28.10.02
Wandertour:  Bülach -Glattfelden - Rheinsfelden - Bülach

Der "Dichterweg-Gottfried-Keller"

Diese schöne Wanderung führte uns über den "Dichterweg-Gottfried-Keller" nach Rheinsfelden

1995 wurde der Dichterweg eröffnet, welcher – vorbei an 14 Gedichtstafeln – von Glattfelden nach Rheinsfelden führt. In der Zwischenzeit sind drei neue Tafeln dazugekommen. Somit kann man auch dem Rheinufer entlang Gottfried Keller bis nach Kaiserstuhl folgen.

Gottfried Keller hatte ein Faible für Kaiserstuhl, vor allem für die sagenumwobenen drei Wasserstelz-Schlösser. Diese inspirierten ihn zur Novelle «Hadlaub». So sind zwei der drei neuen Tafeln, welche ihre Standorte beim Weiacher Bächli, beim Rheinhof und eben in Kaiserstuhl haben, Textpassagen aus dieser Novelle gewidmet, während die eine einen Tagebucheintrag mit dem Namen «Sommerferien 1832» enthält.
Die 13 Kilometer lange Wanderung dauert rund vier Stunden.

Gottfried Keller - lebendig begraben  (ein Kuriosum)

Als Kuriosum sei hier erwähnt, dass Gottfried Kellers Name zweimal irrtümlich in das Totenregister von Glattfelden eingetragen wurde: am 22. Mai 1822 und am 26. Juli 1824. Der Vorname wurde dann durchgestrichen und durch den Namen der verstorbenen Schwester Anna Katharina, resp. Anna Elisabeth ersetzt. In Wirklichkeit überlebte Gottfried Keller alle seine Geschwister. Er starb am 15. Juli 1890 im Alter von nahezu 71 Jahren.

Morgen.
von  Gottfried Keller

So oft die Sonne aufersteht,
erneuert sich mein Hoffen
und bleibet, bis sie untergeht,
wie eine Blume offen;
Dann schlummert es ermattet
im dunklen Schatten ein,
doch eilig wacht es wieder auf
mit ihrem ersten Schein.

 



das Flüsschen Glatt bei Glattfelden

Das ist die Kraft, 
die nimmer stirbt
und immer wieder streitet.
Das gute Blut, 
das nie verdirbt,
geheimnisvoll verbreitet!
So lang' noch Morgenwinde
voran der Sonne weh'n,
wird nie der Freiheit Fechterschar
in Nacht und Schlaf vergeh'n!

auf dem "Dichterweg-Gottfried-Keller" bei Glattfelden

Frühlingsglaube.
von Gottfried Keller

Es wandert eine schöne Sage
wie Veilchenduft auf Erden um.
Wie sehnend eine Liebesklage
geht sie bei Tag und Nacht herum.

Das ist das Lied vom Völkerfrieden
und von der Menschheit letztem Glück.
Von goldner Zeit, die einst hienieden,
der Traum als Wahrheit, kehrt zurück

Wer jene Hoffnung gab verloren
und böslich sie verloren gab,
der wäre besser ungeboren:
Denn lebend wohnt er schon im Grab.



Wo laufen sie denn - wo laufen sie denn?
Oooh, - ist der Rasen schön grün....


Zuviel kann man wohl trinken, doch trinkt man nie genug.
Gotthold Ephraim Lessing

Am Brunnen.
von Gottfried Keller

Wie strahlet ihr im Morgenschein,
du rosig Kind, der Blütenbaum
und dieser Brunnen, frisch und rein –
ein schön'res Kleeblatt giebt es kaum.

Wie dreifach lieblich hat Natur
in euch sich lächelnd offenbart!
Aus deinem Aug' grüßt ihre Spur
des Wandrers stille Morgenfahrt.

Es ist, als käm' aus deinem Mund
das Lied, das dort die Quelle singt.
Es ist, als tät' der Brunnen kund,
was tief in deiner Seele klingt!

 

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