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Spanische Freunde
Natürlich bin ich nicht die ganze Zeit alleine. Ich lerne hier auch jede
Menge Leute kennen. Vor allem im August habe ich für meine Egotrips kaum
noch Zeit, wie ich sie unter "Ich
mit mir" beschreibe. Keine Angst, ich gehe nach wie vor alleine zur
Toilette, diese Privatsphäre lassen mir meine spanischen Freunde noch. ;-)
Bei all diesen geselligen Anlässen versteht es sich von selbst, dass man
auch viele Leute kennen lernt. Denn in Spanien feiert man nicht nur mit
"seinen" Freunden, sondern mit allen anwesenden Personen. Es wird bis in die
Morgenstunden gequatscht, gelacht und getanzt. Da müsste man doch meinen,
die Spanier hätten alle einen Freundeskreis von mindestens 150 Personen (wie
sich später herausstellt würde dies für einen jungen Spanier gelten)! Stimmt
nicht. Die Freundeskreise sind kaum grösser als bei uns. Der
freundschaftliche Umgang mit fremden Leuten hat also keineswegs zur Folge,
dass diese gleich in den Freundeskreis aufgenommen werden. Das viel
versprechende "hasta luego" ("bis später" oder auf gut Deutsch "Aufwiedersehen"),
nach dem Zum-Besten-Geben der ganzen inneren Fröhlichkeit, könnte also genau
so gut durch ein "adios" (und tschüss!) ersetzt werden. Wohl etwas ungewohnt
für unsere schweizerische Denkweise, jedoch absolut verständlich, wenn man
sich in die Lage der Spanier versetzt. Wo kämen sie auch hin, wenn sie an
jedem Fest neue Freunde gewinnen würden? Kalkulieren wir mal kurz:
Angenommen, sie würden an jedem Fest jeweils nur eine Freundschaft
schliessen und zählen wir mal nur die "Sommerpartys" unter freiem Himmel.
Das wären also vier Wochenenden (=zwei Nächte: Freitag und Samstag) im
August plus das letzte im Juli und das erste im September. (Formel:
4x2+1x2+1x2 [Punkt kommt vor Strich] = 12) Dazu kommen mindestens drei
Daten, die auf Werktage fallen plus das bedeutendste Fest in Oviedo - San
Mateo - das Mitte September stattfindet und gut zehn Tage dauert. Habt Ihr
auch schön mitgezählt? Da wären wir dann bei 25. So weit, so gut. Schauen
wir uns aber noch ein wenig die Geografie eh Demokratie - ich will sagen:
Demografie! - an. Der Durchschnittsspanier beginnt seine Ausgehkarriere mit
zirka 15 Jahren und beendet sie mit ungefähr 45 (gezählt sind nur
diejenigen, die bis in die Morgenstunden ausharren). Will heissen, er ist 30
Jahre lang mehr oder weniger aktiv an den Sommernächten beteiligt. Ja, und
nun grabt eure Taschenrechner aus. Anzahl offizielle Sommerfeste
multipliziert mit der Anzahl an aktiven Jahren ergäbe in unserem Beispiel
eine Freu(n)dessumme von 750. Uff, ganz schön viel! Und dann sollte man mit
jedem dieser Freunde ein Gläschen auf das "Wohl" trinken; würde heissen im
46. Lebensjahr 18'750 Gläschen (und die sind ja meist nicht zu knapp gefüllt
in Spanien) innerhalb von zirka zwei Monaten (750 Freunde mal 25 Feste) -
das wäre der Untergang Spaniens! ☺☺☺☺☺☺☺☺☺☺☺☺☺☺☺☺☺☺☺☺☺☺ |