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Ein Erlebnis im Aufzug

Ich fahre mit meinem Wägeli im Lift von der Tiefgarage in den 8. Stock. Doch im Erdgeschoss hält die Kabine an, die Türen gehen auf und von draussen glotzen mich drei Leute überrascht an. "Hello," grüsse ich wie immer. Keine Antwort, wie fast immer.
Es gibt sogar Benützer, wo jeweils beide Tasten drücken, auch wenn sie nur in eine Richtung wollen.
"Up!" rufe ich deshalb hinaus, um ihnen die Entscheidung zu erleichtern. Jetzt entschliesst sich das Kind einzusteigen, während ich mein Wägeli mit der schweren Stromversorgung an die Seite rolle. In diesem Moment schliessen sich die Lifttüren, weil die Lichtschranke nicht unterbrochen ist. Sie treffen das Mädchen zuerst links an der Stirne, dann am rechten Ohr. Die Kleine schreit auf wie am Spiess, die Türen ziehen wieder auf. Ihre Mutter schaut mich verächtlich an, steigt zu. Jetzt schiebt auch das Rotkäppchen seinen Gestellwagen in die Kabine, identifiziert sich mit seiner Karte und die Frau drückt die 16.
So lassen sich Mutter und Kind von unserem Sicherheitsmann ihren Einkauf in ihr Penthouse schaffen, - wie im Fünfsternhotel...
Die Kleine wimmert noch, der Lift hält an. Es blinkt die 8 und leuchtet Taste 16. Mit malayscher Verzögerung realisiert der Liftboy, dass ich wahrscheinlich aussteigen möchte und ich mache solche Anstalten. Mit einem Schritt verlässt er die Kabine, lässt aber seinen Gepäckwagen stehen. Ich deute auf mein Wägeli, welches ich dabei habe. Die Frau erklärt ihm mit einer Handbewegung, er möge doch seinen Gepäckwagen herausziehen. In diesem Moment geht die Türe wieder zu.
Auch jetzt hätte ich aus Platznot keine Taste drücken können.
Der Lift setzt sich wieder in Bewegung, fährt in den 16. Stock. Der Bumi hatte die arrogante Amerikanerin nicht verstanden. Der Lift stoppt auf Level 16. Entschlossen stosse ich das Gestell mit ihrem Einkauf aus der Kabine, Mutter und Tochter verlassen den Lift. Nun schenke ich der Dame meinerseits ein verächtliches "Bäy," identifiziere mich nochmal und drücke wieder die Taste 8. Mit einem Lächeln steht das Rotkäppchen immer noch vor der Türe, ich rolle meine Stromversorgung aus der Kabine, "Bay."
Der Leser könnte nun analysieren, was alles falsch gelaufen war. Ich begnüge mich mit dem Ende der Geschichte, während unser freundliche Sicherheitsmann wieder einsteigt. Weiss er noch, in welchem Stock sein Gepäckwagen steht? Ist er flink genug, die richtige Taste zu drücken?
Sonst haut der Lift mit ihm wieder ab, zum Beispiel in die Tiefgarage...

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