Die Nähmaschinen-Nadel

Genau wie die Nähmaschine, hat auch die Nähmaschinennadel eine fast 200jährige Entwicklungszeit hinter sich.

Schon Balthasar Krems aus Mayen in der Eifel verwendete für seine Kranznähmaschine um das Jahr 1800 eine öhrspitzige Nadel. Ebenso hatte auch der Tischler Thomas Saint aus London für seine Ledernähmaschine, die bereits im Jahre 1790 patentiert wurde, eine öhrspitzige Nadel vorgesehen.

Die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale für Oldtimer-Nähmaschinennadeln sind die kolbenlose Nadel, die Bogennadel, die Rundkolbennadel und die Flachkolbennadel. Wesentliche Abweichungen gibt es auch in der Länge und Stärke des Nadelschaftes, im Nadelkolbendurchmesser, in der Ausführung der Nadelspitze, der Hohlkehle, der langen und kurzen Rinne, im Nadelöhr und der Oberflächenqualität.

Die Nadelspitze ist je nach Verwendungszweck entsprechend ausgebildet. So wird unterschieden zwischen Nadel mit Rundspitzen und Schneidspitzen. Die Rundspitzen werden nochmals unterteilt in zentrische und exzentrische Ausführungen. Die Rundspitzen sind verdrängende Spitzen. Im Gegensatz dazu zerschneidet die Spitze der Schneidnadel beim Eindringen das Nähgut (Leder, Kunststoffe, Filz). Das Durchschneiden des Nähgutes setzt den Reibungswiderstand herab und mindert die Erwärmung der Nadel.

Die lange Rille der Nadel hat sich in den letzten 100 Jahren kaum verändert. Sie hat den Zweck, während des Durchstiches den Faden aufzunehmen. Der Faden soll ohne jeden Widerstand mit der Nadel einstechen, ohne im Nähgut hängen zu bleiben. Die frühere kurze Rille wird heute durch eine Hohlkehle ersetzt. Diese Hohlkehle, die unmittelbar der Greiferspitze gegenüber steht, ist so ausgebildet, dass beim Hochgehen der Nadel der Faden im Stoff gehalten wird und sich eine kleine Schlinge bildet, welche die Greiferspitze erfasst.

Die Nadel passt zur Fadenstärke, wenn die Verschlingung von Ober- und Unterfaden das Einstichloch des Nähgutes ausfüllt.

Um die Nadel immer in der gleichen Stellung und im gleichen Abstand zum Greifer zu halten, hat man bei verschiedenen Nadeln den Kolben flach geschliffen. Daraus entstand die sogenannte Flachkolbennadel. Obwohl die Nadelschäfte entsprechend den Garnstärken unterschiedlich sind, bleibt bei dieser Nadel der Abstand zwischen Greiferspitze und Nadelschaft immer der gleiche, weil entsprechend zum Nadeldurchmesser die Kolbenfläche angeschliffen wird. Anders ist es bei der Rundkolbennadel: Hier bleibt Schaft und Spitze immer unverändert zentrisch. Durch die schwache oder starke Nadel ergibt sich beim Rundkolben ein unterschiedlicher Abstand zur Greiferspitze. Eine starke Nadel mit Rundkolben würde an der Greifer- oder Schiffchenspitze streifen, während eine schwache durch die Schaftstärke einen geringen Abstand zur Greiferspitze hätte. Diese Unterschiede werden heute durch das Anpressen einer entsprechenden Hohlkehle ausgeglichen.