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Liebe Leserin, lieber Leser

Am vergangenen Wochenende haben wir einmal mehr einen Ausflug unternommen. Diesmal perfekt organisiert von unserem Clubmitglied Léon Mauron. Am Freitag, 16.10.09 machen wir uns mit dem Chartercar von Eri auf den Weg um zur Mittagszeit auf dem Col du Pillon eine feine Gemüsesuppe und ein Dessert einzunehmen. Kochclub auf Reisen, das verpflichtet und das nehmen wir ernst. Wo immer möglich wird gut gegessen und getrunken.

     

Etwas später nach einer szenisch sehr ansprechenden Fahrt erreichen wir unser erstes Reiseziel. Yvorne liegt auf 454 m ü. M., 1.5 km nordnordwestlich des Bezirkshauptortes Aigle (Luftlinie). Das Dorf erstreckt sich leicht erhöht in den Weinbergen am östlichen Rand des Rhônetals, am Bach Torrent d'Yvorne, am Westfuss der Höhen der Tour d'Aï.       

Bei Jean-Pierre Perréaz degustieren wir seine delikaten Weissweine, namentlich den "Sous l'Eglise" dem wir auch ehrlich zusprechen. Begleitet von einem örtlichen Musiker geniessen wir einen währschaften Imbiss, singen dazwischen zur musikalischen Be-gleitung und lassen uns das Glas fleissig nachfüllen. Die charmante Ehefrau von Jean-Pierre erweist sich als perfekte Gastgeberin und betreut unsere Gesellschaft auf's Beste.  

   

Als wir den angenehmen Ort verlassen, scheint unser Car hinten deutlich in den Federn zu hängen, Léon und Kollegen nehmen doch einige Kisten Wein mit auf den Weg.

Zielsicher geht es über die Autobahn nach Sion. Hansueli freut sich, dass wir etwas länger unterwegs sind und nicht schon bei der ersten Ausfahrt die sichere Spur verlassen und Uvrier anpeilen. Schliesslich gelangen wir zu unserem Hotel "des Vignes" wo wir rasch unsere Zimmer beziehen um uns für den Abend frisch zu machen.

Allerdings bleibt uns sehr wenig Zeit da ein Telefonalarm uns darüber informiert, dass unser Hotel plötzlich vom Wasser abgeschnitten sei. Für's Erste erscheint uns diese Nachricht nicht bedrohlich, es gibt hier in der Gegend ja genügend Wein. Dann erweist sich die Realität aber doch bedrohlich da tatsächlich eine Hauptwasserleitung im Haus geborsten ist und die erwünschte Suite unter Wasser gesetzt hat.

Nach einem intensiven Wortwechsel entscheidet unser Reiseleiter, dass wir ein anderes Hotel aufsuchen. 

 

Im Europa in Sion sind wir schnell gut untergebracht und bald auch schon auf dem Weg zum "La Cave de Touts-Vents".

Ein Abstieg in diese heiligen Höhlen belohnt uns mit einem speziellen "Fondue Bacchus" das allen sehr gut schmeckt. Die Besonderheit des Lokals liegt wirklich in den,  aus Bruch- und Bollensteinen gemauerten Gewölbekellern die von Léon als der schönste Keller in Sion bezeichnet werden. Wir trinken auch guten Wein dazu und haben nur ganz kleine Unsicherheiten in der Wahl desselben. 

   

Nach einem Streifzug durch einen Teil der Altstadt gelangen wir zum Bahnhof Sion von wo uns das Taxi in unser Hotel zurück bringt. Dort beschliesst der harte Kern den Abend bei einem Schlummerbecher.

Samstag, 17. 10. 09. Wir machen uns zu Fuss auf den Weg auf eine spezielle Wanderung. Im Kanton Wallis findet man zum Teil kilometerlange Bewässerungskanäle, vornehmlich auf den trockenen Südhängen. Sie führen das hier für die Landwirtschaft dringend benötigte Wasser durch Gräben und Leitungen auf die Weiden, in die Weinberge und überall dorthin, wo es gebraucht wird. Wanderwege folgen diesen Kanälen von denen einer uns zum Guérite Brûlefer, einem urtümlichen Beizli mitten in den Rebbergen geleitet. Zwar geht ein steifer Wind der die schon kühle Temperatur noch intensiver fühlbar werden lässt. Doch die spezielle Umgebung mit den zum Teil zyklopischen Trockenmauern entschädigt für diesen Unbill. Stellenweise passieren wir lotrechte Abgründe die durch keine Geländer gesichert sind. Trittsicherheit ist hier gefragt, doch ganz klar auch vorhanden, winkt doch als leuchtendes Ziel das Entrecôte auf dem Schieferstein. 

     

Unter dem gastfreundlichen alten Schiefersteindach lassen wir es uns sehr gut gehen. Das erwähnte Entrecôte ist perfekt gewürzt und wird auf dem glühendheissen Stein mit Bratkartoffeln serviert. Ich schneide mir mundgerechte Tranchen ab und drehe sie links und rechts. So finde ich rasch den für mich idealen Garpunkt. Es schmeckt himmlisch! Begleitet wird das Mahl von weissem und rotem Wein aus der Domaine Brûlefer und rundet so den Genuss vollständig ab.

     

Schliesslich müssen wir die gastliche Stätte verlassen und kehren auf Wanderwegen zurück ins Hotel um uns auszuruhen und zu retablieren.

Der Abend ist einem Besuch in die Cave Emery in St. Léonard gewidmet. Eri führt uns mit seinem Car über verschlungene Wege in ein verstecktes Seitental wo, buchstäblich genommen die Höhlen gelegen sind. Alte Gemäuer, steingedeckt, aus Bollen- und Feldsteinen gemauert nehmen uns auf. Eingebunden ist eine raffinierte Technik die uns Türen öffnet und Durchgänge frei macht. Liebevoll sind unzählige Artefakte des weinbäurischen Lebens  gesammelt und präsentiert. Wir beginnen an einem alten mächtigen Tisch, sozusagen in der "Vorhöhle" und degustieren den "La Coquine" , eine Assemblage aus Chasselas, Pinot Blanc und Petite Arvine. La Coquine, das ist das Lausmädchen, sie schmeckt mir, ich will mich aber nicht mit Fachbegriffen auf die Äste hinaus lassen. Ein harter, trockener Käse verschafft einen Kontrapunkt zum lieblichen Aroma des Weins.  

    

Nach jedem Glas werden wir weiter durch Verbindungsgänge die ins Erdreich hinein gegraben wurden zu neuen Kellern und Lokalen geführt. Monsieur Emery begleitet uns mit Informationen und kleinen Geschichten zu seinen Betrieben und zur Familien-Historie. Später geniessen wir ein reichhaltiges Essen mit verschiedenem Trockenfleisch Raclette à discretion. 

   

Als Sahnehäubchen kredenzt der Gastgeber einen feinen Aprikosenschnaps mit dem Jahrgang 1971, so steht es wenigstens auf dem Etikett. Dem weichen und lieblichen Geschmack nach könnte das stimmen. Durch eine weitere technische Überraschung, sprich Türe, gelangen wir schliesslich wieder an die kühle Nachtluft und nehmen herzlich Abschied von unserem originellen Gastwirt.

  Sonntag, 18. 10. 09. Das Wetter hat sich in den vergangenen zwei Tagen von seiner besseren Seite gezeigt. Nachdem wir aus der Deutschschweiz von Sudelwetter und Schnee bis 1000 m ü. M. hören geniessen wir doch immer wieder Sonnenstrahlen. Heute zeigt sich uns der Wettergott speziell gewogen. 

  

Mit der Luftseilbahn gelangen wir von Riddes hinauf ins Dorf Isérables, das auf rund 1100 müM liegt. Aufgrund der topografischen Lage in einem Steilhang lebten die Einwohner lange Zeit isoliert und de facto unabhängig. Dies änderte sich erst durch den Bau der Seilbahn von Riddes aus (1942) und einer Strasse Mitte der 1970er. Ausgedehnte Ackerterrassen (Getreide, Kartoffeln) mit Vorratsgebäuden (sog. raccards, Stadel) umgeben das Dorf. Bis ins 19. Jh. war I. die "Kornkammer Martignys". Bald stehen wir im hellen Sonnenschein und geniessen die Aussicht ins Rohnetal das ca. 600 m unter uns liegt. Die freundliche Kustodin des Dorfmuseums führt uns danach durch ihre Domäne und weiss erschöpfend Bescheid über die Geschichte von Isérables. Es ist ein lohnender Abstecher in vergangene Zeiten und gibt ein eindrückliches Bild über das harte Leben unserer Vorfahren. Im Dorfrestaurant nehmen wir darauf einen kleinen Apéro zu uns bevor es zu Tal geht.

Zum Mittagessen treffen wir in Gruyère ein und setzen uns  im Restaurant "des Ramparts" alsbald zu Tisch. Léon hat eine typische Greyerzer Mahlzeit bestellt die uns allen sehr gut schmeckt. Abgerundet wird sie von einer Merengue mit flüssigem Doppel-rahm, eine absolute Leckerei. Später führt ein kurzer Spaziergang über den Hauptplatz. Als Highlite zeigt uns Léon das Restaurant von Jean-Louis Jordan mit eingebauter Käserei. Mitten im Lokal steht ein riesiger Kessel in dem die Milch erwärmt und schliesslich zu Käse wird.  

   

Nun geht auch diese schöne und erlebnisreiche Reise zu Ende und wir danken Léon auf diese Weise für seine exzellente Organisation.