Kurzbeschreibung:
Zunächst einmal ist „28 Days Later“ ein solider Horrorfilm. Und obwohl die Bestien im Film keine Zombies sind, ist man versucht, den Film in dieses Genre zu stecken. Nur allzu offensichtlich sind dessen typische Elemente – Kritik an der Gesellschaft und düstere Parallelen zu existierenden Herrschaftsformen – zu finden; und doch ist „28 Days Later“ mehr. Danny Boyle, von dem zum Beispiel „Trainspotting“ stammt, setzt hier auf mehr als plumpe Effekthascherei oder pure Metzelszenen. Gnadenlos und packend kommt das Grauen daher, unterstützt von einem tollen Schauspielensemble (allen voran Murphy – bekannt aus „Batman Begins“ oder dem recht aktuellen „Red Eye“ – als Jim und Eccleston – der unter anderem in „The Others“ oder dem erschütternden Thriller-Drama „Heart“ mitspielte – als Major West) und einer ständig angespannten Atmosphäre. Abzüge für die Schauspieler entstehen leider durch einige eher fragwürdige Charakterelemente bei den Militärs, die enttäuschend stereotyp und ziemlich klischeehaft erscheinen. Interessant ist bei diesem Film vor allem auch die Kameraführung: Abgehackt, schnell und gefährlich wirken die (un-)menschlichen Bestien durch die verwendete Handkamera auf den Zuschauer. Diese Kamera wurde jedoch nicht nur des künstlerischen Aspekts wegen gewählt, sondern auch, weil Teile der Innenstadt Londons für den Dreh abgesperrt wurden, allerdings stets nur für so kurze Zeit, dass die Handkamera die einzige Lösung des Problems war. Obwohl der Film ohne Jugendfreigabe ist, darf man sich keinen Horrorfilm voller Eingeweide, Blut und abgetrennter Gliedmaßen vorstellen. Das eigentliche Grauen entsteht später nicht mehr durch den Anblick der Bestien oder den Kampf ums Überleben, auch nicht durch den einen oder anderen Splattereffekt. Das Grauen sitzt im Kopf des Zuschauers angesichts der unvorstellbaren Grausamkeit der Agierenden, als die Nicht-Infizierten um Jim die Militärbasis erreichen. Das Gefühl der Ausweglosigkeit und Einsamkeit weicht nicht einmal in den ruhigeren Momenten, die Boyle ebenso gekonnt inszeniert wie die hektischen Elemente des Kampfes oder der Flucht.