Freiwillig
Samstagmittag, Familienessen in der
Pizzeria. Der Kellner trägt die dampfenden Teller auf.
Gleichzeitig zünden zwei Personen am Nebentisch ihre
Verdauungszigarette an. Ich frage, ob es hier eine
Nichtraucherzone gäbe, in die wir wechseln könnten. „Nein“,
antwortet der junge Mann, „ kein Gesetz zwingt uns dazu; --
leider.“
Vor einigen Monaten erklärte die Zuger
Regierung, dass sie nicht auf ein Rauchverbot in Restaurants,
sondern auf die Freiwilligkeit der Gastronomie setze. Doch wie
soll diese aussehen? Einige Wirte erklären ihr Lokal zur
rauchfreien Zone und nehmen das Risiko auf sich, dass Gäste auf
andere Beizen ausweichen? Sie vermindern ihre Konkurrenzfähigkeit
– freiwillig? Denkste!
Stellen Sie sich vor, Tempo 50, das
Einhalten des Arbeits- oder Lebensmittelgesetzes etc. würden für
freiwillig erklärt!
Freiwillig hat etwas mit Freiheit zu
tun, Freiheit wiederum mit Respekt für den andern, der auch seinen
eigenen Raum haben will. Freiwilligkeit bedingt Reife und
Charakter. Das ist nicht einfach gegeben. Wir alle brauchen
manchmal einen Rahmen, der uns Grenzen setzt.
Ich bereiste Italien, Malta und
Irland, kurz nachdem diese Länder das Rauchverbot in Restaurants
eingeführt hatten. Das irische Pub hat nichts an Atmosphäre
eingebüsst. Wer rauchen will steht unter der Tür und hält den
Glimmstängel in den Regen hinaus. „Wir können es uns schon gar
nicht mehr anders vorstellen“, hörte ich einige Monate später.
Auch in den kleinsten Dörfern Italiens hängen in den Trattorias
grosse „Vietato di fumare“ Tafeln; und die staatskritischen
Italiener halten sich daran. Für die Malteser ist das neue Gesetz
nicht einmal eine Diskussion wert. Und für uns Eidgenossen?
Die BBC beschrieb die Schweizer
kürzlich so:“ Die Musterknaben des Umweltschutzes üben den
Rauchern gegenüber eine für andere Länder beispiellose Toleranz
aus.
Auf diese Toleranz kann ich
verzichten!
11.Dezember 2005