Die In.Cyderin Tharina hat in Cy.Press unter der Rubrik "sichtar sein" mutiges Projekt lanciert. Sie hat In Cyberhelvetia In.Cyder gesucht und auch gefunden, die ihr Beiträge zu ihren Themenvorgaben in elektronischer Form und für alle sichtbar "abgeliefert" haben. Die Teile sind gegen Ende von Cyberhelvetia, (Mitte Juli bis Ende Oktober 2002) im Ein- bis Zweiwochenrhythmus zusammengekommen. Tharina hat die Beiträge dann verwoben zu einem möglichst einheitlichen Ganzen.

Hier ist der vollständige Text, der dabei zustande kam. Die Cy.Story ist etwas ganz Besonderes, eine literarische Rarität gewissermassen...

... weil ein ganzes Team, das sich zum grössten Teil nicht persönlich kennt, daran mitwirkte ...
... weil somit teilweise völlig unterschiedliche Entwicklungen und Ansichten, die von der Initiantin nicht vorhersehbar waren, in eine einheitliche Form zu bringen waren ...
... weil dieses Experiment literarischen Pioniercharakter hat ...
... weil der Schlussteil in der abgelieferten Form stehengelassen wurde, und er sich folglich auffächert in verschiedene recht unterschiedliche "Ends"  -  Happyends ....?

Oder ist es etwa sonst nicht üblich, dass der Leser einer Story durch den Autoren zu einem ganz bestimmten Abschluss geführt wird? Das war auch im EXPO02-Film-Event swisslove auf der Arteplage Yverdon der Fall gewesen, wo die Story und die Zuschauer sich auffächerten, jedoch zuletzt alle sich am gleichen Ort wiederfanden...

Wobei wir wieder bei der EXPO02 wären  -  das ganze Cyberhelvetia war ja schliesslich auch eines ihrer Projekte und meiner Meinung nach eines der spannenderen von vielen spannenden...

Hier noch die Cy.e-mail-Adressen der Autoren, wobei kein Anspruch auf Vollständigkeit besteht:

cy.storyautoren

Und so wie die EXPO02 in unseren Erinnerungen weiterbesteht - bei jedem Besucher auf seine Art - lebt the story, die ich laufend aus Cy.Press kopiert habe, bei mir weiter, wohl kaum in einer endgültigen Form - für mich bloss ein persönliches Erinnerungsstück - und was ist sie für den Besucher dieses bescheidenen Museums?


chsibi

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The Cy.Story, ein literarisches Wagnis

Ein Projekt der In.Cyderin Tharina


are you lonesome tonight

the story erster teil

die party ist gelaufen. längst haben sich die paare verzogen. zuerst die, die schon länger zusammen sind, gefolgt von den frischverliebten. so ist das. immer dasselbe spiel. zurück bleiben wir sechs.
are you lonesome tonight..... olditime?
einsamsein, ich gebe es ruhig zu, gelingt durchaus auch verheirateten und langjährigen paaren. dann wenn die beziehung nicht mehr ist, was sie mal war. sich alleine fühlen in der zweisamkeit.
wir haben uns rechtzeitig dazu entschlossen, unsere lebenswege zu entflechten, die pfade wieder alleine zu gehen. und da war es, das gefühl: einsam und allein.
.... do you miss me thonight?....
mit der zeit stellte ich fest, dass alleinsein nicht das gleiche ist wie einsamsein!

nach dem ganzen trubel der heutigen nacht, gönnen wir uns ein kühles guiness.
are you sorry we drifted apart?.... dies ist längst kein thema mehr! warum wird alleinsein so negativ bewertet? zeit haben zur konfrontation mit sich selber. diesen oft schmerzhaften erfahrungen nicht aus dem wege gehen... und dann all das andere, das aus rücksicht zum partner nicht stattfinden kann.

''hei freunde sagt mal, wie erlebt ihr alleinsein?''
jack:''alleinsein als lebensziel?''
spontan sprudelts aus sina heraus:''ganz alleine auf einer einsamen insel leben - den tisch gedeckt mit den herrlichsten früchten der erde und des meeres... ein schöner traum? niemand, der mich um diesen oder jenen dienst bittet, der mich mit seiner lauten stimme nervt. kein hetzen von einem termin zum andern, keine administrativeen arbeiten, die ich so hasse. nur das rauschen der wellen, der blick hinaus in die weite des meeres, zum fernen horizont, der sich morgens und abends in die wunderbarsten farben kleidet....''
jack:''ersparnisse dahin''
.... do the chairs in your parlor empty and bare? do you gaze at your doorstep and picture me there?
''für mich kann ''alleinsein'' mindestens so schlimm sein wie ein horrorfilm. Ich brauche menschen um mich, mit denen ich ins gespräch komme. im notfall spreche ich auch am bahnhof jemand wildfremder an, um dem erdrückenden gefühl des alleinseins zu entrinnen.'' meint Pitt
''hm, ich kenne auch das gegenteil: die vollgestopfte bar in der du dich einsam fühlst wie nirgend sonst'' sinnt ralf vor sich hin.
jack:''übrigens, ein lustiger barkeeper hatte ein feines rezept gegen alleinsein. das sprüchlein dazu lautete:
warum darüber streiten?
allein-sein ist feucht.
allein-sein ist trocken.
allein-sein ist knusprig.
allein-sein ist schleimig.
wie tofu, wie zwieback wie chips wie pilze.
wenn das menu stimmt
dann ist der abend gerettet.
einmal ist keinmal
allein-sein ist daheim-sein.

dazu servierte er in den frühen morgenstunden leckere toasts, an die einsamen bargänger!''

''da gibt es aber auch unzählige befriedigende und beglückende momente, des alleinseins: allein an der felsigen, schroffen küste. salzige seeluft, kühlen wind in dn haaren. unendlicher himmel über mir. schreiende möven. einfach sein.''
jack:"...eben:die leichtigkeit des seins."
Ralf fährt fort:"alleinsein auf dem gipfel der berge, dem dach der welt. erhabenheit und ruhe, das glück der zufriedenheit. umgeben von kristallklarer luft und sicht. kreischende dohlen. erfüllt von dankbarkeit."
jack:"erinnerungen"
"oder" meint ralf:"allein sein in der dunkelheit moosgrünen waödes. feuchte, harzgeschwängerte luft. sonnenflecken, die auf dem waldboden tanzen. leises summen der insekten. einfach atmen.
jack:"in dich hineinhören, wieviel einsamkeit du verträgst!"
ralf."allein sein tirf unter wasser, ohne licht glucksende quirlende luftblasen herrliche farben, leuchten und fremd zarte bewegung, beängstigend schön lautlos sein."
font color=gree>jack:"auch ohne besuch zufrieden sein."
ralf:"allein sein hoch in der luft, schwebend, fliehend unendlichkeit der zeit und grenzenlos die freiheit zu gehen, alles hinter sich zu lassen - nie zurückblicken. einfach loslassen."
jack:" - "
sie, die eher unnahbare, nimmt das wort auf:" dieses gefühl kenne ich auch: der wunsch loslassen zu dürfen, mehr als nur augenblicke des alleinseins erleben zu können. ihr wisst wie mein alltag läuft: ein spurt von einem klienten zum andern. dazwischen immer wieder kurze augenblicke des auftankens um dann erneut projekte anzugehen, besprechungen mit vorgesetzten und angehörigen zu führen... komme ich zur ruh, ist der wunsch nach loslassen manchmal übermächtig. das hoffnungsvolle loslassen um zu teilen, zu spüren und zu fühlen, dass jemand da ist, der auffängt, dann - wenn ich wirklich loslasse. mir wird immer bewusster, wie sehr ich auf meinem eigenen weg auch resonanz brauche, ein gegenüber, jemand der sich mit mir auseinandersetzt."
jack:"keine ungenutzten sonnenuntergänge mehr."
"habe kürzlich einen bericht gelesen über zweisamkeitiges alleinsein. interessiert's euch?" fragt sina. "also: tim und jonas sind eineiige zwillinge. sie sind untrennbar, machen alles zusammen und darum ist keiner der beiden je allein. stimmt nicht, sagen die brüder. nicht dass jeder seinen eigenen weg geht, nein, sie sehen sich immer. gerade das ist das problem. sie sind einsam in ihrer zweisamkeit, denn sie werden nie leben können wie andere menschen. sie sehnen sich nach einer partnerin, nach einer familie. sie möchten sport treiben, auf berge klettern, motorrad fahren oder mit freunden schwimmen gehen. das ist ihnen nicht möglich. sie fühlen sich allein. denn tim und jonas sind siamesische zwillinge."
wir sechs sitzen noch eine weile beisammen. selbst jack kann seinen letzten spruch für sich behalten.

alleinsein auf differenzierteste weise wahrgenommen und erlebt. alleinsein, das bereichern kann. alleinsein das zur tugend, und somit erlebbar, wird.
mit dem all-eins-sein, das die zweisamkeit beinhaltet.

tell me dear, are you lonesome tonigth  



DIE BEGEGNUNG

the story zweiter teil

SIE
Sie steht gedankenverloren vor dem Spiegel und entfernt sorgfältig ihren Lidschatten. Heute hat ihre jüngere Schwester geheiratet und sie hat das Brautbouquet erwischt, das diese in hohem Bogen in die Schar lediger junger Frauen geworfen hatte... also soll sie die Nächste sein, die Hochzeit feiern wird, so träumen es die jungen Mädchen seit Generationen...
Sie nickt sich im Spiegel zu. Eine Hochzeit muss es ja nicht gerade werden...
Beim Gedanken an die unzähligen Ereignisse dieses Tages, muss sie unweigerlich lächeln.

So ein Tag bietet tatsächlich Begegnung in absoluter Vielfalt: mit Landschaften, Naturerscheinungen, Kunst, Pflanzen, Tieren, Gegenständen und natürlich - mit Menschen! Der Tag hält Situationen für uns bereit, die ergreifen, aufrütteln, erfreuen, begeistern, erschüttern, besänftigen, ermutigen, stark oder zuweilen auch schwach machen... die Erinnerungen daran bleiben in uns - unendlich und unauslöschlich...

Kein Wunder also, dass der ganze Tag unter dem Motto ''Begegnung'' steht.
Nur sie weiss, dass dieser Tag auch in einer ganz anderer Beziehung zum persönlichen Meilenstein geworden ist.

Zwei Brautführer begleiten die ganze Gesellschaft durchs Fest. Jack der Künstler, hat überdimensionale Buchstaben gestaltet, und schleppt sie in das Festzelt. Er hängt den ersten Buchstaben, an den dafür vorgesehenen Platz, ganz in die nähe des Brautpaares.

''B = Bereichert euer Leben gegenseitig!
Eure Begegnung lässt euch Begegnende sich selber Begegnen''

Stille - tiefes durchatmen - zustimmendes nicken und raunen von allen Seiten.

Die Bräutigamsmutter schnappt sich couragiert den nächsten Buchstaben.
''E = Einstimmigkeit vermeiden. Sich auseinandersetzen.
Erfüllt und geformt wird euer Leben durch Begegnungen.

Es beginnt mit der Geburt: die Begegnung mit dem Leben, dem Licht, den Klängen und Düften der Welt um uns. Und die Begegnung mit der einzig Vertrauten, der Mutter. Wir lernen krabbeln, stehen, laufen und begegnen der Welt in einer Höhe von einem halben Meter über dem Boden. Begegnungen begleiten uns durch die Kindheit, bis wir in der Pubertät mit einer ganzen Flut davon konfrontiert werden. Die Begegnung mit starken Gefühlen, mit der Liebe, der Eifersucht, dem Neid, der Enttäuschung, dem Unrecht, der Freundschaft. Sie überrollen uns und verursachen ein wahres Chaos. Ich selber lernte mit den Jahren, alles zu ordnen, zu verarbeiten, zu akzeptieren. Da begegnete ich meinem Liebsten! Was so schön geordnet war, wurde wieder kräftig durchgeschüttelt. Es schien so hoffnungslos.... und wurde so wunderschön. Ich war der Liebe meines Lebens begegnet und hielt sie fest. In jedem Leben gibt es Berge und Täler. Und ich musste die Begegnung mit der Hoffnung, der Hilflosigkeit, der Wut und der tiefen Trauer machen. Umso schöner ist der Gipfel des Berges: die Begegnung mit neuem Leben, meinem Kind, diesem Sohn hier, '' sieh fährt ihm mit der Hand über die Schulter ''für mich das grösste Wunder dieser Welt. Die Begegnungen begleiten uns durchs ganze Leben: jetzt mit dir, du schöne und liebliche Braut!''
Die Mutter küsst und umarmt das Brautpaar. All ihre mütterliche Liebe wird für die Hochzeitsgäste spürbar.

SIE wirft einen kurzen Blick in eine bestimmte Richtung. Ein kurzes, verstehendes Augen schliessen und wieder öffnen, reicht ihr als Antwort.

ER, der andere Brautführer, steht auf, hält "G" in die Höhe und meint: "Geben und nehmen. Die Gedanken, die Träume, die Arbeit, das Leben geraten in Schwung, alles erledigt sich mit Leichtigkeit, und Energie, Denken und Handeln werden wundersam beflügelt... durch das Geliebt werden!"

SIE schaut gedankenverloren, lächelnd zu ihm hin. Wie war's heute morgen, ein Déjà-vu? Oder eine Fata Morgana? Sie war sicher, diesem Mann zuvor schon einmal begegnet zu sein. Sie wusste auch wo - sie beide im Tram sitzend noch eilige Notizen ins Laptop hackend.

Augen die sich ineinander verloren - für einen kurzen Moment. Ein Blick der bis in die Seele ging. - Völliges erfüllt sein, bis in den innersten Teil des Herzens, spürbar in jeder Faser ihres Körpers. Die Welt schien still zu stehen. Wohlige Wärme durchströmte sie. angekommen und befreit. Ein Augenblicksblinken.

Bereit um mehr zu sehen, einen Schritt weiter zu gehen, schaute sie wieder auf. Neugierig umsehend, wendete sie den Kopf. Nie mehr missen wollte sie diesen Blick. - Aus den Augen verloren.
Suchende Begegnungen - immer wieder aufs neue. Prüfende Blicke auf unzählige Menschen. Sehnsucht. Wohlwissend, dass es dieses Gegenüber gibt, wuchs eine Unrast in ihr. Sie mühte sich bewusst, innere Balance zu finden, nicht die ewig Suchende zu sein. Sie würde ihn nie vergessen.
Und jetzt das: Dreimal innert eines einzigen Tages begegnete sie seinem Gesicht. Zuerst beim Frühstück im Speisesaal (wo er ihr grüssend zunickte!). Dann zwei Stunden später bei der Fayencen-Auktion, wo sie das für ihre Schwester bestimmte Schmuckdöschen ersteigerte. Und dann in der Delikatessen-Abteilung des feinsten Kaufhauses der Stadt, in der sie sich so fremd fühlte. Ihre Gedanken wirbelten, ihr Herz klopfte bis zum Hals.
Selbstverständlich plaudernd, stiegen sie die Treppe empor. Beide sehr vergnügt, lachend wie alte Bekannte. Im nahen Hotelcafé blieb nicht genug Zeit die frische und doch so alte Vertrautheit zu festigen. Beide hatten wichtige und unverschiebbare Dinge zu tun. Sie verabredeten sich zum morgigen Frühstück hier im Hotel.

"Lasst uns Tango tanzen!" - Sie wird jäh aus ihren Gedanken geholt. Ein Musiker schwenkt wiederum einen "G" in der Luft "Die Gunst der Stunde nutzen! Los, kommt ‚Speedflirting' ist angesagt! 7 Minuten tanzend plaudern, dann weiter ziehen..." im Nu bilden sich tanzende Paare die sich vergnügt anschauen, sich noch etwas ungelenk bewegen, schritte zählen und zu plaudern versuchen...

SIE hängt "N" an den Haken neben der Tür und flüstert dem Brautpaar zu: "Natürlichkeit bewahren!"

ER
War es ein Déjà-vu? Oder eine Fata Morgana? Er war sicher, dieser Frau zuvor schon einmal begegnet zu sein. Aber wo? In seinen Träumen oder... in einem früheren Leben?
Und jetzt das: Dreimal innert eines einzigen Tages begegnete er ihrem Gesicht. Zuerst beim Frühstück im Speisesaal (wo sie ihn anlachte!). Dann zwei Stunden später bei der Fayencen-Auktion. Und dann in der Delikatessen-Abteilung des feinsten Kaufhauses der Stadt, in der er sich so fremd fühlte. Seine Gedanken wirbelten, sein Herz klopfte bis zum Hals. Er beschloss, sie nach der Kasse anzusprechen.
Im nahen Hotelcafé verabreden sie sich zum Frühstück des morgigen Tages. Obwohl er spürte, dass diese Begegnung zu der wichtigsten in seinem Leben zählte, konnte er sie doch nicht zur Hochzeit seiner Freunde mitschleppen...

"U = Unterdrücken der Vorurteile - ist mein bonmot fürs Brautpaar. Nächstens sollte ich mich selber daran halten." Trotz "speedflirting" schafften sie es, ausgiebig miteinander zu tanzen und zu flirten.
"N = nehmen statt fordern"

Der Bräutigam schlägt mit dem Löffel an sein Glas. Neugierig wird er angeschaut.
"G = Geniessen, lernen und lehren! Dieser letzte Buchstaben zu unserem Wunderwort widme ich dir, du meine Herzensprinzessin!" er schaut seiner Kleinen tief in die Augen. "Unsere Rollen haben sich in den letzten Monaten vertauscht. Ich wurde zum lernenden, du zur lehrenden: geduld haben, getrost sein, geliebt werden und geniessen.

Ich habe dich getroffen, mitten auf der Strasse und fand dich wunderschön. Ganz schüchtern gabst du mir zur Begrüssung die Hand, wusstest nicht, wie nahe du mir kommen darfst. Wir haben uns wiedergesehen, zusammen gelacht, gescherzt, miteinander geredet, diskutiert. Ich habe dich bewundert, deine Intelligenz, deine unstillbare Neugier. Mir wurde warm wenn ich dein wunderbares Lachen hörte und dabei sah, wie du den Kopf in den Nacken legst. Mein Bauch begann zu kribbeln, wenn du mich mit deinen Augen angesehen hast, die so schwarz sind wie die Nacht und leuchten wie zwei Sterne. Wir konnten uns stumm verständigen, mit Blicken und Lächeln und ich war glücklich. Als ich ging, gabst du mir zwei Küsschen auf die Wangen, sie brennen immer noch beim Gedanken daran. Ich hätte dich so gerne umarmt, an mich gezogen, um dich nie mehr loszulassen, aber ich hab mich nicht getraut, da ich nicht wusste, wie deine Gefühle für mich sind. Erst dann, als ich weit weg von dir war, traust du dich, mir zu schreiben, wie sehr du mich vermisst. Und bei jeder Nachricht, die ich von dir erhielt, stahlen sich ein paar Tränen aus meinen Augen und liefen über deine Küsschen auf meinen Wangen. Wann endlich werde ich dich wiedersehen? Du hast gesagt, warte auf mich! Ich habe gewartet. Du bist zur Frau geworden. Nichts war stark genug, um unsere wirkliche Begegnung aufzuhalten."

Ein Buchstabenreigen schmückt nun das Festzelt.
B E G E G N U N G
Das mittlere "E" hängt ganz verquer - "Erfahrenes verarbeiten" steht mit grossen Lettern darüber gesprayt.  

Die Musiker spielen erneut zum Tanz auf. Bis in den morgen hinein wird gelacht gescherzt und sich am leben gefreut.

Pünktlich zur verabredeten Zeit treffen SIE sich in der Hotellobby.
Ein neuer Tag beginnt - ein neues Glück findet seinen Anfang. Interessiert schaut er zu, wie sie sich am Buffet bedient.
In den Morgenstunden konnte er nicht schlecht staunen über ihren Mut, und ihre Gewandtheit. Sie hat auf ganz natürliche und charmante weise einen peinlichen Flop abwendet: die beiden Brautführer wollten nämlich den Lovesong "Je t'aime. Moi non plus" zum besten geben. Entsetztes dreinschauen der älteren Herrschaften, gefeixtes Grinsen der Jungmannschaft. Voller Humor und mit funkelnden Augen, stimmte sie in den Song mit ein. Jegliche Peinlichkeit war wie weggeblasen.
Die Feuerprobe hat SIE für ihm längst bestanden: freiwillig würde er auf dies Frau nicht mehr verzichten!

Zufälle gibt es nun wirklich nicht - sie sind einander zugefallen!!


VERTIEFEN

the story dritter Teil

Zum Glück haben sie sich zum Frühstück verabredet. Sie reden, den ganzen Vormittag, zum Mittagessen wechseln sie das Lokal, dann blieben sie dort sitzen, bis es dunkel wird. Auf einmal ist ihr bewusst, dass sie den ganzen Tag mit einem wildfremden Mann verbracht hat und es geniesst. Über was haben sie bloss so lange geredet? Sie weiss nur, dass alles, was er sagt, genau mit dem übereinstimmte, was sie denkt. Es ist, wie wenn sie einen alten Freund nach langen Jahren der Trennung wiedergefunden hätte. Sie haben sich auf Anhieb so gut verstanden, dass sie es immer noch kaum für möglich hält. Sie will ihn unbedingt wiedersehen. In dem Augenblick fragt er, wann er sie wiedersehen könne. Sie verabreden sich für den nächsten Tag im Park zum spazieren gehen und verabschieden sich voneinander. Zuhause merkt sie, dass sie nicht einmal seine Telefonnummer hat. Wie hatte sie das nur vergessen können? Wenn morgen irgendwas dazwischen kam? Vor dem einschlafen nimmt sie sich vor, dass dies das erste sein sollte, was sie morgen fragen würde.

''Wie soll man eine vertiefte Beziehung durch die Untiefen des Lebens führen?, fragt er sich, dreht nachdenklich am Verlobungsring, streift ihn vom Finger - und betritt nach auffällig-unauffälligen links-rechts-links-Blicken das alleinstehende Haus mit den rot erleuchteten Fenstern. Er beschliesst, die Beziehung nicht weiter zu vertiefen - lieber eine seichte als eine unseichte.''

Mit einem Ruck sitzt sie aufrecht im Bett. Das Herz pocht wie wild, Tränen kullern über ihre Wangen. Sie tastet nach dem Lichtschalter, erkennt das Hotelzimmer. Sie holt ein Mineralwasser aus dem kleinen Kühlschrank, trinkt ein paar Schlucke und setzt sich an den Bettrand. Ein Alptraum - nur ein Alptraum.
Später - sie hat sich wieder beruhigt - sinnt sie über Vergangenes nach. Sie musste schon viele Enttäuschungen verarbeiten. Sie wurde ausgenutzt, sitzen gelassen, belogen und betrogen. Es fällt ihr deshalb schwer, sich auf eine neue Beziehung einzulassen. Noch nie hatte sie so starke Gefühle für jemanden empfunden. Sollte sie sich, ihren Bedenken und Aengsten zum Trotz, diesem Mann anvertrauen, ja hingeben ? Dieses Mal wollte sie es langsam angehen lassen. Nach und nach würde sie ihn besser kennen lernen und auch von sich nur Stück für Stück preisgeben.

Plötzlich sind lang vergessene Worte in ihren Gedanken: ''.... doch alle Lust will Ewigkeit -, will tiefe, tiefe Ewigkeit!'' woher kennt sie diese Sätze?? - ja richtig! ihr alter deutsch Lehrer - er wollte, dass sie Gedichten auswendig lernten. Gedichte als ein bleibender Schatz für Notzeiten, nannte er das. Ihr persönlich bringt nicht das kunstvolles Rezitieren Ruhe, vielmehr das rhythmisieren der Zeilen lässt ihr Herz wieder gleichmässig schlagen:'' O Mensch! // Gib Acht! // Was spricht // die tie // fe Mitt //ernacht? //Ich schlief, // ich schlief - // Aus tie // fem Traum // bin ich // erwacht: - // Die Welt // ist tief, // Und tie // fer als // der Tag // gedacht. // Tief ist // ihr Weh -// Lust - // tiefer // noch als // Herzeleid: // Weh spricht: // Vergeh! // Doch al // le Lust // will E // wigkeit -, //- will tie // fe, tie // fe E // wigkeit!''// ... so findet sie wieder Schlaf.

Er wartet im Park zur abgemachten Zeit, aber sie kommt nicht. Wieso hat er nur nicht nach der Nummer gefragt? Hatte er sie nun für immer verloren? Aber nein, da kommt sie um die Ecke und sein Herz macht einen Sprung. Sie reden beide gleichzeitig drauflos und müssen lachen, weil sie merken, dass beide nach der Telefonnummer fragen. Spontan zieht er sie an sich und umarmte sie lange...
Sie gehen weite Uferwege, reden, erkennen, berichtigen - sie gewähren Blicke in ihr inneres Dasein - werden verletzlich.

Unterwegs schneidet er eine strahlende Sonnenblume:

verliebt verlobt verheiratet geschieden
verliebt verliebt verliebt verliebt
verliebt

wie schaum auf einem kaffee.
wie zucker im gebaeck.
wie holz in der sauna.
wie yogurth am morgen danach.

mit grosser leichtigkeit fiel ihm das atmen schwerer.
mit kleiner anstrengung fiel ihm das leben leichter.
mit lieblicher lauschigkeit lechzte er nach mehr.
mit lauschiger lausigkeit lagen die tage vor ihm.

sorgen?
morgen!


verliebt verliebt verliebt verliebt
verliebt verlobt verheiratet geschieden

ein Blütenblatt ums andere muss weichen - und wie kann es anders sein - es endet auf verliebt, verliebt, verliebt!

Den ersten Kuss haben sie sich schon gegeben und die erste Nacht erlebt.
Nun liegen beide glücklich neben einander und jeder denkt für sich, sie hätten das Schwierigste hinter sich. dabei fängt es jetzt erst recht an! Bis jetzt sind es die Gefühle und die Anziehung die sie zusammengebracht haben. von jetzt an müssen sie sich beweisen dass sie einander auch lieben indem sie eine Freundschaft aufbauen können, sich einander über ihre Lebensziele ehrlich aufklären und einander vordern und unterstützen. Für beide ist er da, der Wunsch, ineinander zu verschmelzen, in einander aufzugehen. Die Tatsache, schlussendlich doch eine einzelne, eigenständige Persönlichkeit zu sein und zu bleiben, könnte unendlich schmerzen.

Eben hat sie ihm einen scheuen Kuss auf die Wange gedrückt, kurz vor der Passkontrolle am Flughafen. Gezielt eilt er durch die Menge, der Rolltreppe entgegen, die ihn zum Terminal 15 bringen wird, wo ihn sein Flugzeug nach Brüssel erwartet. Einen Monat wird er abwesend sein - geschäftliche Pflichten erwarten ihn. Bevor er die Treppe betritt, dreht er sich nochmals um und winkt zur Glastrennscheibe, wo sie immer noch steht und gebannt seine Schritte verfolgt hat. Auch sie winkt mit beiden Armen, bis er aus ihrem Gesichtsfeld verschwindet. Langsam dreht sie sich um, macht sich auf den Heimweg, in Gedanken bei ihm, den sie erst seit ein paar Wochen kennt. Immer häufiger waren sie in letzter Zeit zusammen gewesen und sie hatte sich immer mehr auf die gemeinsamen Stunden gefreut. Doch jetzt wird sie die kommenden Tage verbringen müssen, ohne ihn sehen zu können. Seine warme Stimme hofft sie über das Telefon bald zu hören - wird er sein Versprechen halten und sie so oft als möglich anrufen? Wird er ihr fehlen? Wird sie an ihn denken, sich vorstellen, wie es wäre, wenn er jetzt an ihrer Seite gehen würde?

Sie schätzen sich als grosse Kostbarkeit, tragen Sorge zueinander - ohne sich selber zu verlieren. Treue zu sich selber ermöglicht erst die Liebe zum andern.

Treue zu sich selbst. Sie wird ihren gewohnten Alltag wieder aufnehmen. Alle Sinne konzentrieren sich. Denken, Handeln, Freude, Trauer, Zuneigung, Geschenke, Warten, Hoffen, Sehnsucht, Arbeiten, Freizeit, Stolz, Zweifel, Mut, Zuversicht, Bangen, Träumen....
Alles ist eingekreist durch die Gedanken an den lieben Menschen, mit dem die Beziehung zu blühen beginnt. Vertrautheit spüren, wissen, da ist jemand der sie versteht. In lebhaften Bildern stellt sie sich vor, wie er die Welt sieht. Selbst seine beiläufigsten Bemerkungen erhalten Gewicht, verdichten sich in ihren Gedanken.

 Auch sein Schweigen erhält Gewicht. Sie wartet auf seinen Anruf. Geduldig und grosszügig, den Jetlag kalkulierend. Später ängstlich und bekümmert . Schliesslich am verzweifeln: "Warum, warum, warum liebt er mich nicht so, wie ich ihn, warum nur?", schluchzte sie, tupfte sich mit den Abschminkpads die Tränen von den geschwollenen Augen, legte eine neue Lage Gurkenscheiben auf, beschliesst, ihm zu verzeihen - und ist sicher, dass sich wahre Liebe auf Dauer durchsetzt. Sie müsste ihn nur fest genug lieben - dann würde er schon bei ihr bleiben."

Ganz erstaunt, dass seine intelligente Geliebte auf so irrationale Weise reagiert, versucht er, bei seinem Anruf, zu trösten und zu heilen. Er denke ganz viel an sie, und es schmerze unglaublich, sie nur zu hören und sie nicht in die arme schliessen zu können!! "Schau in deine Mailbox, Liebes. Da liegt was ganz speziell für dich ausgedachtes bereit." Er verabschiedet sich mit tausend Küssen und sie hält alsbald ihr erstes Mail von ihm in den Händen:

 Geliebtes,
indem wir uns nicht scheuen, unsere Beziehung unter ganzheitlichen Aspekten anzugehen, werden wir diese Liebe lange geniessen und uns an ihr immer wieder freuen können!

V - ertrauen vorhanden ?
E - rfahrungen in Erinnerung holen !
R - itual der Gesellschaft !
T - iefe oder bloss Jagdinstinkt ?
I - nnere Stimme als einzigen Vertrauten ...
E - rlichkeit als Fundament !
F - reunde nicht vernachlässigen !
E - nde als Möglichkeit einbeziehen !
N - ur Reiz des Moments ?

D - auer festigt Gutes und Schlechtes
E - inigkeit ist lähmend ..
R - eden oder Vertrauen ?

B - efrei dich von Vorurteilen !
E - rkenne deine Situation !
Z - ertrete alte Geschichten !
I - nnere Stimme einverstanden ?
E - ntscheide dich definitiv !
H - üte dich vor Sachzwängen !
U - mfeld mit einbeziehen !
N - atur pur, Gene sind Gene :-)
G - eniessen, geniessen, geniessen !

Sie entscheidet sich für diese Liebe, trotz ihrer Verschiedenheit. Durch sie wird sich ihr Leben vertiefen. Zusammenhänge werden erkennbarer und neue Wirklichkeiten öffnen sich.


DIE LIEBE

the story vierter Teil

Ich liebe Dich!
Mich nach dir verzehren
Deine Nähe begehren
In deine Augen sehen
In Gefühlen untergehen
Dich in meine Arme kuscheln
Zärtlichkeiten in deine Ohren nuscheln
Nie mehr getrennt von dir sein
Trotz der Entfernung nie mehr allein
Im Wind deine Stimme hören
Mich mit deinem Duft betören
Meine Lippen auf Deine drücken
Schreien vor Entzücken
Deine Haut auf meiner spüren
Dich ganz sanft berühren
Bis die Liebe mich versengt
Und meine letzten Zweifel sprengt!
Ich liebe Dich!

SIE
Immer wieder nimmt sie das mail in die Hand und liest von neuem... Ich liebe dich!

Heute ist es soweit. Endlich! Er kehrt nach Wochen der Trennung, wieder zurück. Sie will das Wiedersehen so richtig auskosten. Zu jung ist ihre Liebe, um auf bekannte Rituale aufzubauen. In jedem und allem liegt noch der Zauber des Beginns.
Mit all ihren Sinnen geniesst sie die Zeit die ihr bleibt, bis zu seiner Ankunft. Leise ein Knef-Lied vor sich her summend, durchstöbert sie ihren Kleiderschrank. Die Auswahl ist gross, und sie hängt zwei drei Stücke an den Kleiderhaken, um sich in aller Ruhe zu entscheiden. Sogar das feine, leise Rascheln ihrer Wäsche dringt heute in ihr Bewusstsein. Jede ihrer Bewegungen ist so rund, in Harmonie und in besonderer Art, vollkommen. Sie lebt wirklich ihrem Geliebten entgegen. Kleine Sequenzen ihres kurzen Zusammenseins kommen ihr in den Sinn. :
Oh wie sie es liebt, sich am Morgen umzudrehen, in das Gesicht ihres Geliebten sehen, wie er noch tief und fest schläft. Sein ruhiger Atem, das friedliche Gesicht. Sie schaut es millimetergenau an und verinnerlicht es in ihrer Seele. Es gibt nichts schöneres als diesen Moment am Morgen. Und dann wacht er auf. Ihr Herz macht einen Hüpfer und er schaut sie mit schlaftrunkenen Augen an. Ein sanfter Blick und ein liebes Lächeln kommt ihr entgegen und sie fühlt sich geborgen. Der Tag fängt an mit dem Gefühl der Freude und der Zärtlichkeit eines Augenblicks. Und wenn sie sich innerhalb des langen Tages etwas stresst oder nervt, dann geht sie zurück zu diesem wunderschönen Moment und sie fühlt sich wieder besser, denn sie weiss, es ist jemand besonderes immer für sie da. Es ist jemand in ihrem Herzen, der sich für sie einsetzt und auch in den schwierigeren Momenten des Lebens da ist! Das ist der schönste Teil der Liebe!
Sie ist sich bewusst, dass sie jetzt im nachhinein vieles idealisiert - aber es entspricht ihrer momentanen Realität! Negativerlebnisse kommen von selbst, die braucht sie sich nicht auch noch heraufbeschwören!
Sorgfalt auch in ihrer Pflege. Eigens für den neuen Lebensabschnitt wählt sie neue Düfte, sich insgeheim fragend, wie er darauf reagieren wird. Von Kopf bis Fuss auf Liebe eingestellt.

Er hat ihre Liebe erwidert! Die Trennung war für beide hart gewesen, doch sie hatten sich in der verfügbaren kurzen freien Zeit telefoniert und vor allem - sie hatte seine Ueberraschungsmails erhalten! Heute werden sie wieder vereint sein und Hand in Hand auf der Seepromenade flanieren. Es ist ein idealer Spätfrühlingsabend, lau und voller Versprechungen. Sie geht vorbei an den kleinen Vorgärten der Mietshäuser aus den 50er Jahren, freut sich über das zarte Grün der Bäume und Sträucher und atmet tief den Duft des blühenden Flieders ein. Kaum ist sie an der Bushaltestelle angelangt, kommt der 10er Richtung Flughafen - freudig erregt setzt sie sich an einen Fensterplatz. Noch ein paar Minuten, und sie werden sich in die Arme fallen und ein inniger Kuss wird ihre gegenseitige Freude über das Wieder-Beisammensein besiegeln!

ER

Er verändert sich!

Ja, es fällt gewiss auf! Er rasiert sich länger und immer öfters. Er kauft Geschenke. Er geht zum Coiffeur. Er kauft Kleider und Schuhe und Akzessoires...

Seinen Kollegen bleibt es nicht verborgen, dass er weniger mit ihnen in den Ausgang kommt. Nach den Geschäftssitzungen geht er meist schon früh ins Hotel, er bleibt nicht bei ihnen sitzen bis zum Schlummertrunk wie ehedem...

"Was steckt dahinter?", denken viele...
"Es muss eine Frau im Spiel sein, denn es erwischt jeden einmal so richtig in seinem Leben!", sagen einzelne mit entsprechenden Erfahrungen Gesegnete...

"Es wird nicht lange dauern, werden wir es wissen, welche Frau dahintersteckt!", sagt ein Kenner, "da sind untrügliche Anzeichen vorhanden!"
Er selber sagt nichts!
Klar, möchte er es eigentlich aller Welt verkünden!
Er lebt auf, er schwebt auf einer Wolke der Glückseligkeit. Voll Schwung und Elan ist er. Nichts und niemand kann ihn daran hindern, seine Glücksgefühle voll auszuleben, mit jeder Faser seines Körpers, seines Geistes und seiner Seele...

Den letzten Abend in London, verbringt er mit Kollegen und einer Kollegin. Natürlich wollen ihm alle den Abschied erschweren, und sorgen für glänzende Unterhaltung. Je länger der Abend dauerte, desto gesprächiger werden sie. Schlussendlich steht das Thema "Liebesbeziehungen" im Mittelpunkt!!
Eine der Geschichten geht ihm besonders nahe. Die Kollegin erzählt:

...sie fährt mit Freunden an ein Wochenend-Turnier. Es ist Winter, die Strassen sind verschneit. Das stört sie nicht weiter, sie hängt ihren Gedanken nach:

"Ist ER auch wieder da? Kommt diesmal nichts dazwischen?"

Vor drei Jahren nahm er ihre begehrlichen Blicke nicht mal wahr. Vor zwei Jahren knisterte es zwischen ihnen schon heftig, aber ER musste am selben Tag noch nach Hause.
2002-08-23/07:50
Letztes Jahr trafen sich alle an der Innerschweizer Fasnacht. Sie sassen in einer gemütlichen Bar bis morgens um fünf nebeneinander. Die andern bemerkten nichts. Aber sie spürte seinen Körper neben sich so intensiv, dass es schmerzte. Das körperliche Verlangen wurde unerträglich. Und doch - sie kehrte allein in ihr Hotelzimmer zurück.

"Wieso hab ich nur im letzten Moment gekniffen, war es wegen der Freunde, die auch meinen Mann kennen? Wäre es mir peinlich gewesen, wenn alle wüssten... oder hatte ich einfach nur Angst, es könnte mir zu gut gefallen?"

ER war ihr Traumtyp, braungebrannt, sportlich-muskulös, dunkle Augen, dunkle Haare, ein Dialekt, der ihr gefällt und eine fast unerträgliche körperliche Präsenz. Alles hatte nur einen Haken, er wohnte am anderen Ende der Schweiz.

"Diesmal ist mir alles egal, jetzt stürze ich mich ins Abenteuer, jetzt will ich's wissen!"

ER ist da! Sie zittert schon bei seinem Anblick. Sie spielt unkonzentriert. Endlich ist das Turnier vorbei. Er wartet an der Bar auf sie. Jetzt sind die Kollegen egal, sie sieht nur noch ihn. Er fährt ihr sanft über den Rücken. "Schön, dass du auch da bist, aber ich muss in zwei Stunden abfahren, ich arbeite morgen wieder, was trinkst du?"

Sie hat Gänsehaut, seine Berührung elektrisiert, aber in zwei Stunden schon ... Sie bestellt einen Cuba libre. Noch nie hatte sie einen Mann körperlich so begehrt und ... wieder nichts. Er küsst sie auf den Nacken, fährt mit der Hand unter ihre Lederbluse: "Fühlt sich gut an - das Leder!" Beide lachen.

Plötzlich sind sie nicht mehr allein. Die Freunde gesellen sich zu ihnen. Wissende Blicke treffen sie, aber das ist ihr egal. Die Zeit läuft davon. Noch ein Cuba libre und dann fragt er: "begleitest du mich noch zum Auto?" Die zwei Stunden sind zerronnen wie im Flug. Ein kurzes "bin gleich zurück" und sie geht mit.
2002-08-23/07:51
Er wohnt in den Bergen, fährt einen dieser bulligen Geländewagen, die sie so schrecklich findet. Er umarmt sie heftig, drückt sie gegen das Auto, presst seine Hüfte gegen ihr Schambein und sein Knie zwischen ihre Schenkel. Sie spürt seine Härte und sein Verlangen. Er küsst sie minutenlang - fordernd und hart. Sie weiss nicht, was schöner ist, ihre eigene Lust oder das Gefühl, mit Haut und Haaren begehrt zu werden.

Ihre Knie sind weich, Schauer fahren ihr über den Rücken, in die Arme, in die Fingerspitzen, sie zerfliesst. Würde er sie nicht fest umfassen, sie würde in sich zusammen sinken. Nie im Leben hätte sie geglaubt, dass sie solche Lust empfinden könnte, ohne ein einziges Kleidungsstück auszuziehen. Er schiebt sie von sich weg, hält sie seitlich an den Oberarmen fest und sagt lächelnd: "also, bis nächstes Jahr." Weiss er, dass sie immer für ihn bereit sein wird?

P.S. Sie hat ihn nie wieder gesehen.


Ihm wird bewusst, in welch komfortabler Lage er sich selber befindet. Zu wissen, dass er genau die Frau und die Liebe getroffen hat, zu der er gehören will.
Die Liebe, sie beflügelt und erschlägt mich, sie lässt mich auf einer Wolke des Glücks schweben und schmerzt unsäglich, sie benebelt meine Sinne und schärft sie zugleich, sie hält mich am Leben und lässt mich daran zweifeln, sie kommt ungebeten und wird doch so sehnsüchtig erwartet, sie belebt mein Herz und erdrückt es fast. Keine Ketten und Kerker können sie halten, sie findet ihren Weg. Und sie hat mich erfasst, mit voller Wucht, sie wächst in mir wie eine Rose, die ihre Knospe bildet und irgendwann in wunderschöner Pracht erblüht. Ich erlebe sie - die Liebe.
Mensch, was mache ich, wenn sie meine Gefühle nicht teilt? Wenn Liebe für sie eine angenehme Abwechslung ist, die ihr leben zwar bereichert, aber für sie nicht lebensnotwendig wird? Er versucht diese Zweifel zu unterdrücken.
 
SIE UND ER

Für seine Geliebte, der er ungeduldig entgegenfiebert, kauft er im Duty Free Shop einen herrlich duftenden Parfumflacon. Er schiebt sein kleines Briefchen unter die Schleife. Und jetzt gibt's nur eines: heim zu ihr! Unerklärliche Verzögerung in der Gepäckhalle. Er schaut sich jedes Gepäckstück an und fängt an abzuzählen:

Elle m'aime, un peu, beaucoup, passionnément, pas du tout. Elle m'aime, un peu, beaucoup, passionnément, pas du tout. Elle m'aime... endlich, da ist sein Koffer! Elle m'aime .... vielleicht sogar ein bisschen mehr als das.


Ihre Fingerspitzen zeichnen kleine Kreise auf seinen Bauch. Sein Atem geht schwer. Ihr geht's es nicht anders. Seine Küsse brennen auf ihrer Haut. Sie will mehr. Er will mehr. Beide sind sie zum Äussersten bereit.

Im Hintergrund säuselten Jane Birkin und Serge Gainsbourg ihren Lovesong.

"Ich liebe dich!", haucht sie ihm ins Ohr. "Ich dich auch nicht!", kichert er zurück. Sie knabbert an seinem Ohrläppchen, und die Birkin haucht, als ob sie dafür im Akkord bezahlt würde. Ob es nun wohl langsam an der Zeit wäre, den Präservativ aus der Hosentasche zu klauben?, fragt er sich - derweil sie sich überlegt, ob er wohl einen dabeihabe. Solch pragmatische Gedanken lassen die Erotik schneller erkalten als ein Dreiminutenei im Gefrierfach.

"Komm, lass uns etwas anderes auflegen, dieser Musik weckt schlechte Erinnerungen", meint sie. Was für eine kalte Dusche! Meint sie es überhaupt ernst? fragt er sich
2002-08-23/07:54
Er verfluchte den Champagner, den sie zuvor getrunken hatten und cachiert ein Rülpserchen mit einem verlegenen Räuspern: "Was hättest du denn gerne - etwa Les Rita Mitsouko oder lieber The Tubes?" "Kenne ich beide nicht. Aber bestimmt sind die Songs romantischer als dieses Gestöhne!" Nun verflucht er nicht nur den Champagner, sondern auch seine Dummheit. Wie kommt er bloss auf die Idee, sie wolle gar nicht? Und dann auch noch so dämlich sein, seine vorauseilende Enttäuschung mit dermassen dummen Songtiteln zu manifestieren?

Er knabbert ein bisschen an ihrer linken Brust, um sie und sich wieder in Fahrt zu bringen. Aber so einfach liess sie sich nicht ablenken - er hätte es wissen müssen! "Was haben The Tubes denn gesungen?" "Naja, irgendwie passt der Song zur Situation und irgendwie auch nicht." "Geheimniskrämer! Wie heisst das Lied??", insistierte sie. "Also gut, der Refrain heist 'At this moment of surrender, darling if you reall care /

don't touch me there'..."

"Wo soll ich dich nicht berühren??" "Ach nichts, ich frage mich nur, ob wir wirklich sollen..." "Und wie heisst das Lied von den Rita Mi... wie war der Name schon wieder?" "Das willst du nicht wirklich wissen!", sagte er zwischen zwei Küssen auf ihren Bauchnabel - wie komme ich aus diesem Schlamassel bloss wieder raus??" "Hör auf abzulenken. Raus mit der Sprache!" "Ähhh - 'Les histoires d'amour finissent mal / en général." Jetzt war's raus und seine Erektion geht weg wie warme Weggli. Ihrer Lust geht's nicht besser. Sie lachte verlegen-gequält auf, "weisst du, was meine Mutter immer sagte? 'Das erste Date sollte nie im Bett enden!' war ihre Devise. Wie recht sie hatte!" Sie ist schon aufgestanden und zieht das leichte Sommerkleid wieder an. "Und überhaupt, unsere Musikgeschmäcker sind völlig verschieden.
Aber es war nett dich wiederzusehen, danke für die Einladung und den feinen Champagner!"
2002-08-23/07:58
Sprachlos verfolgt er ihren Abgang. Später legt er The Queen auf und singt frustriert den Refrain mit: "Crazy Little Thing Called Love!"
Wird Liebe für sie immer zwiespältig sein?
Es scheint so lange her zu sein. dabei ist doch erst so wenig zeit vergangen, seither. Das Gefühl der Schmetterlinge, anfangs. Zusammengehörigkeit, Vertrautheit, Geborgenheit, mit der Zeit. In seine Augen sehen, zu wissen, dass er immer für einen da sein wird. Sein Gesicht sanft zu streicheln, seine Bartstoppeln unter den Fingerspitzen zu fühlen. Seinen Nacken zu küssen, sich in seine Schulterbiege zu kuscheln, dem regen lauschen. Zu wissen, dass es das ist, was sie für immer will. Ich liebe ihn. So sehr, dass es wehtut. Ich will durch die Strassen rennen und schreien. Am liebsten möchte ich all die Menschen fragen, sagt mir, wie war das leben vor ihm?? Wie kann ich jemals wieder ohne ihn leben? Einsam geht sie durch die Strassen, durch den Regen, durch die Nacht. Warum hast du das gemacht?
Sie hat Liebe schon vorher erlebt: Liebe, jenseits von Vernunft und wissen. Man fühlt es, das Wissen, dass man gradewegs auf den Abgrund zusteuert, der mitten in die Hölle führt und kann doch nicht loslassen. Lieben, leiden, weinen, bitten, immer wieder Hingabe bis zur Selbstaufgabe. Das Ende blieb dasselbe. The winner takes it all, the loser has to fall. It's simple and it's plain, why should I complain? Heute erinnere ich mich kaum mehr daran wie ich damals empfand.
2002-08-23/08:01
Jetzt fühlt sie sich taub und starr, als hätte sie zu lange im regen gestanden. Als wäre dies nicht ihr passiert, als hätte sie es nie gefühlt:
sagt mir, wie ist das leben, wenn man liebt?

Sie weint. Zuviel hat sie erwartet. Sie ordnet ihre Kleider, versorgt die Handtasche - da hält sie es in Händen, das kleine Päckchen, das er ihr noch in der Flughalle zu gesteckt hatte. Sie faltet das Briefchen auseinander:

D -    Der Sonnenschein im Herzen
I -    Irrsinn der Gene
E -    Eingehüllt in einer Wolke

L -    Liebende verzeihen sich
I -    Interesse weicht Wissen
E -    Entscheidungen nun miteinander
B -    Brennt oft so heiss
E -    Endloses Glücklichsein

Liebe brennt oft so heiss / eingehüllt in eine Wolke / Liebe verzeiht

Es sind diese paar Stichworte die ihr bleiben...



ZUSAMMEN REISSEN UND RAUFEN

the story fünfter Teil

Tigerli liegt, zufrieden schnurrend, auf seinem Lieblingskissen auf dem Fauteuil. Es lässt sich von seinem Frauchen liebevoll streicheln und hinter den Ohren kraueln. Tigerli spürt, dass Sie wieder glücklich ist.

Das war vor kurzem noch ganz anders.

Sie hatte sich so viel von ihrem Wiedersehen versprochen. Vielleicht zuviel ? Langsam wollte sie diese Beziehung angehen. Doch dann drängt er sie in eine Situation, die sie überforderte. Ihr Herz wollte ihn, mit Haut und Haaren, auf der Stelle. Ihr Verstand aber sagte: warte damit und vergewissere dich, ob er es wirklich ernst meint. Einerseits schämte sie sich, ihn zurückgewiesen zu haben und andererseits war sie froh darüber. Was soll ich mit einem Liebsten, der in schwierigeren Momenten den Ton verfehlt. Warum verlässt mich mein Humor, wenn er so dringend gebraucht würde! Wie schaff ich bloss den weg zu ihm zurück. Denn eines ist sicher: ich liebe den Typen - auch wenn ich jetzt noch stock sauer auf ihn bin! - ohne ihn wär's noch viel schlimmer!

Sie musste unbedingt mit ihm reden. Am besten, sie ruft ihn gleich an. Nein - nichts übereilen. In Ruhe will sie entscheiden. Wie hatte er nur so was tun können. Hatte er denn überhaupt kein Gefühl? keine romantik? sie sitzt im Wohnzimmer und alles kommt ihr grau vor. so lange hat sie gewartet, auf ihn, auf ihre sonne, auf das licht in ihrem leben. und jetzt so was! das kann doch nicht ernst gemeint sein. sie nimmt den Telefonhörer, wählt halb seine Nummer, hängt wieder ein und wählt die Nummer ihrer besten Freundin. sie erzählt ihr das ganze Desaster und heult sich kräftig aus. wie soll das bloss weitergehen?
Die Freundin beruhigte sie erst mal. ob sie denn das wirklich richtig verstanden habe. vielleicht sei er ja nur unsicher gewesen, wollte nicht alles preisgeben, nicht sicher, ob sie ihn auch so sehr liebe wie er sie und um sich selber zu schützen... vielleicht, wer weiss? die Ungewissheit macht sie rasend. sie muss jetzt wissen, woran sie ist. noch nie hat sie einen Mann getroffen, den sie so geliebt hat wie ihn. soll sie ihn anrufen? da klingelt das Telefon. sie weiss genau, dass er es ist. irgendwie spürt sie es an der art, wie ihr herz schneller klopft. soll sie abnehmen? schon zu spät. es hat aufgehört zu klingeln. wie kann sie nur so blöd sein. was denkt er wohl jetzt von ihr? sie geht raus, muss frische Luft schnappen, eine klaren kopf bekommen. Wie üblich, wenn sie viel zu überlegen hat, läuft sie zum Fluss.
Kraftvoll lässt sie einen flachen Stein über die Wasseroberfläche gleiten, so dass er auf seinem Weg in die Flussmitte dreimal kurz hochspringt - ich - liebe - ihn! Und nochmals - ich - liebe - ihn.
Och Mensch, wenn das nur gut kommt.
Und noch eines ist klar: sie will nicht einfach so zur Tagesordnung zurückkehren. Sich auseinandersetzen mit dieser Situation ist auch Zeichen von Liebe. Gleichwertige Partner sein, sich nicht unter- noch überordnen. Auf einer Ebene gehen, in genügendem Abstand, um sich immer wieder zu treffen. Wie sie in der Liebe zur Musik unterschiedlicher nicht sein könnten, so gibt es doch auch andere Bereiche, die verbindend sind und in denen sie einander finden. In den nächsten Tagen, Wochen und Monaten werden sich immer mehr solcher Verbindungsstücke herauskristallisieren.

Tigerli hat bemerkt, dass sich im Verhalten von Frauchen vieles verändert hat in letzter Zeit. Vor einigen Wochen tauchte plötzlich ein Er in der Wohnung auf. Frauchen kümmerte sich intensiv um ihn, war immer in seiner Nähe. Tigerli erhielt viel weniger Streicheleinheiten als gewohnt und sein Fressnapf wurde nicht mehr so regelmässig gefüllt. Dann begannen Gewitterwolken aufzuziehen in der Beziehung der Beiden. Jetzt wird das weiche Fell des Katzenköpfchens feucht, wenn sich Frauchen an es schmiegt und den Hausgenossen lange streichelt. Warum? Tigerli kann es nicht herausfinden.
Was hat er nur getan ? War er nicht zärtlich genug ? War es die falsche Musik ? Oder konnte sie am Ende seine Liebe gar nicht erwidern ? Stundenlang versucht er, einen klaren Gedanken zu fassen und das Geschehene nochmals revue passieren zu lassen. Nicht die Zurückweisung war es, die ihn schmerzt, sondern die Angst, diese gerade erst gewonnene Liebe wieder zu verlieren. Es gibt nur einen Weg; er muss sich Klarheit verschaffen. Er greift zum Hörer und wählt ihre Nummer.

... klingeln, ununterbrochenes Telefonklingeln - niemand zu Hause, oder will sie nicht mit ihm sprechen? Sonntag morgen, erst neun Uhr, da muss sie doch zu Hause sein. Ungeduldig wählt er noch einmal. Erfolglos.
-09-01/15:49
Er horcht in sich, erwägt, denkt, zweifelt, hofft, spürt, plant, verwirft, entwickelt und plötzlich - er steht unter der Dusche - ist für ihn alles sonnenklar. Unverrückbar mit absoluter Gewissheit steht für ihn fest - felsenfest:
Ich will mit dieser Frau zusammen das Leben gestalten!
Ich spüre es, ich weiss es - welcher Philosoph hat denn gesagt? - liebe, und mache, was du willst!
Ich werde den Weg finden!
Ich weiss es, ich spüre es, ich will es, ich kann es!
Meine Sicherheit, die wird das Fundament sein, auf dem wir aufbauen!
Wir werden zusammen bauen, mit Sicherheit!
Nichts wird uns aufhalten!
Wir gehören zusammen!
In unserem Bau werden wir uns entwickeln - das Du, meine Zukunft, und das Ich, deine Zukunft!
Jedes von uns wird seine Räume, seinen Platz haben, das Ganze jedoch wird eine Einheit bilden und Bestand haben!
Der gemeinsame Bau wird stehen!
Wir wollen es! - so hofft er.

Könnte er doch die Zeit zurückdrehen. Ganz anders würde er diesmal das ersehnte Rendez vous gestalten. Daran lässt sich jetzt nichts mehr ändern. Aber eine neue Situation schaffen, das kann er.
2002-09-01/15:52
Er sieht sie schon von weitem. Sein Herz pocht tatsächlich bis zum Hals, er schluckt leer, zwingt sich zu innerer Ruhe. In selbstverständlicher weise gesellt er sich zu ihr, schaut sie von der Seite her an, und berührt ganz sachte ihren Arm. "Du" mehr bringt er im Augenblick nicht raus.
"Gehen wir ein stück dem Wald entlang? Es lässt sich gut reden beim gehen" sie nimmt das Wort auf, schaut ihm ins Gesicht, und wendet sich dann dem Waldrand zu.
Er atmet auf. Reden - sie will reden. In dem Fall ist noch nicht alles verloren!

"Findest Du es nicht ein bisschen übertrieben, wegen diesem kleinen Betriebsunfall gleich eine Paartherapie anzufangen"?
"Nein, lieber früher als zu spät. Sonst geht's uns wie dem Paar in Kästners 'Sachliche Romanze'"
"Du sprichst einmal mehr in Rätseln. Es ist so schwer, euch Frauen zu verstehen."
"Bitte, fang jetzt nicht wieder an zu verallgemeinern - typisch Mann! Ich bin ich, Du bist Du, aber wir sind noch kein Wir. Und das wollen wir doch werden, oder?"
"Ja, schon, aber warum denn eine Therapie?? Wir haben beide unsere Beziehungserfahrungen gemacht und hoffentlich daraus gelernt. Wir müssen einfach nicht die gleichen Fehler nochmals machen. So einfach ist das."
"So einfach ist das eben nicht! Niemand kann aus seiner Haut schlüpfen. Deshalb heisst es ja auch 'Beziehungsarbeit'. Ihr Männer tut Euch damit eh' viel schwerer als wir Frauen."

"Haaalt - wer verallgemeinert da? Du machst aus einer Mücke einen Elefanten und redest die Beziehungskrise ja geradezu herbei! Ich will's ganz einfach friedlich haben und keine Konflikte…"
"Das ist es ja gerade. Eine Beziehung geht nicht ohne Konflikte ab. Du kannst von mir aus im Geschäft Probleme aussitzen, aber in einer Beziehung nicht. Die geht so garantiert kaputt!"
"Also stellst Du mich jetzt vor ein Ultimatum… Entweder, ich komme mit Dir in eine Therapie - oder aus uns beiden wird nichts. Ist doch so, oder?"
"Shhhht. Komm wieder runter von wo auch immer Du Dich verstiegen hast! Ich suche ja nur nach einem Weg, wie aus uns beiden ein Paar wird."
"Liebst Du mich eigentlich?"
"Ääääh… …das ist eine unfaire Frage! Natürlich liebe ich Dich. Sonst würde ich ja nicht vorschlagen, dass wir professionelle Hilfe suchen!!"
"Siehst Du - für mich ist das genau umgekehrt. Wenn Du mich wirklich lieben würdest, hättest Du Vertrauen in uns zwei…"
"Heisst das…"
"Das heisst… lass mich überlegen, wie ich das am besten formuliere… das heisst, dass ich Dich liebe und Dir zuliebe mit in eine Therapie komme. Auch wenn ich mir davon nicht allzu viel verspreche. Aber nützts nichts, so schadets auch nichts…"
"Du bist soo was von unfair!!"
"Hihi… Nix da! Du wolltest es so, jetzt bekommst Du, was Du wolltest… So etwas nennt man einen Pyrrhussieg..."

wie auf Kommando prusten sie los... "... dies gilt wohl für uns beide..." ... " dieser Scheinsieg wird viel arbeit..." ... "an uns selber einbringen..." sie schnappen nach Luft.

Ihr Hand schiebt sich in die seine. Ein gutes Gefühl durchströmt ihn. Er zieht sie nahe zu sich und hält ihre Schulter fest umarmt.
Auch wenn sie die nächsten paar Minuten still und schweigsam nebeneinander hergehen, fühlen doch beide die grosse gegenseitige Zuneigung.
"verletzlich bleiben und sich dieser Verletzlichkeit nicht schämen" "sich einander sicher sein" "lieben und verzeihen ist ein und dasselbe" ... es sind grundsätzliche Dinge die sie später angeregt austauschen.

Seit kurzem scheint für Tiegerli alles wieder im Lot: das Paar hat sich versöhnt und strahlt Zufriedenheit und Liebe aus. Auch Tigerli wird wieder besser behandelt und sogar die Grünpflanzen auf dem Fenstersims schienen aufzuatmen. Die Atmosphäre hat sich geläutert und neue Energien freigesetzt.

Sie hält eine typische Frauenzeitschrift in den Händen. "Schau mal, das hat mir meine Freundin in den Briefkasten geschoben. Den Artikel hier soll ich lesen:

"In Deutschland wurden letztes Jahr 1,6% mehr Ehen geschieden als im Vorjahr. Tendenz stetig steigend. Der Grund für diese Entwicklung liegt laut psychologischen Analysen in der "überzogenen Glückserwartung beider Partner".
Partner, die diese Erwartungen nicht bestätigt finden, werfen oft viel zu schnell das Handtuch. Sie wissen nicht, dass dauerhaftes Glück einem nicht (nur) durch andere beschert wird, sondern vor allem in einem selber ruht.
Auch in der heutigen Zeit scheint Treue noch zu den wichtigsten Grundlagen der Partnerschaft zu gehören. Warum sonst bräche für viele die Welt zusammen, wenn der Partner sich - ausnahmsweise und weil die Gelegenheit grad so gut war - auswärts amüsiert? Er/sie gehört dir nicht mit Haut und Haaren!
Natürlich gibt es gute Gründe, eine Beziehung ohne weiteres Nachdenken umgehend zu beenden. Diese erfüllen jedoch alle einen strafrechtlichen Tatbestand.
Für andere Krisensituationen bestehen bewährte Rezepte, eines davon ist "Reden miteinander". In der Regel können Frauen dies besser und vor allem länger als Männer, weswegen er ihr um zwei Uhr in der Nacht erbost den Rücken kehrt und schläft. Am nächsten Tag sitzt er dann missgelaunt beim Frühstück und die Krise geht weiter. Darum mein Ratschlag an sie:

führe Krisengespräche nie nach 23.00 Uhr (und nicht während der Fussball-Übertragung), und an ihn:
schenke ihr mindestens zwei Stunden volle Aufmerksamkeit, wenn sie eine Krise besprechen möchte.

Hat der Alltag deine Beziehung schon völlig unterwandert und du überlegst, ob du das sinkende Schiff verlassen sollst, kann ich noch diese rein analytische Methode empfehlen:
Nimm ein grosses Blatt Papier und teile es in zwei Spalten. In die eine Spalte schreibst du ALLE Vorzüge eurer Beziehung, in die andere alle Nachteile. Nimm dir Zeit, dieser Vorgang kann ruhig mehrere Tage in Anspruch nehmen. Bist du sicher, dass du ALLE Vorzüge notiert hast? Dann gewichte die einzelnen Punkte nach einer mindestens dreiteiligen Skala. Jetzt kannst du zusammenzählen.

Aha, die Vorzüge haben eine deutlich höhere Punktzahl, WO LIEGT DAS PROBLEM?
Vor- und Nachteile halten sich in etwa die Waage - AUF IN DEN KAMPF!
Die Nachteile überwiegen deutlich - AUF ZU NEUEN UFERN!"

"Gute Tipps. Sicher gibt es auch bei uns wieder Momente in denen wir darauf zurückgreifen können. Doch vorläufig ... " sie küssen sich zärtlich ... "vorläufig geniessen wir den Augenblick."

Tigerli hört auf zu schnurren und verfällt in einen mit wunderbaren Träumen gefüllten Schlaf.



DAS SOMMERFEST

the story sechster Teil


Autoren: jackymaeder, auchsonestory, story 1, storybook, storyface, storyjoker, storylady, NARR_ator, Biene 20, story spelling

Der zweite Anlauf ?

A lles wird weich in der Hitze des Sommers !

S orgen lösen sich in Wohlgefallen auf !


S ommer oh Sommer, nie ohne dich !

O rgien nach Sitte der Vorfahren !

M omente und Zeit die Gedanken zu sortieren !

M ücken, Bienen und Wespen erobern Süssigkeiten !

E lement Feuer, die Kraft des Universums !

R ieche das verkohlende Holz ...

F euer wirft warmes Licht auf die Gesichter !

E rfahr den Zauber der Nacht unter Sternen ...

S onntag Morgen, die Asche noch glühend ...

T igerli hat sich längst verkrochen !


Dass es diese Idylle wirklich gibt! Die Beiden sitzen ganz entspannt im Wohnzimmer. Leise Musik im Hintergrund. Er nimmt die Sofaecke ein, die langen Beine, mit den baren, bei den Knöcheln überkreuzten Füsse, liegen auf dem Hocker. An seine Brust geschmiegt sitzt sie der Länge nach im Sofa. Sie plaudern. Das halbe Leben möchten sie voreinander ausbreiten. Selbst Kleinigkeiten werden plötzlich wichtig. Sie vergleichen Daten, suchen nach Plätzen die sie beide kennen, fragen sich welche Bekannten sie gemeinsam kennen. Auf einmal ist er da, der Gedanke an ein grosses Sommerfest. Er wehrt energisch ab, berichtet von fürchterlichen Erfahrungen:

''es sind schon ein paar Jahre her, da hat ein Kollege uns zu einem Fest etwa so eingeladen:
Das Sommerfest soll am Flüsschen rund 3 km von unserem Ort entfernt über die Bühne gehen. Wir besammeln uns um 14 Uhr bei der Brücke neben der Postautostation ''am Bach''. Man kann mit dem Fahrrad oder dem Poschi anreisen. Bitte vergesst Eure Badesachen nicht. Im Rahmen einer Schnitzeljagd mit 6 Zwischenstationen suchen wir den Festplatz. Dieser ist sehr gut zu finden, denn es wird dort, nahe am Fluss, bereits ein grosses Feuer brennen. Uebrigens: die/der Schnitzelbanksieger/in kriegt das Brätelfleisch geschenkt und wird garantiert nicht Hungers sterben müssen. Die/der Letzte wird mir die Last der Feuerhut zumindest bis Mitternacht abnehmen. Sofort nach der Schnitzeljagd richten wir unser Lager rund um das Feuer ein. Etwas unkonventionell ermitteln wir durch das Los, in welcher der drei Gruppen die einzelnen Teilnehmer/-innen mitfeiern sollen. Es ist ganz klar, dass Kinder zusammen mit einem Elternteil in der selben Gruppe mitmachen. Was erwartet Euch auf unserem Festplatz? Das Flüsschen beschreibt hier einen grossen Bogen, und wir befinden uns eigentlich auf einer kleinen Halbinsel. Das Wasser ist kaum 1m tief und derzeit etwa 21° warm. Wir können uns also darin nach Herzenslust tummeln. Zudem sind einige Gesellschaftsspiele vorbereitet. Wir können dank der zahlreichen dickstämmigen Tannenbäume auch sehr gut ''Versteckis'' spielen. Die Erwachsenen können also auch mitmachen, und sie werden sich dabei bestimmt mit Freude an ihre Jugendjahre zurück erinnern. Nach dem Eindunkeln bräteln wir unser Fleisch und machen mit den mitgebrachten Sachen ein herrliches Picknic unter dem sternenklaren Sommernachtshimmel. Für genügend Wein und Mineral ist gesorgt. Wenn alle begeistert mitmachen, dann kann unser Sommerfest bis in die frühen Morgenstunden andauern. Wisst Ihr, dass das erste Postauto um 5.45 Uhr fährt? Es macht mir richtig Spass, Euch durch diese schönen Stunden führen zu dürfen.'''
Er holt nochmals tief Luft.

''Was dann folgte entsprach nicht ganz unseren Vorstellungen:

ein Sommer wie wir ihn von früher her kennen. Warm, ja heiss bis spät abends, nicht nur am Feuer, auf dem die Würste bruzeln. Am August-Himmel leuchten die Sterne hell und klar. Kaum ein Lüftchen weht. Doch gegen Mitternacht ziehen dunkle, schwere Gewitterwolken auf. In der Ferne grollt Donner. Die Aengstlichen zählen die Sekunden zwischen Blitz und Donner und versuchen zu rechnen. Echt schwierig nach all dem süssen Wein. Da - plötzlich ein heller Schein, nur wenige Meter neben dem Rund in dem wir sitzen und praktisch gleichzeitig ein öhrenbetäubender Knall. Die hohe Tanne, die uns den ganzen Abend Schutz bot, brennt lichterloh. Lautes Geschrei durchdringt die Stille. Sind wir noch alle heil? Niemand übernimmt das Kommando, alle springen einfach weg, in alle Richtungen. Erst am andern Tag rufen sich die Freunde gegenseitig an und stellen fest, dass alle noch eimal davon gekommen sind.
Überhaupt so eine art Pfaditreffen mit albernen Spielen, dabei sein von Hund und Katzen, liegt mir gar nicht!''
Hm. Sie hört aufmerksam zu. Sie will nicht drängen, hat aber gute Argumente so einen Treff zu befürworten.
Nur mit ganz viel Mühe wird sie ihn überreden können. So wie er sich noch sträubt. na ja, sie konnte ihn ja gut verstehen. All das Erlebte zeigt seine Wirkung. Kommt hinzu, dass ihr ganzes, längst vertrautes Umfeld würde anwesend sein und er hatte noch niemanden davon kennen gelernt! Dann musste ihr ihre beste Freundin auch noch einen Strich durch die Rechnung machen. Sie hasst Partys und wird einfach nicht auftauchen, wo er doch so froh wäre, wenigstens jemanden der ganzen Truppe schon vorher zu kennen. Na ja hoffentlich würde ihr Bruder seinen Humor spielen lassen und dann würde sich ihr Liebling sicher wohl fühlen.

Sie muss kichern. "Du, mein Bruder stellte uns seine Liebste auch bei einer Gartenparty vor. Die beiden lieferten ein echtes Cabaret!"

Sie ist aufgestanden und nestelt in der Kommode herum. Da hält sie zwei farbig beschriebene Blätter in der Hand.

"Schau, zur Erinnerung hat mir Lisa diesen Sketche mal überlassen:
Vor der Party
"Sag mal, Schatz - wer ist diese 'Belinda' auf Deiner Gästeliste?"
""Aaach - das ist eine Ex, ich habe gedacht, ich lade sie zu unserer Sommerparty ein."
""Ach ja?!? Von der hast du mir noch gar nie was erzählt..."
"""Aber du hast ja Felix und Stefan auch eingeladen... Kein Grund zur Eifersucht also..."
""Kein Grund?! Du weisst wenigstens, wer meine Exen sind!..."
Während der Party:
""Könntest du dich bitte auch etwas um unsere Gäste kümmern?"
"""Höh? Das mach' ich doch schon die ganze Zeit!"
""Ja. Du kümmerst dich absolut rührend um deine Exfreundinnen..."
Nach der Party:
""Musst du eigentlich so viel trinken?"
"""Ich habe doch gar nicht viel getrunken!"
""Felix ist aufgefallen, dass du bei jeder Runde durch den Garten einen neuen Drink in der Hand hattest."
"""Ach ja? Und mir sind die schönen Augen aufgefallen, die er dir gemacht hat. Er hat sich
verabschiedet, als ob du ihm gehörtest..."
""Ach was! Er kümmert sich einfach um mich!"
"""'Kümmern' sagst du dem..."
""Und dann erst deine Belinda? Dieser Ausschnitt... Wo arbeitet die eigentlich??"
"""Wenigstens hat sie was zu zeigen... Hihi."
"Was heisst 'wenigstens'? Passt dir etwas nicht an meinem Busen?"
"""...bitte keine Szene jetzt..."
"Ich mache eine Szene, wenn ich will!"
Es war die letzte Sommerparty unseres Paars.

das Eis war gebrochen, ein äusserst amüsanter Sommerabend folgte, mit kichernden Gästen, die sich zwischendurch mit selbsterlebten Zwistigkeiten geoutet haben."

"für Lisa und deinen Bruder und deren Bekanntenkreis mag das ja gut gewesen sein. Aber bitte verschon mich wirklich vor so einem Fest! - Bitte!"
"Ach Schatz, es ist wohl meistens so, dass die erste Einladung für einen derartigen Anlass über uns Frauen erfolgen. Mir ist bewusst, dass du möglicherweise weniger gern eine solche Einladung annehmen willst. Um ehrlich zu sein: ich möchte gerne darstellen, dass unsere neue Beziehung passt."
"Das ist es ja gerade! Ich möchte uns als Paar nicht derart ausgestellt wissen! Stell dir nur schon folgendes Szenario vor:

Ich bin gewillt, eine gute Figur zu machen. Mir ist bewusst, dass ich beobachtet und unter den unterschiedlichsten Akzenten beleuchtet werde. Du kennst wahrscheinlich mehr Gäste. Du wirst nicht immer da sein und ich frage mich wo du nur wieder bist? wahrscheinlich nur mal schnell auf dem Klo oder so, aber mir wird so unwohl mit so vielen fremden Menschen, dass ich am liebsten gehen würde. Aber ich hatte es ja versprochen. ah da kommst du schon. nein, unterwegs triffst du auf jemanden und beginnst ein Gespräch. Gut, dann würde ich mir eben was zu trinken holen. Auswahl gibt es ja wirklich genug. Ich genehmige mir ein kleines Glas Wein, wer weiss, vielleicht sähen es deine Verwandten nicht gern, wenn ich zuviel trinke. Da kommt eine ältere Frau auf mich zu, du hast sie mir anfangs kurz vorgestellt. Aber ist sie nun deine Mutter oder deine Tante?
Die Beiden sehen sich so ähnlich, dass es mir nicht möglich ist, sie richtig einzuordnen. Sie beginnt das Gespräch mit einer Frage die ich nicht gleich verstehe. Lapsus Nummer eins! Wieviele würden wohl noch passieren heute Abend? Wo er ihre Tochter denn kennen gelernt habe? wiederholte sie die Frage. Also ich weiss jetzt: es die Mutter. Breitwillig erzähle ich ihr die Geschichte. Kaum zu ende, überraschte sie mich mit einer Frage, die mich beinahe schockiert. Familiennachwuchs? Wie kann sie in diesem frühen Beziehungsstadium schon danach fragen? Was soll er bloss antworten?..."
Er grinst sie spitzbübisch an: "Du siehst Liebling, in so kurlige Situationen kann mich das alberne Sommerfest bringen ..." er zieht sie noch näher an sich, drückt ihr ein Küsschen auf die Wange und sagt dann: ".. unter solchem mütterlichem Erwartungsdruck ist mein Reissaus wohl schon vorprogrammiert!"
Sie schaut wie gebannt auf seine Füsse. Langgliedrig, sehnig und wohlgeformt sind sie. Zu sehen wie sie so nackt durch die Wohnung spazieren , mag sie überaus! Überrascht von der Vollkommenheit und Geschmeidigkeit in der sie sich bewegen! Jetzt hingegen, indem er Ausflüchte sucht um die Sommerfestidee abzuwenden, zappeln seine Füsse!

Auch sie kichert:

"ich höre wie Mutter fragt: und wann wollt Ihr mit der Familienplanung beginnen?' sehe wie du erstarrst. An so was hast du sicher noch keinen Augenblick gedacht. Und wie ich dazu stehe, weißt du auch nicht. Indessen sieht dich Mutter erwartungsvoll an. "Ich glaube, das ist noch zu früh", wirst du antworten. "Aber du weißt, meine Tochter ist nicht mehr die jüngste." Wird sie sagen und nervös an ihrer Zigarette ziehen. "Und ich würde doch sooooo gerne endlich Grossmutter werden", wird sie ergänzen und demonstrativ ihre erst halb gerauchte Zigarette ausdrücken. Während du dir noch Gedanken machen wirst wie du um Himmels Willen darauf reagieren sollst, nähere ich mich mit strahlendem Gesicht und zwei gefüllten Bowle-Gläsern in den Händen. "Na, unterhaltet Ihr euch gut ?" ich drücke dir ein Glas in die Hand, währenddem sich Mutter eine neue Zigarette anzündete. "Deine Mutter hat nach der Familienplanung gefragt", sagst du und hoffst, so gleich meine Meinung dazu zu erfahren. Aber glaub mir, meine Miene verfinstert sich. "Mama", rufe ich verärgert, "hör auf damit ! Nicht wieder dieses Thema. Das hatten wir doch schon zu genüge !" ich werde mich umdrehen und euch beide stehen lassen. Mutter wird wie üblich ein kurzes "Entschuldige mich" stammeln, sich ebenfalls ab wenden und ihr Cognacglas in einem Zug leeren."
 
Die Beiden kriegen kaum Atem vor Lachen und Gekicher. "mit solchen Vorstellungen im Kopf, kann ich wirklich kein Sommerfest organisieren!" Sie schnappt wieder nach Luft.
"Komm lass uns halt eine kleine Party veranstalten: von nichts zu wenig oder zuviel! Keine Extrempositionen! Alle Gäste möglichst gleich beachten! Nichts zu lange, nichts zu eilig!

Das einzige Risiko dabei ist, dass einzelne auf den Gedanken kommen könnten, wir seien etwas langweilig!"

"Langweilig? Ja, eine lange Weile miteinander leben!" es wird still zwischen ihnen. Sie malt feine Kringel auf seinen Hemd, er streicht ihr das Haar aus dem Gesicht, und weiss, dass noch mancher kleine Zwist mit ganz viel Humor überstanden sein will. " Wie lange dauert die Weile?"
"Apropos Party, komm schau, auf "cyberhelvetia" hat sich jemand zur Party spezielle Gedanken gemacht" er zieht sie mit zu seinem Laptop, öffnet den internet Explorer und tritt mit seinem Passwort in seine "community" ein. "da steht es in der Press:
...und mir fällt absolut gar nichts ein! ausser vielleicht: Party. das Geraschel von Kleidern, das Gelächter von Menschen, zu schweres Parfüm, für diese laue Sommernacht. Klingendes Kristallglas, säuerlicher Duft von Sekt, Rauch liegt in der Luft. betriebsames Gewusel, das summen der Gespräche, Duft von Gegrilltem, wo man doch längst satt ist.
 
Langeweile. man hält sich krampfhaft am glas fest, der einzige grund, warum man noch durchhält...mit wem unterhält sich bloss der Partner so lang? ob das Blondhaar echt ist? ob er ihr in den ausschnitt starrt? ob es auffällt wenn ich hin geh' und ihn dort wegzieh'? warum will der Nachbar ausgerechnet jetzt mit mir reden? ...'
verstehst du? Mir sagen solche Sachen überhaupt nicht zu! Treffen mit Freunden, Abendessen mit Verwandten, gemütliches Beieinandersein, das schon. Aber um Himmels Willen weder Sommerfeste, Partys noch sonst so riesen Trara!"
Füsse - Füsse die gefallen! unglaublich. Die sollen noch lange nackt durch ihre Wohnung tappen! Dafür verzichtet sie sogar auf ein Sommerfest!
einige Wochen später

Sie freut sich unglaublich fest! Endlich ist es so weit! Sie würde heute Abend all seine Freunde kennen lernen. Sein Geburtstagsfest! Sie steht vor dem Spiegel und macht sich schön! Mit behutsamen Bewegungen bringt sie das Haar in Form, zupfte die Kleidung zurecht und findet sich richtig hübsch. Sie trägt ein schöner schwarzer, enganliegender Rock mit langem Schlitz bis zum Oberschenkel. Eigentlich zu gewagt für ein Geburtstagsfest, aber sie will ja, dass seine Freunde sie gut mögen und er soll seine Augen nicht mehr von ihr abwenden können. Zur selben Zeit ist das Fest bei sich zu Hause schon voll im gange. Immer öfters schaut er auf die Uhr und fragt sich, wann sie wohl kommen wird. Die Freunde wissen immer noch nichts von ihr. Es soll so zu sagen ein Überraschungsgeschenk für sich selbst sein! Doch wann wird sie wohl auftauchen?

Sie setzt sich ins Auto und fährt los! Sie fühlt sich richtig nervös, wie eine 15 Jährige vor ihrem ersten Date. Da muss sie hindurch.

Endlich da! Sie steigt aus, läuft durch das Gartentor. Sie hört die Musik und die Stimmen schon um den Ecken schwappen.

Plötzlich torkelt ein junger Mann auf sie zu und packt sie am Arm! Er zerrt sie mit zu den anderen um die Ecke und schreit in aller Lautstärke: "Hey Jungs, die bestellte Stripperin für unser Geburtstagskind ist da"!
Ach du grüne Neune, was soll denn das? Er und sie starren sich völlig schockiert an und er versucht zu erklären, was aber gar nicht so einfach ist bei dem Freudengejohle! Sie schaut ihn mit riesigen Augen, ganz verschüchtert an. So hatte sie sich den Empfang nicht vorgestellt. Sie wollte einfach nur noch runter von diesem Tisch und sich in seine Arme schmiegen. Wieso tut er verdammt noch mal nichts?

Er kämpft sich nach vorne durch und alle lachen ihn mit einer gewissen Vorfreude an. Einige klopfen ihm aufmunternd auf die Schultern. Er steht vor dem Tisch, klettert mühsam hinauf, nimmt sie von der Seite her in den Arm und fängt an zu erklären: "Jungs, das ist meine neue Freundin. Unglaublich, dass ihr sie für eine Stripperin gehalten habt, aber die sind scheinbar ja immer die schönsten Frauen. Somit können wir es sicher als Kompliment sehen, oder Schatz? Unter anderem auch ein danke für die Stripperin, die noch nicht hier ist. Wie es sich für gute Kollegen gehört, habt ihr auch an meinen Hormonstau gedacht. Vielen herzlichen Dank und bitte, stellt euch doch nachher, nach und nach meiner Freundin grad selber vor! Ihr nehmt ihr mir damit viel Arbeit ab!"
Und auf einmal fängt sie laut zu lachen. Ein riesen Lachkrampf bahnt sich an. Alle stimmen in ihr Gelächter ein, Es wird doch noch ein lustiger gemütlicher Abend! Welche ein Einstand in seine Kollegenkreis!
unter diesen besonderen Umständen stimmt er später ihrem Wunsch nach einer richtigen Herbstparty, mit Freunden, Verwandten, Kind und Kegel, zu! ... und es wird nicht die letzte dieser Art gewesen sein ....
Ein wunderbares Rezept für gegrillte Party-Zwiebeln unserer Autorin Storybook findet ihr in "Leidenschaften"!



ZU SICH SELBER STEHEN
the story siebter Teil

Autoren dieser Story - folge sind: NARR_ator, zibule, Biene20, storyjoker, storylady, Umakirae, jackymaeder, story1, storyface

Nachts im Bett
''Duuu...''
''Ja, Schatz?''
''Stinkt es dir eigentlich nicht, in zwei Wohnungen zu leben? Entweder sind wir bei mir und du bist Gast, oder umgekehrt.''
''Hmm... ja, doch, das hat schon etwas. Aber was willst du dagegen unternehmen?''
''Äääh... hast du eigentlich noch nie daran gedacht, mit mir zusammenzuziehen?''
''Hmmm... doch, schon. Aber ich habe ein bisschen Angst davor...dass es nicht funktionieren könnte.''
''Und dabei sagst du doch immer, Wer nichts wagt, gewinnt nichts!''
''Also gut. Meinst du, wir finden eine Wohnung?''

Sie haben sich gefunden - sie wollen gemeinsam das Leben geniessen. Die gemeinsame Wohnung war ein weiterer Schritt in diese Richtung.

Das Wochenende naht: was wollen wir unternehmen ?

''Schönes Wetter wurde angesagt, wie wärs wenn wir zusammen per Bike die nähere Umgebung entdecken würden? Ich habe mir kürzlich ein Mountain Bike gekauft, es würde mich freuen, mit dir einen Ausflug zu unternehmen!''

Die Antwort tönt etwas skeptisch: ''Biken ? - Das habe ich schon lange nicht mehr getan. Aber im Keller muss noch ein alter Stahlesel stehen - mal schauen wie er aussieht. Eine Velovignette habe ich jedenfalls nicht! Im übrigen bin ich Kunstfreund und Interesse mich für die vielfältigen Ausdrucksarten der Künstler jeden Alters, aus nah und fern. Eigentlich hatte ich vorgesehen, die neueste Ausstellung im Kunstmuseum zu besuchen. Kommst du mit mir?''

''Ja, ich komme, ich will doch mit dir zusammen sein! Von Kunst verstehe ich zwar nichts, aber wenn du mir die Werke erklärst… Ich hol mal meine Velokarte - vielleicht könnten wir ja per Zweirad zum Kunstmuseum radeln ?''

Tatsächlich finden sie einen Parcours, wie man auf Neben- und Velowegen am besten zum Kunstmuseum gelangt. Er kauft sich auf der Post eine Velovignette, pumpt die Reifen voll, prüft die Bremsen und fährt mit seinem Rad, fröhlich klingelnd, bei seiner Freundin vor.

Der Ausflug und der Museumsbesuch hat beiden neue Welten eröffnet. Zwar spürt er abends seinen Allerwertesten und sie hat einen schmerzenden Rücken vom Trippeln von einem Bild zum andern. Aber sie sind zufrieden: sie haben erfahren dass es möglich ist, die Interessen von zwei Individuen unter einen Hut zu bringen und planen schon das nächste Wochenende….

4 Monate später, in der gemeinsamen Wohnung
''Duuu...''
''Was?''
'' Du bist so grummlig in letzter Zeit, du sprichst kaum noch mit mir.''
''Quatsch.''

Doch was ist es denn? Es kommt langsam und schleichend wie eine Krankheit über sie. An einem Abend fasst sie den Entschluss ihn zu fragen was los ist.

"Ich habe das Gefühl, etwas bedrückt dich."
"Nein, nichts ist."
"Ach was, komm - ich kenn dich doch!"
"Also gut. Mir fällt die Decke auf den Kopf. Jeden Abend zu Hause, jeden Abend 'Trautes Heim Glück Allein - das halt ich echt nicht aus!"
"Aber du hast ja deine 'Herrenabende'..."
"Schon. Aber immer bist du da, wenn ich heimkomme..."
"Und? Das gehört zum Zusammenwohnen!"
"Wenn ich wenigstens ein Zimmer für mich allein hätte!"
"Wenns nur das ist, Schatz!"
"...Wirklich?!?"
"Aber ja!"

Neben den Efeu setzt sie blühenden Herbstflor in die Balkonkistchen. Hier und dort zupft sie noch etwas zurecht, presst mit den Fingerrücken und regelmässigen Bewegungen die frische Erde fest, giesst mit der kleinen Kanne ganz sorgfältig an. Mit einem kleinen, hörbaren Aufschnaufen, nimmt sie einen Schritt zurück und betrachtet mit strahlendem Gesicht das kleine Wunderwerk. "Du bist ganz in deinem Element!" erst jetzt bemerkt sie, wie er sie mit verschmitztem aber wohlwollendem Lächeln ansieht. Sie schlingt den freien Arm um seinen Nacken, schenkt ihm ein leises Küsschen: "meinst du? So einwenig krätteln und in der Erde kraueln sind schon Tätigkeiten die mir passen und die meine Gedanken in Schwung bringen!" sie zieht einen Stuhl ans Bistrotischchen und setzt sich zu ihm.

"Seit wir zusammen wohnen und den ganzen Haushaltskram gemeinsam erledigen, bleibt mir mehr Zeit für Wesentliches!" "Sind solche Sachen für dich wirklich Wesentlich?" "ja, auch!" "Auch?" "jaa" jedes in seine eigenen Gedanken versunken, sitzen sie eine weile still da.

Er:
sie hat sich verändert in letzter Zeit, ist viel häuslicher geworden. Mit Liebe und Hingabe haushaltet und werkelt sie im Haus herum. Fast jeden Wunsch will sie mir erfüllen. Wo bleiben all die abendlichen ellenlangen Telefongespräche, wo die ausgelassenen, zugegeben manchmal aus törichten und komischen, Treffs mit ihren Kolleginnen? Wann war sie zum letzten Mal beim Ausdruckstanz. Wo um Himmelswillen sind ihre ganzen Malutensilien hin verschwunden? Mensch, die Frau gibt sich auf für mich! Neeeiiin - das darf nicht sein! Wir müssen reden! Doch der jetzige Moment ist zu schön da zu.

Sie:
Was ist nur los mit ihm? Nur noch selten sitzen wir gemeinsam auf dem Balkon und geniessen den Abend. Seine Arbeit frisst ihn fast auf. Zudem sitzt er danach sehr oft noch bei einem Bier in der Kneipe nebenan. Gemeinsame Nachtessen das schon und auch das Liebhaben kommt nicht zu kurz. Aber Sportveranstaltungen sind ihm plötzlich so wichtig. Mit den Kameraden dort verbringt er enorm viel Zeit. Müssen denn Vereinsaktivitäten immer von ihm organisiert werden? Wir müssen reden! Nicht gerade jetzt, der Moment ist viel zu schön dazu.

Die Herbstsonne scheint wohltuend und wärmend auf die beiden. Das weisse, vor ihm liegende, Schreibblatt blendet. Sie muss es nahe zu sich heran ziehen um die spielerische, fast wie Hieroglyphen wirkende, senkrechte Buchstabenreihe lesen zu können: " ZU SICH SELBER STEHEN" sie liest das Sätzchen noch ein zweites mal. Sie schaut ihn fragend an. "hm, das wird so eine art persönliches Brainstorming. Wichtige Kernaussagen setze ich in solche verspielte Letter, um mir dazu gezielte Gedanken zu machen." "oh, geht es dabei um uns? Da helfe ich natürlich gerne mit!" Sie stecken ihre Köpfe zusammen und machen sich an die arbeit. Es wird geschmunzelt, heftig diskutiert, manchmal tönt es fast zänkisch, zum Schluss sind sie aber zufrieden mit ihrer Arbeit!

Z wie Zweisamkeit auf die Probe gestellt
U wie Unterschiede werden herausgeschält

S wie Seht euch vor
I wie Im Detail liegt der Haken
C wie Chnoble und verhandeln
H wie Habt trotzdem Respekt

S wie Selbstverwirklichung
E wie Eigenverantwortung die nicht nur ein Wort sein soll
L wie Lebe deine Marotten
B wie Bewahre die Macht der Einzigartigkeit
E wie Eigene Grenzen sind abzustecken
R wie Rituale und Automatismen des Alltags vermeiden

S wie Strebt nach Gesprächen
T wie Tabus sind vernichtend
E wie Erfahrungen vermitteln
H wie Hilfe nicht ablehnen
E wie Ein jeder in seiner Haut
N wie Nie Aerger im Hause angestaut..

"Aber mit deiner Definition von Freiraum kann ich mich nicht so zufrieden geben!"
"Warum denn? Künstliche Freiräume können nicht gesund sein. Wenn du erwähnen musst, zu wenig Zeit für dich selbst zuhaben, fragt sich's bereits einmal: was stimmt hier nicht? ein solcher Freiraum kann nicht gut sein. Es entfremdet, entfernt. Wir lösen uns von einander stück für stück jeden tag ein bisschen mehr - ohne dass wir's merken. Plötzlich stellen wir fest, dass die Freiheit, die einen wieder näher zueinander bringen soll, einen auseinander gebracht hat. Auf einmal lebt jeder seinen eigenen Weg, mag nicht mehr davon abweichen, nicht mehr die Kompromisse eingehen, die es für eine Beziehung braucht. Manchmal ist es nicht die Ferne, die man braucht, sondern die Nähe..."
"Ja aber zum Beispiel deine Sportart, sie gefällt mir nicht besonders. Ich habe einfach zu wenig Interesse daran, dich als Zuschauerin zu begleiten."
"Das erwarte ich doch gar nicht von dir. Konzentriere dich auf dein Training, deine Einsatzzeiten und Ansprüche deiner sportlichen Tätigkeit."
"Deine Hobbys gefallen mir zwar (fast) alle, aber sie nehmen dir und uns zu viel Zeit weg. Du solltest unsere Beziehung wichtiger nehmen und deine Freizeitaktivitäten schlanker gestalten."
 
"... ?" vorerst beredtes Schweigen, dann bricht es aber los:"... und deine berufliche Karriere und all deine Klienten sind zwar wichtig für dich und vielleicht auch für unsere Zukunft, es läuft jedoch auch zu viel auf Kosten unserer persönlicher Gespräche."
"Keine Liebe erträgt das ständige Beisammensein. Jeder braucht seinen eigenen Freiraum, über den er verfügen kann und für den er keine Rechenschaft ablegen muss. Ich brauche Zeit, um allein zu sein, um aufzutanken oder auszuspannen, um abzuschalten oder um mich inspirieren zu lassen. Nur so kann ich mich jeden Tag aufs Neue an unserer Liebe erfreuen und sie pflegen. Ohne dein Vertrauen hat unsere Liebe keine Zukunft, denn es ist die wichtigste Voraussetzung. Ich liebe dich und vertraue dir. Deine Eifersucht zeigt mir, dass du mir nicht vertraust. Bekämpfe sie, damit sie unsere Liebe nicht zerstört."
"Aaber du nimmst dir dabei nicht einmal mehr Zeit, unseren Bekannten- und Freundeskreis zu pflegen."
"Ich denke, das sei hauptsächlich dein Ressort - das machst du ja vorbildlich!"
"... ?" diesmal ein erstauntes Schweigen gefolgt von glucksendem Lachen "Komm, es ist noch nicht zu spät. Wir versuchen eine gemeinsame Planung, wie wir Familie, Beruf, Freizeit gestalten wollen. So können wir beide zu uns selber stehen!"

Das Zusammenleben erweist sich in der Praxis als äusserst anspruchsvoll. Nicht immer benötigen Beide gleich viel Spielraum, doch darin liegt ja die Krux, weil Missverständnisse unweigerlich auftreten. So scheint es wichtig, eine Aufgabenteilung vorzunehmen, bei der niemand die verdammte Zwei am Rücken hat. Neben der Aufgabenplanung sollte auch das Thema "Freiräume" klar geordnet werden. Gehen wir nur zusammen in den Ausgang oder liegt es drin, dass wir das bisweilen auch getrennt tun? Wenn die Regelung für Beide stimmt, dann hat die Beziehung Zukunftschancen und das Wort "Liebe" kann ruhig in den Mund genommen werden. Auf der Basis klarer Regelungen (letztlich auch solcher finanzieller Art) wächst aus Zuneigung Vertrauen, daraus Liebe. Gegenseitiges Vertrauen wird noch vertieft. Er stellt sich die Frage: bin ich etwa eifersüchtig? Will ich etwa deshalb meiner Partnerin nicht zu viel Freiraum gewähren, während ich mir doch ziemlich alle Freiheiten einfach so nehme? Er merkt schnell, dass es so auf die Dauer nicht gehen kann. Übers Wochenende haben die Beiden versucht, sich klar zu werden, wie viel Freiraum ein Jedes braucht. Ohne Überraschung haben sie dann festgestellt, dass s i e weniger, e r mehr braucht. Werden sie es schaffen, Regeln aufzustellen, an die zu halten sie bereit sind? Beide sind nach dieser offenen und ehrlichen Beziehungsarbeit entschlossen, bewusst an ihrer Verbindung weiterzuarbeiten, weil sie sich darin gut aufgehoben fühlen.

Jede Minute, in der sie mit ihm zusammen ist, geniesst sie. Und jede Minute ohne ihn erscheint ihr trostlos und leer. Sie vernachlässigt weiterhin den Kontakt mit ihren Kolleginnen, ja sogar für ihre beste Freundin hat sie keine Zeit mehr. Die Aerobic-Stunden finden fortan ohne sie statt und der regelmässige Besuch des Cafés um die Ecke nach der Arbeit fällt ebenfalls aus. Sie denkt in ihrer Freienzeit nur noch an ihn und will nur noch mit ihm zusammen sein. Dieses ständige Beisammensein belastet ihn jedoch, denn er möchte seine Hobbies ihretwegen nicht aufgeben und seine Kollegen nicht verstossen. Er liebt sie über alles. Aber diese Enge nehmen ihm die Luft zum Atmen.

Drei Wochen später:
"Duuu..."
"Was?"
"Ich halt das nicht aus. Die ganze Zeit hockst du in deinem Zimmer und hockst am Computer."
"Und?"
"Ich ersticke hier drin. Ich brauche Luft!"
"Dann mach das Fenster auf..."
"Ich meine es ernst. Ich habe heute eine Zweizimmerwohnung für mich allein angeschaut."
"Du willst ausziehen??!"
"Ich muss einfach meine Freiräume haben, sonst geht die Beziehung kaputt."
"Du meinst, wenn du ausziehst, geht sie nicht kaputt?"
"Weiss ich nicht."
"Hä? Zuerst wolltest du mit mir zusammenziehen, und jetzt willst du eine eigene Wohnung...?"
"Um unsere Beziehung zu retten."
"Und wenn ich nicht einverstanden bin, dass du wieder eine eigene Wohnung nimmst?"
"Dann geht unsere Beziehung sicher kaputt."
"Das ist doch Erpressung!"
"Nein. Oder ja, wenn du meinst. Aber so ist halt das Leben."
"Also echt, ich verstehe dich nicht."
"Hast du das schon jemals??"

Heisst das: lebe dein eigenes Leben weiter? Zusammen sein heisst nicht auch zusammen das ganze Leben teilen. Sie lehnt sich erschreckt zurück und ihr treten Tränen in die Augen. Alles was sie für Ihn getan hatte war umsonst! Die ganzen Nächte, in denen sie sich nach ihm verzehrt hatte, die kleinen Briefchen, die Liebesgeständnisse, waren die denn alle falsch und nicht richtig? Es dreht sich alles in ihrem Kopf und sie hat das Gefühl Ohnmächtig zu werden. Und dann, von einer Sekunde auf die nächste spürt sie, wie sich eine Schutzmauer um sie aufgebaut hat. Sie kann ihn nicht mehr an sich ran lassen. Sie versuchen darüber zu reden, aber sie kann sich nicht mehr darauf konzentrieren. Ist das, das ENDE???

"Du komm, wir machen doch einen Spaziergang zum Fluss. Es lässt sich so gut plaudern unterwegs."




WIE ES EUCH GEFÄLLT

the story achter teil


2002-10-24/14:11
storyjoker
---
''the story'' endet - mit einer der vielen möglichkeiten :

-- Variante 1 . --
T od durch feuerhaken
H iebe statt liebe
E eine geschichte war's wert !

-- Variante 2 .. --
S ie haben ihre liebe gefunden
T äglich brennt das feuer tiefer
O stwärts wandern sie ins paradies
R ötlich schimmert der himmel am horizont
Y es sagen beide ... ein leben lang !

-- Variante 3 ... --
E inmal ist keinmal .. schau dich von neuem um !
N atur .. die verflixte natur
D ilemma beginnt schon bald von neuem

--Variante 4 .... --
A merika verbietet die liebe weltweit ... ;-)


2002-10-24/14:15
NEULICH BEIM NACHTESSEN von NARR_ator

''Scha-hatz?''
''Ja-ha?''
''Haben Beziehungen überhaupt eine Chance?''
''??''
''Na, ich frage mich, ob Beziehungen wirklich funktionieren können - oder ob das nur ein Wunschtraum ist.''
''Hmm. Natürlich ist's ein Wunschtraum. Aber wo steht, dass Träume nicht in Erfüllung gehen können?''
''Das hast du jetzt aber schön gesagt!''
''Hehehe. Aber du hast schon Recht... Ich frage mich manchmal auch, ob das Konzept 'Beziehung' in der heutigen Zeit überhaupt lebensfähig ist.''
''Oha. Jetzt wirds philosophisch''
''Hehehe, keine Angst.... Aber schau doch mal ein paar hundert Jahre zurück - hast du das Gefühl, die Leute hätten damals von 'Beziehungen' gesprochen? Oder gar von 'Liebe'? Wohl kaum…''
''???''
''Dieser ganze romantische Beziehungs-Christbaumschmuck kam erst viel später. Früher haben die Leute geheiratet, weil sie allein nicht überlebensfähig waren. Oder es allein viel schwieriger gehabt hätten.''
''Und?''
''Und irgendwann vor 150 oder 200 Jahren kamen deutsche Romantik-Schwärmer und legten einer völlig pramgatischen Sache ein sehnsüchtiges Mäntelchen um.''
''Aha.''
''Ja eben. Und heute, da jeder problemlos - und manchmal auch einfacher! - allein überleben kann, sehnen wir uns nach Liebe, Beziehung und so. Aber wenn ich unsere Krächer von wegen Nähe und so anschaue, dann frage ich mich schon, ob 'Liebe' und 'Beziehung' genug Substanz für eine Partnerschaft ist. Noch so ein grässliches Wort....'' (kichert)
''Und was willst du mir damit sagen, Herr Alleswisser?''
''Ich will damit sagen, dass wir vielleicht versuchen sollten, die Sache ebenfalls pragmatisch anzugehen. Was ist denn so schlecht daran, wenn wir ein Paar sind, weil wir uns miteinander wohl fühlen? Weil wir uns mit unseren Stärken und Schwächen ergänzen? Weil es billiger ist, eine Wohnung zu zweit zu bewohnen, als zwei Wohnungen alleine? Weil es nicht halb so viel Spass macht, allein in die Ferien zu verreisen? Weil wir uns gegenseitig respektieren? Oder weil wir es im Bett gut haben zusammen?''
''Und wo bleibt die Liebe?''

"Tja, die gute alte Liebe.... Die macht das Ganze erst möglich. Aber Liebe allein trägt keine Beziehung über lange Zeit."
"Du Pessimist!"
"Nein, vielleicht eher Realist - Träumerin du!"
"Aber ich will träumen! Wenn ich meine Träume verliere, kannst du mich gleich mit dem Altglas entsorgen!" "Dann träum doch bittebitte wenigstens von Sachen, die uns nicht gegenseitig das Leben schwer machen - wie zum Beispiel von ewiger Liebe und solchem Mist!"
"Mist?!? Hast du denn keine Träume mehr?"
"Doch, schon."
"Aha. Zum Beispiel?"
(Druckst verlegen herum) "Na, zum Beispiel träume ich von uns zwei in einem hübschen Häuschen mit zwei..."
"Mit zwei was?"
(Druckst noch mehr) "He, zwei Kindern dänk..."
(Sie schweigt und wischt sich die Träne aus dem Auge)
"Fettnäpfchen?"
"Himmel, könntest du nicht für einmal aufhören, die schönsten Momente mit deinem Sarkasmus kaputt zu machen?"
"Pardon.... Könntest du es dir denn vorstellen, mit mir noch eine Zeitlang zu kutschieren? Ohne Erfolgsgarantie?"
"Ich liebe dich."
"Ich dich auch."
(Vorläufig sind sie noch zusammen und recht glücklich. Sie verlängern die Vorläufigkeit Tag für Tag. Bislang scheint dieses simple Rezept zu funktionieren.)


2002-10-24/14:17
DIE FRAGE von storybook

Sie bummeln Hand in Hand in Biel von einem Pavillon zum andern, stehen auch mal längere Zeit in einer Warteschlange, geduldig, lesen den Expoführer, tauschen Küsschen aus oder stärken sich mit einem Sandwich und Getränk. Es gibt so viel zu sehen! Ihr fällt auf, dass ihr Partner heute etwas aufgeregt ist und oft so schalkhaft lächelt. Da bleiben sie vor einer Programm-Anzeigetafel stehen, die aktuellen Wartezeiten vor dem Zugang zu den beliebtesten Ausstellungen defilieren vorbei, und da kommt, völlig unerwartet für Sie, eine Mitteilung in roten Grossbuchstaben: SUSANNE, ICH LIEBE DICH. WILLST DU MEINE FRAU WERDEN? LASS DEINE ANTWORT BEI SWISH IN DEN SEE GLEITEN! DEIN PETER. Die Worten blinken ein paar Mal, dann sind sie verschwunden, während Susanne verdutzt Peter in die Augen schaut. "Hast du das veranlasst"?? Peter nickt verlegen. "Und? Was haltest du davon"? - "Da hast du mich aber völlig überrascht. Ich glaube, du musst mir zuerst noch etwas Bedenkzeit geben. Gehen wir doch bei Cyberhelvetia.ch vorbei, ich weiss, dass es dort sehr bequeme Sofas gibt."

Sie finden ein Plätzchen in einem Relaxfauteuil und entspannen sich, ohne zu sprechen. Susanne schliesst die Augen und denkt an alles, was sie mit Peter schon erlebt und besprochen hat in letzter Zeit, ihre Gefühle für ihn, ihr stiller Wunsch, mit ihm das Leben fortan zu teilen. "Glaubst du, dass du meine gelegentliche schlechte Laune ertragen wirst"? fragt sie ihn leise. "Ich werde alles tun, damit du so wenig wie möglich Grund zu schlechter Laune haben wirst"! versichert er. "OK, überlassen wir den Sessel anderen Besuchern und gehen wir in den Pavillon nebenan", meint Susanne schliesslich.

Sie finden ein Plätzchen in einem Relaxfauteuil und entspannen sich, ohne zu sprechen. Susanne schliesst die Augen und denkt an alles, was sie mit Peter schon erlebt und besprochen hat in letzter Zeit, ihre Gefühle für ihn, ihr stiller Wunsch, mit ihm das Leben fortan zu teilen. "Glaubst du, dass du meine gelegentliche schlechte Laune ertragen wirst"? fragt sie ihn leise. "Ich werde alles tun, damit du so wenig wie möglich Grund zu schlechter Laune haben wirst"! versichert er. "OK, überlassen wir den Sessel anderen Besuchern und gehen wir in den Pavillon nebenan", meint Susanne schliesslich.

Eine halbe Stunde später stehen die beiden vor einer Tastatur. Suzanne beginnt zu tippen: "DEIN WUNSCH SOLL IN ERFUELLUNG GEHEN: PETER, ICH GEBE DIR MEIN JAWORT! ICH LIEBE DICH!!"

Gebannt starrt Peter durch die Glaswand und verfolgt die Wünsche, die langsam in den See gleiten. Da entdeckt er Susannes Antwort. Ueberglücklich schliesst er sie in die Arme. "Danke, Susanne". Susanne lacht: "Dein Heiratsantrag war wirklich originell, an sowas hätte ich nie gedacht! Darf ich dich zu einem romantischen Kerzenlicht-Diner einladen? Ich kenne da ein gutes Restaurant am Seeufer. Einverstanden"? Und ob er einverstanden ist! Entspannt und glücklich geniessen die Beiden den Rest des schönen Tages und hoffen, dass sie in ihrer gemeinsamen Zukunft noch viele solche spannende Stunden geniessen dürfen.


 2002-10-24/14:20
ENDE ODER NEUBEGINN von auchsonestory

Die ersten Monate, die sie in der eigenen Wohnung verbrachte, waren wunderschön. Sie hatte endlich wieder Zeit für sich, Zeit für Sport, Zeit für ihre Freundinnen, Zeit für Ausgang, tanzen und all die schönen Sachen, die sie in der letzten Zeit nicht mehr gemacht hatte. Sie blühte richtig auf. Wenn sie Bekannte wieder traf, erkannten diese sie nicht wieder, so fröhlich und gut gelaunt war sie. Sie merkte, was ihr die ganze Zeit gefehlt hatte. Wieso nur war sie so dumm gewesen und hatte das alles für ihn aufgegeben? Für ihn hatte sie anfangs nur noch ganz wenig Zeit. Wenn er anrief, hatte sie meistens schon was abgemacht, wo er nicht mitwollte. Und dann beklagte er sich darüber, dass sie nie was mit ihm unternehme. Als sie wieder mal Zeit für einander hatten und gemeinsam zum Nachtessen ausgingen, fragte er sie geradeheraus. Was machst du die ganze Zeit? Wieso hast du keine Zeit mehr für mich? Hast du einen anderen? So wollte er auf keinen Fall weitermachen. Er kam sich hintergangen, übergangen vor. Ungeliebt und unbrauchbar.
Da viel es ihr wie Schuppen von den Augen. Wenn sie jetzt nichts änderte, wäre die Beziehung für immer verloren. Sie versuchte, ihm zu erklären, was bei ihr los war, wieso sie so handelte. Er verstand sie nicht. Wollte er nicht, oder konnte er sie nicht verstehen? Oder war es etwa schon zu spät? Sie wollte ihn doch nicht verlieren, jetzt nicht und eigentlich nie. Da versuchte sie was anderes. Sie erklärte ihm, wie sie sich gefühlt hatte, als er immer länger bei der Arbeit war, Abends auch noch am Computer sass und am Samstag und Sonntag mit seinen Kollegen was unternahm. Das hätte er nie gedacht. Genauso fühlte er sich jetzt, nur konnte er es nicht so ausdrücken wie sie. Das sagte er ihr. Nur was sollten sie tun? Da trafen sie eine Abmachung und nannten sie Beziehungsvertrag. Sie wollte sich nicht mehr aufgeben für ihn und er wollte sich nicht mehr aus der Beziehung flüchten, wenn es ihm zu eng wurde. So wollten sie es noch einmal von neuem miteinander versuchen. Ob es wohl diesmal geklappt hat...?

 
2002-10-24/14:23
KUNTERBUNT von storylady

Sorgfältig schiebt er die Palmenblätter hinter die Fensterscheibe, bevor er die Autotür mit Schwung zuschlägt. "Sooo, geschafft! Du hast es tatsächlich geschafft in so kurzer zeit deine ganze Habe zu verfrachten!" er strahlt übers ganze Gesicht. Papa! Wie sehr lieb ich ihn doch - diesen wichtigen Mann in meinem Leben! Auch jetzt wieder, wie er sein Taschenmesser aus dem Hosensack zieht und die letzten, tieffarbigen, halboffenen Rosenknöpfe schneidet und darauf achtet, dass sie möglichst langstielig bleiben. "Hier ein kleiner Gruss von uns, in dein neues Heim!" "Papa du bist und bleibst der Beste!" einwenig verlegen beugt er sich zur letzten, voll erblühten dunkelroten Rose "dieses Prachtexemplar ist für SIE!" Die junge Frau kichert: "jaja immer wieder wird SIE von dir auf's lieblichste verwöhnt! Wann kommt Mama überhaupt? Ich weiss nur, dass sie sich auf jeden fall von mir verabschieden will!"
Mama, ja Mama das Herzstück der Familie - und doch so anders. Für mich selber nichts ungewöhnliches, eher alltägliches dieses Leben das wir drei hier im kleinen Städtchen führen. Eine Familie mit zwei Wohnungen! Nicht etwa Mamas Wohnung oder Papas Wohnung. Nein, es sind unsere Wohnungen! Die eine im Zentrum die andere hier am Stadtrand. "Komm schauen wir uns mal an, was sie uns für heute gemalt hat." Wie Kinder springen Papa und ich dem Haus zu, zwängen uns aneinander vorbei durch die Verandatür dem Bistrotischchen entgegen.
Hier liegt sie, unsere "Terminplanung": ein grosses Zeichnungspapier über und über versehen mit kleinen bunten Zeichnungen, Piktogrammen und kreuz und quer übers ganze Blatt verstreut, deutlich die Wochentage. Erst beim genauen hinschauen erkennt man die Struktur die diese Zeichnungsblatt sehr wohl auch hat. Ein organisiertes Durcheinander, das in seiner Vielfarbigkeit auch unsere Lebensweise symbolisiert: auch da sind Strukturen angelegt, Wiederkehrendes gibt es. Aber die Uhr könnte niemand nach unseren Lebensrhythmen stellen. Zu viele veränderbare Faktoren spielen da hinein. Seien es Papas Aufträge im In- und Ausland, Mamas unregelmässiger Dienstplan oder meine, durch lange Ferien unterbrochene, Schul- und jetzt Studienzeit. In erstaunlicher Weise, hat sich immer (mit kleinen Ausnahmen natürlich) alles wunderbarer ineinander gefügt. Jetzt als Erwachsene merke ich erst, wie die Flexibilität dieser beiden Liebenden (das sind meine Eltern immer noch!) ein so vielfältiges Leben ermöglicht. Oder ist es ganz anders: hat unsere kunterbunte Lebensweise, diese andauernde Liebe möglich gemacht??

"Hallo ihr beiden!" da ist sie ja! Sie versucht wie immer, uns zwei gleichzeitig in ihre Arme zu schliessen. Sie strahlt!


2002-10-24/14:25
DAS SOLL DAS ENDE SEIN von Biene20

Hallo Mutti

Es gibt kein Ende der Beziehung! Wir werden uns nicht unterkriegen lassen! Nächste Woche ziehen wir in ein grosses altes Haus! Dort haben wir dann getrennte Zimmer! Das wird uns gut tun! In einem Monat gehen wir für 6 Wochen nach Kroatien auf eine kleine Insel! Das wird uns wieder zusammen schweissen! Wir werden sicher auch viel Reisen und so den Weg zusammen beschreiten! Ich hoffe, es klappt auch weiterhin, wenn wir dann wieder zurück sind! Ich kann mir mein Leben ohne ihn gar nicht mehr vorstellen! Wir haben gestern übers Heiraten gesprochen und haben es mal ernsthaft in Erwägung gezogen! Somit ist doch nicht Hopfen und Malz verloren *lach*. Du wirst deine Tochter wohl doch noch vor dem Traualtar stehen sehen in einem weissen Kleid! Auch über Kinder haben wir uns gedanken gemacht, sind uns aber sicher, dass jetzt noch nicht der richtige Augenblick wäre! Aber die Zukunft ist riesig und wir haben noch lange, lange Zeit Also Mutti, ich melde mich bei dir wenn ich zurück bin aus den Ferien. Ich komme dann mal zu dir und wir reden in Ruhe über alles... Ich hab dich lieb!

Deine Tochter Bienli


2002-10-24/14:30
KOMMT'S WOHL ZUM OUI FÜR IMMER von jackymaeder

Es ist eine Freude, die Weiterentwicklung der Liebesbeziehung unseres Paares miterleben zu dürfen. Nach einer recht turbulenten Anfangsphase hat sich ihre Beziehung stabilisiert, nicht zuletzt dank den effizienten Anstrengungen zum gemeinsamen Wohl. Sie pflegen mittlerweile eine wohltuende Streitkultur, können und wollen sich an die zusammen getroffenen Abmachungen halten und können sich so der wiedergewonnenen Freiräume erfreuen. Beide fühlen sich in der Partnerschaft gut gehalten und schätzen das gegenseitig gewachsene Vertrauen. Erst vor wenigen Wochen noch, da gab es die grosse Vertrauenskrise und beinahe wäre die Verbindung auseinandergebrochen. Ert das Aushandeln von verbindlichen Abmachungen brachte die Wende zum Guten. Die Beiden sind heute überzeugt, dass auch sie persönlich viel gewonnen haben. Geeint gingen sie in der Folge auf Wohnungsssuche und sind im Expo-Dreieck Neuenburg/Murten/Biel fündig geworden. Sie beziehen ihre Drei-Zimmer-Wohnung bereits am 1. November 2002. Noch ist es nicht so weit. Am 20. Oktober, punkt 12 Uhr, geht ihre gemeinsame Anstellung als Expo02-Mitarbeiter zu Ende. Am Nachmittag ist die Arteplage Yverdon ihr Ziel. Sie lassen es sich nicht nehmen, den Pavillon "Oui" zum zweiten Mal zu besuchen. Noch ein letztes Mal für 24 Stunden ein Paar sein......
noch e i n m a l für 24 Stunden ein Paar sein......... Hier werden sie erneut "oui" zu sich sagen, weil sie damit einen entscheidenden Grundstein zu ihrer gefestigten Beziehung legen wollen. Zu schade, dass sie bei der Ersteigerung der letzten Nacht im Hotel Everland direkt neben der Wolke "Blur" nicht mehr weiter mitbieten konnten. Das wär's doch gewesen! Unser Liebespaar steht für zahlreiche Paare, die aus der Expo-Crew hervorgegangen sind. Für alle diese Menschen hat sich allein schon deshalb die Expo02 gelohnt. Nie werden wir erfahren, wie viele Paare sich schliesslich das Ja-Wort vor dem Standesamt geben werden. Unserem Paar, das uns über die letzten Monate hinweg lieb geworden ist, dem wünschen wir auf dem eingeschlagenen Weg herzlich alles, alles Gute. Ich bin überzeugt, dass sie der Expo02-Geist in himmlische Höhen zu tragen vermag.


2002-10-24/14:33
GOLDENE HOCHZEIT UND ERNEUTER AUFBRUCH von story1

"Also, mein Lieber, jetzt gehts ans Organisieren des Festes für die goldene Hochzeit!", sagt sie in ihrem Arbeitsraum. "Tatsächlich, das sehe ich, das ist auf den Tag genau in einem Jahr," antwortet er in seinem Heimbüro. Beide sehen und hören sich über die Hauskommunikationsanlage (Hakoan) mit Bild und Ton, die in allen Räumen ausser den Schlaf- und Toilettenräumen 24 Stunden am Tag intern und extern optimal gefiltert online ist.
Er arbeitet momentan in einem weltweit gestreuten Team für eine Softwarefirma in Kenja in seinem ländlichen Eigenheim auf Schweizer Staatsgebiet. Die Schweiz existiert also noch - als Vollmitglied der EU.
Wie meistens erfolgt die Kommunikation unserer erprobten Eheleute über die Hakoan. Es ist neun Uhr abends. Plötzlich ist alles dunkel und still - Stromausfall, wie er eigentlich ziemlich regelmässig vorkommt beim liberalisierten Strommarkt, der sich nicht mehr viel um Randgebiete kümmert. Aber warum versagen alle Sicherheits- und Überbrückungseinrichtungen? Schleierhaft! Altmodisches wie Kerzen und Feuer ist nicht vorhanden.
Beide sind völlig verwirrt und tasten sich den Wänden nach aus ihren Räumen und durch Gänge. Plötzlich berühren sie sich. "Gehen wir doch wieder mal zusammen zu Bett!", meint sie, zuerst erschrocken, dann schnell völlig gelöst. Er findet es eine gute Idee: "Wie lange ist das her seit dem letzten Mal?"
In kuscheliger Wärme kommen sie zu verschiedenen Feststellungen und Entschlüssen. Diese fast ausschliesslich elektronische Kommunikation, die sie zugegebenermassen toll fasziniert hat, soll nun beendet werden.
Sie wollen sich bald auf den Weg machen zu ihren zwei Grosskindern - jeder ihrer beiden Söhne hat doch tatsächlich noch je ein Kind, beinahe schon eine Seltenheit. Welche Ehe will sich noch ein Kind leisten! Die beiden Kinder, die sich im 4. und im 6. Niveau des EU-normierten elektronisch betriebenen Ausbildungssystems befinden, kennen sie über die Hakoan recht gut. Real haben sie sie jedoch erst etwa dreimal erlebt. Ihren Geburtstag können sie nicht völlig rekonstruieren, so sehr haben sie sich an den Rechner gewöhnt. Der gibt auf alle gesprochenen Anfragen jeweils unfehlbare Antwort, jetzt aber bleibt alles still und dunkel!
Waren das Zeiten, als man mit Tastaturen still und leise kommunizierte - oder noch früher, als man von Hand schrieb. Da konnte man doch diese Dinger, die Briefe, in einen Metallkasten mit einem Klappenschlitz werfen. Mit allerhand merkwürdigen Transportmitteln wurden sie befördert und von einem uniformierten Menschen ursprünglich persönlich dem Adressaten übergeben! Heute befördert in unserer Gegend niemand mehr solche Briefe.
"Weisst du noch, Liebes, wie man sich zur Zeit unseres zufälligen Kennenlernens per IM (Instant Message) und Fotobot in Cyberhelvetia näherkommen konnte?" - "Da kam das Zehnfingersystem noch zum Tragen!" - "Aber heute - in was für einer Welt leben wird heute?" - "Das wollen wir für uns ab sofort ändern, auch gerade darum, weil uns jede Epoche gut vorgekommen ist!" - "Wir wollen den Lebensabend möglichst real verbringen, gemeinsam, schön, gesund, naturnah - jeden Tag!" - "Wie manchen noch?" - "Egal, nur die Qualität zählt!"
So gut haben sie schon lange nicht mehr geschlafen - mit einem Kuss beim Aufwachen werden die Vorsätze besiegelt.
Nie mehr beherrscht werden von Technik - zurück zur Natur!
Es ist der Start zu vielen spannenden Tagen. "Cool!", hätte man gesagt in Cyberhelvetia, um die Jahrtausendwende...


2002-10-24/14:37
WENN LIEBE SCHMERZT von storyface

Ist eine räumliche Trennung wirklich sinnvoll ? Wenn ja, für wen ? Wie lange ? Stimmt es für uns oder nur für mich ? Bin ich überhaupt fähig, eine Beziehung langfristig einzugehen ?

Je länger desto mehr war sie davon überzeugt, dass sie eine ‚normale' Beziehung nicht führen konnte und wollte. Mit dem Partner zusammenleben bedeutete für sie früher oder später das Erlöschen der Zärtlichkeiten, des Glücksgefühls, wenn sie ihm in die Augen blickte, ja sogar der Liebe. Der Alltag würde alles zerfressen. Das war bisher bei all ihren Beziehungen so. Weshalb sollte es diesmal anders sein ? Deshalb musste sie jetzt handeln, solange ihre Liebe noch blühte. Auch wenn sie damit das Risiko einging, ihn zu verlieren. Sollten sie weiterhin zusammen wohnen, würde sie ihn sicher verlieren. Nur so hatte sie eine Chance.

Natürlich willigte er ein; es blieb ihm ja keine andere Möglichkeit. Hätte er sie zurückhalten können ? Nein. Er war nicht glücklich über ihren Entschluss, akzeptierte ihn aber in der Hoffnung, dass sie sich in ein paar Monaten wieder umbesinnen würde. Die Monate verstrichen. Sie fühlte sich wieder frei und trotzdem geborgen, denn sie wusste, dass er jederzeit für sie da war, wenn sie ihn brauchte. Er spielte mit, fühlte sich aber immer häufiger benutzt. Ja, er war immer für sie da. Aber wo war sie, wenn er ihre Nähe gebraucht hätte ? Sie war meistens schon mit irgendjemandem verabredet und vertröstete ihn auf einen anderen Abend, irgendwann wenn es IHR Terminkalender zuliess. Es vergingen weitere Monate und er fühlte sich immer mehr allein gelassen. Seine Versuche, mit ihr darüber zu reden, endeten immer häufiger im Streit, bis er eines Abends vor ihrer Türe stand. Er wollte nicht mehr diskutieren, nicht mehr streiten und keine weiteren Versuche mehr eingehen. Er wollte sich nur noch befreien von der Last, die sie ihm auferlegt hatte. Seine Worte hatte er sich reiflich überlegt. Er sprach ruhig und emotionslos, stand wieder auf und ging.

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