Quelle: AP
• Papierfabrik Zwingen am Ende: 125 Entlassungen
Pressemitteilung 19.04.2004
Die Schwierigkeiten der Papierfabrik Zwingen sind weder branchen- noch standortbedingt. Der schweizerischen Papierindustrie geht es gut. Ziegler Papier AG hat ein sehr gutes erstes Quartal 2004 hinter sich.
Im Zusammenhang mit den finanziellen Schwierigkeiten der Papierfabrik Zwingen sind durch die Medien ein paar Unklarheiten entstanden. Dazu nimmt die Geschäftsleitung der Ziegler Papier AG in Grellingen, Baselland, wie folgt Stellung: Die beiden Papierfabriken im Laufental haben keine finanziellen Banden. Ziegler Papier AG gehört der Familie Ziegler, Zwingen Papier hatte verschiedene Besitzverhältnisse, zuletzt war sie im Besitz des Managements. Beide Firmen haben eine völlig unterschiedliche Geschichte. Ziegler Papier hat sich vor 25 Jahren spezialisiert. Mit Markenprodukten und Qualität arbeitet man heute sehr erfolgreich. Die Fabrikation ist hochmodern, und die Produktepipeline enthält ein paar erfolgversprechende neue Papiere.
Die Papierfabrik Zwingen hat sich seit Jahren im Segment der Massenpapiere etabliert. Das aus dem Konkurs der Biber Holding entstandene Unternehmen konnte nie richtig entschuldet werden. Es fehlten immer die Mittel für eine konsequente Umsetzung einer Strategie. Dem heutigen Management unter Fredy Schaer ist es zu verdanken, dass Zwingen überhaupt so lange überleben konnte.
Zwingen ist ein Einzelfall. Die Schweizer Papierindustrie ist zwar nicht von der Rezession verschont geblieben, ist aber konsolidiert und auf Erfolgskurs. Die grossen Betriebe haben sich erolgreich in Grosskonzerne integriert, die kleinen Unternehmen überleben erfolgreich in Nischen
Papierfabrik Zwingen wird per sofort geschlossen
Die traditionsreiche Papierfabrik im Baselbieter Zwingen hat ihren Betrieb am Mittwoch eingestellt. Rund 125 Mitarbeiter sind vom Schliessungsentscheid betroffen.
Die Betriebsleitung begründete den Entscheid mit dem Preiseinbruch auf dem
Papiermarkt. Das Unternehmen soll geordnet liquidiert werden.
Die Firmenleitung begründete den Schliessungsentscheid mit den schwierigen
Marktbedingungen und den massiv gesunkenen Papierpreisen, wie Andreas Jäggi,
Mediensprecher der Papierfabrik Zwingen, sagte. Eine kostengerechte Produktion
sei nicht mehr möglich und die grossen Anstrengungen der vergangenen Monate zur
Korrektur der Einbussen seien gescheitert. «Die Mitarbeiter sind vorläufig
beurlaubt, eventuelle Kündigungen werden frühestens in zwei Wochen
ausgesprochen», sagte er.
Nach Ostern soll ein Gesuch um Nachlassstundung beim Bezirksgericht Liestal
eingereicht werden, wie Jäggi sowie Rita Zimmerli von der Gewerkschaft Syna
übereinstimmend erklärten. Zudem sei das bei Betriebsschliessungen und
Massenentlassungen vorgeschriebene Konsultativerfahren mit Mitarbeitern und
Sozialpartnern angelaufen. An der nächsten Betriebsversammlung am 20. April soll
über eingegangene Vorschläge beraten werden. Zimmerli forderte von der
Baselbieter Regierung, dass Alternativen zur Schliessung geprüft werden. Die
Unternehmensleitung solle ihre soziale Verantwortung wahrzunehmen und Hand
bieten zur Ausarbeitung eines angemessenen Sozialplanes.
Der Baselbieter Regierungsrat bedauerte in einer Stellungnahme den
Schliessungsentscheid. Der Kanton habe in den letzten Jahren alles versucht, um
der Firma entgegenzukommen. Durch den frühzeitigen Entscheid sei eine geordnete
Liquidation möglich, die Löhne könnten bis auf weiteres ausbezahlt werden und es
stünden auch Mittel für einen Sozialplan zur Verfügung.
Das 1913 gegründete und inzwischen auf die Herstellung von Recyclingpapier
spezialisierte Unternehmen hat seit Anfangs der 1980er-Jahre eine wechselvolle
Geschichte mit mehreren Übernahmen, Produktionsumstellungen und
Massenentlassungen durchgemacht. 1994 konnte eine Betriebsschliessung noch
abgewendet werden. 1999 übernahm die damalige Firmenleitung den Betrieb und
erneuerte die Anlagen.
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