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+12/4

Feu, flamme, faim, furt, farouche, fumée1),
Feuer, Flamme, Hunger, Diebstahl. [Ein] wilder Wutausbruch1)
Fera faillir, froissant fort, foy faucher:
wird [ihn] zum Fehlen verleiten, [den] zerbrechenden Starken, [und seinen] Glaube wegraffen.
Flis2) de Denté. toute Prouence3) humée,
Pfeile2) vom Gezackten [kommen]. [Die] ganze Provence3) [wird] verschlungen.
Chassé de regne. enragé sans cracher4).
[Er wird] von [der] Herrschaft vertrieben. [Er wird] wütend [sein] ohne auszuspucken4).

1) Das Komma zwischen "farouche" und "fumée" wurde hier unterdrückt. Das mittelfranzösische "fumée" bedeutet u.a. auch "Streit; Wut, Wutausbruch".
2) Nach LEONI.
3) Provinz in Südfrankreich, Nostradamus’ Heimat.
4) Auch im übertragenen Sinne (z.B. von "etwas herausschleudern", "jemanden beleidigen" usw.).

Kommentar


1. und 2. Zeile
: In der Provence (vgl. 3. Zeile) herrscht Zerstörung und Chaos. Verantwortlich dafür müßte der "zerbrechende Starke" sein, der dieses Land beherrschen dürfte. Doch ein wilder Wutausbruch dieses Machthabers verleitet ihn zu einem Fehler, der schließlich seinen Glauben vernichten wird. Ich vermute, es handelt sich bei diesem "zerbrechenden " (d.h. gewalttätigen) Machthaber um einen nichtchristlichen Invasoren, der die Provence besetzt hält.

3. und 4. Zeile: Hier wird das Ende der Invasorenherrschaft beschrieben. Der "Gezackte" müßte Neptun sein, der durch seinen Dreizack symbolisiert wird. Er greift an und erobert die ganze Provence. Der fremde Machthaber muß fliehen. Dieser ist zwar wütend, doch dürfte nicht mehr zurückschießen können ("ausspucken").

 

Dieser Vers gehört zum Neptun-Thema. Vgl. z.B. 2/59.

+12/24 

Le grand secours venu de la Guyenne1),
Die große Hilfe, [die] aus der Guyenne1) gekommen [ist],
S’arrestera tout aupres de Poictiers2):
wird ganz nah bei Poitiers2) anhalten.
Lyon3) rendu par Mont Luel4) & Vienne5),
Lyon3) [wurde] von Montluel4) und Vienne5) aufgegeben,
Et saccagez par tout gens de mestiers.
und [die] Handwerker [werden] überall ausgeplündert.

1) Ehemalige Provinz in Südwestfrankreich, um Bordeaux herum.
2) Stadt in Westfrankreich, nördlich der Guyenne.
3) Wahrscheinlich ist damit die französische Stadt gemeint. Möglich wäre aber auch: "der Löwe". Lyon war im 16. Jahrhundert ein wichtiges Zentrum für Handel, Banken und Gewerbe (vgl. vierte Zeile).
4) Ort, etwa 20 km nordöstlich von Lyon.
5) Stadt an der Rhone, südlich von Lyon. Es gäbe aber noch einen gleichnamigen Fluß in der Nähe von Poitiers.

Kommentar


Es scheint hier Krieg in Frankreich zu geben. Doch wer kämpft gegen wen, und wo verläuft die Front? Bei Poitiers wurden 732 die arabischen Invasoren gestoppt, Lyon wurde im Frühmittelalter u.a. von Sarazenen (Muslimen) geplündert. Sollte hier vielleicht ein neuer Kampf zwischen Franzosen und Muslimen gemeint sein?

 

Ohne Begleitverse kann zu diesem Vers nur spekuliert werden. Der Hinweis mit Lyon erinnert etwas an 2/83.


+12/36

Assault farouche en Cypre se prepare,
[Ein] wilder Angriff bereitet sich in Zypern vor.
La larme à l’œil, de ta ruine proche:
Die Träne [ist] im Auge wegen deines nahen Untergangs.
Byzance classe1), Morisque si grand tare,2)
Byzanz [und die] maurische Flotte1) [werden] so großen Schaden [anrichten].2)
Deux differents3). le grand vast4) par la roche5).
[Es kommt zu] zwei Auseinandersetzungen3). Die große Verwüstung4) [erfolgt] beim Felsen5).

1) Lat. "classis" (Flotte, Heer).
2) Unklare Zeile. Es könnte z.B. auch gemeint sein: "…[werden] so großen Schaden [nehmen]".
3) Das mittelfranzösische "different" bedeutet neben "Differenz" auch "Streitigkeit, Streitfall" usw.
4) Nach spätlat. "vastum" (Verwüstung), vgl. LEONI.
5) Damit könnte nach klassischem Vorbild der "Saxum" (Tarpejischer Felsen am Kapitol) in Rom gemeint sein.

Kommentar


1. und 2. Zeile
: In Zypern wird ein Angriff vorbereitet, der zu einem von Nostradamus beweinten Untergang führen wird.

3. Zeile: Die Angreifer sind Byzanz (die Türkei) und eine maurische (nordafrikanische) Flotte. Beide werden großen Schaden anrichten.

4. Zeile: Hier erfahren wir wahrscheinlich, wessen Untergang unser Seher beweint. Nämlich den Roms (vgl. Anmerkung 5)). Die Feinde werden in zwei Schlachten Rom (Italien?) besiegen und die Stadt verwüsten.

 

LEONI sieht hier die Seeschlacht von Lepanto (1571). Doch dies ist eher unwahrscheinlich, da Nostradamus kaum den Sieg der Christen und die Niederlage der Muslime beweint hätte.


+12/52

Deux corps1). vn chef2). champs3) diuisez en deux,
Zwei Körper1), ein Kopf2). [Die] Felder3) [sind] zweigeteilt.
Et puis respondre à quatre non ouys:
Und dann [wird] vier Nichtgehörten zu antworten [sein].
Petits pour Grands. apertius4) mal pour eux,
Kleine für Große. [Das] Offene4) [ist] schlecht für sie.
Tour d’Aigues5) foudre. pire pour Eussouis6).
[In den] Turm von Aigues-Mortes5) [schlägt der] Blitz [ein]. Schlimmer [noch ergeht es] "Eussouis"6)

1) Auch im Sinne von "Körperschaften", vgl. lat. "corpus".
2) "Chef" bedeutet im Mittelfranzösischen u.a. auch "Hauptstadt".
3) "Die Felder" bedeutet im Mittelfranzösischen auch "Landschaft, das Land".
4) "Apertius" geht wohl auf das lat. "apertus" (offen, entblößt) zurück.
5) Stadt nahe der französischen Mittelmeerküste, südwestlich von Nîmes.
6) Wohl ein vom Setzer nicht verstandenes und deshalb falsch gesetztes Wortspiel, vgl. Kommentar.

Kommentar


1. Zeile
: Hier ist von Frankreich die Rede, das zwar nur eine Hauptstadt (Paris) besitzt, dessen restliches Staatsgebiet jedoch unter zwei "Körperschaften" (Parteien usw.) praktisch aufgeteilt ist. Das würde etwa die Situation kurz vor einem Bürgerkrieg beschreiben.

2. Zeile: Die innere Zerrissenheit Frankreichs könnte vier Feinde zu einem Angriff verleiten. In diesem Fall wäre hier wohl gemeint, daß man wegen den inneren Konflikten die Feinde von außen gar nicht bemerkt ("gehört") hat. Doch wie auch immer, diesen vier Kräften muß eine Antwort gegeben werden, d.h. Frankreich muß sich verteidigen.

3. Zeile: Unklare Zeile, die nur in einem größeren Zusammenhang zu verstehen wäre.

4. Zeile: Frankreich wird hier anscheinend in Aigues-Mortes angegriffen. Ein "Blitz" schlägt in den Turm der Stadt ein. Damit müßte die "Tour de Constance" gemeint sein. Der "Blitz" könnte den Vers dem Jupiter-Komplex zuordnen (Jupiter war u.a. der heidnische Blitzgott). Schlimmer als der Turm ist "Eussouis" dran. Ich denke, dieses Wort muß als "ens s(o)uis" gelesen werden ("n" statt "u"). Auf Mittelfranzösisch bedeutet das soviel wie "ich bin drinnen". Und damit wiederum dürfte die Kirche "Notre-Dame des Sablons" in Aigues-Mortes gemeint sein, in deren Namen unser Seher den seinen erkannt zu haben scheint. ("Notre-Dame de Salon" = Nostradamus aus Salon). Nun, da es der Kirche viel schlimmer als dem Turm ergeht, könnte man daraus schließen, daß vielleicht eine nichtchristliche Macht dieses Gotteshaus schändet. Und das wäre wiederum ein möglicher Hinweis auf den Jupiter-Komplex.

 

Wir dürften hier eindeutig Zukünftiges vor uns haben.


+12/55 

Tristes conseils, desloyaux, cauteleux,
Unglückliche Räte, [bestehend aus] Unredlichen [und] Arglistigen, [geben einen]
Aduis meschant. la Loy1) sera trahie:
erbärmlicher Ratschlag. Das Gesetz1) wird verraten.
Le peuple esmeu, farouche, querelleux,
Das Volk [ist] aufgebracht, wild [und] streitsüchtig.
Tant bourg que ville. toute la paix haie
Wie [auf dem] Dorf so wird [in der] Stadt der ganze Friede gehaßt.

1) Auch im Sinne von "Lehre, Religion".

Kommentar


Ein sehr allgemeiner Vierzeiler, der ohne begleitende Verse nicht wirklich zu deuten ist. Das "verratene Gesetz" könnte z.B. das verratene Christentum meinen, wozu auch der "Friede" aus der letzten Zeile passen würde.

Im Moment müssen wir diesen Vierzeiler so stehen lassen.

+12/56 (1584 - 89 n. Chr.)

Roy contre Roy & le Duc contre Prince,
König gegen König und der Herzog gegen [den] Fürsten.
Haine entre iceux, dissension horrible:
Haß [ist] zwischen ihnen [und] schreckliche Zwietracht.
Rage & fureur sera toute prouince1),
[In] Wut und Raserei wird [die] ganze "Provinz"1) sein.
France grand guerre & changement terrible.
Frankreich [erlebt einen] großen Krieg und [eine] schreckliche Veränderung.

1) Das mittelfranzösische "province" bedeutet u.a. auch "Land, Nation, Königreich". Hier ist wohl einfach ganz Frankreich gemeint.

Kommentar


Dieser Vers müßte zu den französischen Hugenottenkriegen des 16. Jahrhunderts gehören.

1. Zeile: Eine Kurzbeschreibung der Konfliktlage. "König gegen König" meint den Gegensatz zwischen dem spanischen König Philipp II. (1556 - 98) und dem katholischen französischen König Heinrich III. (1574 - 89). "Herzog gegen Fürst" meint den innerfranzösischen Konflikt zwischen dem katholischen Herzog Heinrich Guise (1550 -1588) und König Heinrich III. Guise hatte sich 1584 nämlich mit den Spaniern verbündet, als ein Protestant (Heinrich von Navarra) legitimer Thronerbe geworden war.

2. Zeile: "Haß und Zwietracht" müßte sich v.a. auf das Verhältnis zwischen Heinrich III. und Guise beziehen. Der eher unbeliebte König hatte schon 1576 dem Druck der Protestanten im Frieden von Beaulieu nachgegeben, und jetzt drohte aufgrund der Erbfolge mit Heinrich von Navarra sogar ein protestantischer Thronfolger. Guise, der Anführer der Katholiken, hatte aber selber Ambitionen, französischer König zu werden. 1588 ließ Heinrich III. deswegen den Herzog Guise, der gerade einen Sieg über die Protestanten errungen hatte, in Blois ermorden. Ein Jahr später ereilte aber den König das gleiche Schicksal.

3. Zeile: Die Religionskriege, die schon seit 1562 tobten und Frankreich zerrissen.

4. Zeile: Mit dem "großen" oder bedeutenden Krieg ist wohl der "Krieg der drei Heinriche" um Paris gemeint (1585 - 89), der, wie oben erwähnt, die Ermordung von Guise (1588) und Heinrich III. (1589) mit sich brachte. Die "schreckliche Veränderung" dürfte sich darauf beziehen, daß nun der Protestant Heinrich von Navarra der rechtmäßige König war. Denn dies hatte eine weitere Verschärfung der Krise zur Folge. Heinrich von Navarra mußte nun gegen die französischen Katholiken und die ihnen zu Hilfe kommenden spanischen Armeen kämpfen. D.h. Frankreich hatte gleichzeitig einen Bürgerkrieg und einen äußeren Krieg zu verkraften. 1593 konvertierte der König zum katholischen Glauben, was es ihm ermöglichte, den inneren und den äußeren Konflikt bis 1598 zu überwinden.

 
+12/59

L’accord & pache sera du tout rompuë:
Das Übereinkommen und [der] Vertrag werden vollständig gebrochen.
Les amitiez1) pollues par discorde:
Die Freundschaften1) [werden] durch Zwietracht beschmutzt.
L’haine enuieillie, toute foy corrompuë,
Der Haß [ist] alt geworden, [der] gesamte Glaube verdorben.
Et l’esperance. Marseille sans concorde.
Und [auch] die Hoffnung. Marseille [ist] ohne Eintracht.

1) Auch im Sinne von "Bündnissen, Allianzen".

Kommentar


Ein sehr allgemeiner Vierzeiler, der ohne Begleitverse nicht einzuordnen ist. Es dürfte aber um innerfranzösische Wirren gehen, unter denen auch die Kirche zu leiden hat.

 

+12/62

Guerres, debats1) à Blois2) guerre & tumulte,
[Es kommen] Kriege [und] Auseinandersetzungen1). In Blois2) [entsteht] Krieg und Aufruhr.
Diuers3) aguets, adueux inopinables:
[Sie bringen] arglistige3) Hinterhalte [und] unerwartete Anerkennungen.
Entrer dedans Chasteau Trompette4), insulte5),
[Um] ins Château Trompête4) einzuziehen, [erfolgt ein] Angriff5).
Chasteau du Ha6), qui en seront coulpables.
[Im] Château du Hâ6) [sind die,] die schuld daran sein werden.

1) Im Sinne von "Kämpfen" wie auch von "Streitgesprächen, Debatten".
2) Stadt an der Loire, zwischen Tours und Orléans.
3) "Divers" bedeutet neben "verschieden" usw. auch "außergewöhnlich; schrecklich, schlimm, übel, arglistig".
4) Eine Festung von Bordeaux (LEONI).
5) Oder auch: "Aufstand, Revolte".
6) Eine Festung von Bordeaux (LEONI).

Kommentar


1. und 2. Zeile
: In Blois scheint eine Art französischer Bürgerkrieg auszubrechen, der viele Hinterhalte beinhalten wird. Unklar ist, wer oder was dabei unerwartet anerkannt wird.

3. und 4. Zeile: Ein Schauplatz des Bürgerkrieges scheint Bordeaux zu sein, doch Näheres erfahren wir leider nicht.

 

Ohne Begleitverse hängt dieser Vierzeiler in der Luft.


+12/65
 

A tenir fort par fureur contraindra,
[Die] Festung, [die] zu widerstehen [hat], wird [man] mit Raserei bedrängen.
Tout cœur trembler. Langon1) aduent2) terrible:
Alle Herzen [werden zu] zittern [haben]. [In] Langon1) [ist der] Angriff2) schrecklich.
Le coup de pied mille pieds se rendra,
Der Fußtritt wird sich tausend Füßen ergeben.
Guirond. Guaron3), ne furent plus horribles.
Gironde [und] Garonne3) waren nie schrecklicher [anzusehen].

1) Stadt an der Garonne, etwa 40 km südöstlich von Bordeaux.
2) Lat. "adventus" (Ankunft, Anmarsch, Angriff, Adventszeit).
3) Die Garonne ist der Fluß, der bei Bordeaux in den Atlantik mündet, die Gironde das auffällige Ästuar dieses Flusses.

Kommentar


1. und 2. Zeile
: Eine Festung wird mit fanatischer Entschlossenheit angegriffen. Dieser Angriff könnte in Langon stattfinden, doch das ist nicht ganz sicher. Jedefalls findet in diesem Ort eine schreckliche Attacke statt.

3. Zeile: Der "Fußtritt" dürfte wahrscheinlich die Festung aus der ersten Zeile meinen, wobei sich unser Seher bei der Umschreibung dieses Begriffes irgend eines Wortspieles bedient. Wir erfahren hier, daß sie sich "tausend Füßen" ergeben muß. Damit müßte die angreifende Armee gemeint sein.

4. Zeile: Wir wissen nicht, woher genau der Feind die Festung und/oder Langon angreift, doch leiden wird die gesamte Region unter diesem Krieg.

 

In 1/90 ist ebenfalls von Langon in Zusammenhang mit einem Krieg die Rede. Ob diese beiden Verse deswegen aber zusammengehören?

+12/69

EIOVAS1) proche esloigner, lac Leman,
Savoyen1) [ist ihm] nah, um sich [dann von ihm] zu entfernen, [vom] Genfer See.
Fort grands apprests, retour, confusion:
[Es trifft dazu] sehr große Vorbereitungen. [Doch bei der] Rückkehr [gibt es] Verwirrung.
Loin des nepueux2), du feu3) grand Supelman4),
[Man ist] fern von den Nachkommen2), vom Feuer3) [und dem] großen "Supelman"4).
Tous de leur suyte.5)
Alle aus ihrem Gefolge...5)

1) "EIOVAS" ist rückwärts zu lesen: "SAVOIE" (vgl. LEONI).
2) Oder auch: "den Enkeln, Neffen".
3) Damit ist das Herdfeuer des eigenen Hauses gemeint, das Heim, die Familie (vgl. lat. "focus").
4) Hier ist sicher nicht von einem "Supermann" die Rede, obwohl es möglich wäre, aus dem lateinischen und mittelfranzösischen Wortschatz diese Bedeutung zu konstruieren. Ich sehe hier eine Kombination aus dem lat. "supellex" (Hausrat, Mobiliar, Ausstattung, Vorrat, Schatz) und z.B. dem lat. "mancipium" (u.a. Eigentum, Besitz). "Supelman" wäre dann vielleicht als "persönlicher Besitz" oder "das zu Hause vorhandene Eigentum" zu verstehen.
5) Diese Zeile ist verstümmelt, so daß wir wohl nie erfahren werden, was aus dem Gefolge der Savoyarden wird.

Kommentar


1. und 2. Zeile
: Savoyen, das am Genfer See liegt, bereitet mit großem Aufwand einen Feldzug vor, der in die Ferne führt. Doch bei der Rückkehr nach Hause tauchen trotzdem Probleme auf.

3. Zeile: Die ins Feld Gezogenen scheinen in der Ferne steckenzubleiben. Sie sind fern von Heim und Familie und ihrem großen Vermögen (vgl. Anmerkung 4)), das die großangelegten Kriegsvorbereitungen wohl erst möglich gemacht hat.

4. Zeile: Vgl. Anmerkung 5).

 

Mir ist nicht bekannt, ob sich so etwas schon einmal zugetragen hat.

 
+12/71

Fleuues, riuieres de mal seront obstacles,
Ströme [und] Flüsse werden für [das] Übel Hindernisse sein.
La vielle flame d’ire non appaisée:
Die alte Flamme des Zorns [ist] nicht ausgelöscht,
Courir1) en France. cecy comme d’oracles2),
[um damit] Frankreich heimsuchen1) [zu können]. [Und] dies hier wie [die] Kirchen2):
Maisons, manoirs, Palais, secte3) rasée.
Häuser, Herrensitze, [den] Hof des Königs [und die] rasierte Gruppe3).


1) Das mittelfranzösische "courir" bedeutet u.a. "plündern, verheeren; eine Invasion durchführen".
2) Das mittelfranzösische "oracle" bedeutet neben "Orakel, Weissagung" usw. auch "Gebetsraum, Betkapelle" u.a. Hier müßten einfach Kirchen gemeint sein.
3) "Secte" bezeichnet im Mittelfranzösischen eine Gruppe im weitesten Sinne.

Kommentar


1. und 2. Zeile
: Der Schlüssel zum Verständnis dürfte diese "Flamme des Zorns" sein. Ich vermute, Nostradamus meint hier den "furor teutonicus", die "deutsche Wut". Diese ist "alt", da sie noch aus der Antike stammt, wo immer wieder germanische Barbarenhorden das Römische Reich und besonders auch Gallien heimgesucht und verwüstet haben. Und wie die Geschichte gezeigt hat, hat dieser "Drang nach Westen" auch in den nachfolgenden Jahrhunderten stets angehalten. Das "Übel" sind hier die germanischen Barbaren bzw. ihre Nachfahren, die Deutschen. Für diese sind Flüsse und Ströme ein Hindernis. Entweder spielt Nostradamus damit auf die Grenzen des Römischen Reiches an (Rhein, Main, Donau), die von den Eindringlingen (symbolisch) zu überschreiten sind, oder es geht um konkrete Kämpfe, die die Deutschen an Flüssen eine Zeit lang aufhalten werden.

3. und 4. Zeile: Bei dieser Invasion ist nicht nur das Land mit seinen Gütern das Opfer sondern auch die Kirche und der Klerus ("rasierte Gruppe" = Tonsurträger = Mönche und im übertragenen Sinne auch die gesamte Geistlichkeit). Eine explizit antichristliche Invasion Frankreichs durch Deutschland hat es noch nicht gegeben, was den Vers in die Zukunft verlegt. Kleine Randbemerkung: Frankreich scheint in der Zukunft wieder einmal eine Monarchie zu werden, da der Königshof ebenfalls verwüstet wird.

 

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