Spiderman
Gelungene Marvel-Comic Verfilmung von Sam Raimi mit Shooting Star Tobey Maguire in der Hauptrolle, die rasant und tiefsinnig zugleich ist.
Peter Parker lebt bei seinem Onkel und seiner Tante im New Yorker
Stadtteil Queens. Er ist der typische Aussenseiter: ein
unauffälliger Junge mit dicker Brille, der von seinen Mitschülern in
der Regel ignoriert wird, und der, ausser Harry Osborn (James
Franco), dem Sohn eines reichen Industriellen, keine Freunde hat und
der ausserdem für die Schülerzeitung arbeitet.
Während eines Klassenausflugs in ein Forschungslabor wird Peter von
einer gentechnisch veränderten Spinne gebissen, ein Ereignis, dass
sein Leben schlagartig verändert. Bald nimmt Peter erstaunliche
Veränderungen an seinem Körper wahr: all seine Sinne sind geschärft,
sein Körper geschmeidiger und muskulöser und er hat übermenschliche
Reaktion und Koordination. Auch kann er aus seinem Handgelenk
Netzflüssigkeit absondern, was jedoch anfangs zu einigen
Missgeschicken führt.
Schon seit Jahren ist Peter in seine Mitschülerin Mary Jane Watson
(Kirsten Dunst) verliebt, die unmittelbar im Haus neben ihm wohnt.
Er will sie mit einem eigenen Wagen beeindrucken, und nimmt, um zu
Geld zu kommen. an einem Wrestling-Wettbewerb teil. Er gewinnt zwar,
wird aber vom Manager um seinen Lohn betrogen. Der Manager selbst
wird auch bestohlen, und trotz seiner Kräfte lässt Peter den Dieb
entkommen. Später muss er feststellen, dass es just jener Dieb ist,
der in der selben Nacht auch seinen Onkel Ben tötet. Eingedenk der
letzten Worte seines Onkels, der ihm sagte, dass mit grosser Macht
auch grosse Verantwortung auf einem laste, macht sich Peter daran,
in seiner Verkleidung als Spiderman die Verbrecher der Stadt zu
jagen und den Menschen zu helfen.
Seine guten Taten erregen jedoch die Aufmerksamkeit eines besonderen
Bösewichts, des Grünen Kobolds, das Alter-Ego von Norman Osborn
(Willem Dafoe), welcher der Vater von Peters Freund Harry ist. Um
die Zuschüsse des Militärs nicht zu verlieren hatte Norman Osborn an
sich selbst ein gefährliches Experiment durchgeführt, welches schief
ging, und ihm nebst übernatürlichen Kräften mit einer gespaltenen
Persönlichkeit zurückliess. Als der Grüne Kobold realisieren muss,
dass er Spiderman nicht auf seine Seite ziehen kann, entschliesst er
sich dazu, ihn zu vernichten. Spider-Mans einzige Schwachstelle
jedoch sind die Menschen, die er liebt, Tante May und Mary Jane...
Sam Raimi, bekannt als Regisseur der rabenschwarzen Komödie A Simple
Plan und als Produzent der erfolgreichen Fantasy-Serien Xena und
Hercules ist mit Spiderman eine rasante und spannende Comic-Adaption
gelungen, die jedoch auch nachdenklich stimmt.
Obwohl der Spinnenbiss Peter Parker zu Sehschärfe und
übernatürlichen Kräften verhilft, ist er im Grunde immer noch der
selbe Mensch. Seine Kräfte erlauben es ihm zwar, sich gegen brutale
Kameraden zur Wehr zu setzen, doch erscheint er seinen Mitschülern
jetzt als Freak. Peter versucht zwar als Spiderman Gutes zu tun und
Verbrecher zu jagen, muss aber bald realisieren, dass viele seine
Taten mit Missgunst betrachten und finden, Verbrecherjagd sei Sache
der Polizei und gehöre nicht in die Hände eines Einzelnen.
Peter muss feststellen, dass alles, was er tut oder eben nicht tut,
Konsequenzen hat. Mary Jane, deren Leben Spiderman mehrmals rettet,
ist zwar vom Superhelden tief beeindruckt, stellt aber dann fest,
dass sie sich, ganz ohne es zu merken, in den stillen Peter verliebt
hat, der immer für sie da ist, wenn sie Trost braucht. Damit scheint
sich Peters sehnlichster Traum zu erfüllen, denn er liebt Mary Jane
schon lange. Er muss aber feststellen, dass obwohl Spiderman
unverletzlich scheint, Peter Parker sehr wohl verletzlich ist, und
zwar durch die Menschen, die ihm was bedeuten.
Spiderman thematisiert damit den Wunsch eines jeden von uns, etwas
besonderes zu sein und zeigt, dass übernatürliche Kräfte und ein
Superheld zu sein, vielleicht nicht so erstrebenswerte Ziele sind,
wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Trotz Superkräften sind es
andere Dinge wie Integrität und Mitgefühl die Spiderman zu etwas
Besonderem machen, Eigenschaften die Peter schon vor dem Spinnenbiss
besass.
Nebst einer sorgfältig aufgebauten Story bietet Spider-Man auch
Action, Humor und geniale Spezialeffekte, wobei die Szene, wo
Spiderman fliehende Verbrecher mittels eines Netzes fängt, welches
er zwischen die zwei Türme des World Trade Centers spannt, nach dem
11. September leider rausgeschnitten werden musste. Wenn man dem
Film etwas vorwerfen will, dann ist es, dass er Zeitweise nahe an
der Grenze zum Klischee operiert, so zum Beispiel Peters
bilderbuchhaftes und intaktes Familienleben, Mary Janes
gewalttätiger Alkoholiker-Vater, und die Person des Bösewichts,
eines verrückten Wissenschaftlers. Dies wird jedoch durchwegs durch
die soliden und zum Teil differenzierten schauspielerischen
Leistungen der Darsteller wettgemacht, allen voran Tobey Maguire,
der in der Rolle des Peter Parker/Spiderman einmal mehr eine
beeindruckende Vorstellung abliefert. Ein unterhaltsamer und
intelligenter Film, nicht nur für Comic-Fans.