Great Ocean Road, Victoria

 

12 Apostles

Nachdem man den Princess Highway von Melbourne kommend hinter Geelong verlässt, liegt der Beginn der Great Ocean Road, eine der grossen Touristenattraktionen an Victorias Küste, mit Erreichen des Surfmekkas Torquay vor den Australienabenteurern.

Magnet für den Reisenden mit ein bis zwei Stunden im Zeitbudget ist das berühmte Surfmuseum Surf World, das wirklich eine Attraktion darstellt.

"Huey, the God of the Surfers, lies beneath the waves..."

Alte, unbrauchbar gewordene Surfboards sind als Briefe an die Eltern gestaltet, die von den letzten Geschicken und Missgriffen der jungen Abenteurern am Strand berichten und mit Pfiff geschrieben sind. Unter anderem wird bemerkt, dass der letzte Tropfen beim Pinkeln immer in die Hose muss. Für die Interessierten hängt eine ansprechende, ausführliche Serie grossformatiger Fotografien mit den zugehörigen Kurzportraits der Surfszene der 60er und 70er aus (z.B. Tom Carroll, Michael Peterson etc.), organisiert von Jack Eden, dem Herausgeber des ersten Surfmagazins "Surfabout" in Australien, erstmals erschienen 1962.

Filme über die Physik des Wellenganges, zu Wellenformen und -formationen und eine Erklärung, warum Hawaii so grosse Wellen abbekommt, die dann zu Tubes anschwellen, decken die wissenschaftliche Seite ab. Selbst eine Ausstellung über die Theorie des Baus eines Surfboards fehlt für Freaks nicht, natürlich sind all die verschiedenen Typen ausgestellt.

Nachdem wir unsere Köpfe mit Surfwissen gefüllt haben, machen wir uns an die Weiterfahrt, von nun an auf der echten Great Ocean Road. Gleich beim ersten Anstieg hinter Torquay auch das erste Highlight: Bell's Beach, Schauplatz der alljährlichen Surf Classics (ca. April). Aussichtspunkte reihen sich aneinander und geben den Blick auf kilometerlangen Sandstrand mit einer surftüchtigen Brandung frei. Wir gondeln gemütlich (anders geht's auf der kurvenreichen Strasse mit unserem Vehikel, das jedem mobilen Surfer zur Ehre gereichen würde, gar nicht) bis Lorne.

Wer diese Etappe von Melbourne her bewältigt hat und einigermassen zeitig am Morgen aus den Federn der Grossstadt gekommen ist, sollte nach dem Einbuchen in einem der Hostels (Das YHA "Great Ocean Road Cottages & Backpackers" ist definitiv zu empfehlen, einzelne Häuschen vollständig eingerichtet, eingebettet in einem gemütlichen Hang, wilde Kakadus und Papageien wecken die Langschläfer am Morgen) noch genügend Zeit haben, um eine Tour ins üppig bewachsene Hinterland zum Otways National Park oder dem Angahook - Lorne State Park zu starten und das weiche Abendlicht zu geniessen. Wir entschieden uns vorerst für die Phantom Falls, doch nach drei Stunden Wanderung stellt sich heraus, warum der Name auch Programm ist: Sie führen die meiste Zeit des Jahres kein Wasser. Dennoch ist der Talkessel, in den das Wasser üblicherweise von einer Felswand hinabstürzt, ein dankbares Fotomotiv. Die leichter erreichbaren Erskine Falls bieten sich als Alternative an und führen i.d.R. ganzjährig Wasser. Ein Wanderweg führt von den Falls zurück nach Lorne, für eine Distanz von 7.5km werden 3 Stunden empfohlen. Bei hohem Wasserstand ist der Marsch nicht zu emfpehlen, da unter anderem der Erskine River überquert werden muss.

Obwohl man hier im Süden klimatisch noch lange nicht von den Tropen und deshalb auch nicht von tropischem Regenwald sprechen kann, ist es genügend feucht, um eine üppige und neben den gepflegen, schmalen Wegen undurchdringliche Vegetation wachsen zu lassen. Besonders die mannshohen Farne dürften den Europäern gefallen, da diese Spezies bei uns nicht vorzufinden ist. Wer Glück hat und sich vorsichtig durch das Unterholz bewegt, entdeckt wie wir vielleicht ein Känguru, Lamas oder andere Wildtiere.

Lorne befindet sich nicht einmal in der Hälfte der Great Ocean Road, und es gibt noch zahlreiche Attraktionen auf dem Weg zu den Twelve Apostles nahe Port Campbell. Wer Zeit mitbringt, sollte sich im Otway National Park auf Cape Otway mit einem der wichtigsten Leuchttürme der Südküste umschauen. Ihr befindet euch in Maits Rest, einem isolierten Stück Regenwald, entstanden durch eine klimatische Besonderheit an diesem Cape. Der 13'000 Hektar grosse Park ist benannt nach dem ersten Forstbeamten, Maitland Bryant, der hier seine Pferde auf den regelmässigen Patrouillen zwischen Apollo Bay und Hordern Vale zu tränken pflegte. Es gibt einen hölzernen Pfad durch die Farnwälder und moosbedeckten Stämme von alten Riesen, die den Aufwand des Schutzgebietes definitiv wert sind.

 

 

Im weichen Abendlicht folgen dann die berühmten 100m Klippen, zwölf an der Zahl, die "Zwölf Apostel" genannt werden und über die nicht besonders viele Worte verloren werden müssen, denn sie sind bekannt genug. Es empfiehlt sich jedoch, den Port Campbell National Park in zwei Etappen zu besuchen, denn am Abend empfiehlt sich das weiche Licht für die Besichtigung der Aposteln selber, nach der Übernachtung am nächsten Morgen im weichen Sonnenlicht die Forstetzung zur Bay of Martyrs und der London Bridge, die am 15. Januar 1990 ohne Vorwarnung ins Meer stürzte.

 

 

 

 

 

 

 

Diese spektakulären Formen der Steilküste sind alle eine Erosionsleistung des unermüdlichen Meeres. Zusammen mit der Gischt und der feuchten Meeresluft, die das Gestein durchnässen und Salze herauslösen, wird das Gestein langsam locker und anfällig für Erosion. Gerade geschichtete Sedimente mit unterschiedlich widerstandsfähigem Gestein hinterlassen bizarre Formationen. Mit zunehmender Zeit entstehen Brandungshohlkehlen, Brandungshöhlen und bei kompletter Erosion der weichen Gesteinsschicht sogar Brandungstore, wie zum Beispiel der London Bridge. Stürzen diese ein, werden Pfeiler und Türme wie die 12 Apostel hinterlassen.

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Weiter geht es an die Shipwerk Coast, die mehrere tragische Schiffsunglück in ihrer Geschichte trägt. Das schlimmste stellt zweifellos das der Loch Ard dar, 1873 in Glasgow, Schottland, gebaut. Es war 262 Fuss lang und lief am 1. März 1878 in Gravesend, England, mit 54 Passagieren und Ladung im Wert von über $ 100'000 aus. Drei Monate dauerte der ereignislose Trip, als das Disaster plötzlich über Besatzung und Passagiere am 1. Juni hereinbrach. Nebel und Dunst verunmöglichten Kapitän Gibb eine genaue Positionsbestimmung für die kritische Zone in der Bass Strait, der sich sichere sieben Meilen von der Küste entfernt glaubte, als er plötzlich durch den Nebel die Klippen erkennen konnte, auf die das Schiff dann unweigerlich geworfen wurde. Das Schiff sank innerhalb 15 Minuten und liess den Menschen kaum Chance fürs Überleben. Nur zwei kamen mit dem Leben davon: Tom Pierce, Crewmitglied, und Eva Carmichael, eine junge Reisende.