Diabetesdiät heute

 

Ob ein Patient motiviert seine Diabetesdiät einhält, hängt häufig davon ab, welche Bedeutung der Arzt der Ernährung beimisst. Patienten, die nur „ein bisschen Zucker" haben, und „ein bisschen dick" sind, wird man nur schwer davon überzeugen, ihre Ernährung dauerhaft umzustellen. Patienten, die jedoch wissen, dass es auch in ihrem Verantwortungsbereich liegt, wie sich die Krankheit entwickelt, werden mehr Eigenverantwortung zeigen. Der Patient sollte schon im frühen Krankheitsstadium eine Ernährungsberatung erhalten und nicht erst, wenn er insulinpflichtig wird. Die Ernährungsberatung fördert auch die Eigenverantwortung, die Therapie selbst zu übernehmen und nicht nur eine Tablette zu essen. Eine Tabelle ersetzt keine Ernährungsberatung. Eine Ernährungsberatung ist keine Konkurrenz zur ärztlichen Betreuung, sondern eine sinnvolle und nötige Therapie.

Immer noch kommen Patienten in die Ernährungsberatung, die sich während Jahren mit einer falschen Diät oder einem

rigiden Ernährungsplan geplagt haben. Auch geistern noch falsche Vorstellungen über die richtige Diabetesdiät in den Köpfen von Patienten und Ärzten. Viele Patienten kommen auch mit der Vorstellung, dass sie nur „vorübergehend" eine Diät einhalten müssen. Die alten Diätvorstellungen: Kein Brot, keine Kartoffeln, nichts Süsses, dafür viel Fleisch ist immer noch anzutreffen. Eine Reduktion der Kohlenhydrate und damit ein erhöhter Eiweiss- und Fettanteil fördert die Arteriosklerose (Arterienverkalkung).

Heute wird empfohlen, 50 bis 60 % der Kalorien als Kohlenhydrate aufzunehmen. Wichtig bei der Auswahl der Nahrungsmittel ist dabei der sog. glykämische Index. Dabei spielt nicht nur das Nahrungsmittel an sich, sondern ganz wesentlich deren Zubereitung und Menüzusammenstellung eine Rolle. So steigt der Blutzucker ganz unterschiedlich schnell an, je nachdem ob der Patient Kartoffeln oder Kartoffelstock, eine Orange oder Orangensaft zu sich nimmt. Gemüse führt kaum zu einem Blutzuckeranstieg, so dass es unsinnig ist, das Gemüse einzuschränken, dies gilt auch für die früher verpönten Karotten oder Erbsen.

Heute wird die Ernährungsberatung stark darauf abgestellt, welche Therapie ein Patient hat. So müssen bei oralen Antidiabetika oder bei einer nur zweimaligen Insulingabe die Kohlenhydrate wegen der Gefahr einer Hypoglykämie starrer verteilt werden, als beispielsweise bei einem Patienten, der eine funktionelle Insulintherapie durchführt.

Die Ernährung wird möglichst an die Vorlieben und Abneigungen des Patienten angepasst. Deshalb steht am Anfang jeder Einzelberatung die Ernährungsanamnese. Die Ernährungsberaterin analysiert zusammen mit dem Patienten, welche Essensgewohnheiten beibehalten werden können und welche sich ungünstig auf den Blutzucker auswirken. Wichtig ist es, den Patienten auf versteckte Fette in der Nahrung hinzuweisen, welche immer noch den grössten konsumierten Fettanteil ausmachen.

Die Menüoptimierung ist ein wichtiger Punkt. Nahrungsfasern verzögern die Resorption der Glukose, Vollkornprodukte können so die Resorption der Glukose aus Nahrungsmitteln mit höheren glykämischen Index verzögern. Kann ein Patient nicht auf seinen Kartoffelstock verzichten, wird der Blutzuckeranstieg durch einen Rohkostteller stark abgemildert. Wichtiger als ein einzelnes Nahrungsmittel ist also die Zusammenssetzung. Die Patienten sollten ermuntert werden, bei den Hauptmahlzeiten Gemüse und Salat zu essen, ist diese Vorgabe erfüllt, können dann andere Gewohnheiten eher beibehalten werden. Grüner Salat ist allerdings weniger günstig als gemischter Salat mit rohem Gemüse.

Vollkornprodukte finden sich in jeder Ernährungsempfehlung für Diabetiker. Ein weit verbreiteter Irrtum unter Diabetikern ist jedoch, dass Vollkornprodukte weniger Kalorien haben.

Von vertrauten Menüs ausgehend, werden die Mahlzeiten umgestaltet. Beispielsweise wird das bei vielen Schweizern beliebte Abendessen „Cafe complet" so verändert, dass Brot, Butter, Konfitüre durch ein Milchprodukt oder einen Salat ersetzt werden, wodurch der Blutzuckeranstieg verzögert wird.

Stark verarbeitete, faserarme Produkte, wie auch die weitverbreiteten Cremesuppen und gekochte Früchte, sollten nur in einer günstigen Kombination mit faserhaltigen Nahrungsmitteln gegessen werden. Viele Patienten merken bald, dass Nahrungsmittel, die zu einem langsamen Blutzuckeranstieg führen, auch länger sättigen.

Ein regelmässiger Blutzuckerverlauf wird durch mehrere kleine Mahlzeiten beeinflusst, daher ist eine Verteilung der Kohlenhydrate über den Tag zu empfehlen. Auch Fett hat eine verzögernde Wirkung auf den Blutzucker. Bei übergewichtigen Patienten ist besonders wichtig, den Fettgehalt in der Ernährung zu reduzieren. Wird bei einer speziellen Gelegenheit doch einmal ein Fondue gegessen, ist trotz Weissbrot kein steiler Blutzuckeranstieg zu erwarten, da Fett eine verzögernde Wirkung in der Blutzuckeraufnahme bewirkt.


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