es ist also keine rein menschliche Handlung; ein Mensch macht etwas im Namen, d.h. stellvertretend für Gott. Der Grund für diese Taufe ist den Weg für den Herrn vorzubereiten. So wird in Lk 3,3 das Wirken von Johannes und die Taufe, welche er vornahm, mit dem Wort im alten Testament in Beziehung gebracht: "Eine Stimme ruft in der Wüste: macht den Weg frei für den Herrn!" (Jes 40,3). Etwas weiter im Lukasevangelium wird nochmals auf diese Funktion von Johannes hingewiesen (Lk 7,27) und im Johannesevangelium auch ganz klar so beschrieben (Joh 1,31). Dies deckt sich also mit dem Bild das Du gegeben hast; den Code am Radio einstellen. Interessanterweise kann man Apg 10,47 entnehmen, dass aber die Wassertaufe nicht zwingende Voraussetzung ist, um die Geistestaufe zu empfangen.

Der Effekt der Taufe ist, dass die Sünden vergeben werden (Mk 1,4). In diesem Sinne ist es eine Taufe in den Tod Jesu, denn er hat uns ja durch seinen Tod von der Sünde befreit und zur Auferstehung erlöst.

Soweit sind wir uns vermutlich einig. Es bleibt nun noch zu klären, wann die Taufe vorgenommen werden soll und kann. Die sogenannten Wiedertäufer (u.a. Pfingstgemeinde) legen grossen Wert darauf, die Taufe erst im Erwachsenenalter vorzunehmen, entsprechend Apg. 8,12 und vielen weiteren Stellen, mit der starken Betonung, dass zuerst der Mensch einen Schritt machen muss, um die Taufe empfangen zu können. Interssant ist die Tatsache, dass in der Bibel mit der Taufe nie lange gezögert wird. Sofort nachdem Gottes Wort aufgenommen wurde, wird getauft.

Zudem werden auch gleich ganze Häuser oder Familien getauft:
  • Der Purpurhändlerin Lydia aus Thyatria hat der Herr das Herz aufgeschlossen, so dass sie aufnahm, was Paulus sagte, und sie und ihr Haus wurden getauft (Apg 16,14-15);
  • Dem Gefängniswärter und allen, die zu seinem Hause gehörten, wird das Wort verkündet und in derselben Nacht lässt er sich und alle seine Angehörigen taufen (Apg 16,32-33);
  • In Achaia hat Paulus das Haus Stephanas getauft (1. Kor 1,16).

Diese Tatsache und die genannten Textstellen zwingen doch zur Annahme, dass auch Leute die Taufe empfangen haben, welche vielleicht die "Umkehr" selbst noch nicht ganz vollzogen haben. Da sie jedoch im Einflussbereich eines Christen leben werden, wird ihnen durch diese Gottes Wort ständig mitgeteilt, so dass auch sie auf den rechten Weg gelangen. Wer von Beginn seines Lebens an immer wieder das Wort Gottes hört, immer wieder über das richtige Verhalten angewiesen wird, der wird auf dem richtigen Weg eingespurt, wenn er vielleicht darüber auch noch Zweifel hat. Wer jedoch noch nie das Wort Gottes gehört hat wird natürlich erst dann umkehren, wenn er es hört. Dies würde bedeuten, dass das Wort Gottes, das auf das Ohr eines Menschen trifft, selbst Kraft hat und im Herzen dieses Menschen zu wirken beginnt. Leider komme ich im Moment nicht mehr dazu, dem noch nachzuforschen, denn ich will diesen Brief doch mal abschliessen. Immerhin passt dazu die in Apg 10,44-48 beschriebene Tatsache, dass in Cäsarea Juden und ungetaufte Heiden durch das Hören des Wortes die Gabe des Heiligen Geistes empfingen und man sie erst nachträglich taufte: "Noch während Petrus diese Worte redete, fiel der Heilige Geist auf alle, die seine Rede hörten." (Apg 10,44)

Zu dieser Auslegung passt auch die Anweisung Jesu an seine Jünger: "Darum geht hin und macht alle Völker zu meinen Jüngern. Tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu halten, was ich euch geboten habe. (Mt 28,19). Die Reihenfolge ist also zuerst taufen und dann lehren.

Insgesamt sehe ich also keine biblischen Gründe, die Kindstaufe nicht vorzunehmen oder gar zu verurteilen. Eine gewisse Bestätigung sehe ich sogar in Apg 2,38-39, auch wenn man diesen Vers sicher auch ganz anders auslegen kann: "Petrus antwortete: ". Wieso sollten wir unseren Kindern also dies vorenthalten?

Das wäre also meine möglichst logische und neutrale Auslegung der Bibel zur Wassertaufe. Eine noch grössere Knacknuss, die ich aber ein andermal für mich selbst angehen will, ist die Geistestaufe. Es schmerzt mich sehr feststellen zu müssen, wie das unterschiedliche Verständnis der Wassertaufe, die letztlich doch für alle ein Geheimnis ist, so tiefe Gräben zwischen den Christen zieht. Sie verhindert was uns eigentlich vorgeschrieben ist: "Setzt euch dafür ein, eure geistliche Einheit durch das Band des Friedens zu bewahren: ein Leib und ein Geist, wie es ja auch eine Hoffnung ist, die euch durch eure Berufung zuteil geworden ist; ein Herr, ein Glaube, eine Taufe; ein Gott als der Vater aller, der über alle, durch alle hindurch und in allen (seine Herrschaft zur Wirkung bringt)." (Eph 4,5). Der Herr ist ja so unfassbar vielfältig und Du wirst doch wohl mit mir einig gehen, dass auch die römisch-katholische Kirche und andere christlichen Konfessionen einen gottesfürchtigen Weg eingeschlagen haben und viele ihrer Mitglieder dafür ein lebendiges Zeugnis geben (viele aber auch nicht). Welche darf da quasi sagen "Wir sind die Reinen!" und gegen die anderen Steine werfen?

Gibt es nicht einen Weg, wie ich ein vollwertiges Mitglied der Gemeinde werden könnte, ohne mit einer zweiten Taufe gegenüber der römisch-katholischen Kirche sozusagen zu bekennen, dass sie eine Irrlehre vertritt? Lässt sich da nicht eine Brücke schlagen? Um es mit einem Bild zu sagen: Katholiken und Freikirchler arbeiten doch auf der Baustelle desselben Bauherren, so dass es doch keine Rolle spielen sollte, wenn ein Arbeiter vom Baulos x zum Baulos y wechselt und dort weiterarbeitet. Die Arbeit ist anders organisiert; andere Arbeitszeiten, andere Arbeitsinstruktionen, ein anderer Vorarbeiter etc. aber Bauherr, Baustelle und Gesamtarbeitsvertrag (Taufe) sind doch gleich. Sind da meine Gedanken zu naiv und fern der weltlichen Realitäten?

Lieber Max, ist dieses Schreiben ein Salzkorn für Dich? Es hat mir auf jeden Fall sehr viel Spass gemacht, es zu schreiben. Ich freute mich richtig auf die Zugfahrten, um daran weiter zu arbeiten und danke dem Herrn, dass er jemandem die Idee geschenkt hat, Laptops herzustellen. Mach mit diesem Salzkorn was der Herr Dir aufträgt. Ich lass mich überraschen.

Herzliche Grüsse und Gottes Segen für Dich und Deine Familie.


BD/25.5.00