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Frauen tragen viele Lasten

Auch in Afrika ist die Frau das Zentrum der Familie. Wie der Volksmund sagt: die Frau ist der Mittelpfosten des Hauses, der Mann ist das Dach. Grundsätzlich ist die Frau für Essen und Kinder verantwortlich, für Brennholz und Gesundheit. Diese Arbeiten weiten sich jedoch im bäuerlichen Umfeld aus. Die Arbeitsteilung ist zumeist sehr klar geregelt: die Männer bereiten die Felder vor, die Frauen pflanzen und ernten. Dabei arbeiten die Frauen immer in Gruppen: keine Bauersfrau ist allein auf ihrem Acker. Oft kümmern sich die Männer eher um jene Parzellen, die verkaufbare Produkte - zum Beispiel Erdnüsse oder Baumwolle - abwerfen, um den Erlös gleich in Bier umzusetzen. Derweil pflanzen die Frauen das Essen für ihre vielköpfige Familie an. Die Frauen kümmern sich auch um das Federvieh, Ziegen und Schafe, also um jene Tiere, die leichthin geschlachtet werden. Mit den Rindern und Kamelen haben sie kaum etwas zu tun. Diese Tiere haben einen hohen Sozialwert und werden von den Männern betreut. Ohne die langen Arbeitstage der Frauen könnte keine afrikanische Familie überleben. Und doch sind es die Männer, so gut wie überall, die das Sagen haben. Und die das Geld kassieren, sofern Produkte verkauft werden. Doch trotz der Männerdominanz haben Frauen auch Einfluss. Alte Frauen werden grundsätzlich geschätzt. Sie sind es, die alte Traditionen weitergeben. Sie kennen Wind und Wetter und wissen, wann Zeit für Aussaat und Ernte ist. Und sie verfügen oft über ein spezifisches Heilwissen, das der ganzen Familie zugute kommt. Jüngere Frauen müssen Schleichwege wählen, um ihre Ziele zu erreichen. Wie das Sprichwort sagt: Das Feld der Frau erweitert sich nachts. Obwohl die Mehrheit der afrikanischen Frauen zwar im Schatten ihrer Männer wandeln muss, liegt Afrikas Zukunft auf den Schultern der Frauen. Denn sie sind tüchtiger.

 

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Franz Stadelmann

 

 

Publiziert in Die Grüne 1998