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Umzugs-Alpträume
Nach einem halben Dutzend Umzügen um den ganzen
Globus können wir einiges erzählen. Die mieserabelste Packfirma hatten wir in
der Schweiz mit Packimpex: Ganze Möbelpartien wie z.B. unser Polsterbett wurden
nicht verpackt, sondern einfach in den staubigen Container geschoben. Dazwischen
die 120 cm Glasplatte eines Tisches eingeklemmt. Ettiketten wurden direkt an
Gegenstände geklebt, welche in Costa Rica angerostet waren. Prompt wurde am
Hafen in Puerto Limon unser Container aufgebrochen, vieles ausgekippt, überall
Kerzenwachs vertropft und ein paar Sachen geklaut. Ausgerechnet ein Videogerät,
welches extra in den letzten Tagen neu angeschafft und nicht mehr versichert
wurde. Ein schwacher Trost, der Dieb konnte damit nichts anfangen, weil 230 V/50
Hz und PAL-Farbsystem. Entsprechend mühsam war die Wiederbeschaffung.
Der Umzug nach Australien verlief anstandslos, bisher unsere besten Packer.
In Canberra kamen Leute vom Zoll und dem Gesundheitsministerium, schauten in
unseren Staubsauger, fumigierten Stiefel und Velopneus und nahmen Hannis
Teekräuter mit. Nach der Halbzeit wurde unser Haus verkauft und wir mussten
umziehen. In unserem damaligen Camper und einem VW-Bus eines Kollegen sind wir
ein Dutzend Mal nach Mawson gefahren.
Doch der gröbste Unfug leistete ein Schweizer Unternehmer aus Sydney. Weil wir
Wilson Removals nicht wollten, da unseriös, vergaben wir den Auftrag an einen
Landsmann. Dieser vermittelte ihn frech an Wilson in Canberra weiter und wir
konnten aus Termingründen nichts mehr dagegen tun. Dann durfte ich ihnen noch
helfen den Tresor einladen, weil die Männer von Gesetzes wegen nur 30 Kilo
heben dürfen. Derweil hatte Hanni einen Autounfall mit dem Fahrzeug einer
Arbeitskollegin, -wurde gerammt von einer Frau am Handy. Als wir am Samstag
morgen das Haus sauber machten, stellten wir fest, dass ein Laborschrank noch
voll von Peter's Sachen war. Eine Videoanlage und schwere Elektronikfachbücher
mussten wir zurücklassen und haben natürlich einmal mehr über unseren
Landsmann geflucht; -nie mehr bekommt ein Schweizer unseren Auftrag, nur weil er
Schweizer ist. Vagant!
In Madrid packten wir noch Zvierireste und Fast Food -Verpackungen aus, welche
die Aussies einfach in die Kartons entsorgt hatten und eine echte Pflanze war
verrottet, angeschrieben mit artificial plant. Nein, auch Wilson Removals
bekommt von uns keinen Auftrag mehr.
In Spanien wurde unser Umzugsgut zwischengelagert und umgeladen. Entsprechend
sah es danach aus, wie wenn es eine Kuh in der Schnure gehabt hätte, mit vielen
Schäden. Dabei wurde uns das Blaue vom Himmel versprochen, ihre Männer kämen
in Uniform... Von wegen toppseriös, als der erste Hombre einen Stapel Kartons
unsachte abstellte, ging ein Tritt unserer Gartentreppe flöten. In einem
Schrank hatte ich alle Sachen eingeschlossen, welche wir in unserem Camper in
die Schweiz mitnahmen, ausser unsere Chüngel im Garten. Prompt fand ein Hombre
einen Schlüssel eines anderen Schrankes und unsere Sachen wurden eingepackt.
Ich kam zufällig dazu, rief aus wie ein Wald voll Affen: "Los ultimos 10
cajas hay que desempacar!"
In Venezuela ging alles glatt, nur der "Schwarzli" unser Haussheriff
staunte, was wir alles in die scheinbar kleine Wohnung pferchen. Doch Global
C.A. erhielt auch wieder unseren Packauftrag nach Mazedonien. In Caracas hatten
wir vieles verschenkt und reisten inzwischen ab nach Alaska, machten verdienten
Urlaub. Dann pressierte es plötzlich nach Skopje, weil anlässlich der
Olympiade in Athen der griechische Frachthafen platz brauche.
Unser Tresor wurde aus dem Camion "gerollt"; -Scherben bringen Glück,
dachte ich zuerst. Doch die Mazedonier schufteten einen ab auf den 76
Treppenstufen. Ein gutes Trinkgeld bekam jeder und AGS erhielt auch wieder den
Packauftrag bei unserem Wegzug. Der Sattelschlepper hatte etwas Mühe, in
unserer Sackgasse zu wenden und ein paar Packer mussten ein Taxi unsanft aus dem
Weg schaffen. Doch mit etwas Murks und Chnorz ging auch der lädierte Truck weg
in der Dämmerung.
So erhielten wir vor einem Monat unser Umzugsgut in Kuala Lumpur wieder. Nach
einigem Durcheinander schafften 10 Leute die etwa 320 Kartons bis am späten
Nachmittag in den 8. Stock. Doch fragt man sich, was Architeckten
überlegen, wo solche Hochhäuser bauen. Wie stellen sie sich vor, wie je 40
Qubikmeter Mobiliar in 288 Apartemente gezügelt werden, wenn nicht einmal ein
Camion bequem aufs Grundstück fahren kann...
Und noch keine Packagentur hat es geschafft, die paar explizit mit Pfeilen nach
oben bezeichneten Kartons auch mit Pfeil nach oben anzuliefern. Und wozu
schreibt man Kartons überhaupt an und in welcher Sprache?...