Liedbegleitung am Klavier

Teil 15: Ausweichung und Modulation

Bei Liedmelodien kommt es oft vor, dass die Melodie Töne enthält, welche nicht in der Grundtonart (der Melodie) enthalten sind, beispielsweise ein Ton fis in einem Lied in C-Dur. Wie ist nun diese Melodie mit Akkorden zu begleiten ?

In der Umgebung dieser tonartfremden Töne erfolgt für die Begleitung meistens eine harmonische Ausweichung oder im andern Fall eine Modulation.

Zur Begriffsklärung :

Als Ausweichung bezeichnet man in der Musik eine harmonische Wendung, die sich zeitweise von der Tonika oder dem jeweils herrschenden tonalen Zentrum entfernt, ohne tatsächlich das Zentrum der Grundtonart zu verlassen.

Als Modulation bezeichnet man das allmähliche Verlassen des tonalen Zentrums einer Tonart und den nachfolgenden Übergang in eine andere Tonart (resp. ein anderes tonales Zentrum). Die Festigung der neuen Tonart kann durch Kadenzierung stattfinden und notationstechnisch von zusätzlichen Vorzeichen begleitet sein.

Beispiel für eine Ausweichung (Takte 5 bis 7 aus "Bunt sind schon die Wälder, Beispiel ..)

Beispiel 56

Erklärung : Das Lied "Bunt sind schon die Wälder" , aus welchem wir in Beispiel 56 oben einen Ausschnitt sehen, steht in der Grundtonart A-Dur (mit 3 vorgeschriebenen Kreuzen am Anfang). Hier handelt es sich also im zweiten Teil von Takt 5 um eine Ausweichung.

Die in der Ausweichung stehenden Akkordharmonien sind unter dem Bass mit grauer Farbe in Klammern gesetzt (II V). Diese beiden Akkorde Fism und H7 beziehen sich ihrerseits auf den im Takt 6 am Anfang stehenden E-Dur Akkord. Dieser ist in A-Dur der Akkord auf der V. Stufe. Also : Der Fism (oder fis-moll) Akkord ist der Akkord auf der II. Stufe von E-Dur, der H-Dur Septakkord ist der Akkord auf der V. Stufe von E-Dur. Letzteren nennt man Wechseldominante. Solche Wechseldominanten sind relativ häufig in Unterrichtsliedern anzutreffen.

Solche sog. Ausweichungen, wie wir sie oben sehen, können auch mehr als nur drei Akkorde lang sein. Die Ausweichung mündet schliesslich immer wieder in der Ausgangs - Grundtonart. Eine Modulation hingegen zielt auf eine neue Tonart hin, welche dann mit einer Kadenz noch bestätigt wird.

Um eine Melodie mit tonartfremden Tönen zu harmonisieren, muss man also immer die ganze tonartliche Umgebung in Betracht ziehen. Man darf den tonartfremden Ton selbst nicht isoliert betrachten.

rückwärts zum Hauptmenue vorwärts

Seite(n) ausdrucken