8000 Meilen nach Milwaukee

oder

The Ride Home - Northwest

Auf die Einladung meines Freundes Pat seinen Low Rider zu fahren musste ich natürlich eingehen. Und das mit dem Country Jam zu verbinden verstand sich von selbst. Also, auf via Dallas nach Minneapolis und weiter nach Eau Claire. Einige grossartige Shows stehen auf dem Programm. Neal McCoy ist Klasse, Martina McBride singt grossartig, Willie Nelson muss man mögen, Brooks&Dunn sind perfekt - zu perfekt, Montgomery Gentry laut, Diamond Rio unglaublich und Travis Tritt sensationell. 

 


Country Jam 2003 gehörte der Vergangenheit an. Am Dienstagmorgen packte ich meine Sachen auf den Low Rider und nahm den Wisconsin 29/22 in Richtung Lake Michigan. Green Bay oder ein Ort nördlich davon sollte das Tagesziel sein. Im Laufe des Tages schälte sich Oconto,Wi als Ziel heraus. Ungefähr eine Meile vor der Stadtgrenze geriet ich in einen heftigen Regenschauer. Innerhalb weniger Meter war ich nass bis auf die Haut. Was kein Problem war. Schlimmer war da, dass das Bike seinen Geist aufgab. Es sprang einfach nicht mehr an. Auch die Tatsache, dass ich vor der Tür einer Baptistenkirche stand, half da wenig. Die Geräusche beim Starten liessen auf eine kurzgeschlossene Batterie schliessen. Der Engel, den ich brauchte, kam von der gegenüberliegenden Strassenseite, in der Person von Steve. Selbst Harley-Rider, glaubte er den Schaden schnell beheben zu können. Nichts führte zum Ziel. Nicht mal sein Jumperkabel an seiner Autobatterie angehängt. Wir schoben die Maschine über die Strasse in seine Garage und schlossen das Batterieladegerät an. Kein Ladestrom!!!!!! Jetzt konnten nur noch richtige Motorradspezialisten helfen. Aber wo? Die nächste Harley-Werkstatt war 150 Meilen entfernt. Steve wusste Rat. In Downtown Oconto gab es Russ' Cycleshop. Es war kurz vor sieben Uhr abends. Erst mal anrufen. Russ war immer noch am arbeiten. Also, die Maschine auf den Lift, auf Steve's Pickup geladen und zu Russ. Der wartete schon mit Rampe und Kollegen auf uns. Das Bike runter vom Pickup und rein in die Werkstatt. Mein Gott was für ein Chaos. Passend zum Bild der Mechaniker. Bart, lange Haare, MGD in der Büchse. Sie schickten mich ins Hotel. Voller Vertrauen auf die besten Leute getroffen zu sein packte ich meine Klamotten und liess mich von Steve ins Hotel fahren. 
Um zehn Uhr klopfte es an die Tür. Einer von Russ' Leuten rief ‚....sie läuft'. Und tatsächlich, sie lief und das bei jedem Startversuch auf Anhieb. Kaputt waren die Batterie und der Regler, alles wegen eines Kurzschlusses in der Elektronikbox. Russ berechnete eine Arbeitstunde und ich versprach Reklame für ihn im Internet zu machen.

 


Ich drehte nach Norden. US 41/2 bzw Wisconsin 35 bzw Michigan 28 führten nach Sault St.Marie, zu den Soo Locks, die den Lake Superior mit dem Lake Huron verbinden. Auf dem Weg dorthin stoppte ich bei der Karl Schmid Unisia in Marinette, welche alle Kolben für Harley-Davidsons herstellt und zum Rheinmetallkonzern gehört, zudem auch mein Arbeitgeber gehört. Don Mocco führte mich durch die Firma und verabschiedete mich mit Souvenirs

 


Zahnschmerzen in der Nacht zwangen mich am Morgen erst nach Hilfe zu suchen. Versuche niemals in den USA am Donnerstag einen Zahnarzt zu bekommen. Sie haben alle wegen Reichtum geschlossen und Notdienste sind völlig überlaufen. Also, auf nach Kanada. Da werden sie geholfen. Stimmt. Die Fahrt nach Marathon führt auf der Trans-Kanada 17 ausschliesslich durch dichten, duftenden Wald.


Tiefe Temperaturen und tief hängende Wolken zwingen mich in Regenklamotten. Doch den ganzen Tag kein Tropfen und ab Thunder Bay strahlend blauer Himmel und warm. Als ich auf dem Weg zur US-Grenzstelle kurz stoppe um ein Photo zu schiessen, löst der Trottel Alarm aus! Sie leiden tatsächlich unter Verfolgungswahn. Auf Minnesota 61 bis nach Grand Marais. Netter, kleiner Fischerort.

 


Via Duluth nach Bemidji. Kein Hotelbett mehr. Nur noch ein Campingplatz, direkt am Mississippi. Stechende Moskitos und gerissenes Zeltgestänge inklusive. Keine zweite Nacht, sondern Sonntagmittag nach Grand Forks. Gute Entscheidung. Steaks, Hotel und Stock-Car Rennen am Abend.

 


North Dakota 200. Fast 200 Meilen nur geradeaus bis Washburn. Ich folgte in den nächsten Tagen dem Missouri südwärts. Besuchte Fort Mandan, das Lewis&Clark Interpretive Center, Fort Lincoln, Custer's Haus (vorzügliche Führung), das Slant Indian Village etc. und Bismarck, die Hauptstadt North Dakotas.


Via Pierre und dem South Dakota 14/34 kam ich nach Sturgis zum ersten Wochenende der Bike-Week Ausgabe 2003. Angesichts eines hervorragenden Programms an diesem Wochenende, hatte ich einen Platz auf dem Buffalo Chip Campground gemietet. Die Formalitäten waren schnell erledigt und los konnte die Suche nach einem ‚ruhigen' Plätzchen gehen. Ich hatte den Plan noch einigermassen im Kopf und suchte deshalb nach dem Teil der Stables Camp genannt wird. Dort schlug ich mein Zelt zwischen einigen dünn belaubten Bäumen auf. Da waren Joe mit Frau, Keith and Joanne, Harry und Leann und im Laufe der nächsten Tage ein paar andere mehr. 
Buffalo Chip ist eine Erfahrung die man/frau in Sturgis machen muss. Vielleicht fällt es einem in jungen Jahren leichter. Jedenfalls ist es Camping auf der untersten primitiven Stufe. Duschen: Wasser ist vorhanden aber wenig, warm eher nur spät nachmittags. Toiletten: Plumpsklosett. Zeltplatz: staubig. Ruhe: keine, der letzte geht um 3 Uhr morgens in den Schlafsack, der erste steht fünf Minuten später auf, begleitet von AC/DC's Highway To Hell.
Das Line-up war dagegen Klasse. Samstag: Travis Tritt, Sonntag: Three Doors Down und Montag: Steppenwolf und Jethro Tull. Inklusive Camping für 110$, nichts einzuwenden.
Besonderes Erlebnis: Als Travis Tritt seinen Song ‚It's a great day to be alive' sang und dabei an die Stelle kam an der er seine ‚take my old Harley for a three days ride' besang wurden auf dieses Kommando ca. 3000 Harleys wie eine gestartet. Da läuft's einem eiskalt den Rücken hinunter.
Sturgis scheint Jahr für Jahr überfüllter zu werden. Wer quer durch die Stadt will sollte mindestens 1 Stunde einplanen. Ein Parkplatz auf der Mainstreet für mein Bike war schon am Freitagnachmittag nur noch mit Glück zu bekommen. Meine Campingplatznachbarn bezeichneten es als ‚Zoo', dem ich am nächsten Tag entkam.

 


Ricky (Tequilaboy) und Jenny, die ich auf dem Weg nach Sturgis kennengelernt hatte und ihre Freunde nahmen mir die letzten Zweifel, wohin es gehen sollte. Nach dem Yellowstone Park nach Norden statt nach Süden. Also fuhr ich zu Beginn der dritten Woche auf dem Interstate 90 bis Buffalo,Wy. Dann auf dem US 16 über den Powder River Pass (9956ft) bis Worland und Greybull. Via Cody in den Yellowstone NP. Besonders die Strecke zum Nord-Ost Ausgang ist durchsetzt mit Schlaglöchern übelster Natur. Aber dann. Hinauf zum Beartooth-Pass auf knapp 11000ft und hinunter nach Red Lodge. Leider ist jedes Motel voll besetzt, sodass mir nichts anderes übrig bleibt als nach Joliet weiterzufahren. Und das in der Dunkelheit, beobachtet von Grizzlys, Elchen und was sonst noch zum Wildwechsel beiträgt. Das erste Auto, das als Pilot diente, bog schon nach 4 Meilen auf den Campingplatz ab und der Pick-up an den ich mich anhängte donnerte mit 70mph nach Norden. Nach 25 Minuten erreichte ich Joliet und mein reserviertes Zimmer.


Die Ölkontrollampe leuchtet nach dem Start noch mal auf. Die Kontrolle bestätigt einen zu niedrigen Ölstand. Also, ein Liter nachfüllen. In Columbus,Mt wieder auf den I90 bis Three Forks. Auf der US12 zur Hauptstadt Helena und über den Flesher Pass (6130ft) nach Lincoln. Der Himmel verheisst krachende Gewitter. Ein blonder Firefighter, die hätte einen Platz auf jedem Catwalk, rät mir hier zu übernachten. Ich versuche es trotzdem. 2 Meilen westlich gerate ich in die Front und bin in Sekunden nass bis auf die Haut. Also zurück nach Lincoln, Zimmer belegt, geduscht, Kleider getrocknet und in die Bar nebenan. Bier gekauft und dem Hufeisenwerfen zugesehen. Die Tür geht auf und mein blonder Firefighter mit ihren Kollegen kommt herein. Tische und Stühle werden zusammengerückt und es wird erzählt und diskutiert. Wenn einen nur das dünne Bier nicht ständig zur Toilette treiben würde.


Der Öldruck ist schon wieder zu tief. Ich brauche eine Harley-Werkstatt. Missoula oder Kalispell. Antwort Kalispell. Prompte Erledigung des 2500 Meilen Check-up. Übernachten auf dem KOA Whitefish in einer Kabin. Zu teuer. Whitefish hat dafür eine Menge Saloons zu bieten.


Früher Aufbruch zum Glacier NP. Whitewater-Rafting steht auf dem Programm. Als ich zum NP abbiegen will und dafür herunterschalten muss, suche ich vergeblich meinen Schalthebel. Der hat sich von der Verbindungsstange gelöst und liegt auf der Fussraste. Whitewater-Rafting fällt aus. Jetzt ist erstmal Reparatur angesagt, aber mit was? Ein Stück steifer Draht wäre die Lösung, alles was ich habe ist etwas Nähgarn. Auch die deutsche Familie, deutsche Mütter haben immer alles mögliche dabei, kann mir nicht weiterhelfen. Vier Harleybiker stoppen zum Tanken. Und was hat einer dabei? Ein Stück steifen Drahtes. Beide Teile sind schnell verbunden und schon geht´s nach Kalispell. Ein Ersatzteil haben auch sie nicht, aber in der Werkstatt können sie das Gelenk in die Stange pressen. Das sollte für die nächsten 50000 Meilen halten. Joel sei Dank. Die Fahrt über den Logan-Pass im Glacier NP ist wie eine Fahrt durch die Dolomiten.


Hinein in Canada´s Provinz Alberta. Über Black Diamond nach Calgary. Auf der Olympic Plaza nocheinmal die Medaillengewinner der Spiele 1988 in Erinnerung gerufen und dann über Trans-Canada 1 entlang der Sprungschanzen und der Bobbahn nach Banff. Ein Mix aus Wengen, Ischgl und Garmisch. Kurzer Spaziergang und weiter nach Lake Louise. Alpen at it´s best. Gletscher wie ich sie eigentlich im Glacier NP erwartet hatte. Hinein nach Britisch-Kolumbia bis Golden.


Über Revelstoke an den Arrow Lake. Kostenlose Überfahrt!!!!! Weiter bis zu meinem Freund Stups nach Winlaw. Überall Wald.


Zurück in die USA. Der Grenzübertritt ist viel weniger aufgeregt als vor Wochen in Minnesota. Washington ist wunderschön. Der Kollege auf dem Powder River Pass hatte beileibe nicht zuviel versprochen. Die Fahrt bis Wenatchee wird von ständigen Ah`s und Oh`s begleitet.


Weiter nach Westen. Via Leavenworth, sieht aus wie Oberammergau, und dem Eisboxcanyon hinauf zum Stevens-Pass. Weiter nach Seattle. Stop am Weltausstellungsgelände. Suche nach dem Hard-Rock Cafe. Leider geschlossen. Fahrt durch die Stadt zur Fähre nach Bremerton. Übersetzen auf Olympic-Island. Durch den Regenwald nach Süden.


Früh raus. Es geht zum Mt.Rainier. Easy Riding auf 2500m. Auf der Ostseite hinunter ins Tal. Stop in Packwood. Nirgends war`s heisser als hier. Nirgends war die Eiscreme Portion grösser als hier. Auf geht`s zum Mt. St.Helens. Gute Strasse, dunkel grüner Wald, um die Kurve - Mondlandschaft. Es wurde alles so belassen wie nach der Explosion des Vulkans. Auf der Fahrt hinab kommt mir ein Sportwagen öfters bedrohlich nahe. Ich warte bis zum nächsten Parkplatz, aber er nicht. In einer Linkskurve überholt er mich. Mittendrin kriegt er kalte Füsse und schneidet meinen Weg. Ich muss in den Gravel wenn ich die Kollision vermeiden will, bekomme die Maschine auch zum Stehen, aber das Gepäck produziert soviel Übergewicht, dass die Maschine auf die linke Seite kippt. Ich liege mit dem linken Bein darunter. Der Sauhund haut ab. Gott sei Dank hält ein Pick-up eine Minute später und seine Insassen befreien mich.


Ich bin bei Destination Harley in Tigard,Or angekommen. Ron fragt mich nach meinem Befinden. Ich lasse die letzten Wochen Revue passieren und stelle fest, dass ich auf der Stelle schlafen könnte. Ron empfiehlt das Phönix Inn, um die Ecke. Ausschlafen, Ausspannen, Baden etc. Die South Blocks Partys downtown Portland sind der einzige Grund die Maschine zu bewegen. An der Dealerparty Montags erhält man die letzten Infos zum bevorstehenden Ride Home. Auch das der HD Boss, Jim McCaslin, mitfährt.


Der Ride Home startet Dienstagmorgen um 9 a.m. Einige hundert Harleys haben sich versammelt. Die Portland Polizei hat den HW 217 gesperrt und geleitet uns zum I5. Hier löst sich die Kolonne auf und verteilt sich auf den I84 in Oregon bzw. den HW 14 in Washington in Richtung Kennewick,Wa. Die Fahrt entlang dem Columbia River ist ein wahrer Scenic Drive. Die Dealerparty ist nicht spektakulär. Mike, Firefighter aus San Bernardino und Gary aus South Lake Tahoe, hatten offensichtlich eine harte Nacht hinter sich als ich sie um 5 p.m. auf dem Campingplatz treffe. Sie bevorzugen die harte Bank des Picnictable statt der Matratze im Zelt um ihren dicken Kopf auszuschlafen. Dafür sind sie um 11 p.m. topfit als wir uns im Celebrities Casino wieder über den Weg laufen. Nach dem dritten dünnen Bier kehre ich in mein Zelt zurück. Entsprechend habe ich morgens schon gefrühstückt als sich die zwei mühsam aus dem Schlafsack schälen. 


Die Etappe nach Missoula gehört zu den schönsten Fahrten. Erst entlang des Snake River, dann nach Idaho hinein. Hier gibt es die ersten Umleitungen wegen Waldbränden. Temperaturen kaum zum aushalten. Die Strasse zum Lolo-Pass sieht auf der Karte wie eine Gerade aus, ist aber Kurve an Kurve. Und das 100 Meilen. Auf der Ostseite des Lolo-Pass hängt der dicke Waldbrand Smoke in der Luft. Missoula ist ungemütlich. Die Dealer-Party tut ihres dazu. Ich werde das Gefühl nicht los als sollte uns hier das Geld aus der Tasche gezogen werden. Deshalb "schwinge" ich mich in den Sattel und mache mich auf die Suche nach einem Hotelzimmer. Das bringt mich immer weiter in Richtung Great Falls und in die Dunkelheit. Kurz vor der Verzweiflung treffe ich einen Harley Rider, der mich in Schlepptau nimmt. Mit Tempo 70mph durch die Nacht bis Lincoln. Im gleichnamigen Hotel liess es sich gut schlafen.


Der Weg durch den Smoke nach Great Falls war kurz. Die Luft in Great Falls ist klar. Dafür gibt es kein Wasser im Missouri um die Great Falls spektakulär erscheinen zu lassen. Die Band an der Party ist laut aber nicht gut und Milo zieht mit seinem Rat-Bike sowieso alle Aufmerksamkeit auf sich. Ken, der Raketenfachmann aus Ogden,Ut den ich seit Kennewick kenne möchte mich in seiner Gruppe haben auf dem Weg nach Billings. Treffpunkt morgen 8am.


Zu uns gesellen sich noch Jerry aus Carson City,Nv und Joe aus Eugene,Or. Joe hat einen übel geschwollenen Fuss, aber ganz Polizei-Offizier beisst er auf die Zähne. Jerry hat sich HW89 und dann HW12 entlang dem Musselshell River vorgenommen, eine sehr empfehlenswerter Ride. Regenwolken drohen in den Morgenstunden. Gegen 3pm sind wir in Billings. Ich brauche einen Ölwechsel und die VJ von FOX@9NEWS ein Interview. Also, Bike und mich ins rechte Licht gerückt und alle Fragen beantwortet. Wird wahrscheinlich sowieso nicht gesendet. Die Dealerparty downtown Billings ist bis jetzt die Beste. Es wird entsprechend spät.


Little Bighorn liegt am Weg nach Sturgis. Als ich vor dem Visitior`s Center halte werde ich von einigen Kollegen auf meinen Auftritt letzte Nacht auf FOX@)9NEWS angesprochen. Also doch. Leider hab ich`s selbst nicht gesehen. Einige meinen mit meinem Akzent könne ich Schwarzenegger Konkurrenz machen.


350 Meilen Prärie nach Sturgis. Abstecher zum Devil`s Tower - nein. Schon gesehen. Motel in Spearfish und Reparatur der Vorderlampe in Sturgis. Selbstverständlich laufen mir Ken, Jerry, Joe und auch Steve, pensionierter Firefighter aus Chicago über den Weg. Sturgis heute ist kein Vergleich zu Sturgis vor 3 Wochen zur Bike-Week Zeit. Es ist tot. Die Saloons leer, Platz zum Parken überall, T-Shirts zum halben Preis. Die Konzerte am Samstag und Sonntag (Chris Cagle) Spitze.


Crossing South Dakota steht auf dem Montagplan. Ich nehme den I90. Kein Stop in Wall und auch nicht durch den Badlands NP. Alles schon gesehen. Eine Klasseband und tolle Stimmung an der Dealerparty in Sioux Falls. Leider alles schon um 9pm zu Ende.


Quer durch`s südliche Minnesota geht`s nach La Crosse,Wi. Fast "zu Hause". In Albert Lea versuche ich mein Blinkerproblem selbst zu lösen. Leider funktionieren sie jetzt perfekt. Als ich den Mississippi überquere fühle ich mich wirklich wie Zuhause. Von hier wäre es etwas mehr als eine Stunde bis nach Eau Claire. Die Dealerparty ist grosse Klasse. Allerdings werde ich das Gefühl nicht los als ob es mittlerweile mehrere Tausend Biker sind auf dem Weg zu Harley`s hundertstem Geburtstag. Ich befürchte kein Motelzimmer mehr zu finden und fahre deshalb noch bis Tomah,Wi. Pat und Joy informiert wo wir frühstücken am nächsten Morgen und Jenny beruhigt, dass ich keine Gefahr für ihr Appartement bin.


Beim Frühstück mit Pat und Joy habe ich natürlich jede Menge Geschichten zu erzählen. Pat ist so gut drauf, dass wir die ganze Kneipe mit Bikern aus aller Welt unterhalten. Dann geht`s auf die letzten knapp 200 Meilen "nach Hause". Schon auf der ersten Brücke die wir unterqueren stehen Menschen mit Fahnen und Transparenten und heissen uns "Willkommen Zuhause". Es treibt einem die Tränen in die Augen. Das wird Meter für Meter mehr. Schon 100 Meilen vor Milwaukee reichen Brücken nicht mehr aus und die Leute bevölkern die Frontageroad. Wir verlassen ca. 20 Meilen vor Milwaukee den Interstate und suchen nach Pat`s und Joy`s Freunden, die sie für zwei Nächte aufnehmen. Auf dem Weg zu meinem Aufenthaltsort für die nächsten Tage halten wir bei Hal`s Dealerparty und bei den Summerfest-Grounds. Pat und ich haben wiedermal den gleichen Gedanken. Wir suchen nach dem perfekten T-Shirt. Es ist ärmellos und bedruckt nach individuellen Vorstellungen. Dann geht`s zu Jenny`s Appartment, oberhalb des Festgeländes.
Auf die Frage später in der Schweiz ‚Was bedeutet für dich USA' antworte ich folgendes:
Pat und Joy haben eine Freundin namens Donna. Sie hat eine Nichte namens Jenny, die ein Appartment nur ein paar hundert Meter vom Festgelände besitzt. Sie zieht für fünf Nächte aus und überlässt es mir, den sie noch niemals gesehen und nur am Abend zuvor kurz am Telefon gesprochen hat. Wo wäre das bei uns möglich?
Ich deponiere mein Gepäck, bekomme einen Schlüssel und schon sind wir auf dem Weg zur Blockparty in der Waterstreet. Bikes, Bikes, Bikes.......


Den ganzen Tag durch Milwaukee. Dealer-Party hier und da. Und am Abend die erste Hälfte des Kansas und die zweite Hälfte des .38 Special Konzerts.


Die Party der HOG findet ca. 30 Meilen ausserhalb statt. Auf dem Weg dorthin passiere ich die Fabrikationsstätte an der Pilgrim Road. Menschen und Bikes soweit das Auge reicht. Nur weiter. Pins und T-Shirt des HOG. Und am Abend "The Doobie Brothers". Das ist das Feinste vom Allerfeinsten. Vielleicht noch besser als 1999 in Las Vegas. Siehe auch (http://www.doobfan.com/photos/gerd) Zum Abschluss zur Brady Street.


Zuerst nach downtown. Die Strassen entlang der Parade sind überfüllt. Die Menschen stehen bis zu zehn Reihen hintereinander um einen Blick auf die Parade der Zehntausend zu erhaschen. Man steht auf allem was sich bietet. Das Dach und der Kofferraum des Polizeiwagens sind komplett eingedrückt! Jetzt wäre die beste Zeit die Ausstellung zu besuchen. Also, nach ca. der fünftausendsten Chapterflag hinunter an den Lake Michigan zur Harley-Davidson Experience. Für wen entscheide ich mich heute. Montgomery Gentry oder Steppenwolf oder Billy Idol oder REO Speedwagon? Montgomery Gentry und Steppenwolf. Abschluss an der Blockparty in der Northstreet.


Der Höhepunkt!? Die Tore öffnen um 12 Uhr. Die ersten Fünftausend strömen an die Bühne. Bis 2 Uhr läuft nichts. Dann vier Stunden Videos und Interviews auf Grossleinwänden!! Um 6 Uhr endlich - die Doobie Brothers. Dann Tim McGraw. Trotz meiner Liebe zur Country Musik - er ist auf der falschen Party. Die ersten gehen schon nach Hause. Kid Rock hebt danach die Stimmung, auch wenn die Brasilianer vor mir noch nie etwas von ihm gehört haben. Alles fiebert dem Höhepunkt entgegen. Jeder spekuliert. The Rolling Stones, Aerosmith, The Boss etc. etc. Die Bühne öffnet sich und wer sitzt da? Oh mein Gott nein, Elton John. Wer hat sich den ausgedacht? Weiss der nicht, dass er auf einer Bikerparty nichts verloren hat? Wie kann man nur.....! Er ist sicher ein hervorragender Musiker, kein Zweifel. Auch ich kann von Zeit zu Zeit ein paar seiner Songs zuhören. Aber hier? Nein danke. Ich verlasse den Veterans Park und mit mir wahrscheinlich ein paar Tausend pro Minute.


Mit dem Sonnenaufgang verlasse ich Milwaukee. Die letzten 250 Meilen. Pat und Joy sind schon auf dem Weg nach Kalifornien. Ich verpasse der Maschine eine Wäsche wie nicht mal meiner eigenen jemals zuvor. Packe, schliesse das Haus ab und steige in den Flughafenbus. Via Minneapolis und Dallas geht's nach Hause.


Wer hätte gedacht, dass es eine solch lange Story gibt. All jenen die hier genannt sind sei Dank. Ohne euch wären die sieben Wochen in drei Sätzen abgehandelt worden.

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