Osteoporose

 

 

Unsere Knochen sind von der Struktur her mit dem Eiffelturm vergleichbar: Ihre Konstruktion ist leicht und stabil, und bietet einen optimalen Widerstand gegen Druck- und Zugkräfte. Im Kindesalter wächst der Knochen zunächst unabhängig von den Sexualhormonen. Von der Pubertät an wird er bei beiden Geschlechtern von diesen Hormonen abhängig. Die Knochenmasse wird dann so stark aufgebaut, dass sie für die nächsten 10 bis 20 Jahre hält. Ab dem vierten Lebensjahrzehnt beginnt die Knochenmasse wieder langsam abzunehmen. Bei Frauen etwas schneller, da nach den Wechseljahren ein wichtiger Schutzfaktor, das Östrogen, nicht mehr ausreichend produziert wird. Das ist ganz normal.

Von Osteoporose (wörtlich übersetzt: «Poröser Knochen», also Knochenschwund) spricht der Arzt dann, wenn der Knochenschwund stärker und schneller als normal vor sich geht. Heute weiss man viel über die Osteoporose und kann etwas dagegen tun. Noch viel wichtiger ist aber, dass man heute weiss, wie Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt der Osteoporose vorbeugen können.

 

Der Knochen lebt

Der Knochen, der die mechanische Festigkeit unseres Körpers gewährleistet, ist keineswegs ein totes Kalziumdepot, sondern ein lebendes und wachsendes Gewebe. Der Knochen besteht hauptsächlich aus Kollagen (Eiweiss) und dem Mineralstoff Kalziumphosphat. Dieses sorgt für die Stärke des Knochens.

Im Inneren des Knochens geht es zu wie auf einer Baustelle. Alter Knochen wird ständig abgebaut und entsorgt und durch neuen Knochen ersetzt. Sichtbar wird dieses Auf- und Abbauen vor allem dann, wenn ein Knochenbruch innerhalb von wenigen Wochen mit neuem Knochengewebe repariert wird.

 

Was ist Osteoporose?

Von einer Osteoporose wird dann gesprochen, wenn der Knochenschwund stärker als normal ist. Das heisst, die Knochenaufbauzellen können die Wirkung der Knochenabbauzellen nicht mehr kompensieren. Die Knochenabbauzellen «arbeiten» zu schnell. Das führt dazu, dass die normalerweise feste Bälkchenstruktur (erinnern Sie sich an den Eiffelturm?) des Knochens spröde und brüchig wird. Wird dieser regelrechte Verfall der Knochen, wie bei einem alten Haus, durch eine Behandlung gestoppt, ist unser Skelett nicht mehr so widerstandsfähig. Es braucht viel weniger Energie bis ein Knochen bricht. Manchmal genügt es schon, wenn man hinfällt. Sind die Rückenwirbel vom Knochenschwund betroffen, was in der Regel der Fall ist, wird die aufrechte Haltung immer schwieriger. Der Rücken biegt sich.

 

Habe ich Osteoporose?

Bei der Osteoporose ist eine Früherkennung besonders wichtig. Je früher desto besser. Eine rechtzeitige Behandlung kann vor schlimmen Folgen schützen. Erkennungsmerkmale:

 

Knochenbrüche

Die Osteoporose macht sich häufig zuerst an der Wirbelsäule bemerkbar. Warnzeichen sind dumpfe, unklare Rückenschmerzen. Nicht jeder Rückenschmerz hat aber mit Osteoporose zu tun. Der Arzt kann aber herausfinden, ob es sich dabei um Osteoporose handelt.

Schliesslich kommt es zu akuten starken Schmerzen, insbesondere bei Knochenbrüchen (Frakturen) und Verrenkungen

(Subluxationen) kleiner Wirbelgelenke im Rückenbereich. Besonders gefürchtet sind Kompressionsfrakturen, bei denen der Knochen, weil er dem Druck des Körpers nicht mehr gewachsen ist, einfach einbricht. Dies geschieht häufig im unteren Wirbelbereich und im Becken.

Auch andere Knochen können davon betroffen sein. Das heisst also, dass man bei jedem Knochenbruch besonders im Handgelenks-, Knöchel- und Oberschenkelbereich an eine Osteoporose denken muss. Vor allem dann, wenn der Schlag oder der Fall eigentlich gar nicht so stark war.

 

Buckelbildung

Fallen Rückenwirbel in sich zusammen, kann der Rücken runder werden. Dies beruht auf einer verstärkten Krümmung der Wirbelsäule in Brusthöhe. Ist der Rundrücken stark ausgeprägt, nennt ihn der Volksmund «Witwenbuckel». Die Entwicklung des Witwenbuckels muss nicht immer mit Schmerzen verbunden sein. Es kann auch ganz langsam und unbemerkt dazu kommen.

 

Abnehmende Körpergrösse

Hängt die Wäscheleine höher als früher? Wenn die Wirbel in sich zusammenfallen, vermindert sich die Körpergrösse. Die Arme scheinen länger, weil sich die Proportionen des Körpers verlängert haben.

 

Wie erkennt der Arzt eine Osteoporose?

Eine frühzeitige Erkennung der Osteoporose ist mit moderner Technik heute möglich.

Der Arzt wird eine Knochendichtemessung durchführen. Dies ist ein röntgenähnliches Verfahren, bei dem er die Beschaffenheit des Knocheninnern auf dem Bildschirm beurteilen kann. Diese schmerzlose und sichere Methode misst die Knochenmasse an der Wirbelsäule, dem Oberschenkel und dem Unterarm. Nach der Messung kann der Arzt das Risiko für einen Knochenbruch abschätzen.

 

Risikofaktoren, die Sie nicht beeinflussen können:

 

Geschlecht

Frauen erkranken häufiger an einer Osteoporose, da sie während der Wechseljahre überdurchschnittlich viel an Knochensubstanz verlieren. Aber auch Männer können betroffen sein. Nach bisherigen Erkenntnissen ist das Risiko, an einer Osteoporose zu erkranken, bei Frauen 40%, bei Männern nur gerade 13%.

 

Alter

Mit wachsendem Alter erhöht sich das Risiko, an einer Osteoporose zu erkranken.

 

Statur

Kleine und schlanke Menschen haben ein erhöhtes Risiko für eine Osteoporose.

 

Vererbung

Schliesslich bedeutet das Auftreten von Osteoporose in der nahen Verwandtschaft eine höhere Gefährdung, selbst an einer Osteoporose zu erkranken.

 

Risikofaktoren, die Sie und Ihr Arzt beeinflussen können:

 

Niedriges Ostrogen (bei Frauen) und niedriges Testosteron (bei Männern)

Ein Hormonmangel entsteht bei Frauen nach den Wechseljahren beziehungsweise nach einer Entfernung der Eierstöcke. Dieser Mangel führt zu einem erhöhten Knochenabbau. Zur Vorbeugung einer Osteoporose kann deshalb eine Hormonersatztherapie in Frage kommen. Bei Männern, bei denen ein Testosteronmangel nachgewiesen ist, kann eine Ersatztherapie mit Testosteron erwogen werden.

 

Unzureichende Zufuhr an Kalzium

Eine ausreichende Kalziumzufuhr ist für einen gesunden Knochen unabdingbar. Die empfohlene Kalziumdosis liegt bei mindestens 1000 mg pro Tag. Als kalziumreiche Kost gelten: Milch (1 Liter täglich) und Milchprodukte, kalziumreiches Mineralwasser, Tofu, Broccoli, Grünkohl, Fenchel, Mandeln, Sardinen und Lachs.

Während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie während und nach den Wechseljahren besteht ein erhöhter Kalziumbedarf.

 

Unzureichende Zufuhr an Vitamin D

Vitamin D regelt die Kalziumaufnahme des Knochens. Dieses Vitamin wird durch Sonneneinstrahlung in der Haut gebildet. Dazu ist ein ausreichender Aufenthalt im Freien notwendig.

 

Inaktivität

Körperliche Betätigung beugt dem Knochenschwund vor. Denn wenn die Muskeln aktiviert werden, bleibt der Knochen stabiler. Das heisst er wird weniger schnell abgebaut. Empfohlen werden je nach körperlichem Zustand u.a. folgende Sportarten: Gewichtheben, Treppensteigen, Jogging, Wandern, Tanzen und Tennis.

 

Alkoholmissbrauch und Rauchen

Alkohol in grossen Mengen wirkt sich schädlich auf den Knochen aus und hat eine deutliche Reduktion der Knochenmasse zur Folge. Nikotin senkt den Östrogenspiegel, vermindert somit die Kalziumaufnahme und wirkt ebenfalls schädigend auf den Knochen.

 

Wie behandelt man eine Osteoporose?

Was für die Vorbeugung gilt, ist auch für eine Osteoporose-Therapie richtig:

Ist ein Knochenverlust bereits fortgeschritten, besteht die Gefahr, dass Knochen brechen. Mit geeigneten Medikamenten kann diese Gefahr reduziert werden:

 

Biphosphonate

Das erste Medikament dieser Art, das Alendronat (Fosamax®), ist erwiesenermassen sehr wirksam. Es kann die verminderte Knochenmasse erhöhen und das Risiko für einen Bruch verhindern. Nebenwirkungen sind selten, wenn die Einnahme des Medikaments genau nach Vorschrift erfolgt.

 

Östrogen

Dieses Hormon kann den Verlust von Knochensubstanz verlangsamen. Dies wurde in zahlreichen Studien bewiesen. Allerdings nützt eine kurzzeitige Einnahme nichts, sondern es muss über Jahre genommen werden. Und die Wirkung muss vom Arzt kontrolliert werden.

Ostrogen allein genommen, kann das Risiko für Gebärmutterkrebs erhöhen. Dieses Risiko wird jedoch durch die Kombination von Östrogen und Gestagen ausgeschaltet.

 

Calcitonin

Dieses Hormon steuert den Austausch von Kalzium mit dem Knochen. Es verlangsamt den Knochenabbau und verringert damit das Risiko eines Bruches.

 

Kalzium + Vitamin D

Wenn mit der Nahrung nicht genügend Kalzium und Vitamin D in den Körper gelangen, müssen diese zusätzlich eingenommen werden. Auch bei Personen, die sich selten an der Sonne aufhalten (z.B. Bewohnerinnen eines Altersheims) muss der Mangel an Kalzium und Vitamin D ausgeglichen werden.

 


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