Bluthochdruck - Hypertonie

 

 

 

Der Bluthochdruck (in der medizinischen Fachsprache «arterielle Hypertonie») ist die häufigste in der Arztpraxis gestellte Diagnose. In der Schweiz haben mehr als 500'000 Frauen und Männer einen erhöhten Blutdruck. Etwa ein Drittel der Betroffenen weiss nichts von der heimtückischen Gefahr, weil sie ihren Blutdruck nicht regelmässig messen oder messen lassen. Ein weiteres Drittel weiss um den erhöhten Blutdruck, nimmt aber die Warnungen und ärztlichen Empfehlungen nicht genügend ernst, und nur ungefähr ein Drittel der Hypertoniker ist gut eingestellt.

 

Ein hoher Blutdruck - eine Hypertonie - ist an sich keine Krankheit. Man muss sich weder krank fühlen noch muss man irgendwelche Beschwerden verspüren. Dennoch sollte man die Hypertonie nicht auf die leichte Schulter nehmen, sondern den Blutdruck regelmässig kontrollieren und die ärztlichen Ratschläge beherzigen. Der Bluthochdruck ist nämlich ein Hauptrisikofaktor für schwerwiegende Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Ereignisse wie die koronare Herzkrankheit (Angina pectoris, Herzinfarkt), Hirnschlag, Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz), Durchblutungsstörungen der Beine sowie Nierenversagen und Sehstörungen. Im Vergleich zu Personen mit normalem Blutdruck erleiden Menschen mit einer unbehandelten Hypertonie zwei- bis zehnmal häufiger einen Hirnschlag, einen Herzinfarkt oder eine Herzinsuffizienz, ­alles Ereignisse, die das Leben einschneidend verändern und zu schweren Behinderungen oder sogar zum frühen Tod führen können. Bei guter Behandlung sind diese Komplikationen viel seltener zu befürchten, und mancher «Schicksalsschlag» lässt sich vermeiden.

Dieser Artikel erklärt Ihnen in leicht verständlicher Form viele Aspekte der Hypertonie und gibt Antworten auf häufig gestellte Fragen rund um den hohen Blutdruck. Er soll helfen, die Gefahren des hohen Blutdruckes bewusst zu machen, bzw. die Behandlung besser zu verstehen und aktiv zu unterstützen.

 

Druck ist nötig zur Beförderung des Blutes

Ohne Blutdruck können Menschen nicht leben - doch allzu viel Druck ist ungesund. Damit das Blut zügig durch die Schlagadern (Arterien) des Körpers zu den Organen und zum Gewebe (Muskel, Haut) fliessen kann, muss es unter Druck stehen. Weil das Herz in rhythmischen Pumpbewegungen Blut in die Arterien stösst, pulsiert auch der Druck. Eine Druckspitze entsteht in den Arterien, wenn sich der Herzmuskel zusammenzieht und Blut vorwärts befördert. Mit dem Blutdruck-Messgerät wird diese Druckspitze als oberer (systolischer) Blutdruckwert gemessen. Dieser Messwert widerspiegelt somit die Pumpanstrengung des Herzens. In den Arterien kann aber nur dann Druck entstehen, wenn die Arterienwände dem Druck des Blutes mit einem Gegendruck widerstehen. Auch in den kurzen Pausen, zwischen den Pumpstössen des Herzens, sorgen die elastischen und muskulösen Arterienwände für genügend Druck zur Weiterbeförderung des Blutes. Während sich das Herz mit Blut nachfüllt, herrscht in den Arterien ein Druck, der geringer ist als zur Zeit des Blutausstosses. Mit dem Blutdruck-Messgerät wird der geringere Druck als unterer (diastolischer) Blutdruckwert gemessen. Dieser Messwert widerspiegelt den Widerstand, den die zahlreichen dünnen Endverzweigungen der Arterien (Arteriolen) dem Blut entgegensetzen.

 

Der Blutdruck schwankt

Eine völlig normale Eigenschaft des Blutdrucks sind seine deutlichen tageszeitlichen Schwankungen: Morgens mit dem Aufstehen steigt der Blutdruck an, sinkt über Mittag während ein bis zwei Stunden etwas ab, beginnt am späten Nachmittag wieder zu steigen und bewegt sich schliesslich nachts während des Schlafs auf Werten, die bis fünfzehn Prozent niedriger sind als tagsüber. Zu diesen normalen Tagesschwankungen kommen noch körperliche, intellektuelle und seelische Belastungen hinzu wie z.B. Angst, Sorgen, berufliche oder familiäre Aufregungen, intensive Denkanstrengungen, Lärm, Schmerzen, körperlich anstrengende Tätigkeiten usw., die den Blutdruck vorübergehend in die Höhe treiben.

 

Die Blutdruckregulierung ist störanfällig

Der Blutdruck und seine Schwankungen werden durch das unwillkürliche (vegetative) Nervensystem vom Hirn aus gesteuert. Diese Nerven arbeiten selbstständig mit ihren zwei Armen: einem Arm, der das Herz-/Kreislaufsystem energisch zu mehr Aktivität antreibt (Sympathikus), und einem andern Arm, der dem Herzen und den Blutgefässen Erholung gönnt (Parasympathikus). Neben dem Nervensystem beteiligen sich noch weitere Regulationssysteme an der Kontrolle des Blutdrucks. Einen grossen Einfluss auf den Blutdruck üben z.B. die Nieren aus. Weil sie den Salz-/ Wasser-Haushalt regulieren, können sie durch Veränderung des Blutvolumens den Blutdruck erhöhen oder senken. Überdies stellen die Nieren die Substanz Renin her, die sich blutdrucksteigernd auswirkt. Hoher Blutdruck entsteht, wenn die komplexen Vorgänge zur Regulierung des Blutdrucks gestört werden.

 

Wann besteht Bluthochdruck?

Man spricht von einem erhöhten Blutdruck, wenn er bei 140/90 mm Hg oder darüber liegt. Dabei reicht es nicht aus, nur auf eine einzelne Messung abzustellen. Die Diagnose «arterielle Hypertonie» wird erst gestellt, wenn wiederholt (bei mindestens drei Messungen innerhalb weniger Wochen) systolische Blutdruckwerte von 140 mm Hg und mehr sowie diastolische Werte von 90mm Hg und mehr festgestellt wurden. Die Druckmesswerte werden in Millimeter Quecksilbersäule (mm Hg) angegeben. Ein Bluthochdruck besteht, wenn beide oder nur einer der beiden Werte über dieser Grenze liegen. Ein isolierter systolischer Bluthochdruck (Erhöhung des oberen Blutdruckwertes) kommt vor allem bei älteren Personen recht häufig vor.

Die Ursachen des Bluthochdrucks sind meist unbekannt. Bei über 90% der Betroffenen ist keine Erkrankung auffindbar, die den hohen Blutdruck verursacht. Diese häufigste Form von Bluthochdruck heisst essentielle oder primäre Hypertonie. Bei den meisten Patienten sind es mehrere Einflüsse, die zusammenwirken, bis die Regulierung des Blutdrucks so stark gestört wird, dass ein essentieller Bluthochdruck entsteht. Dazu gehören vermeidbare Faktoren wie Übergewicht, Fehlernährung mit zu hohem Salz- und/oder Alkoholkonsum, Bewegungsmangel, Stress oder auch nicht beeinflussbare Faktoren wie eine erbliche Veranlagung und höheres Alter. Ferner kann die Pille zur Schwangerschaftsverhütung den Blutdruck etwas erhöhen. In vielen Fällen steigt der Blutdruck nach dem 35. Lebensjahr, bei den Frauen sogar häufig erst nach dem 50. Lebensjahr mit dem Beginn der Menopause, auf ein zu hohes Niveau an. Nur in etwa 5% der Fälle wird eine ganz bestimmte Ursache für den erhöhten Blutdruck gefunden. Dieser seltenen sekundären Hypertonie liegen meistens Erkrankungen und Durchblutungsstörungen der Nieren zu Grunde, manchmal auch gewisse Herz-/Kreislauf-Erkrankungen und/oder Hormonstörungen. Werden diese Krankheiten behandelt, kann der Bluthochdruck in gewissen Fällen zum Verschwinden gebracht werden.

 

Der Bluthochdruck ist eine «stille Krankheit»

Der Bluthochdruck entwickelt sie still und heimlich, und dies macht ihn gefährlich. Die Mehrheit der Betroffenen verspürt jahrelang keinerlei Symptome oder Beschwerden, obschon die Hypertonie die Arterien schädigt, die Organe überlastet und das Risiko von Komplikationen massiv erhöht. Bei einer schweren Hypertonie deuten manchmal Anzeichen wie Kopfschmerzen, Sehstörungen, Schwindel, Müdigkeit, Ohrensausen usw. darauf hin.

Diese können jedoch ebenso gut auf eine andere Ursache zurückzuführen sein. Ohne konsequente Behandlung kann der Bluthochdruck mit der Zeit mehr oder weniger schwere Schäden verur­sachen.

 

Die Gefahren des Bluthochdrucks

Die dem hohen Druck ausgesetzten Arterien verdicken und verhärten sich. Die Ablagerung von fettige Substanzen an der Gefässinnenwand und damit die Arteriosklerose wird gefördert. In den durch Arteriosklerose verengten Gefässen können sich Blutgerinnsel (Thrombosen) bilden, welche die Arterie vollständig verstopfen. Geschieht dieser Vorgang in einer Hirnarterie, kommt es zum Hirnschlag. Wird eine Herzkranzarterie verschlossen, ist die Folge ein Herzinfarkt. Auch Beinarterien können eingeengt und die Blutversorgung ungenügend sein, dies besonders bei Rauchern.

Dies kann zu einer arteriellen Verschlusskrankheit mit heftigen Schmerzen beim Gehen führen. Ist die Durchblutung in der Netzhaut der Augen durch den Bluthochdruck gestört oder werden gar Netzhautarterien verschlossen, kommt es zu erheblicher Beeinträchtigung des Sehvermögens. Bluthochdruck kann auch in den Nieren Schaden anrichten. Sind die Nieren geschädigt, gelangt zu viel Eiweiss in den Urin.

Mit der Zeit sterben die zahlreichen winzigen Filtervorrichtungen (Nierenkörperchen) in zunehmen­der Zahl ab und verwandeln sich in nutzlose Narben. In der Folge erfüllen die Nieren ihre Filterfunktion immer schlechter, bis die Ausscheidung gar nicht mehr genügt und vom Arzt eine Niereninsuffizienz festgestellt wird. Ein ungenügend oder gar nicht behandelter Bluthochdruck zwingt die linke Herzkammer, das Blut mit verstärkter Kraft gegen den Widerstand - den die kleinen Endverzweigungen der Arterien (Arteriolen) dem Blutstrom entgegensetzen - in die Arterien zu pumpen. Der Herzmuskel passt sich dieser Belastung an: die Muskelwand wird allmählich dicker und entspannt sich zwischen den Pumpstössen weniger gut, was die Füllung der Herzkammer beeinträchtigt. Mittels einer Ultraschalluntersuchung des Herzens lässt sich diese Wandverdickung der linken Herzkammer (Hypertrophie des linken Ventrikels) feststellen. Durch eine Behandlung mit blutdrucksenkenden Medikamenten kann sich die Wandverdickung wieder zurückbilden. Ohne Behandlung hingegen muss damit gerechnet werden, dass die Herzkammerwand allmählich umgebaut wird, sich die Kammerhöhle vergrössert und nur noch ein ungenügender Anteil des Blutes in die Schlagadern gepumpt wird. Die entstandene Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz) macht sich mit Atemnot bei Anstrengung, mit Schwellungen an den Füssen und mit rascher Ermüdbarkeit bemerkbar.

 

Konsequente Behandlung schützt vor Komplikationen

Eine sekundäre Hypertonie, bei der eine Krankheitsursache gefunden wird, kann durch einen ärztlichen Eingriff manchmal völlig geheilt werden. Beispielsweise hilft bei einer verengten Nierenarterie eine Erweiterung der Arterie mittels eines Ballonkatheter-Eingriffs. Ist ein Tumor, der ein blutdrucksteigerndes Hormon im Übermass produziert, verantwortlich, kann durch die Entfernung des Tumors der Bluthochdruck zum Verschwinden gebracht werden. Bei der weit verbreiteten essentiellen Hypertonie kommen operative Eingriffe nicht in Frage. Die Behandlungsmassnahmen konzentrieren sich auf Lebensstiländerungen und blutdrucksenkende Medikamente. Bei einer leichten oder mässigen Hypertonie wird der Arzt vorerst versuchen, durch eine Optimierung des Lebensstils und das Ausschalten oder Vermin­dern von Risikofaktoren den Blutdruck zu normalisieren. Dazu ist die tatkräftige Mitarbeit des Patienten absolut notwendig.

 

Lebensstiländerungen

 

Blutdrucksenkende Medikamente

Das Ziel der Bluthochdruckbehandlung besteht darin, den Blutdruck auf einen Wert von unter 140/90 mm Hg, idealerweise auf 135/85 mm Hg oder darunter zu senken. Wird dieses Ziel durch Lebensstiländerungen im Verlauf einiger Monate nicht erreicht, wird ein Medikament verordnet. Besteht eine schwere Hypertonie, so kommen Medikamente in der Regel bereits zu Beginn der Behandlung zum Einsatz. Blutdrucksenkende Medikamente normalisieren den Blutdruck, solange sie regelmässig eingenommen werden. Sie können den Bluthochdruck aber in den allermeisten Fällen nicht ein für alle Mal beseitigen. Das bedeutet, dass die Medikamente zumeist auf Dauer eingenommen werden müssen. Für die Behandlung stehen verschiedene blutdrucksenkende Wirkstoffe zur Verfügung, die an unterschiedlichen Schaltstellen in die Blutdruckregulierung eingreifen. In der Regel wird zuerst ein Medikament mit nur einem Wirkstoff (Monotherapie) verordnet. Wenn sich der Blutdruck damit nach genügend langer Behandlungszeit zu wenig senken lässt oder stark störende Nebenwirkungen auftreten, wird auf ein Präparat aus einer anderen Wirkstoffgruppe gewechselt. Bei fast jeder zweiten Person mit Bluthochdruck bringt ein einziges Medikament keine genügende Blutdrucksenkung. Erst mit der Kombination von zwei Wirkstoffen, die an unterschiedlichen Schaltstellen auf die Blutdruckregulation einwirken, wird die Normalisierung des Blutdrucks erreicht. Bei der Wahl der beiden Partnermedikamente achtet der Arzt darauf, dass sich mögliche Nebenwirkungen der einzelnen Medikamente in der Kombination gegenseitig abschwächen oder sogar aufheben. Es gibt zahlreiche Präparate, in denen zwei Wirkstoffe in einer Tablette enthalten sind (Zweier-Kombination). Ausser den niedrigeren Messwerten werden die positiven Auswirkungen der Blutdrucksenkung nicht unmittelbar bemerkt. Langfristig trägt eine konsequente Behandlung des erhöhten Blutdruckes aber nachweislich dazu bei, viele Krankheiten (Herzinfarkt, Hirnschlag, Niereninsuffizienz usw.) zu vermeiden.

 

Häufig verordnete Medikamente

 

Quelle: Schweizerische Herzstiftung

 

 

 

Der vorangehende Artikel der Schweiz. Herzstiftung informiert über den Bluthochdruck, die sogenannte «arterielle Hypertonie». Ähnlich wie der Diabetes mellitus ist die arterielle Hypertonie eine «stille Krankheit», und meist macht sich das Problem über eine lange Zeit nicht bemerkbar. Trotzdem sind die Gefahren, wie im Artikel eindrücklich zusammengefasst, sehr beträchtlich. Primär geht es dabei um die Arteriosklerose und ihre Folgen. Diabetes mellitus und arterielle Hypertonie gehören neben Nikotinkonsum, gestörten Blutfetten (Cholesterin), Uebergewicht und familiärer Belastung (Vererbung) zu den sogenannten Risikofaktoren für eine Arteriosklerose und damit für zahlreiche Herz-Kreis­lauferkrankungen (Herzinfarkt, Hirnschlag, Durchblutungsstörungen der Beine u.a.).

Für Diabetiker und Diabetikerinnen ist die frühzeitige Erkennung und Behandlung einer arteriellen Hypertonie besonders wichtig! Personen mit Diabetes mellitus leiden häufiger an einer arteriellen Hypertonie als die übrige Bevölkerung. Weiter kann eine arterielle Hypertonie auch das Risiko, an den typischen diabetischen Spätkomplikationen (Augen, Nieren) zu erkranken, deutlich erhöhen. Gleichzeitig wissen wir heute eindeutig, dass blutdrucksenkende Mittel diese Risiken günstig beeinflussen. Für viele Diabetiker und Diabetikerinnen heisst das dann leider, dass sie neben den zwingend nötigen Diabetes-Medikamenten weitere Tabletten gegen die arterielle Hypertonie (oft mehrere verschiedene Medikamente), gegen Veränderungen der Blutfette und zum Schutz gegen die Bildung von Blutgerinnseln (Aspirin, Alcacyl oder ähnliche Substanzen) einnehmen müssen. Die konsequente Behandlung des Diabetes mellitus und aller anderen «kardiovaskulären Risikofaktoren» wird belohnt. Das Risiko, an den Folgekrankheiten der Hypertonie und des Diabetes mellitus zu erkranken, kann durch die kombinierte Behandlung aller Risikofaktoren massiv reduziert werden.

 

 

 

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