Wenn es zieht und schmerzt im Kreuz

 

 

Rückenschmerzen signalisieren oft Überforderung im Alltag

Das moderne Leben strapaziert den Rücken stark. Autofahren, Arbeit im Sitzen in oft schlechter Körperhaltung, im Alltag Stress, Hetze, Leistungsdruck, Überforderung und familiäre Sorgen, in der Freizeit Fernsehkonsum und Internet-Surfen statt körperlicher Bewegung — die moderne Lebensweise ist Gift für den Rücken. Das Training der Rückenmuskulatur kommt zu kurz, der Rücken wird durch Verspannung und ungünstige Sitzhaltung überfordert, Entspannung, Muskellockerung und Abwechslung bei den Körperpositionen werden vernachlässigt. Fast alle Erwachsenen machen deshalb früher oder später Bekanntschaft mit Kreuzschmerzen. Der Schmerz taucht im untersten Rückenbereich auf, von den letzten Rippen bis zum Unterrand der Gesäßbacken. Hier befindet sich die Lendenwirbelsäule, das Kreuzbein, das beidseits durch ein Gelenk mit dem Beckenknochen verbunden ist, und das Steißbein.

 

Der Schmerz kann grundsätzlich von allen Geweben des Rückens ausgehen, die schmerzleitende Nervenfasern besitzen, beispielsweise:

 

 

Was sind unspezifische Rückenschmerzen?

Nur bei jeder vierten betroffenen Person kann der Arzt bei der Untersuchung die Ursache akuter Kreuzschmerzen klar ermitteln, weil er eine störende körperliche Veränderung findet. Bei 75 % der Patienten mit Rückenschmerzen ist dagegen keine eindeutige Ursache feststellbar — der Arzt spricht dann von „unspezifischen Kreuzschmerzen". Solche Rückenschmerzen können als ein Signal von Überforderung aufgefasst werden. Nicht nur körperliche Arbeiten (z.B. Heben schwerer Lasten), sondern auch belastende psychische Einflüsse (z.B. Stress, Sorgen) und schwierige soziale Umstände (z.B. Verlust des Arbeitsplatzes) tragen zur Über­forderung bei.

 

Was ist ein Hexenschuss?

Als Hexenschuss werden heftige, akute Kreuzschmerzen bezeichnet, die sich plötzlich und ganz überraschend bemerkbar machen und oft ins Gesäß und in ein Bein ausstrahlen. Die Muskeln versteifen sich im schmerzenden Bereich, die Beweglichkeit geht verloren. Oft wird der Hexenschuss ausgelöst durch eine vorübergehende, harmlose Funktionsstörung in den kleinen Gelenken, welche die Wirbel der Lendenwirbelsäule  beweglich   miteinander verbinden. Auch ohne Behandlung durch einen Arzt oder einen Physiotherapeuten gehen diese harmlosen Kreuzschmerzen in der Regel nach wenigen Tagen vorüber. Aber auch Diskushernien äußern sich durch plötzliche, heftige Kreuzschmerzen (Hexenschuss) mit Schmerzausstrahlung in ein Bein (Ischias).

 

Was ist eine Diskushernie?

Eine Diskushernie ist ein Bandscheibenvorfall. Die Bandscheiben sind elastische Kissen, die zwischen den Wirbeln eingelagert sind. Sie machen die Wirbelsäule beweglich und wirken als Stossdämpfer. Jede Bandscheibe besteht aus einem Faserring, der einen weichen Gallertkern umgibt. Bereits bei Jugendlichen beginnt sich die   Beschaffenheit   der   Bandscheiben ungünstig zu verändern, der Faserring wird schwächer, die Höhe und die elastische Verformbarkeit der Bandscheiben nimmt ab. Bei fehlerhaften oder zu heftigen Belastungen der Wirbelsäule (z.B. Heben schwerer Lasten in ungünstiger Körperhal­tung) kann sich eine Bandscheibe zu stark vorwölben und der Faserring an einer schwachen Stelle einreißen, so dass sich der weiche Gallertkern nach außen verla­gert. Der Bandscheibenvorfall (Diskushernie) drückt auf schmerzempfindliche Gewebe in der Umgebung, beispielsweise auf eine Nervenwurzel oder auf das Band, das die Wirbelknochen miteinander verbindet. Zusätzlich entsteht eine Entzündung, die Schwellungen und Schmerzen auslöst.  Wenn  ein  Rückenmarksnerv unter Druck gerät, können Gefühlsstörungen (Kribbelgefühl, Taubheit) oder Lähmungen auftreten.

 

Diskushernie: Wie erkennen, wie behandeln?

Bereits aufgrund einfacher Untersuchungen kann der Arzt eine Diskushernie vermuten (z.B. Test der Wirbelsäulen-Beweglichkeit, Nervendehnungstest am Bein, Prüfung der Reflexe und der Berührungsempfindlichkeit an Bein und Fuss, Prüfung der Muskelkraft von Bein- und Fussmuskulatur). Mit Hilfe eines Computer- oder Magnetresonanztomogramms kann die vermutete Diskushernie sichtbar gemacht werden. Die Beschwerden der Diskushernie werden mit spez. Schmerzmitteln, Physiotherapie (Elektrotherapie/ Muskelaufbau) und Manualtherapie (Handgriffe/ Massagen) behandelt. Chirurgische Eingriffe sind manchmal bei sehr hartnäckigen Beschwerden mit Muskellähmungen und Störungen der Blasen- oder Darmentleerung nötig.

 

Warnzeichen ernstharter Erkrankungen

Akute Kreuzschmerzen stören meistens nur vorübergehend während weniger Tage und machen üblicherweise keine ärztliche Behand­lung nötig. Aber in seltenen Fällen steckt doch eine ernsthafte Erkrankung hinter den Kreuzschmerzen, z.B. eine rheumatische Entzündung, eine Infektion, ein Tumor oder ein Knochenbruch (besonders bei Personen mit Knochenschwund, also Osteoporose). Folgende Zeichen deuten auf eine ernsthafte Ursache der Kreuz­schmerzen hin:

 

 

Wenden Sie sich an Ihren Hausarzt, wenn Sie an Rückenschmerzen leiden und gleichzeitig eines der genannten Warnzeichen auf Sie zutrifft. Der Arzt wird die nötigen Abklärungen durchführen und entsprechend der Grundkrankheit eine geeignete Behandlung empfehlen.

 

Können Rückenschmerzen in den Muskeln entstehen?

Viele Rückenschmerzen können als psychosomatische Störungen aufgefasst werden. Manche Leute neigen dazu, bei Überforderung durch Konflikte, Sorgen und Stress unbewusst die Muskelspannung zu erhöhen. Wenn vielleicht noch eine Überlastung durch ständig wiederholte, monotone Bewegungen (z.B. sitzende Büroarbeit vor dem Computer oder Putzarbeit im Haushalt in ungünstiger Körperhaltung) dazukommt, kann das Muskelgewebe im mikroskopischen Bereich geschädigt werden. An den geschädigten Stellen entstehen in einem harten Muskelfaserstrang tastbare Knötchen, die auf Fingerdruck sehr schmerzempfindlich sind. Man bezeichnet die Schmerzpunkte als aktivierte myofasziale Triggerpunkte.

Diese kleinen Schmerzpunkte haben oft ganz erstaunliche Auswirkungen, denn sie lösen nicht nur in ihrer Umgebung, sondern auch an weit entfernten Körperstellen Schmerzen aus, beispielsweise Kreuzschmerzen. Durch Druck auf die Triggerpunke, Anwendung von Kältesprays, Akupunktur oder Einspritzen lokaler Betäubungsmittel inaktiviert der Arzt oder Physiotherapeut/ Masseur die Triggerpunkte, was die Schmerzen im Übertragungsgebiet dieser Punkte beseitigt.

 

Selbstbehandlung bei Rückenschmerzen

Weil Kreuzschmerzen meistens bereits nach wenigen Tagen wieder abgeklungen sind, lohnt sich ein Versuch mit Selbstbehandlung, bevor der Hausarzt beigezogen wird. Hier ein paar Vorschläge zur Selbstbehandlung:

Die Lagerung in einer günstigen, entlastenden Ruhestellung wirkt schmerzlindernd. Dazu werden die Unterschenkel in Rückenlage so auf einen Hocker gelegt, dass die Hüft- und Kniegelenke im rechten Winkel gebeugt sind. Längere Bettruhe (mehr als ein paar Tage) wirkt sich aber ungünstig aus, weil inaktive Muskeln rasch schwächer werden.

 

 

Wie lassen sich Rückenschmerzen vermeiden?

Kreuzschmerzen sind häufig als Zeichen von Überforderung zu deuten. Erneute Kreuzschmerzepisoden lassen sich vermeiden, wenn Sie sich vor Überforderung in acht nehmen. Beherzigen Sie dazu folgende Ratschläge:

 


weitere Gesundheitstipps   

zurück zur Hauptseite