Es kommt mir spanisch vor!
...und zwar noch lange nach meiner Ankunft in Spanien!
Nach fünfeinhalb Wochen gibt es immer noch Tage, an denen mir sehr bewusst ist,
dass ich hier Ausländerin bin und die Sprache nicht beherrsche. So zum Beispiel
am 17. März: Wie gewohnt bin ich an der Uni. Als ich über den Schulhof gehe,
stehen da fünf Typen, an denen ich vorbeigehen muss. Als ich mich ihnen nähere,
spricht mich der Eine von ihnen an. Er spricht und spricht, die Anderen stehen
erwartungsvoll daneben und meine Augen werden grösser und grösser. Nach dem
ersten Wortschwall gebe ich dem Typen zu verstehen, dass ich nicht so gut
Spanisch spreche.
Dies ist normalerweise der Zeitpunkt, an dem die Spanier beginnen, langsamer zu
reden und das Gesagte zu wiederholen. Doch nicht diesmal. Die ganze Gruppe
beginnt schallend zu lachen, ich stehe zuerst etwas verunsichert da, dann
beginne ich mitzulachen. Als ich merke, dass sie mir nicht erklären werden, um
was es geht, setze ich meinen Weg Richtung Kantine fort. Noch bei der Türe höre
ich ihr lautes Lachen. Auch ich finde es ziemlich lustig, obwohl ich keine
Ahnung habe, was abgeht... ;-)
Am selben Abend kaufe ich mir ein paar Hosen. Wie immer sind mir diese zu lang. Natürlich habe ich kein Nähzeug dabei und muss mir dies irgendwo (und irgendwie) beschaffen. In meiner Strasse gibt es einen Laden mit allen möglichen Fäden, Wolle und so weiter. Ganz selbstverständlich betrete ich dieses Geschäft, ich will ja auch nur was zum Nähen kaufen! Als mich die Verkäuferin fragt, was ich will, wird mir erst bewusst, dass nicht weiss, was "Nähset", "nähen", "Faden" und auch nicht was "Nadel" heisst. Ich staggele ein "no hablo español" (Ich spreche kein Spanisch) hin, packe mein Wörterbuch aus dem Rucksack und suche "nähen". "Algo para coser" (etwas, um zu nähen) sind meine nächsten drei ganzen Wörter. Sie fragt mich etwas, das ich logischerweise nicht verstehe. Von da an werfen wir uns nur noch einzelne Wörter zu, bis mich die Verkäuferin zu einer Kiste mit Fadenspulen führt und erklärt, dass sieben solche Spulen 1 Euro kosten. So suche ich mir eben sieben Farben aus, obwohl ich eigentlich nur schwarz brauche. Nun sollte ich nur noch eine Nadel haben. Hier versuche ich es gar nicht erst mit Wörtern, sondern beginne, mit den Händen auf und ab zu fuchteln, als ob ich nähen würde... ;-) Wir finden das beide ziemlich lustig und sie versteht mich sogar! Zum Schluss sagt sie in Zeitlupentempo und überdeutlich "UN EURO Y CINCUENTA CENTIMOS POR FAVOR." und ist sichtlich erstaunt, als ich ihr 2 Euro in die Finger drücke und sage, ich hätte noch 50 cents... :-D
Anderer Tag, gleiche Schwierigkeiten: Das Wetter ist endlich wunderschön und ich möchte nicht nach Hause essen gehen, sondern mir in der Stadt was kaufen und mich in die Sonne setzen. Ich gehe also in ein Kaufhaus, stelle mich am Traiteur (oder wie man das schreibt) an und warte gespannt, was passiert. Als ich vorne stehe, suche ich mir etwas aus, das mit dem Namen angeschrieben ist, damit ich für einmal nicht nur mit dem Finger drauf deuten muss. Ich glaube, die Verkäuferin hat mich sogar verstanden! Nur leider ich den folgenden Wortschwall von ihr nicht. Ich sage jedoch einfach ein paar mal "sí" und "vale" und schon stehe ich wieder draussen - mit drei von diesen Dingern, von denen ich eigentlich nur eines wollte! Anscheinend habe ich eine Aktion "3 für 2" erwischt... Wie heisst es doch so schön im Song von Patent Ochsner? - "Ich gibä dir drü für zwöi doch ich weiss, ich bruchä numä eis"... Nun gut, so brauche ich mich schon nicht um das Nachtessen zu kümmern... ;-)
Zu den letzten zwei Abschnitten kann ich nur sagen: Es lebe die Selbstbedienung!