Andere
landwirtschaftliche Produkte
Die
städtischen Märkte von Antananarivo sind zu jeder
Jahreszeit voll von Gemüse und Früchten aller Art. Dies darf
nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Produkte oft nur
in geringem Umfang und sehr lokal angebaut werden - und in
vielen Fällen ausschliesslich für den Markt. Im 'normalen'
madagassischen Haushalt finden Gemüse und Früchte nur beschränkte
Verwendung, ausser sie wachsen unmittelbar in der Umgebung und
haben Eingang in die Nahrungsgewohnheiten der Bevölkerung
gefunden. Gemüse und Früchte machen nur etwa 10% der
Grundnahrung eines Madagassen aus.
Die
Produktion von Feldfrüchten stösst auf etliche ungelöste
Probleme: beschränkter Zugang zu Märkten infolge eines
Inseldaseins in Enklaven und Mangel an Transportmöglichkeiten;
Degradierung der Produktion mangels qualitativ hochstehendem
Saatgut; geringe oder zumindest stark fluktuierende Preise. Dann
auch die Risiken einer unergiebigen Ernte infolge von
Buschfeuern, Erosion, Diebstahl. Dazu kommt in vielen Fällen
ein Mangel an Ackerboden und Wasser.
Nebst
Reis nimmt Maniok (mangahazo) als Substitutionsnahrung eine
lebenswichtige Rolle ein und hat eine erhebliche Reservefunktion
in Notzeiten, obwohl Maniok in der Wertschätzung und auf
dem Speisezettel weit hinter dem Reis steht. (Keinem Fremden
oder Gast würde man je Maniok anbieten, dies käme einer
Beleidigung gleich. Auf der Speisekarte der Restaurants findet
sich nie ein Gericht mit der Maniokknolle - ausser im
'madagassischen Buffet' des Hotels Hilton. Doch an jeder
Strassenecke bieten kleine Essbuden (hotely) diese in grossen
Wasserkesseln gekochten weisslich-gelben Knollen an, als Imbiss
für die sozial Niederen.) Die Strafgefangenen in den Gefängnissen
erhalten als einzige Nahrung - wenn überhaupt - drei Knollen
trockenen Maniok pro Tag. Und doch ist diese Knollenfrucht für
wesentliche Teile der Bevölkerung - insbesonders im Süden
- das Grundnahrungsmittel schlechthin, auch wenn die Leute
lieber Reis auf dem Teller hätten.
Der
ursprünglich aus Amerika stammende und in verholzten Stengeln 2
bis 5 Meter hoch wachsende Maniok ist eine mehrjährige
Pflanze, die nur eine geringe Pflege braucht. Ihre mehrere Kilo
schweren länglichen Wurzelknollen weisen einen hohen Stärkegehalt
auf und liefern zehnmal mehr Stärke als etwa Mais, sind
aber eiweissarm. Die getrocknete Knolle kann über längere
Zeit aufbewahrt werden oder gar über mehrere Jahre im Boden
bleiben, ohne zu verderben. Maniok kennt keinen fixen
Pflanzkalender und ist daher ideal als Reservenahrung rund ums
Jahr.
Die
jährliche Produktion von 2,2 Mio. Tonnen Maniok (1987) ist
etwa gleich hoch wie jene des Reises, doch liegt der Ertrag
dieser anspruchslosen Pflanze mit etwas über 6 t/ha massiv
unter dem Weltdurchschnitt von 9 t/ha. Die Anbaufläche
variiert erheblich von Jahr zu Jahr, 1990 waren 370’000 ha mit
Maniok bestanden, die Pflanzungen finden sich fast generell auf
minderwertigem, für den Reisanbau nicht geeignetem Ackerland.
Früher wurde ein Teil der Ernte exportiert, heute wird er
wieder vollständig im Land selber konsumiert, zudem hat
Maniok seit 1975 wieder eine grössere Verbreitung gefunden.
Der Rückzug in die Subsistenz und der damit einhergehende erhöhte
Anbau des Maniok ist als Zeichen des bäuerlichen Notstandes
zu werten und auch als Protest gegen die Reispolitik mit ihren
niederen Preisen.
Nebst
den Knollen können auch die länglichen lappenartigen
Blätter gegessen werden, die in gekochtem Zustand eine
Ähnlichkeit mit Spinat haben. Eines der madagassischen
Nationalgerichte ist Rafitoto: gekochte und mit etwas Fleisch
und Fett gemischte Maniokblätter, die als Beilage zu Reis
gegessen werden. (Dieses Gericht hingegen findet sich häufig
in Restaurants.) Ein Teil der Maniokernte wird getrocknet und
dienst als Reserve oder wird als Tierfutter (tapioka) verwendet.
Der
im 16. Jahrhundert von den Portugiesen aus Amerika eingeführte
Mais (katsaka) hat mit einer Anbaufläche von 140’000 bis
160’000 ha
eine grosse Verbreitung gefunden - vor allem im Westen. Pro Jahr
werden rund 160’000 Tonnen geerntet, wobei der Ertrag bei 1 -
1,3 t/ha liegt. Mais ist abhängiger von Regen als Maniok
und wird daher besonders im trockenen Süden zur Risikopflanze.
21’945 Tonnen Mais gingen 1990 in den Export.
Die
1 bis 3 kg schwere und sehr stärkehaltige Knolle der Süsskartoffel
(Batate) bildet eine weitere wichtige Grundnahrung, vor allem für
die Bevölkerung im Süden. Der Hektarertrag dieser fast überall
in Madagaskar gepflanzten Knollenfrucht schwankt zwischen 8,5 -
14,5 Tonnen gegenüber dem Weltdurchschnitt von 16,8 t/ha. Die
Ernte liegt bei 450’000 Tonnen (1985) bei einer Anbaufläche
von 92’000 ha (1987). Die Blätter der Süsskartoffel
werden ebenfalls gegessen.
Vor
allem im Süden wird auch die bräunliche, aus Südostasien
stammende Taroknolle angepflanzt. Taro, Maniok und Süsskartoffeln
finden sich neben Bergreis auch auf den Brandrodungsfeldern (tavy)
der Ostküste.
Zunehmend
werden auch Kartoffeln angebaut, die von den europäischen
Siedlern eingeführt wurden. Das Hauptanbaugebiet von 41’000
Hektaren (1987) liegt im Vakinankaratra mit seinen fruchtbaren
Vulkanböden in der Region um Antsirabe. Dort widmet sich
die von norwegischen Entwicklungsgeldern unterstützte
Organisation FIFAMANOR der Verbreitung von Kartoffeln. Auch in
Fianarantsoa und um Antananarivo hat der Anbau von Kartoffeln in
den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Bei einem Ertrag von
10,5 - 11,5 t/ha wurden 1985 264’000 Tonnen geerntet.
Kartoffeln gelten in Madagaskar als Gemüse und werden in
Restaurants - wenn überhaupt - parallel zu Reis serviert.
Sorghum-Hirse
wächst während 110 bis 170 Tagen heran und wirft 1,35
bis 2,82 Tonnen pro Hektare ab. Rund 20 verschiedene
Sorghum-Arten werden angepflanzt und um 6000 Tonnen werden pro
Jahr geerntet, vor allem in den trockenen Sandgebieten des Südens.
Bohnen
haben sich ebenfalls einen Platz auf dem Esstisch der Madagassen
erobert. Der Anbau von 47’900 Hektaren (1987) brachte 39’500
Tonnen bei
einem Ertrag von 0,75 - 1 t/ha. Bohnen werden zumeist von
kleinen Familienbetrieben auf geringer Fläche für den
Eigenkonsum angebaut.
Die
KOBAMA (Koba Malagasy) in Antsirabe lancierte ab 1983 mit der 'opération
KOBAMA' den Anbau von Getreide in Gegensaison zum Reisanbau.
Auch die von Norwegen unterstützte FIFAMANOR ist in der
Propagierung von Getreide aktiv, denn der Fruchtwechsel ermöglicht
den Bauern nicht nur ein Zusatzeinkommen, sondern wirkt auch
einer Auslaugung des Bodens entgegen. 1985 wurde 500 Tonnen
geerntet, 1990 warfen 4000 ha 10’000 Tonnen ab und benötigten
den Einsatz von 15’000 Personen. Der Anbau hat zwar in
Vakinankaratra (Antsirabe) und etwas reduziert in der Region um
den Lac Itasy ein dynamisches Wachstum erfahren, doch sind die
geernteten Mengen noch immer kaum von Bedeutung und deckten 1992
nur 17% des nationalen Bedarfs.
Der
Anbau von Soja in der Region von Antsirabe hat trotz
entsprechender Aktivitäten keine signifikante Bedeutung
angenommen. Das Unternehmen TOSAKA hat die Sojaaktivitäten
des sozialistischen Unternehmens MAMISOA übernommen. MAMISOA
wurde zur Propagierung des Soja-Anbaus gegründet, mit Kapital
und Terrain ausgerüstet und erhielt eine eigene Fabrikanlage in
Antsirabe, obwohl sich diese auf eine Kapazität von
70’000 t/Jahr ausgelegte Ölfabrik nicht auf eine lokale
Produktion von Soja stützen konnte - und auch nie
funktionierte. (Die jährliche Bedarf an Öl betrug
Mitte der 1980er Jahre 40’000 Tonnen, auf dem Markt gab es
damals so gut wie kein Öl zu kaufen.) Einen etwa gleich
misslichen Erfolg kannte das Unternehmen LALASOA in Ambatolampy,
das Sojamilch herstellen wollte. Die mit belgischem Kapital 1984
gebaute Fabrik mit dem Planziel von 25 Mio Tonnen Sojamilch pro
Jahr schraubte ihre Ziele und Aktivitäten inzwischen auf
Null hinunter.
Die
aus Südostasien stammenden Bananen wachsen fast überall auf
der Insel, in jedem Hof stehen ein paar, mehrere Meter hohe
Bananenstauden: Kochbananen (Mehlbananen) und Essbananen als
Frischobst. Sie nehmen eine Gesamtfläche von fast 20’000
ha ein. Der Ertrag liegt bei 18,5 - 22 t/ha. 255’000
Tonnen
wurden 1985 geerntet, die Hälfte davon in der Provinz
Tamatave. Ein eigentliches Bananenland findet sich in der Region
um Brickaville, wo auf 1300 ha 70% der Bananen der Provinz
Tamatave wachsen. Es existiert mit um die 40 Tonnen so gut wie
kein Export dieser Frucht, der grösste Teil der Ernte dient
dem Eigenkonsum. Ein kleiner Teil wird zu Trockenbananen
verarbeitet. In Madagaskar wird nicht - wie etwa in Ostafrika -
aus Bananen Bier gebraut. Hingegen finden geräucherte oder
in der Sonne getrocknete und in Bananenblätter verpackte
Bananen (afintsa) grossen Absatz und werden überall im Land
angeboten.
Der
für Madagaskar charakteristische Baum des Reisenden (Ravenala)
wird ebenfalls den Bananengewächsen zugeordnet, er liefert
jedoch keine Bananen.
Gemüse
(Tomaten, Karotten, Kohl, Zwiebeln) wird nur wenig angebaut und
ist im Süden des Landes weitgehend unbekannt. An Gemüse wurden
landesweit 1985 rund 100’000 Tonnen geerntet, was einer
Tagesration von rund 20 Gramm pro Person entspricht. Mehrere
madagassische Gemüse (Anamamy, Anamalaho, Anandrano), dem
Spinat ähnlich, finden sich als Brède (kleine Gemüsebeilage)
in madagassischen Gerichten. Doch nicht Gemüse sondern Fleisch
mit Reis ist die ersehnte Mahlzeit eines jeden Madagassen, wie
das Sprichwort sagt: Welche Menge Gemüse (Brède) auch mit dem
Reis gekocht wird, es ersetzt das Fleisch nicht.
Einzelne
Betriebe pflanzen auf halbindustrieller Basis in jüngster Zeit
Spargeln und Cornichons an. Diese Erzeugnisse finden bei den
ausländischen Konsumenten von Antananarivo Absatz, ein Teil
wird auch zu Konserven verarbeitet.
1985
schätzte man die Produktion von Früchten aller Art auf
400’000 Tonnen, fast die Hälfte davon machen Mango aus.
Eine ganze Palette der verschiedensten Tropenfrüchte (Mango,
Orange, Mandarine, Ananas, Avocado, Papaya, Kaky, Tamarinde,
Jackfruit und viele mehr) wachsen an der Ostküste und werden,
verpackt in netzartig geflochtenen Körben (garaba), auf den
Märkten des Hochplateaus angeboten. Doch der grösste
Teil dieser Produkte wird nicht kommerzialisiert, die Früchte
bereichern das tägliche Essen dort, wo sie wachsen. Die Männer
der Ostküste sind meist mit ihrem Buschmesser (kopikopy) im
Wald unterwegs und tragen heim, was sie an Essbarem finden.
Als
Exportprodukt nach Europa haben Litschis in den letzten Jahren
entscheidend an Bedeutung gewonnen. Die Litschibäume
gedeihen auf 5700 ha an der Ostküste, wovon über die Hälfte
in der Provinz Tamatave. Logistische Probleme stehen jedoch
einer weiteren Ausbreitung dieses Exportschlagers im Weg. Die
vitaminreichen und leuchtendroten, mit kleinen Stacheln
versehenen Früchte müssen während einer sehr kurzen
Periode (15 Tage) Ende November und im Dezember geerntet werden
und schnell auf die europäischen Verbrauchermärkte
gelangen, wo das Aroma des süss-säuerlichen, weissen
Fruchtfleisches für Desserts sehr geschätzt wird.
Madagaskar exportiert pro Jahr rund 1000 Tonnen Litschis, wobei
eine stark steigende Tendenz zu verzeichnen ist. In der Saison
89/90 wurden 4300 Tonnen Litschis exportiert. In der Saison
November 1990 bis Februar 1991 wurden 3696 Tonnen Litschis
expediert, davon 3150 Tonnen per Frigocontainer auf See und 546
Tonnen per Flugzeug. In Europa sind die madagassichen Litschis
in den letzten Jahren aber der dominierend auftretenden
Konkurrenz aus Südafrika unf Israel unterlegen. Das Holz der Bäume
wird für die Möbelindustrie und zum Hausbau benutzt.
Studien
über den Mangobaum zeigen, dass in der Region von Mahajanga 39
Varietäten wachsen könnten, wobei die Sorte 'Zill' und
'Ruby' die besten Exportfrüchte abgeben würden. Exportiert
werden jedoch bislang bloss ein paar dutzend Tonnen Mango, der
grösste Teil wird im Lande konsumiert. Mangobäume
finden sich auf einer Gesamtfläche von 15150 ha. Die
Erntezeit erstreckt sich je nach Region von November (Mahajanga)
bis Februar (Hochland).
Zitrusfrüchte
werden auf rund 4000 Hektaren angebaut und in geringer Menge
exportiert.
Im
herberen Klima der Region um Antsirabe wachsen auf 1100 ha
Äpfel und Birnen, eingeführt von europäischen
Siedlern und Missionaren. Die staatlichen Stellen produzieren jährlich
zwar 200’000 Setzlinge für Fruchtbäume, vermögen
aber die Bedürfnisse an Jungpflanzen bei weitem nicht zu
decken. Es finden sich an europäischen Früchten auch
Pflaumen und Erdbeeren, Aprikosen und eine Zwetschgenart. Nur
Kirschen wachsen in Madagaskar nicht.
Rebgärten
haben zu einer florierenden Weinproduktion von um die 50’000
Hektoliter in der Gegend um Fianarantsoa und Ambalavao geführt.
Auch in der Umgebung von Antsirabe existieren um die 200
Hektaren Rebhaine, deren Trauben allerdings von minderer Qualität
sind. Die ersten Rebhaine legten katholische Missionare vor über
hundert Jahren in Fianarantsoa und Ambositra an - Jean Laborde
produzierte schon 50 Jahre vorher Wein. In den 1960er Jahren
existierten um die 250 bis 300 ha Rebhaine, in den beginnenden
1990er Jahren waren es um die 1245 ha. Der madagassische Wein
ist äusserst trinkbar, allerdings kennen die Jahrgänge
oft erhebliche Qualitätsschwankungen. 'Betsileo Villages'
wird nebst anderen Weinen vom Unternehmen MELVINO vertrieben, 'Beauvallon'
aus Vatoavo (Ambalavao) wird unter chinesischem Management
hergestellt, ebenso wie die 205 ha grosse Weingärten der 'Côte
d'Isandra'. 'Château Verger' stammt aus der traditionsreichen 'Domaine
de Manamisoa' bei Ambalavao, 'Lazan'i Betsileo' entstand als
Schweizer Entwicklungshilfeprojekt in den frühen 1970er Jahren
mit dem Ziel einer Importsubstitution und der Mobilisierung von
1000 Kleinbauern in der Genossenschaft FFMV, die inzwischen 250
ha und fünf regionale Weinkeller umfasst. Seit 1991 macht die
FFMV als selbsttragendes und lukratives Unternehmen ohne
Schweizer Beihilfe weiter. Ein ehemaliger Mitarbeiter dieses
Projekts gründete in den 1980er Jahren mit einem chinesischen
Geschäftspartner das Unternehmen Mac & Keller und mit 'Domremy'
eine eigene Marke für Wein und Spirituosen. Domremy war der
nachhaltig beste madagassische Wein, so erfolgreich, dass der
chinesische Compagnon seinen Schweizer Weinbauern aus der Firma
warf – wodurch die Marke Domreny kurz darauf vom Markt
verschwand. Die madagassischen Weinproduzenten bieten rouge,
blanc, rosé und gar gris an, dazu verschiedene Liköre bis
hin zum süsslichen 'Moromby'- Aperitif. (Ein grosses Problem
der Weinproduzenten ist das Vorhandensein von Korken und
Weinflaschen. Früher gab es in Tamatave mit der SOVEMA eine
Glasindustrie, die aber seit Jahren 'en panne' ist. So werden
jegliche Flaschen gesammelt und abgefüllt, was dazu führt,
dass man zuweilen Wein aus einer Whiskyflasche serviert erhält.)
Auf
Madagaskar findet sich auch ein Teegebiet mit 335 ha
Teeplantagen. Die in der Region um Sahambavy (östlich von
Fianarantsoa) gelegenen Teepflanzungen gehören zu einem
Drittel Kleinbauern; das britische Teeunternehmen SIDEXAM
bewirtschaftet 223,5 ha und betreibt vor Ort auch eine
Teefabrik.
Eine
Sonderstellung nehmen Zuckerrohr, Baumwolle und Tabak als
technische Nutzpflanzen ein. Sie werden zu einem grossen Teil
von kleinbäuerlichen Betrieben angepflanzt, jedoch an
grosse Unternehmen zur Weiterverarbeitung verkauft. Die grosse
inländische Produktion macht Madagaskar unabhängig von
Importen in diesen Bereichen, erlaubt sogar den Export eines
Teils des verarbeiteten Rohstoffs. Ein richtiggehendes
Zuckerdreieck findet sich in der Region von Ambilobe (4630 ha)
und auf Nosy Be (2168 ha). In diesen zur Provinz Diégo-Suarez
gehörenden Gegenden werden 51% des madagassischen Zuckers
hergestellt. In der Gegend um Namakia am Unterlauf des Mahavavy
an der Westküste finden sich ebenfalls Zuckerrohrfelder. 28%
des Zuckerrohrs wächst in der Provinz Diégo-Suarez und 26
% in Mahajanga. 11% bis 16% je auch in Fianarantsoa, Tulear und
Tamatave.
Vom
1989 geernteten Zuckerrohr von rund 3,2 Mio. Tonnen stammen 1,2
Mio Tonnen aus dem industriellen Anbau in Grossplantagen, während
der bäuerliche Anbau 1,99 Mio. t einbrachte. Der bäuerliche
Anbau nimmt total zwar eine grössere Fläche ein, wirft
aber mit 40 t/ha gegenüber 64 t/ha des industriellen Anbaus
deutlich weniger ab. Die Bauern verkaufen ihre Ernte zu einem
grossen Teil der Staatsfirma SIRAMA. Doch auch die Hektarerträge
der Industriebetriebe sinken drastisch, obwohl unter anderem künstliche
Bewässerung eingesetzt wird. Um die generell mittelmässigen
Erträge und die Qualität anzuheben, wurden 1990 mit
britischer Finanzierung 48 verschiedene Zuckerrohrsorten eingeführt,
geliefert vom MSIRI (Mauritius Sugar Industry Research
Institute) und der WISCES (West India Sugar Cane Breeding
Station). Allerdings befindet sich die staatliche
Forschungsstation CALA (Complexe agronomique du Lac Alaotra),
die sich unter anderem auch mit Zuckerrohr befasst, in
Ambatondrazaka: weit weg von den Zuckerrohrfeldern und in einem
anderen Klima.
Die
Zuckerindustrie leidet an schlechtem Management, an technischen
Pannen in der Bewässerung und an veralteten Fabrikanlagen.
So musste die SIRANALA 1990 rund 40’000 Tonnen Zuckerrohr
stehen lassen, weil eine technische Panne die Verarbeitung
verunmöglichte. Zudem sind die - oft veralteten Anlagen wie
etwa jene von Brickaville - nur zu 70 bis 80% ausgelastet.
Die
Zuckerfabrik von Ambilobe wurde 1953 erbaut, jene von Nosy Be
1923, jene von Brickaville entstand 1930. Heute verarbeiten vier
Zuckerfabriken, mit französischer Hilfe in den 1980er
Jahren rehabilitiert, Zuckerrohr auf Nosy Be, in Namakia, in
Ambilobe (wichtigste Zuckerfabrik) und in Brickaville. Zusammen
haben sie einen theoretischen Output von 115000 Tonnen pro Jahr.
Ihnen stehen 13770 ha Land zur Verfügung, wovon sie 11’000 ha
mit Zuckerrohr angebaut haben. Eine fünfte Zuckerfabrik mit
einer Kapazität von 22’000 Tonnen (18’000 t) befindet
sich in Morondava, erbaut mit chinesischer Hilfe.
Gegen
Ende der achtziger Jahre verzeichnete die Zuckerindustrie wieder
einen Aufschwung, 126’176 Tonnen Zucker wurden hergestellt,
wovon mit rund 100’000 Tonnen der grösste Teil von der
SIRAMA produziert wurde, während die in Morondava
operierende SIRANALA fast 15’000 Tonnen herstellte. Die beiden
Monopolunternehmen destillierten zudem 41’000 Hektoliter
Alkohol. Insbesonders die Fabrik auf Nosy Be stellt in
Dzamandzar 11’000 hl Alkohol her.
In
Madagaskar wurden 1990 82’351 Tonnen Zucker verbraucht, 14%
mehr als 1989, weil der Markt liberalisiert wurde und die
Verteilung besser klappte. Der Verbrauch stieg von 7 Kilo auf
9,7 Kilo (1991) pro Kopf und Jahr. (In Europa wird rund viermal
soviel Zucker konsumiert.) Die Exporte sind schwankend: 1988
wurden 18’990 Tonnen exportiert, 1989 waren es 72’127 Tonnen
und 1990 wurden 46’910 Tonnen ins Ausland verkauft. 1990
kaufte Frankreich 10’700 Tonnen, USA 10’460 Tonnen und
Mozambique 17’435 Tonnen. 1987 brachte Zucker 7,9% der
Exporterlöse. Madagaskar erhielt im Rahmen der EG-Abkommen
von Lomé eine fixe Quote von 10’000 Tonnen zugestanden, die
zu festen und höheren Preisen als auf dem Weltmarkt in die
EG exportiert werden können.
Erst
ab 1960 wurde in Madagaskar mit dem Anbau von Baumwolle
begonnen. Heute sind um die 30’000 ha mit Baumwolle bestanden.
70% wird von 20’000 kleinen Planteurs bewirtschaftet, die 50%
der Ernte liefern. Das Hauptanbaugebiet liegt im Nordwesten um
Mahajanga. Versuche in der trockenen Region um Tulear brachten
nicht die erhofften Ergebnisse. Der Ertrag liegt bei 1,8 t/ha.
Die
Weltbank hat geraten, die Fläche der Baumwollfelder zu
reduzieren.
1989
betrug die Ernte 41’432 t Kapseln (Fasern und Samen), wovon
58% (24’550 t) in der Provinz Mahajanga geerntet wurden. (1000
Tonnen Kapseln ergeben 380 Tonnen Baumwollfasern.)
Die
Verarbeitung der Baumwollkapseln geschieht in grossen Fabriken
in Mahajanga (SOTEMA: Société Textile de Mahajanga) und in
Antsirabe (COTONA). Diese Unternehmen gehören zu den grössten
Industrieunternehmen Madagaskars. Daneben existieren eine Reihe
weiterer kleinerer Fabriken wie beispielsweise die SOMACOU in
Antananarivo. Die gesamte Produktion an Baumwolle wird im Lande
verarbeitet. Ein Teil der fabrizierten Stoffe geht in den Export
und bildet inzwischen eine nicht unwesentliche Rolle als
Devisenbringer. Die Mehrzahl der mit dem Status der Zollfreiheit
versehenen Betriebe, die im Rahmen der Liberalisierung ins Land
kamen, sind im Textilbereich tätig.
Der
Tabaksektor wird von der OFMATA monopolisiert (Office malgache
de tabac), die 1970 aus dem französischen
Monopolunternehmen SEITA hervorging. OFMATA sammelte 1989 eine
Ernte von 3800 Tonnen ein. OFMATA unterhält auch sechs
Forschungsstationen in den Produktionsgebieten: Port-Bergé,
Mampikony, Anjozorobe, Antsirabe, Itasy und Miandrivazo. Die
SACIMEN, ein Unternehmen der französischen Bolloré-Gruppe,
stellte 1992 in Antsirabe 2200 Tonnen Zigaretten (MELIA, Boston
etc) her und beschäftigte 1300 Angestellte.
Kautabakfabriken
befinden sich besonders in der Region der Hauptstadt. Die
Tradition des Kauens von Tabak (paraky) findet sich vor allem
auf dem Hochland.
Madagaskar
ist mit knapp 20’000 Tonnen der fünftgrösste Produzent
von Sisalfasern hinter dem Produktionsgiganten Brasilien, hinter
Mexiko (woher Sisal ursprünglich stammt), Kenya und Tansania.
Die Hälfte der Produktion wird exportiert, pro Jahr 7300
bis 10’500 Tonnen. Das Anbaugebiet von 17300 ha (1987) bis
20’000 ha liegt am Unterlauf des Mandrare westlich von Fort-Dauphin
und gehört sechs Unternehmen, die auch Fabriken
betreiben.
Der
zu den Agavengewächsen gehörende Sisal hat lanzenförmige
Schwertblätter mit einer stahlharten Stachelspitze. Eine frühere
Plantage nördlich von Morondava wurde sich selbst überlassen
und verwilderte.
Die
harten Sisalfasern werden für Bindegarn und Schnüre, zur
Herstellung von Säcken und für Kunsthandwerk benutzt. Die
Sisalunternehmen kämpfen ums Überleben, nicht nur weil
Sisal Konkurrenz von künstlichen Fasern erhalten hat, sondern
auch infolge der periodischen Trockenzeiten. So musste die
Produktion 1992 eingestellt werden, was in der ohnehin an
Arbeitsstellen armen Region tausende von Arbeitslosen
hinterliess.
Die
Produktion der Faserpflanze Paka für die Herstellung von Säcken
ist am Abnehmen. 1992 wurden 873 Tonnen Paka geerntet und daraus
in einer Fabrik in Mahajanga 900’000 Jutesäcke
hergestellt. An der Ostküste, so auch in Vatomandry, findet
sich noch weiterhin die Produktion von Raphiafasern, die unter
anderem zu Hemden und Überhängen verarbeitet werden,
ebenso wie Decken und Stoffe (jiafotsy) daraus gewoben werden.
(Die Jahresproduktion ist schwer schätzbar, da sie meist im
artisanalen Bereich in unmittelbarer Umgebung verarbeitet wird.
Sie wurde 1986 auf 7000 Tonnen geschätzt.)
Frühere
Exportprodukte haben drastisch an Bedeutung abgenommen, so die
Kaperbsen und die Erdnüsse.
Ein
Hauptanbaugebiet für Kaperbsen (phaseolus lunatus; auf
madagassisch kabaro) war früher die Region des südlichen
Menabe zwischen Morondava und Morombe. Der Export der Kaperbsen
war früher mit 20’000 Tonnen pro Jahr von grosser Bedeutung,
insbesonders nach England, wohin um die 6000 Tonnen pro Jahr für
die Biskuitindustrie gelangten. 1990 wurden nur noch 3000 Tonnen
exportiert.
Die
Abnahme des Exports mit seinen Qualitätsansprüchen und der
Mangel an geeignetem Saatgut hat zur Ausbreitung einer minderen
Sorte mit roten Flecken (menamaso) geführt, die nur noch für
den Eigenverbrauch benutzt werden kann. Kaperbsen wurden 1987
auf 5800 Hektaren angebaut und warfen 6600 Tonnen ab.
Zwischen
Morondava und Tulear wie auch im Süden der Provinz Tulear, in
Mahajanga, im Moyen-Ouest, um den Lac Itasy und in der Region
des Lac Alaotra wurden früher in grossem Umfang Erdnüsse für
den Export angebaut, auch diese Aktivität ging seit den
1970er Jahren zurück, nicht zuletzt wegen der mangelnden
Infrastruktur. 1987 wurden auf 33’000 Hektaren total 32’000
Tonnen eingebracht. 1992 wurden lediglich 28’000 Tonnen
geerntet. Der Hektarertrag liegt bei 0,7 - 1,5 Tonnen.
Inzwischen hat sich die Provinz Antananarivo als grösster
Produzent von Erdnüssen etabliert: 1989 wurden landesweit
32’300 Tonnen gewonnen, wobei 30 % (9810 t) in der Provinz
Antananarivo. Der Mangel an Speiseöl in den frühen 1980er
Jahren bewirkte eine erneute Zunahme des Anpflanzens von Erdnüssen
und die Installation von vielen kleinen Ölmühlen.
(Madagaskar verbraucht pro Jahr um die 17’000 Tonnen Speiseöl,
was einem Verbrauch pro Kopf von rund 1,5 kg entspricht.) Der
Anbau von Sonnenblumen ist praktisch inexistent in Madagaskar.
Kakaoplantagen
hatten in Madagaskar nie eine grosse Bedeutung. Die
niedrigwachsenden Kakaobäume werden lediglich in der
klimatisch besonderen Mikroregion von Sambirano (Nordwesten)
angepflanzt, die mit 25° Durchschnittstemperatur, knapp 2000 mm
Regen pro Jahr und einer hohen Luftfeuchtigkeit ein ideales
Klima für Kakao aufweist. Fast 10’000 ha befinden sich in
Sambirano, dies entspricht 95% der gesamten Anbaufläche von
Kakao in Madagaskar. Eine Hektare wirft 400 bis 700 kg/ha
fetthaltigen Beerenfrüchte ab. Drei private Firmen liefern
dreiviertel der Ernte von um die 2600 Tonnen, daneben pflanzen
viele kleine Familienbetriebe Kakao an, der ihnen mit den zwei
Ernten pro Jahr auch zweimal ein Einkommen verschafft.
In
Ambanja gibt es eine Station d'appui für den Anbau von Kakao.
Der Anbau an der Ostküste - obwohl klimatisch möglich -
hat sich nicht durchgesetzt. Der Export von Kakao (1990: 2590
Tonnen) ist unwesentlich, 1987 brachte er 1,2% des Exportwertes.
Im Land hat sich eine Schokoladenindustrie entwickelt, die den
grössten Teil der Kakaoernte verarbeitet.
Das
Unternehmen SOMAPALM verwaltet die 1969 erstellten Palmplantage
von Tamatave-Ivondro (1160 ha) und Manakara, total 1400 ha.
Zudem betreibt sie eine - überdimensionierte - Raffinerie,
finanziert von Arabern und erstellt von Italienern. (Dieses
Unternehmen kam 1993 wegen dubioser Machenschaften im Zuge der
Privatisierung ins Gerede.) Eine weitere Palmölanlage von
1350 ha befindet sich in Antalaha, ebenso wie um die 1000 ha in
Ambila-Manakara. Die nationale Produktion von Palmöl belief
sich 1989 auf 6600 Tonnen.
Die
Produktion von Kokosnuss erreichte 1989 4400 Tonnen. Das
staatliche Unternehmen SOAVOANIO in Sambava verwaltet 3500 ha
(4761 ha) Kokosnussplantagen. In der Umgebung befinden sich 2400
ha Pflanzungen in Familienbetrieben. Zur Verbesserung der Qualität
wurden Palmen aus Malaysia und Indien eingeführt. Das
Kokosfleisch wird feuergetrocknet, woraus Kopra entsteht, in der
Region von Sambava sind dies rund 5000 Tonnen Kopra pro Jahr.
Aus Kopra wird Kokosöl gepresst: eine Tonne Kopra ergibt
520 kg Kokosöl. Aus Kopra werden auch Seife und kosmetische
Artikel hergestellt. (Die artisanale Herstellung der schwärzlichen,
mit Asche vermischten Seifenblöcke hat ab den 1980er Jahren
an Bedeutung gewonnen. 1992 wurde Seife in rund 700
Kleinbetrieben hergestellt und machte etwa 10% der industriellen
Herstellung von Seife von 12’000 bis 15’000 Tonnen pro Jahr
aus.)
Parfümpflanzen
Ylang-Ylang, Basilika, Palma Rosa werden in geringen Mengen -
jedoch industriell - angepflanzt. Ylang-Ylang wächst
insbesonders auf Nosy Be auf den reichen vulkanischen Erden und
auch in Sambirano. Der Ylang-Ylang Baum produziert ab drei
Jahren bis etwa zum zehnten Jahr und wirft 5 bis 8 kg gelbliche
Blüten ab, von denen nach dem Destillieren, das am gleichen Tag
geschehen muss, etwa 2% als Essenz zurückbleiben. Auf Nosy Be
werden pro Jahr rund 20 Tonnen Essenz destilliert, dazu kommen
etwa 5 Tonnen aus der Region von Ambanja. Die Essenz, ein ätherisches
Öl mit einem blumigen Duft, wird in der Parfümindustrie
als Bindemittel für flüchtige Düfte benutzt.
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