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Zenturie 7

Richtig ist, dass die siebte Zenturie bloß 42 Strophen enthält, währenddem die Zenturien 1 bis 10 sonst 100 Vierzeiler aufweisen.

Falsch ist aber wohl die etwas voreilige Vermutung, das sei von Nostradamus bewusst so geplant gewesen.

Betrachten wir die Entstehungsgeschichte der Prophezeiungen, stellen wir fest, dass diese nicht alle auf einmal sondern nach und nach veröffentlicht wurden. Die erste Ausgabe (erschienen 1555) enthielt beispielsweise nur das Vorwort für Cäsar Nostradamus, die vollständigen ersten drei Zenturien, sowie die ersten 53 Verse der vierten Zenturie. Bis 1557 veröffentlichte Nostradamus dann den Rest der vierten Zenturie, die vollständigen Zenturien Nr. 5 und 6, sowie die ersten 40 Verse der siebten Zenturie. Alle weiteren Publikationen, die eindeutig in Zusammenhang mit Nostradamus’ berühmten Weissagungen standen, erfolgten erst nach dem Tod des Sehers im Jahr 1566. Das heißt also, dass Nostradamus bloß 640 Vierzeiler plus das Vorwort für seinen Sohn selber hat drucken lassen.

Hier stellt sich nun zunächst die Frage, warum Nostradamus sein Werk stückchenweise und nicht als Ganzes veröffentlicht hat. Bei der Arbeit mit den Originaltexten ist leicht festzustellen, dass sich die Verse in ihrer sprachlichen Qualität unterscheiden. Vereinfacht gesagt, sind die Verse der siebten bis zehnten Zenturie besser "ausgefeilt" und eindeutig schwerer zu verstehen als die der ersten sechs Zenturien. Dies deutet darauf hin, dass unser Seher nicht alle Vierzeiler fertig in Reserve hatte, sondern dass er wohl zunächst nur Rohfassungen der Prophezeiungen besaß, die er erst nach und nach in ihre endgültige Form brachte. Und dann, wenn wieder eine ihm genügende Anzahl Vierzeiler druckreif war, ließ er sie als "Update" mit bisherigen Versen veröffentlichen.

Die zweite Frage ist nun die, weshalb Nostradamus nach 1557 keine weiteren Zenturienverse selber mehr hat drucken lassen. Das dürfte u.a. damit zusammenhängen, dass seine Prophezeiungen seit ihrem ersten Erscheinen auch bei Berufskollegen aus Medizin und Astrologie teilweise auf heftige Kritik stießen und Nostradamus die Entehrung dieser Berufe vorgeworfen wurde. Dazu kamen natürlich sonstige Kritiker und Neider, die entweder das ganze Projekt grundsätzlich ablehnten oder sich auf Details wie etwa die poetische Qualität der Verse einschossen. Die oben schon erwähnten Zenturien Nummer 8 bis 10, die 1558 fertig gestellt waren, kursierten denn auch nur noch als Manuskripte und wurden der breiteren Öffentlichkeit von Nostradamus vorenthalten. Vor diesem Hintergrund ist es denn auch nicht verwunderlich, dass die Ergänzung der siebten Zenturie von unserem Seher einfach fallen gelassen wurde, da er ohnehin nicht mehr an weitere Veröffentlichungen zu denken schien.

Erst 1568, zwei Jahre nach Nostradamus’ Tod, wurden von seinen Erben die Zenturien acht bis zehn (plus Widmung an Heinrich II.) sowie noch zwei vorgefundene Verse der siebten Zenturie (7/41 und 7/42) veröffentlicht. Schon aus diesem Grund ist es wohl mehr als unwahrscheinlich, dass unser Seher genau 942 Verse geplant hat, wie einige Zahlenmystiker auch schon behauptet haben. Die wechselhafte Entstehungsgeschichte des Werkes deutet eher auf einen Zufall als auf Absicht hin.



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(Letzte Änderung dieser Seite: 14.11.2015)