Brisbane

 

Die Stadt hat uns wieder, mit gut ueber 1 Million Einwohner ist Brisbane im Vergleich zu allem seit Verlassen Melbournes ein Riese und die Menschenmassen erschlagen am Anfang alle weiteren Eindruecke. Allerdings muss man bemerken, dass die Stadt eine sehr hohe Lebensqualitaet hat, sehr sauber ist und die oeffentlichen Verkehrsmittel einigermassen durchdacht, so dass man schnell (und mit Student Concession guenstig) vorankommt.

Wir haben uns in 365, Bowen Terrace ein Zimmer mit Ensuite (Bad) in einem alten Queenslander Haus, luftig gebaut, auf den typischen Stelzen, mit hoher Decke und natürlich aus Holz, gegoennt, denn wenn man den Preis durch zwei dividieren kann und ausserdem den Wochenrabatt bekommt, wenn man 7 Tage bleibt, lohnt sich die Investition durchaus, denn das haeusliche Leben wird um ein Vielfaches angenehmer. Ferner braucht es 10 Schritte, um am Wilson's Lookout direkt vor der Storey Bridge und der Sicht auf die Skyline der Stadt zu stehen, ausnahmsweise muss die Fotoausruestung nicht meilenweit geschleppt werden.

Die Queen St. Mall laedt zum Shopping ein, das wir uns allerdings noch eine Weile verkneifen moechten, denn Sydney wird das alles auch bieten und je nach dem, wann wir das Auto verkaufen, koennen wir auch die Preisspanne abschaetzen, die wir fuers Shopping investieren koennen. Spannend ist auch, wie man hier immer wieder Leute trifft, die man schon einmal gesehen hat, wie z.B. unseren guten Bekannten Oscar, den wir vor einigen Monaten in Melbourne zurückgelassen und hier auf offener Strasse wiedergetroffen haben.

Neben der kompakten Innenstadt mit Strassen nach Frauennamen im Ost/Westmuster und Maennernamen im Nord/Suedmuster mäandriert der Brisbane River gemuetlich durch die Agglomeration; die schnellen City Cat Katamarane sind im Tagesticket der oeffentl. Transportmittel integriert und bringen einen schnell voran - die Manövrierfähigkeit dieser Boote ist schier unglaublich. Ferner ist der Fluss sicher der angenehmste Ort während den schwülen Sommertagen, denn durch den Fahrtwind kann man sich herrlich kühlen lassen.

Mit den City Cat kommt man flussabwärts bis ans Meer, während man flussabwärts an der University of Queensland als letzte Haltestelle aussteigt. Der Unikomplex ist riesig, aber ruhig und übersichtlich angelegt, ein Spaziergang durch die verschiedenen Gebäude und Parks ist empfehlenswert.

In der Innenstadt wurde die City Hall, Ecke Adelaide und Albert Street, kontinuierlich von Wolkenkratzern umstellt, doch die Aussichtsplattform auf dem Glockenturm bietet nach wie vor eine gute Uebersicht über einige Querstrassen. Der Lift, von einem musikalischen, lustigen Italiener bedient, ist kostenlos und von 8.30 bis 4.30 Uhr geöffnet.

Ausserhalb der Stadt und nur per Bus (471) zu erreichen ist Mount Coot-tha, der Stadthügel von Brisbane, ca. 8 Kilometer westlich der City. An klaren Tagen sieht man im Hintergrund der Skyline die Bucht mit Moreton und Stradbroke Island und die Berge im Hinterland der Goldküste. Kaffee und Restaurant laden zum Verweilen, während ein Fusspfad bergab zu den JC Slaughter Falls führt, die allerdings selbst nach intensiven Gewitterregen nicht besonders beeindruckend sind. Der Aboriginal Art Trail ist da vielversprechender. Am Fusse des Hügels befinden sich die Mount Coot-tha Botanic Gardens mit dem Sir Thomas Brisbane Planetarium, das zweimal täglich im Himmelstheater den südlichen Nachthimmel mit dem Kreuz des Südens, Alpha- und Betacentauri eindrucksvoll vorführt.

Speziell die Southbank Parklands sind einen Besuch wert, direkt über der Victoria Bridge, 2 Minuten von der Innenstadt finden sich gemuetliche Parklandschaften, Cafes, Marktstaende und ein kostenloses Freibad mit einer Lagune, am Ufer goldgelber Sand aufgeschuettet, mit der Aussicht vom Schwimmerbecken direkt auf die Hochhaeuser der Innenstadt. Wo gibt es das sonst schon? Die Infrastruktur ist gut ausgebaut und durchdacht, man findet Umkleidekabinen, Duschen, Safes, Eisstände und Restaurants für den kleinen Hunger zwischendurch.

Brisbane City vom Wilson's Lookout

Auf der anderen Seite der Strasse findet sich der Museumkomplex mit dem Queensland Museum, Art Gallery (mit permamenten Kollektionen von australischen Künstlern und wechselnden Ausstellungen), Theater, Kunsthaus und Tonhalle (naechste Woche würde David Helfgott spielen, leider sind wir nicht solange hier, aber das waere ein spannendes Event) und der State Gallery, der ich einen intensiven Besuch abgestattet habe, v.a. auch wegen ihrer reichhaltigen Photographie-Sparte. Neben den klassischen Werken von Ansel Adams habe ich mich durch Buecher ueber die Geschichte der Fotografie gewuehlt und interessante Einblicke erhalten. Empfehlenswert ist das Buch "Photography until now" vom Direktor des Departments of Photography am Museum of Modern Arts, N.Y., John Szarkovski, der vom Beginn her (ab 1800) erzaehlt. Ganz spannend fand ich zum Beispiel, dass der "Negativeffekt" zuerst voellig unerwuenscht war, man versuchte, direkt das endgueltige Resultat zu erreichen, und kam erst spaeter auf die Idee, dass das Negativ dann als Vorlage fuer x identische Abzuege dienen kann. Diese urspruenglich rein chemischen Probleme begann man ab 1830 bis ca. 1850 in den Griff zu bekommen, mit zwei unterschiedlichen Methoden, einerseits der Daguerreotype, dem Ein-Schritt-Verfahren, das direkt zum Ergebnis fuehrte, resp. dem viel bequemer anwendbaren Calotype, das ueber ein Negativ zum Ergebnis kommt und dementsprechend Anpassungen in Farbe, Toenung und Kontrast erlaubte. Dennoch war das Photographieren bis ins 20. Jh. ein Muehsal und man versuchte, speziell im beruflichen Umfeld, moeglichst viel Bild mit moeglichst wenig Bildern zu erreichen. Idee, wie man Gefaengnisinsassen moeglichst effizient fotografierte? Man positionierte einfach einen Spiegel im 45 Grad Winkel hinter dem Gesicht des Straeflings und hatte gleichzeitig auf 1 Foto auch das Profil... Nach den beiden genannten Verfahren erfand man das Wetplatesystem, bei dem die Silbersalze direkt auf Glas aufgetragen wurden. Leider war diese Methode extrem langsam und schwer - denn der Fotograf musste sozusagen seine ganze Dunkelkammer zum Motiv tragen und das Bild dann auch sofort umstaendlich entwickeln. Szarkovski verwendet den Vergleich mit einem Hinterlader: Nach jederm Schuss war naemlich der Fotograf fuer 2 Stunden entwaffnet. Erst die Trockenplatte ermoeglichte Fotografieren nach unserer Vorstellung und war "schnell" und instantan geworden. Der Name Kodak taucht erstmals 1888 auf und war schon vor der Vermarktung durch globales Denken entstanden: Er sollte in jeder Sprache einigermassen korrekt ausgesprochen werden koennen und als Eckpunkte fuer da Gedaechtnis vorne und hinten ein hartes "K" enthalten. Als Tip hierzu und zur Geschichte der Fotografie empfehle ich Euch "the Art of Being Luís Marden", in einer der letzten Ausgaben des National Geographics als Reminiszenz an den verstorbenen Kuenstler und Fotografen "on assignment" fuer die NGS. Natuerlich besass auch er die ersten Kodak 35mm gleich nachdem sie auf den Markt gekommen waren.

Ferner konnte ich in der Bibliothek das Raetsel loesen, das mir seit dem Besuch des Planetariums im botanischen Garten hier in Brisbane durch den Kopf ging, als wir die Fuehrung durch den suedlichen Nachthimmel besuchten und das Museum ueber unsere neun Planeten (wie war die Reihenfolge schon wieder, ach ja... Mein Vater erklaert mir jeden Samstag unsere neun Planeten...) Denn dort war beschrieben, dass ein Erdentag 23h 56m 4s dauern soll, und wir versuchten, die 3 min 56sec zu kompensieren, denn sonst wuerde unsere Tageszeitrechnung nicht aufgehen. So, jetzt habt Ihr auch etwas zu raetseln, denn natuerlich praesentiere ich die Loesung nicht einfach so... Ihr koennt mir ja mailen, wenn Ihr so neugierig seid und des Raetsels Loesung auch nicht sofort findet :-)

 

 

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