Der Anschlag (The Sum of All Fears)
Die Vorlage zum Film stammt aus der Feder des
amerikanischen Erfolgsautors Tom Clancy, der mit seinen minutiös
recherchierten Techno-Thillern regelmässig auf den Bestseller-Listen
zu finden ist. Nach The Hunt for Red October (mit Alec Baldwin als
Ryan) und Patriot Games und Clear and Present Danger (mit Harrison
Ford als Ryan) ist Sum of All Fears bereits die vierte Verfilmung
die auf einer Vorlage von Clancy basiert.
Wir begegnen darin einem jungen Jack Ryan (Ben Affleck), der seit
einigen Monaten als Analyst bei der CIA arbeitet. Mit einer
akkuraten Beurteilung des neuen russischen Präsidenten Nemerov (Ciarán
Hinds) macht er CIA-Chef Cabot (Morgan Freeman) auf sich aufmerksam,
der ihn in der Folge in seinen Stab beruft. Da Nemerov eine
unbekannte Grösse ist, machen sich die Amerikaner sorgen über die
Stabilität in Russland.
Die Spannungen macht sich eine undurchsichtige terroristische
Gruppierung zunutze, die in den Besitz einer Atombombe gelangt ist,
welche aus einem 1973 abgestürzten israelischen Jet stammt. Die
Bombe wird während eines Football-Spiels in Baltimore detoniert,
wobei der Präsident dem Anschlag im letzten Augenblick entkommt.
Daraufhin setzen die USA und Russland ihre Streitkräfte in höchste
Alarmbereitschaft und planen jeweils einen Präventivschlag. Jack
Ryan kann nicht glauben, dass er sich so in seiner Beurteilung
Nemerovs geirrt hat, und stellt selber Nachforschungen an. Dabei
entdeckt er, dass das Plutonium der A-Bombe aus amerikanischer
Produktion stammt...Soviel zum Plot.
Nomen est Omen, obwohl vielleicht nicht ganz so, wie Clancy (der
gleichzeitig auch als Produzent fungierte) dies beabsichtigt hatte.
Tatsächlich übertrifft der Film die schlimmsten Erwartungen. Obwohl
der Kalte Krieg seit Jahrzehnten beendet ist, ist diese Tatsache
wohl noch nicht bis nach Hollywood (und dem amerikanischen Publikum)
durchgedrungen, die sich ausserstande sehen, sich von ihrem
Lieblingsfeindbild, den Russen, zu trennen. Der russische Präsident
wird zwar als besonnener und gebildeter Mann dargestellt (immerhin
spricht er perfekt Englisch), jedoch ist er auch schwach, denn er
vermag seine Generäle nicht unter Kontrolle zu halten.
Die Bösen (Terroristen) rekrutieren sich grösstenteils aus Osteuropa
und werden durch einen arisch anmutenden Schläger mit schlechtem
deutschen Akzent vervollständigt. Nach dem 11. September brauchen
die Amerikaner wohl Filme, die ihre ideologische Vormachtsstellung
verteidigen. Sum of All Fears ist dazu das ideale Vehikel und der
junge Jack Ryan ist ideal besetzt mit Ben Affleck, der als
sensitiver, intelligenter, aufrechter Mann bei Bedarf auch mal
zuschlagen kann. Es ist zu hoffen, dass Affleck auch wieder mal in
einer andern Rolle als der des quintessentiellen amerikanischen
Helden zu sehen ist.
Das Gegenstück zum aufrechten Ryan bildet der abgeklärte Agent Clark
(bemerkenswert Liev Schreiber), der seine Identität den Umständen
entsprechend wechseln kann, und der auch nicht davor zurückschreckt,
ausserhalb der Grenzen der Legalität zu operieren. Am Schluss des
Films werden dann auch all die Bösen von CIA Sonderkommandos
liquidiert (das wird jedenfalls impliziert); man wird unweigerlich
daran erinnert, dass das den Amis im Fall von Saddam Hussein bis
heute nicht gelungen ist.
Unzweifelhaft wird dieser Film wie auch schon die drei andern Clancy
Filme vom amerikanischen Publikum mit Wohlwollen aufgenommen und
eine Menge Geld einspielen, ist ja schliesslich auch ein solide
gemachter Thriller. Was mich jedoch mit Besorgnis erregt, sollten
die Notstandsszenarien in diesem Film der Realität entsprechen, wie
einfach es doch für den Amerikanischen Präsidenten ist, auf den
roten Knopf zu drücken, vor allem wenn man bedenkt wie
"trigger-happy" der gegenwärtige Präsident ist.