Die Folgen des Aufstandes vom 17. Juni 1953

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Trauerfeier in Westberlin für die Opfer des Aufstandes

Trauerfeier in Westberlin für die Opfer des Aufstandes.

Die Folgen des 17. Juni 1953

3. Die Folgen

Der Volksaufstand zeigte deutlich, dass die von der UdSSR errichtete SED-Diktatur nur durch Waffengewalt und Terror entstanden war und auch nur mit diesen Mitteln aufrecht erhalten werden konnte. Nach der Niederschlagung des Aufstandes und der Verfolgung dessen Anführer, verbreitete das ZK (Zentral Komitee) der SED ihre Version der Vorkommnisse:

Es habe sich um einen "faschistischen Putschversuch" gehandelt, eine "Konterrevolution". Gesteuert worden sei er von westdeutschen und amerikanischen Politikern aus Westberlin.

"Durch ihre Agenten und andere gekaufte Subjekte, die vor allem von Westberlin aus massenhaft in die DDR eingeschleust wurden, gelang es den aggressiven Kräften des deutschen und des amerikanischen Monopolkapitals , in der Hauptstadt Berlin und einigen Orten der Republik Teile der Bevölkerung zur Arbeitsniederlegung und zu Demonstrationen zu bewegen. Am 16. und 17. Juni zogen Tausende faschistischer Schläger sowie viele irregeleitete Westberliner Jugendliche in organisierten Gruppen über die Sektorengrenze, verteilten Flugblätter und setzten Warenhäuser der HO und andere Gebäude am Potsdamer Platz in Brand... Insgesamt kam es jedoch nur in 272 von den etwa 10'000 Gemeinden der DDR zu Unruhen, und zwar nur dort, wo die imperialistischen Geheimdienste ihre Stützpunkte hatten oder wohin sie Agenten schicken konnten." (Quelle: St. Doernberg, Kurze Geschichte der DDR, S. 239 und 241)

Mit aller Härte wurde gegen die Anführer der Demonstrationen vorgegangen. Fast 1400 Personen wurden verhaftet. Doch man ging sogar noch weiter: Am Nachmittag des 18. Juni gab der sowjetische Stadtkommandant von Ost-Berlin die standrechtliche Erschiessung des West-Berliners Willi Göttling bekannt, welcher angeblich aktiv an den Unruhen beteiligt gewesen war.

In der SED folgte eine "Reinigung von feindlichen Elementen", angeordnet von den Sowjets, die kein weiteres Risiko eingehen wollten. Dabei wurden die Gegner von Ulbricht, Zaisser und Herrnstadt, aus der SED ausgeschlossen, und somit Ulbrichts Position gestärkt. Zudem wurden noch weitere Mitglieder ausgeschlossen, denen man Passivität oder sozialdemokratische Ansichten vorwarf. Insgesamt wurden auf diese Weise über 60 Prozent der gewählten SED-Bezirksleitungen bis 1954 ausgeschlossen. Dass Volk machte dazumal die bittere Erfahrung, dass der Versuch einer gewaltsamen Veränderung des politischen Systems solange keine Aussicht auf Erfolg hat, wie die UdSSR das Regime in der DDR in den Händen hält.

Trotz allem übte die SED auch vage Selbstkritik. So gab zum Beispiel Ulbricht auf der 15. Tagung des ZK der SED zu: "Schonungslos müssen wir feststellen: Die Provokationen am 17. Juni habe die Partei überrascht." (Quelle: W. Ulbricht, Die gegenwärtige Lage und der neue Kurs der Partei, S. 70). Auch schon an der 14. ZK-Tagung am 21. Juni legte die SED ein Schuldbekenntnis ab: "Wenn Massen von Arbeitern die Partei nicht verstehen, ist die Partei schuld, nicht der Arbeiter." (Quelle: M. Krämer, Der Volksaufstand vom 17. Juni 1953, S. 129)

Am 21. Juni wurden die Arbeitsnormen auf den Stand vor dem 1.4.1953 zurückgenommen und die Lohnkürzungen rückgängig gemacht. Im Oktober 1953 senkte die Regierung die Preise fast aller Waren in den HO (Handels Organisation) Läden um 10 bis 25 Prozent. Und Ende 1954 reduzierten die UdSSR die Kosten für die sowjetische Besatzung, die von den Deutschen selber aufgebracht werden mussten, auf 5 Prozent des Staatshaushaltes. Dazu wurden noch die Sowjetischen Aktiengesellschaften (inklusive der wichtigen Leuna-Werke, aber ohne die uran-fördernde Wismut-AG) für 2,55 Milliarden Mark an die DDR verkauft.

Mit diesen Massnahmen verbesserte sich die Lebenslage der DDR Bevölkerung, doch trotzdem flüchteten weiterhin Tausende. 1953 flüchteten 331'000 Menschen, 1954 waren es 184'000 und 1955 immer noch 252'000 (Quelle: H. Weber, Die DDR - 1945-1986, S. 39)

Der Westen (allen voran Frankreich, UK und USA) reagierte auf die Vorkommnisse des 17. Juni sehr zurückhaltend, da er die UdSSR auf keinen Fall provozieren wollte. Auch war man unvorbereitet. Josef Strauss, damaliger Stellvertretender Vorsitzender der CSU, in seiner Autobiographie (F.J. Strauss, Die Erinnerungen, S. 204): "Wir hatten zwar Informationen, dass die Unzufriedenheit unter den Menschen drüben von Tag zu Tag stieg, dennoch wurden wir von dem plötzlichen Ausbruch der Unruhen und dem demonstrativen Freiheitswille überrascht." Auch nach dem Aufstand hielt sich die Bundesregierung in ihren Stellungnahmen und ihren Aufforderungen bewusst zurück.

So blieben denn auch Interventionen des Westens gegen die Politik der Verfolgung und Vergeltung der SED nach dem Juni-Aufstand aus.

Später wurde diese westliche Zurückhaltung Gegenstand von heftiger Kritik.

Gedenktafel:

Gedenktafel beim Bundesministerium der Finanzen in Berlin

Die Gedenktafel für die Opfer des 17. Juni 1953. Angebracht am heutigen "Bundesministerium der Finanzen in Berlin", Wilhelmstrasse 97. Hier entlud sich, als das Gebäude noch "Haus der Ministerien" hiess, am 17. Juni 1953 der Volksaufstand.

Text der Gedenktafel:

An dieser Stelle
vor dem "Haus der
Ministerien" der DDR,
forderten am 16. Juni 1953
die Bauarbeiter der
Stalinallee
im Bezirk Friedrichshain
die Senkung der
Arbeitsnormen,
den Rücktritt der Regierung,
die Freilassung aller
politischen Gefangenen
sowie freie und geheime
Wahlen.

Diese Protestversammlung
war Ausgangspunkt
des Volksaufstandes
am 17. Juni 1953

Wir gedenken der Opfer.
17. Juni 1993

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Bild-Quelle:

"Trauerfeier": Gerhard Beier, Wir wollen freie Menschen sein, Seite 293.
"Gedenktafel": Tobias Zehnder, Privatarchiv Berlin 2000.