Die Karate-Ausrüstung

Gerade Anfänger dieses Sports, aber auch Fortgeschrittene, fragen sich immer wieder, welches die "besten" Ausrüstungsgegenstände seien. Es gibt keine abschliessende Antwort auf diese Frage. Jeder muss schlussendlich selbst herausfinden, z.B. welcher Gi (Kimono) ihm am besten sitzt, und wieviel Geld er dafür auszugeben bereit ist. Nicht immer ist die teuerste Ausrüstung die passendste bzw. preiswerteste! Oft ist es sehr nützlich, sich von einem Kollegen Gegenstände auszuleihen und ihn zu fragen, weshalb er gerade DIESEN Handschutz etc. gewählt hat.

Im folgenden werde ich auflisten, mit welcher Ausrüstung und Marken ich persönlich schon Erfahrungen gesammelt habe. Hinweise von Kritikern sind jederzeit gerne wilkommen: Mail to peter.grob@datacomm.ch !!!

Quick Jump List:

Gi's
Handschoner
Schienbeinschoner
Tiefschutz
Zahnschutz

 

 

A. Gi's (Kimonos)

Bekannte Marken sind z.B. Adidas, Budo International, Kamikaze und KWON. Letztere sind in der Schweiz offiziell nicht mehr erhältlich. Die Gi's werden hauptsächlich in zwei Stoffklassen unterteilt: Leichte und schwere (light / heavy quality). Mittlerweile gibt es sogar noch superleichte, dazu mehr später.

Vorteile der leichten Gi's: leichter Tragkomfort, relativ elastisch (v.a. im Beinbereich), trocknet ziemlich schnell nach dem Waschen, niedriger Anschaffungspreis.

Nachteile: Schnell durchgewetzt (ca. 1 Jahr Training), klebt schnell am Körper sobald er verschwitzt ist (führt evtl. zu wunden Körperstellen), reisst leicht bei Wurfübungen.

Vorteile der schweren Gi's: satter Tragkomfort, angenehmes Schweregefühl, hohe Reissfestigkeit, nimmt viel Schweiss auf.

Nachteile: Trocknet langsam, kostet fast doppelt soviel wie ein leichter. Ist er einmal durchgeschwitzt, werden gewisse Bewegungen stark eingeschränkt (je nach Passform des Gi's).

Persönliche Erfahrungen: Ich selbst habe mir am Anfang einen Budo International Gi (heavy quality) zugelegt. Stoffqualität war einwandfrei. Leider sind die BI-Jacken zu kurz geschnitten, was bei mir auch der Fall war. Später habe ich ihn verkauft und mir einen leichten Adidas-Gi zugelegt ("Adidas Club"). Stoffschnitt war sehr gut, auch die Verarbeitungsqualität war super. Hat leider (bei mir) zu wunden Achselhöhlen geführt, worauf ich mir zusätzlich noch einen Adidas Elite gekauft habe (heavy quality). Den habe ich bis vor kurzem immer getragen. Die Hose mit traditioneller Schnürung war aber schon von allem Anfang an ein Ärgernis, nie konnte man die Hose richtig zuschnüren. Mit diesem Gi habe ich über ein Jahr lang trainiert, bis er zum tragbaren Putzlumpen wurde. Heute trainiere ich mit einem Adidas Master. Das ist ein superleichter Gi aus Mischgewebe (45% Polyester) mit geripptem Stoff, was sonst nur bei den Taekwon-Do Anzügen der Fall ist. Dank dem Rippenstoff sind Jacke wie Hose extrem gut beweglich, wozu sicher auch das Mischgewebe beiträgt. Die Pflege ist denkbar einfach: In die Waschmaschine mit 30°, Schleudern und zum Trocknen aufhängen. In sechs (6!!!) Stunden sollte er getrocknet sein. Also kein stoff-strapazierendes Tumblen mehr. Ausserdem geht er beim Waschen nicht ein, dank des Mischgewebes. Nachteil dieses Ultra-Gi's ist, dass man damit keine Wurfübungen machen kann, würde vermutlich ziemlich schnell reissen. Dieser Gi ist vor allem fürs Kumite geeignet. Aber auch für Kata ist er angenehm. Einige Leute meinen allerdings, er sei für Kata total untauglich, man brauche dafür einen schweren... also ich bin da anderer Meinung. Schwere Gi's haben halt einen schönen "Schnalzlaut" bei den Techniken, während der "Master" dabei stumm bleibt wie ein Fisch...

 

B. Handschoner

Will man ein bisschen Kampftraining betreiben, kommt man kaum um die nützlichen Handschoner herum. Es gibt sehr viele Marken und Modelle: Adidas, Budo International, Inter Safety sowie weitere asiatische Produkte. Kosten tun alle etwa gleich viel, so zwischen 50 und 80 CHF. Während früher noch relativ dünne Handschonerchen üblich waren, die manchmal fast nur zur Zier dienten, benutzt man heute Handschoner, die schon fast wie Boxhandschuhe aussehen. Die Karate-Handschoner sind weniger dick gepolstert, und die Innenhand ist offen. Im Shukokai (und nur dort) sind auch sog. Sackboxhandschuhe üblich.

Vorteil der Sackboxhandschuhe: Meist aus Rindsleder gefertigt und gesteppt, somit extrem robust.

Nachteile: Je nach Modell nur mangelhafte Polsterung, man schwitzt schnell darin.

Vorteile der Karate-Handschoner: Sehr leicht, gute Passform, "in".

Nachteile: Je nach Marke/Modell schnell eingerissene Fingerhalterung --> schlechter Halt.

Persönliche Erfahrungen: Meine ersten Handschoner waren Sackboxhandschuhe von Inter Safety mit offenen Fingern. Für den Anfang reichte es, aber schon bald überwiegten die Vorteile von Karate-Handschonern. So kaufte ich ein Paar von "Shukokai" (asiat. Eigenproduktion). Bis heute sind sie noch absolut intakt. Kürzlich habe ich mir trotzdem ein neues Paar Sackboxhandschuhe angeschafft, Marke Budo International. Diese sehen wirklich wie Boxhandschuhe aus, die Innenhand ist geschlossen, und die Finger sind bis zu den Fingerbeeren geschützt. Zwar kann ich mit den stark vorgekrümmten Sackhandschuhen die Finger nicht mehr richtig strecken, dafür bin ich aber die Fingerprellungen losgeworden. Wer mit den normalen Karate-Handschonern kämpft, wird sich ab und zu mal ein Fingergelenk prellen oder sogar verstauchen, weil nur die Knöchel sowie das nächste Gelenk gut geschützt sind. Passiert vor allem beim Blocken von Beintechniken, oder auch einfach bei Zusammenstössen der Fäuste...

Man muss solange probieren, bis man einen passenden Handschutz gefunden hat. Passend bedeutet, dass die Hand im Handschutz möglichst nicht herumrutschen soll, aber bei den Gelenken auch nicht einschneidet. Ausprobieren.

 

C. Schienbeinschoner

Wer beim Kampftraining so richtig zur Sache gehen will, wird sich bald einmal ein Paar Schienbeinschoner zulegen. Spätestens dann, wenn man erfahren hat wie es sich anfühlt, den Fussrücken in den gegnerischen Ellbogen zu rammen...

Es gibt hauptsächlich Schienbeinschoner sowie Schienbein-Fuss-Schoner. Empfehlenswert sind diejenigen, die auch die Füsse schützen (siehe oben). Ich persönlich kenne nur die Schienbein-Fuss-Schoner von Adidas, obwohl es noch andere Marken gibt. Kosten ca. 70.- , eine Investition, die sich sehr schnell bezahlt macht. Sind ein bisschen umständlich zum anziehen. In Kombination mit einem Adidas Master-Gi muss man sich mit dem Problem abfinden, dass die Schoner fast nicht unter die Hose passen...

 

D. Tiefschutz

Ein absolutes MUSS für jeden, der Kumite betreiben will, sei es nur für ein einfaches Training wie am Mittwochabend oder fürs Turniertraining am Samstagnachmittag. Marken gibt es ganz verschiedene. Ich habe einen von Adidas, bin damit aber nicht wirklich zufrieden (musste ihn zuerst noch zurechtbasteln) und werde mir bald einen anderen kaufen. Die Frage ist nur: welcher?? Wichtig ist, dass der Tiefschutz nicht einschneidet, kneift oder sonst irgendwie unbequem ist. Uebrigens ist es trotz Tiefschutz äusserst unangenehm, einen Treffer zwischen die Beine zu erhalten. Aber immer noch besser als ohne...

 

D. Zahnschutz

Vor allem wichtig, wenn man Turniere bestreiten will. Jeder Zahnschutz muss zuerst ans eigene Gebiss angepasst werden. Die meisten kann man kurz (und ich meine damit: KURZ!) ins heisse Wasser legen und dann leicht draufbeissen, dann sollte er sitzen. Tut er aber meistens nicht. Ein weiteres System funktioniert mit einer aushärtenden Füllmasse. Man giesst die beiden Komponenten zusammen, rührt kurz, streicht die Masse wie Zahnpasta in den Zahnschutz und beisst leicht drauf. Fertig!

Die billigeren Zahnschoner werden mit Heisswasser angepasst. Kosten zwischen 15-30 CHF. Beim Kiai im Kumite spuckt man ihn schnell unfreiwillig raus, einfach deshalb weil er auf die Zunge runterfällt.

Der etwas teurere Zahnschoner wird eben mit einer Anpassungsmasse angepasst. Kostet ca. 35.- und nennt sich "Golden Glove". Kann ich uneingeschränkt weiterempfehlen. Die passen sich den Zähnen so gut an, den muss man runterziehen, sonst bringt man ihn nicht mehr raus! Einfach genial. Wer mal so einen (erfolgreich) angepasst hat, will nie wieder etwas von anderen Zahnschonern hören! Das Anrühren der Masse ist etwas knifflig, denn man muss sehr schnell sein und genau den richtigen Zeitpunkt erwischen um draufzubeissen. Bei mir hats schon beim ersten mal geklappt, andere haben nach 2x aufgegeben.