Von der Küste her gelangt man über Warnambool nach Dunkeld und gelangt von Süden zum Grampians National Park, einem maximal 1000m hohen Gebirgszug, der die westlichsten Abschnitte der Great Dividing Range darstellt und von kargem, verwitterten Bergflanken geprägt ist, die das Alter (ca. 400 Mio Jahre) zum Ausdruck bringen.

Über einen kleinen, einspurigen Umweg erreichen wir ohne Probleme das touristische Zentrum der Grampians, Halls Gap, und richten uns gemütlich im neu erbauten Eco YHA ein, das von einer sehr freundlichen Familie geführt wird und top eingerichtet ist. Wir bekommen das Zweibettzimmer zum Normalpreis und ruhen uns so richtig aus. Die Lebensmittel haben wir in einem der grossen Kühlschränke in der offenen Küche verstaut, am Morgen kann man frischgelegte Eier bekommen und jederzeit frische Kräuter und Gewürze aus dem Garten.

 

Grampians National Park, Victoria

 

 

 

 

 

 

 

 

Halls Gap stellt alle nötigen Einrichtungen zur Selbstversorgung bereit, ein Supermarkt verfügt über ein gutes Angebot, aber verständlicherweise sind die Preise höher als an der Küste. Doch die Einrichtung des Eco YHA ist so gut, dass man unbedingt selber kochen sollte. Ausserdem kommt so auch ein guter Kontakt zu den Mitbewohnern zustande. Selbst ein ganzer Bus samt Chauffeur von OZ Experience organisierte sich so, dass mehrere Menüs zustande kamen, denn gerade in einer Gruppe ist es einfacher zu kochen als für Einzelpersonen.

Benzin ist zu fairen Preisen ohne Nationalparkzuschlag zu erhalten und sollte nicht davon abhalten, Touren in die Umgebung zu machen.

Schon von oben betrachtet sind die McKenzie Wasserfälle eine Wucht, und nach zehnminütigem Treppenlaufen erreicht man ihren Fuss. Die meisten Besucher lassen sich sofort vom kühlen Nass anlocken. Die Fälle führen ganzjährig Wasser, da sie aus dem Wartook Reservoir gespeist werden und für die Wasserversorgung im nördlichen Tal rund um Horsham zuständig sind. Die Abkühlung ist bei 40 Grad im Schatten dringend nötig und wir geniessen das Planschen unter einem Wasserfall - ein echter Traum und schon jetzt ein erstes riesiges Highlight der Reise. Der Felssims hinter den Fällen erlaubt es sogar, halb hinter die Wasserfälle zu klettern und so richtig gemütlich im prasselnden Wasser zu duschen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Doch schon früh am Nachmittag verschwindet die Sonne aus dem engen Tal und wir ziehen uns für den Heimweg wieder an. Schade nur, dass der Aufstieg nach der Abkühlung schweisstreibend ist. Auf dem Weg zurück ins Tal nach Halls Gap kommt man an den Reed Lookout und den Balconies vorbei, die den Blick über das ganze südwestliche Höhenland der Grampians erlauben.

In der sommerlichen Mittagshitze bietet sich bei 40°C im Schatten der Besuch des Halls Gap Visitors Centre mit den ausführlichen Informationen zum Grampians National Park an. Gleich dahinter verbirgt sich das Brambuk Aboriginal Culture Centre der Kooris mit schönen Paintings, Informationen über die Region der Grampians, "Gariwerd" von den Einheimischen genannt, und einem Shop, der von uns um zahlreiche Bumerangs erleichtert wird, von Eingeborenen handbemalt. Bemerkenswert ist auch der äusserst günstige Internetzugang mit 4 AU$/h. Ebenso teuer ist der Besuch im Multimedia Kino des Centers, dem Gariwerd Dreaming Theatre mit einer Multimediashow über traditionelle Kultur und ihre Geschichten.

Über Nacht hat es deutlich abkühlt und ist entsprechend der Vorhersage auch bewölkt. Ideale Verhältnisse, um den Aufstieg in die Wonderland Range zu vereinfachen. Kurz nach neun Uhr laufen wir vom entsprechenden Parkplatz mit allen nötigen Materialien bewaffnet los. Schon zehn Minuten später geht es über Stock und Stein in den sogenannten Grand Canyon hinein, der durch fliessendes Wasser mehr und mehr erodiert, ca. 30 bis 50m tief ist und sich wie ein richtiger Canyon immer tiefer in die Berge hineinwindet und dabei enger wird. Teilweise ist das Gestein so verwittert und unzugänglich, dass künstliche Stufen oder Brücken eingelassen sind, um den Aufstieg zu sichern. Nach der ersten Anstrengung erreichen wir das Ende des Canyons und marschieren durch lauen Eukalyptuswald der Silent Street entgegen. Sie stellt einen weiteren Canyon, ungefähr in der Hälfte des Weges zu den Pinnacles, dar und ist an manchen Stellen nur einen Meter breit und nicht ganz zwei hoch. Die Pinnacles bieten einen guten Ausblick über die Grampians und Halls Gap und sind der höchste Punkt in der Umgebung. Allerdings müssen wir den Regenschauer und aufziehenden Regen abwarten, bevor wir einen Blick in die Tiefe wagen - wie üblich gibt es keinerlei Absicherungen, man kann bis an den Felsrand vorrobben und einige hundert Meter in die Tiefe blicken.

Ein weiterer Aussichtspunkt - the nerve test - wird seinem Namen sicher gerecht. Kurz darauf suchen wir erneut unter einem vorspringenden Felsen Zuflucht, um einen Schauer abzuwarten, danach wagen wir den Rückweg zu Tal, der durch die nassen Steine extrem rutschig und durchaus gefährlich geworden ist. Wir kommen gerade mal bis zu Silent Street, dann beginnt es wie aus Kübeln zu schütten. Michel hat zwar einen Regenschirm, kommt aber damit nur einhändig weiter, während ich froh bin, beide Hände als Stütze auf dem glitschigen Fels einsetzen zu können und schütze meine Fotoausrüstung wenigstens mit einem Badetuch.

Im Park gibt es zahlreiche Felsenmalereien der Kooris, doch viele sind nicht öffentlich zugänglich. Empfohlen werden vier Stätten. Deren zwei befinden sich im nördlichen Teil nahe Mt. Stapylton, Gulgurn Manja Shelter und Ngamadjidj Shelter, und zwei weitere in den westlichen Grampians, nämlich Billlimina und Manja Shelter in der Nähe des Buandik Campingplatzes.

 

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