Asthma bei Kindern
Was
ist Asthma?
Ein
Kind mit Asthma weist wiederholt Atemprobleme auf:
Es
hustet, vor allem nachts oder bei Anstrengung
Es
klagt über ein Druck- oder Engegefühl im Brustkorb, manchmal hat es
offensichtliche Atemnot
Beim
Atmen sind winselnde, pfeifende Geräusche hörbar
Die
Beschwerden machen sich in Anfällen bemerkbar, die unterschiedlich häufig
vorkommen:
Bei
leichtem Asthma nur einmal pro Woche oder noch seltener
Bei
schwerem Asthma jeden Tag oder sogar mehrmals täglich
Zu
solchen Anfällen kommt es, wenn die baumartig sich verästelnden Luftwege in
den Lungen vorübergehend enger werden. Ist der Asthmaanfall vorbei, erweitern
sich die kleinen Atemwege wieder — bis zum nächsten Anfall ist das Kind
munter und beschwerdefrei. Doch die Schleimhaut in den Luftwegen bleibt auch
zwischen den Anfällen entzündet und überempfindlich. Asthma ist die häufigste
chronische Krankheit bei Kindern; in der Schweiz ist ungefähr jedes zehnte Kind
davon betroffen. Asthma kann umfassend behandelt werden, so dass ein uneingeschränktes
Leben fast immer möglich ist.
Asthma-Beschwerden:
Uebertriebene Schutzreflexe
Husten
ist ein sehr nützlicher Reflex, der die Lunge vor schädlichen Einwirkungen
schützt. Es bellt gewissermassen der Wachhund der Lunge, um Eindringlinge
zu verscheuchen. Auch die Verengung der Luftwege ist ein nützlicher
Schutzmechanismus. Bei Asthma lösen aber schon ganz geringfügige, ungefährliche
Veränderungen der Atemluft wiederholt Hustenreiz und Atemnot aus - die übertriebenen
Schutzreflexe werden zur Krankheit.
Wie
entsteht nicht-allergisches Asthma?
Die
Neigung der Atemwege zu überempfindlichen Reaktionen ist bei einem Teil der
Kinder als vererbte Anlage angeboren. Bei diesen Kindern können
Virusinfektionen der Atemwege (Erkältungen, grippeähnliche Infektionen) in den
Herbst- und Wintermonaten eine Entzündung und Ueberempfindlichkeit der Atemwege
hinterlassen — es entsteht ein nicht-allergisches Asthma. Die einzelnen
Asthmaanfälle werden durch ganz unterschiedliche Einflüsse ausgelöst,
beispielsweise:
Zigarettenrauch
in der Umgebung
Reizgase
(z.B. Haarsprays, Ozon), starkes Parfüm, Rauchstäbchen
körperliche
Anstrengung, denn intensives Atmen trocknet, kühlt und reizt die
Schleimhaut der Atemwege
heftige
Gefühlsregungen (z.B. Wut, Lachen)
Infektionen
der Atemwege
Wie
entsteht allergisches Asthma?
Bei
einem Kind, das sowohl eine Anlage zur Atemwegsüberempfindlichkeit als auch
eine Allergieneigung (Atopie) geerbt hat, kann sich ein allergisches Asthma
entwickeln. Die Allergie richtet sich am häufigsten gegen:
Kot
von Milben, die im Hausstaub, in Matratzen und Kissen leben
Pollen
(Blutenstaub), z.B. von blühenden Bäumen, Gräsern oder Kräutern
Tierhaare,
z.B. von Katzen, Hunden, Pferden
Winzige
Sporen von Schimmelpilzen
Wenn
ein Kind auf einen solchen Auslöser (Allergen) überempfindlich (allergisch)
reagiert, genügen bereits winzige, eingeatmete Spuren, um Asthmaanfälle zu
verursachen.
Die
Muskeln in der Wand der kleinen Luftschläuche ziehen sich zu Beginn des
Anfalls krampfartig zusammen - die Schläuchlein werden gewissermassen
abgeklemmt, was Husten und Atemnot bewirkt. Zusätzlich kommt es zur
Verstopfung im Innern der Atemwege, weil die Schleimhaut entzündlich
anschwillt und sich zäher, klebriger Schleim bildet.
Dank
guter Behandlung gelingt es in der Regel, die störenden Asthmabeschwerden
weitgehend auszuschalten. Asthma kann jedoch nicht restlos geheilt werden. Zur
Behandlung stehen drei Hauptgruppen von Asthmamedikamenten zur Verfügung:
Luftwegsöffner (Bronchodilatatoren):
Diese
Medikamente wirken dem Krampf der Muskeln in der Wand der Atemwege entgegen.
Sie sorgen dafür, dass keine Engpässe für die Atemluft entstehen. Damit
diese Medikamente ohne Umweg an ihren Wirkort in der Lunge gelangen, werden sie
in der Regel inhaliert. Für die verschiedenen Altersgruppen stehen passende
Inhalationshilfen zur Verfügung. Für Kinder, die noch nicht direkt aus den
handlichen Spraydosen inhalieren können, gibt es Vorschaltkammern. Kleinkinder
können aus der Vorschaltkammer durch eine weiche Maske für Mund und Nase
inhalieren. Auch elektrische Vernebler-Inhalationsgeräte eignen sich zur
Behandlung
kleiner Kinder.
Entzündungshemmer
(Kortisonmedikamente):
Sie
schwächen die Entzündung in den Atemwegen ab. Auch diese Medikamente werden in
der Regel inhaliert. Dadurch gelangen sie direkt in die entzündeten Atemwege.
Bei inhalierten Kortisonmedikamenten sind deshalb wenig Kortison-Nebenwirkungen
zu befürchten.
Asthma-Kautabletten
für Kinder (Leukotrien-Rezeptorantagonist):
Beim
Asthma spielen gewisse körpereigene Stoffe, die Leukotriene, eine zentrale
Rolle. Ein neuartiges, kortisonfreies
Medikament verhindert
die ungünstigen Wirkungen der Leukotriene, die beim Asthma aus gewissen
Zellen freigesetzt werden. Das Medikament schwächt die Entzündung und
Schwellung in der Schleimhaut der Atemwege ab, stoppt die Bildung von zähem
Schleim und verhindert die Verkrampfung der Atemwegsmuskeln. Es braucht keine
Inhalation, sondern das Kind kaut abends eine Tablette.
Die
Behandlung sollte das Asthma so gut unter Kontrolle bringen, dass das Kind:
- nachts ungestört schlafen kann, ohne
Husten und ohne Atemnot
- weder in der
Schule, noch in der Freizeit oder beim Sport durch das Asthma beeinträchtigt
wird
- bei der Messung der Lungenfunktion in der
Arztpraxis normale Werte aufweist
Die
Umgebung zu Hause, aber auch in den Ferien und bei Besuchen hat einen grossen
Einfluss auf das Asthma. Wenn Kinder auf Hausstaubmilben allergisch reagieren,
ist es wichtig, diese Asthmaauslöser in den Griff zu bekommen. Die an sich
harmlosen mikroskopisch kleinen Hausstaubmilben lieben eine feuchtwarme Umgebung
und ernähren sich von unseren Hautschuppen. Nachts im Bett treffen die Milben
ideale Klimaverhältnisse und reichlich Nahrung an. Ihr Kot zerfällt in
kleinste Staubteilchen und gelangt mit der Atemluft während des Schlafs oder
beim Herrichten des Bettes in die Lunge.
So
lassen sich Milben vertreiben:
Relative
Luftfeuchtigkeit in der Wohnung während der Heizperiode nur bis 50 %
ansteigen lassen. Keine Grünpflanzen ins Schlafzimmer stellen.
Temperatur
im Schlafzimmer nur bis 18 °C ansteigen lassen.
Alle
Räume regelmässig lüften.
Keine
Haustiere in die Wohnung nehmen. Dies ist besonders wichtig bei Allergien
auf Tierhaare.
Möglichst
Bodenbeläge wählen, die sich feucht reinigen lassen (z.B. Parkett,
Linoleum, Kacheln) und Staubfänger (z.B. Wandbehänge, schwere Vorhänge)
entfernen.
Matratze,
Duvet und Kissen in eine milbendichte Spezialhülle stecken.
In
der Wohnung nicht rauchen. Passiv eingeatmeter Rauch reizt die überempfindlichen
Atemwege bei allergischem und bei nicht-allergischem Asthma.
Es
wäre falsch, aus Angst vor Asthmaanfällen den Kindern von sportlicher Betätigung
abzuraten, obschon das Asthma durch die Behandlung gut unter Kontrolle ist.
Sogar zahlreiche Spitzensportler leiden an Asthma, beispielsweise Denise
Biellmann, Toni Rominger oder Anita Weyermann. Prinzipiell kommen alle Kindersportarten
in Frage. Schwimmen ist besonders geeignet, weil die feuchte und warme Luft der
Atmung gut tut. Um Anfälle von Husten oder Atemnot bei sportlichen
Leistungen zu
vermeiden, ist es wichtig, dass sich die Kinder jeweils mit wenig anstrengenden
Übungen aufwärmen.
Derzeit
ist jedes zehnte Kind von Asthma betroffen. In den letzten 40 Jahren nahm die Häufigkeit
von Kinderasthma und auch von Allergien wie Heuschnupfen und Neurodermitis
stetig zu. Über die Ursachen dieser besorgniserregenden Entwicklung sind sich
aber die Experten nicht einig. Im Vordergrund steht die Vermutung, dass nicht so
sehr die Luftverschmutzung durch Industrie und Verkehr unsere Kinder immer häufiger
erkranken lässt, sondern dass die Schuld hauptsächlich beim modernen
Lebensstil zu suchen ist:
Kinder
verbringen heute erheblich mehr Zeit innerhalb geschlossener Räume, die wärmer
und weniger durchlüftet sind als früher. Damit kommen Kinder vermehrt in
Kontakt mit Hausstaubmilben, die für einen Grossteil der Allergien
verantwortlich sind.
Erstaunlicherweise
bleiben Kinder, die häufig leichte Infektionskrankheiten durchmachen, oft
von Allergien verschont.
Weil
die sanitären Einrichtungen bei uns immer besser wurden, kommen
Wurmerkrankungen nur noch selten vor. Es ist bekannt, dass Kinder dort häufiger
an Allergien erkranken, wo Würmer als Parasiten kaum mehr eine Rolle
spielen.
Aus einer Broschüre der Medical Tribune 1/2001
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