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Kondensator zum Zweiten
"Im Bad brennt die Lampe nicht mehr,"
meldet mir Hanni beim Frühstück und schminkt sich am Stubentisch. Danach
schaue ich nach. Die Leuchtröhre glüht nur noch an den beiden Kathoden.
Immerhin. Ich versuche es gar nicht erst mit einer neuen Röhre, sondern
setziere im Labor gleich das elektronische Vorschaltgerät.
Ein haufen Halbleiter, etwas Gemüse, aber nichts scheint von blossem Auge
kaputt wie kürzlich in einem PC-Netzteil, aber dieses roch auch ziemlich
penetrant nach Strom. Ich google I3005, vermute einen Triac oder Thyristor,
finde schliesslich das Datenblatt des Transistors und messe die Beiden aus.
Scheinen noch zu tun, und auch all die Dioden sind ganz.
Gopf, läuft die Lampe mit Gleichstrom?
Dann erinnere ich mich zurück in die Stifti. Was war jeweils kaputt, wenn eine
Röhre nur noch glühte?
Der Starter! Drehte man den heraus leuchtete die Lampe. Aber was ging kaputt im
Starter?
Richtig, der Kondensator. Haute man den ab, lief die Lampe wieder. Aber dann
konnte das Gerät "Radiostörungen verursachen."
Das wiederum erinnerte mich an ein Prüfprotokoll eines BKW-Kontrolleurs:
"Die alten Drehschalter müssen ersetzt werden, sie könnten
Radiostörungen verursachen."
He, die 100-jährigen Schalter funkten alle noch prima, waren aus unbrennbarem
Porzellan gegossen und hatten Messerkontakte. Die heutigen Schalter sind
womöglich aus rezikliertem Plastik, die Drähte lose eingesteckt, haben 20
Prüfzeichen, aber funken nicht mehr halb so lang und wenn man sie ein bisschen
schief anschraubt klemmen sie...
Also,
was muss kaputt sein in meinem EVG -ein Kondensator. Den gröbsten nehme ich mir
zur Brust: Piip. Haha 103 T1000V steht auf dem Klotz. 1000V habe ich nicht und
grabe in meiner Bastelkiste. Am Hochspannungskabel ziehe ich eine alte
Fernsehplatine heraus und inspiziere seine Klötze: .022/1600V würde fast
passen, aber ist wohl etwas zu grob. 10n630V Hmm. Mal probieren, mehr als hopps
gehen kann der nicht. Schliesslich hatte der Blaue schon im Fernseher
Jahrzehntelang gedient, warum sollte er nicht noch ein paar Jährchen in einer
Leuchtröhre funken?
Achso, ja die Leuchtröhre mit EVG funktioniert auch mit Gleichstrom. (Mit dem
100A-Gleichrichter (oben links) mache ich aber auch noch andere Mürkse...;-)
Darum ist die Leuchte auch dimmbar. Mit einem groben Fass (330 uF400V) kann man sie
sogar romantisch nachleuchten lassen;-)....
Kondensator zum Dritten
"Äs hett ä Chlapf gäh," erzählte
Barbara in ihrem schönsten Obwaldner-diitsch vom letzten Nähversuch.
"Lass mir die Pfaff in mein Labor bringen..."
Barbara hing wohl an dem Altertum und schon Tage später stand die Nähmaschine
bei mir. Sie roch nach Starkstrom und beim Öffnen noch penetranter. Ich baute
das Motörchen aus. Ausgesprochen servicefreundlich die währschafte Schweizer
Technik! Zwei Klicks, drei Schräubchen und der kaputte X-Kondensator lag frei
und konnte ausgelötet werden.
Ich gröhlte, hätte den emotionalen Moment der hübschen Hobbynäherin gern
miterlebt, als der Cap explodierte. Sass die Frau anschliessend im Dunkeln, oder
nähte sie bei Tageslicht? Lämpchen hatte die Maschine keines.
Mit ein paar Handgriffen lötete ich einen neuen Rifa ein und legte das
Motörchen vorerst auf den Balkon zum Auslüften. Den kaputten Furz steckte ich
in einen Plastikbeutel zur Ansicht. Frau kann ihn ja auf ein seidenes Tuch
nähen und einrahmen lassen;-)
Der 13er Schlüssel
"Könntest Du mal schauen kommen?"
bittet mich Hanni besorgt, "der Tumbler dreht nicht mehr. Wahrscheinlich ist das Abluftrohr verstopft, heisst es hier im
Manual...."
Ich nehme mich der spanischen Blechkiste an und schraube ein paar
Sachen ab. Murrt der Motor, weil die Trommel so harzig dreht? Doch WD40 bringt nichts, aber wenn
ich das Lüfterrad anschubse, dreht der Motor. Nochmal. Uff, wahrscheinlich ist der
Kondensator flöten, vermute ich. Das sind meine Lieblinge! Hanni hält die Kiste schräg, damit ich unten
die vier Schrauben herausdrehen kann. Dann noch das Lüfterrad abgezogen und das
heisse Motörchen herausgehisst.
Sieht
übel aus, das Plastik, hat ein Krebsgeschwür und riecht nach Starkstrom.
"Gib mir mal den 13er Schlüssel der dort liegt." Hanni gibt mir den
12er, welcher daneben lag. "DEN DREIZEHNER!" Ich schraube den
Hilfskondensator ab und wir beäugen ihn. "Hast Du einen Söttigen,"
fragt Hanni erwartungsvoll?" "Nein, so Dicke habe ich keine am Lager,
wir vertagen das Ganze auf Morgen."
Nach Sonnenaufgang, bei Malaysias Arbeitsmoral ist das so gegen Zehn, pilgere
ich in meine Elektronik-Einkaufsstrasse und brauche auch noch ein paar andere
Sachen. In meinem Stammladen angekommen helfe ich dem Girly gerade ein Kabel
abrollen, sie lächelt über alle vier Backen. Und führt auch meinen
Kondensator. "Do you need a receipt?" Ich verneine die bekannte Frage
und erhalte einen ansehnlichen Rabatt für meinen Einkauf. Das Gemüse geht also
wieder einmal unversteuert über den Ladentisch. Für den Cap hätte ich in der
Schweiz locker das Zehnfache bezahlt, mit Mwst, Versandkosten und
Mindestmengenzuschlag versteht sich.
Dafür kriegt der Täxeler jetzt ein Trinkgeld, weil er den Meter benützt und
mich nicht zu bescheissen versucht. Doch zu Hause stutze ich: Nanu, was ist denn
das für eine dumme Mutter: Der Dreizehner fällt durch und der Zwölfer ist zu
klein. Made in UK, steht auf dem Kondensator, alles klar. So nehme ich halt die
Mutter des alten Cap's und den 13er...
Der Tumbler wieder assembliert, dreht und heizt wie ein Grosser. 2,3 kWh pro
Stunde, also mehr als die Waschmaschine. Hannis Wäsche trocknete über Nacht
auch am Ständer und der italienische Kondensator mit der englischen Mutter
fliegt in den Kübel.
Und nochmal einer
In Kuala Lumpur hatte ich beim Staubsaugen ab und zu einen
Knall gehört, war erschrocken, aber hatte das Phänomen schliesslich als
statische Entladungen abgetan, wie nach dem Überqueren eines Teppichs. Hier in
Sarajevo ist mir solches nicht aufgefallen, weil das Gerät meistens von der
Putzfrau benützt wird. Ausser heute, wo der Motor nicht mehr sauber drehte und
knirschte wie ein Betonmischer...
"Was fluchst du denn wie ein Stallknecht?" fragte meine Frau, welche
in der Küche am Guezelen war. "Och, unsere Putze hatte keinen Sack im
Sauger und jetzt ist er kaputt." Das schockierte selbst Hanni, gehörte
doch das "Heiligtum" seit 30 jahren zu ihrem ganz persönlichen
Hausrat. So nahm ich mich dem Dust Sucker an, entsorgte den Dreck aus dem
Stoffsack und setzierte das Maschinchen. Ausser zwei kaputten Kugellagern, einem
nicht ganz zunderfreien Kollektor fand ich am Motorgehäuse wieder einen
zerborstenen Störschutzkondensator.
Aha, erinnerte ich mich an KL. Da waren also die Tätschs hergekommen! Da aber
die Kolonie immer noch den englischen Installationsstandard kennt und unsere
Schweizerstecker keine Sicherung enthalten, musste halt der Cap die etwa 100 Amp
aushalten und der Motor drehte munter weiter. Die beiden Kappen des Kondensators
waren aus dem Röhrchen gesprengt worden und die Anschlussdrähte hingen heraus
wie die Lunte eines abgebrannten Schweizerchrachers. Ich suchte einen Ersatz und lötete die Kabel
um. Dann stülpte ich ein Stück
Schrumpfschlauch über das C und klemmte mein Werk wieder unter die Metallasche.
Nun braucht der Motor noch zwei neue Lager, dann sollte er wieder tun. Doch am
Dienstag werde ich meiner Putzfrau erklären, dass ohne Sack auch beim
Staubsauger nichts geht;-)
Und noch einer
Wenn es einen Kondensator verchlepft ist das
besser, als wenn man einen Fehler mühsam suchen muss. Ich hatte lediglich
festgestellt, dass die Spüle nicht mehr Um-pumpte. So legte ich des
Hausbesitzers Qualitäts- Bosch- Geschirrspüler auf den Küchenboden, lugte
zuerst unten hinein, schraubte schliesslich ein Seitenblech ab und staunte über
die Servicefreundlichkeit. Da war der Pumpenmotor zu sehen. Mit dem
Schraubenzieher drehte ich seinen Rotor; -problemlos. Dann erblickte ich den auf
der Rückseite angeschraubten Kondensator. Aha ächzte ich mit meinem
Hexenschuss, griff den 13er, löste und extrahierte den Cap von den
Amp-Steckern. Eigentlich hätte ich ihn im Lab gar nicht mehr auszumessen
brauchen, ich spürte im Wasser, dass er nicht mehr funkte. Er tat weniger als
nichts mehr, aber der Alubecher war auch nicht geborsten, sonst hätte ich
weniger lange suchen müssen, -den Schaden gerochen.
So pilgerte ich ins Städtchen hinunter und fragte zuerst im
Electronic-Centar. Doch das hatte noch nie etwas; -brauche ich immer Sachen wo's
nicht gibt? Der freundliche Mann schickte mich aber in die Ferhadija 1, dort
könnte ich mit etwas Glück...
Vor dem "Grümschelerladen" schälte ein alter Mann gerade wertvolles
Kupfer aus einem Gummikabel. Drinnen zeigte ich meinen 5 uF Becherelko. Der Chef
beäugte ihn, stapfte ins "Lager," hob ein-zwei Plastikbehälter
beiseite und brachte einen weiteren mit Kondensatoren. Einen passenden fanden
wir nicht, aber er legte einen 3 uF und einen 2 uF auf die Seite, holte zwei
Kabelbinder und schaute mich fragend an.
Etwas anderes als ein Murks wird mir wohl heute nicht übrig bleiben dachte ich,
kaufte die Beiden, aber klebte sie mit Silikon zusammen, denn Kabelbindern traue
ich nicht in heisser Umgebung. Sogar der Gewindezapfen liess sich für beide
Caps verwenden...