Alpenflug
mit der HB-CAX

(Gedanken eines Privatpiloten über einen Alpenflug)

( Letzte Alpenüberquerung dieses Flugzeuges unter dem Besitztum der MFGL, Motorfluggruppe Langenthal.
Das Luftfahrzeug, immatrikuliert unter HB-CAX, war ein Flugzeug des Konstruktionsjahres 1947 und wurde
im Jahre 1951 durch die Firma Gugelmann und Co. AG in Langenthal erworben. Im Verlaufe der fünfziger Jahre
wurde der Motor umgerüstet auf einen Verstellpropeller und diente der Firma als Geschäftsreiseflugzeug. Im
Verlaufe der Zeit wurde das Flugzeug der Motorfluggruppe Langenthal als Geschenk überlassen. Herr Fritz
Gugelmann, seines Zeichens Teilbesitzer der Firma, war später langjähriger Präsident der "Swissair"
Luftfahrtgesellschaft.)

Der 21. Juli 1983 war ein sonniger, wolkenloser, wunderbarer Tag. So bemühte ich mich einen lang ersehnten
Wunsch in Erfüllung zu bringen, indem ich mit dem Flugzeug HB-CAX der Motorfluggruppe Langenthal nach
Ascona zu fliegen wünschte. Ich versuchte zu organisieren: Ich läutete Rosmarie Gerber an, ob sie bei einer
solchen Expedition mitmachen wollte. Wir vereinbarten ein Rendez-vous auf dem Flugplatz Bleienbach um ca.
11 Uhr; auf diesen Zeitpunkt richtete ich meine Vorbereitungsarbeiten.

Ich orientierte mich über das KOSIF, Koordinationsstelle für Flug- und Schiesswesen, über die Strecken-
tätigkeit via Napf - Brünig - Grimsel - Maggiatal. Ferner orientierte ich mich anhand der GAFOR-Meldung,
 welche besagte, dass, 99, Oscar-Oscar-Oscar vorherrsche. Der Groundcheck am Flugzeug wurde durch-
geführt.

Vollgetankt stand das Flugzeug für einen Alpenflug bereit. Inzwischen ist Rosmarie Gerber eingetrudelt und
mit einem Blick auf ihre Expeditions-Montur stellte ich fest: "Stöckelschuhe", vermutlich verschiedene
Stoffdreiecke an verschiedenen Orten, alles überdeckt mit "Rasurell" und eine Handtasche war dabei. Man
kann frech feststellen "eine Augenweide für die Männerwelt". Praktische Gedanken, in bezug auf Sicherheit,
konnten aber nicht mit den Tatsachen einiggehen. So war meine Reaktion etwas forsch, und ich stellte fest,
dass das nicht gerade eine Montur wäre für eine Landung auf dem "Gauli"-Gletscher, z. B. Peter Dätwyler
nähme jedes mal, wenn er in die Alpen ginge, eine Windjacke mit, oder auch wenn er eine Alpenüberquerung
mache.

Nach dieser Standpauke setzten wir uns in das bereitstehende Flugzeug, und um 11.21 Uhr starteten wir
Richtung Süden. Der Kompasskurs ging steigend über den Napf, Richtung Panorama-Strasse und Brünig.
Hier
befanden wir uns auf 9000 Fuss, sahen aber weder Berge und distanzmässig bereits den Brünigpass
nicht mehr, zufolge des vorherrschenden Dunstes. Die Sicht war trotz wolkenlosem Himmel beinahe nur 2 km.
Ich entschloss mich hier umzukehren, und über VOR-Willisau nach Langenthal zurückzufliegen und den
Heimatflugplatz wieder zu finden. Statt an der Piazza in Ascona eine Pizza zu geniessen, fand ein rechtes
Salatteller in einem heimeligen Gasthof im Oberaargau Anklang
.

Ziemlich genau ein Jahr später, es war der 17. Juli 1984, entwickelte sich nach Meteo-Sattelit eine Frontlage
über der Schweiz. Es machte den Anschein, dass diese unser Land bis zum 18. Juli 1984 durchquert hätte, und
dass sich ein Rückseitenwetter entwickeln würde. Auf Grund des zirkulierenden Ammenmärchens, dass das
Flugzeug C-170-A, "Hotel-Bravo Charlie Alfa X-Ray" bei Seitenwind, bei Asphaltbelägen etc. ziemlich
schlecht zu landen wäre, beschloss ich einen "Uebungsgalopp" auszuführen, indem ich mich, es war nicht
gerade unbedingt schönes Wetter, der Himmel war grau behangen, nach Bern begab um dort auf dem
Asphaltbelag einen Landeversuch zu machen. Um ca. 11.30 Uhr verliess ich mein Büro, begab mich nach
Bleienbach, unterzog das Flugzeug den verschiedenen Checks und orientierte mich über die Flugwetterlage in
Bern. Auf der üblichen Höhe von 3500 Fuss flog ich via "Echo 1" zu "Echo 2", hatte über Left-Hand
Down-Wind die Pistenrichtung 14 anzufliegen und richtete das Flugzeug so gut als möglich einer
Asphaltlandung entgegen. Gefühlsmässig konnte ich sagen: "Die Landung war gelungen". Ich parkierte
irgendwo auf blau 1, 2, 3, etc. Nach den Verschiedenen "Switch-offs" begab ich mich auf die Terrasse des
Flugplatzrestaurannts. Ich setzte mich ziemlich in der Mitte an einen leeren Tisch. Ein Blick in die Runde liess
in der vordersten Ecke 4 Männer in Militärcombis feststellen. Bei näherem Hinsehen konnte hinter einer
Silhouette ein Schnurrbart festgestellt werden. Einem der Männer deutete ich, dass ich Ueli (das war Ueli
Sohm, seines Zeichens Militärinstruktor im Rang eines Majors; Mitglied der Motorfluggruppe Langenthal)
einen guten Appetit wünschte. Durch einen "Ellbogenstupf" aufmerksam gemacht, rief Ueli plötzlich: "Ah,
das ist dich. Hast eine wunderbare Landung vollbracht." Ich konterte ebenso laut, wie er dies gesagt hatte:
"Ich danke für das Kompliment." Mein Salatteller wurde genossen und Ueli Sohm setzte sich zum Cafe an
meinen Tisch. "Weisst du Ueli, wenn mir ein eventuelles Rückseitenwetter hilft, werde ich morgen versuchen
mich mit der "CAX" nach Ascona zu begeben; weshalb ich heute eine Uebung auf "Berners"-Asphaltbelag
absolviert habe. Ich möchte nicht ein Kabarett anbringen in Ascona und entsprechende Folgen gewärtigen."

Ueli Sohm kam mit seiner Crew von der Westschweiz her und erwähnte, dass er bei Genf
Vermessungs-
aufnahmen gemacht hätte. Er nutzte die restliche Zeit der Mittagspause, um mir sein zweimotoriges Flugzeug
ganz neuster Bauart vorzuführen. Um ca. 13.30 Uhr flogen wir des Weges" ich Richtung Langenthal, Ueli
vermutlich Richtung Dübendorf. Als ich über Langenthal zur gewohnten Landeprozedur ansetzte, flatterte
plötzlich irgendwie die Cessna, und bald darauf erblickte ich die Zweimotorige Maschine des Ueli Sohm, der
mich eine Abschiedsvorstellung fühlen liess. Ich empfand die Passage über dem Flugplatz durch das
Vermessungsflugzeug als nette Geste. Die alte Cessna wurde ebenfalls nach einer gelungenen Landung auf
unserem bleienbacher Flugplatz weggestellt und verabschiedet
.

Der 18. Juli 1984 war angebrochen. Ich stand auf, begab mich zum Fenster meines Schlafzimmers und stellte
tatsächlich einen wunderbar klaren Tag als Folge des Rückseitenwetters fest. Nach einem etwas kurzen und
schnellen Morgenessen begab ich mich ins Büro und erkundigte mich über Meteo-Zürich Gafor über die
Flugwetterlage nach dem Vogelflug in den Süden. Die Gaforstrecke 50 & 40 war Oscar, Oscar, Oscar. Zurück
über 70 war ebenfalls Oscar, Oscar festzustellen. Ueber Telefon wurde Rosmarie Gerber befragt, ob eine
Wiederholung des Vorjahres-Versuchsfluges mit absichtlicher
Vollendung durchgeführt werden könnte. Ihre
Zusage war spontan, und wir fanden uns nach nützlicher Zeit in Bleienbach ein. Sicht war O. K. Das Flugzeug
war flugtüchtig, mit Brennstoff gefüllt. Der Bodencheck umgehend vollendet und ein Start, diesmal nicht
Richtung Brünig, sondern Richtung Berner Oberland - Gemmi konnte vorderhand erfolgen. Dank der relativ
kühlen Witterung war man schon bald einmal auf Steigflug über Mühleweg - Häusernmoos. Richtung
Sumiswald wurde dann Zürich-Information aufgerufen mit: "Hotel Bravo-Charlie Alfa X-Ray we are on a flight
from Langenthal to Ascona via Gemmi-Simplon-Centovalli". Die Antwort erfolgte "postwendend" und das
"QNH" war ganz erwartungsgemäss hoch, somit für einen Flug, wie vorgesehen, günstig. Links konnte
Langnau festgestellt werden. Rosmarie stellte ihrerseits Zäziwil und Grosshöchstetten fest. Das Flugzeug
stieg in den wunderbar blauen Himmel. Immer während Richtung der vor uns liegenden, klar sichtbaren
Berner Alpen. Richtung links dem Niesen vorbei, konnte unter uns klar die Stadt Thun und das dunkelgrüne
Wasser des Thuner-Sees beobachtet werden. Auf unserer "Flugbahn" wurde hier eine Höhe von 10’000 Fuss
festgestellt. Das aufwärts fliegen setzten wir fort bis auf 13'000 Fuss. Finsteraarhorn, Eiger, Mönch, Jungfrau,
Schilthorn, dann Blümlisalpmassiv mit Morgenhorn, Wilde-Frau, Blümlisalphorn, ferner Balmhorn, Altels,
rechts Wildstrubel und ein Blick Richtung Gstaad, das Panorama - "war einzigartig". Inzwischen näherten wir
 uns, unter uns, Frutigen. Rechts Adelboden und links war bereits gut sichtbar der Einschnitt des
Gemmipasses. Vorne links unten im Dunst ist Kandersteg, etwas weiter links Oeschinensee mit beinahe
türkisfarbigem Wasser. Kurze Zeit später war das Gasterntal sichtbar. Beim Anblick dieses Naturphänomens
denke ich immer an den Bau des Lötschbergtunnels, ob absichtlich oder nicht, es ist für mich eine Tatsache.
Ueber dem Taubensee bereitete ich mich bereits auf die Ueberquerung der "Krete" vor. Absolut keine
Turbulenz, das Wallis wunderbar wolkenlos. Ein Blick auf das Matterhorn war von hier aus bereits möglich.
Eine kleine Kursänderung wurde vorgenommen, und Richtung Monte-Leone verlief unser Vorhaben.

Hier ein Blick zurück nach Sitten. Dieser Flugplatz erweckt in mir immer wieder "Jugenderinnerungen".
Anlässlich einer Flugausbildung hat jeder Pilot einen 250 km Flug zu absolvieren mit 2 Aussenlandungen. Die
Mittellandflugschulen empfehlen jeweilen einen Anflug von Yverdon und Birsfeld und wieder zurück zum
"Heimatflughafen". Als ich seinerzeit meinen Flugschein erwerben wollte, hatte ich ebenfalls diese
Pflichtübung vor mir. Ich unterstand der Aufsicht von Otto Sallaz, selig, für diesen 250 km Flug. Ueber
Meteo-Erkundigungen, Brennstoffberechnung lautete meine Flugroute Grenchen, Burgdorf, Thun, Gemmi
nach
Sitten. Ich weiss noch, als dazumal Otto Salaz Beni Müller fragte, der ebenfalls im Komitee in Grenchen
sass, ob Grenchen, Sitten, Lausanne 250 km ergäben. Sagte dieser spontan : "Ja." Er realisierte aber nicht, was
er eigentlich gefragt wurde. Die Frage lautete ja, kann man einen Flugschüler auf diese Route schicken. So
wurde das "ja" ganz automatisch ausgesprochen. Nach irgendeiner Mixerübung 500 m über dem Niesen etc.
gelangte ich ins Wallis, wo ich vorerst eine Dunstschicht feststellte, die mir den Ausblick nach Brig ins
Oberwallis vermachte. "Freundliche Worte gegenüber dem Schicksal" waren nicht nötig, denn senkrecht
unter mir war Sierre ganz gut sichtbar. So vernichtete ich meine Höhe von irgendwo Richtung Sitten und rief
über Funk irgendwie den Turm an. Die Ausbildung, als "Radio-Operator" hatte ich zu dieser Zeit noch nicht
absolviert. Der nette Mann auf dem Turm sprach etwas von "QNH" Pistenrichtung und Windrichtung
verstehen tat ich überhaupt nichts, flog entlang der Piste, stellte zu meinem Schreck Starts von Venom
Flugzeugen fest und war ganz verzweifelt. Bei Ardon fasste ich mir "ein Herz" und fragte den Mann auf dem
Turm in gut deutscher Sprache, ob er mir nicht etwas mehr helfen könnte. Ich befände mich auf 2650 Fuss
über Ardon. Est bien. Tournez a gauche. Traversez le valet." Richtig die startenden Venom-Flugzeuge taten
mir auf dieser Höhe absolut gar nichts. Und so flog ich auf die andere Talseite hinüber, befand mich zu
diesem Zeitpunkt
bereits auf dem Left-Hand-Down-Wind, vollführte eine wunderbare Landevolte zu 26. Die
Landung war geglückt. Irgendwie wollte ich mich nach rechts halten. Hier insistierte der liebe Mann auf dem
Tower, ich solle weiterrollen - nach links halten. Ich konnte fast gar nicht verstehen, dass man da irgendwie
zum Militär geraten sollte. So rollte ich voll durch die parkierten Hunter, Venom, etc. Flugzeuge bis zum
Pistenanfang. Hier hatte ich zu stoppen. Ein anfliegendes Venom-Flugzeug war über mein Verhalten nicht
ganz sicher und startete durch. Zu diesem Zeitpunkt und in diesem Moment konnte ich wieder auf die
Asphalt-Piste, hatte weiter zu rollen bis zur Abzweigung nach rechts, und so befand ich mich auf dem zivilen
Parkgrund des Flughafens Sitten. Ich stellte meine HB-NAE hin, stoppte den Motor, parkierte ganz korrekt
und fand mich gleich darauf auf dem C-Büro ein. Im tiefsten Innern meines Egos war ich bereits vorbereitet
auf einen richtigen "Anschiss". Hier war ein netter Herr, der fragte mich: "Vous-êtes NAE?" Er prüfte mich
kritisch, stellte irgendwie fest, dass ich ein Flugschüler war, der es gewagt hat, über die Alpen nach ihnen
zugelangen. Da hiess es: "Alles in Ordnung, keine Einwendungen, wirklich alles in Ordnung. Wollen sie
gleich wieder weiterfliegen?" "Nein. Ich wünsche eben hier ein Walliser-Teller zu geniessen." Ich genoss
dieses. Aenderte mein Flugvorhaben aber soweit ab, dass ich nicht nach Lausanne sondern nach Yverdon
flog. Seit diesem Kabarett, dass ich da in Sitten aufgeführt habe, und wie ich angekommen war beim
"Publikum", seit dem bin ich ein "Sittenfan".

Mein Flug ging Richtung "Monte-Leone". Die Höhe war genügend, um diesen Alpenzug zu überqueren.
Rechts war wiederum der Anblick des berühmten Matterhorns möglich. Das Monte-Rosa-Gebiet war
ebenfalls zur rechten Seite festzustellen und schon ging's der Schlucht Richtung Domodossola entgegen.
Weiter überquerte ich das breite Tal, fädelte absinkend ins Centovalli ein, wirklich hundert Täler, und mein
Flug im wundervollen wolkenlosen Wetter endete um 12.00 Uhr, gleichfalls mit einer korrekten Landevolte
Richtung 17 auf dem Asphalt-Flugplatz in LSZD = Ascona. Die Landung glückte, wie am Vortag in Bern. Zu
diesem Zeitpunkt dachte ich an Ueli Sohm und war über meinen Erfolg in dieser Richtung zufrieden. Nach
kurzem Rollmanöver war die HB-CAX korrekt neben zwei, drei andern Flugzeugen parkiert. Alle Strom-
verbraucher aus, Mixer gezogen, Zündungen aus, Hauptschalter aus. Nach diesen Manipulationen begann
sich Rosmarie neben mir zu räkeln, kramte ihre Plastiktüte hervor, zog irgend etwas schwarzes heraus. "Ah, das ist ja die Rasurell-Verpackung." Zum Vorschein kamen Stöckelschuhe. Sie entledigte sich im Flugzeug
ihrer korrekten, währschaften Fussbekleidung, entfernte die Jeans und die Bluse. So änderte sich irgend
etwas in der "Umkleidekabine" HB-CAX und das Resultat war = "schicke Dame". Ich meldete mich im C-Büro
von Ascona, wurde recht freundlich empfangen und erklärte den Diensttuenden Tower- Beamten, dass ich
nach 15.00 Uhr wieder Richtung Langenthal starten möchte. Wir schlenderten entlang der Via-Patrizia
Richtung Lido und weiter dem See entlang zur Piazza. Nach einem kurzen Rundgang durch das faszinierende
Dorf setzten wir uns an einen Tisch im La Torre. Wie anders: -Kurz zwei kleine gemischte Salate vorweg, zwei
Pizzi's, ein Poccalino Chianti für Rosmarie und ein Mineralwasser für mich. - Herz, was begehrst du mehr. -
Wir taten uns genüsslich und fühlten nach nicht gar zu langer Zeit bereits Ferienstimmung in uns.

Das gewisse etwas überfiel eben falls uns. Das Flugfeld Ascona ist von 13.00 - 15.00 Uhr gesperrt. So fanden
wir Zeit, uns entlang dem See etwas zu amüsieren. Die Sicht nach Brissago war sehr gut. Es war möglich
ziemlich genaue Feststellungen bis Richtung Cannobio zu machen. Auf der anderen Seite waren die
Uferdörfchen Gerra, Ranzo und San Nazzaro auszumachen. Einfach herrlich. Auf der Fortsetzung unseres
Rundganges entlang dem See wurde festgestellt, dass etwas Westwind aufgekommen war. Wir schlenderten
wieder Richtung Flugplatz Ascona. Bereits um 15.00 Uhr war unser Check-In in vollem Gange, dass der
Groundcheck bewältigt werden konnte, die "Verpuppung" meiner Begleitung fand statt. Plötzlich befand sich
ein bejeanstes und beblustes Mädchen auf dem rechten Sitz im Flugzeug. Die Rollfreigabe wurde erteilt und
am Anfang der Piste Richtung 17 wurde der Motoren-Check durchgeführt. Mit der Vergaservorwärmung
stimmte etwas nicht ganz. Sie hatte die Eigenschaft, dass sie sich von Zeit zu Zeit selbst öffnete. Ich fand die
Sachlage nicht als "brekär" und setzte meine Flugvorbereitungen fort. Die Startfreigabe wurde empfohlen. So
beschleunigte ich meine Fahrt zum Abheben, und im Schatten der Bäume empfand ich den Westwind als
Turbulenz und Rüttelung am Flugzeug. Es schien mir fast, dass die HB-CAX eigentlich gar nicht mehr starten
wollte. Es war irgendwie sonderbar. Das Flugzeug hob trotz strampeln und rütteln ab, setzte seine Startfase,
über den Golfplatz hinweg, Richtung Lago Maggiore fort. Da; die Vergaservorwärmung öffnete sich. Ich hatte
mit der rechten Hand den Knopf immerwährend zu stossen. Der Flug wurde fortgesetzt am Ceneri entlang,
Richtung Bellinzona, Leventina immer steigend und weiter steigend bis auf 10'000 - 11'000 Fuss. Biasca lag
unter uns. Wir hatten die linke "Fahrbahn" (nicht Richtung Luco-Magno), unter uns konnten wir Faido
feststellen. Bereits war sichtbar der Flugplatz von Ambri und weiter oben konnte Airolo ausgemacht werden.
Ich flog dem sonnenbeschienen Hang entlang und konnte schon bald einmal die Wendeplatte der
Gotthardstrasse ausmachen. Hier befanden wir uns auf 12'000 Fuss. Eine recht Ansehnliche Sicherheitshöhe
über dem Gotthardpass. Vor uns lag das Urserntal. Wunderbare Sicht entlang dem Reusstal. Wir zogen es
aber vor ziemlich direkt auf den Furkapass hinzufliegen. Auf der Strecke zwischen Gotthardpass und
Furkapass konnten wir weiter in der Ferne vor uns, einen ziemlich stattlichen "Kohl" feststellen. Je mehr wir
uns dem Furka- und Grimselpass näherten, bemerkten wir, dass sich die Gewitterwolke über dem
Gauligletscher befand. Das vor uns liegende Aaretal war offen und gut übersichtlich. Handegg, Innertkirchen
war bereits im Dunst, der Brünigpass sichtbar. Links über der Panoramastrasse war ebenfalls ein
"Kumulus-Nimbus" vorhanden. Ich versuchte den Brünig zu überqueren, gab aber bereits beim Lungernsee
meine Flugrichtung auf und kehrte zurück ins Aaretal. Immer hatte ich mit der rechten Hand die
Vergaservorwärmung zu stossen. Ueber die golden leuchtenden Seeflächen des Brienzer- und Thunersees
hinweg, sanken wir ab, Richtung Thun, und von dieser Seite gegen das Mittelland. Ab Thun wurden die
Sichtflugverhältnisse immer besser und im Mittelland hatten wir wieder unsern wolkenlos, klaren Himmel vor
uns. Links Konolfingen, weiter Grosshöchstetten, rechts Langnau. Wir flogen über Zäziwil, Richtung Schloss
Trachselwald, und fühlten uns ganz recht wohl, was den Flug anbetrifft auf unserem Heimweg. Die Störung
mit der Vergaservorwärmung war immer noch vorhanden.

Um 18.17 Uhr landeten wir auf unserem Heimatflugplatz "Campo-Bleienbach" glücklich und zufrieden. Am
darauf folgenden Samstag führte Max Lenz einen Flug aus, über den Sarnersee und Hallwilersee, wobei er
nach seiner Landung festgestellt hätte, dass irgendwie eine Vergaservereisung stattgefunden hätte. Mir war
nicht ganz klar bei diesem Wetterverhältnis, wie sich da eine Vergaservereisung einschleichen konnte. Die
Angelegenheit wurde geprüft. Es wurde festgestellt, dass irgend mit einem Ventil im Motor etwas nicht in
Ordnung war. Der Schaden wurde behoben, durch die Firma Airla, Willi Bernhardt, das Flugzeug stand im
Hangar. Inzwischen wurde eine: Cessna 172 P angeschafft. Vorerst wurde bestimmt, dass das Flugzeug
vorläufig noch auf dem Flugplatz Bleienbach stationiert wäre. Plötzlich hiess es die HB-CAX sei verkauft
worden. So war dieser vorbeschriebene Flug die letzte Alpenüberquerung des Flugzeuges HB-CAX, während
des Besitzes der MFGL. Eine Epoche war zu Ende und somit abgeschlossen. - -

Zurück zum Anfang