Fasten ist nicht zum Abnehmen geeignet
Fasten ist ein uralter, religiöser Brauch, der in den meisten Weltreligionen vorkommt. Er bedeutet für die Gläubigen, den Körper vor religiösen Festen zu reinigen, ein persönliches Opfer zu bringen oder ist Zeichen von Sühne. Das Heilfasten in der Naturheilkunde und Fasten zum Abnehmen sind wieder in Mode gekommen. Wer durch Fasten abnehmen will, ist nur erfolgreich, wenn danach eine Ernährungsumstellung erfolgt, die langfristig beibehalten wird.
Beim Fasten wird für eine bestimmte Zeit völlig oder teilweise auf Essen verzichtet. Oft werden nur bestimmte Speisen wie Fleisch oder Fisch nicht gegessen. Wenn der Körper keine oder weniger Nahrungsenergie erhält, als er braucht, stellt er sich auf den sogenannten Hungerstoffwechsel um: Der Stoffwechsel brennt auf Sparflamme. Der Organismus greift dann seine Energiereserven an in Form von Glykogen, die körpereigenen Kohlenhydratreserven in Leber und Muskeln, Körpereiweiß und -fett und. Wenn zu lange gefastet wird oder Kinder, Kranke und Normalgewichtige fasten, kann der Angriff auf die Energiereserven gefährlich werden, da es zu einem bedrohlichen Abbau von Muskeleiweiß (z.B. von Organen wie dem Herz) kommen kann. Auch bei kurzzeitigem Fasten können Probleme auftreten: Erschöpfung, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Schwindelgefühl und Schweißausbrüche sind als sogenannte Fastenkrisen bekannt. Auch Blutdruckabfall oder ein akuter Gichtanfall können Folgen des Fastens sein. Nur gesunde Erwachsene sollten über längere Zeit fasten und dies unter ärztlicher Kontrolle. Für Schwangere, Stillende, Kinder und Jugendliche, alte Menschen, Menschen mit schweren Allgemeinerkrankungen sowie mit bestehender Herzkrankheit oder zu hohem Harnsäurespiegel ist längeres Fasten ungeeignet und kann gesundheitsschädlich sein.
Bereits in der Medizin des antiken Griechenlands wurde Fasten als Heilmethode eingesetzt. Heute zählt Heilfasten zu den Naturheilverfahren. Es wird als Teil einer Therapie angewendet, um ernährungsmitbedingten Krankheiten vorzubeugen oder ihren Verlauf positiv zu beeinflussen. Dazu zählen z.B. Herz-Kreislauf-Krankheiten und Erkrankungen des Verdauungstraktes. Beim Heilfasten soll der Körper z.B. von "Schlackenstoffen" befreit werden. Im Stoffwechsel des Menschen fallen keine Schlackenstoffe an. Der Organismus scheidet Endprodukte des Stoffwechsels über Niere, Darm, Lunge oder Haut aus. Viele Übergewichtige fasten, um in kurzer Zeit Gewicht abzunehmen.
Fasten ist nicht geeignet, um langfristig Gewicht zu verlieren. Das Hungern lohnt sich nur, wenn die Ernährungsgewohnheiten langfristig verändert werden. Ernährungsziel ist es, den Betroffenen zu vermitteln, wie sie eine abwechslungsreiche, kaloriensparsame Mischkost, die reich an Gemüse, Vollkornprodukten und Obst ist, im Alltag umsetzen können. Der kurzzeitige Verzicht auf Essen kann die Wahrnehmung für Hunger, Sättigung und Appetit bewußter machen. Dies kann für eine Ernährungsumstellung hilfreich sein. Fasten allein zur Gewichtsreduktion - insbesondere bei geringem oder mäßigem Übergewicht ist nicht empfehlenswert. Es kann jedoch bei medizinischer Indikation Teil einer Therapie sein. Ernährungsverhaltensprogramme und verhaltenstherapeutische Ansätze müssen das Fasten jedoch begleiten, damit langfristig ein niedrigeres Körpergewicht gehalten werden kann.
Aus einer Schrift der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (1998)