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Schwarze Kühe geben weisse Milch

In Uganda verdient ein Bauer mit zwei Milchkühen soviel wie ein Beamter. Bei zehn Litern Tagesleistung erzielt der Landwirt einen Monatsgewinn von rund 300 Franken. Durch den Milchverkauf findet seine Familie erst mal ein Auskommen. Doch die Realität sieht meist anders aus. Afrikanische Kühe geben einen bis zwei Liter Milch und auch das nicht das ganze Jahr. Rinder werden in Afrika zumeist als Statusobjekt gehalten: je grösser die Herde, um so angesehener ihr Besitzer. Dabei spielt die Qualität der Tiere eine geringere Rolle, viel wichtiger sind Farbmusterung und Hornkrümmung. Dies trifft vor allem auf die Viehhalter Ostafrikas zu. Natürlich finden sich auch Viehzüchter, die ihre Herde professionell betreuen. In Südafrika und Simbabwe zum Beispiel werden die Rinder durch stete Zuchtmassnahmen verbessert, um Milch und Fleischleistung zu erhöhen. Äthiopien ist mit 30 Millionen Rindern das viehreichste Land Afrikas, gefolgt von Sudan und Nigeria.  Dort jedoch begnügt sich der traditionelle Viehhalter mit dem Anblick seiner Tiere. Die Milch wird selbst konsumiert, denn der Verkauf ist nicht einfach. Meist gibt es keine Kühlhäuser, oft auch nur zwei oder drei Molkereien im Land. In vielen Regionen will auch niemand Milch kaufen. Denn für einzelne Volksgruppen bestehen althergebrachte Verbote, Milch zu trinken. Trotzdem nehmen Rinder in der afrikanischen Welt immer eine Sonderstellung ein. Zahlreiche Sprichwörter und Volksweisheiten beschäftigen sich mit dem Rindvieh. So etwa die Weisheit: Auch eine schwarze Kuh gibt weisse Milch.

 

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Franz Stadelmann

 

 

Publiziert in Die Grüne 1998