Quelle: AP
Publiziert am: 07. April 2004 17:24

• Papierfabrik Zwingen am Ende: 125 Entlassungen

ZWINGEN. - Neue Hiobsbotschaft aus der Baselbieter Wirtschaft: Die traditionsreiche Papierfabrik in der Laufentaler Gemeinde Zwingen ist am Ende. Heute Mittwoch gab die Geschäftsleitung die sofortige Schliessung des Werks bekannt. Dadurch verlieren 125 Mitarbeitende ihre Stelle. Begründet wird die Firmenschliessung mit den schlechten Papierpreisen, Qualitätsproblemen und Investitionen, die nicht mehr finanziert werden können. Die Firmenleitung wird nun ein Gesuch um Nachlassstundung einreichen.

Die Baselbieter Regierung und die Wirtschaftsförderungsorganisation "Promotion Laufental" nehmen die Entwicklung "mit Betroffenheit" zur Kenntnis. Auf diese Weise sei indes "eine geordnete Liquidation möglich, die Löhne können bis zum vertraglich vereinbarten Kündigungstermin ausbezahlt werden und es stehen auch Mittel für einen Sozialplan zur Abfederung von Härtefällen zur Verfügung". Das KIGA Baselland werde "in bewährter Form" allen betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seine guten Dienste anbieten und ihnen bei der Stellenvermittlung intensiv behilflich sein. Zudem beschloss die Regierung eine Begleitgruppe unter der Leitung der "Promotion Laufental" einzusetzen, die einerseits dem Unternehmen in den kommenden Wochen und Monaten beratend und unterstützend zur Seite stehen soll. Andererseits soll dieses Gremium abzuklären, ob und in welcher Form geeignete Teile des Betriebes weitergeführt oder ausgegliedert werden können. Die Begleitgruppe setzt sich folgendermassen zusammen: Hans Herter, Präsident Promotion Laufental; Adrian Schmidlin, Geschäftsführer Promotion Laufental; Urs Steiner, Gemeindepräsident Laufen, Vorstandsmitglied Promotion Laufental; Kurt Felix, Gemeindepräsident Zwingen; Reinhold Tschopp, Mitglied Konsultativkommission Wirtschaftsförderungsgesetz; Simon Schmid, Wirtschaftsdelegierter Baselland, Volkswirtschafts- und Sanitätsdirektion. Das Baselbiet sei auch bereit, die "Promotion Laufental" in ihren Bemühungen und Aktivitäten personell und finanziell nach Bedarf zu unterstützen.

Überraschend jedenfalls kann der Niedergang der Papierfabrik nicht gekommen sein. Bereits letzten November schieden Präsident Gerhard Wetzel, Vizepräsident Hans Erich Roth sowie Bernhard Ziegler aus dem Verwaltungsrat aus: Sie verliessen das sinkende Schiff. Wie dem Baselbieter Handelsregister entnommen werden kann, wurden diese drei Positionen bis zur Ankündigung der Schliessung nicht mehr erneuert. (7. April 2004)

 

 

Pressemitteilung 19.04.2004
Ziegler Papier AG nimmt Stellung zu den Ereignissen um die Papierfabrik Zwingen

Die Schwierigkeiten der Papierfabrik Zwingen sind weder branchen- noch standortbedingt. Der schweizerischen Papierindustrie geht es gut. Ziegler Papier AG hat ein sehr gutes erstes Quartal 2004 hinter sich.

Im Zusammenhang mit den finanziellen Schwierigkeiten der Papierfabrik Zwingen sind durch die Medien ein paar Unklarheiten entstanden. Dazu nimmt die Geschäftsleitung der Ziegler Papier AG in Grellingen, Baselland, wie folgt Stellung: Die beiden Papierfabriken im Laufental haben keine finanziellen Banden. Ziegler Papier AG gehört der Familie Ziegler, Zwingen Papier hatte verschiedene Besitzverhältnisse, zuletzt war sie im Besitz des Managements. Beide Firmen haben eine völlig unterschiedliche Geschichte. Ziegler Papier hat sich vor 25 Jahren spezialisiert. Mit Markenprodukten und Qualität arbeitet man heute sehr erfolgreich. Die Fabrikation ist hochmodern, und die Produktepipeline enthält ein paar erfolgversprechende neue Papiere.

Die Papierfabrik Zwingen hat sich seit Jahren im Segment der Massenpapiere etabliert. Das aus dem Konkurs der Biber Holding entstandene Unternehmen konnte nie richtig entschuldet werden. Es fehlten immer die Mittel für eine konsequente Umsetzung einer Strategie. Dem heutigen Management unter Fredy Schaer ist es zu verdanken, dass Zwingen überhaupt so lange überleben konnte.

Zwingen ist ein Einzelfall. Die Schweizer Papierindustrie ist zwar nicht von der Rezession verschont geblieben, ist aber konsolidiert und auf Erfolgskurs. Die grossen Betriebe haben sich erolgreich in Grosskonzerne integriert, die kleinen Unternehmen überleben erfolgreich in Nischen

 

Papierfabrik Zwingen wird per sofort geschlossen

Die traditionsreiche Papierfabrik im Baselbieter Zwingen hat ihren Betrieb am Mittwoch eingestellt. Rund 125 Mitarbeiter sind vom Schliessungsentscheid betroffen.

Die Betriebsleitung begründete den Entscheid mit dem Preiseinbruch auf dem Papiermarkt. Das Unternehmen soll geordnet liquidiert werden.

Die Firmenleitung begründete den Schliessungsentscheid mit den schwierigen Marktbedingungen und den massiv gesunkenen Papierpreisen, wie Andreas Jäggi, Mediensprecher der Papierfabrik Zwingen, sagte. Eine kostengerechte Produktion sei nicht mehr möglich und die grossen Anstrengungen der vergangenen Monate zur Korrektur der Einbussen seien gescheitert. «Die Mitarbeiter sind vorläufig beurlaubt, eventuelle Kündigungen werden frühestens in zwei Wochen ausgesprochen», sagte er.

Nach Ostern soll ein Gesuch um Nachlassstundung beim Bezirksgericht Liestal eingereicht werden, wie Jäggi sowie Rita Zimmerli von der Gewerkschaft Syna übereinstimmend erklärten. Zudem sei das bei Betriebsschliessungen und Massenentlassungen vorgeschriebene Konsultativerfahren mit Mitarbeitern und Sozialpartnern angelaufen. An der nächsten Betriebsversammlung am 20. April soll über eingegangene Vorschläge beraten werden. Zimmerli forderte von der Baselbieter Regierung, dass Alternativen zur Schliessung geprüft werden. Die Unternehmensleitung solle ihre soziale Verantwortung wahrzunehmen und Hand bieten zur Ausarbeitung eines angemessenen Sozialplanes.

Der Baselbieter Regierungsrat bedauerte in einer Stellungnahme den Schliessungsentscheid. Der Kanton habe in den letzten Jahren alles versucht, um der Firma entgegenzukommen. Durch den frühzeitigen Entscheid sei eine geordnete Liquidation möglich, die Löhne könnten bis auf weiteres ausbezahlt werden und es stünden auch Mittel für einen Sozialplan zur Verfügung.

Das 1913 gegründete und inzwischen auf die Herstellung von Recyclingpapier spezialisierte Unternehmen hat seit Anfangs der 1980er-Jahre eine wechselvolle Geschichte mit mehreren Übernahmen, Produktionsumstellungen und Massenentlassungen durchgemacht. 1994 konnte eine Betriebsschliessung noch abgewendet werden. 1999 übernahm die damalige Firmenleitung den Betrieb und erneuerte die Anlagen.

 

 

 

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