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Bei der Coiffeuse
Die Shopfront öffnet offiziell erst um 11, aber einige
Ladenbesitzer halten sich nicht daran und machen die Geschäfte wenn Kunden da
sind. So hoffte ich, etwa um 12 wieder am Pool zu liegen und walkte noch einen
Umweg über die Botschaft, um einen Brief abzugeben. Eine Viertelstunde später
geisterte ich durch die Mall.
Nanu, da gibt es ja ein neues Gesicht in dem Laden, wo mich vor den Ferien die
Chefin persönlich etwas unsanft unters Messer nahm. Damals stand ich in weniger
als 20 Min wieder draussen.
Die Dame legte gerade Frottiertücher zusammen und begrüsste mich freundlich.
Ich setzte mich, wartete gespannt und erinnerte mich an Madrid. Dort gab es
einen Salon mit etwa 20 Frauen und ich entschied mich jeweils für die
hübscheste welche gerade frei war.
Etwa so schön war auch diese hier, trug ihr schwarzes Haar offen und hatte auch
sonst keinen Hagelschaden im Gesicht. Leider verstand ich sie schlecht.
Einerseits sprach sie kaum englisch und war anderseits ausgesprochen scheu. Im
Gegensatz zu mir vermied sie Augenkontakt um jeden Preis. Doch sie ist Profi,
arbeitete sehr gewissenhaft und genau. Sie liess keine Schere fallen, oder
turtelte am Handy mit Freunden...
Aufmerksam schaute ich dieser interessanten Frau bei der Arbeit zu und versuchte
ihr ein Lächeln zu entlocken. Dann dachte ich an eine typisch malaysische
Geschichte von Kollegen in einer Bank. Es musste nach 11 gewesen sein, als
ihre Kollegin hastig eintrudelte und ihre Tasche unsanft auf einen Tisch
knallte. Da lächelte meine Coiffeuse. Warum verstand ich nicht und grübelte
weiter über dieses Gesicht nach. Wie alt mochte sie wohl sein? Ich schätzte um
die 30. Sie hatte auch wunderschöne Hände und gepflegte Fingernägel. Die
spürte ich als sie meinen Wuschel einseifte. Kratzt sie wohl im Bett auch so,
oder wartet sie als Jungfrau auf die Ehe, -von ihrem Vater organisiert...
Da wurde ich unsanft aus meinen Gedanken gerissen. Die Chefin, eine quirrlige
Chinesin betrat polternd den Laden. Kein Guten Tag, ja kein Wort, Pum, Päng,
öffnete die Kasse und färbte einer bereits wartenden Kundin die Haare. Meine
Coiffeuse dagegen nahm sich schier endlos Zeit für mich, schnippelte, griff
nach dem Shaver -Akkubetrieben, nicht mit angesengtem Kabel wie letztes Mal.
Schliesslich bekam ich noch eine ausgedehnte Kopfmassage. Das war mir beinahe
peinlich, aber es wartete sonst niemand und ihre Kollegin behandelte eine
Moslemin. Das war auch das erste Mal, dass ich eine Frau sah, ihr Kopftuch
entfernen -für einen Haarschnitt und dachte. Die haben es gut, brauchen
eigentlich gar keine Frisur. Ich zahlte, gab der Lady ein gutes Trinkgeld und
verabschiedete mich zufrieden. Beim Vorbeigehen schnappte ich beim Moneychanger
den Wechselkurs auf: RM 3,31, also hatte mich der Cut knapp 11 Schweizerfranken
gekostet...