Die singende Säge |
KURZE ANLEITUNG ZUM
SPIEL
MIT NEUER SPIELTECHNIK FÜR LOCKERES UND PRÄZISES SPIEL VON ALFONS ESCHLE
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Das hier benutzte Instrument der Marke "Jäger"
(C.Feldmann,
Remscheid) besteht aus zwei Teilen: dem Holzgriff
und dem Sägeblatt wie bei einem normalen sog.
Fuchsschwanz. Es besitzt (leider) auch richtige
Sägezähne, welche aber nicht zu gebrauchen sind, da
sie nicht geschränkt sind, also keinen sog. Weg
haben. Wären sie geschränkt, also abwechslungsweise
nach rechts oder links abgebogen, dann würde das
Instrument nicht mehr so gut ausklingen, dafür könnte
man damit z.B. Holz sägen.
Die Blattdicke beträgt 0.85mm, ein wichtiges Detail. Sie ist dadurch etwas leichter zu biegen und erlaubt zweistimmiges Spiel. |
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Als Zubehör verwenden wir einen
chinesischen Violinbogen. Er ist sehr leicht
und erlaubt beinahe Staccatospiel.
(Bogenhaare mit Kolophonium bestreichen!) Ferner einen Halter für die linke Hand und eine Halterung in Form eines Brettes mit 2 kurzen Balken, zwischen welchen der Sägegriff hineingeklemmt wird . Sie dient der Stabilisierung des Instrumentes während des Spiels, analog dem Stachel eines Violoncellos. Die Säge wird bei dieser Methode also nicht auf den Stuhl zwischen die Knie, sondern auf den Boden gestellt! Die Sägezähne zeigen zu mir. |
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Die Masse des Instrumentes können variieren. Länge über alles bei meinem Instrument sind 107,7cm, größte Blattbreite 17,7, die kleinste 4cm. Der Halter (Metall oder Hartholzstab) soll so beschaffen sein, daß er die Schmalseite möglichst wenig umfaßt, jedoch eine präzise Führung erlaubt. An ihm wird eine ca. 4mm tiefe Kerbe eingesägt in einem Winkel von etwa 75o, exakt so breit wie die Dicke des Sägeblattes. Ein Schraubenzieher Größe 5 ist ideal, kann aber das Blatt bei zu grosser Krafteinwirkung beschädigen. |
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Schonender ist deshalb ein Stab aus Hartholz |
PHYSIKALISCHE GRUNDLAGE
Man mache folgenden Versuch: Die Säge wird derart
in einer Schräglage fixiert, daß beim Biegen
(leichte S-Kurve - siehe unten) der nicht gekrümmte
Blattteil nach oben zeigt. Jetzt streue man
etwas Grieszucker oder feinen Sand auf diese Fläche und
probiere mit
dem Bogen einen Ton zu erzeugen. Dazu den Bogen
senkrecht zur Fläche am nicht bezahnten Rand in
Längsrichtung ziehen. Ev. genügt auch ein
vorsichtiges Klopfen am Blattrand in der Gegend des
Übergangs der beiden Kurventeile. |
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Die rechte vordere Stuhlecke muss möglichst nahe am
Sägeblatt stehen in der Weise, dass die Diagonale
der Stuhlfläche mit dem Sägeblatt in etwa eine
Linie bildet |
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Diese Haltung bringt enorme Vorteile: Das Spiel
erfolgt ohne jegliche Anstrengung in lockerer
Körperhaltung . Die Biegungen können präzis
ausgeführt werden, da ein Abrutschen nicht mehr
möglich ist, die Töne finden sich fast alleine. Das
Vibrieren mit dem Knie entfällt - das Ein und
Ausschwingen des Tones erfolgt durch minimalste
Berührung mit dem Bogen. Allerdings werden die untersten Töne mit dieser Brett-Methode abgewürgt. Die Methode eignet sich aber um sich bis in's letzte Détail mit dem Instrument bekannt zu machen. |
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Das linke Knie wird tief unten (direkt
unterhalb der Zähne) an die linke Seite des Blattes
gedrückt. (Die Sägezähne schauen gegen den
Spieler) Der Oberschenkel zeigt dann steil nach unten und der linke Fuss verschwindet zwischen den Stuhlbeinen. Das rechte Bein bleibt in normaler Sitzstellung mit dem Fuss dicht an der Halterung . Durch sein Gewicht bleibt die Säge trotz starken Biegens fest an ihrem Platz. Die rechte Hand hält den Bogen etwa in der Mitte , so wie man einen Bleistift hält, im rechten Winkel zur Blattebene. Der Bogen wird auf der unbezahnten Seite drucklos angesetzt. |
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Die linke Hand hält, mit der Handfläche nach unten, den auf der Schmalseite des Blattes eingesetzten, nach rechts zeigenden Halter . Der kleine Finger liegt nahe dem Blatt auf einer Vertiefung (in einem kleinen Stück Gummischlauch), der Daumen drückt auf das andere Ende des Halters |
EINSTIMMIGES SPIEL
Zunächst wird der obere Teil des Sägeblattes auf die linke Seite gedrückt - die Säge beschreibt nun einen gleichmässigen, schwachen Bogen. Praktisch gleichzeitig drückt der linke Daumen etwas auf den Haltergriff: Das Sägeblatt beschreibt nun eine leichte S-Kurve. Der kleine Finger der linken Hand gibt einen leichten Druck in Richtung Boden, drückt sozusagen das Blatt von oben her zusammen. Jetzt braucht es nur noch eine leichte, kurze Berührung - einen Strich oder ein rascher Schlag mit dem Bogenrücken auf die Blattkante oder sogar gar nichts und sofort lässt sich ein schwacher Ton vernehmen.
Das Gehör muss nun blitzartig
feststellen, wie dieser Ton heisst, resp. wo er auf
dem Sägeblatt zu lokalisieren ist . Mit einem guten
relativen Gehör, etwas Übung und ev.
Hilfsmittel ist es ein Leichtes, den Ton zu
benennen. Es ist von Vorteil, wenn ein kurz zuvor
gehörter Ton mit bekannter Frequenz noch im
Gedächtnis ist. Bei einem Vortrag ist die
Einleitung des Begleitinstrumentes dabei eine
grosse Hilfe. Dies ist der heikelste Teil des Spielbeginns, da die Zuhörer bei der Suche nach dem ersten Ton ja nichts mitbekommen sollen. Am besten stellt man deshalb einige Sekunden vor dem eigentlichen Spielbeginn die notwendige Biegung des Sägeblattes ein - sehr diskret z.B. während den einleitenden Takten der Begleitstimme. Nun folgt der erste Ton, indem der Bogen die Kante berührt genau an dem Ort, wo der betreffende Ton "zuhause" ist: Bei einem a3 also genau auf der Markierung für das a. Das Aufsetzen muss sehr sanft erfolgen und mit einer Strichbewegung nach oben (Richtung Frosch) verbunden sein, nie nach unten. Der Bogen sollte genau im rechten Winkel zum Blatt stehen. Während des Einschwingvorgangs bleibt eine ganz kurze Zeit, um ein letztes Mal die Tonhöhe zu korrigieren, z.B. mit dem linken Knie (Druck gegen das Blatt verändern).
Der zweite und die folgenden Töne
haben eine ganz andere Ausgangslage. Ihre
Schwingung ist schon da, aber die Frequenz stimmt
nicht. Das Auge fixiert jetzt blitzartig die
Position des nächsten Tones. Das Blatt muss in
einer schnellen Bewegung in die neue Position
gebracht werden, der Bogen geht vorerst
berührungslos mit und streicht, knapp nachdem die
richtige Frequenz erreicht ist und
genau im rhythmisch; richtigen
Zeitpunkt. Wiederum genau an der richtigen
Stelle auf dem Blatt. Bei raschen Passagen genügt
eine ganz kurze Berührung oder eine Art Schlag
(Richtung schmales Blattende) mit den
Bogenhaaren.
Oft kommt es vor, dass der Ton
plötzlich nicht mehr "will", besonders in der
Tiefe. Abhilfe schafft ein bewusster Druck des
linken kleinen Fingers in Richtung Boden, als ob
man das Blatt in Längsrichtung zusammenstauchen
möchte. |
aus Chaplins swinglittlegirl |
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ZWEISTIMMIGES SPIEL
Zweistimmig ist
etwas übertrieben. Aber in sehr
begrenztem Umfang ist dies
tatsächlich möglich mittels der
Obertöne. Uebertrieben deshalb, weil nur
gerade eine Terz und eine Oktave
konstruiert werden kann, allerdings eine
kleine oder eine grosse
Terz. Beispiel zweistimmig aus einem Kinderlied
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Robert Froehner |
Official Homepage for Musical Saw players |
Katharina Micada |
http://www.musicalsaws.com/ |
http://www.musicalsaw.com |
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FAQ: Wo kann man eine solche Säge kaufen? "Feldmann Sägen" werden von der Firma F.A.Schmidt, Remscheid, hergestellt. Verkauft werden sie (nach Angaben derf Firma) u.a. bei Firma Pappnase, Hamburg; Firma GEWA, Aardorf; Firma FEL, F 41400 Monthou-sur-cher. Bei Ane's Streichbogenversand. Bei grösseren und ev. etwas "exotischen" Musikgeschäften kann man fündig werden. Es gibt darüber hinaus in Schweden eine Fabrik namens Sandvik , welche die etwas kleinere "Stradivarius" herstellt , in Amerika sind Sägen in allen Grössen zu haben. Wer hat die singende Säge erfunden? Hier eine amüsante Geschichte. (Sägemehl und Ohrenschmalz)
Kennen sie
SägespielerInnen? |
![]() Meine liebste Zuhörerin |
Viel Spass und Erfolg wünscht Alfons Eschle Baselstrasse 53, CH-4242 Laufen mailto:fesch@vtxmail.ch |