| Fille de l’Aure1), asyle du mal sain2), | 
         Tochter des Lufthauchs1), Asyl des Verblendeten2). | 
       
| Où iusqu’au ciel se void l’amphitheatre: | 
         Wo bis zum Himmel das Amphitheater sichtbar ist, | 
       
| Prodige veu, ton mal est fort prochain, | 
         [wird das] Ungeheuerliche gesehen. Dein Unglück 
 ist sehr nah. | 
       
| Seras captiue, & des fois plus de quatre. | 
         [Du] wirst gefangen und [zwar] mehr als viermal. | 
       
1) Lat. "aura" (u.a. Lufthauch, Wind; Himmel, Höhe; Tageslicht;
  Welt).
    2) Lat. "male sanus" (nicht recht bei Sinnen, verblendet). 
    Kommentar
   1. Zeile: Hier wird eine Ortsangabe verschleiert mitgeteilt. Aeolus
 war der Gott der Winde. Seine Tochter hieß Aeolis. "Aeolis" bezeichnet
 aber auch eine ganze Reihe von griechischen Landschaften, v.a. in und bei
 Nordwestkleinasien (Lesbos, Tenedos, Troas). Vielleicht ist mit der Tochter
 aber auch "Aeolia" gemeint, die Äolusinsel (heute Stromboli). Dazu
könnte  auch der Hinweis mit dem "Asyl des Verblendeten" passen, denn
Aeolus, auch  Herr von Aeolia, beschütze Odysseus, der mehr als einmal
von verschiedenen  Mächten "geblendet" oder "verwirrt" wurde.
2. Zeile: Wieder eine Ortsangabe. Amphitheater gibt es im Mittelmeerraum einige. Möglicherweise ist damit aber das "Amphitheatrum Flavium" in Rom gemeint, das wir heute als "Colosseum" kennen.
3. und 4. Zeile: Es könnte hier darum gehen, daß in Rom (?) eine furchtbare Macht auftaucht, die nach Süden vorstößt und die Liparischen Inseln (?) erobert. Vielleicht wechseln diese Inseln, oder auch nur Stromboli, im Verlauf der Kämpfe viermal den Besitzer?
Ohne Begleitverse kann zu diesem Vierzeiler nicht mehr gesagt werden.