Alle halbe Jahre wieder...
ein Nachtrag zum 24.06.1999
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Ich bin gerade mal wieder bei meinem Halbjahreshobby. Päckchen packen. Richtig, die Kurze wird mal wieder älter. Und da fällt mir doch was ganz altes – spontan – ein:

Es war einmal - alle Märchen beginnen so, nur das diese Geschichte, im Gegensatz zu den Märchen hoffe ich, wahr ist - an einem sonnigen Donnerstag im Juni Anno 1999. Esther rief mich laufs Nachmittags im Büro an. Ob ich nicht Lust hätte auf einen Teller Spaghetti. Sie habe schon den ganzen Tag gluscht auf Spaghetti, und Thom sie am Abend arbeiten.

Ich hatte. Wir also am Abend im Grotto am Spaghetti futtern. Als ich nach den Spaghetti am Nachtisch rumüberlegte – hier sollte ich wohl langsam mal erwähnen, für die, die es nicht wussten, das Esther im neunten Monat war – kuckte mich meine Gegenüberin mit grossen Augen an. «Du, mir isch gloubs grad z'Fruchtwasser ab» (Für unsere Freunde aus dem grossen Kanton: «Du, ich glaube mir ist gerade das Fruchtwasser ab»)!

Was folgt könnt Ihr Euch denken. Zahlen, Taxi, heim Wäsche hohlen und ab ins Frauenspital. Zwischen durch ihren Freund anrufen und schon stand ich in einem Spital. Ich, der ausser bei der Geburt, in den letzten - damals - neunundzwanzig Jahren, vier mal eine Stunde in so einem Etablissement war. Nachdem ich so eins, zwei Stunden blubbernd wie ein nasser Regenschirm bei Sonnenschein in einer Ecke rumstand erlöste mich ihr Freund. Noch schnell ein Küsschen und ab nach Hause.

Nachdem ich Esthers Auto vor ihrer Wohnung geparkt hatte lief ich die paar Querstrasen nach Hause. Weit sollte ich nicht kommen. Von rechts schwappt eine aufgedrehte, weibliche Stimme ans Ohr. Ich schau nach und am anderen Ende des Blickes ruft eine «Hää dää kenn ich auch». O Gott, was hat denn Isa getrunken? Sie kommt in Begleitung eines "Herren" diagonal über die Strasse, «Ich habe einen Vogel hinter dem Herd!».

Na ja. Mal schauen was sie will. Wir also zu dritt in ihre Wohnung und ab in die Küche. Und dort an einer Wand lauerte der Gasherd ängstlich zwitschernd. Doch nicht besoffen! Nach einer kurzen Operation mit kippenden Gasherd und einem Geschirrtuch sass der Piepmatz in meiner Hand. Später sassen wir auf Ihrer Terrasse, der Typ war inzwischen verschwunden, bei einem Gespräch über Gott, irre Typen und die Welt bei einem Liter Wein. Ich blaue, das war das letzte mal wo ich einen Wein genossen habe. Seit dem Stosse ich mit dem Zeugs nur noch an.

Aber lassen wir das mal. Als der Wein leer und ich voller war, trollte ich mich nachhause. Mittlerweile war es so gegen 12 Uhr abends, und ich am grübeln, ob ich Esthers Kollegin noch von dem freudigen Ereignis in Kenntnis setzen soll. Ich setzte. Mit dem Telefon. Sie nach dem dritten, vierten klingeln: «Hallo». «Hoi, Päddu hier». Sie vorwurfsvoll: «Meldest Du dich auch mal wieder?»

So, die Märchenstunde ist aus. Ich muss noch ein paar Päckchen machen. Ähh, weiss jemand, wie man ein Trottinett einpackt?
Ausgabe: 11.9.2003 / Pe Zurück