Lange
mussten viele, die unter Milchunverträglichkeit litten, auf jegliche Milch und
Milchprodukte verzichten. Heute weiss man, dass kleine Mengen gut verträglich
sind.
Milch und Milchprodukte
Laktose
befindet sich in unterschiedlicher Konzentration in der Milch von verschiedenen
Säugetieren. Kuhmilch weist 4, 5 bis 5 g Laktose pro Deziliter auf. Bei der
Verarbeitung geht sie ganz oder teilweise in die Milchprodukte über. Eine
Ausnahme bildet der Hart- und Halbhartkäse. In den ersten 5 bis 10 Stunden der
Käsereifung wird der Milchzucker in Glukose und Galaktose und dann zu
Milchsäure abgebaut. Hartkäse kann also von an Laktoseintoleranz leidenden
Personen problemlos genossen werden.
Gemässigter Konsum
Aber
auch andere Milchprodukte können gegessen werden. Eine Studie zeigt, dass
Betroffene eine geringe Menge Laktose verdauen können. Die Grenze, die
symptomfrei toleriert wird, liegt etwa bei 7 Gramm Laktose pro Tag, was etwa
einer Milchmenge von 1, 5 Deziliter entspricht. Kommt dazu, dass es immer mehr
Produkte auf dem Markt gibt, die von laktoseintoleranten Personen gut vertragen
werden. Bei diesen Lebensmitteln wurde die Laktose bereits durch Enzyme
gespalten. Eine entsprechend reduzierte oder sogar laktosefreie Milch schmeckt
süsser und ist aufgrund der angewendeten Technologie auch teurer. Eine
vorteilhafte Wirkung von Joghurt und anderen Sauermilchprodukten wird noch
diskutiert und auf die darin enthaltenen Milchsäurebakterien zurückgeführt.
Die Bakterien enthalten nämlich Laktose, welche die Magenpassage übersteht und
im Dünndarm mit zur Aufspaltung des Milchzuckers beiträgt. Inwieweit Joghurt
tatsächlich gut verträglich ist, muss wohl jeder Betroffene durch Probieren
selber herausfinden.
Enzymersatztherapie
Eine
weitere Möglichkeit, das Schicksal der Milchunverträglichkeit erträglicher zu
gestalten, bietet eine Enzymersatztherapie. Die fehlenden Enzyme zur Spaltung
des Milchzuckers werden durch Kautabletten zugeführt. Die Dosis richtet sich
dabei nach der konsumierten Laktose.
Laktoseintoleranz, kein Einzelschicksal
Lange
betrachtete man die Laktoseintoleranz als eine Krankheit. Untersuchungen zeigten
aber, dass in gewissen Teilen Afrikas und Asiens bis zu 100 Prozent der
erwachsenen Bevölkerung eine Milchunverträglichkeit aufweisen. Die wenigsten
dieser Menschen leiden jedoch darunter, denn Milch ist nur während den ersten
3-5 Lebensjahren fester Bestandteil ihrer Ernährung. Lediglich Milchprodukte
mit einem geringen Laktosegehalt (Käse, Joghurt etc.) werden zum Teil noch
konsumiert. Auf der anderen Seite findet man Bevölkerungsgruppen, z.B. die
Nomaden der Sahara, bei denen beinahe 100 Prozent der Bevölkerung eine hohe
Verdauungskapazität für Milchzucker aufweisen. Milch und Milchprodukte sind
auch wichtig in ihrer Ernährung. In Europa besteht ein Nord-Süd-Gefälle: In
Nord-Europa hat ein sehr hoher Prozentsatz eine gute
Milchzuckerverträglichkeit. Lediglich 15 Prozent aller Schweizerinnen und
Schweizer leiden an Laktoseintoleranz. Im Mittelmeerraum sinkt die
Verträglichkeit auf 30 % ab. Babies sind darauf angewiesen, Milch gut zu
vertragen, vor allem weil die Muttermilch einen noch höheren Laktosegehalt
aufweist als die Kuhmilch. Auch afrikanische und asiatische Säuglinge und
Kleinkinder haben keine Probleme. Die Laktoseverarbeitung verschlechtert sich
erst nach den ersten 3-5 Lebensjahren, wenn die Milch nicht mehr wichtigster
Ernährungsbestandteil ist. Tatsache ist, dass die Evolution zwei verschiedene
«Verdauungstypen» hervorgebracht hat: In Europa hat sich der laktasebildende
Typ vermutlich mit der Etablierung einer Milchwirtschaft durchgesetzt. In Afrika
und Asien ein «Verdauungstyp», bei dem die Milchzuckerverdauung stark
eingeschränkt ist.
Auch die Katzen...
Auch
bei den Katzen lässt sich eine Veränderung der Milchverträglichkeit
beobachten: Kleine Kätzchen werden gerne mit Milch gefüttert. Stellt man
seiner ausgewachsenen Katze Milch vor, hat man es nachher mit einem schmutzigen
Katzenkistchen zu tun: Sie bekommt nämlich Durchfall. Auch bei Katzen nimmt die
Laktasebildung ab, und sie zeigen eine steigende Milchunverträglichkeit.
Auch
gesunde Babys schreien in den ersten Lebensmonaten oft scheinbar unmotiviert.
Meistens sind Darmkrämpfe (Koliken) der Grund für das Schreien. Das Baby
strampelt mit den Beinchen, wird rot im Gesicht, lässt sich auch durch Zureden
und Streicheln nicht trösten. Oft macht sich die Kolik durch Gasgeräusche im
Bäuchlein bemerkbar. Was können
Eltern unternehmen? Ein holländisches Forscherteam ist dieser Frage
nachgegangen und hat 27 wissenschaftliche
Studien ausgewertet. Als weitaus wirksamste Massnahme hat sich bewährt, das
Baby in der kritischen Zeit von Sinnesreizen möglichst abzuschirmen. Die oft
praktizierten Ablenkungsversuche mit Babyrasseln und anderem Spielzeug machen
alles nur noch schlimmer.
Über die Ursachen der Koliken sind
sich die Experten nicht einig. Tatsache ist, dass einzelne Babys auf Kuhmilch
allergisch reagieren. Mütter, die nicht stillen, sollten also versuchen, ob
eine sog. «hypo-allergene» Schoppennahrung helfen kann. Tröstlich ist
immerhin, dass Baby-Koliken nur lästig, aber nicht gefährlich sind, und dass
sie im Alter von vier bis fünf Monaten meistens von selber aufhören.