Queen of the Damned
Nach "Interview with a Vampire" der zweite Film, der auf den Vampir-Chroniken der Erfolgsautorin Anne Rice basiert. Es ist die Geschichte des Vampirs Lestat und sein Aufstieg zum Rockstar am Ende des 20. Jahrhunderts und die Geschichte des Wiedererwachens und der Vernichtung von Akasha, Königin der Verdammten, Herrin aller Vampire.
Nach jahrzehntelangem Schlaf erwacht Lestat in seiner
Gruft in New Orleans zur Musik der Achtziger. Er ist es leid im
Verborgenen zu leben und ernennt sich selber zum Leadsänger einer
mittelmässigen Band, welche er in der Folge mit seiner Stimme und
seinen düsteren Texten in die Charts katapultiert.
Dass die Texte jahrhundertealte Geheimnisse der Vampire preisgeben,
ruft nicht nur die andern Vampire auf den Plan, sondern erweckt
auch das Interesse von Jesse, die nach dem Tod ihrer Eltern eine
zeitlang bei ihrer Tante Maharet gelebt hatte und jetzt für das
Londoner Talamasca-Institut arbeitet, welches sich der Erforschung paranormaler Phänomene verschrieben hat. Bei ihren Recherchen stösst
sie auf Lestats Tagebuch, worin seine Initiation als Vampir durch
Marius und seine erste Begegnung mit Akasha, der Königin der Verdammten,
erzählt werden.
Akasha, in Stein gefangen, ist von Lestats Geigenspiel so bewegt,
dass sie ihm ihren Arm zum Trinken offeriert. Danach verschwinden
Marius und Akasha. Fasziniert von Lestat folgt ihm Jesse nach Amerika.
Beim einzigen Konzert, dass Lestat im Death Valley, in Kalifornien
gibt, wird er von den erzürnten Vampiren angegriffen und von Akasha,
die von seiner Musik wiedererweckt wurde, gerettet und zu ihrem
neuen Prinzgemahl gemacht.
Lestat muss jedoch bald erkennen, dass Akasha mit ihrem Durst und
Machthunger nicht nur alle Vampire, sondern auch die Menschheit
zu zerstören droht. Im finalen Showdown gelingt es dann einigen
der ältesten Vampiren Akasha zu vernichten, und Lestat entschwindet
mit der inzwischen auch zum Vampir gewordenen Jesse in der Nacht.
Was zu einer faszinierenden und düsteren Visualisierung
von Anne Rices barock-opulenter Welt der Vampire hätte werden können,
wie es wenigstens teilweise in "Interview with a Vampire" gelungen
war, ist zu einer Verknüpfung von Hochglanz-Musik-Video Sequenzen
ohne Spannung und Tiefgang geworden, die sich nur lose zu einer
erkennbaren Handlung zusammenreihen.
Rymer liess sich offenbar zu stark von seinen Tagen als Musik-Video
Regisseur leiten. Dabei ist die Musik noch das Beste am Film, trägt
doch der Goth-Punk Sound von Jonathan Davis, Leadsänger von KoRn,
und andern wie Static-X und Disturbed nicht unwesentlich zur unheimlichen
Stimmung bei. Auch an der Ausstattung und den wohldosierten Spezialeffekten
lässt sich kaum etwas bemängeln, ausser dass alles zu sehr auf schön
gestylt ist.
Woran der Film aber vor allem kränkelt, ist das verworrene Script
und die uninspirierte Leistung des grössten Teils der Darsteller.
Abbott und Petroni haben sich für das Drehbuch bei zwei von Rices
Romanen, jeder für sich um die 500 Seiten, bedient, all die ausführlichen
Beschreibungen der verschiedenen Epochen, der Gefühle und die Betrachtungen
über die Entstehung der Vampire rausgeschnitten und versucht, einige
Haupthandlungsstränge zusammenzuführen. Ohne das Hintergrundwissen
wirkt die Handlung undurchsichtig und lässt nirgendwo echte Spannung
aufkommen. Die Zerfahrenheit des Plots bewirkt auch, das keiner
der Charaktere wirklich entwickelt werden kann; sie bleiben schablonenhaft
und oberflächlich.
Die Darstellerleistungen reichen von mittelmässig (von Vincent Perez,
der Marius spielt, ist man sonst besseres gewohnt) zu mies (Stuart
Townsend, der trotz gefälliger Androgynität blutleer und kraftlos
wirkt als Lestat). Einzig Sängerin Aaliyah überzeugt mit ihrer enormen
physischen Präsenz in der Rolle der Akasha, die gewissenlos und
jenseits aller menschlichen Regungen allein darauf bedacht ist ihren
Durst nach Blut und Macht zu stillen und jeden, der ihr im Weg steht
ohne zu zögern vernichtet. Diese unheimliche Qualität wird jedoch
geschmälert, sobald sie Text hat.
Gesamthaft gesehen ein enttäuschender Film; er versucht kunstvoll
zu sein, scheitert aber an der konventionellen Inszenierung, die
eine Umsetzung von Rices erzählerischer Üppigkeit in visuelle Equivalente
verhindert. Auch die offenkundig dargestellte Erotik des Blutsaugens
wirkt zeitweise unbeholfen und mag über die atmosphärische Schwäche
des Films nicht hinweg zu täuschen.