Rundfunkschreiben
Januar 2000 |
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10 Digitale terrestrische
TV Programme auf einem 8-MHz Kanal |
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In einem weltweit erstmaligen
Pilotversuch im Kanton Wallis wurde der Beweis erbracht, dass die
terrestrische Übertragung von 10 digitalen Programmen auf einem einzigen
analogen UHF-Kanal möglich ist. Mamie Rundfunktechnik bestätigte die
Resultate des in Italien durchgeführten Laborversuchs vom Herbst 1998
unter schwierigsten Praxisbedingungen.
Einleitung
Der Übergang von der analogen zur digitalen Welt hat sich in den letzten
Jahren erheblich beschleunigt. Bereits heute arbeitet ein grosser Teil der
Telekommunikationstechnik auf diese Weise, wie zum Beispiel das ISDN oder
der Mobilfunk. Die Vorteile beim Einsatz digitaler Verfahren hinsichtlich
grösserer Frequenzökonomie, optimierbarer Übertragungsqualität und
multimedialer Anwendung sollen nun auch beim Hörfunk und Fernsehen
genutzt werden.
Die Vorgeschichte
Mamie Rundfunktechnik wurde im Frühling 98 vom Zweckverband für die
Ausstrahlung von Rundfunkprogrammen im Oberwallis (ZVO) beauftragt, die
Möglichkeit eines digitalen Ausbaus des vorhandenen analogen 4-Kanal
Netzes zu überprüfen [vgl. Abbildung]. Signalqualität und
Wirtschaftlichkeit sollten dabei eine zentrale Rolle spielen.
Wie im letzten Rundfunkschreiben berichtet, hat Mamie Rundfunktechnik im
September 1998 in Orvieto zusammen mit der Firma Itelco ein neuartiges
digitales Komprimierverfahren der Firma Imedia aus San Francisco unter
Laborbedingungen überprüft [Rund-funkschreiben 1/99]. Mit diesem Versuch
wurde das Verhalten des CherryPickers [vgl. Text-Kasten] zusammen mit den
digitalen Sendern für die terrestrische Übertragung von digitalen
TV-Programmen getestet. Die Resultate zeigten, dass erst bei einer
Bündelungsrate von 14:1 (vierzehn digitale Programme pro analogen
UHF-Kanal) eine merkbare Qualitätsverschlechterung festzustellen ist. Das
gute Ergebnis ermutigte Mamie und die ZVO dazu, in einem Feldversuch im
Wallis diese Komprimierungsraten zu bestätigen.
Das Wallis als sendetechnische
Herausforderung
Das obere Rhonetal mit seinen vielen Seitentälern und unzähligen
Bergkuppen, im Osten des Kanton Wallis, besitzt ein privat betriebenes
terrestrisches Sendenetz mit 4 Kanälen. Diese vier Programme werden heute
mit je 21 Umsetzern verbreitet, was ein Meisterstück der Frequenzplanung
voraussetzt. Das Wallis stellt aufgrund der vielen Reflexionen an Bergen,
verwinkelten Tälern und Flanken höchste Ansprüche an die terrestrische
Übertragung von Hochfrequenzsignalen und ist damit für Praxisversuche
unter schwierigsten Bedingungen bestens geeignet.
Der gescheiterte Feldversuch....
Ein erster Feldversuch im Oberwallis auf einem der vier Kanäle des ZVO
wurde im Oktober 98 durchgeführt. Dabei wurden auch serienmässig
hergestellte Empfänger, die sogenannten Set-top Boxen verwendet. Zu
dieser Zeit existierte nur ein Hersteller, der solche Geräte
serienmässig herstellte. Diese Decoder aber konnten die Datenmenge nicht
verarbeiten und der Versuch scheiterte. Trotz dieser Tatsache lieferte der
Versuch eine wichtige Erkenntnis: Mit Hilfe von DVB-Analyser wurde
messtechnisch nachgewiesen, dass die Versuchsanordnung bis zum
Senderausgang funktionierte.
... und der Erfolg!
Im Spätfrühling brachte die Firma Philips eine neue Set-top Box
Generation auf den Markt. Mamie Rundfunktechnik startete einen zweiten
Feldversuch, ebenfalls im Oberwallis, mit diesen Philips Geräten, welche
die empfangenen Daten fehlerfrei verarbeiteten. Mit wenigen Unterbrüchen
dauerte der Versuch den ganzen Monat Juni, so dass eine Fülle an
Messungen und Erfahrungen gemacht werden konnten.
Die Resultate: 10 Programme mit
nur 25% Sendeleistung
Der Versuch hat gezeigt, dass mit Hilfe dieser neuen Technik auch unter
schwierigsten topographischen Bedingungen eine terrestrische Übermittlung
von 10 digitalen Programmen über einen einzigen 8 MHz Kanal störungsfrei
übermittelt werden können, und dies mit einer Ausgangsleistung von nur
25% (-6dB) gegenüber der analogen Methode!
Die Messwerte der analogen Umsetzer machten jedoch deutlich, dass diese
Anlagen für die Übermittlung von DVB Signalen ungeeignet sind und, im
Gegensatz zur ursprünglichen Annahme, ebenfalls ersetzt werden müssen.
Weiter wurde klar, dass durch die Komplexität und die Vielzahl der
Komponenten (Satellitenempfangsanlage, Transportstream, CherryPicker,
DVB-T Sender, DVB-T Umsetzer, Filternetzwerke, Antennen, Set-top Boxen)
ein fundiertes Fachwissen für die Planung und Umsetzung solcher Systeme
eine wichtige Voraussetzung ist.
DVB-T und die Zukunft
Mamie Rundfunktechnik hat bewiesen, dass DVB-T mit zusätzlicher
Datenkompression auch in der Praxis möglich ist. Im Weiteren gilt es nun
diese Technik zu verbessern und in der Praxis für den Endbenutzer
zugänglich zu machen. Ebenfalls muss abgeklärt werden, wie und in
welchem Umfang weitere Dienste wie zum Beispiel Internet in ein solches
System eingebaut werden können.
Willy Fux zum über den erfolgreichen DVB-T Versuch im
Wallis |
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Vor 18 Jahren hat der Zweckverband für die
Ausstrahlung von Rundfunkprogrammen im Oberwallis (ZVO) ein
flächendeckendes Vermittlungsnetz für die drahtlose Verbreitung von vier
ausländischen Fernsehprogrammen realisiert. Dank diesem System (Dravap)
konnten in 86 Gemeinden des Oberwallis die Programme ARD, ZDF, ORF1 und
RTL zu einmalig günstigen Bedingungen empfangen werden. Dass das
Dravap-System (unser bisheriges terrestrisches TV-Sendenetz), welches uns
18 Jahre gute Dienste geleistet hat, nun ausläuft, wissen wir seit
einiger Zeit.
Obwohl das prioritäre Ziel des
Zweckverbandes die weitere Verkabelung des Oberwallis ist, wird es
Gemeinden und Quartiere geben, wo die Verkabelung aus Kostengründen oder
mangels Interesse der Bevölkerung für eine moderne künftige
Kommunikationsentwicklung nicht möglich ist. Dafür hat der ZVO eine
technische Ersatzlösung gesucht und sie auch gefunden. Unser technischer
Berater Joseph Volken, hatte sich international umgesehen und ist auf eine
Lösung gestossen. Mit Hilfe dieser neuen Technologie, welche die
Digitalisierung der Fernsehprogramme voraussetzt, sollte der Ersatz des
Dravap-Systems zu tragbaren Investitions- und Betriebskosten verwirklicht
werden können. Der ZVO hat die Firma Mamie Rundfunktechnik in Laufen
beauftragt, die Möglichkeit eines digitalisierten Netzes im Oberwallis im
Labor zu testen, und die Ergebnisse waren positiv, so dass bald einmal
Feldversuche notwendig wurden. Wir sind heute in der Lage, den in den
letzten Wochen vorgenommenen Feldversuch, am konkreten Beispiel zu
demonstrieren. Wie komplex das technische System ist, zeigt die
Beteiligung mehrerer Firmen an diesem Pilotprojekt. Nebst der Firma Mamie
Rundfunktechnik waren Firmen aus Italien, San Francisco USA und
Deutschland vertreten.
Mit dieser neuen und modernsten Technik ist
es möglich, auf dem Kanal, welchen wir normalerweise für die Verbreitung
des ARD Programmes benötigen, zehn bis zwölf Programme auszustrahlen und
dies in einer ausgezeichneten Qualität. Das System gibt dem Oberwallis
die Möglichkeit, über die vier Dravap-Ketten bis zu 48 Fernsehprogramme
zu verbreiten.
Selbstverständlich ist mit der im Massstab
1:1 gemachten Demonstration die Arbeit für diese neue technische Lösung
nicht abgeschlossen. In der nächsten Phase geht es nun darum, das
technische Konzept für das Oberwallis zu verfeinern. Dazu gehört auch
die Verbreitung des lokalen Info-Kanals und die Abklärung der weiteren
Möglichkeiten für interaktive Dienste (Internet, usw.), die Berechnung
der Investitionskosten sowie die Erstellung eines Betriebsplanbudgets und
die Vorbereitung der Aquisitionsarbeiten, damit dann die Realisierung
umgehend an die Hand genommen werden kann. Sowohl für die Verkabelung von
weiteren Gemeinden wie auch für diese neue technische Lösung braucht es
inskünftig die volle Unterstützung der Oberwalliser Gemeinden. Der vor
18 Jahren initiierte Solidaritätsgedanke sollte auch bei der
Verwirklichung der neuen technischen Lösungen wieder zum Tragen kommen.
Schlussendlich geht es darum, im Oberwallis eine moderne
Kommunikationsinfrastruktur zu verwirklichen, deren Kosten im tragbaren
Rahmen liegen.
*Willy Fux ist Präsident des Zweckverbands für die
Ausstrahlung von Rundfunkprogrammen im Oberwallis (ZVO)
Pressestimmen
zum Versuch im Oberwallis |
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Weltneuheit im Oberwallis:
Feldversuch des digitalen Video-Broadcast Terrestrial
Gestern
wurden in Mörel die Resultate eines Pilotversuchs mit der drahtlosen
Übertragung von digitalisierten Fern-sehprogrammen präsentiert: Mit
Hilfe eines neuartigen Komprimierungsver-fahrens ist es möglich, die
Übertra-gungskapazität von TV Sendernetzen digital zu vergössern.
Walliser Bote
Samstag 3. Juli 1999
Über 100 Fernsehsender
ohne Kabelsalat
"Was
diesbezüglich auf uns zukommt, ist etwa mit der Einführung des UKW
Radios vor 40 Jahren vergleichbar", so Mamie; auch damals habe man
neu ausgestattete Geräte kaufen müssen, wollte man in den Genuss von
qualitativ gutem Radio kommen. Mit dem Wechsel von analogen zu digitalen
Übertragungstechniken 'durch die Lüfte' wird zudem das Kabelfernsehen in
langfristiger Hinsicht obsolet, wobei es zunehmend auch für
telekommunikative Zwecke genutzt wird.
[...] Dass ausgerechnet die
Laufner Rundfunktechniker mit der Durchfüh-rung des Pilotversuches
betraut wur-den, liegt nicht zuletzt in den Meriten der Vergangenheit
begründet: Ge-meinsam mit der in Mörel ebenfalls beteiligten
italienischen Partnerfirma hat Mamie Rundfunktechnik bei über 80% der
nach 1982 gegründeten Schweizer Lokalradiostationen die Senderanlagen
installiert oder verkauft. bz
Samstag 3. Juli 1999
12 programmes en un
Douze programmes de
télévision, un seul émetteur. Merci la digitalisation!
Donc toutes les communes
n'ont pas le même intérêt au cablâge, surtout celles des valées.
Aussi, l'union et son president Willy Fux ont-ils imaginé une autre
solution. La transmission sans câble et la 'compression' de pro-grammes,
grâce à leur transformation digitale.
Le Nouvelliste Mardi 6
juillet 1999
Interview mit Joseph Volken Technischer Berater des ZVO |
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MRT:
Herr Volken, warum haben Sie sich
bei diesem Versuch für die Variante DVB-T mit zusätzlicher Komprimierung
entschieden?
Volken:
Unsere bisherige Sendeanlage ist nun schon 18 Jahre alt und muss ersetzt
werden. Als wir diese Anlage aufgestellt haben, waren die Situation und
die Bedürfnisse der Signalbezüger völlig anders als heute. Zum Beispiel
gab es das Satellitenfernsehen, das heute unser grösster Konkurrent ist,
noch gar nicht für den Hausgebrauch.
Vor ungefähr zwei Jahren
begannen wir mit der Suche nach einer Alternative zu unserem heutigen
Vier-Kanal Sendernetz. Das einzige Produkt, das unseren technischen
Vorstellungen entsprach, war Kabelfernsehen mit MediaSpot. Aufgrund des
hohen Prei-ses, der ungenügenden Akzeptanz des Kabels in der Bevölkerung
und der zerstreuten Lage der Bergdörfer kam diese Lösung für uns aber
nicht in Frage. DVB-T allein hat zwar den Vorteil, dass wir unsere
vorhandene Infrastruktur zum grössten Teil übernehmen können, die
Datenreduktion erlaubt aber mit unserer Anlage nur eine Vergrösserung des
Fernsehangebots auf maximal 24 Programme - zuwenig um gegenüber dem
Satelliten attraktiver zu sein. Am internationalen TV-Symposium in
Montreux 1997 habe ich dann den CherryPicker entdeckt, welcher die
digitalen Bilddaten nochmals um fast einen Faktor zwei reduzieren kann.
MRT: Und
das genügt, um gegenüber der Satellitentechnik konkurrenzfähig zu
bleiben?
Volken:
Von der Anzahl Sender können wir es so sicherlich mit der Schüssel
aufnehmen. Zudem können wir regionale Angebote wie zum Beispiel
Lokalfernsehen oder den Infokanal des Wallis verbreiten, was beim
Satelliten nicht möglich ist.
MRT: Wie
werten sie die Ergebnisse dieses DVB-Versuchs?
Volken:
Die Durchführung des Projekts ist Pionierarbeit. Es ist meines Wissens
weltweit der erste Feldversuch, der zehn digital verschlüsselte
herkömmliche TV-Programme per Luft über einen einzigen Frequenzkanal
übermittelt. Dass dieses Vorhaben realisierbar ist, hat die Demonstration
im Wallis eindeutig bewiesen. Das ist sicherlich ein Erfolg.
Auf der anderen Seite hat
uns die bis-herige Erfahrung aber auch gezeigt, dass noch nicht alle
Probleme gelöst sind. So haben die Set-Top Boxen noch an einigen
Kinderkrankheiten zu leiden. Ebenfalls haben wir festgestellt, dass wir
entgegen unserer ursprünglichen Annahme die vorhandenen analogen Umsetzer
aufgrund der ungenügenden Amplitudenlinearität der Trägerfrequenz
ebenfalls ersetzen müssen.
MRT: Wie
beurteilen Sie das Kosten/Nutzen Verhältnis?
Volken:
Die Kosten pro Programm werden im Vergleich zu heute für den Endbenützer
sicherlich deutlich sinken. Der Versuch hat jedoch gezeigt, dass aufgrund
der genannten Probleme die Kosten höher werden als ursprünglich
angenommen. Diese Variante ist aber im Vergleich zum Ausbau mit anderen
Techniken immer noch die günstigste.
MRT: Was
wird sich für den Endbenut-zer mit der Einführung der neuen Technologie
ändern?
Volken:
Eigentlich nicht viel. Er kann die gleiche Hausinstallation wie früher
benützen. Das einzige, was der Abonnent zusätzlich braucht, ist die
Set-Top Box. Dafür bekommt er eine grössere Vielfalt an Fernseh- und
Radiopro-grammen sowie zusätzliche Informati-onsquellen wie Teletext oder
Lokalin-formationen. Wer aber einen eindeu-tigen Nachteil haben wird, das
sind die ‘Schwarzseher’: Mit der neuen Methode wird es nicht mehr
möglich sein Fernsehen zu schauen, ohne zu bezahlen.
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