September 2001  -  Kleefeld statt Madison Square

 

BZ-Sport (Freitag, 28. September 2001)

 

Bern als zweite Heimat

Die 1,91 Meter grosse Bonnie Rimkus ist die Hoffnungsträgerin von NLB-Aufsteiger Femina Bern. Doch beim Debüt konnte die Amerikanerin die 55:77-Niederlage gegen Carouge auch nicht verhindern.

Achim Dähler

Kaum eine Viertelstunde war seit der Schlusssirene vergangen, da verliess Bonnie Rimkus fluchtartig die Kleefeld-Halle in Bümpliz. Möglichst schnell wollte die Amerikanerin den Ort der Niederlage verlassen und stand nun mit feuchten und hastig gekämmten Haaren im Nieselregen. «Ich bin enttäuscht», sagt die 29-Jährige nach ihrem Debüt im Dress von Femina Bern. Obwohl sie mit 19 erzielten Punkten, davon fünf per Freiwurf, die mit Abstand beste Skorerbilanz ihres Teams aufwies, war sie mit ihrer Leistung unzufrieden. Rimkus zog zwar meist gleich mehrere Gegenspielerinnen auf sich, was Freiräume für ihre Mitspielerinnen ergab. Diese konnte Femina aber nicht nutzen. Im Gegenteil: In der Defensive war das Heimteam schlecht postiert und kassierte viele Punkte nach blitzschnell vorgetragenen Kontern der Genferinnen. Zwar vermochten die Bernerinnen das Startviertel mit 14:15 noch ausgeglichen zu gestalten, doch im zweiten Abschnitt folgte der Totaleinbruch: 26:47 stands zur Halbzeit, die Partie war damit praktisch entschieden.


Absage an WNBA
Nach der klaren 55:77-Niederlage will Femina-Trainer Nenad Trgovac aber nicht dramatisieren: «Wir haben erst Mitte August mit der Vorbereitung begonnen, und zudem ist Bonnie erst seit kurzem bei uns.» Der in Zagreb geborene Kroate lebte am Spielfeldrand lautstark mit, nur sein serbisches Pendant aus Carouge war noch impulsiver. Dazu der 31-jährige Trgovac: «Das ist halt unser südländisches Temperament. Ich musste Emotionen reinbringen, denn meine Spielerinnen haben zu herzlos gespielt.» Rimkus bezeichnet er als seine «rechte Hand», die dem Team noch viel bringen wird.
Als «Femina-Star» will die Center-Spielerin aber nicht bezeichnet werden, obwohl sie bereits in Frankreich, Deutschland und in der Nationalliga bei Freiburg, Villars, Sursee und Wetzikon gespielt hat. Bereits seit sechs Jahren wohnt sie aber schon in der Hauptstadt. «Bern ist neben Pittsburgh zu meiner zweiten Heimat geworden», erzählt Rimkus in englischer Sprache, wobei sich in ihren Sätzen immer wieder berndeutsche Wörter einschleichen. Sie fühlt sich wohl in Europa und lehnte deshalb vor einigen Jahren auch ein Angebot der Women National Basketball Association (WNBA) ab. «Finanziell wäre das Angebot aus den USA lukrativ gewesen, doch dort steht in erster Linie die Show im Vordergrund. Das wäre nicht meine Basketballwelt, deshalb mag ich auch die NBA nicht.» Statt vor 10 000 Supportern im New Yorker Madison Square Garden spielt sie nun in der Kleefeld-Halle vor knapp fünfzig Fans.

Warten in Pittsburgh
Bei Feminas Startniederlage in Villars fehlte Rimkus, weil sie in Pittsburgh festsass. «Am Tag des Terroranschlags wollte ich eigentlich in die Schweiz zurückfliegen. Doch dann war der Luftraum lange gesperrt.» Ganz in ihrer Nähe stürzte im US-Staat Pennsylvania das eine Flugzeug ab. Profispielerin Rimkus arbeitet nebenbei noch in einem Tearoom und trainiert die Kadetinnen von Femina Bern. «Wir haben das Klubbudget nach dem Aufstieg auf 100 000 Franken verdoppelt. Es ist aber nicht so, dass nun Bonnie alles verdient», so Sponsoring-Chef Werner Müller.
Die Erfahrung von Rimkus wird sich im Verlauf der Saison für den NLB-Neuling sicher noch auszahlen. «Sie gibt uns Sicherheit und nimmt etwas Druck von uns weg», sagt die 19-jährige Sandra Müller. Rimkus ist sich ihrer Rolle als Teamleaderin bewusst: «Dank dem Basketball habe ich hier eine neue Kultur kennen gelernt, nun versuche ich dem Sport etwas zurückzugeben.» 

 

Bund; 2001-09-14; Seite 48

 

Berner Teams vor Bewährungsprobe

Féminas Aufschwung

Nach einigen Jahren in den Niederungen der 1. Liga, schaffte in der vergangenen Saison auch das Fanionteam des Damenbasketballklubs Fémina Bern den Aufstieg in die NL B. Der in den 80er-Jahren zur nationalen Spitze zählende Klub hat damit eine tiefe Depression hinter sich gelassen und ist bereit, mit neuem Elan an vergangene (gute) Zeiten anzuknüpfen. Verantwortlich für den Aufschwung des Fanionteams sind in erster Linie Trainer Nenad Trgovac und Präsident Andreas Gubler. Trgovac, der das Team vorletzte Saison vor dem Fall in die 2. Liga gerettet hat, brachte mit seiner leidenschaftlichen Art viel Schwung in die Mannschaft. Gleichzeitig hat er verschiedene Spielerinnen von umliegenden Klubs dazu bewegen können, sich Fémina anzuschliessen, was die Quantität und Qualität im Kader verbesserte. Präsident Gubler hat sich zu Beginn der letzten Spielzeit von der aufkommenden Begeisterung anstecken lassen und bringt das Vereinsschiff seither mit viel Geschick und Einsatz immer besser auf Kurs. So hat er dank seinen Beziehungen die Bank EEK als neuen Hauptsponsor für die nächsten drei Jahre gewinnen können und konnte so die finanziellen Voraussetzungen – die nach wie vor ein Problem darstellen – etwas verbessern.

Die sportliche Zukunft ist schwer abzuschätzen. Die Mannschaft musste den Wegzug der Teamstützen Maria Fuentes und Meret Lauterburg hinnehmen. Im Gegenzug konnte mit der Amerikanerin Bonnie Rimkus eine routinierte Spielerin verpflichtet werden.Gelingt es der Amerikanerin, das Team in schwierigen Situationen zu führen und zusammenzuhalten und gleichzeitig ihre unbestrittenen Skorerqualitäten auszuspielen, könnte sie in vielen Begegnungen den Unterschied ausmachen. Ansonsten dürfte Fémina Bern in den Abstiegskampf verwickelt werden. Die Bernerinnen treten morgen auswärts gegen Villars an.

 

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