Perth & The Westcoast

 

Um einen Beitrag an die interessante Homepage meines Freundes und Reisegefährten Michael zu leisten, möchte ich an dieser Stelle ein wenig über meine Erlebnisse und Erfahrungen während meines dreiwöchigen Aufenthaltes an der Westküste von Australien berichten.

Nur sehr wenige Australia-Backpackers entscheiden sich dazu, sich die Zeit und das Geld zu nehmen, auch die Westküste zu erforschen - was eigentlich sehr erstaunlich ist, wenn man die mehrheitlich übereinstimmenden Berichte der Westcoast-Erfahrenen zu Ohren bekommt: Perth gilt als die attraktivste Stadt Australiens, was ich persönlich sofort unterschreiben würde. Ausserdem ist der Westen von Oz vergleichsweise unberührt und so präsentiert sich die Natur in ihrer ursprünglichen Schönheit, ohne die lästigen, überall anzutreffenden Ansammlungen von Touristen.

Während der kurzen Zeit, die ich zur Verfügung hatte, um das riesige Gebiet der Westküste ein wenig näher kennenzulernen, versuchte ich natürlich, möglichst viel zu sehen, und entschloss mich daher dazu, an zwei Touren teilzunehmen (Nord & Süd), auch wenn das ein wenig Stress bedeuten würde. So verbrachte ich die erste Woche nach meiner Ankunft mit dem Erkunden der Stadt Perth, bevor ich mit einer Reisegruppe in der zweiten Woche den Norden erforschte, um dann in der letzen Woche bei einer anderen Tour noch den Süden zu Gesicht zu bekommen.

Rückblickend muss ich sagen, dass ich meinen Entscheid, zu Gunsten der Westküste auf das Great Barrier Reef zu verzichten, in keinerlei Hinsicht bereue, und möchte damit jedem empfehlen, wenn nicht sogar dazu auffordern, bei einer Australienreise dieses wunderschöne und aufregende Gebiet auf keinen Fall zu übergehen. Perth wird Dich verzaubern!

Perth & Umgebung:

Bereits auf dem Weg vom Flughafen zum YHA in Northbridge, das nachtaktivste Quartier von Perth, werde ich von der positiven Atmosphäre, die diese Stadt zu umgeben scheint, angesteckt. So gelange ich in exzellenter Stimmung zur Jugendherberge, wo mein Lächeln von der überaus freundlichen Bedienung auch gleich retourniert wird. Noch bevor ich mein Zimmer beziehen kann, werde ich bereits zu einer Geburtstagsparty eingeladen, die noch am selben Abend stattfindet. Was für ein Empfang! Es vergeht keine Stunde und ich habe bereits den Kontakt zu einer Gruppe von aufgestellten Leuten geschlossen (mehrheitlich Engländer), die mich in das aussergewöhnlich attraktive Nachtleben von Northbridge einführen und mit denen ich einen Grossteil meines Aufenthaltes in Perth verbringen werde. Bereits nach dieser kurzen Zeit habe ich das Gefühl, an einem Ort angekommen zu sein, der vom Prinzip der Lust und Lebensfreude bestimmt wird - was sich später bewahrheiten wird.

Nach der ersten feuchtfröhlichen und durchgetanzten Nacht lerne ich auch sehr schnell den Lebensrythmus des typischen Perth-Backpackers kennen: Während des Tages werden Kräfte an einem der sonnigen Strände getankt, um dann um so aktiver am Nachtleben teilzunehmen. Da fragt man sich relativ bald, wieso man überhaupt ein Zimmer mit Bett bezahlt, wenn man sowieso nie zum Schlafen kommt (ausser am Strand). Northbridge kann wahrhaftig als Paradies für Nachtschwärmer bezeichnet werden: Die Clubs drängen sich Seite an Seite und bieten für jeden Geschmack etwas. Das Beste daran ist aber, dass man bei den meisten gratis Eintritt erhalten kann und erst noch Gutscheine für einen Drink geschenkt bekommt, wenn man die richtigen Leute kennt (in meinem Fall den Hostel Manager). Es vergeht kein Tag, an dem nicht mindestens ein Club ein Spezialprogramm anbietet. Folglich muss man nicht auf das Wochenende warten, sondern kann sich während der ganzen Woche vergnügen.

Aber Perth hat ausser einem sehr attraktiven Nightlife-Angebot noch anderes zu bieten, und zwar nicht zu wenig: Wie schon erwähnt locken wunderschöne, teils etwas belebte Strände, an denen man sich von der Nachtaktivität erholen und gleichzeitig seinen Tan etwas aufbessern kann. Aber aufgepasst vor der Stärke der Sonne! Perth ist nicht unbegründet als Stadt mit den meisten hautkrebsgeschädigten Leuten bekannt. Daher sollte man unbedingt darauf Acht geben, sich mindestens drei Mal am Tag einzucremen (vor allem nach dem Schwimmen), und zwar mit dem Schutzfaktor 30+! Auch mich hat es am ersten Tag ein wenig erwischt, obwohl ich ein eher dunkler Hauttyp bin, bereits vorgebräunt war und mich mehrmals am Tag eingestrichen hatte. Dies sei also als Warnung zu verstehen (man wird auch mit hohem Schutzfaktor braun).

Wer gerne auf stundenlange Shoppingtouren geht, ist in Perth ebenfalls bestens aufgehoben, was meine Kreditkartenrechnung zweifelsfrei bestätigt... Nebst grossen Departmentstores gibt es viele kleinere Läden, die einen zum Kauf animieren und zum Teil auch mal etwas ausgefallen sind. Viel Geld ausgeben kann man ausserdem in Freemantle, der nahegelegenen Hafenstadt von Perth, die für ihren Caféstrip bekannt ist. Ein Trip dorthin lohnt sich auf jeden Fall, auch wenn es nur wegen der hochinteressanten Besichtigung des Gefängnisses ist, das bis vor kurzem noch in Betrieb war und nun von ehemaligen Wärtern auf Touren vorgestellt wird. Freemantle ist übrigens der Ausgangspunkt für eine Fahrt mit der Fähre nach Rottnest Island, einer zauberhaften kleinen Insel, die mit Dutzenden relativ kleinen, dafür traumhaft schönen Stränden lockt, die zudem noch meist verlassen sind. Darf nicht verpasst werden!

Schliesslich gibt es in Perth noch den Kings Park, der der Öffentlichkeit zur freien Verfügung steht. In ihm werden nicht nur zahlreiche Konzerte und Openair-Kinovorstellungen vorgeführt, sondern man hat ausserdem noch eine eindrückliche Sicht auf die sicherlich sehenswerte Skyline von Perth Downtown - besonders zu empfehlen bei Nacht.

Natürlich könnte ich jetzt noch weitere Dinge aufzählen, die mir an Perth besonders gut gefallen haben (wie z.B. die City-Cat, ein gratis Busnetz in der Innenstadt), aber ich bin der Meinung, dass jeder selbst die zur Krönung beitragenden Details erleben muss (sind wohl auch individuell). Von dem her bleibt mir nur noch zu sagen: Check it out yourself!

Norden

Wer den Norden der Westcoast erforschen möchte, sieht sich vor ein kleines Problem gestellt: die Distanzen sind relativ gross, was an und für sich nichts Neues für Australienerfahrene ist, aber dennoch ein Hindernis sein kann. So muss man zum Teil über 8-stündige Fahrten über sich ergehen lassen, um an den gewünschten Ort zu gelangen. Ob sich das dann immer lohnt, sei dahingestellt... Fahrfreudige Leute können entweder ein Auto mieten, kaufen, klauen oder sonst irgendwie besorgen und dann einfach mal in Richtung Darwin losfahren. Ist sicherlich eine gute Lösung, da man so auch mal an einem Ort verweilen kann, der einem gefällt. Gleiches gilt für den "Hop-on-Jump-off"-Busreisepass, den man - so viel ich mich erinnern mag - für nicht allzu viel Geld erstatten kann und der für bis zu drei Monate gültig ist (Angaben werden nicht garantiert).

Ich selbst hatte mich für eine Tour entschieden, da ich nur sehr wenig Zeit zur Verfügung hatte und trotzdem viel sehen wollte:

Mit etwas Verspätung werde ich an einem Mittwochmorgen von der Reiseleiterin Kim und Ihrem 4WD-alles-schon-gesehen-alles-schon-gemacht-Wüstenmobil abgeholt. Der Rest der Truppe, mit der ich die nächsten fünf Tage verbringen werde, widerspiegelt auf wunderbare Weise den üblichen Mix der Leute, die man so in Australien antrifft: zwei Schweizerinnen, zwei Engländer und ein Holländer. Man lernt sich schnell kennen und freut sich darüber, dass man nur zu sechst ist, da man sich so auf bequemste Art und Weise über eine ganze Sitzreihe strecken kann. Ist auch bitter nötig, da am ersten Tag praktisch nur gefahren wird. Nach etwa zehn Stunden fast pausenloser Fahrt durch öde Wüstenlandschaften erreichen wir dann endlich unser erstes Ziel - Shark Bay. Ausser einem kurzen Sprung ins Meer bleibt aber keine Zeit, die Gegend ein wenig zu erforschen, da das Abendessen bereits auf uns wartet. Nach dem Verschlingen von mehreren Tellern Spaghetti haben wir noch die Möglichkeit, uns ein wenig im Spa der Unterkunftsanlage zu entspannen, was von mir natürlich auch sofort ausgenützt wird.

Am nächsten Tag geht's weiter nach Monkey Mia, ein Ort, den die meisten Leute mit Delphinen assoziieren, auch wenn der Name anderes verspricht. Hier hat man nämlich die Möglichkeit, sich wilden Delphinen bis auf Armeslänge zu nähern - Berühren ist jedoch nicht erlaubt. Wer noch nie diese wundersamen Tiere aus nächster Nähe betrachtet hat, für den lohnt sich einen Abstecher dorthin bestimmt. Ich persönlich empfand die vielen Touristen, die brav in einer Reihe im Meer standen, als störend und würde wahrscheinlich kein zweites Mal dorthin gehen.

Der dritte Tag kann ganz klar als Höhepunkt der Tour bezeichnet werden: Unser Ziel ist Coral Bay, eine wunderschöne Bucht mit unzähligen Fischen und unglaublich dichten Korallenriffen, die es selbst mit dem Great Barrier Reef aufnehmen könnten. Nur die Farben der Korallen sind hier nicht so ausgeprägt, da der Nährgehalt des Wassers nicht so hoch ist - was uns natürlich nicht davon abhält, diese nichtsdestotrotz zauberhafte Unterwasserwelt mit dem Schnorchel zu erforschen. Zunächst mieten wir jedoch noch je ein "4W-All-Terrain-Bike", mit dem wir den Strand unsicher machen und uns gegenseitig abzuhängen versuchen. Bei einer einladenden Sanddüne angekommen, zücken wir noch unsere Sandboards und versuchen uns zum ersten Mal in dieser nicht ganz alltäglichen Sportart. Macht auf jeden Fall riesen Spass! Dann geht's weiter zu einer kleinen Bucht, wo uns die Gelegenheit geboten wird, mit dem Schnorchel das Meer (v.a. die Korallen) ein wenig zu erforschen. Ich entscheide mich dazu, um das Riff herumzuschwimmen, um noch einen Blick auf die Rückseite zu ergattern, was sich später jedoch als Fehlentscheid herausstellt, da Gefahren lauern, die mir nicht bewusst sind. So werde ich von einer Welle überrascht, die mich unbarmherzig auf das Riff schmettert -> Hände aufgeschnitten, Badehose zerrissen, tiefe Schnittwunde am Fuss (Flossen verloren) und sonst noch unzählige kleine Schnitte am ganzen Körper. Autsch!!! Wieder aus dem Wasser werde ich sogleich zur Notfallaufnahme gebracht, da ich am ganzen Körper blutende Stellen aufweise. Als der Arzt mir aber mitteilt, dass mich das mindestens 100 AU$ kosten würde, verzichte ich dankend auf seine Hilfe. Statt dessen hüpfe ich zur Toilette (ein Fuss war nicht betroffen), spüle die Wunden aus, hüpfe zurück, desinfiziere die offenen Stellen und verbinde die tiefsten Schnitte mit Verbandmaterial, das ich vom Arzt nur gegen Geld bekomme.

Am Nachmittag steht noch eine Ausfahrt mit einem Glasbodenboot & Schnorcheln auf dem Plan, die ich trotz meiner Verletzungen natürlich nicht verpassen möchte. Man hat ja schliesslich bezahlt! So schmerzt der erneute Kontakt mit Salzwasser zwar ein wenig, aber für das Entdecken dieser wunderbaren Unterwasserwelt mit ihren unglaublich vielfältigen Korallen und farbenfrohen, meist in Schwärmen auftretenden Fischen beisst man gerne ein bisschen auf die Zähne. Ein Australier kennt ja bekanntlich keinen Schmerz - oder wie ging das schon wieder...? Auf jeden Fall bin ich von der atemberaubenden Schönheit dieser Lebewesen überwältigt. Fazit: Trotz meines kleinen Unfalls der mit Bestimmtheit schönste Tag dieser Tour. Darum: Leute, die sich in den Norden der Westcoast wagen, sollten auf keinen Fall einen Bogen um Coral Bay machen. Es wäre schade, diesen eindrücklichen Ort zu verpassen.

Die letzten beiden Tagen sind vor allem durch die Rückreise bestimmt. Wir verbringen wieder viel Zeit mit Fahren bzw. Schlafen im Auto. Einmal testen wir noch den 4WD des Wagens aus, indem wir über Sanddünen fahren - und bleiben prompt stecken. Mit Schaufeln und Schieben versuchen wir uns aus der Misere zu befreien, was uns aber nicht gelingen soll. Schliesslich werden wir von einem erfahrenen Busfahrer, der ebenfalls sein Wüstenmobil austesten wollte, "gerettet", wofür sich Kim, die Reiseleiterin, ziemlich schämt... Kurz vor Perth bekommen wir noch die berühmten Pinnacles zu Gesicht - ein ziemlich grosses Feld von säulenartigen Steinformationen. Noch ganz interessant, jedoch zu viele Touristen. Dann ist die Tour vorbei und man freut sich wieder auf ein paar Tage am Strand, denn das viele Fahren kann schon aufreibend sein. Bilanz: Die Tour hat sich sicherlich gelohnt. Natürlich hat eine Tour den Nachteil, dass man immer ein wenig gestresst wird und auch v.a. diejenigen Plätze aufsucht, die noch hundert andere Menschen sehen wollen. Aber es ist auf jeden Fall eine gute Möglichkeit, um in möglichst kurzer Zeit möglichst viel zu sehen. Ein ander Mal würde ich mir jedoch ein wenig mehr Zeit nehmen, denn das Gebiet, das es zu entdecken gäbe, ist riesig. Ausserdem würde ich mir sicherlich ein Auto zulegen, da man nur so an Orte kommt, die noch wirklich unberührt sind. Nebst schönen Erinnerungen bleibt mir jetzt noch eine zerrissene Badehose, die ich ersetzen muss. Aber eben: No risk, no fun. No pain, no gain... ;-)

Süden

Der Süden der Westcoast hat den grossen Vorteil, distanzmässig erträglich zu sein, und wird daher von vielen Leuten, die nur wenig Zeit haben, gegenüber dem Norden bevorzugt. Ich schloss mich wieder einmal einer Reisegruppe an, da mir sowohl die Mittel wie auch die Zeit fehlten, den Südwesten auf andere Art und Weise zu erkunden:

Wie bei der ersten Tour werde ich an einem strahlend sonnigen Morgen von einem "erfahrenen" Wüstengefährt abgeholt, in dem ich einen beträchtlichen Teil der nächsten vier Tage verbringen werde. Nur habe ich dieses Mal nicht so viel Glück, denn es befinden sich bereits 15 andere Leute auf dem Bus, was nur noch einen einzigen Sitzplatz übrig lässt - meinen. Zum Glück ist nicht so viel Fahren eingeplant wie bei der letzten Tour! Die Gruppe hingegen besteht wieder einmal - wer hätte das gedacht - nur aus Schweizern, Engländern und Holländern. Damit muss man sich als Australia Backpacker wohl abfinden.

Unser erstes Ziel ist York, einen kleines, sogenannt historisches Städtchen, das aber nicht weiter der Rede wert ist. Viel interessanter hingegen ist unser nächster Stopp: Wave Rock, ein riesiger Felsen, der aufgrund von jahrtausendlanger Erosion an eine Welle erinnert. Ziemlich eindrücklich und ein gutes Motiv für gestellte Fotos (nehmt euer Surfbrett mit). Nachdem wir ein bisschen die Füsse vertreten haben, geht's weiter zum Stirling Range Camping Park, wo wir die Nacht verbringen werden. Dort angekommen, bereiten wir sogleich unser Nachtlager vor, was erzählenswert, da ungewohnt ist. Statt Zelte aufzustellen bekommt nämlich jeder von uns eine Art überdimensionalen Schlafsack (den Namen habe ich vergessen), der aus einer wasserdichten äusseren Hülle, einer dünnen Matratze und einem normalen Schlafsack besteht. Bevor wir uns aber ins Land der Träume begeben, muss noch etwas Wichtiges geklärt werden: Wer schnarcht? Die notorischen, dazustehenden Schnarcher unter uns (nur Männer), werden dann auch sogleich an einen anderen Ort verlagert, um dem Rest eine ungestörte Nachtruhe zu gönnen. Leider gibt es auch Frauen, die in der Nacht merkwürdige Geräusche von sich geben...

Am nächsten Tag steht eine kleine Wanderung in den Stirling Ranges auf dem Programm. Der Reiseführer erzählt uns, dass die meisten Leute ca. 1.5 h brauchen, um den "challenging" Bluff Knoll zu erklimmen, den "highest peak" der Stirling Ranges. Von uns Schweizern erwarte er aber eine um einiges bessere Zeit, da wir ja allesamt in den Bergen zu Hause seien und somit das Zurücklegen von vielen Höhenmetern gewohnt seien. Ausserdem hätten vor ein paar Jahren Schweizer den bisherigen "Bluff-Knoll-Race" Rekord aufgestellt und den "Berg" in 42 Minuten erklommen. Diese Herausforderung wollen wir natürlich nicht auf uns sitzen lassen und so machen wir (ein anderer junger Schweizer und ich) uns gleich auf den Weg, den Hügel im Eilschritt zu besteigen. Aus dem Eilschritt wird jedoch schon bald ein Rennen, welches wir dann bis zur Spitze beibehalten. Völlig ausser Atem oben angekommen schauen wir selbstverständlich sofort auf die Uhr und können mit Freude feststellen, dass wir den (Reisegruppen-)Rekord um 5 Min unterboten haben. So geben wir auch gleich das vereinbarte Signal nach unten (einen Urschrei), um zu beweisen, dass wir auch wirklich schon oben sind. Durch die gewonnene Zeit ist es uns nicht nur möglich das gewaltige Panorama ein wenig länger zu geniessen, sondern auch ein kleines Nickerchen an der prallen Sonne zu machen, was bei meinem Gefährten zu einem relativ starken Sonnenbrand führt.

Nach dem Abstieg geht's sogleich weiter in Richtung Albany, eine wiederum historische Stadt, die ihren Höhepunkt in den Zeiten des Walfangs erlebt hatte. Wale bekommen wir leider nicht zu Gesicht, da wir uns in der falschen Jahreszeit befinden. Dafür ist die Küstenlandschaft sehenswert und hat Attraktionen wie "the Gap" und "the Natural Bridge" zu bieten (beides spektakuläre Felsformationen mit "Meereffekt"). Am späten Nachmittag haben wir noch die Gelegenheit, im "Valley of the Giants" den berühmten "Treetop Walk" durchzuführen. Dabei kann man auf Hängebrücken ziemlich hoch hinauf gelangen, um so einmal die "giant tingle trees" von einem anderen Blickwinkel zu begutachten. Noch ganz interessant. Das Gerüst fühlt sich jedoch nicht so sicher an und als es dann auch noch zu schaukeln beginnt, sehnt man sich schon wieder nach festem Boden unter den Füssen.

Grosse Bäume haben es dem Reiseführer wohl angetan, denn am nächsten Tag werden wir als erstes zum "Gloucester Tree" gefahren. Dieser gilt als der höchste Baum der Welt mit einem öffentlichen Ausblick. Auf 61 Metern befindet sich eine Plattform, die nur durch eine Art Treppensystem zu erreichen ist. Die Treppe besteht aus in den Stamm eingeschlagenen Metallpfosten (& Absicherung) und windet sich spiralförmig dem Himmel entgegen. Angeblich habe es noch nie einen Unfall gegeben, aber es wird einem nichtsdestotrotz ein wenig mulmig, wenn man nach minutenlangem Klettern immer noch nicht oben angelangt ist und mal einen Blick nach unten wagt, auf die immer kleiner werdenden Gefährten. Überholen ist besonders spassig... Auf jeden Fall lohnt sich der adrenalinfördernde Aufstieg - nur schon wegen dem umwerfenden Ausblick. Wieder unten werden wir von einem Schwarm Papageien "angegriffen", die es auf unsere Biskuits abgesehen haben. Szenen aus Alfred Hitchcock's "Die Vögel" treten einem unweigerlich ins Gedächtnis... Etwas später, beim Mittagessen, fragt schliesslich jemand aus der Gruppe, ob wir uns nun in einem Regenwald befänden, was vom Reiseführer mit ausführlicher Erklärung verneint wird. Kurz darauf beginnt ein sintflutartiger Regen -> allgemeines Gelächter...

Am Nachmittag gehen wir noch Sandboarden, was auf nassem Sand jedoch nur halb so viel Spass macht, da man fast keine Geschwindigkeit erreicht. Dafür werden wir wenig später mit einer Weindegustation entschädigt, was die Stimmung wieder beträchtlich hebt. Die Nacht verbringen wir auf einer alten Schafsfarm und kommen nebst der täglichen BBQ in den Genuss von "Damper", einer Art Brot, das in einem Kessel auf offenem Feuer gebacken wird (bestehend aus Mehl und Bier).

Am letzten Tag werden wir zunächst zum Margaret River gefahren, um an der "award winning Bush Tucker tour" teilzunehmen. Am Fluss angekommen werden sogleich 2 -3er Gruppen gebildet für die nachfolgende Kanufahrt. Die anfängliche Freude darüber, dass sich zwei jüngere Frauen zu mir gesellen, wird schon bald durch annähernde Verzweiflung abgelöst, als nach ersten Paddelversuchen und mehrmaligem Erklären wir immer noch nicht imstande sind, einen gemeinsamen Rhythmus zu finden. Schliesslich gelingt es uns doch noch, den vereinbarten Treffpunkt zu erreichen, wo uns eine Tourleaderin zu einer Höhle führt, die wir dann auch kurz darauf gemeinsam erkunden dürfen. Nach einem Schauermärchen im Dunkel der Höhle geht's wieder paddelnd weiter, wobei wir nun endlich ein wenig Zeit haben, die beruhigende Wirkung des Kanufahrens auf uns einwirken zu lassen und die wunderschöne Umgebung zu geniessen. Als wir wieder ans Ufer gewunken werden, erwartet uns bereits eine Fülle verschiedenster Kostproben von "Aboriginal bush food", die die Reiseführerin allesamt erklärt. Dann geht das grosse Testen los. Wer schon immer mal Lust hatte, verstampfte Raupen als Brotaufstrich auszuprobieren, käme hier sicherlich auf seine Kosten. Wenn man nicht daran denkt, was man isst, schmeckt es sogar erstaunlich gut und ich fasse gleich nochmals nach. Die Rückkehr findet als Rennen statt. Dass wir nicht gewinnen würden, wird uns relativ rasch klar, und so gehen wir das Ganze eher langsam an. Letzte werden wir jedoch nicht, da es ein anderes Team in ihrem Übereifer gekehrt hat, was zur automatischen Disqualifikation führt. Ein herrlicher Anblick...Schadenfreude ist halt doch die schönste Freude.

Auf der Rückfahrt machen wir noch einen kurzen Stopp bei Simmo's Icecreamery, wo wir uns den Bauch mit köstlichem Eis vollschlagen. Ein paar Stunden später sind wir wieder in Perth, der gelobten Stadt, und ich freue mich wie nach der ersten Tour bereits wieder auf den Strand. Doch zunächst ruft natürlich der Ausgang...

 

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