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Astrologie und die Prophezeiungen des Nostradamus

Richtig ist, dass Nostradamus auch Astrologe war.

Falsch ist aber die Annahme, dass es sich bei seinen Versen um primär astrologische Prognosen handle.

Im einzigen lateinischen Vierzeiler des Werkes, dem "Zauberspruch gegen törichte Kritiker" (6/100), steht: "Die Kritiker, die diese Verse hier lesen, sollen sie in gereiftem Zustand beurteilen! Der profane und unwissende Pöbel soll nicht angelockt werden! Und alle Astrologen, Tölpel und Barbaren sollen sich von diesen Versen fern halten. Wer dem entgegengesetzt handelt, sei in feierlicher Form verflucht." Dass Nostradamus die Kollegen von der Astrologenzunft per Bannfluch von seinen Versen fern zu halten versucht und diese sogar noch in einem Atemzug mit "Tölpeln" und "Barbaren" nennt, ist starker Tobak. Der scharfe Tonfall dieses Verses liegt sicher darin begründet, dass die Prophezeiungen gerade aus dem Bereich der Astrologie teilweise recht harter Kritik ausgesetzt waren. Doch es steckt hier mehr dahinter. Aus Nostradamus’ Ausführungen, v.a. im Vorwort an seinen Sohn Cäsar und den beiden ersten Vierzeilern, geht klar hervor, dass seine Vorhersagen nicht in erster Linie auf der Kunst der Astrologie beruhen. Vielmehr hat unser Seher anscheinend eine antike Weissagungstechnik angewandt, bei der er sich in Trance versetzte und so Botschaften göttlichen Ursprungs empfangen konnte. Erst später hat Nostradamus dann die Visionen mit astrologisch-astronomischen Berechnungen in Verbindung gebracht, etwa um Hinweise auf den Zeitpunkt ihres Eintreffens zu geben. Da nun aber die Prophezeiungen nur zu einem kleinen Teil mit der Sternkunde zu tun haben, laufen Astrologen zwangsläufig Gefahr, zu Fehlschlüssen zu gelangen, wenn sie sie nur aus ihrem Blickwinkel betrachten.

Dass sich Nostradamus aber selbstverständlich in keiner Weise gegen die Astrologie/Astronomie als solche gewandt hat, wird nur schon dadurch deutlich, dass es wie erwähnt in seinen Versen eine große Anzahl astrologisch-astronomischer Angaben gibt, die bei der genauen Datierung der einzelnen Vorhersagen helfen sollen. Allerdings tun sie dies im Moment noch nicht besonders stark. Die meisten der angegebenen Konstellationen scheinen nämlich dermaßen häufig aufzutreten, dass an eine exakte Datierung allein aufgrund astronomischer Berechnungen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zu denken ist. Die Funktion dieser Angaben dürfte wahrscheinlich auch nur die einer "chronologischen Feineinstellung" sein, die dem Leser bloß etwas nützt, wenn er schon in etwa weiß, in welche Epoche ein Vers gehört. Es kann (als Beispiel formuliert) durchaus sein, dass eine bestimmte Planetenkonstellation im gesamten Vorhersagezeitraum (der immerhin mehrere Jahrtausende umfasst!) vielleicht fünfhundert Mal auftritt. Diese enorme Anzahl möglicher Daten wird aber deutlich reduziert, wenn man etwa schon weiß, dass der Vers in die zweite Hälfte des 33. Jahrhunderts gehört. In diesem Zeitraum tritt die erwähnte Gestirnskonstellation unter Umständen nur sieben Mal auf. Und das ergäbe nun immerhin sieben präzise Daten, aus denen das "richtige" allerdings noch heraus gearbeitet werden müsste – etwa durch den Vergleich mit anderen Versen.

Hilfreich wäre es in diesem Moment sicher auch, wenn man die ursprüngliche Reihenfolge der Vierzeiler kennen würde, die Nostradamus bewusst zerstört hat (siehe Anzahl der Verse).



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(Letzte Änderung dieser Seite: 14.11.2015)