Bluthochdruck - Hypertonie
Der
Bluthochdruck (in der medizinischen Fachsprache «arterielle Hypertonie») ist
die häufigste in der Arztpraxis gestellte Diagnose. In der Schweiz haben mehr
als 500'000 Frauen und Männer einen erhöhten Blutdruck. Etwa ein Drittel der
Betroffenen weiss nichts von der heimtückischen Gefahr, weil sie ihren
Blutdruck nicht regelmässig messen oder messen lassen. Ein weiteres Drittel
weiss um den erhöhten Blutdruck, nimmt aber die Warnungen und ärztlichen
Empfehlungen nicht genügend ernst, und nur ungefähr ein Drittel der
Hypertoniker ist gut eingestellt.
Ein
hoher Blutdruck - eine Hypertonie - ist an sich keine Krankheit. Man muss sich
weder krank fühlen noch muss man irgendwelche Beschwerden verspüren. Dennoch
sollte man die Hypertonie nicht auf die leichte Schulter nehmen, sondern den
Blutdruck regelmässig kontrollieren und die ärztlichen Ratschläge beherzigen.
Der Bluthochdruck ist nämlich ein Hauptrisikofaktor für schwerwiegende
Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Ereignisse wie die koronare Herzkrankheit
(Angina pectoris, Herzinfarkt), Hirnschlag, Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz),
Durchblutungsstörungen der Beine sowie Nierenversagen und Sehstörungen. Im
Vergleich zu Personen mit normalem Blutdruck erleiden Menschen mit einer
unbehandelten Hypertonie zwei- bis zehnmal häufiger einen Hirnschlag, einen
Herzinfarkt oder eine Herzinsuffizienz, alles Ereignisse, die das Leben
einschneidend verändern und zu schweren Behinderungen oder sogar zum frühen
Tod führen können. Bei guter Behandlung sind diese Komplikationen viel
seltener zu befürchten, und mancher «Schicksalsschlag» lässt sich vermeiden.
Dieser
Artikel erklärt Ihnen in leicht verständlicher Form viele Aspekte der
Hypertonie und gibt Antworten auf häufig gestellte Fragen rund um den hohen
Blutdruck. Er soll helfen, die Gefahren des hohen Blutdruckes bewusst zu
machen, bzw. die Behandlung besser zu verstehen und aktiv zu unterstützen.
Druck
ist nötig zur Beförderung des Blutes
Ohne
Blutdruck können Menschen nicht leben - doch allzu viel Druck ist ungesund.
Damit das Blut zügig durch die Schlagadern (Arterien) des Körpers zu den
Organen und zum Gewebe (Muskel, Haut) fliessen kann, muss es unter Druck stehen.
Weil das Herz in rhythmischen Pumpbewegungen Blut in die Arterien stösst,
pulsiert auch der Druck. Eine Druckspitze entsteht in den Arterien, wenn sich
der Herzmuskel zusammenzieht und Blut vorwärts befördert. Mit dem
Blutdruck-Messgerät wird diese Druckspitze als oberer (systolischer)
Blutdruckwert gemessen. Dieser Messwert widerspiegelt somit die Pumpanstrengung
des Herzens. In den Arterien kann aber nur dann Druck entstehen, wenn die
Arterienwände dem Druck des Blutes mit einem Gegendruck widerstehen. Auch in
den kurzen Pausen, zwischen den Pumpstössen des Herzens, sorgen die elastischen
und muskulösen Arterienwände für genügend Druck zur Weiterbeförderung des
Blutes. Während sich das Herz mit Blut nachfüllt, herrscht in den Arterien ein
Druck, der geringer ist als zur Zeit des Blutausstosses. Mit dem
Blutdruck-Messgerät wird der geringere Druck als unterer (diastolischer)
Blutdruckwert gemessen. Dieser Messwert widerspiegelt den Widerstand, den die
zahlreichen dünnen Endverzweigungen der Arterien (Arteriolen) dem Blut
entgegensetzen.
Der
Blutdruck schwankt
Eine
völlig normale Eigenschaft des Blutdrucks sind seine deutlichen tageszeitlichen
Schwankungen: Morgens mit dem Aufstehen steigt der Blutdruck an, sinkt über
Mittag während ein bis zwei Stunden etwas ab, beginnt am späten Nachmittag
wieder zu steigen und bewegt sich schliesslich nachts während des Schlafs auf
Werten, die bis fünfzehn Prozent niedriger sind als tagsüber. Zu diesen
normalen Tagesschwankungen kommen noch körperliche, intellektuelle und
seelische Belastungen hinzu wie z.B. Angst, Sorgen, berufliche oder familiäre
Aufregungen, intensive Denkanstrengungen, Lärm, Schmerzen, körperlich
anstrengende Tätigkeiten usw., die den Blutdruck vorübergehend in die Höhe
treiben.
Die
Blutdruckregulierung ist störanfällig
Der
Blutdruck und seine Schwankungen werden durch das unwillkürliche (vegetative)
Nervensystem vom Hirn aus gesteuert. Diese Nerven arbeiten selbstständig mit
ihren zwei Armen: einem Arm, der das Herz-/Kreislaufsystem energisch zu mehr
Aktivität antreibt (Sympathikus), und einem andern Arm, der dem Herzen und den
Blutgefässen Erholung gönnt (Parasympathikus). Neben dem Nervensystem
beteiligen sich noch weitere Regulationssysteme an der Kontrolle des Blutdrucks.
Einen grossen Einfluss auf den Blutdruck üben z.B. die Nieren aus. Weil sie den
Salz-/ Wasser-Haushalt regulieren, können sie durch Veränderung des
Blutvolumens den Blutdruck erhöhen oder senken. Überdies stellen die
Nieren die Substanz Renin her, die sich blutdrucksteigernd auswirkt. Hoher
Blutdruck entsteht, wenn die komplexen Vorgänge zur Regulierung des Blutdrucks
gestört werden.
Wann
besteht Bluthochdruck?
Man
spricht von einem erhöhten Blutdruck, wenn er bei 140/90 mm Hg oder darüber
liegt. Dabei reicht es nicht aus, nur auf eine einzelne Messung abzustellen. Die
Diagnose «arterielle Hypertonie» wird erst gestellt, wenn wiederholt (bei
mindestens drei Messungen innerhalb weniger Wochen) systolische Blutdruckwerte
von 140 mm Hg und mehr sowie diastolische Werte von 90mm Hg und mehr
festgestellt wurden. Die Druckmesswerte werden in Millimeter Quecksilbersäule
(mm Hg) angegeben. Ein Bluthochdruck besteht, wenn beide oder nur einer der
beiden Werte über dieser Grenze liegen. Ein isolierter systolischer
Bluthochdruck (Erhöhung des oberen Blutdruckwertes) kommt vor allem bei älteren
Personen recht häufig vor.
Die
Ursachen des Bluthochdrucks sind meist unbekannt. Bei über 90% der Betroffenen
ist keine Erkrankung auffindbar, die den hohen Blutdruck verursacht. Diese häufigste
Form von Bluthochdruck heisst essentielle oder primäre Hypertonie. Bei den
meisten Patienten sind es mehrere Einflüsse, die zusammenwirken, bis die
Regulierung des Blutdrucks so stark gestört wird, dass ein essentieller
Bluthochdruck entsteht. Dazu gehören vermeidbare Faktoren wie Übergewicht,
Fehlernährung mit zu hohem Salz- und/oder Alkoholkonsum, Bewegungsmangel,
Stress oder auch nicht beeinflussbare Faktoren wie eine erbliche Veranlagung und
höheres Alter. Ferner kann die Pille zur Schwangerschaftsverhütung den
Blutdruck etwas erhöhen. In vielen Fällen steigt der Blutdruck nach dem 35.
Lebensjahr, bei den Frauen sogar häufig erst nach dem 50. Lebensjahr mit dem
Beginn der Menopause, auf ein zu hohes Niveau an. Nur in etwa 5% der Fälle wird
eine ganz bestimmte Ursache für den erhöhten Blutdruck gefunden. Dieser
seltenen sekundären Hypertonie liegen meistens Erkrankungen und Durchblutungsstörungen
der Nieren zu Grunde, manchmal auch gewisse Herz-/Kreislauf-Erkrankungen
und/oder Hormonstörungen. Werden diese Krankheiten behandelt, kann der Bluthochdruck
in gewissen Fällen zum Verschwinden gebracht werden.
Der
Bluthochdruck ist eine «stille Krankheit»
Der
Bluthochdruck entwickelt sie still und heimlich, und dies macht ihn gefährlich.
Die Mehrheit der Betroffenen verspürt jahrelang keinerlei Symptome oder
Beschwerden, obschon die Hypertonie die Arterien schädigt, die Organe überlastet
und das Risiko von Komplikationen massiv erhöht. Bei einer schweren Hypertonie
deuten manchmal Anzeichen wie Kopfschmerzen, Sehstörungen, Schwindel, Müdigkeit,
Ohrensausen usw. darauf hin.
Diese
können jedoch ebenso gut auf eine andere Ursache zurückzuführen sein. Ohne
konsequente Behandlung kann der Bluthochdruck mit der Zeit mehr oder weniger
schwere Schäden verursachen.
Die
Gefahren des Bluthochdrucks
Die
dem hohen Druck ausgesetzten Arterien verdicken und verhärten sich. Die
Ablagerung von fettige Substanzen an der Gefässinnenwand
und damit die Arteriosklerose wird gefördert. In den durch Arteriosklerose
verengten Gefässen können sich Blutgerinnsel (Thrombosen) bilden, welche die
Arterie vollständig verstopfen. Geschieht dieser Vorgang in einer Hirnarterie,
kommt es zum Hirnschlag. Wird eine Herzkranzarterie verschlossen, ist die Folge
ein Herzinfarkt. Auch Beinarterien können eingeengt und die Blutversorgung
ungenügend sein, dies besonders bei Rauchern.
Dies
kann zu einer arteriellen Verschlusskrankheit mit heftigen Schmerzen beim Gehen
führen. Ist die Durchblutung in der Netzhaut der Augen durch den Bluthochdruck
gestört oder werden gar Netzhautarterien verschlossen, kommt es zu erheblicher
Beeinträchtigung des Sehvermögens. Bluthochdruck kann auch in den Nieren
Schaden anrichten. Sind die Nieren geschädigt, gelangt zu viel Eiweiss in den
Urin.
Mit
der Zeit sterben die zahlreichen winzigen Filtervorrichtungen (Nierenkörperchen)
in zunehmender Zahl ab und verwandeln sich in nutzlose Narben. In der Folge
erfüllen die Nieren ihre Filterfunktion immer schlechter, bis die Ausscheidung
gar nicht mehr genügt und vom Arzt eine Niereninsuffizienz festgestellt wird.
Ein ungenügend oder gar nicht behandelter Bluthochdruck zwingt die linke Herzkammer,
das Blut mit verstärkter Kraft gegen den Widerstand - den die kleinen
Endverzweigungen der Arterien (Arteriolen) dem Blutstrom entgegensetzen - in die
Arterien zu pumpen. Der Herzmuskel passt sich dieser Belastung an: die
Muskelwand wird allmählich dicker und entspannt sich zwischen den Pumpstössen
weniger gut, was die Füllung der Herzkammer beeinträchtigt. Mittels einer
Ultraschalluntersuchung des Herzens lässt sich diese Wandverdickung der
linken Herzkammer (Hypertrophie des linken Ventrikels) feststellen. Durch eine
Behandlung mit blutdrucksenkenden Medikamenten kann sich die Wandverdickung
wieder zurückbilden. Ohne Behandlung hingegen muss damit gerechnet werden, dass
die Herzkammerwand allmählich umgebaut wird, sich die Kammerhöhle vergrössert
und nur noch ein ungenügender Anteil des Blutes in die Schlagadern gepumpt
wird. Die entstandene Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz) macht sich mit
Atemnot bei Anstrengung, mit Schwellungen an den Füssen und mit rascher Ermüdbarkeit
bemerkbar.
Konsequente
Behandlung schützt vor Komplikationen
Eine
sekundäre Hypertonie, bei der eine Krankheitsursache gefunden wird, kann durch
einen ärztlichen Eingriff manchmal völlig geheilt werden. Beispielsweise
hilft bei einer verengten Nierenarterie eine Erweiterung der Arterie mittels
eines Ballonkatheter-Eingriffs. Ist ein Tumor, der ein blutdrucksteigerndes
Hormon im Übermass produziert, verantwortlich, kann durch die Entfernung des
Tumors der Bluthochdruck zum Verschwinden gebracht werden. Bei der weit
verbreiteten essentiellen Hypertonie kommen operative Eingriffe nicht in Frage.
Die Behandlungsmassnahmen konzentrieren sich auf Lebensstiländerungen und
blutdrucksenkende Medikamente. Bei einer leichten oder mässigen Hypertonie wird
der Arzt vorerst versuchen, durch eine Optimierung des Lebensstils und das
Ausschalten oder Vermindern von Risikofaktoren den Blutdruck zu normalisieren.
Dazu ist die tatkräftige Mitarbeit des Patienten absolut notwendig.
Übergewicht
reduzieren. Wer
Übergewicht auf die Waage bringt, sollte den überschüssigen Kilos mit
kalorienreduzierter Ernährung und mehr körperlicher Bewegung zu Leibe rücken.
Als Richtwert gilt der BMI (Body Mass Index), der nicht mehr als 25 betragen
sollte. Zur Berechnung des BMI genügt es, auf einem Taschenrechner das
Körpergewicht
(in Kilogramm) durch die Körpergrösse (in Meter, z.B. 1,70) zu teilen und
das Resultat gleich nochmals durch die Körpergrösse (in Meter) zu teilen.
Der Abbau von Übergewicht erlaubt, den Blutdruck besser unter Kontrolle zu
halten und manchmal die Medikamente zu reduzieren.
Salzaufnahme
einschränken. Gewisse
Patienten mit Bluthochdruck sind «salzempfindlich», das heisst, ihr
Blutdruck variiert aufgrund ihres Salzkonsums. Die Kochsalzreduktion bringt
in diesem Fall eine leichte Blutdrucksenkung. Die Salzzufuhr sollte auf
maximal 5 bis 6 Gramm pro Tag beschränkt werden; dies entspricht 2 bis 2,4
g des eigentlich blutdrucksteigernden Natriums im Kochsalz (1 g Kochsalz =
0,4 g Natrium). Diese Menge macht immer noch das Dreifache des notwendigen
Bedarfs aus. Auf den Genuss von salzreichen Snacks und Gerichten sollte
verzichtet werden. Ausserdem gilt es, auf verstecktes Natrium in
Fertigsuppen, Saucen, tiefgefrorenen Gerichten, Brause- und Backpulver,
Puddingprodukten und Konserven zu achten. Beim Mineralwasser sollte ein
Produkt mit einem niedrigen Natriumgehalt (unter 150 mg pro Liter) bevorzugt
werden. Übrigens: auch natriumfreie Salze schmecken gut.
Auf
genügend Kalzium achten. Nach
neuesten Untersuchungen ist die Zahl der Personen mit Bluthochdruck in Ländern
mit hoher Kalziumaufnahme niedriger. Fettarme Milchprodukte (Jogurt, Hüttenkäse,
Magerquark) sollten deshalb neben Gemüse und Früchten in der Ernährung
reichlich vorkommen.
Alkoholkonsum
mässigen. Männer,
die einen erhöhten Blutdruck aufweisen, sollten sich mit maximal 30 g
Alkohol pro Tag begnügen, was 3 dl Wein oder 7 dl Bier
entspricht. Für Frauen liegt die obere Grenze des täglichen Alkoholkonsums
noch etwas tiefer, nämlich bei 20 g, das sind ungefähr 2 dl Wein oder 5 dl
Bier. Mehr als 30 g Alkohol pro Tag kann den Blutdruck erhöhen.
Regelmässige
körperliche Bewegung einplanen. Ausreichende
körperliche Betätigung sollte zu einem festen Bestandteil des Alltags
werden. Besonders zu empfehlen sind Ausdaueraktivitäten (z.B. zügiges
Gehen, Jogging, Schwimmen, Skilanglauf) während täglich 30 Minuten oder
dreimal 1 Stunde pro Woche. Der systolische Blutdruck lässt sich damit oft
um beachtliche 10 mm Hg senken. Herzkranke Personen sollten beim Arzt ihre
Leistungsfähigkeit mittels eines Belastungs-Elektrokardiogramms (EKG) überprüfen
lassen, bevor sie ihr Körpertraining steigern.
Stress
abbauen. Langdauernder
Stress fördert den Bluthochdruck. Zusätzlich zu den anderen Änderungen
der Lebensgewohnheiten ist es daher sinnvoll, den täglichen Stress zu
reduzieren. Zur besseren Entspannung können Atemübungen, Yoga, autogenes
Training, progressive Muskelrelaxation sehr hilfreich sein.
Rauchen
aufgeben. Zwar
beeinflusst Rauchen den Blutdruck nur geringfügig, es verstärkt indessen
die Arteriosklerose und erhöht die Gefahr, dass sich in den
arteriosklerotisch geschädigten Arterien Blutgerinnsel bilden. Es drohen
Herzinfarkt, Hirnschlag und Beinarterienverschlüsse (Raucherbein). Wer
weiter raucht, macht die Bemühungen, die Gefahren des Bluthochdrucks zu
vermindern, weitgehend zunichte.
Zuckerkrankheit (Diabetes} konsequent behandeln. Erhöhte Blutfettwerte (Cholesterin) senken. Diabetes und erhöhte Blutfettwerte sind Risikofaktoren, die nach einer konsequenten Behandlung verlangen. Diese besteht aus einer zuckerarmen, fett- und cholesterinreduzierten Ernährung, allenfalls zusätzlich der Einnahme von Blutzucker- und/oder Cholesterinsenkenden Arzneimitteln.
Pille
ersetzen. Hypertonikerinnen,
die die Pille zur Schwangerschaftsverhütung nehmen, sollten mit ihrer Ärztin
oder ihrem Arzt besprechen, ob es nicht besser wäre, eine andere Verhütungsmethode
anzuwenden.
Blutdrucksenkende
Medikamente
Das
Ziel der Bluthochdruckbehandlung besteht darin, den Blutdruck auf einen Wert von
unter 140/90 mm Hg, idealerweise auf 135/85 mm Hg oder darunter zu senken. Wird
dieses Ziel durch Lebensstiländerungen im Verlauf einiger Monate nicht
erreicht, wird ein Medikament verordnet. Besteht eine schwere Hypertonie, so
kommen Medikamente in der Regel bereits zu Beginn der Behandlung zum Einsatz.
Blutdrucksenkende Medikamente normalisieren den Blutdruck, solange sie regelmässig
eingenommen werden. Sie können den
Bluthochdruck aber in den allermeisten Fällen nicht ein für alle Mal
beseitigen. Das bedeutet, dass die Medikamente zumeist auf Dauer eingenommen
werden müssen. Für die Behandlung stehen verschiedene blutdrucksenkende
Wirkstoffe zur Verfügung, die an unterschiedlichen Schaltstellen in die
Blutdruckregulierung eingreifen. In der Regel wird zuerst ein Medikament mit nur
einem Wirkstoff (Monotherapie) verordnet. Wenn sich der Blutdruck damit nach
genügend langer Behandlungszeit zu wenig senken lässt oder stark störende
Nebenwirkungen auftreten, wird auf ein Präparat aus einer anderen
Wirkstoffgruppe gewechselt. Bei fast jeder zweiten Person mit Bluthochdruck
bringt ein einziges Medikament keine genügende Blutdrucksenkung. Erst mit der
Kombination von zwei Wirkstoffen, die an unterschiedlichen Schaltstellen auf die
Blutdruckregulation einwirken, wird die Normalisierung des Blutdrucks erreicht.
Bei der Wahl der beiden Partnermedikamente achtet der Arzt darauf, dass sich mögliche
Nebenwirkungen der einzelnen Medikamente in der Kombination gegenseitig abschwächen
oder sogar aufheben. Es gibt zahlreiche Präparate, in denen zwei Wirkstoffe in
einer Tablette enthalten sind (Zweier-Kombination). Ausser den niedrigeren
Messwerten werden die positiven Auswirkungen der Blutdrucksenkung nicht unmittelbar
bemerkt. Langfristig trägt eine konsequente Behandlung des erhöhten
Blutdruckes aber nachweislich dazu bei, viele Krankheiten (Herzinfarkt,
Hirnschlag, Niereninsuffizienz usw.) zu vermeiden.
Häufig
verordnete Medikamente
Diuretika
(harntreibende Mittel). Sie
verstärken vor allem die Ausscheidung von Wasser und Natrium durch die
Nieren. Dadurch nehmen die zirkulierende Blutmenge, der Widerstand in den
Arteriolen und der Blutdruck ab.
Betablocker.
Der
leistungssteigernde Arm des vegetativen Nervensystems - der Sympathikus -
treibt Herz und Kreislauf an. Meistens sind es psychische Belastungen, die
den Sympathikus reizen und dazu führen, dass der Blutdruck ansteigt. Die
Wirkung der Betablocker beruht darauf, dass sie die Empfangsstellen
(Rezeptoren) der Überträgerstoffe des Sympathikus (Adrenalin und
Noradrenalin) besetzen. Sie schwächen damit deren leistungssteigernden
Einfluss auf das Herz-/Kreislauf-System ab, was zur Abnahme von Blutdruck
und Puls führt.
Kalzium-Antagonisten.
Beim
essentiellen Bluthochdruck sind die Endverzweigungen der Arterien (Arteriolen)
eng gestellt. Kalzium-Antagonisten bewirken, dass weniger Kalzium in die
Muskelzellen der Arteriolenwand einströmt. Dadurch lässt die Anspannung
der Muskelzellen nach, so dass sich die Arteriolen erweitern und der
Blutdruck sinkt.
ACE-Hemmer und Angiotensin-II-Antagonisten. Ein kompliziertes Hormonsystem - das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System - spielt bei der Blutdruckregulation eine wichtige Rolle. Das Hormon Renin wird in den Nieren hergestellt. Im Blut bewirkt Renin die Bereitstellung von Angiotensin I. Dieser eiweissähnliche Stoff wird mit Hilfe des Angiotensin-Umwandlungsenzyms (englisch: Angiotensin Converting Enzyme, abgekürzt ACE) in die Substanz Angiotensin II verwandelt. Angiotensin II bewirkt, dass die kleinen Endverzweigungen der Arterien (Arteriolen) sich verengen. Dadurch erhöht sich der Widerstand im Blutkreislauf, so dass der Blutdruck ansteigt. Zudem bewirkt Angiotensin II in den Nebennieren die Ausschüttung des Hormons Aldosteron, das die Salz- und Wasserausscheidung in den Nieren verringert und damit die zirkulierende Blutmenge und den Blutdruck erhöht. ACE-Hemmer sind Medikamente, welche die Bildung von Angiotensin II hemmen. Die Medikamente bewirken eine Erweiterung der Arteriolen und eine Abnahme von Widerstand und Blutdruck. Die Angiotensin-II-Antagonisten verhindern die Bildung von Angiotensin II nicht, blockieren aber die Wirkung dieses biologischen Stoffs. Zu diesem Zweck besetzen diese blutdrucksenkenden Medikamente kurzerhand die Empfangsstellen (Rezeptoren), die für Angiotensin II an den Arteriolenwänden bereitstellen.
Quelle:
Schweizerische
Herzstiftung
Der
vorangehende Artikel der Schweiz. Herzstiftung informiert über den
Bluthochdruck, die sogenannte «arterielle Hypertonie». Ähnlich wie der
Diabetes mellitus ist die arterielle Hypertonie eine «stille Krankheit», und
meist macht sich das Problem über eine lange Zeit nicht bemerkbar. Trotzdem
sind die Gefahren, wie im Artikel eindrücklich zusammengefasst, sehr beträchtlich.
Primär geht es dabei um die Arteriosklerose und ihre Folgen. Diabetes mellitus
und arterielle Hypertonie gehören neben Nikotinkonsum, gestörten Blutfetten
(Cholesterin), Uebergewicht und familiärer Belastung (Vererbung) zu den
sogenannten Risikofaktoren für eine Arteriosklerose und damit für zahlreiche
Herz-Kreislauferkrankungen (Herzinfarkt, Hirnschlag, Durchblutungsstörungen
der Beine u.a.).
Für
Diabetiker und Diabetikerinnen ist die frühzeitige Erkennung und Behandlung
einer arteriellen Hypertonie besonders wichtig! Personen mit Diabetes mellitus
leiden häufiger an einer arteriellen Hypertonie als die übrige Bevölkerung.
Weiter kann eine arterielle Hypertonie auch das Risiko, an den typischen
diabetischen Spätkomplikationen (Augen, Nieren) zu erkranken, deutlich erhöhen.
Gleichzeitig wissen wir heute eindeutig, dass blutdrucksenkende Mittel diese
Risiken günstig beeinflussen. Für viele Diabetiker und Diabetikerinnen heisst
das dann leider, dass sie neben den zwingend nötigen Diabetes-Medikamenten
weitere Tabletten gegen die arterielle Hypertonie (oft mehrere verschiedene
Medikamente), gegen Veränderungen der Blutfette und zum Schutz gegen die
Bildung von Blutgerinnseln (Aspirin, Alcacyl oder ähnliche Substanzen)
einnehmen müssen. Die konsequente Behandlung des Diabetes mellitus und aller
anderen «kardiovaskulären Risikofaktoren» wird belohnt. Das Risiko, an den
Folgekrankheiten der Hypertonie und des Diabetes mellitus zu erkranken, kann
durch die kombinierte Behandlung aller Risikofaktoren massiv reduziert werden.
Wie
steht es bei Ihnen ?
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