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Eine Banane rollt nicht

Zum Glück gibt es Bananen. Diese Staudenpflanze ist anspruchslos, solange sie genug Sonne und Wasser hat. Und dies findet sie in halb Afrika. Bananensorten gibt es mehr als Staaten in Afrika. Grundsätzlich aber wachsen die roh essbaren Obstbananen und die Mehlbananen, die gekocht oder geröstet werden. Sofern es das Klima zulässt, stehen vor jedem afrikanischen Bauernhaus ein paar Stauden: vier bis zwanzig Meter hohe Gebilde mit Blättern, die im Wind wie Elefantenohren wackeln. Bananen reifen das ganze Jahr über, manchmal zwar saisonal konzentriert. Die Bananenstaude braucht keine Pflege. Sie produziert zwar nur einmal, pflanzt sich jedoch selber durch seitlich wachsende Schösslinge weiter. Der alte Stamm stirbt ab und kann als Viehfutter verwendet werden. Eine Banane stillt durch ihre Kohlehydrate den kleinen Hunger zwischendurch: sie ist in Afrika, was Mars oder Bounty in Europa. Bananen bilden aber oft auch die Hauptmahlzeit: Kochbanane an Ziegenfleisch ist die Nationalspeise auf den Komoren. Bananen werden von der Natur hygienisch verpackt und übertragen so keine Krankheiten. Ein paar westafrikanische Länder exportieren Bananen nach Europa und konkurrieren dabei mit zentralamerikanischen Lieferanten. Diese Bananen stammen aus Grossplantagen. Der afrikanische Kleinbauer kommerzialisiert seine Früchte kaum. Zuweilen wird vielleicht ein Fruchtstand, an dem dutzende von Einzelbananen hängen, zum Markt getragen. Die Bauernfamilie verarbeitet die Früchte auch nicht zu Trockenbananen, um sie zu konservieren oder zu verkaufen.  In vielen Regionen lieben die Männer ihre Pflanzung vor allem, weil sie mit den Bananen Bier brauen. Angetörnt durch den Alkohol mögen sie dann über die Standfestigkeit der Staude philosophieren und gar über die Banane selber. Wie das Sprichwort sagt: eine Banane rollt nicht.

 

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Franz Stadelmann

 

 

Publiziert in Die Grüne 1998