MEINE PERSÖNLICHE EINSTELLUNG ZU CHUR

ich bin hier aufgewachsen, zur Schule gegangen und habe die Lehre hier absolviert. Daraufhin ging ich nach Zürich, um dort zu arbeiten und mich später noch ein wenig weiterzubilden.
Zu dieser Zeit wurde mir die Schweiz etwas eng und ich ging ins Ausland, wo ich 5 Jahre lang ununterbrochen blieb. In dieser Zeit und auch noch viele Jahre danach, war meine Einstellung zu meiner Geburtsstadt und meiner Heimat so, dass ich mir sagte: lange in der Schweiz leben: kaum, in Chur: schon gar nicht.

Nun, das hat sich gewaltig geändert. Nach bald 20 Jahren Aufenthalt auf allen Kontinenten hat mich das Schicksal in gereifterem Alter nach Chur zurück verschlagen.
Ich, der früher keinem Flugzeug am Himmel, auch wenn ich bereits irgendwo unterwegs war, nachschauen konnte, ohne Fernweh zu haben, bin nun ausserordentlich glücklich hier. Ausser den Ferien, die ich gerne mit meiner Frau im südlichen Europa, aber auch Asien verbringe, bin ich selten ausserhalb Churs zu finden.

Und so bin ich nun ein angefressener Khuurer. Zu dieser Einstellung hat vor allem meine Tante, Frau Cilly Bove, die seit 90 Jahren Khuurin ist, beigetragen, ebenso aber meine Frau, eine gebürtige Filipina, die mir gezeigt hat, wie schön wir es hier haben.

Speziell im letzten Jahr war ich inspiriert, mir die Stadt genau anzusehen und ich habe viele der Gebäude (nur Altstadt und Bahnhof) mit dem Fotoapparat aufgenommen und stelle die Bilder nun in die Welt, auf dass andere Leute sich auch daran freuen können.

Machen Sie also mit bei meinem kleinen Rundgang durch die älteste Stadt der Schweiz....
und damit der etwas spannender wird, habe ich auf der Seite "Detail-Ansichten" nur Details von unseren schönen Gebäuden dargestellt, der Interessierte kann dann auf der Seite "wo ist was" nachsehen, was die Details darstellen.

MEINE BEOBACHTUNGEN

Nun bin ich also schon über zehn Jahre hier und sehr stolz, ein Khuurer zu sein.
Was mir gefällt ist das einesteils eher provinzielle, andernteils aber sehr aufgeschlossene Wesen der Einwohner.
Alles ist überschaubar, man durchquert die Stadt zu Fuss in einer knappen halben Stunde. Hier findet man auch alles zum Kaufen, und ausgesprochen teuer ist es auch nicht. Sehr schnell ist man ausserhalb der Stadt im Grünen (oder Weissen, falls es der Winter zulässt) und die Bahn fährt auch wieder auf unseren Hausberg. Mit dem Velo ist man bald am Rhein wo man baden oder sünnala kann, oder irgendwo am Waldrand, um in Ruhe ein paar Stunden Robinson zu spielen. Die Natur ist noch nicht überall zubetoniert, und sogar die gute alte Plessur plätschert noch unbedeckt dahin.


Zu den folgenden Bemerkungen gleich vorweg, sie betreffen Chur nur zu einem kleinen Teil, aber ich möchte sie doch anbringen.

Ein paar Dinge regen mich auch zum Nachdenken an - sie gefallen mir nicht so besonders gut
Als Kind und in der Jugend hatte ich den Eindruck, alles sei blitzblank sauber, heute ist dem leider nicht mehr so. Überall liegen Papier, Flaschen, Plastikfetzen und Sonstiges herum, das tut mir weh zu sehen
Und irgendwie zum Abfall gehören auch die Graffiti an den Wänden, leider zu oft an privaten und öffentlichen Gebäuden - hin und wieder kunstvoll, oft aber nur Schmierereien oder Hetzkampagnien gegen irgendwer. Für diese "Malereien" würden sich Unterführungen oder sonstige Übungswände eher eignen. Die Kosten für das Übermalen zahlt der Einzelne direkt oder indirekt.

Vandalismus hat arg zugenommen - da waren unsere Bubenstreiche, mal von Hand mit einem Stein eine Strassenlaterne einzuwerfen, noch eher harmlos.
Diebstahl von Velos oder Töffli zur kurzzeitigen Verwendung, um sie dann irgendwo liegen zu lassen, gehört auch dazu. Diese liegengebliebenen Transportmittel dienen dann für eine Weile als Ersatzteillager, und die Versicherung zahlt ja bis auf den Selbstbehalt den Schaden.

Am unangenehmsten empfinde ich eine sich ausbreitende Unhöflich- und Rücksichtslosigkeit. Wem ist es nicht schon passiert, dass auf der Strasse oder an der Kasse sich mal jemand schnell vorbeidrängt. Auf dem Trottoir wird von einer Gruppe kaum noch Platz gemacht - der Einzelne kann dann getrost auf die Fahrbahn ausweichen. Der Automobilist, der bei Regen oder Schneepflotsch mit unverminderter Geschwindigkeit weiterfährt und so dem wehrlosen Passanten eine unangenehme Dusche verpasst, gehört auch in diese Kategorie. Auch der Busfahrer, der dem heraneilenden Passagier vor der Nase wegfährt, macht sich nicht beliebt.
Gefährlich ist dann das "Spiel" nachts mit dem Velo ohne Licht auf dunklen Strassen herum zu fahren - wenn es dazu noch regnet, sieht man Velo und Fahrer praktisch nicht.

Eine weitere Unsitte ist die immer üblere Sprache, und das in zweierlei Hinsichten:
Schimpfwörter und die zunehmende Verenglischung.
Unser Khuurer Tüütsch war schon seit jeher eine kraftvolle Sprache, die entsprechenden Kraftausdrücke sind bestimmt von allen aktzeptiert, wie zB. "uu huara khalt", "a varruckt schööns Bild" usw., sie stören meines Erachtens nicht. Leider wird fast nur noch von "A....loch, geil", etc. gesprochen (zu meinem NICHT-Bedauern gestehe ich, dass ich die Ausdrücke, wenn ich sie auch höre, mir nicht merke) - und nochmals leider machen auch die Mädchen davon in ihrer Umgangssprache nur zu gerne Gebrauch.
Jahrhunderte lang kamen die verschiedenen Sprachgruppen bestens ohne englische Ausdrücke aus - heute geht es nicht mehr ohne.
Unser Lokalradio macht da, vor allem in den Sportsendungen, tapfer mit - da höre ich viele "Beispiele". Für mich tönt "Anlass" in einem deutschen Satz besser als "event". Dazu kommen die umgangssprachlichen Unschönheiten wie "fooden, boarden, cool".
Meine lieben Anwender, es mag "cool" und "in" tönen, aber diese Modewörter tönen unschön in den Ohren.
Vermutlich bin ich halt schon zu sehr ein "Grufti", dass mir das nicht zusagt.
Aber, es sind ja auch nur meine persönlichen Bemerkungen.


Wie eingangs erwähnt, geschehen diese Dinge nicht nur in Chur - es ist sogar eher so, dass wir hier im Vergleich zu anderen Städten davon viel weniger betroffen sind.

Das soll aber auch nicht heissen, dass wir alles so weiterschlitteln lassen sollen, vielleicht können wir gegen das Eine oder Andere aktiv etwas unternehmen - wir können dadurch nur gewinnen.